Demian: Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend - 10

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der Menschheit nach Göttern und neuen Wunschbildern in der Vergangenheit
verfolgten und deren Studien mich oft an die meines Pistorius erinnerten.
Sie brachten Bücher mit, übersetzten uns Texte alter Sprachen, zeigten uns
Abbildungen alter Symbole und Riten, und lehrten uns sehen, wie der ganze
Besitz der bisherigen Menschheit an Idealen aus Träumen der unbewußten
Seele bestand, aus Träumen, in welchen die Menschheit tastend den Ahnungen
ihrer Zukunftsmöglichkeiten nachging. So durchliefen wir den wunderbaren,
tausendköpfigen Götterknäuel der alten Welt bis zum Herandämmern der
christlichen Umkehr. Die Bekenntnisse der einsamen Frommen wurden uns
bekannt, und die Wandlungen der Religionen von Volk zu Volk. Und aus allem,
was wir sammelten, ergab sich uns die Kritik unserer Zeit und des jetzigen
Europa, das in ungeheuren Bestrebungen mächtige neue Waffen der Menschheit
erschaffen hatte, endlich aber in eine tiefe und zuletzt schreiende
Verödung des Geistes geraten war. Denn es hatte die ganze Welt gewonnen, um
seine Seele darüber zu verlieren.
Auch hier gab es Gläubige und Bekenner bestimmter Hoffnungen und
Heilslehren. Es gab Buddhisten, die Europa bekehren wollten, und
Tolstoijünger, und andre Bekenntnisse. Wir im engern Kreise hörten zu und
nahmen keine dieser Lehren anders an denn als Sinnbilder. Uns Gezeichneten
lag keine Sorge um die Gestaltung der Zukunft ob. Uns schien jedes
Bekenntnis, jede Heilslehre schon im voraus tot und nutzlos. Und wir
empfanden einzig das als Pflicht und Schicksal: daß jeder von uns so ganz
er selbst werde, so ganz dem in ihm wirksamen Keim der Natur gerecht werde
und zu Willen lebe, daß die ungewisse Zukunft uns zu allem und jedem bereit
finde, was sie bringen möchte.
Denn dies war, gesagt und ungesagt, uns allen im Gefühl deutlich, daß eine
Neugeburt und ein Zusammenbruch des Jetzigen nahe und schon spürbar sei.
Demian sagte mir manchmal: »Was kommen wird, ist unausdenklich. Die Seele
Europas ist ein Tier, das unendlich lang gefesselt lag. Wenn es frei wird,
werden seine ersten Regungen nicht die lieblichsten sein. Aber die Wege und
Umwege sind belanglos, wenn nur die wahre Not der Seele zutage kommt, die
man seit so langem immer und immer wieder weglügt und betäubt. Dann wird
unser Tag sein, dann wird man uns brauchen, nicht als Führer oder neue
Gesetzgeber -- die neuen Gesetze erleben wir nicht mehr -- eher als
Willige, als solche, die bereit sind, mitzugehen und da zu stehen, wohin
das Schicksal ruft. Sieh, alle Menschen sind bereit, das Unglaubliche zu
tun, wenn ihre Ideale bedroht werden. Aber keiner ist da, wenn ein neues
Ideal, eine neue, vielleicht gefährliche und unheimliche Regung des
Wachstums anklopft. Die wenigen, welche dann da sind und mitgehen, werden
wir sein. Dazu sind wir gezeichnet -- wie Kain dazu gezeichnet war, Furcht
und Haß zu erregen und die damalige Menschheit aus einem engen Idyll in
gefährliche Weiten zu treiben. Alle Menschen, die auf den Gang der
Menschheit gewirkt haben, alle ohne Unterschied waren nur darum fähig und
wirksam, weil sie schicksalbereit waren. Das paßt auf Moses und Buddha, es
paßt auf Napoleon und auf Bismarck. Welcher Welle einer dient, von welchem
Pol aus er regiert wird, das liegt nicht in seiner Wahl. Wenn Bismarck die
Sozialdemokraten verstanden und sich auf sie eingestellt hätte, so wäre er
ein kluger Herr gewesen, aber kein Mann des Schicksals. So war es mit
Napoleon, mit Cäsar, mit Loyola, mit allen! Man muß sich das immer
biologisch und entwicklungsgeschichtlich denken! Als die Umwälzungen auf
der Erdoberfläche die Wassertiere ans Land, Landtiere ins Wasser warf, da
waren es die schicksalbereiten Exemplare, die das Neue und Unerhörte
vollziehen und ihre Art durch neue Anpassungen retten konnten. Ob es
dieselben Exemplare waren, welche vorher in ihrer Art als Konservative und
Erhaltende hervorragten, oder eher die Sonderlinge und Revolutionäre, das
wissen wir nicht. Sie waren bereit, und darum konnten sie ihre Art in neue
Entwicklungen hinüber retten. Das wissen wir. Darum wollen wir bereit
sein.«
Bei solchen Gesprächen war Frau Eva oft dabei, doch sprach sie selbst nicht
in dieser Weise mit. Sie war für jeden von uns, der seine Gedanken äußerte,
ein Zuhörer und Echo, voll von Vertrauen, voll von Verständnis, es schien,
als kämen die Gedanken alle aus ihr und kehrten zu ihr zurück. In ihrer
Nähe zu sitzen, zuweilen ihre Stimme zu hören und teilzuhaben an der
Atmosphäre von Reife und Seele, die sie umgab, war für mich Glück.
Sie empfand es sogleich, wenn in mir irgendeine Veränderung, eine Trübung
oder Erneuerung im Gange war. Es schien mir, als seien die Träume, die ich
im Schlaf hatte, Eingebungen von ihr. Ich erzählte sie ihr oft, und sie
waren ihr verständlich und natürlich, es gab keine Sonderbarkeiten, denen
sie nicht mit klarem Fühlen folgen konnte. Eine Zeitlang hatte ich Träume,
die wie Nachbildungen unsrer Tagesgespräche waren. Ich träumte, daß die
ganze Welt in Aufruhr sei und daß ich, allein oder mit Demian, angespannt
auf das große Schicksal warte. Das Schicksal blieb verhüllt, trug aber
irgendwie die Züge der Frau Eva -- von ihr erwählt oder verworfen zu
werden, das war das Schicksal.
Manchmal sagte sie mit Lächeln: »Ihr Traum ist nicht ganz, Sinclair, Sie
haben das Beste vergessen --« und es konnte geschehen, daß es mir dann
wieder einfiel und ich nicht begreifen konnte, wie ich das hatte vergessen
können.
Zu Zeiten wurde ich unzufrieden und von Begehren gequält. Ich meinte es
nicht mehr ertragen zu können, sie neben mir zu sehen, ohne sie in die Arme
zu schließen. Auch das bemerkte sie sofort. Als ich einst mehrere Tage
wegblieb und dann verstört wiederkam, nahm sie mich beiseite und sagte:
»Sie sollen sich nicht an Wünsche hingeben, an die Sie nicht glauben. Ich
weiß, was Sie wünschen. Sie müssen diese Wünsche aufgeben können, oder sie
ganz und richtig wünschen. Wenn Sie einmal so zu bitten vermögen, daß Sie
der Erfüllung in sich ganz gewiß sind, dann ist auch die Erfüllung da. Sie
wünschen aber, und bereuen es wieder, und haben Angst dabei. Das muß alles
überwunden werden. Ich will Ihnen ein Märchen erzählen.«
Und sie erzählte mir von einem Jüngling, der in einen Stern verliebt war.
Am Meere stand er, streckte die Hände aus und betete den Stern an, er
träumte von ihm und richtete seine Gedanken an ihn. Aber er wußte, oder
meinte zu wissen, daß ein Stern nicht von einem Menschen umarmt werden
könne. Er hielt es für sein Schicksal, ohne Hoffnung auf Erfüllung ein
Gestirn zu lieben, und er baute aus diesem Gedanken eine ganze
Lebensdichtung von Verzicht und stummem, treuem Leiden, das ihn bessern und
läutern sollte. Seine Träume gingen aber alle auf den Stern. Einmal stand
er wieder bei Nacht am Meere, auf der hohen Klippe, und blickte in den
Stern und brannte vor Liebe zu ihm. Und in einem Augenblick größter
Sehnsucht tat er den Sprung und stürzte sich ins Leere, dem Stern entgegen.
Aber im Augenblick des Springens noch dachte er blitzschnell: es ist ja
doch unmöglich! Da lag er unten am Strand und war zerschmettert. Er
verstand nicht zu lieben. Hätte er im Augenblick, wo er sprang, die
Seelenkraft gehabt, fest und sicher an die Erfüllung zu glauben, er wäre
nach oben geflogen und mit dem Stern vereinigt worden.
»Liebe muß nicht bitten,« sagte sie, »auch nicht fordern. Liebe muß die
Kraft haben, in sich selbst zur Gewißheit zu kommen. Dann wird sie nicht
mehr gezogen, sondern zieht. Sinclair, Ihre Liebe wird von mir gezogen.
Wenn sie mich einmal zieht, so komme ich. Ich will keine Geschenke geben,
ich will gewonnen werden.«
Ein anderesmal aber erzählte sie mir ein anderes Märchen. Es war ein
Liebender, der ohne Hoffnung liebte. Er zog sich ganz in seine Seele zurück
und meinte vor Liebe zu verbrennen. Die Welt ging ihm verloren, er sah den
blauen Himmel und den grünen Wald nicht mehr, der Bach rauschte ihm nicht,
die Harfe klang ihm nicht, alles war versunken, und er war arm und elend
geworden. Seine Liebe aber wuchs, und er wollte viel lieber sterben und
verkommen, als auf den Besitz der schönen Frau verzichten, die er liebte.
Da spürte er, wie seine Liebe alles andre in ihm verbrannt hatte, und sie
wurde mächtig und zog und zog, und die schöne Frau mußte folgen, sie kam,
er stand mit ausgebreiteten Armen, um sie an sich zu ziehen. Wie sie aber
vor ihm stand, da war sie ganz verwandelt, und mit Schauern fühlte und sah
er, daß er die ganze verlorene Welt zu sich her gezogen hatte. Sie stand
vor ihm und ergab sich ihm, Himmel und Wald und Bach, alles kam in neuen
Farben frisch und herrlich ihm entgegen, gehörte ihm, sprach seine Sprache.
Und statt bloß ein Weib zu gewinnen, hatte er die ganze Welt am Herzen, und
jeder Stern am Himmel glühte in ihm und funkelte Lust durch seine Seele. --
Er hatte geliebt und dabei sich selbst gefunden. Die meisten aber lieben,
um sich dabei zu verlieren.
Meine Liebe zu Frau Eva schien mir der einzige Inhalt meines Lebens zu
sein. Aber jeden Tag sah sie anders aus. Manchmal glaubte ich bestimmt zu
fühlen, daß es nicht ihre Person sei, nach der mein Wesen hingezogen
strebte, sondern sie sei nur ein Sinnbild meines Inneren und wolle mich nur
tiefer in mich selbst hinein führen. Oft hörte ich Worte von ihr, die mir
klangen wie Antworten meines Unbewußten auf brennende Fragen, die mich
bewegten. Dann wieder gab es Augenblicke, in denen ich neben ihr vor
sinnlichem Verlangen brannte, und Gegenstände küßte, die sie berührt hatte.
Und allmählich schoben sich sinnliche und unsinnliche Liebe, Wirklichkeit
und Symbol übereinander. Dann geschah es, daß ich daheim in meinem Zimmer
an sie dachte, in ruhiger Innigkeit, und dabei ihre Hand in meiner und ihre
Lippen auf meinen zu fühlen meinte. Oder ich war bei ihr, sah ihr ins
Gesicht, sprach mit ihr und hörte ihre Stimme, und wußte doch nicht, ob sie
wirklich und nicht ein Traum sei. Ich begann zu ahnen, wie man eine Liebe
dauernd und unsterblich besitzen kann. Ich hatte beim Lesen eines Buches
eine neue Erkenntnis, und es war dasselbe Gefühl wie ein Kuß von Frau Eva.
Sie streichelte mir das Haar und lächelte mir ihre reife duftende Wärme zu,
und ich hatte dasselbe Gefühl, wie wenn ich in mir selbst einen Fortschritt
gemacht hatte. Alles, was wichtig und Schicksal für mich war, konnte ihre
Gestalt annehmen. Sie konnte sich in jeden meiner Gedanken verwandeln, und
jeder sich in sie.
Auf die Weihnachtsfeiertage, in denen ich bei meinen Eltern war, hatte ich
mich gefürchtet, weil ich meinte, es müsse eine Qual sein, zwei Wochen lang
entfernt von Frau Eva zu leben. Aber es war keine Qual, es war herrlich, zu
Hause zu sein und an sie zu denken. Als ich nach H. zurückgekommen war,
blieb ich noch zwei Tage ihrem Hause fern, um diese Sicherheit und
Unabhängigkeit von ihrer sinnlichen Gegenwart zu genießen. Auch hatte ich
Träume, in denen meine Vereinigung mit ihr sich auf neue gleichnishafte
Arten vollzog. Sie war ein Meer, in das ich strömend mündete. Sie war ein
Stern, und ich selbst war als ein Stern zu ihr unterwegs, und wir trafen
uns und fühlten uns zueinander gezogen, blieben beisammen und drehten uns
selig für alle Zeiten in nahen, tönenden Kreisen umeinander.
Diesen Traum erzählte ich ihr, als ich sie zuerst wieder besuchte.
»Der Traum ist schön,« sagte sie still. »Machen Sie ihn wahr!«
In der Vorfrühlingszeit kam ein Tag, den ich nie vergessen habe. Ich trat
in die Halle, ein Fenster stand offen und ein lauer Luftstrom wälzte den
schweren Geruch der Hyazinthen durch den Raum. Da niemand zu sehen war,
ging ich die Treppe hinauf in Max Demians Studierzimmer. Ich pochte leicht
an die Tür und trat ein, ohne auf einen Ruf zu warten, wie ich es gewohnt
war.
Das Zimmer war dunkel, die Vorhänge alle zugezogen. Die Türe zu einem
kleinen Nebenraum stand offen, wo Max ein chemisches Laboratorium
eingerichtet hatte. Von dorther kam das helle, weiße Licht der
Frühlingssonne, die durch Regenwolken schien. Ich glaubte, es sei niemand
da, und schlug einen der Vorhänge zurück.
Da sah ich auf einem Schemel nahe beim verhängten Fenster Max Demian
sitzen, zusammengekauert und seltsam verändert, und wie ein Blitz durchfuhr
mich ein Gefühl: das hast du schon einmal erlebt! Er hatte die Arme
regungslos hängen, die Hände im Schoß, sein etwas vorgeneigtes Gesicht mit
offenen Augen war blicklos und erstorben, im Augenstern blinkte tot ein
kleiner greller Lichtreflex, wie in einem Stück Glas. Das bleiche Gesicht
war in sich versunken und ohne anderen Ausdruck als den einer ungeheuren
Starrheit, es sah aus wie eine uralte Tiermaske am Portal eines Tempels. Er
schien nicht zu atmen.
Erinnerung überschauerte mich -- so, genau so hatte ich ihn schon einmal
gesehen, vor vielen Jahren, als ich noch ein kleiner Junge war. So hatten
die Augen nach innen gestarrt, so waren die Hände leblos nebeneinander
gelegen, eine Fliege war ihm übers Gesicht gewandert. Und er hatte damals,
vor vielleicht sechs Jahren, gerade so alt und so zeitlos ausgesehen, keine
Falte im Gesicht war heute anders.
Von einer Furcht überfallen ging ich leise aus dem Zimmer und die Treppe
hinab. In der Halle traf ich Frau Eva. Sie war bleich und schien ermüdet,
was ich an ihr nicht kannte, ein Schatten flog durchs Fenster, die grelle
weiße Sonne war plötzlich verschwunden.
»Ich war bei Max,« flüsterte ich rasch. »Ist etwas geschehen? Er schläft,
oder ist versunken, ich weiß nicht, ich sah ihn früher schon einmal so.«
»Sie haben ihn doch nicht geweckt?« fragte sie rasch.
»Nein. Er hat mich nicht gehört. Ich ging gleich wieder hinaus. Frau Eva,
sagen Sie mir, was ist mit ihm?«
Sie fuhr sich mit dem Rücken der Hand über die Stirn.
»Seien Sie ruhig, Sinclair, es geschieht ihm nichts. Er hat sich
zurückgezogen. Es wird nicht lange dauern.«
Sie stand auf und ging in den Garten hinaus, obwohl es eben zu regnen
anfing. Ich spürte, daß ich nicht mitkommen sollte. So ging ich in der
Halle auf und ab, roch an den betäubend duftenden Hyazinthen, starrte mein
Vogelbild über der Türe an und atmete mit Beklemmung den seltsamen
Schatten, von dem das Haus an diesem Morgen erfüllt war. Was war dies? Was
war geschehen?
Frau Eva kam bald zurück. Regentropfen hingen ihr im dunkeln Haar. Sie
setzte sich in ihren Lehnstuhl. Müdigkeit lag über ihr. Ich trat neben sie,
beugte mich über sie und küßte die Tropfen aus ihrem Haar. Ihre Augen waren
hell und still, aber die Tropfen schmeckten mir wie Tränen.
»Soll ich nach ihm sehen?« fragte ich flüsternd.
Sie lächelte schwach.
»Seien Sie kein kleiner Junge, Sinclair!« ermahnte sie laut, wie um in sich
selber einen Bann zu brechen. »Gehen Sie jetzt, und kommen Sie später
wieder, ich kann jetzt nicht mit Ihnen reden.«
Ich ging und lief von Haus und Stadt hinweg gegen die Berge, der schräge
dünne Regen kam mir entgegen, die Wolken trieben niedrig unter schwerem
Druck wie in Angst vorüber. Unten ging kaum ein Wind, in der Höhe schien es
zu stürmen, mehrmals brach für Augenblicke die Sonne bleich und grell aus
dem stählernen Wolkengrau.
Da kam über den Himmel weg eine lockere gelbe Wolke getrieben, sie staute
sich gegen die graue Wand und der Wind formte in wenigen Sekunden aus dem
Gelben und dem Blauen ein Bild, einen riesengroßen Vogel, der sich aus
blauem Wirrwarr losriß und mit weiten Flügelschlägen in den Himmel hinein
verschwand. Dann wurde der Sturm hörbar, und Regen prasselte mit Hagel
vermischt herab. Ein kurzer, unwahrscheinlich und schreckhaft tönender
Donner krachte über der gepeitschten Landschaft, gleich darauf brach wieder
ein Sonnenblick durch und auf den nahen Bergen überm braunen Wald leuchtete
fahl und unwirklich der bleiche Schnee.
Als ich naß und verblasen nach Stunden wiederkehrte, öffnete Demian mir
selbst die Haustür.
Er nahm mich mit sich in sein Zimmer hinauf, im Laboratorium brannte eine
Gasflamme, Papier lag umher, er schien gearbeitet zu haben.
»Setz dich,« lud er ein, »du wirst müde sein, es war ein scheußliches
Wetter, man sieht, daß du tüchtig draußen warst. Tee kommt gleich.«
»Es ist heute etwas los,« begann ich zögernd, »es kann nicht nur das
bißchen Gewitter sein.«
Er sah mich forschend an.
»Hast du etwas gesehen?«
»Ja. Ich sah in den Wolken einen Augenblick deutlich ein Bild.«
»Was für ein Bild?«
»Es war ein Vogel.«
»Der Sperber? War er's? Dein Traumvogel?«
»Ja, es war mein Sperber. Er war gelb und riesengroß und flog in den
blauschwarzen Himmel hinein.«
Demian atmete tief auf.
Es klopfte. Die alte Dienerin brachte Tee.
»Nimm dir, Sinclair, bitte. -- Ich glaube, du hast den Vogel nicht zufällig
gesehen?«
»Zufällig? Sieht man solche Sachen zufällig?«
»Gut, nein. Er bedeutet etwas. Weißt du was?«
»Nein. Ich spüre nur, daß es eine Erschütterung bedeutet, einen Schritt im
Schicksal. Ich glaube, es geht uns alle an.«
Er ging heftig auf und ab.
»Einen Schritt im Schicksal!« rief er laut.
»Dasselbe habe ich heut nacht geträumt, und meine Mutter hatte gestern eine
Ahnung, die sagte das Gleiche. -- Mir hat geträumt, ich stieg eine Leiter
hinauf, an einem Baumstamm oder Turm. Als ich oben war, sah ich das ganze
Land, es war eine große Ebene, mit Städten und Dörfern brennen. Ich kann
noch nicht alles erzählen, es ist mir noch nicht alles klar.«
»Deutest du den Traum auf dich?« fragte ich.
»Auf mich? Natürlich. Niemand träumt, was ihn nicht angeht. Aber es geht
mich nicht allein an, da hast du recht. Ich unterscheide ziemlich genau die
Träume, die mir Bewegungen in der eigenen Seele anzeigen, und die anderen,
sehr seltenen, in denen das ganze Menschenschicksal sich andeutet. Ich habe
selten solche Träume gehabt, und nie einen, von dem ich sagen könnte, er
sei eine Prophezeiung gewesen und in Erfüllung gegangen. Die Deutungen sind
zu ungewiß. Aber das weiß ich bestimmt, ich habe etwas geträumt, was nicht
mich allein angeht. Der Traum gehört nämlich zu anderen, früheren, die ich
hatte und die er fortsetzt. Diese Träume sind es, Sinclair, aus denen ich
die Ahnungen habe, von denen ich dir schon sprach. Daß unsre Welt recht
faul ist, wissen wir, das wäre noch kein Grund, ihren Untergang oder
dergleichen zu prophezeien. Aber ich habe seit mehreren Jahren Träume
gehabt, aus denen ich schließe, oder fühle, oder wie du willst -- aus denen
ich also fühle, daß der Zusammenbruch einer alten Welt näher rückt. Es
waren zuerst ganz schwache, entfernte Ahnungen, aber sie sind immer
deutlicher und stärker geworden. Noch weiß ich nichts andres, als daß etwas
Großes und Furchtbares im Anzug ist, das mich mit betrifft. Sinclair, wir
werden das erleben, wovon wir manchmal gesprochen haben! Die Welt will sich
erneuern. Es riecht nach Tod. Nichts Neues kommt ohne Tod. -- Es ist
schrecklicher, als ich gedacht hatte.« Erschrocken starrte ich ihn an.
»Kannst du mir den Rest deines Traumes nicht erzählen?« bat ich schüchtern.
Er schüttelte den Kopf.
»Nein.«
Die Türe ging und Frau Eva kam herein.
»Da sitzet ihr beieinander! Kinder, ihr werdet doch nicht traurig sein?«
Sie sah frisch und gar nicht mehr müde aus. Demian lächelte ihr zu, sie kam
zu uns wie die Mutter zu verängstigten Kindern.
»Traurig sind wir nicht, Mutter, wir haben bloß ein wenig an diesen neuen
Zeichen gerätselt. Aber es liegt ja nichts daran. Plötzlich wird das, was
kommen will, da sein, und dann werden wir das, was wir zu wissen brauchen,
schon erfahren.«
Mir aber war schlecht zumut, und als ich Abschied nahm und allein durch die
Halle ging, empfand ich den Hyazinthenduft welk, fad und leichenhaft. Es
war ein Schatten über uns gefallen.


Achtes Kapitel
Anfang vom Ende

Ich hatte es durchgesetzt, noch das Sommersemester in H. bleiben zu können.
Statt im Hause, waren wir nun fast immer im Garten am Fluß. Der Japaner,
der übrigens im Ringkampf richtig verloren hatte, war fort, auch der
Tolstoimann fehlte. Demian hielt sich ein Pferd und ritt Tag für Tag mit
Ausdauer. Ich war oft mit seiner Mutter allein.
Zuweilen wunderte ich mich über die Friedlichkeit meines Lebens. Ich war so
lang gewohnt, allein zu sein, Verzicht zu üben, mich mühsam mit meinen
Qualen herumzuschlagen, daß diese Monate in H. mir wie eine Trauminsel
vorkamen, auf der ich bequem und verzaubert nur in schönen, angenehmen
Dingen und Gefühlen leben durfte. Ich ahnte, daß dies der Vorklang jener
neuen, höheren Gemeinschaft sei, an die wir dachten. Und je und je ergriff
mich über dies Glück eine tiefe Trauer, denn ich wußte wohl, es konnte
nicht von Dauer sein. Mir war nicht beschieden, in Fülle und Behagen zu
atmen, ich brauchte Qual und Hetze. Ich spürte: eines Tages würde ich aus
diesen schönen Liebesbildern erwachen und wieder allein stehen, ganz
allein, in der kalten Welt der anderen, wo für mich nur Einsamkeit oder
Kampf war, kein Friede, kein Mitleben.
Dann schmiegte ich mich mit doppelter Zärtlichkeit in die Nähe der Frau
Eva, froh darüber, daß mein Schicksal noch immer diese schönen, stillen
Züge trug.
Die Sommerwochen vergingen schnell und leicht, das Semester war schon im
Ausklingen. Der Abschied stand bald bevor, ich durfte nicht daran denken,
und tat es auch nicht, sondern hing an den schönen Tagen wie ein Falter an
der Honigblume. Das war nun meine Glückszeit gewesen, die erste Erfüllung
meines Lebens und meine Aufnahme in den Bund -- was würde dann kommen? Ich
würde wieder mich durchkämpfen, Sehnsucht leiden, Träume haben, allein
sein.
An einem dieser Tage überkam mich dies Vorgefühl so stark, daß meine Liebe
zu Frau Eva plötzlich schmerzlich aufflammte. Mein Gott, wie bald, dann sah
ich sie nicht mehr, hörte nicht mehr ihren festen guten Schritt durchs
Haus, fand nicht mehr ihre Blumen auf meinem Tisch! Und was hatte ich
erreicht? Ich hatte geträumt und mich in Behagen gewiegt, statt sie zu
gewinnen, statt um sie zu kämpfen und sie für immer an mich zu reißen!
Alles, was sie mir je über die echte Liebe gesagt hatte, fiel mir ein,
hundert feine, mahnende Worte, hundert leise Lockungen, Versprechungen
vielleicht -- was hatte ich daraus gemacht? Nichts! Nichts!
Ich stellte mich mitten in meinem Zimmer auf, faßte mein ganzes Bewußtsein
zusammen und dachte an Eva. Ich wollte die Kräfte meiner Seele
zusammennehmen, um sie meine Liebe fühlen zu lassen, um sie zu mir her zu
ziehen. Sie mußte kommen und meine Umarmung ersehnen, mein Kuß mußte
unersättlich in ihren reifen Liebeslippen wühlen.
Ich stand und spannte mich an, bis ich von den Fingern und Füßen her kalt
wurde. Ich fühlte, daß Kraft von mir ausging. Für einige Augenblicke zog
sich etwas in mir fest und eng zusammen, etwas Helles und Kühles; ich hatte
einen Augenblick die Empfindung, ich trage einen Kristall im Herzen, und
ich wußte, das war mein Ich. Die Kälte stieg mir bis zur Brust.
Als ich aus der furchtbaren Anspannung erwachte, fühlte ich, daß etwas
käme. Ich war zu Tode erschöpft, aber ich war bereit, Eva ins Zimmer treten
zu sehen, brennend und entzückt.
Hufgetrappel hämmerte jetzt die lange Straße heran, klang nah und hart,
hielt plötzlich an. Ich sprang ans Fenster. Unten stieg Demian vom Pferde.
Ich lief hinab.
»Was ist los, Demian? Es ist doch deiner Mutter nichts passiert?«
Er hörte nicht auf meine Worte. Er war sehr bleich, und Schweiß rann zu
beiden Seiten von seiner Stirn über die Wangen. Er band die Zügel seines
erhitzten Pferdes an den Gartenzaun, nahm meinen Arm und ging mit mir die
Straße hinab.
»Weißt du schon etwas?«
Ich wußte nichts.
Demian drückte meinen Arm und wandte mir das Gesicht zu, mit einem dunklen,
mitleidigen, sonderbaren Blick.
»Ja, mein Junge, es geht nun los. Du wußtest ja von der großen Spannung mit
Rußland --«
»Was? Gibt es Krieg? Ich habe nie daran geglaubt.«
Er sprach leise, obwohl kein Mensch in der Nähe war.
»Er ist noch nicht erklärt. Aber es gibt Krieg. Verlaß dich drauf. Ich habe
dich seither mit der Sache nicht mehr belästigt, aber ich habe seit damals
dreimal neue Anzeichen gesehen. Es wird also kein Weltuntergang, kein
Erdbeben, keine Revolution. Es wird Krieg. Du wirst sehen, wie das
einschlägt! Es wird den Leuten eine Wonne sein, schon jetzt freut sich
jeder aufs Losschlagen. So fad ist ihnen das Leben geworden. -- Aber du
wirst sehen, Sinclair, das ist nur der Anfang. Es wird vielleicht ein
großer Krieg werden, ein sehr großer Krieg. Aber auch das ist bloß der
Anfang. Das Neue beginnt, und das Neue wird für die, die am Alten hängen,
entsetzlich sein. Was wirst du tun?«
Ich war bestürzt, es klang mir alles noch fremd und unwahrscheinlich.
»Ich weiß nicht -- und du?«
Er zuckte die Achseln.
»Sobald mobilisiert wird, rücke ich ein. Ich bin Leutnant.«
»Du? Davon wußte ich kein Wort.«
»Ja, es war eine von meinen Anpassungen. Du weißt, ich bin nach außen nie
gern aufgefallen und habe immer eher etwas zuviel getan, um korrekt zu
sein. Ich stehe, glaube ich, in acht Tagen schon im Felde --«
»Um Gottes willen --«
»Na, Junge, sentimental mußt du das nicht auffassen. Es wird mir ja im
Grunde kein Vergnügen machen, Gewehrfeuer auf lebende Menschen zu
kommandieren, aber das wird nebensächlich sein. Es wird jetzt jeder von uns
in das große Rad hineinkommen. Du auch. Du wirst sicher ausgehoben werden.«
»Und deine Mutter, Demian?«
Erst jetzt besann ich mich wieder auf das, was vor einer Viertelstunde
gewesen war. Wie hatte sich die Welt verwandelt! Alle Kraft hatte ich
zusammengerissen, um das süßeste Bild zu beschwören, und nun sah mich das
Schicksal plötzlich neu aus einer drohend grauenhaften Maske an.
»Meine Mutter? Ach, um die brauchen wir keine Sorge zu haben. Sie ist
sicher, sicherer als irgend jemand es heute auf der Welt ist. -- Du liebst
sie so sehr?«
»Du wußtest es, Demian?« Er lachte hell und ganz befreit.
»Kleiner Junge! Natürlich wußte ich's. Es hat noch niemand zu meiner Mutter
Frau Eva gesagt, ohne sie zu lieben. Übrigens, wie war das? Du hast sie
oder mich heut gerufen, nicht?«
»Ja, ich habe gerufen -- -- Ich rief nach Frau Eva.«
»Sie hat es gespürt. Sie schickte mich plötzlich weg, ich müsse zu dir. Ich
hatte ihr eben die Nachrichten über Rußland erzählt.«
Wir kehrten um und sprachen wenig mehr, er machte sein Pferd los und stieg
auf.
In meinem Zimmer oben spürte ich erst, wie erschöpft ich war, von Demians
Botschaft und noch viel mehr von der vorherigen Anspannung. Aber Frau Eva
hatte mich gehört! Ich hatte sie mit meinen Gedanken im Herzen erreicht.
Sie wäre selbst gekommen -- wenn nicht -- -- Wie sonderbar war dies alles,
und wie schön im Grunde! Nun sollte ein Krieg kommen. Nun sollte das zu
geschehen beginnen, was wir oft und oft geredet hatten. Und Demian hatte so
viel davon vorausgewußt. Wie seltsam, daß jetzt der Strom der Welt nicht
mehr irgendwo an uns vorbei laufen sollte --, daß er jetzt plötzlich mitten
durch unsere Herzen ging, daß Abenteuer und wilde Schicksale uns riefen,
und daß jetzt oder bald der Augenblick da war, wo die Welt uns brauchte, wo
sie sich verwandeln wollte. Demian hatte recht, sentimental war das nicht
zu nehmen. Merkwürdig war nur, daß ich nun die so einsame Angelegenheit
»Schicksal« mit so vielen, mit der ganzen Welt gemeinsam erleben sollte.
Gut denn!
Ich war bereit. Am Abend, als ich durch die Stadt ging, brausten alle
Winkel von der großen Erregung. Überall das Wort »Krieg«!
Ich kam in Frau Evas Haus, wir aßen im Gartenhäuschen zu Abend. Ich war der
einzige Gast. Niemand sprach ein Wort von Krieg. Nur spät, kurz ehe ich
wegging, sagte Frau Eva: »Lieber Sinclair, Sie haben mich heut gerufen. Sie
wissen, warum ich nicht selbst kam. Aber vergessen Sie nicht: Sie kennen
jetzt den Ruf, und wann immer Sie jemand brauchen, der das Zeichen trägt,
dann rufen Sie wieder!«
Sie erhob sich und ging durch die Gartendämmerung voraus. Groß und
fürstlich schritt die Geheimnisvolle zwischen den schweigenden Bäumen, und
über ihrem Haupt glommen klein und zart die vielen Sterne.
Ich komme zum Ende. Die Dinge gingen ihren raschen Weg. Bald war Krieg und
Demian, wunderlich fremd in der Uniform mit dem silbergrauen Mantel, fuhr
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