Demian: Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend - 07

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sein Leben. Ich verstehe, im Sinn der Technik, nicht sehr viel von Musik,
aber ich habe gerade diesen Ausdruck der Seele von Kind auf instinktiv
verstanden und das Musikalische als etwas Selbstverständliches in mir
gefühlt.
Der Musiker spielte darauf auch etwas Modernes, es konnte von Reger sein.
Die Kirche war fast völlig dunkel, nur ein ganz dünner Lichtschein drang
durchs nächste Fenster. Ich wartete, bis die Musik zu Ende war, und strich
dann auf und ab, bis ich den Organisten herauskommen sah. Es war ein noch
junger Mensch, doch älter als ich, vierschrötig und untersetzt von Gestalt,
und er lief rasch mit kräftigen und gleichsam unwilligen Schritten davon.
Manchmal saß ich von da an in der Abendstunde vor der Kirche, oder ging auf
und ab. Einmal fand ich auch das Tor offen und saß eine halbe Stunde
fröstelnd und glücklich im Gestühl, während der Organist oben bei
spärlichem Gaslicht spielte. Aus der Musik, die er spielte, hörte ich nicht
nur ihn selbst. Es schien mir auch alles, was er spielte, unter sich
verwandt zu sein, einen geheimen Zusammenhang zu haben. Alles, was er
spielte, war gläubig, war hingegeben und fromm, aber nicht fromm wie die
Kirchengänger und Pastoren, sondern fromm wie Pilger und Bettler im
Mittelalter, fromm mit rücksichtsloser Hingabe an ein Weltgefühl, das über
allen Bekenntnissen stand. Die Meister vor Bach wurden fleißig gespielt,
und alte Italiener. Und alle sagten dasselbe, alle sagten das, was auch der
Musikant in der Seele hatte: Sehnsucht, innigstes Ergreifen der Welt und
wildestes Sichwiederscheiden von ihr, brennendes Lauschen auf die eigene
dunkle Seele, Rausch der Hingabe und tiefe Neugierde auf das Wunderbare.
Als ich einmal den Orgelspieler nach seinem Weggang aus der Kirche heimlich
verfolgte, sah ich ihn weit draußen am Rande der Stadt in eine kleine
Schenke treten. Ich konnte nicht widerstehen und ging ihm nach. Zum
erstenmal sah ich ihn hier deutlich. Er saß am Wirtstisch in einer Ecke der
kleinen Stube, den schwarzen Filzhut auf dem Kopf, einen Schoppen Wein vor
sich, und sein Gesicht war so, wie ich es erwartet hatte. Es war häßlich
und etwas wild, suchend und verbohrt, eigensinnig und willensvoll, dabei um
den Mund weich und kindlich. Das Männliche und Starke saß alles in Augen
und Stirn, der untere Teil des Gesichtes war zart und unfertig,
unbeherrscht und zum Teil weichlich, das Kinn voll Unentschlossenheit stand
knabenhaft da wie ein Widerspruch gegen Stirn und Blick. Lieb waren mir die
dunkelbraunen Augen, voll Stolz und Feindlichkeit.
Schweigend setzte ich mich ihm gegenüber, niemand war sonst in der Kneipe.
Er blitzte mich an, als wolle er mich wegjagen. Ich hielt jedoch stand und
sah ihn unentwegt an, bis er unwirsch brummte: »Was schauen Sie denn so
verflucht scharf? Wollen Sie was von mir?«
»Ich will nichts von Ihnen,« sagte ich. »Aber ich habe schon viel von Ihnen
gehabt.«
Er zog die Stirn zusammen.
»So, sind Sie ein Musikschwärmer? Ich finde es ekelhaft, für Musik zu
schwärmen.«
Ich ließ mich nicht abschrecken.
»Ich habe Ihnen schon oft zugehört, in der Kirche da draußen,« sagte ich.
»Ich will Sie übrigens nicht belästigen. Ich dachte, ich würde bei Ihnen
vielleicht etwas finden, etwas Besonderes, ich weiß nicht recht was. Aber
hören Sie lieber gar nicht auf mich! Ich kann Ihnen ja in der Kirche
zuhören.«
»Ich schließe doch immer ab.«
»Neulich haben Sie es vergessen, und ich saß drinnen. Sonst stehe ich
draußen oder sitze auf dem Prellstein.«
»So? Sie können ein andermal hereinkommen, es ist wärmer. Sie müssen dann
bloß an die Tür klopfen. Aber kräftig, und nicht während ich spiele. Jetzt
los -- was wollten Sie sagen? Sie sind ein ganz junger Mann, wahrscheinlich
ein Schüler oder Student. Sind Sie Musiker?«
»Nein. Ich höre gern Musik, aber bloß solche, wie Sie sie spielen, ganz
unbedingte Musik, solche, bei der man spürt, daß da ein Mensch an Himmel
und Hölle rüttelt. Die Musik ist mir sehr lieb, ich glaube, weil sie so
wenig moralisch ist. Alles andere ist moralisch, und ich suche etwas, was
nicht so ist. Ich habe unter dem Moralischen immer bloß gelitten. Ich kann
mich nicht gut ausdrücken. -- Wissen Sie, daß es einen Gott geben muß, der
zugleich Gott und Teufel ist? Es soll einen gegeben haben, ich hörte
davon.«
Der Musiker schob den breiten Hut etwas zurück und schüttelte sich das
dunkle Haar von der großen Stirn. Dabei sah er mich durchdringend an und
neigte mir sein Gesicht über den Tisch entgegen.
Leise und gespannt fragte er: »Wie heißt der Gott, von dem Sie da sagen?«
»Ich weiß leider fast nichts von ihm, eigentlich bloß den Namen. Er heißt
Abraxas.«
Der Musikant blickte wie mißtrauisch um sich, als könnte uns jemand
belauschen. Dann rückte er nahe zu mir und sagte flüsternd: »Ich habe es
mir gedacht. Wer sind Sie?«
»Ich bin ein Schüler vom Gymnasium.«
»Woher wissen Sie von Abraxas?«
»Durch Zufall.«
Er hieb auf den Tisch, daß sein Weinglas überlief.
»Zufall! Reden Sie keinen Sch . . . dreck, junger Mensch! Von Abraxas weiß
man nicht durch Zufall, das merken Sie sich. Ich werde Ihnen noch mehr von
ihm sagen. Ich weiß ein wenig von ihm.«
Er schwieg und rückte seinen Stuhl zurück. Als ich ihn voll Erwartung
ansah, schnitt er eine Grimasse.
»Nicht hier! Ein andermal. -- Da, nehmen Sie!«
Dabei griff er in die Tasche seines Mantels, den er nicht abgelegt hatte,
und zog ein paar gebratene Kastanien heraus, die er mir hinwarf.
Ich sagte nichts, nahm sie und aß und war sehr zufrieden.
»Also!« flüsterte er nach einer Weile. »Woher wissen Sie von -- Ihm?«
Ich zögerte nicht, es ihm zu sagen.
»Ich war allein und ratlos,« erzählte ich. »Da fiel mir ein Freund aus
früheren Jahren ein, von dem ich glaube, daß er sehr viel weiß. Ich hatte
etwas gemalt, einen Vogel, der aus einer Weltkugel herauskam. Den schickte
ich ihm. Nach einiger Zeit, als ich nicht mehr recht daran glaubte, bekam
ich ein Stück Papier in die Hand, darauf stand: Der Vogel kämpft sich aus
dem Ei. Das Ei ist die Welt. Wer geboren werden will, muß eine Welt
zerstören. Der Vogel fliegt zu Gott. Der Gott heißt Abraxas.«
Er erwiderte nichts, wir schälten unsere Kastanien und aßen sie zum Wein.
»Nehmen wir noch einen Schoppen?« fragte er.
»Danke, nein. Ich trinke nicht gern.«
Er lachte, etwas enttäuscht.
»Wie Sie wollen! Bei mir ist es anders. Ich bleibe noch hier. Gehen Sie
jetzt nur!«
Als ich dann das nächstemal nach der Orgelmusik mit ihm ging, war er nicht
sehr mitteilsam. Er führte mich in einer alten Gasse durch ein altes,
stattliches Haus empor und in ein großes, etwas düsteres und verwahrlostes
Zimmer, wo außer einem Klavier nichts auf Musik deutete, während ein großer
Bücherschrank und Schreibtisch dem Raum etwas Gelehrtenhaftes gaben.
»Wieviel Bücher Sie haben!« sagte ich anerkennend.
»Ein Teil davon ist aus der Bibliothek meines Vaters, bei dem ich wohne. --
Ja, junger Mann, ich wohne bei Vater und Mutter, aber ich kann Sie ihnen
nicht vorstellen, mein Umgang genießt hier im Hause keiner großen Achtung.
Ich bin ein verlorener Sohn, wissen Sie. Mein Vater ist ein fabelhaft
ehrenwerter Mann, ein bedeutender Pfarrer und Prediger in hiesiger Stadt.
Und ich, damit Sie gleich Bescheid wissen, bin sein begabter und
vielversprechender Herr Sohn, der aber entgleist und einigermaßen verrückt
geworden ist. Ich war Theologe und habe kurz vor dem Staatsexamen diese
biedere Fakultät verlassen. Obgleich ich eigentlich noch immer beim Fach
bin, was meine Privatstudien betrifft. Was für Götter die Leute sich
jeweils ausgedacht haben, das ist mir noch immer höchst wichtig und
interessant. Im übrigen bin ich jetzt Musiker und werde, wie es scheint,
bald eine kleinere Organistenstelle bekommen. Dann bin ich ja auch wieder
bei der Kirche.«
Ich schaute an den Bücherrücken entlang, fand griechische, lateinische,
hebräische Titel, soweit ich beim schwachen Licht der kleinen Tischlampe
sehen konnte. Inzwischen hatte sich mein Bekannter im Finstern bei der Wand
auf den Boden gelegt und machte sich dort zu schaffen.
»Kommen Sie,« rief er nach einer Weile, »wir wollen jetzt ein wenig
Philosophie üben, das heißt das Maul halten, auf dem Bauche liegen und
denken.«
Er strich ein Zündholz an und setzte in dem Kamin, vor dem er lag, Papier
und Scheite in Brand. Die Flamme stieg hoch, er schürte und speiste das
Feuer mit ausgesuchter Umsicht. Ich legte mich zu ihm auf den
zerschlissenen Teppich. Er starrte ins Feuer, das auch mich anzog, und wir
lagen schweigend wohl eine Stunde lang auf dem Bauch vor dem flackernden
Holzfeuer, sahen es flammen und brausen, einsinken und sich krümmen,
verflackern und zucken und endlich in stiller, versunkener Glut am Boden
brüten.
»Das Feueranbeten war nicht das Dümmste, was erfunden worden ist,« murmelte
er einmal vor sich hin. Sonst sagte keiner von uns ein Wort. Mit starren
Augen hing ich an dem Feuer, versank in Traum und Stille, sah Gestalten im
Rauch und Bilder in der Asche. Einmal schrak ich auf. Mein Genosse warf ein
Stückchen Harz in die Glut, eine kleine, schlanke Flamme schoß empor, ich
sah in ihr den Vogel mit dem gelben Sperberkopf. In der hinsterbenden
Kaminglut liefen goldig glühende Fäden zu Netzen zusammen, Buchstaben und
Bilder erschienen, Erinnerungen an Gesichter, an Tiere, an Pflanzen, an
Würmer und Schlangen. Als ich, erwachend, nach dem andern sah, stierte er,
das Kinn auf den Fäusten, hingegeben und fanatisch in die Asche.
»Ich muß jetzt gehen,« sagte ich leise.
»Ja, dann gehen Sie. Auf Wiedersehen!«
Er stand nicht auf, und da die Lampe gelöscht war, mußte ich mich mit Mühe
durchs finstere Zimmer und die finsteren Gänge und Treppen aus dem
verwunschenen alten Hause tasten. Auf der Straße machte ich halt und sah an
dem alten Hause hinauf. In keinem Fenster brannte Licht. Ein kleines Schild
aus Messing glänzte im Schein der Gaslaterne vor der Tür.
»Pistorius, Hauptpfarrer,« las ich darauf.
Erst zu Hause, als ich nach dem Abendessen allein in meinem kleinen Zimmer
saß, fiel mir ein, daß ich weder über Abraxas noch sonst etwas von
Pistorius erfahren habe, daß wir überhaupt kaum zehn Worte gewechselt
hatten. Aber ich war mit meinem Besuch bei ihm sehr zufrieden. Und für das
nächstemal hatte er mir ein ganz exquisites Stück alter Orgelmusik
versprochen, eine Passacaglia von Buxtehude.
* * * * *
Ohne daß ich es wußte, hatte der Organist Pistorius mir eine erste Lektion
gegeben, als ich mit ihm vor dem Kamin auf dem Boden seines trüben
Einsiedlerzimmers lag. Das Schauen ins Feuer hatte mir gut getan, es hatte
Neigungen in mir gekräftigt und bestätigt, die ich immer gehabt, doch nie
eigentlich gepflegt hatte. Allmählich wurde ich teilweise darüber klar.
Schon als kleines Kind hatte ich je und je den Hang gehabt, bizarre Formen
der Natur anzuschauen, nicht beobachtend, sondern ihrem eigenen Zauber,
ihrer krausen, tiefen Sprache hingegeben. Lange verholzte Baumwurzeln,
farbige Adern im Gestein, Flecken von Öl, das auf Wasser schwimmt, Sprünge
in Glas -- alle ähnlichen Dinge hatten zu Zeiten großen Zauber für mich
gehabt, vor allem auch das Wasser und das Feuer, der Rauch, die Wolken, der
Staub, und ganz besonders die kreisenden Farbflecke, die ich sah, wenn ich
die Augen schloß. In den Tagen nach meinem ersten Besuch bei Pistorius
begann dies mir wieder einzufallen. Denn ich merkte, daß ich eine gewisse
Stärkung und Freude, eine Steigerung meines Gefühls von mir selbst, die ich
seither spürte, lediglich dem langen Starren ins offene Feuer verdankte. Es
war merkwürdig wohltuend und bereichernd, das zu tun!
An die wenigen Erfahrungen, welche ich bis jetzt auf dem Wege zu meinem
eigentlichen Lebensziel gefunden hatte, reihte sich diese neue: das
Betrachten solcher Gebilde, das Sichhingeben an irrationale, krause,
seltsame Formen der Natur erzeugt in uns ein Gefühl von der Übereinstimmung
unseres Innern mit dem Willen, der diese Gebilde werden ließ -- wir spüren
bald die Versuchung, sie für unsere eigenen Launen, für unsere eigenen
Schöpfungen zu halten -- wir sehen die Grenzen zwischen uns und der Natur
zittern und zerfließen und lernen die Stimmung kennen, in der wir nicht
wissen, ob die Bilder auf unserer Netzhaut von äußeren Eindrücken stammen
oder von inneren. Nirgends so einfach und leicht wie bei dieser Übung
machen wir die Entdeckung, wie sehr wir Schöpfer sind, wie sehr unsere
Seele immerzu teilhat an der beständigen Erschaffung der Welt. Vielmehr ist
es dieselbe unteilbare Gottheit, die in uns und die in der Natur tätig ist,
und wenn die äußere Welt unterginge, so wäre einer von uns fähig, sie
wieder aufzubauen, denn Berg und Strom, Baum und Blatt, Wurzel und Blüte,
alles Gebildete in der Natur liegt in uns vorgebildet, stammt aus der
Seele, deren Wesen Ewigkeit ist, deren Wesen wir nicht kennen, das sich uns
aber zumeist als Liebeskraft und Schöpferkraft zu fühlen gibt.
Erst manche Jahre später fand ich einmal diese Beobachtung in einem Buche
bestätigt, nämlich bei Leonardo da Vinci, der einmal davon redet, wie gut
und tief anregend es sei, eine Mauer anzusehen, welche von vielen Leuten
angespien worden ist. Vor jenen Flecken an der feuchten Mauer fühlte er
dasselbe wie Pistorius und ich vor dem Feuer.
Bei unserem nächsten Zusammensein gab mir der Orgelspieler eine Erklärung.
»Wir ziehen die Grenzen unserer Persönlichkeit immer viel zu eng! Wir
rechnen zu unserer Person immer bloß das, was wir als individuell
unterschieden, als abweichend erkennen. Wir bestehen aber aus dem ganzen
Bestand der Welt, jeder von uns, und ebenso wie unser Körper die
Stammtafeln der Entwicklung bis zum Fisch und noch viel weiter zurück in
sich trägt, so haben wir in der Seele alles, was je in Menschenseelen
gelebt hat. Alle Götter und Teufel, die je gewesen sind, sei es bei
Griechen und Chinesen oder bei Zulukaffern, alle sind mit in uns, sind da,
als Möglichkeiten, als Wünsche, als Auswege. Wenn die Menschheit ausstürbe
bis auf ein einziges halbwegs begabtes Kind, das keinerlei Unterricht
genossen hat, so würde dieses Kind den ganzen Gang der Dinge wiederfinden,
es würde Götter, Dämonen, Paradiese, Gebote und Verbote, Alte und Neue
Testamente, alles würde es wieder produzieren können.«
»Ja, gut,« wandte ich ein, »aber worin besteht dann noch der Wert des
einzelnen? Warum streben wir noch, wenn wir doch alles in uns schon fertig
haben?«
»Halt!« rief Pistorius heftig. »Es ist ein großer Unterschied, ob Sie bloß
die Welt in sich tragen, oder ob Sie das auch wissen! Ein Wahnsinniger kann
Gedanken hervorbringen, die an Plato erinnern, und ein kleiner frommer
Schulknabe in einem Herrnhuter Institut denkt tiefe mythologische
Zusammenhänge schöpferisch nach, die bei den Gnostikern oder bei Zoroaster
vorkommen. Aber er weiß nichts davon! Er ist ein Baum oder Stein,
bestenfalls ein Tier, solange er es nicht weiß. Dann aber, wenn der erste
Funke dieser Erkenntnis dämmert, dann wird er Mensch. Sie werden doch wohl
nicht alle die Zweibeiner, die da auf der Straße laufen, für Menschen
halten, bloß weil sie aufrecht gehen und ihre Jungen neun Monate tragen?
Sie sehen doch, wie viele von ihnen Fische oder Schafe, Würmer oder Egel
sind, wie viele Ameisen, wie viele Bienen! Nun, in jedem von ihnen sind die
Möglichkeiten zum Menschen da, aber erst, indem er sie ahnt, indem er sie
teilweise sogar bewußt machen lernt, gehören diese Möglichkeiten ihm.«
Etwa dieser Art waren unsere Gespräche. Selten brachten sie mir etwas
völlig Neues, etwas ganz und gar Überraschendes. Alle aber, auch das
banalste, trafen mit leisem stetigen Hammerschlag auf denselben Punkt in
mir, alle halfen an mir bilden, alle halfen Häute von mir abstreifen,
Eierschalen zerbrechen, und aus jedem hob ich den Kopf etwas höher, etwas
freier, bis mein gelber Vogel seinen schönen Raubvogelkopf aus der
zertrümmerten Weltschale stieß.
Häufig erzählten wir auch einander unsere Träume. Pistorius verstand ihnen
eine Deutung zu geben. Ein wunderliches Beispiel ist mir eben erinnerlich.
Ich hatte einen Traum, in dem ich fliegen konnte, jedoch so, daß ich
gewissermaßen von einem großen Schwung durch die Luft geschleudert wurde,
dessen ich nicht Herr war. Das Gefühl dieses Fluges war erhebend, ward aber
bald zur Angst, als ich mich willenlos in bedenkliche Höhen gerissen sah.
Da machte ich die erlösende Entdeckung, daß ich mein Steigen und Fallen
durch Anhalten und Strömenlassen des Atems regeln konnte.
Dazu sagte Pistorius: »Der Schwung, der Sie fliegen macht, das ist unser
großer Menschheitsbesitz, den jeder hat. Es ist das Gefühl des
Zusammenhangs mit den Wurzeln jeder Kraft, aber es wird einem dabei bald
bange! Es ist verflucht gefährlich! Darum verzichten die meisten so gerne
auf das Fliegen und ziehen es vor, an Hand gesetzlicher Vorschriften auf
dem Bürgersteige zu wandeln. Aber Sie nicht. Sie fliegen weiter, wie es
sich für einen tüchtigen Burschen gehört. Und siehe, da entdecken Sie das
Wunderliche, daß Sie allmählich Herr darüber werden, daß zu der großen
allgemeinen Kraft, die Sie fortreißt, eine feine, kleine, eigene Kraft
kommt, ein Organ, ein Steuer! Das ist famos. Ohne das ginge man willenlos
in die Lüfte, das tun zum Beispiel die Wahnsinnigen. Ihnen sind tiefere
Ahnungen gegeben als den Leuten auf dem Bürgersteig, aber sie haben keinen
Schlüssel und kein Steuer dazu, und sausen ins Bodenlose. Sie aber,
Sinclair, Sie machen die Sache! Und wie, bitte. Das wissen Sie wohl noch
gar nicht? Sie machen es mit einem neuen Organ, mit einem Atemregulator.
Und nun können Sie sehen, wie wenig >persönlich< Ihre Seele in ihrer Tiefe
ist. Sie erfindet nämlich diesen Regulator nicht! Er ist nicht neu! Er ist
eine Anleihe, er existiert seit Jahrtausenden. Er ist das
Gleichgewichtsorgan der Fische, die Schwimmblase. Und tatsächlich gibt es
ein paar wenige seltsame und konservative Fischarten noch heute, bei denen
die Schwimmblase zugleich eine Art Lunge ist und unter Umständen richtig
zum Atmen dienen kann. Also haargenau wie die Lunge, die Sie im Traum als
Fliegerblase benutzen!«
Er brachte mir sogar einen Band Zoologie und zeigte mir Namen und
Abbildungen jener altmodischen Fische. Und ich fühlte in mir, mit einem
eigentümlichen Schauer, eine Funktion aus frühen Entwicklungsepochen
lebendig.


Sechstes Kapitel
Jakobs Kampf

Was ich von dem sonderbaren Musiker Pistorius über Abraxas erfuhr, kann ich
nicht in Kürze wiedererzählen. Das Wichtigste aber, was ich bei ihm lernte,
war ein weiterer Schritt auf dem Wege zu mir selbst. Ich war damals, mit
meinen etwa achtzehn Jahren, ein ungewöhnlicher junger Mensch, in hundert
Dingen frühreif, in hundert andern Dingen sehr zurück und hilflos. Wenn ich
mich je und je mit anderen verglich, war ich oft stolz und eingebildet
gewesen, ebenso oft aber niedergedrückt und gedemütigt. Oft hatte ich mich
für ein Genie angesehen, oft für halb verrückt. Es gelang mir nicht,
Freuden und Leben der Altersgenossen mitzumachen, und oft hatte ich mich in
Vorwürfen und Sorgen verzehrt, als sei ich hoffnungslos von ihnen getrennt,
als sei mir das Leben verschlossen.
Pistorius, welcher selbst ein ausgewachsener Sonderling war, lehrte mich
den Mut und die Achtung vor mir selbst bewahren. Indem er in meinen Worten,
in meinen Träumen, in meinen Phantasien und Gedanken stets Wertvolles fand,
sie stets ernst nahm und ernsthaft besprach, gab er mir das Beispiel.
»Sie haben mir erzählt,« sagte er, »daß Sie die Musik darum lieben, weil
sie nicht moralisch sei. Meinetwegen. Aber Sie selber müssen eben auch kein
Moralist sein! Sie dürfen sich nicht mit andern vergleichen, und wenn die
Natur Sie zur Fledermaus geschaffen hat, dürfen Sie sich nicht zum Vogel
Strauß machen wollen. Sie halten sich manchmal für sonderbar, Sie werfen
sich vor, daß Sie andere Wege gehen als die meisten. Das müssen Sie
verlernen. Blicken Sie ins Feuer, blicken Sie in die Wolken, und sobald die
Ahnungen kommen und die Stimmen in Ihrer Seele anfangen zu sprechen, dann
überlassen Sie sich ihnen und fragen Sie ja nicht erst, ob das wohl auch
dem Herrn Lehrer oder dem Herrn Papa oder irgendeinem lieben Gott passe
oder lieb sei! Damit verdirbt man sich. Damit kommt man auf den Bürgersteig
und wird ein Fossil. Lieber Sinclair, unser Gott heißt Abraxas, und er ist
Gott und ist Satan, er hat die lichte und die dunkle Welt in sich. Abraxas
hat gegen keinen Ihrer Gedanken, gegen keinen Ihrer Träume etwas
einzuwenden. Vergessen Sie das nie. Aber er verläßt Sie, wenn Sie einmal
tadellos und normal geworden sind. Dann verläßt er Sie und sucht sich einen
neuen Topf, um seine Gedanken drin zu kochen.«
Unter allen meinen Träumen war jener dunkle Liebestraum der treueste. Oft,
oft habe ich ihn geträumt, trat unterm Wappenvogel weg in unser altes Haus,
wollte die Mutter an mich ziehen, und hielt statt ihrer das große halb
männliche, halb mütterliche Weib umfaßt, vor der ich Furcht hatte und zu
der mich doch das glühendste Verlangen zog. Und diesen Traum konnte ich
meinem Freunde nie erzählen. Ihn behielt ich zurück, wenn ich ihm alles
andre erschlossen hatte. Er war mein Winkel, mein Geheimnis, meine
Zuflucht.
Wenn ich bedrückt war, dann bat ich Pistorius, er möge mir die Passacaglia
des alten Buxtehude spielen. In der abendlichen dunklen Kirche saß ich dann
verloren an diese seltsame, innige, in sich selbst versenkte, sich selber
belauschende Musik, die mir jedesmal wohl tat und mich bereiter machte, den
Stimmen der Seele recht zu geben.
Zuweilen blieben wir auch eine Weile, nachdem die Orgel schon verklungen
war, in der Kirche sitzen und sahen das schwache Licht durch die hohen
spitzbogigen Fenster scheinen und sich verlieren.
»Es klingt komisch,« sagte Pistorius, »daß ich einmal Theologe war und
beinah Pfarrer geworden wäre. Aber es war nur ein Irrtum in der Form, den
ich dabei beging. Priester sein, ist mein Beruf und mein Ziel. Nur war ich
zu früh zufrieden und stellte mich dem Jehova zur Verfügung, noch ehe ich
den Abraxas kannte. Ach, jede Religion ist schön. Religion ist Seele,
einerlei, ob man ein christliches Abendmahl nimmt oder ob man nach Mekka
wallfahrt.«
»Dann hätten Sie,« meinte ich, »aber eigentlich doch Pfarrer werden
können.«
»Nein, Sinclair, nein. Ich hätte ja lügen müssen. Unsre Religion wird so
ausgeübt, als sei sie keine. Sie tut so, als sei sie ein Verstandeswerk.
Katholik könnte ich zur Not wohl sein, aber protestantischer Priester --
nein! Die paar wirklich Gläubigen -- ich kenne solche -- halten sich gern
an das Wörtliche, ihnen könnte ich nicht sagen, daß etwa Christus für mich
keine Person, sondern ein Heros, ein Mythos ist, ein ungeheures
Schattenbild, in dem die Menschheit sich selber an die Wand der Ewigkeit
gemalt sieht. Und die anderen, die in die Kirche kommen, um ein kluges Wort
zu hören, um eine Pflicht zu erfüllen, um nichts zu versäumen und so
weiter, ja was hätte ich denen sagen sollen? Sie bekehren, meinst du? Aber
das will ich gar nicht. Der Priester will nicht bekehren, er will nur unter
Gläubigen, unter seinesgleichen leben, und will Träger und Ausdruck sein
für das Gefühl, aus dem wir unsere Götter machen.«
Er unterbrach sich. Dann fuhr er fort: »Unser neuer Glaube, für den wir
jetzt den Namen des Abraxas wählen, ist schön, lieber Freund. Er ist das
Beste, was wir haben. Aber er ist noch ein Säugling! Die Flügel sind ihm
noch nicht gewachsen. Ach, eine einsame Religion, das ist noch nicht das
Wahre. Sie muß gemeinsam werden, sie muß Kult und Rausch, Feste und
Mysterien haben . . .«
Er sann und versank in sich.
»Kann man Mysterien nicht auch allein, oder im kleinsten Kreis, begehen?«
fragte ich zögernd.
»Man kann schon,« nickte er. »Ich begehe sie schon lang. Ich habe Kulte
begangen, für die ich Jahre von Zuchthaus absitzen müßte, wenn man davon
wüßte. Aber ich weiß, es ist noch nicht das Richtige.«
Plötzlich schlug er mir auf die Schulter, daß ich zusammenzuckte. »Junge,«
sagte er eindringlich, »auch Sie haben Mysterien. Ich weiß, daß Sie Träume
haben müssen, die Sie mir nicht sagen. Ich will sie nicht wissen. Aber ich
sage Ihnen: Leben Sie sie, diese Träume, spielen Sie sie, bauen Sie ihnen
Altäre! Es ist noch nicht das Vollkommene, aber es ist ein Weg. Ob wir
einmal, Sie und ich und ein paar andere, die Welt erneuern werden, das wird
sich zeigen. In uns drinnen aber müssen wir sie jeden Tag erneuern, sonst
ist es nichts mit uns. Denken Sie dran! Sie sind achtzehn Jahr alt,
Sinclair, Sie laufen nicht zu den Straßendirnen, Sie müssen Liebesträume,
Liebeswünsche haben. Vielleicht sind sie so, daß Sie sich vor ihnen
fürchten. Fürchten Sie sich nicht! Sie sind das Beste, was Sie haben! Sie
können mir glauben. Ich habe damit viel verloren, daß ich in Ihren Jahren
meine Liebesträume vergewaltigt habe. Man muß das nicht tun. Wenn man von
Abraxas weiß, darf man es nicht mehr tun. Man darf nichts fürchten und
nichts für verboten halten, was die Seele in uns wünscht.«
Erschreckt wandte ich ein: »Aber man kann doch nicht alles tun, was einem
einfällt! Man darf doch auch nicht einen Menschen umbringen, weil er einem
zuwider ist.«
Er rückte näher zu mir.
»Unter Umständen darf man auch das. Es ist nur meistens ein Irrtum. Ich
meine auch nicht, Sie sollen einfach alles das tun, was Ihnen durch den
Sinn geht. Nein, aber Sie sollen diese Einfälle, die ihren guten Sinn
haben, nicht dadurch schädlich machen, daß Sie sie vertreiben und an ihnen
herummoralisieren. Statt sich oder einen andern ans Kreuz zu schlagen, kann
man aus einem Kelch mit feierlichen Gedanken Wein trinken und dabei das
Mysterium des Opfers denken. Man kann, auch ohne solche Handlungen, seine
Triebe und sogenannten Anfechtungen mit Achtung und Liebe behandeln. Dann
zeigen sie ihren Sinn, und sie haben alle Sinn. -- Wenn Ihnen wieder einmal
etwas recht Tolles oder Sündhaftes einfällt, Sinclair, wenn Sie jemand
umbringen oder irgendeine gigantische Unflätigkeit begehen möchten, dann
denken Sie einen Augenblick daran, daß es Abraxas ist, der so in Ihnen
phantasiert! Der Mensch, den Sie töten möchten, ist ja nie der Herr
Soundso, er ist sicher nur eine Verkleidung. Wenn wir einen Menschen
hassen, so hassen wir in seinem Bild etwas, was in uns selber sitzt. Was
nicht in uns selber ist, das regt uns nicht auf.«
Nie hatte mir Pistorius etwas gesagt, das mich so tief im Heimlichsten
getroffen hatte. Ich konnte nicht antworten. Was mich aber am stärksten und
sonderbarsten berührt hatte, das war der Gleichklang dieses Zuspruches mit
Worten Demians, die ich seit Jahren und Jahren in mir trug. Sie wußten
nichts voneinander, und beide sagten mir dasselbe.
»Die Dinge, die wir sehen,« sagte Pistorius leise, »sind dieselben Dinge,
die in uns sind. Es gibt keine Wirklichkeit als die, die wir in uns haben.
Darum leben die meisten Menschen so unwirklich, weil sie die Bilder
außerhalb für das Wirkliche halten und ihre eigene Welt in sich gar nicht
zu Worte kommen lassen. Man kann glücklich dabei sein. Aber wenn man einmal
das andere weiß, dann hat man die Wahl nicht mehr, den Weg der meisten zu
gehen. Sinclair, der Weg der meisten ist leicht, unsrer ist schwer. -- Wir
wollen gehen.«
Einige Tage später, nachdem ich zweimal vergebens auf ihn gewartet hatte,
traf ich ihn spät am Abend auf der Straße an, wie er einsam im kalten
Nachtwinde um eine Ecke geweht kam, stolpernd und ganz betrunken. Ich
mochte ihn nicht anrufen. Er kam an mir vorbei, ohne mich zu sehen, und
starrte vor sich hin mit glühenden und vereinsamten Augen, als folge er
einem dunklen Ruf aus dem Unbekannten. Ich folgte ihm eine Straße lang, er
trieb wie an unsichtbarem Draht gezogen dahin, mit fanatischem und doch
aufgelöstem Gang, wie ein Gespenst. Traurig ging ich nach Hause zurück, zu
meinen unerlösten Träumen.
»So erneuert er nun die Welt in sich!« dachte ich, und fühlte noch im
selben Augenblick, daß das niedrig und moralisch gedacht sei. Was wußte ich
von seinen Träumen? Er ging vielleicht in seinem Rausch den sicherern Weg
als ich in meiner Bangnis.
* * * * *
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