Demian: Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend - 09

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er! Und diesen Weg müßte man eigentlich gehen. Leute wie ich und Sie sind
ja recht einsam, aber wir haben doch noch einander, wir haben die heimliche
Genugtuung, anders zu sein, uns aufzulehnen, das Ungewöhnliche zu wollen.
Auch das muß wegfallen, wenn einer den Weg ganz gehen will. Er darf auch
nicht Revolutionär, nicht Beispiel, nicht Märtyrer sein wollen. Es ist
nicht auszudenken --«
Nein, es war nicht auszudenken. Aber es war zu träumen, es war vorzufühlen,
es war zu ahnen. Einigemal fühlte ich etwas davon, wenn ich eine ganz
stille Stunde fand. Dann blickte ich in mich und sah meinem Schicksalsbild
in die offenstarren Augen. Sie konnten voll Weisheit sein, sie konnten voll
Wahnsinn sein, sie konnten Liebe strahlen oder tiefe Bosheit, es war
einerlei. Nichts davon durfte man wählen, nichts durfte man wollen. Man
durfte nur _sich_ wollen, nur sein Schicksal. Dahin hatte mir Pistorius
eine Strecke weit als Führer gedient.
In jenen Tagen lief ich wie blind umher, Sturm brauste in mir, jeder
Schritt war Gefahr. Ich sah nichts als die abgründige Dunkelheit vor mir,
in welche alle bisherigen Wege verliefen und hinabsanken. Und in meinem
Innern sah ich das Bild des Führers, der Demian glich und in dessen Augen
mein Schicksal stand.
Ich schrieb auf ein Papier: »Ein Führer hat mich verlassen. Ich stehe ganz
im Finstern. Ich kann keinen Schritt allein tun. Hilf mir!«
Das wollte ich an Demian schicken. Doch unterließ ich es; es sah jedesmal,
wenn ich es tun wollte, läppisch und sinnlos aus. Aber ich wußte das kleine
Gebet auswendig und sprach es oft in mich hinein. Es begleitete mich jede
Stunde. Ich begann zu ahnen, was Gebet ist.
* * * * *
Meine Schulzeit war zu Ende. Ich sollte eine Ferienreise machen, mein Vater
hatte sich das ausgedacht, und dann sollte ich zur Universität gehen. Zu
welcher Fakultät, das wußte ich nicht. Es war mir ein Semester Philosophie
bewilligt. Ich wäre mit allem andern ebenso zufrieden gewesen.


Siebentes Kapitel
Frau Eva

In den Ferien ging ich einmal zu dem Hause, in welchem vor Jahren Max
Demian mit seiner Mutter gewohnt hatte. Eine alte Frau spazierte im Garten,
ich sprach sie an und erfuhr, daß ihr das Haus gehöre. Ich fragte nach der
Familie Demian. Sie erinnerte sich ihrer gut. Doch wußte sie nicht, wo sie
jetzt wohnten. Da sie mein Interesse spürte, nahm sie mich mit ins Haus,
suchte ein ledernes Album hervor und zeigte mir eine Photographie von
Demians Mutter. Ich konnte mich ihrer kaum mehr erinnern. Aber als ich nun
das kleine Bildnis sah, blieb mir der Herzschlag stehen. -- Das war mein
Traumbild! Das war sie, die große, fast männliche Frauenfigur, ihrem Sohne
ähnlich, mit Zügen von Mütterlichkeit, Zügen von Strenge, Zügen von tiefer
Leidenschaft, schön und verlockend, schön und unnahbar, Dämon und Mutter,
Schicksal und Geliebte. Das war sie!
Wie ein wildes Wunder durchfuhr es mich, als ich so erfuhr, daß mein
Traumbild auf der Erde lebe! Es gab eine Frau, die so aussah, die die Züge
meines Schicksals trug! Wo war sie? Wo? -- Und sie war Demians Mutter!
Bald darauf trat ich meine Reise an. Eine sonderbare Reise! Ich fuhr
rastlos von Ort zu Ort, jedem Einfall nach, immer auf der Suche nach dieser
Frau. Es gab Tage, da traf ich lauter Gestalten, die an sie erinnerten, an
sie anklangen, die ihr glichen, die mich durch Gassen fremder Städte, durch
Bahnhöfe, in Eisenbahnzüge lockten, wie in verwickelten Träumen. Es gab
andere Tage, da sah ich ein, wie unnütz mein Suchen sei; dann saß ich
untätig irgendwo in einem Park, in einem Hotelgarten, in einem Wartesaal,
und schaute in mich hinein und versuchte das Bild in mir lebendig zu
machen. Aber es war jetzt scheu und flüchtig geworden. Nie konnte ich
schlafen, nur auf den Bahnfahrten durch unbekannte Landschaften nickte ich
für Viertelstunden ein. Einmal, in Zürich, stellte eine Frau mir nach, ein
hübsches, etwas freches Weib. Ich sah sie kaum und ging weiter, als wäre
sie Luft. Lieber wäre ich sofort gestorben, als daß ich einer andern Frau
auch nur für eine Stunde Teilnahme geschenkt hätte.
Ich spürte, daß mein Schicksal mich zog, ich spürte, daß die Erfüllung nahe
sei, und ich war toll vor Ungeduld, daß ich nichts dazu tun konnte. Einst
auf einem Bahnhof, ich glaube, es war in Innsbruck, sah ich in einem eben
wegfahrenden Zug am Fenster eine Gestalt, die mich an sie erinnerte, und
war tagelang unglücklich. Und plötzlich erschien die Gestalt mir wieder
nachts in einem Traume, ich erwachte mit einem beschämten und öden Gefühl
von der Sinnlosigkeit meiner Jagd, und fuhr geraden Weges nach Hause
zurück.
Ein paar Wochen später ließ ich mich auf der Universität H. einschreiben.
Alles enttäuschte mich. Das Kolleg über Geschichte der Philosophie, das ich
hörte, war ebenso wesenlos und fabrikmäßig wie das Treiben der studierenden
Jünglinge. Alles war so nach der Schablone, einer tat wie der andere, und
die erhitzte Fröhlichkeit auf den knabenhaften Gesichtern sah so betrübend
leer und fertiggekauft aus! Aber ich war frei, ich hatte meinen ganzen Tag
für mich, wohnte still und schön in altem Gemäuer vor der Stadt und hatte
auf meinem Tisch ein paar Bände Nietzsche liegen. Mit ihm lebte ich, fühlte
die Einsamkeit seiner Seele, witterte das Schicksal, das ihn unaufhaltsam
trieb, litt mit ihm und war selig, daß es einen gegeben hatte, der so
unerbittlich seinen Weg gegangen war.
Spät am Abend schlenderte ich einst durch die Stadt, im wehenden
Herbstwind, und hörte aus den Wirtshäusern die Studentenvereine singen. Aus
geöffneten Fenstern drang Tabakrauch in Wolken hervor, und in dickem
Schwall der Gesang, laut und straff, doch unbeschwingt und leblos uniform.
Ich stand an einer Straßenecke und hörte zu, aus zwei Kneipen scholl die
pünktlich ausgeübte Munterkeit der Jugend in die Nacht. Überall
Gemeinsamkeit, überall Zusammenhocken, überall Abladen des Schicksals und
Flucht in warme Herdennähe!
Hinter mir gingen zwei Männer langsam vorüber. Ich hörte ein Stück von
ihrem Gespräch.
»Ist es nicht genau wie das Jungemännerhaus in einem Negerdorf?« sagte der
eine. »Alles stimmt, sogar das Tätowieren ist noch Mode. Sehen Sie, das ist
das junge Europa.«
Die Stimme klang mir wunderlich mahnend -- bekannt. Ich ging den beiden in
der dunklen Gasse nach. Der eine war ein Japaner, klein und elegant, ich
sah unter einer Laterne sein gelbes lächelndes Gesicht aufglänzen.
Da sprach der andere wieder.
»Nun, es wird bei Ihnen in Japan auch nicht besser sein. Die Leute, die
nicht der Herde nachlaufen, sind überall selten. Es gibt auch hier welche.«
Jedes Wort durchdrang mich mit freudigem Schrecken. Ich kannte den
Sprecher. Es war Demian.
In der windigen Nacht folgte ich ihm und dem Japaner durch die dunkeln
Gassen, hörte ihren Gesprächen zu und genoß den Klang von Demians Stimme.
Sie hatte den alten Ton, sie hatte die alte, schöne Sicherheit und Ruhe,
und sie hatte die alte Macht über mich. Nun war alles gut. Ich hatte ihn
gefunden.
Am Ende einer vorstädtischen Straße nahm der Japaner Abschied und schloß
eine Haustür auf. Demian ging den Weg zurück, ich war stehen geblieben und
erwartete ihn mitten in der Straße. Mit Herzklopfen sah ich ihn mir
entgegen kommen, aufrecht und elastisch, in einem braunen Gummimantel,
einen dünnen Stock am Arme eingehängt. Er kam, ohne seinen gleichmäßigen
Schritt zu ändern, bis dicht vor mich hin, nahm den Hut ab und zeigte mir
sein altes, helles Gesicht mit dem entschlossenen Mund und der
eigentümlichen Helligkeit auf der breiten Stirn.
»Demian!« rief ich.
Er streckte mir die Hand entgegen.
»Also da bist du, Sinclair! Ich habe dich erwartet.«
»Wußtest du, daß ich hier bin?«
»Ich wußte es nicht gerade, aber ich hoffte es bestimmt. Gesehen habe ich
dich erst heute abend, du bist uns ja die ganze Zeit nachgegangen.«
»Du kanntest mich also gleich?«
»Natürlich. Du hast dich zwar verändert. Aber du hast ja das Zeichen.«
»Das Zeichen? Was für ein Zeichen?«
»Wir nannten es früher das Kainszeichen, wenn du dich noch erinnern kannst.
Es ist unser Zeichen. Du hast es immer gehabt, darum bin ich dein Freund
geworden. Aber jetzt ist es deutlicher geworden.«
»Ich wußte es nicht. Oder eigentlich doch. Einmal habe ich ein Bild von dir
gemalt, Demian, und war erstaunt, daß es auch mir ähnlich war. War das das
Zeichen?«
»Das war es. Gut, daß du nun da bist! Auch meine Mutter wird sich freuen.«
Ich erschrak.
»Deine Mutter? Ist sie hier? Sie kennt mich ja gar nicht.«
»O, sie weiß von dir. Sie wird dich kennen, auch ohne daß ich ihr sage, wer
du bist. -- Du hast lange nichts von dir hören lassen.«
»O, ich wollte oft schreiben, aber es ging nicht. Seit einiger Zeit habe
ich gespürt, daß ich dich bald finden müsse. Ich habe jeden Tag darauf
gewartet.«
Er schob seinen Arm in meinen und ging mit mir weiter. Ruhe ging von ihm
aus und zog in mich ein. Wir plauderten bald wie früher. Wir gedachten der
Schulzeit, des Konfirmationsunterrichtes, auch jenes unglücklichen
Beisammenseins damals in den Ferien -- nur von dem frühesten und engsten
Bande zwischen uns, von der Geschichte mit Franz Kromer, war auch jetzt
nicht die Rede.
Unversehens waren wir mitten in seltsamen und ahnungsvollen Gesprächen. Wir
hatten, an jene Unterhaltung Demians mit dem Japaner anklingend, vom
Studentenleben gesprochen und waren von da auf anderes gekommen, das weitab
zu liegen schien; doch verband es sich in Demians Worten zu einem innigen
Zusammenhang.
Er sprach vom Geist Europas und von der Signatur dieser Zeit. Überall,
sagte er, herrsche Zusammenschluß und Herdenbildung, aber nirgends Freiheit
und Liebe. Alle diese Gemeinsamkeit, von der Studentenverbindung und dem
Gesangverein bis zu den Staaten, sei eine Zwangsbildung, es sei eine
Gemeinschaft aus Angst, aus Furcht, aus Verlegenheit, und sie sei im Innern
faul und alt und dem Zusammenbruch nahe.
»Gemeinsamkeit,« sagte Demian, »ist eine schöne Sache. Aber was wir da
überall blühen sehen, ist gar keine. Sie wird neu entstehen, aus dem
Voneinanderwissen der einzelnen, und sie wird für eine Weile die Welt
umformen. Was jetzt an Gemeinsamkeit da ist, ist nur Herdenbildung. Die
Menschen fliehen zueinander, weil sie voreinander Angst haben -- die Herren
für sich, die Arbeiter für sich, die Gelehrten für sich! Und warum haben
sie Angst? Man hat nur Angst, wenn man mit sich selber nicht einig ist. Sie
haben Angst, weil sie sich nie zu sich selber bekannt haben. Eine
Gemeinschaft von lauter Menschen, die vor dem Unbekannten in sich selber
Angst haben! Sie fühlen alle, daß ihre Lebensgesetze nicht mehr stimmen,
daß sie nach alten Tafeln leben, weder ihre Religionen noch ihre
Sittlichkeit, nichts von allem ist dem angemessen, was wir brauchen.
Hundert und mehr Jahre lang hat Europa bloß noch studiert und Fabriken
gebaut! Sie wissen genau, wieviel Gramm Pulver man braucht, um einen
Menschen zu töten, aber sie wissen nicht, wie man zu Gott betet, sie wissen
nicht einmal, wie man eine Stunde lang vergnügt sein kann. Sieh dir einmal
so eine Studentenkneipe an! Oder gar einen Vergnügungsort, wo die reichen
Leute hinkommen! Hoffnungslos! -- Lieber Sinclair, aus alledem kann nichts
Heiteres kommen. Diese Menschen, die sich so ängstlich zusammentun, sind
voll von Angst und voll von Bosheit, keiner traut dem andern. Sie hängen an
Idealen, die keine mehr sind, und steinigen jeden, der ein neues aufstellt.
Ich spüre, daß es Auseinandersetzungen gibt. Sie werden kommen, glaube mir,
sie werden bald kommen! Natürlich werden sie die Welt nicht >verbessern<.
Ob die Arbeiter ihre Fabrikanten totschlagen, oder ob Rußland oder
Deutschland aufeinander schießen, es werden nur Besitzer getauscht. Aber
umsonst wird es doch nicht sein. Es wird die Wertlosigkeit der heutigen
Ideale dartun, es wird ein Aufräumen mit steinzeitlichen Göttern geben.
Diese Welt, wie sie jetzt ist, will sterben, sie will zugrunde gehen, und
sie wird es.«
»Und was wird dabei aus uns?« fragte ich.
»Aus uns? O, vielleicht gehen wir mit zugrunde. Totschlagen kann man ja
auch unsereinen. Nur daß wir damit nicht erledigt sind. Um das, was von uns
bleibt, oder um die von uns, die es überleben, wird der Wille der Zukunft
sich sammeln. Der Wille der Menschheit wird sich zeigen, den unser Europa
eine Zeitlang mit seinem Jahrmarkt von Technik und Wissenschaft überschrien
hat. Und dann wird sich zeigen, daß der Wille der Menschheit nie und
nirgends gleich ist mit dem der heutigen Gemeinschaften, der Staaten und
Völker, der Vereine und Kirchen. Sondern das, was die Natur mit dem
Menschen will, steht in den einzelnen geschrieben, in dir und mir. Es stand
in Jesus, es stand in Nietzsche. Für diese allein wichtigen Strömungen --
die natürlich jeden Tag anders aussehen können, wird Raum sein, wenn die
heutigen Gemeinschaften zusammenbrechen.«
Wir machten spät vor einem Garten am Flusse halt.
»Hier wohnen wir,« sagte Demian. »Komm bald zu uns! Wir erwarten dich
sehr.«
Freudig ging ich durch die kühl gewordene Nacht meinen weiten Heimweg. Da
und dort lärmten und schwankten heimkehrende Studenten durch die Stadt. Oft
hatte ich den Gegensatz zwischen ihrer komischen Art von Fröhlichkeit und
meinem einsamen Leben empfunden, oft mit einem Gefühl von Entbehrung, oft
mit Spott. Aber noch nie hatte ich so wie heute mit Ruhe und geheimer Kraft
gefühlt, wie wenig mich das anging, wie fern und verschollen diese Welt für
mich war. Ich erinnerte mich an Beamte meiner Vaterstadt, alte würdige
Herren, welche an den Erinnerungen ihrer verkneipten Semester hingen wie an
Andenken eines seligen Paradieses und mit der entschwundenen »Freiheit«
ihrer Studentenjahre einen Kultus trieben wie ihn sonst etwa Dichter oder
andere Romantiker der Kindheit widmen. Überall dasselbe! Überall suchten
sie die »Freiheit« und das »Glück« irgendwo hinter sich, aus lauter Angst,
sie könnten ihrer eigenen Verantwortlichkeit erinnert und an ihren eigenen
Weg gemahnt werden. Ein paar Jahre wurde gesoffen und gejubelt, und dann
kroch man unter und wurde ein seriöser Herr im Staatsdienst. Ja, es war
faul, faul bei uns, und diese Studentendummheit war weniger dumm und
weniger schlimm als hundert andere.
Als ich jedoch in meiner entlegenen Wohnung angekommen war und mein Bett
suchte, waren alle diese Gedanken verflogen, und mein ganzer Sinn hing
wartend an dem großen Versprechen, das mir dieser Tag gegeben hatte. Sobald
ich wollte, morgen schon, sollte ich Demians Mutter sehen. Mochten die
Studenten ihre Kneipen abhalten und sich die Gesichter tätowieren, mochte
die Welt faul sein und auf ihren Untergang warten -- was ging es mich an!
Ich wartete einzig darauf, daß mein Schicksal mir in einem neuen Bilde
entgegentrete.
Ich schlief fest bis spät am Morgen. Der neue Tag brach für mich als ein
feierlicher Festtag an, wie ich seit den Weihnachtsfeiern meiner Knabenzeit
keinen mehr erlebt hatte. Ich war voll innerster Unruhe, doch ohne jede
Angst. Ich fühlte, daß ein wichtiger Tag für mich angebrochen sei, ich sah
und empfand die Welt um mich her verwandelt, wartend, beziehungsvoll und
feierlich, auch der leise fließende Herbstregen war schön, still und
festtäglich voll ernstfroher Musik. Zum erstenmal klang die äußere Welt mit
meiner innern rein zusammen -- dann ist Feiertag der Seele, dann lohnt es
sich zu leben. Kein Haus, kein Schaufenster, kein Gesicht auf der Gasse
störte mich, alles war, wie es sein mußte, trug aber nicht das leere
Gesicht des Alltäglichen und Gewohnten, sondern war wartende Natur, stand
ehrfurchtsvoll dem Schicksal bereit. So hatte ich als kleiner Knabe die
Welt am Morgen der großen Feiertage gesehen, am Christtag und an Ostern.
Ich hatte nicht gewußt, daß diese Welt noch so schön sein könne. Ich hatte
mich daran gewöhnt, in mich hineinzuleben und mich damit abzufinden, daß
mir der Sinn für das da draußen eben verloren gegangen sei, daß der Verlust
der glänzenden Farben unvermeidlich mit dem Verlust der Kindheit
zusammenhänge und daß man gewissermaßen die Freiheit und Mannheit der Seele
mit dem Verzicht auf diesen holden Schimmer bezahlen müsse. Nun sah ich
entzückt, daß dies alles nur verschüttet und verdunkelt gewesen war und daß
es möglich sei, auch als Freigewordener und auf Kinderglück Verzichtender
die Welt strahlen zu sehen und die innigen Schauer des kindlichen Sehens zu
kosten.
Es kam die Stunde, da ich den Vorstadtgarten wiederfand, bei dem ich mich
diese Nacht von Max Demian verabschiedet hatte. Hinter hohen regengrauen
Bäumen verborgen, stand ein kleines Haus, hell und wohnlich, hohe
Blumenstauden hinter einer großen Glaswand, hinter blanken Fenstern dunkle
Zimmerwände mit Bildern und Bücherreihen. Die Haustür führte unmittelbar in
eine kleine erwärmte Halle, eine stumme alte Magd, schwarz, mit weißer
Schürze, führte mich ein und nahm mir den Mantel ab.
Sie ließ mich in der Halle allein. Ich sah mich um, und sogleich war ich
mitten in meinem Traume. Oben an der dunkeln Holzwand, über einer Tür, hing
unter Glas in einem schwarzen Rahmen ein wohlbekanntes Bild, mein Vogel mit
dem goldgelben Sperberkopf, der sich aus der Weltschale schwang. Ergriffen
blieb ich stehen -- mir war so froh und weh ums Herz, als kehre in diesem
Augenblick alles, was ich je getan und erlebt, zu mir zurück als Antwort
und Erfüllung. Blitzschnell sah ich eine Menge von Bildern an meiner Seele
vorüberlaufen: das heimatliche Vaterhaus mit dem alten Steinwappen überm
Torbogen, den Knaben Demian, der das Wappen zeichnete, mich selbst als
Knaben, angstvoll in den bösen Bann meines Feindes Kromer verstrickt, mich
selbst als Jüngling, in meinem Schülerzimmerchen am stillen Tisch den Vogel
meiner Sehnsucht malend, die Seele verwirrt ins Netz ihrer eigenen Fäden --
und alles, und alles bis zu diesem Augenblick klang in mir wieder, wurde in
mir bejaht, beantwortet, gutgeheißen.
Mit naß gewordenen Augen starrte ich auf mein Bild und las in mir selbst.
Da sank mein Blick herab: Unter dem Vogelbilde in der geöffneten Tür stand
eine große Frau in dunklem Kleid. Sie war es. Ich vermochte kein Wort zu
sagen. Aus einem Gesicht, das gleich dem ihres Sohnes ohne Zeit und Alter
und voll von beseeltem Willen war, lächelte die schöne, ehrwürdige Frau mir
freundlich zu. Ihr Blick war Erfüllung, ihr Gruß bedeutete Heimkehr.
Schweigend streckte ich ihr die Hände entgegen. Sie ergriff sie beide mit
festen warmen Händen.
»Sie sind Sinclair. Ich kannte Sie gleich. Seien Sie willkommen!«
Ihre Stimme war tief und warm, ich trank sie wie süßen Wein. Und nun
blickte ich auf und in ihr stilles Gesicht, in die schwarzen,
unergründlichen Augen, auf den frischen, reifen Mund, auf die freie,
fürstliche Stirn, die das Zeichen trug.
»Wie bin ich froh!« sagte ich zu ihr und küßte ihre Hände. »Ich glaube, ich
bin mein ganzes Leben lang immer unterwegs gewesen -- und jetzt bin ich
heimgekommen.«
Sie lächelte mütterlich.
»Heim kommt man nie,« sagte sie freundlich. »Aber wo befreundete Wege
zusammenlaufen, da sieht die ganze Welt für eine Stunde wie Heimat aus.«
Sie sprach aus, was ich auf dem Wege zu ihr gefühlt hatte. Ihre Stimme und
auch ihre Worte waren denen ihres Sohnes sehr ähnlich, und doch ganz
anders. Alles war reifer, wärmer, selbstverständlicher. Aber ebenso wie Max
vor Zeiten auf niemand den Eindruck eines Knaben gemacht hatte, so sah
seine Mutter gar nicht wie die Mutter eines erwachsenen Sohnes aus, so jung
und süß war der Hauch über ihrem Gesicht und Haar, so straff und faltenlos
war ihre goldige Haut, so blühend der Mund. Königlicher noch als in meinem
Traume stand sie vor mir, und ihre Nähe war Liebesglück, ihr Blick war
Erfüllung.
Dies also war das neue Bild, in dem mein Schicksal sich mir zeigte, nicht
mehr streng, nicht mehr vereinsamend, nein reif und lustvoll! Ich faßte
keine Entschlüsse, tat keine Gelübde -- ich war an ein Ziel gekommen, an
eine hohe Wegstelle, von wo aus der weitere Weg sich weit und herrlich
zeigte, Ländern der Verheißung entgegenstrebend, überschattet von
Baumwipfeln nahen Glückes, gekühlt von nahen Gärten jeder Lust. Mochte es
mir gehen, wie es wollte, ich war selig, diese Frau in der Welt zu wissen,
ihre Stimme zu trinken und ihre Nähe zu atmen. Mochte sie mir Mutter,
Geliebte, Göttin werden -- wenn sie nur da war! wenn nur mein Weg dem ihren
nahe war!
Sie wies zu meinem Sperberbilde hinauf.
»Sie haben unsrem Max nie eine größere Freude gemacht als mit diesem Bild,«
sagte sie nachdenklich. »Und mir auch. Wir haben auf Sie gewartet, und als
das Bild kam, da wußten wir, daß Sie auf dem Weg zu uns waren. Als Sie ein
kleiner Knabe waren, Sinclair, da kam eines Tages mein Sohn aus der Schule
und sagte: Es ist ein Junge da, der hat das Zeichen auf der Stirn, der muß
mein Freund werden. Das waren Sie. Sie haben es nicht leicht gehabt, aber
wir haben Ihnen vertraut. Einmal trafen Sie, als Sie in Ferien zu Hause
waren, wieder mit Max zusammen. Sie waren damals so etwa sechzehn Jahre
alt. Max erzählte mir davon --«
Ich unterbrach: »O, daß er Ihnen das gesagt hat! Es war meine elendeste
Zeit damals!«
»Ja, Max sagte zu mir: jetzt hat Sinclair das Schwerste vor sich. Er macht
noch einmal einen Versuch, sich in die Gemeinschaft zu flüchten, er ist
sogar ein Wirtshausbruder geworden; aber es wird ihm nicht gelingen. Sein
Zeichen ist verhüllt, aber es brennt ihn heimlich. -- War es nicht so?«
»O ja, so war es, genau so. Dann fand ich Beatrice, und dann kam endlich
wieder ein Führer zu mir. Er hieß Pistorius. Erst da wurde mir klar, warum
meine Knabenzeit so sehr an Max gebunden war, warum ich nicht von ihm
loskommen konnte. Liebe Frau -- liebe Mutter, ich habe damals oft geglaubt,
ich müsse mir das Leben nehmen. Ist denn der Weg für jeden so schwer?«
Sie fuhr mit ihrer Hand über mein Haar, leicht wie Luft.
»Es ist immer schwer, geboren zu werden. Sie wissen, der Vogel hat Mühe,
aus dem Ei zu kommen. Denken Sie zurück und fragen Sie: war der Weg denn so
schwer? -- nur schwer? War er nicht auch schön? Hätten Sie einen schöneren,
einen leichteren gewußt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Es war schwer,« sagte ich wie im Schlaf, »es war schwer, bis der Traum
kam.«
Sie nickte und sah mich durchdringend an.
»Ja, man muß seinen Traum finden, dann wird der Weg leicht. Aber es gibt
keinen immerwährenden Traum, jeden löst ein neuer ab, und keinen darf man
festhalten wollen.«
Ich erschrak tief. War das schon eine Warnung? War das schon Abwehr? Aber
einerlei, ich war bereit, mich von ihr führen zu lassen und nicht nach dem
Ziel zu fragen.
»Ich weiß nicht,« sagte ich, »wie lange mein Traum dauern soll. Ich
wünsche, er wäre ewig. Unter dem Bild des Vogels hat mich mein Schicksal
empfangen, wie eine Mutter, und wie eine Geliebte. Ihm gehöre ich und sonst
niemand.«
»Solange der Traum Ihr Schicksal ist, solange sollen Sie ihm treu bleiben,«
bestätigte sie ernst.
Eine Traurigkeit ergriff mich, und der sehnliche Wunsch, in dieser
verzauberten Stunde zu sterben. Ich fühlte die Tränen -- wie unendlich
lange hatte ich nicht mehr geweint! -- unaufhaltsam in mir aufquellen und
mich überwältigen. Heftig wandte ich mich von ihr weg, trat an das Fenster
und blickte mit blinden Augen über die Topfblumen hinweg.
Hinter mir hörte ich ihre Stimme, sie klang gelassen und war doch so voll
von Zärtlichkeit wie ein bis zum Rande mit Wein gefüllter Becher.
»Sinclair, Sie sind ein Kind! Ihr Schicksal liebt Sie ja. Einmal wird es
Ihnen ganz gehören, so wie Sie es träumen, wenn Sie treu bleiben.«
Ich hatte mich bezwungen und wandte ihr das Gesicht wieder zu. Sie gab mir
die Hand.
»Ich habe ein paar Freunde,« sagte sie lächelnd, »ein paar ganz wenige,
ganz nahe Freunde, die sagen Frau Eva zu mir. Auch Sie sollen mich so
nennen, wenn Sie wollen.«
Sie führte mich zur Tür, öffnete und deutete in den Garten. »Sie finden Max
da draußen.«
Unter den hohen Bäumen stand ich betäubt und erschüttert, wacher oder
träumender als jemals, ich wußte es nicht. Sachte tropfte der Regen aus den
Zweigen. Ich ging langsam in den Garten hinein, der sich weit das Flußufer
entlang zog. Endlich fand ich Demian. Er stand in einem offenen
Gartenhäuschen, mit nacktem Oberkörper, und machte vor einem aufgehängten
Sandsäckchen Boxübungen.
Erstaunt blieb ich stehen. Demian sah prachtvoll aus, die breite Brust, der
feste männliche Kopf, die gehobenen Arme mit gestrafften Muskeln waren
stark und tüchtig, die Bewegungen kamen aus Hüften, Schultern und
Armgelenken hervor wie spielende Quellen.
»Demian!« rief ich. »Was treibst du denn da?«
Er lachte fröhlich.
»Ich übe mich. Ich habe dem kleinen Japaner einen Ringkampf versprochen,
der Kerl ist flink wie eine Katze, und natürlich ebenso tückisch. Aber er
wird nicht mit mir fertig werden. Es ist eine ganz kleine Demütigung, die
ich ihm schuldig bin.«
Er zog Hemd und Rock über.
»Du warst schon bei meiner Mutter?« fragte er.
»Ja. Demian, was hast du für eine herrliche Mutter! Frau Eva! Der Name paßt
vollkommen zu ihr, sie ist wie die Mutter aller Wesen.«
Er sah mir einen Augenblick nachdenklich ins Gesicht.
»Du weißt den Namen schon? Du kannst stolz sein, Junge! Du bist der erste,
dem sie ihn schon in der ersten Stunde gesagt hat.«
Von diesem Tag an ging ich im Hause ein und aus wie ein Sohn und Bruder,
aber auch wie ein Liebender. Wenn ich die Pforte hinter mir schloß, ja
schon wenn ich von weitem die hohen Bäume des Gartens auftauchen sah, war
ich reich und glücklich. Draußen war die »Wirklichkeit«, draußen waren
Straßen und Häuser, Menschen und Einrichtungen, Bibliotheken und Lehrsäle
-- hier drinnen aber war Liebe und Seele, hier lebte das Märchen und der
Traum. Und doch lebten wir keineswegs von der Welt abgeschlossen, wir
lebten in Gedanken und Gesprächen oft mitten in ihr, nur auf einem anderen
Felde, wir waren von der Mehrzahl der Menschen nicht durch Grenzen
getrennt, sondern nur durch eine andere Art des Sehens. Unsre Aufgabe war,
in der Welt eine Insel darzustellen, vielleicht ein Vorbild, jedenfalls
aber die Ankündigung einer anderen Möglichkeit zu leben. Ich lernte, ich
lang Vereinsamter, die Gemeinschaft kennen, die zwischen Menschen möglich
ist, welche das völlige Alleinsein gekostet haben. Nie mehr begehrte ich zu
den Tafeln der Glücklichen, zu den Festen der Fröhlichen zurück, nie mehr
flog mich Neid oder Heimweh an, wenn ich die Gemeinsamkeiten der andern
sah. Und langsam wurde ich eingeweiht in das Geheimnis derer, welche »das
Zeichen« an sich trugen.
Wir, die mit dem Zeichen, mochten mit Recht der Welt für seltsam, ja für
verrückt und gefährlich gelten. Wir waren Erwachte, oder Erwachende, und
unser Streben ging auf ein immer vollkommneres Wachsein, während das
Streben und Glücksuchen der anderen darauf ging, ihre Meinungen, ihre
Ideale und Pflichten, ihr Leben und Glück immer enger an das der Herde zu
binden. Auch dort war Streben, auch dort war Kraft und Größe. Aber während,
nach unserer Auffassung, wir Gezeichneten den Willen der Natur zum Neuen,
zum Vereinzelten und Zukünftigen darstellten, lebten die andern in einem
Willen des Beharrens. Für sie war die Menschheit -- welche sie liebten wie
wir -- etwas Fertiges, das erhalten und geschützt werden mußte. Für uns war
die Menschheit eine ferne Zukunft, nach welcher wir alle unterwegs waren,
deren Bild niemand kannte, deren Gesetze nirgend geschrieben standen.
Außer Frau Eva, Max und mir gehörten zu unsrem Kreise, näher oder ferner,
noch manche Suchende von sehr verschiedener Art. Manche von ihnen gingen
besondere Pfade, hatten sich abgesonderte Ziele gesteckt und hingen an
besonderen Meinungen und Pflichten, unter ihnen waren Astrologen und
Kabbalisten, auch ein Anhänger des Grafen Tolstoi, und allerlei zarte,
scheue, verwundbare Menschen, Anhänger neuer Sekten, Pfleger indischer
Übungen, Pflanzenesser und andre. Mit diesen allen hatten wir eigentlich
nichts Geistiges gemein als die Achtung, die ein jeder dem geheimen
Lebenstraum des andern gönnte. Andre standen uns näher, welche das Suchen
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