Lebensansichten des Katers Murr - 06
Total number of words is 4324
Total number of unique words is 1619
38.3 of words are in the 2000 most common words
51.3 of words are in the 5000 most common words
58.5 of words are in the 8000 most common words
von allen gewesen. Später lernte ich mich selbst mehr bekämpfen, aber
nicht auszusprechen vermag ich die Marter meines Zustandes, wenn in der
heitersten Umgebung gemütlicher, wohlwollender Freunde, bei irgendeinem
Kunstgenuß, ja selbst in den Momenten, wenn meine Eitelkeit in Anspruch
genommen wurde auf diese, jene Weise, ja! wenn mir dann plötzlich alles
elend, nichtig, farblos, tot erschien und ich mich versetzt fühlte in
eine trostlose Einöde. Nur einen Engel des Lichts gibt es, der Macht hat
über den bösen Dämon. Es ist der Geist der Tonkunst, der oft aus mir
selbst sich siegreich erhebt, und vor dessen mächtiger Stimme alle
Schmerzen irdischer Bedrängnis verstummen. --
Immer, nahm die Rätin das Wort, habe ich geglaubt, daß die Musik auf
Sie zu stark, mithin verderblich wirke; denn indem bei der Aufführung
irgendeines vortrefflichen Werks Ihr ganzes Wesen durchdrungen schien,
veränderten sich alle Züge Ihres Gesichts. Sie erblaßten, Sie waren
keines Wortes mächtig, Sie hatten nur Seufzer und Tränen, und fielen
dann her mit dem bittersten Spott, mit tief verletzendem Hohn, über
jeden, der auch nur ein Wort über das Werk des Meisters sagen wollte.
-- Ja, wenn --
O beste Rätin, fiel Kreisler der Benzon ins Wort, indem er, so ernst und
tiefbewegt er zuvor gesprochen, plötzlich den besondern Ton der Ironie
wieder aufnahm, der ihm eigen, das ist nun alles anders geworden. Sie
glauben gar nicht, Verehrte, was ich an dem großherzoglichen Hofe artig
und gescheut geworden bin. Ich kann mit der größten Seelenruhe und
Gemütlichkeit zum Don Juan und zur Armida den Takt schlagen, ich kann
der ersten Sängerin freundlich zuwinken, wenn sie in der merkwürdigsten
Kadenz auf den Sprossen der Tonleiter herumhopst, ich kann, wenn der
Hofmarschall nach Haydn's Jahreszeiten mir zuflüstert: _C'etoit bien
ennuyant, mon cher maître de chapelle,_ lächelnd mit dem Kopfe nicken und
eine bedeutungsvolle Prise nehmen, ja ich kann es geduldig anhören, wenn
der kunstverständige Kammer- und Spektakelherr mir weitläuftig
demonstriert, daß Mozart und Beethoven den Teufel was von Gesang
verstünden, und daß Rossini, Pucitta und wie die Männerchen alle heißen
mögen, sich _à la hauteur_ aller Opernmusik geschwungen. -- Ja, Verehrte,
Sie glauben nicht, was ich während meiner Kapellmeisterschaft
profitiert, vorzüglich aber die schöne Überzeugung, wie gut es ist, wenn
Künstler förmlich in Dienst treten; der Teufel und seine Großmutter
könnte es sonst mit dem stolzen, übermütigen Volke aushalten! Laßt den
braven Komponisten Kapellmeister oder Musikdirektor werden, den Dichter
Hofpoet, den Maler Hofporträtisten, den Bildhauer Hofporträtmeißler, und
Ihr habt bald keine unnützen Phantasten mehr im Lande, vielmehr lauter
nützliche Bürger von guter Erziehung und milden Sitten! --
Still, still, rief die Rätin unmutig, halten Sie ein, Kreisler, Ihr
Steckenpferd fängt wieder an, sich zu bäumen, nach gewöhnlicher Art und
Weise. Übrigens merke ich Unrat, und wünsche jetzt in der Tat recht
sehnlich zu wissen, welch ein schlimmes Ereignis Sie zur schnellen,
übereilten Flucht aus der Residenz nötigte. Denn auf eine solche Flucht
deuten alle Umstände Ihrer Erscheinung im Park.
Und ich, sprach Kreisler ruhig, indem er seinen Blick fest auf die Rätin
heftete, ich kann versichern, daß das schlimme Ereignis, welches mich
forttrieb aus der Residenz, unabhängig von allen äußern Dingen, nur in
mir selbst lag.
Eben jene Unruhe, von der ich vorhin vielleicht mehr und ernster
sprach, als gerade nötig, überfiel mich mit stärkerer Macht als jemals,
es war meines Bleibens nicht länger. -- Sie wissen, wie ich mich auf
meine Kapellmeisterschaft bei dem Großherzog freute. Törichterweise
glaubte ich, daß, in der Kunst lebend, meine Stellung eben mich ganz
beschwichtigen, daß der Dämon in meinem Innern besiegt werden würde. Aus
dem wenigen, was ich erst über meine Bildung am großherzoglichen Hofe
angebracht, werden Sie, Verehrte, aber entnehmen, wie sehr ich mich
täuschte. Erlassen Sie mir die Schilderung, wie ich durch fade Spielerei
mit der heiligen Kunst, zu der ich notgedrungen die Hand bieten mußte,
durch die Albernheiten seelenloser Kunstpfuscher, abgeschmackter
Dilettanten, durch das ganze tolle Treiben einer Welt voll
Kunstgliederpuppen, immer mehr und mehr dahin gebracht wurde, die
erbärmliche Nichtswürdigkeit meiner Existenz einzusehen. An einem Morgen
mußt' ich zum Großherzog, um meine Einwirkung bei den Festlichkeiten,
die in den nächsten Tagen stattfinden sollten, zu erfahren. Der
Spektakelherr war, wie natürlich, zugegen und stürmte auf mich ein mit
allerlei sinn- und geschmacklosen Anordnungen, denen ich mich fügen
sollte. Vorzüglich war es ein von ihm selbst verfaßter Prolog, den er,
als höchste Spitze der Theaterfeste, von mir komponiert verlangte. Da
diesmal, so sprach er zum Fürsten, einen stechenden Seitenblick auf mich
werfend, nicht von gelehrter deutscher Musik, sondern von
geschmackvollem italienischen Gesange die Rede sein, so habe er selbst
einige zarte Melodien aufgesetzt, die ich gehörig anzubringen hätte. Der
Großherzog genehmigte nicht nur alles, sondern nahm auch Gelegenheit,
mir überhaupt anzudeuten, daß er meine fernere Ausbildung durch eifriges
Studium der neueren Italiener hoffe und erwarte. -- Wie ich so
erbärmlich da stand! -- ich verachtete mich selbst tief -- alle
Demütigungen erschienen mir gerechte Strafe für meinen kindischen,
aberwitzigen Langmut! -- Ich verließ das Schloß, um nie wieder
zurückzukehren. Noch denselben Abend wollte ich meine Entlassung
fordern, aber selbst dieser Entschluß konnte mich nicht über mich selbst
beruhigen, da ich mich schon durch einen geheimen Ostrazismus verbannt
sah. Die Guitarre, die ich zu anderm Beruf mitgenommen, nahm ich aus dem
Wagen, den ich, vors Tor gekommen, fortschickte, und lief hinaus ins
Freie, unaufhaltsam fort, immer weiter fort! -- Schon sank die Sonne,
immer breiter und schwärzer wurden die Schatten der Berge, des Waldes.
Unerträglich, ja vernichtend war mir der Gedanke, zurückzukehren nach
der Residenz. -- Welche Macht zwingt mich zum Rückweg! so rief ich laut.
Ich wußte, daß ich mich auf dem Wege nach Sieghartsweiler befand; ich
gedachte meines alten Meisters Abraham, von dem ich Tages zuvor einen
Brief erhalten, worin er, meine Lage in der Residenz ahnend, mich
wegwünschte von dort, mich zu sich einlud. --
Wie, unterbrach die Rätin den Kapellmeister, Sie kennen den wunderlichen
Alten?
Meister Abraham, fuhr Kreisler fort, war der innigste Freund meines
Vaters, mein Lehrer, zum Teil mein Erzieher! -- Nun, Verehrte, wissen
Sie ausführlich, wie ich in den Park des wackern Fürsten Irenäus kam,
und werden nicht mehr daran zweifeln, daß ich, kommt es darauf an, im
Stande bin, ruhig, mit erforderlicher historischer Genauigkeit und so
angenehm zu erzählen, daß mir selbst davor graut. Überhaupt kommt mir
die ganze Geschichte meiner Flucht aus der Residenz, wie gesagt, so
albern vor, und von solcher allen Geist zerstörender Nüchternheit, daß
man selbst nicht davon sprechen kann, ohne in erkleckliche Schwachheit
zu verfallen. -- Möchten Sie, Teure, aber die seichte Begebenheit als
krampfstillendes Wasser der erschrockenen Prinzessin beibringen, damit
sie sich beruhige, und daran denken, daß ein ehrlicher deutscher
Musikus, den, als er gerade seidene Strümpfe angezogen, und sich in
einem saubern Kutschkasten vornehm geberdete, Rossini und Pucitta, und
Pavesi und Fioravanti, und Gott weiß welche andere inis und ittas, in
die Flucht schlugen, sich unmöglich sehr gescheut betragen kann.
Verzeihung ist zu hoffen, will ich hoffen! -- Als poetischen Nachklang
des langweiligen Abenteuers vernehmen Sie aber, beste Rätin, daß in dem
Augenblick, da ich, gepeitscht von meinem Dämon, fortrennen wollte, mich
der süßeste Zauber festbannte. Schadenfroh trachtete der Dämon eben das
tiefste Geheimnis meiner Brust zu Schanden zu machen, da rührte der
mächtige Geist der Tonkunst die Schwingen, und vor dem melodischen
Rauschen erwachte der Trost, die Hoffnung, ja selbst die Sehnsucht, die
die unvergängliche Lieb selbst ist und das Entzücken ewiger Jugend.
-- Julia sang! --
Kreisler schwieg. Die Benzon horchte auf, gespannt auf das, was nun
nachfolgen würde. Da der Kapellmeister sich in stumme Gedanken zu
verlieren schien, fragte sie mit kalter Freundlichkeit: Sie finden den
Gesang meiner Tochter in der Tat angenehm, lieber Johannes?
Kreisler fuhr heftig auf, das, was er sagen wollte, erstickte aber ein
Seufzer aus der tiefsten Brust.
Nun, fuhr die Rätin fort, das ist mir recht lieb. Julia kann von Ihnen,
lieber Kreisler, was den wahren Gesang betrifft, recht viel lernen, denn
daß Sie hier bleiben, sehe ich nun als eine ausgemachte Sache an.
Verehrteste, begann Kreisler, aber in dem Augenblicke öffnete sich die
Türe und Julia trat herein.
Als sie den Kapellmeister gewahrte, verklärte ihr holdes Antlitz ein
süßes Lächeln, und ein leises: Ach! hauchte von ihren Lippen.
Die Benzon stand auf, nahm den Kapellmeister bei der Hand und führte ihn
Julien entgegen, indem sie sprach: Nun, mein Kind, da ist der
seltsame -- --
=(M. f. f.)= -- der junge Ponto los auf mein neuestes Manuskript, das
neben mir lag, faßte es, ehe ich's verhindern konnte, zwischen die Zähne
und rannte damit spornstreichs auf und davon. Er stieß dabei ein
schadenfrohes Gelächter aus, und schon dies hätte mich vermuten lassen
sollen, daß nicht bloßer jugendlicher Mutwille ihn zur bösen Tat
spornte, sondern daß noch etwas mehr im Spiele war. Bald wurde ich
darüber aufgeklärt.
Nach ein paar Tagen trat der Mann, bei dem der junge Ponto in Diensten,
hinein zu meinem Meister. Es war, wie ich nachher erfahren, Herr
Lothario, Professor der Ästhetik am Gymnasio zu Sieghartsweiler. -- Nach
gewöhnlicher Begrüßung schaute der Professor im Zimmer umher und sprach,
als er mich erblickte: Wolltet Ihr nicht, lieber Meister, den Kleinen
dort aus der Stube entfernen? Warum? fragte der Meister. -- Ihr konntet
doch sonst die Katzen leiden, Professor, und vorzüglich meinen Liebling,
den zierlichen, gescheuten Kater Murr! -- Ja, sprach der Professor,
indem er höhnisch lachte, zierlich und gescheut, das ist wahr! -- Aber
tut mir den Gefallen, Meister, und entfernt Euern Liebling, denn ich
habe Dinge mit Euch zu reden, die er durchaus nicht hören darf. Wer?
rief Meister Abraham, indem er den Professor anstarrte. Nun, fuhr dieser
fort, Euer Kater. Ich bitte Euch, fragt nicht weiter, sondern tut, warum
ich Euch bitte! -- Das ist doch seltsam, sprach der Meister, indem er
die Türe des Kabinetts öffnete und mich hineinrief. Ich folgte seinem
Ruf, ohne daß er es gewahrte, schlüpfte ich aber wieder hinein und
verbarg mich im untersten Fach des Bücherschranks, so daß ich unbemerkt
das Zimmer übersehen und jedes Wort, das gesprochen wurde, vernehmen
konnte.
Nun möchte ich, sprach Meister Abraham, indem er sich dem Professor
gegenüber in seinen Lehnstuhl setzte, doch in aller Welt wissen, welch
ein Geheimnis Ihr mir zu entdecken habt, das meinem ehrlichen Kater Murr
verschwiegen bleiben soll.
Sagt mir, begann der Professor sehr ernst und nachdenklich, zuvörderst,
lieber Meister, was haltet Ihr von dem Grundsatz, daß, nur körperliche
Gesundheit vorausgesetzt, sonst ohne Rücksicht auf angeborne geistige
Fähigkeit, auf Talent, auf Genie, vermöge einer besonders geregelten
Erziehung aus jedem Kinde in kurzer Zeit, mithin noch in den
Knabenjahren, ein Heros in Wissenschaft und Kunst geschaffen werden
kann?
Es erwiderte der Meister: Was kann ich von diesem Grundsatz anders
halten, als daß er albern und abgeschmackt ist. Möglich, ja sogar leicht
mag es sein, daß man einem Kinde, das die Auffassungsgabe, wie sie
ungefähr bei den Affen anzutreffen, und ein gutes Gedächtnis besitzt,
eine Menge Dinge systematisch eintrichtern kann, die es dann vor den
Leuten auskramt; nur muß es diesem Kinde durchaus an allem natürlichen
Ingenium fehlen, da sonst der innere bessere Geist der heillosen
Prozedur widerstrebt. Wer wird aber jemals solch einen einfältigen, mit
allerlei verschluckbaren Brocken des Wissens dick gemästeten Jungen
einen Gelehrten im echten Sinne des Wortes nennen?
Die Welt, rief der Professor heftig, die ganze Welt! -- O es ist
entsetzlich! Aller Glaube an die innere, höhere, angeborene
Geisteskraft, die allein nur den Gelehrten, den Künstler schafft, geht
ja über jenen heillosen, tollen Grundsatz zum Teufel!
Ereifert Euch nicht, sprach der Meister lächelnd, soviel wie ich weiß,
ist bis jetzt in unserm guten Deutschland nur ein einziges Produkt jener
Erziehungsmethode aufgestellt worden, von dem die Welt eine Zeit lang
sprach, und zu sprechen aufhörte, als sie einsah, daß das Produkt eben
nicht sonderlich geraten. Zudem fiel die Blütezeit jenes Präparats in
die Periode, als gerade die Wunderkinder in die Mode gekommen, die, wie
sonst mühsam abgerichtete Hunde und Affen, gegen ein billiges Entree
ihre Künste zeigten.
So sprecht Ihr nun, nahm der Professor das Wort, Meister Abraham, und
man würde Euch glauben, kennte man nicht den verborgenen Schalk in Euch,
wüßte man nicht, daß Euer ganzes Leben eine Reihe der wunderlichsten
Experimente darbietet. Gesteht es nur Meister Abraham, gesteht es nur,
Ihr habt ganz im Stillen, im geheimsten Geheim, experimentiert nach
jenem Grundsatz, aber überbieten wolltet Ihr den Mann, den Verfertiger
jenes Präparats von dem wir sprachen. -- Ihr wolltet, wart Ihr ganz
fertig, hervortreten mit Eurem Zögling, und alle Professoren in der
ganzen Welt in Erstaunen versetzen und Verzweiflung, Ihr wolltet den
schönen Grundsatz, _non ex quovis ligno fit Mercurius_ ganz und gar zu
Schanden machen! -- Nun kurz, der _quovis_ ist da, aber kein _Mercurius_,
sondern ein Kater! -- Was sagt Ihr, rief der Meister, indem er laut
auflachte, was sagt Ihr, ein Kater?
Leugnet es nur nicht, fuhr der Professor fort, an dem Kleinen dort in
der Kammer habt Ihr jene abstrakte Erziehungsmethode versucht, Ihr habt
ihn lesen, schreiben gelehrt, Ihr habt ihm die Wissenschaft beigebracht,
so daß er sich schon jetzt unterfängt den Autor zu spielen, ja sogar
Verse zu machen.
Nun sprach der Meister, das ist doch in der Tat das Tollste was mir
jemals vorgekommen! -- Ich meinen Kater erziehen, ich ihm die
Wissenschaften beibringen! -- Sagt, was für Träume rumoren in Eurem
Sinn, Professor? -- Ich versichere Euch, daß ich von meines Katers
Bildung nicht das mindeste weiß, dieselbe auch für ganz unmöglich halte.
So! fragte der Professor mit gedehntem Ton, zog ein Heft aus der Tasche,
das ich augenblicklich für das mir von dem jungen Ponto geraubte
Manuskript erkannte, und las:
=Sehnsucht nach dem Höheren.=
Ha, welch Gefühl, das meine Brust beweget!
Was sagt dies unruh -- ahnungsvolle Beben,
Will sich zum kühnen Sprung der Geist erheben,
Vom Sporn des mächt'gen Genius erreget?
Was ist es, was der Sinn im Sinne träget,
Was will dem Liebesdrang -erfüllten Leben
Dies rastlos brennend feurig süße Streben,
Was ist es, das im bangen Herzen schläget?
Entrückt werd ich nach fernen Zauberlanden,
Kein Wort, kein Laut, die Zunge ist gebunden,
Ein sehnlich Hoffen weht mit Frühlingsfrische,
Befreit mich bald von drückend schweren Banden.
Erträumt, erspürt, im grünsten Laub gefunden!
Hinauf mein Herz! beim Fittich =ihn= erwische!
Ich hoffe, daß jeder meiner gütigen Leser die Musterhaftigkeit dieses
herrlichen Sonetts, das aus der tiefsten Tiefe meines Gemüts hervorfloß,
einsehen, und mich um so mehr bewundern wird, wenn ich versichere, daß
es zu den ersten gehört, die ich überhaupt verfertigt habe. Der
Professor las es aber, in seiner Bosheit, so ohne allen Nachdruck, so
abscheulich vor, daß ich mich kaum selbst erkannte, und daß ich von
plötzlichem Jähzorn, wie er jungen Dichtern wohl eigen, übermannt, im
Begriff war, aus meinem Schlupfwinkel hervor, dem Professor ins Gesicht
zu springen, und ihn die Schärfe meiner Krallen fühlen zu lassen. Der
kluge Gedanke, daß ich doch, wenn beide, der Meister und der Professor,
sich über mich her machten, notwendig den Kürzern ziehen müsse, ließ
mich meinen Zorn mit Gewalt niederkämpfen, jedoch entfuhr mir
unwillkürlich ein knurrendes Miau, das mich unfehlbar verraten haben
würde, hätte der Meister nicht, da der Professor mit dem Sonett fertig,
aufs neue eine dröhnende Lache aufgeschlagen, die mich beinahe noch mehr
kränkte als des Professors Ungeschick.
Hoho, rief der Meister, wahrhaftig, das Sonett ist eines Katers
vollkommen würdig; aber noch immer verstehe ich nicht Euern Spaß,
Professor, sagt mir nur lieber gerade zu, wo Ihr hinauswollt.
Der Professor, ohne dem Meister zu antworten, blätterte im Manuskript,
und las weiter:
=Glosse.=
Liebe schwärmt auf allen Wegen,
Freundschaft bleibt für sich allein,
Liebe kommt uns rasch entgegen,
Aufgesucht will Freundschaft sein.
* * * * *
Schmachtend wehe, bange Klagen,
Hör ich überall ertönen,
Ob den Sinn zum Schmerz gewöhnen,
Ob zur Lust, ich kann's nicht sagen,
Möchte oft mich selber fragen,
Ob ich träume, ob ich wache.
Diesem Fühlen, diesem Regen,
Leih' ihm Herz die rechte Sprache;
Ja im Keller, auf dem Dache,
Liebe schwärmt auf allen Wegen!
Doch, es heilen alle Wunden,
Die der Liebesschmerz geschlagen,
Und in einsam stillen Tagen
Mag, von aller Qual entbunden,
Geist und Herz wohl bald gesunden;
Art'ger Kätzchen los Gehudel
Darf es auf die Dauer sein?
Nein! -- fort aus dem bösen Strudel,
Unterm Ofen mit dem Pudel,
Freundschaft bleibt für sich allein!
Wohl ich weiß es --
Nein, unterbrach hier der Meister den lesenden Professor, mein Freund,
Ihr macht mich in der Tat ungeduldig, Ihr oder ein anderer Schalk hat
sich den Spaß gemacht, im Geist eines Katers, der nun gerade mein guter
Murr sein soll, Verse zu machen, und nun foppt Ihr mich den ganzen
Morgen damit herum. Der Spaß ist übrigens nicht übel, und wird
vorzüglich dem Kreisler sehr wohl gefallen, der wohl nicht unterlassen
dürfte, damit eine kleine Parforcejagd anzustellen, in der Ihr am Ende
selbst ein gehetztes Wild sein könntet. Aber nun laßt Eure sinnreiche
Einkleidung fahren und sagt mir ganz ehrlich und trocken, was es mit
Eurem seltsamen Spaß eigentlich für eine Bewandnis hat.
Der Professor schlug das Manuskript zusammen, sah dem Meister ernst ins
Auge, und sprach dann: diese Blätter brachte mir vor einigen Tagen mein
Pudel Ponto, der, wie Euch bekannt sein wird, mit Eurem Kater Murr in
freundschaftlichen Verhältnissen lebt. Zwar trug er das Manuskript
zwischen den Zähnen, wie er nun einmal alles zu tragen gewohnt ist,
indessen legte er es mir doch ganz unversehrt in den Schoß, und gab mir
dabei deutlich zu verstehen, daß er es von keinem andern habe, als von
seinem Freunde Murr. Als ich nun einen Blick hineinwarf, fiel mir gleich
die ganz besondere, eigentümliche Handschrift auf, als ich aber einiges
gelesen, stieg in mir, selbst weiß ich nicht auf welche unbegreifliche
Art, der seltsame Gedanke auf, Murr könne das alles selbst gemacht
haben. So sehr mir die Vernunft, ja eine gewisse Lebenserfahrung, der
wir alle nicht entgehen können, und die am Ende nun wieder weiter nichts
ist, als die Vernunft, so sehr mir also eben diese Vernunft sagt: daß
jener Gedanke unsinnig, da Kater weder zu schreiben noch Verse zu machen
im Stande, so konnte ich ihn doch durchaus nicht los werden. Ich
beschloß Euern Kater zu beobachten, und stieg, da ich von meinem Ponto
wußte, daß Murr viel auf Eurem Boden hausiere, auf meinen Boden, nahm
einige Dachziegel herab, so daß ich mir die freie Aussicht in Eure
Dachluken verschaffte. Was gewahrte ich! -- Hört es und erstaunt! -- In
dem einsamsten Winkel des Bodens sitzt Euer Kater! -- sitzt aufgerichtet
vor einem kleinen Tisch, auf dem Schreibzeug und Papier befindlich,
sitzt und reibt sich bald mit der Pfote Stirn und Nacken, fährt sich
über's Gesicht, tunkt bald die Feder ein, schreibt, hört wieder auf,
schreibt von neuem, überliest das Geschriebene, knurrt (ich konnte es
hören) knurrt und spinnt vor lauter Wohlbehagen. -- Um ihn her liegen
verschiedene Bücher, die, nach ihrem Einband, aus Eurer Bibliothek
entnommen. --
Das wäre ja der Teufel, rief der Meister, nun so will ich denn gleich
nachsehen, ob mir Bücher fehlen.
Damit stand er auf, und trat an den Bücherschrank. Sowie er mich
erblickte, prallte er drei Schritte zurück, und blickte mich an voll
Erstaunen. Aber der Professor rief: seht Ihr wohl, Meister? Ihr denkt,
der Kleine sitzt harmlos in der Kammer, in die Ihr ihn eingesperrt, und
er hat sich hinein geschlichen in den Bücherschrank, um zu studieren,
oder noch wahrscheinlicher, um uns zu belauschen. Nun hat er alles
gehört was wir gesprochen, und kann seine Maßregeln darnach nehmen.
»Kater, begann der Meister, indem er fortwährend den Blick voll
Erstaunen auf mir ruhen ließ, »Kater, wenn ich wüßte daß du, deine
ehrliche, natürliche Natur ganz und gar verleugnend, dich wirklich
darauf verlegtest, solche vertrakte Verse zu machen, wie sie der
Professor vorgelesen, wenn ich glauben könnte, daß du wirklich den
Wissenschaften nachstelltest, statt den Mäusen, ich glaube, ich könnte
dir die Ohren wund zwicken, oder gar --«
Mich überfiel eine schreckliche Angst, ich kniff die Augen zu, und tat,
als schliefe ich fest.
Aber nein, nein, fuhr der Meister fort, schaut nur einmal her,
Professor, wie mein ehrlicher Kater so sorglos schläft, und sagt selbst,
ob er in seinem gutmütigen Antlitz etwas trägt, das auf solche geheime
wunderbare Schelmereien, wie Ihr sie ihm Schuld gebt, gedeutet werden
könnte -- Murr! -- Murr! --
So rief der Meister mich an, und ich unterließ nicht wie gewöhnlich mit
meinem Krr -- Krr -- zu antworten, die Augen aufzuschlagen, mich zu
erheben und einen hohen, sehr anmutigen Katzenbuckel zu machen.
Der Professor warf mir, voller Zorn, mein Manuskript an den Kopf, ich
tat aber, (die mir angeborne Schlauheit gab es mir ein,) als wollte er
mit mir spielen, und zerrte springend und tänzelnd die Papiere hin und
her, so daß die Stücke umherflogen.
Nun, sprach der Meister, ist es ausgemacht, daß Ihr ganz unrecht habt,
Professor, und daß Euch Ponto etwas vorlog. Seht nur hin, wie Murr die
Gedichte bearbeitet, welcher Dichter würde sein Manuskript handhaben auf
diese Weise?
Ich habe Euch gewarnt, Meister, tut nun was Ihr wollt, erwiderte der
Professor, und verließ das Zimmer.
Nun glaubte ich, der Sturm sei vorüber; wie sehr war ich im Irrtum!
-- Meister Abraham hatte sich, mir zum großen Verdruß, gegen meine
wissenschaftliche Bildung erklärt, und demunerachtet er es so getan, als
glaube er den Worten des Professors gar nicht, so wurde ich doch bald
gewahr, daß er mir auf allen Gängen nachspürte, mir den Gebrauch seiner
Bibliothek dadurch abschnitt, daß er den Schrank sorgfältig verschloß,
und es durchaus nicht mehr leiden wollte, daß ich mich, wie sonst, auf
seinen Schreibtisch unter die Papiere legte.
So kam Leid und Kümmernis über meine keimende Jugend! Was kann einem
Genie mehr Schmerz verursachen, als sich verkannt, ja verspottet zu
sehen, was kann einen großen Geist mehr erbittern, als da auf
Hindernisse zu stoßen, wo er nur allen möglichen Vorschub erwartete!
-- Doch, je stärker der Druck, desto gewaltiger die Kraft der Entlastung,
je straffer der Bogen gespannt, desto schärfer der Schuß! -- War mir die
Lektüre versperrt, so arbeitete desto freier mein eigner Geist, und
schuf aus sich selbst.
Unmutig wie ich war, brachte ich in dieser Periode manche Nächte, manche
Tage, in den Kellern des Hauses zu, wo mehrere Mäusefallen aufgestellt
waren, und sich überdem viele Kater verschiedenen Alters und Standes
versammelten.
Einem tapfern philosophischen Kopf entgehen überall nicht die
geheimsten Beziehungen des Lebens im Leben, und er erkennt, wie sich
eben aus denselben das Leben gestaltet in Gesinnung und Tat. So gingen
mir auch in den Kellern die Verhältnisse der Mäusefallen und der Katzen
in ihrer Wechselwirkung auf. Es wurde mir, als einem Kater von edlem
echten Sinn, warm um's Herz, wenn ich gewahren mußte, wie jene tote
Maschinen, in ihrem pünktlichen Treiben, eine große Schlaffheit in den
Katerjünglingen hervorbrachten. Ich ergriff die Feder und schrieb das
unsterbliche Werk, dessen ich schon vorhin gedachte, nämlich: »Über
Mäusefallen, und deren Einfluß auf Gesinnung und Tatkraft der Katzheit.«
In diesem Büchlein hielt ich den verweichlichten Katerjünglingen einen
Spiegel vor die Augen, in dem sie sich selbst erblicken mußten, aller
eignen Kraft entsagend, indolent, träge, ruhig es ertragend, daß die
schnöden Mäuse nach dem Speck liefen! -- Ich rüttelte sie aus dem
Schlafe mit donnernden Worten. -- Nächst dem Nutzen, den das Werklein
schaffen mußte, hatte das Schreiben desselben auch noch den Vorteil für
mich, daß ich selbst indessen keine Mäuse fangen durfte, und auch
nachher, da ich so kräftig gesprochen, es wohl keinem einfallen konnte,
von mir zu verlangen, daß ich selbst ein Beispiel des von mir
ausgesprochenen Heroismus im Handeln geben solle.
Damit könnte ich nun meine erste Lebensperiode schließen, und zu meinen
eigentlichen Jünglingsmonaten, die an das männliche Alter streifen,
übergehen; unmöglich kann ich aber den günstigen Lesern die beiden
letzten Strophen der herrlichen Glosse vorenthalten, die mein Meister
nicht hören wollte. Hier sind sie:
Wohl, ich weiß es, widerstehen
Mag man nicht dem süßen Kosen,
Wenn aus Büschen duft'ger Rosen
Süße Liebeslaute wehen.
Will das trunkne Aug' dann sehen,
Wie die Holde kommt gesprungen,
Die da lauscht' an Blumenwegen,
Kaum ist Sehnsuchts Ruf erklungen,
Hat sich schnell hinangeschwungen.
Liebe kommt uns rasch entgegen.
Dieses Sehnen, dieses Schmachten
Kann wohl oft den Sinn berücken;
Doch wie lange kann's beglücken,
Dieses Springen, Rennen, Trachten!
Holder Freundschaft Trieb' erwachten,
Strahlten auf bei Hesper's Scheine,
Und den Edlen brav und rein,
Ihn zu finden den ich meine,
Klettr' ich über Mau'r und Zäune,
Aufgesucht will Freundschaft sein.
=(Mak.-Bl.)= -- -- gerade den Abend in solch' heitrer, gemütlicher
Stimmung, wie man sie an ihm nicht verspürt hatte seit gar geraumer
Zeit. Und diese Stimmung war es, die das Unerhörte geschehen ließ. Denn
ohne wild aufzufahren, und davon zu rennen, wie er sonst in gleichem
Fall wohl zu tun pflegte, hörte er ruhig und sogar mit gutmütigem
Lächeln den langen und noch langweiligern ersten Akt eines entsetzlichen
Trauerspiels an, den ein junger hoffnungsvoller Lieutenant mit roten
Wangen und wohlgekräuseltem Haupthaar verfaßt hatte und mit aller
Prätension des glücklichsten Dichters vortrug. Ja als besagter
Lieutenant, da er geendet, ihn heftig fragte, was er von der Dichtung
halte, begnügte er sich, mit dem mildesten Ausdruck des inneren
Ergötzens im ganzen Gesicht, dem jungen Kriegs- und Vershelden zu
versichern, daß der Aushängeakt, das gierigen ästhetischen Leckermäulern
dargebotene Koststück, in der Tat herrliche Gedanken enthalte, für deren
originelle Genialität schon der Umstand spräche, daß auch anerkannt
große Dichter wie z. B. Calderon, Shakespeare und der moderne Schiller
darauf gefallen. Der Lieutenant umarmte ihn sehr, und verriet mit
geheimnisvoller Miene, daß er gedenke, noch denselben Abend eine ganze
Gesellschaft der auserlesensten Fräuleins, unter denen sogar eine Gräfin
befindlich, die spanisch lese, und in Öl male, mit dem vortrefflichsten
aller ersten Akte zu beglücken. Auf die Versicherung, daß er daran
ungemein wohl tun werde, lief er voller Enthusiasmus von dannen.
Ich begreife Dich, sprach jetzt der kleine Geheimrat, heute gar nicht,
lieber Johannes, mit Deiner unbeschreiblichen Sanftmut! -- Wie war es
Dir möglich, das durchaus abgeschmackte Zeug so ruhig, so aufmerksam
anzuhören! -- Angst und bange wurde mir, als der Lieutenant uns, die wir
unbewacht keine Gefahr ahnten, überfiel, und uns rettungslos eingarnte
in die tausendfältigen Schlingen seiner endlosen Verse! -- Ich dachte,
nicht auszusprechen vermag ich die Marter meines Zustandes, wenn in der
heitersten Umgebung gemütlicher, wohlwollender Freunde, bei irgendeinem
Kunstgenuß, ja selbst in den Momenten, wenn meine Eitelkeit in Anspruch
genommen wurde auf diese, jene Weise, ja! wenn mir dann plötzlich alles
elend, nichtig, farblos, tot erschien und ich mich versetzt fühlte in
eine trostlose Einöde. Nur einen Engel des Lichts gibt es, der Macht hat
über den bösen Dämon. Es ist der Geist der Tonkunst, der oft aus mir
selbst sich siegreich erhebt, und vor dessen mächtiger Stimme alle
Schmerzen irdischer Bedrängnis verstummen. --
Immer, nahm die Rätin das Wort, habe ich geglaubt, daß die Musik auf
Sie zu stark, mithin verderblich wirke; denn indem bei der Aufführung
irgendeines vortrefflichen Werks Ihr ganzes Wesen durchdrungen schien,
veränderten sich alle Züge Ihres Gesichts. Sie erblaßten, Sie waren
keines Wortes mächtig, Sie hatten nur Seufzer und Tränen, und fielen
dann her mit dem bittersten Spott, mit tief verletzendem Hohn, über
jeden, der auch nur ein Wort über das Werk des Meisters sagen wollte.
-- Ja, wenn --
O beste Rätin, fiel Kreisler der Benzon ins Wort, indem er, so ernst und
tiefbewegt er zuvor gesprochen, plötzlich den besondern Ton der Ironie
wieder aufnahm, der ihm eigen, das ist nun alles anders geworden. Sie
glauben gar nicht, Verehrte, was ich an dem großherzoglichen Hofe artig
und gescheut geworden bin. Ich kann mit der größten Seelenruhe und
Gemütlichkeit zum Don Juan und zur Armida den Takt schlagen, ich kann
der ersten Sängerin freundlich zuwinken, wenn sie in der merkwürdigsten
Kadenz auf den Sprossen der Tonleiter herumhopst, ich kann, wenn der
Hofmarschall nach Haydn's Jahreszeiten mir zuflüstert: _C'etoit bien
ennuyant, mon cher maître de chapelle,_ lächelnd mit dem Kopfe nicken und
eine bedeutungsvolle Prise nehmen, ja ich kann es geduldig anhören, wenn
der kunstverständige Kammer- und Spektakelherr mir weitläuftig
demonstriert, daß Mozart und Beethoven den Teufel was von Gesang
verstünden, und daß Rossini, Pucitta und wie die Männerchen alle heißen
mögen, sich _à la hauteur_ aller Opernmusik geschwungen. -- Ja, Verehrte,
Sie glauben nicht, was ich während meiner Kapellmeisterschaft
profitiert, vorzüglich aber die schöne Überzeugung, wie gut es ist, wenn
Künstler förmlich in Dienst treten; der Teufel und seine Großmutter
könnte es sonst mit dem stolzen, übermütigen Volke aushalten! Laßt den
braven Komponisten Kapellmeister oder Musikdirektor werden, den Dichter
Hofpoet, den Maler Hofporträtisten, den Bildhauer Hofporträtmeißler, und
Ihr habt bald keine unnützen Phantasten mehr im Lande, vielmehr lauter
nützliche Bürger von guter Erziehung und milden Sitten! --
Still, still, rief die Rätin unmutig, halten Sie ein, Kreisler, Ihr
Steckenpferd fängt wieder an, sich zu bäumen, nach gewöhnlicher Art und
Weise. Übrigens merke ich Unrat, und wünsche jetzt in der Tat recht
sehnlich zu wissen, welch ein schlimmes Ereignis Sie zur schnellen,
übereilten Flucht aus der Residenz nötigte. Denn auf eine solche Flucht
deuten alle Umstände Ihrer Erscheinung im Park.
Und ich, sprach Kreisler ruhig, indem er seinen Blick fest auf die Rätin
heftete, ich kann versichern, daß das schlimme Ereignis, welches mich
forttrieb aus der Residenz, unabhängig von allen äußern Dingen, nur in
mir selbst lag.
Eben jene Unruhe, von der ich vorhin vielleicht mehr und ernster
sprach, als gerade nötig, überfiel mich mit stärkerer Macht als jemals,
es war meines Bleibens nicht länger. -- Sie wissen, wie ich mich auf
meine Kapellmeisterschaft bei dem Großherzog freute. Törichterweise
glaubte ich, daß, in der Kunst lebend, meine Stellung eben mich ganz
beschwichtigen, daß der Dämon in meinem Innern besiegt werden würde. Aus
dem wenigen, was ich erst über meine Bildung am großherzoglichen Hofe
angebracht, werden Sie, Verehrte, aber entnehmen, wie sehr ich mich
täuschte. Erlassen Sie mir die Schilderung, wie ich durch fade Spielerei
mit der heiligen Kunst, zu der ich notgedrungen die Hand bieten mußte,
durch die Albernheiten seelenloser Kunstpfuscher, abgeschmackter
Dilettanten, durch das ganze tolle Treiben einer Welt voll
Kunstgliederpuppen, immer mehr und mehr dahin gebracht wurde, die
erbärmliche Nichtswürdigkeit meiner Existenz einzusehen. An einem Morgen
mußt' ich zum Großherzog, um meine Einwirkung bei den Festlichkeiten,
die in den nächsten Tagen stattfinden sollten, zu erfahren. Der
Spektakelherr war, wie natürlich, zugegen und stürmte auf mich ein mit
allerlei sinn- und geschmacklosen Anordnungen, denen ich mich fügen
sollte. Vorzüglich war es ein von ihm selbst verfaßter Prolog, den er,
als höchste Spitze der Theaterfeste, von mir komponiert verlangte. Da
diesmal, so sprach er zum Fürsten, einen stechenden Seitenblick auf mich
werfend, nicht von gelehrter deutscher Musik, sondern von
geschmackvollem italienischen Gesange die Rede sein, so habe er selbst
einige zarte Melodien aufgesetzt, die ich gehörig anzubringen hätte. Der
Großherzog genehmigte nicht nur alles, sondern nahm auch Gelegenheit,
mir überhaupt anzudeuten, daß er meine fernere Ausbildung durch eifriges
Studium der neueren Italiener hoffe und erwarte. -- Wie ich so
erbärmlich da stand! -- ich verachtete mich selbst tief -- alle
Demütigungen erschienen mir gerechte Strafe für meinen kindischen,
aberwitzigen Langmut! -- Ich verließ das Schloß, um nie wieder
zurückzukehren. Noch denselben Abend wollte ich meine Entlassung
fordern, aber selbst dieser Entschluß konnte mich nicht über mich selbst
beruhigen, da ich mich schon durch einen geheimen Ostrazismus verbannt
sah. Die Guitarre, die ich zu anderm Beruf mitgenommen, nahm ich aus dem
Wagen, den ich, vors Tor gekommen, fortschickte, und lief hinaus ins
Freie, unaufhaltsam fort, immer weiter fort! -- Schon sank die Sonne,
immer breiter und schwärzer wurden die Schatten der Berge, des Waldes.
Unerträglich, ja vernichtend war mir der Gedanke, zurückzukehren nach
der Residenz. -- Welche Macht zwingt mich zum Rückweg! so rief ich laut.
Ich wußte, daß ich mich auf dem Wege nach Sieghartsweiler befand; ich
gedachte meines alten Meisters Abraham, von dem ich Tages zuvor einen
Brief erhalten, worin er, meine Lage in der Residenz ahnend, mich
wegwünschte von dort, mich zu sich einlud. --
Wie, unterbrach die Rätin den Kapellmeister, Sie kennen den wunderlichen
Alten?
Meister Abraham, fuhr Kreisler fort, war der innigste Freund meines
Vaters, mein Lehrer, zum Teil mein Erzieher! -- Nun, Verehrte, wissen
Sie ausführlich, wie ich in den Park des wackern Fürsten Irenäus kam,
und werden nicht mehr daran zweifeln, daß ich, kommt es darauf an, im
Stande bin, ruhig, mit erforderlicher historischer Genauigkeit und so
angenehm zu erzählen, daß mir selbst davor graut. Überhaupt kommt mir
die ganze Geschichte meiner Flucht aus der Residenz, wie gesagt, so
albern vor, und von solcher allen Geist zerstörender Nüchternheit, daß
man selbst nicht davon sprechen kann, ohne in erkleckliche Schwachheit
zu verfallen. -- Möchten Sie, Teure, aber die seichte Begebenheit als
krampfstillendes Wasser der erschrockenen Prinzessin beibringen, damit
sie sich beruhige, und daran denken, daß ein ehrlicher deutscher
Musikus, den, als er gerade seidene Strümpfe angezogen, und sich in
einem saubern Kutschkasten vornehm geberdete, Rossini und Pucitta, und
Pavesi und Fioravanti, und Gott weiß welche andere inis und ittas, in
die Flucht schlugen, sich unmöglich sehr gescheut betragen kann.
Verzeihung ist zu hoffen, will ich hoffen! -- Als poetischen Nachklang
des langweiligen Abenteuers vernehmen Sie aber, beste Rätin, daß in dem
Augenblick, da ich, gepeitscht von meinem Dämon, fortrennen wollte, mich
der süßeste Zauber festbannte. Schadenfroh trachtete der Dämon eben das
tiefste Geheimnis meiner Brust zu Schanden zu machen, da rührte der
mächtige Geist der Tonkunst die Schwingen, und vor dem melodischen
Rauschen erwachte der Trost, die Hoffnung, ja selbst die Sehnsucht, die
die unvergängliche Lieb selbst ist und das Entzücken ewiger Jugend.
-- Julia sang! --
Kreisler schwieg. Die Benzon horchte auf, gespannt auf das, was nun
nachfolgen würde. Da der Kapellmeister sich in stumme Gedanken zu
verlieren schien, fragte sie mit kalter Freundlichkeit: Sie finden den
Gesang meiner Tochter in der Tat angenehm, lieber Johannes?
Kreisler fuhr heftig auf, das, was er sagen wollte, erstickte aber ein
Seufzer aus der tiefsten Brust.
Nun, fuhr die Rätin fort, das ist mir recht lieb. Julia kann von Ihnen,
lieber Kreisler, was den wahren Gesang betrifft, recht viel lernen, denn
daß Sie hier bleiben, sehe ich nun als eine ausgemachte Sache an.
Verehrteste, begann Kreisler, aber in dem Augenblicke öffnete sich die
Türe und Julia trat herein.
Als sie den Kapellmeister gewahrte, verklärte ihr holdes Antlitz ein
süßes Lächeln, und ein leises: Ach! hauchte von ihren Lippen.
Die Benzon stand auf, nahm den Kapellmeister bei der Hand und führte ihn
Julien entgegen, indem sie sprach: Nun, mein Kind, da ist der
seltsame -- --
=(M. f. f.)= -- der junge Ponto los auf mein neuestes Manuskript, das
neben mir lag, faßte es, ehe ich's verhindern konnte, zwischen die Zähne
und rannte damit spornstreichs auf und davon. Er stieß dabei ein
schadenfrohes Gelächter aus, und schon dies hätte mich vermuten lassen
sollen, daß nicht bloßer jugendlicher Mutwille ihn zur bösen Tat
spornte, sondern daß noch etwas mehr im Spiele war. Bald wurde ich
darüber aufgeklärt.
Nach ein paar Tagen trat der Mann, bei dem der junge Ponto in Diensten,
hinein zu meinem Meister. Es war, wie ich nachher erfahren, Herr
Lothario, Professor der Ästhetik am Gymnasio zu Sieghartsweiler. -- Nach
gewöhnlicher Begrüßung schaute der Professor im Zimmer umher und sprach,
als er mich erblickte: Wolltet Ihr nicht, lieber Meister, den Kleinen
dort aus der Stube entfernen? Warum? fragte der Meister. -- Ihr konntet
doch sonst die Katzen leiden, Professor, und vorzüglich meinen Liebling,
den zierlichen, gescheuten Kater Murr! -- Ja, sprach der Professor,
indem er höhnisch lachte, zierlich und gescheut, das ist wahr! -- Aber
tut mir den Gefallen, Meister, und entfernt Euern Liebling, denn ich
habe Dinge mit Euch zu reden, die er durchaus nicht hören darf. Wer?
rief Meister Abraham, indem er den Professor anstarrte. Nun, fuhr dieser
fort, Euer Kater. Ich bitte Euch, fragt nicht weiter, sondern tut, warum
ich Euch bitte! -- Das ist doch seltsam, sprach der Meister, indem er
die Türe des Kabinetts öffnete und mich hineinrief. Ich folgte seinem
Ruf, ohne daß er es gewahrte, schlüpfte ich aber wieder hinein und
verbarg mich im untersten Fach des Bücherschranks, so daß ich unbemerkt
das Zimmer übersehen und jedes Wort, das gesprochen wurde, vernehmen
konnte.
Nun möchte ich, sprach Meister Abraham, indem er sich dem Professor
gegenüber in seinen Lehnstuhl setzte, doch in aller Welt wissen, welch
ein Geheimnis Ihr mir zu entdecken habt, das meinem ehrlichen Kater Murr
verschwiegen bleiben soll.
Sagt mir, begann der Professor sehr ernst und nachdenklich, zuvörderst,
lieber Meister, was haltet Ihr von dem Grundsatz, daß, nur körperliche
Gesundheit vorausgesetzt, sonst ohne Rücksicht auf angeborne geistige
Fähigkeit, auf Talent, auf Genie, vermöge einer besonders geregelten
Erziehung aus jedem Kinde in kurzer Zeit, mithin noch in den
Knabenjahren, ein Heros in Wissenschaft und Kunst geschaffen werden
kann?
Es erwiderte der Meister: Was kann ich von diesem Grundsatz anders
halten, als daß er albern und abgeschmackt ist. Möglich, ja sogar leicht
mag es sein, daß man einem Kinde, das die Auffassungsgabe, wie sie
ungefähr bei den Affen anzutreffen, und ein gutes Gedächtnis besitzt,
eine Menge Dinge systematisch eintrichtern kann, die es dann vor den
Leuten auskramt; nur muß es diesem Kinde durchaus an allem natürlichen
Ingenium fehlen, da sonst der innere bessere Geist der heillosen
Prozedur widerstrebt. Wer wird aber jemals solch einen einfältigen, mit
allerlei verschluckbaren Brocken des Wissens dick gemästeten Jungen
einen Gelehrten im echten Sinne des Wortes nennen?
Die Welt, rief der Professor heftig, die ganze Welt! -- O es ist
entsetzlich! Aller Glaube an die innere, höhere, angeborene
Geisteskraft, die allein nur den Gelehrten, den Künstler schafft, geht
ja über jenen heillosen, tollen Grundsatz zum Teufel!
Ereifert Euch nicht, sprach der Meister lächelnd, soviel wie ich weiß,
ist bis jetzt in unserm guten Deutschland nur ein einziges Produkt jener
Erziehungsmethode aufgestellt worden, von dem die Welt eine Zeit lang
sprach, und zu sprechen aufhörte, als sie einsah, daß das Produkt eben
nicht sonderlich geraten. Zudem fiel die Blütezeit jenes Präparats in
die Periode, als gerade die Wunderkinder in die Mode gekommen, die, wie
sonst mühsam abgerichtete Hunde und Affen, gegen ein billiges Entree
ihre Künste zeigten.
So sprecht Ihr nun, nahm der Professor das Wort, Meister Abraham, und
man würde Euch glauben, kennte man nicht den verborgenen Schalk in Euch,
wüßte man nicht, daß Euer ganzes Leben eine Reihe der wunderlichsten
Experimente darbietet. Gesteht es nur Meister Abraham, gesteht es nur,
Ihr habt ganz im Stillen, im geheimsten Geheim, experimentiert nach
jenem Grundsatz, aber überbieten wolltet Ihr den Mann, den Verfertiger
jenes Präparats von dem wir sprachen. -- Ihr wolltet, wart Ihr ganz
fertig, hervortreten mit Eurem Zögling, und alle Professoren in der
ganzen Welt in Erstaunen versetzen und Verzweiflung, Ihr wolltet den
schönen Grundsatz, _non ex quovis ligno fit Mercurius_ ganz und gar zu
Schanden machen! -- Nun kurz, der _quovis_ ist da, aber kein _Mercurius_,
sondern ein Kater! -- Was sagt Ihr, rief der Meister, indem er laut
auflachte, was sagt Ihr, ein Kater?
Leugnet es nur nicht, fuhr der Professor fort, an dem Kleinen dort in
der Kammer habt Ihr jene abstrakte Erziehungsmethode versucht, Ihr habt
ihn lesen, schreiben gelehrt, Ihr habt ihm die Wissenschaft beigebracht,
so daß er sich schon jetzt unterfängt den Autor zu spielen, ja sogar
Verse zu machen.
Nun sprach der Meister, das ist doch in der Tat das Tollste was mir
jemals vorgekommen! -- Ich meinen Kater erziehen, ich ihm die
Wissenschaften beibringen! -- Sagt, was für Träume rumoren in Eurem
Sinn, Professor? -- Ich versichere Euch, daß ich von meines Katers
Bildung nicht das mindeste weiß, dieselbe auch für ganz unmöglich halte.
So! fragte der Professor mit gedehntem Ton, zog ein Heft aus der Tasche,
das ich augenblicklich für das mir von dem jungen Ponto geraubte
Manuskript erkannte, und las:
=Sehnsucht nach dem Höheren.=
Ha, welch Gefühl, das meine Brust beweget!
Was sagt dies unruh -- ahnungsvolle Beben,
Will sich zum kühnen Sprung der Geist erheben,
Vom Sporn des mächt'gen Genius erreget?
Was ist es, was der Sinn im Sinne träget,
Was will dem Liebesdrang -erfüllten Leben
Dies rastlos brennend feurig süße Streben,
Was ist es, das im bangen Herzen schläget?
Entrückt werd ich nach fernen Zauberlanden,
Kein Wort, kein Laut, die Zunge ist gebunden,
Ein sehnlich Hoffen weht mit Frühlingsfrische,
Befreit mich bald von drückend schweren Banden.
Erträumt, erspürt, im grünsten Laub gefunden!
Hinauf mein Herz! beim Fittich =ihn= erwische!
Ich hoffe, daß jeder meiner gütigen Leser die Musterhaftigkeit dieses
herrlichen Sonetts, das aus der tiefsten Tiefe meines Gemüts hervorfloß,
einsehen, und mich um so mehr bewundern wird, wenn ich versichere, daß
es zu den ersten gehört, die ich überhaupt verfertigt habe. Der
Professor las es aber, in seiner Bosheit, so ohne allen Nachdruck, so
abscheulich vor, daß ich mich kaum selbst erkannte, und daß ich von
plötzlichem Jähzorn, wie er jungen Dichtern wohl eigen, übermannt, im
Begriff war, aus meinem Schlupfwinkel hervor, dem Professor ins Gesicht
zu springen, und ihn die Schärfe meiner Krallen fühlen zu lassen. Der
kluge Gedanke, daß ich doch, wenn beide, der Meister und der Professor,
sich über mich her machten, notwendig den Kürzern ziehen müsse, ließ
mich meinen Zorn mit Gewalt niederkämpfen, jedoch entfuhr mir
unwillkürlich ein knurrendes Miau, das mich unfehlbar verraten haben
würde, hätte der Meister nicht, da der Professor mit dem Sonett fertig,
aufs neue eine dröhnende Lache aufgeschlagen, die mich beinahe noch mehr
kränkte als des Professors Ungeschick.
Hoho, rief der Meister, wahrhaftig, das Sonett ist eines Katers
vollkommen würdig; aber noch immer verstehe ich nicht Euern Spaß,
Professor, sagt mir nur lieber gerade zu, wo Ihr hinauswollt.
Der Professor, ohne dem Meister zu antworten, blätterte im Manuskript,
und las weiter:
=Glosse.=
Liebe schwärmt auf allen Wegen,
Freundschaft bleibt für sich allein,
Liebe kommt uns rasch entgegen,
Aufgesucht will Freundschaft sein.
* * * * *
Schmachtend wehe, bange Klagen,
Hör ich überall ertönen,
Ob den Sinn zum Schmerz gewöhnen,
Ob zur Lust, ich kann's nicht sagen,
Möchte oft mich selber fragen,
Ob ich träume, ob ich wache.
Diesem Fühlen, diesem Regen,
Leih' ihm Herz die rechte Sprache;
Ja im Keller, auf dem Dache,
Liebe schwärmt auf allen Wegen!
Doch, es heilen alle Wunden,
Die der Liebesschmerz geschlagen,
Und in einsam stillen Tagen
Mag, von aller Qual entbunden,
Geist und Herz wohl bald gesunden;
Art'ger Kätzchen los Gehudel
Darf es auf die Dauer sein?
Nein! -- fort aus dem bösen Strudel,
Unterm Ofen mit dem Pudel,
Freundschaft bleibt für sich allein!
Wohl ich weiß es --
Nein, unterbrach hier der Meister den lesenden Professor, mein Freund,
Ihr macht mich in der Tat ungeduldig, Ihr oder ein anderer Schalk hat
sich den Spaß gemacht, im Geist eines Katers, der nun gerade mein guter
Murr sein soll, Verse zu machen, und nun foppt Ihr mich den ganzen
Morgen damit herum. Der Spaß ist übrigens nicht übel, und wird
vorzüglich dem Kreisler sehr wohl gefallen, der wohl nicht unterlassen
dürfte, damit eine kleine Parforcejagd anzustellen, in der Ihr am Ende
selbst ein gehetztes Wild sein könntet. Aber nun laßt Eure sinnreiche
Einkleidung fahren und sagt mir ganz ehrlich und trocken, was es mit
Eurem seltsamen Spaß eigentlich für eine Bewandnis hat.
Der Professor schlug das Manuskript zusammen, sah dem Meister ernst ins
Auge, und sprach dann: diese Blätter brachte mir vor einigen Tagen mein
Pudel Ponto, der, wie Euch bekannt sein wird, mit Eurem Kater Murr in
freundschaftlichen Verhältnissen lebt. Zwar trug er das Manuskript
zwischen den Zähnen, wie er nun einmal alles zu tragen gewohnt ist,
indessen legte er es mir doch ganz unversehrt in den Schoß, und gab mir
dabei deutlich zu verstehen, daß er es von keinem andern habe, als von
seinem Freunde Murr. Als ich nun einen Blick hineinwarf, fiel mir gleich
die ganz besondere, eigentümliche Handschrift auf, als ich aber einiges
gelesen, stieg in mir, selbst weiß ich nicht auf welche unbegreifliche
Art, der seltsame Gedanke auf, Murr könne das alles selbst gemacht
haben. So sehr mir die Vernunft, ja eine gewisse Lebenserfahrung, der
wir alle nicht entgehen können, und die am Ende nun wieder weiter nichts
ist, als die Vernunft, so sehr mir also eben diese Vernunft sagt: daß
jener Gedanke unsinnig, da Kater weder zu schreiben noch Verse zu machen
im Stande, so konnte ich ihn doch durchaus nicht los werden. Ich
beschloß Euern Kater zu beobachten, und stieg, da ich von meinem Ponto
wußte, daß Murr viel auf Eurem Boden hausiere, auf meinen Boden, nahm
einige Dachziegel herab, so daß ich mir die freie Aussicht in Eure
Dachluken verschaffte. Was gewahrte ich! -- Hört es und erstaunt! -- In
dem einsamsten Winkel des Bodens sitzt Euer Kater! -- sitzt aufgerichtet
vor einem kleinen Tisch, auf dem Schreibzeug und Papier befindlich,
sitzt und reibt sich bald mit der Pfote Stirn und Nacken, fährt sich
über's Gesicht, tunkt bald die Feder ein, schreibt, hört wieder auf,
schreibt von neuem, überliest das Geschriebene, knurrt (ich konnte es
hören) knurrt und spinnt vor lauter Wohlbehagen. -- Um ihn her liegen
verschiedene Bücher, die, nach ihrem Einband, aus Eurer Bibliothek
entnommen. --
Das wäre ja der Teufel, rief der Meister, nun so will ich denn gleich
nachsehen, ob mir Bücher fehlen.
Damit stand er auf, und trat an den Bücherschrank. Sowie er mich
erblickte, prallte er drei Schritte zurück, und blickte mich an voll
Erstaunen. Aber der Professor rief: seht Ihr wohl, Meister? Ihr denkt,
der Kleine sitzt harmlos in der Kammer, in die Ihr ihn eingesperrt, und
er hat sich hinein geschlichen in den Bücherschrank, um zu studieren,
oder noch wahrscheinlicher, um uns zu belauschen. Nun hat er alles
gehört was wir gesprochen, und kann seine Maßregeln darnach nehmen.
»Kater, begann der Meister, indem er fortwährend den Blick voll
Erstaunen auf mir ruhen ließ, »Kater, wenn ich wüßte daß du, deine
ehrliche, natürliche Natur ganz und gar verleugnend, dich wirklich
darauf verlegtest, solche vertrakte Verse zu machen, wie sie der
Professor vorgelesen, wenn ich glauben könnte, daß du wirklich den
Wissenschaften nachstelltest, statt den Mäusen, ich glaube, ich könnte
dir die Ohren wund zwicken, oder gar --«
Mich überfiel eine schreckliche Angst, ich kniff die Augen zu, und tat,
als schliefe ich fest.
Aber nein, nein, fuhr der Meister fort, schaut nur einmal her,
Professor, wie mein ehrlicher Kater so sorglos schläft, und sagt selbst,
ob er in seinem gutmütigen Antlitz etwas trägt, das auf solche geheime
wunderbare Schelmereien, wie Ihr sie ihm Schuld gebt, gedeutet werden
könnte -- Murr! -- Murr! --
So rief der Meister mich an, und ich unterließ nicht wie gewöhnlich mit
meinem Krr -- Krr -- zu antworten, die Augen aufzuschlagen, mich zu
erheben und einen hohen, sehr anmutigen Katzenbuckel zu machen.
Der Professor warf mir, voller Zorn, mein Manuskript an den Kopf, ich
tat aber, (die mir angeborne Schlauheit gab es mir ein,) als wollte er
mit mir spielen, und zerrte springend und tänzelnd die Papiere hin und
her, so daß die Stücke umherflogen.
Nun, sprach der Meister, ist es ausgemacht, daß Ihr ganz unrecht habt,
Professor, und daß Euch Ponto etwas vorlog. Seht nur hin, wie Murr die
Gedichte bearbeitet, welcher Dichter würde sein Manuskript handhaben auf
diese Weise?
Ich habe Euch gewarnt, Meister, tut nun was Ihr wollt, erwiderte der
Professor, und verließ das Zimmer.
Nun glaubte ich, der Sturm sei vorüber; wie sehr war ich im Irrtum!
-- Meister Abraham hatte sich, mir zum großen Verdruß, gegen meine
wissenschaftliche Bildung erklärt, und demunerachtet er es so getan, als
glaube er den Worten des Professors gar nicht, so wurde ich doch bald
gewahr, daß er mir auf allen Gängen nachspürte, mir den Gebrauch seiner
Bibliothek dadurch abschnitt, daß er den Schrank sorgfältig verschloß,
und es durchaus nicht mehr leiden wollte, daß ich mich, wie sonst, auf
seinen Schreibtisch unter die Papiere legte.
So kam Leid und Kümmernis über meine keimende Jugend! Was kann einem
Genie mehr Schmerz verursachen, als sich verkannt, ja verspottet zu
sehen, was kann einen großen Geist mehr erbittern, als da auf
Hindernisse zu stoßen, wo er nur allen möglichen Vorschub erwartete!
-- Doch, je stärker der Druck, desto gewaltiger die Kraft der Entlastung,
je straffer der Bogen gespannt, desto schärfer der Schuß! -- War mir die
Lektüre versperrt, so arbeitete desto freier mein eigner Geist, und
schuf aus sich selbst.
Unmutig wie ich war, brachte ich in dieser Periode manche Nächte, manche
Tage, in den Kellern des Hauses zu, wo mehrere Mäusefallen aufgestellt
waren, und sich überdem viele Kater verschiedenen Alters und Standes
versammelten.
Einem tapfern philosophischen Kopf entgehen überall nicht die
geheimsten Beziehungen des Lebens im Leben, und er erkennt, wie sich
eben aus denselben das Leben gestaltet in Gesinnung und Tat. So gingen
mir auch in den Kellern die Verhältnisse der Mäusefallen und der Katzen
in ihrer Wechselwirkung auf. Es wurde mir, als einem Kater von edlem
echten Sinn, warm um's Herz, wenn ich gewahren mußte, wie jene tote
Maschinen, in ihrem pünktlichen Treiben, eine große Schlaffheit in den
Katerjünglingen hervorbrachten. Ich ergriff die Feder und schrieb das
unsterbliche Werk, dessen ich schon vorhin gedachte, nämlich: »Über
Mäusefallen, und deren Einfluß auf Gesinnung und Tatkraft der Katzheit.«
In diesem Büchlein hielt ich den verweichlichten Katerjünglingen einen
Spiegel vor die Augen, in dem sie sich selbst erblicken mußten, aller
eignen Kraft entsagend, indolent, träge, ruhig es ertragend, daß die
schnöden Mäuse nach dem Speck liefen! -- Ich rüttelte sie aus dem
Schlafe mit donnernden Worten. -- Nächst dem Nutzen, den das Werklein
schaffen mußte, hatte das Schreiben desselben auch noch den Vorteil für
mich, daß ich selbst indessen keine Mäuse fangen durfte, und auch
nachher, da ich so kräftig gesprochen, es wohl keinem einfallen konnte,
von mir zu verlangen, daß ich selbst ein Beispiel des von mir
ausgesprochenen Heroismus im Handeln geben solle.
Damit könnte ich nun meine erste Lebensperiode schließen, und zu meinen
eigentlichen Jünglingsmonaten, die an das männliche Alter streifen,
übergehen; unmöglich kann ich aber den günstigen Lesern die beiden
letzten Strophen der herrlichen Glosse vorenthalten, die mein Meister
nicht hören wollte. Hier sind sie:
Wohl, ich weiß es, widerstehen
Mag man nicht dem süßen Kosen,
Wenn aus Büschen duft'ger Rosen
Süße Liebeslaute wehen.
Will das trunkne Aug' dann sehen,
Wie die Holde kommt gesprungen,
Die da lauscht' an Blumenwegen,
Kaum ist Sehnsuchts Ruf erklungen,
Hat sich schnell hinangeschwungen.
Liebe kommt uns rasch entgegen.
Dieses Sehnen, dieses Schmachten
Kann wohl oft den Sinn berücken;
Doch wie lange kann's beglücken,
Dieses Springen, Rennen, Trachten!
Holder Freundschaft Trieb' erwachten,
Strahlten auf bei Hesper's Scheine,
Und den Edlen brav und rein,
Ihn zu finden den ich meine,
Klettr' ich über Mau'r und Zäune,
Aufgesucht will Freundschaft sein.
=(Mak.-Bl.)= -- -- gerade den Abend in solch' heitrer, gemütlicher
Stimmung, wie man sie an ihm nicht verspürt hatte seit gar geraumer
Zeit. Und diese Stimmung war es, die das Unerhörte geschehen ließ. Denn
ohne wild aufzufahren, und davon zu rennen, wie er sonst in gleichem
Fall wohl zu tun pflegte, hörte er ruhig und sogar mit gutmütigem
Lächeln den langen und noch langweiligern ersten Akt eines entsetzlichen
Trauerspiels an, den ein junger hoffnungsvoller Lieutenant mit roten
Wangen und wohlgekräuseltem Haupthaar verfaßt hatte und mit aller
Prätension des glücklichsten Dichters vortrug. Ja als besagter
Lieutenant, da er geendet, ihn heftig fragte, was er von der Dichtung
halte, begnügte er sich, mit dem mildesten Ausdruck des inneren
Ergötzens im ganzen Gesicht, dem jungen Kriegs- und Vershelden zu
versichern, daß der Aushängeakt, das gierigen ästhetischen Leckermäulern
dargebotene Koststück, in der Tat herrliche Gedanken enthalte, für deren
originelle Genialität schon der Umstand spräche, daß auch anerkannt
große Dichter wie z. B. Calderon, Shakespeare und der moderne Schiller
darauf gefallen. Der Lieutenant umarmte ihn sehr, und verriet mit
geheimnisvoller Miene, daß er gedenke, noch denselben Abend eine ganze
Gesellschaft der auserlesensten Fräuleins, unter denen sogar eine Gräfin
befindlich, die spanisch lese, und in Öl male, mit dem vortrefflichsten
aller ersten Akte zu beglücken. Auf die Versicherung, daß er daran
ungemein wohl tun werde, lief er voller Enthusiasmus von dannen.
Ich begreife Dich, sprach jetzt der kleine Geheimrat, heute gar nicht,
lieber Johannes, mit Deiner unbeschreiblichen Sanftmut! -- Wie war es
Dir möglich, das durchaus abgeschmackte Zeug so ruhig, so aufmerksam
anzuhören! -- Angst und bange wurde mir, als der Lieutenant uns, die wir
unbewacht keine Gefahr ahnten, überfiel, und uns rettungslos eingarnte
in die tausendfältigen Schlingen seiner endlosen Verse! -- Ich dachte,
You have read 1 text from German literature.
Next - Lebensansichten des Katers Murr - 07
- Parts
- Lebensansichten des Katers Murr - 01Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4202Total number of unique words is 167239.2 of words are in the 2000 most common words53.1 of words are in the 5000 most common words58.4 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 02Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4370Total number of unique words is 173036.3 of words are in the 2000 most common words49.4 of words are in the 5000 most common words55.7 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 03Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4291Total number of unique words is 165239.3 of words are in the 2000 most common words51.7 of words are in the 5000 most common words57.6 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 04Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4350Total number of unique words is 165938.2 of words are in the 2000 most common words51.1 of words are in the 5000 most common words58.1 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 05Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4295Total number of unique words is 163539.9 of words are in the 2000 most common words53.8 of words are in the 5000 most common words60.5 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 06Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4324Total number of unique words is 161938.3 of words are in the 2000 most common words51.3 of words are in the 5000 most common words58.5 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 07Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4410Total number of unique words is 165840.0 of words are in the 2000 most common words51.9 of words are in the 5000 most common words57.4 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 08Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4414Total number of unique words is 166439.8 of words are in the 2000 most common words52.6 of words are in the 5000 most common words58.7 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 09Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4451Total number of unique words is 159040.1 of words are in the 2000 most common words54.2 of words are in the 5000 most common words60.6 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 10Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4335Total number of unique words is 165839.0 of words are in the 2000 most common words52.9 of words are in the 5000 most common words57.9 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 11Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4333Total number of unique words is 165638.4 of words are in the 2000 most common words51.2 of words are in the 5000 most common words57.2 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 12Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4418Total number of unique words is 162737.2 of words are in the 2000 most common words50.7 of words are in the 5000 most common words56.3 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 13Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4426Total number of unique words is 161240.0 of words are in the 2000 most common words53.1 of words are in the 5000 most common words59.0 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 14Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4440Total number of unique words is 163836.4 of words are in the 2000 most common words50.3 of words are in the 5000 most common words57.1 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 15Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4469Total number of unique words is 161738.0 of words are in the 2000 most common words52.0 of words are in the 5000 most common words57.5 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 16Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4438Total number of unique words is 164038.3 of words are in the 2000 most common words50.1 of words are in the 5000 most common words55.6 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 17Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4333Total number of unique words is 152040.0 of words are in the 2000 most common words54.3 of words are in the 5000 most common words60.4 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 18Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4378Total number of unique words is 164640.7 of words are in the 2000 most common words52.3 of words are in the 5000 most common words58.5 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 19Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4451Total number of unique words is 172536.4 of words are in the 2000 most common words49.7 of words are in the 5000 most common words55.1 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 20Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4506Total number of unique words is 163038.8 of words are in the 2000 most common words52.1 of words are in the 5000 most common words58.1 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 21Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4385Total number of unique words is 166437.2 of words are in the 2000 most common words49.6 of words are in the 5000 most common words55.9 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 22Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4413Total number of unique words is 160139.4 of words are in the 2000 most common words51.6 of words are in the 5000 most common words57.8 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 23Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4434Total number of unique words is 148543.2 of words are in the 2000 most common words55.8 of words are in the 5000 most common words61.3 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 24Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4451Total number of unique words is 163939.5 of words are in the 2000 most common words53.2 of words are in the 5000 most common words58.4 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 25Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4456Total number of unique words is 163440.5 of words are in the 2000 most common words53.1 of words are in the 5000 most common words58.6 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 26Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4406Total number of unique words is 172538.5 of words are in the 2000 most common words52.0 of words are in the 5000 most common words59.1 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 27Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4461Total number of unique words is 158139.5 of words are in the 2000 most common words52.5 of words are in the 5000 most common words59.7 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 28Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4401Total number of unique words is 164138.3 of words are in the 2000 most common words51.4 of words are in the 5000 most common words57.1 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 29Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4377Total number of unique words is 162640.4 of words are in the 2000 most common words53.8 of words are in the 5000 most common words60.5 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 30Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4465Total number of unique words is 169938.8 of words are in the 2000 most common words52.6 of words are in the 5000 most common words59.6 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 31Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 4535Total number of unique words is 161338.1 of words are in the 2000 most common words52.5 of words are in the 5000 most common words58.2 of words are in the 8000 most common words
- Lebensansichten des Katers Murr - 32Each bar represents the percentage of words per 1000 most common words.Total number of words is 1862Total number of unique words is 58447.0 of words are in the 2000 most common words57.9 of words are in the 5000 most common words62.7 of words are in the 8000 most common words