Walther von der Vogelweide: Ein altdeutscher Dichter - 8

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Der brachte uns fahrende Blumen und Blatt,
Da trog uns der kurze Vogelsang.
Wohl ihm, der nur nach steten Freuden rang!
Weh gschehe der Weise, die wir mit den Grillen sangen!
Da wir uns sollten warnen gegen des kalten Winters Zeit.
Daß wir viel Dummen mit der Ameise nicht rangen,
Die nun viel würdiglich bei ihren Arebeiten leit!
Das war stets der Welte Streit:
Thoren schalten stets der Weisen Rath.
Man sieht wohl =dort=, wer =hie= gelogen hat.
(I 103b)
=versessen=, falsch gesessen. =zwei Freuden=, der irdischen und der
ewigen. =Da uns= &c. Als uns der flüchtige Sommer einlud, sein
Gefolge zu seyn. =fahrende Blumen=, vergängliche, unstete, gleich
den fahrenden Leuten (Vgl. =Man.= I 70a 7, I 170a 7); das Bild
entspricht dem obigen =Gesinde=. =Blatt=, Blätter. =gegen=, vor.
=leit=, liegt.
Wie der Dichter dem Minnesang absagt, den er so lange Zeit geübt, wie
er von der vergänglichen Minne sich zu der ewigen wendet, ist schon
oben gezeigt worden.
In einem Zweigespräche mit =Frau Welt= (I 111b) nimmt er von dieser
seiner bisherigen Pflegerin feierlich Abschied. Sie spricht ihm zu, bei
ihr zu bleiben; er soll gedenken, was sie ihm Ehren bot und wie sie ihm
seinen Willen ließ. Frau Welt! erwidert er, ich habe zu viel gesogen,
ich will entwohnen, es ist Zeit. Gott gebe dir, Frau, gute Nacht! Ich
will zur Herberge fahren.
Welt! ich habe deinen Lohn ersehen, -- sagt er in einem ähnlichen
Gedichte (I 122b) -- was du mir giebst, das nimmst du mir. Wir scheiden
alle nackt und bloß von dir. Ich hatte Leib und Seele tausendmal gewagt
um dich, nun bin ich alt und hast mit mir dein Spiel, und zürn' ich
des, so lachest du. Lach' uns noch eine Weile so! dein Jammertag wird
bald auch kommen.
Traum und Spiegelglas -- heißt es anderswo -- gelten bei der Stete dem
Winde gleich. Laub und Gras, das stets meine Freude war, dazu Blumen
manigfalt, die rothe Heide, der grüne Wald, der Vögelein Sang, der
Linde Süssigkeit, haben ein traurig Ende. Den thörichten Wunsch zur
Welt, ich sollt' ihn lassen, damit er nicht meiner Seele große Noth
bringe. Der Busse wäre hohe Zeit. Nun fürchte ich siecher Mann den
grimmen Tod, daß er kläglich über mich komme. Vor Furcht bleichen mir
die Wangen. Wie soll ein Mann, der nichts denn sündigen kann, hohen
Muth gewinnen? Seit ich an weltlichen Dingen Uebel und Gut zu erkennen
begann, griff ich, wie ein Thor, zur linken Hand recht in die Glut und
mehrte stets dem Teufel seinen Sieg. Ich war mit sehenden Augen blind
und aller guten Dinge ein Kind, wie ich auch meine Missethat der Welt
hehlte. Heiliger Christ! mache du mich rein, eh' meine Seele versinke
in das verlorne Thal! (I 141b)
Mit tiefschmerzlicher Empfindung ist die Nichtigkeit des Irdischen
besonders in dem großen Klaggesange dargelegt, den der Dichter
anstimmt, nachdem er in späteren Jahren in das Land seiner Geburt
zurückgekommen ist. Alles findet er umgewandelt, er wird an der
Wirklichkeit irre, ihm ist jetzt das Leben ein Traum. Lautes Wehe
erhebt er über die Verderbniß und den Unbestand der Welt. Er will sich
hinüber retten in das Heilige.
O weh! wohin verschwanden alle meine Jahr'?
Ist mein Leben mir geträumet oder ist es wahr?
Das ich stets wähnte, daß es wäre, war das icht?
Darnach hab' ich geschlafen und so weiß ich's nicht.
Nun bin ich erwachet, und ist mir unbekannt,
Was mir hievor war kundig, wie mein' andre Hand.
Leute und Land, dannen ich von Kinde bin geborn,
Die sind mir fremde worden, recht als ob es sey verlorn.
Die meine Gespielen waren, die sind träge und alt,
Bereitet ist das Feld, verhauen ist der Wald,
Nur daß das Wasser fließet, wie es weiland floß.
Fürwahr! ich wähnte, mein Ungelücke würde groß.
Mich grüßet mancher träge, der eh' mich kannte wohl;
Die Welt ist allenthalben Ungenaden voll.
Wenn ich gedenke an manchen wonniglichen Tag,
Die mir entfallen sind, wie in das Meer ein Schlag:
Immermehr o weh!
O weh! wie jämmerlich die jungen Leute thunt,
Denen nun viel traurigliche ihr Gemüthe stund!
Die können nichts, denn sorgen; o weh! wie thun sie so?
Wo ich zur Welt hinkehre, da ist Niemand froh.
Tanzen, Singen, zergeht mit Sorgen gar.
Nie Christenmann noch sah so jämmerliche Jahr'.
Nun merket, wie den Frauen ihr Gebände staht!
Die stolzen Ritter tragen dörfliche Wat.
Uns sind unsanfte Briefe her von Rome kommen,
Uns ist erlaubet Trauren und Freude gar benommen.
Das mühet mich inniglichen sehr, wir lebten sonst viel wohl,
Daß ich nun, für mein Lachen, Weinen kiesen soll.
Die wilden Vögel betrübet unsre Klage,
Was Wunder ist, wenn ich davon verzage!
Was spreche ich dummer Mann durch meinen bösen Zorn?
Wer =dieser= Wonne folget, der hat =jene= dort verlorn
Immermehr, o weh!
O weh! wie uns mit süßen Dingen ist vergeben!
Ich sehe die bittre Galle mitten in dem Honige schweben.
Die Welt ist aussen schöne weiß, grüne und roth,
Und innen schwarzer Farbe finster, wie der Tod.
Wen sie nun verleitet habe, der schaue seinen Trost!
Er wird mit schwacher Buße großer Sünde erlost.
Daran gedenket, Ritter! es ist euer Ding.
Ihr traget die lichten Helme und manchen harten Ring,
Dazu die festen Schilde und das geweihte Schwerdt.
Wollte Gott, ich wäre solches Sieges werth!
So wollte ich nothiger Mann verdienen reichen Sold,
Doch meine ich nicht die Huben, noch der Herren Gold:
Ich wollte selber Krone ewiglichen tragen,
Die möchte ein Söldener mit seinem Speer bejagen.
Möchte ich die liebe Reise fahren über See,
So wollte ich danne singen: wohl! und
nimmermehr: o weh!
(I 141b f.)
=icht=, irgend etwas. =kundig= &c. bekannt, geläufig, wie der einen
Hand die andre. =von Kinde=, von Kindheit auf. =Ungenaden=,
Ungunst, Mißgeschick. =Immermehr=, immerfort. =thunt=, thun.
=stund=, geworden, beschaffen ist. =zur Welt=, auf der Welt.
=unsanfte=, unerfreuliche; die Bannbriefe. =mühet=, betrübet,
quälet. =vergeben=, Gift gegeben. =schwacher=, geringer. =euer
Ding=, eure Sache. =Ring=, Panzerring. =Huben=, Grundstücke,
Lehengüter. =möchte=, könnte. =bejagen=, erjagen, erwerben.
Es kann mit Recht gefragt werden: was, nach der Verschmähung des
Irdischen, dem Dichter das Göttliche sey, das ihn entschädige und
erhebe?
Das zuletzt ausgehobene Gedicht benennt uns den Kampf unter der Fahne
des Kreuzes. Es ist bemerkenswerth, wie der Dichter, der sonst um das
Gold der Fürsten geworben, jetzt, dieses verschmähend, selbst eine
Krone, die himmlische, erwerben möchte. Das heilige Land ist ihm die
durch Gottes irdischen Wandel verklärte Erde; der Kampf um dieses
Land eine höhere Weihe, ein Uebertritt vom Dienste der Welt in den des
Himmels; der Tod in diesem Kampfe der geradeste Pfad nach dem Reiche
Gottes.
Große Verehrung widmet Walther der Königin der Engel, deren keuscher
Leib den umfieng, den Höhe, Breite, Tiefe, Länge nie umgreifen mochte
(I 133a).[86]
[86] So auch Meister =Friedrich= von =Sunnenburg=, CCCXCVIII: »Den
all die Welt an Breite, an Länge, nicht umgreifen möchte, den
umgriff die Reine alleine.« Vgl. =Rumelant=, CCCLXXV; =Boppo=,
II 233a 3.
Er theilt diese besondre Verehrung der heiligen Jungfrau mit den andern
Dichtern seiner Zeit. Sie hieng selbst mit dem Minnesange zusammen.
»Der Welt Hort -- sagt =Reinmar= von =Zweter= (II 143a) -- liegt gar
an reinen Weiben, ihr Lob, das soll man höhen und treiben; was Gott je
erschuf, das übergelten sie, es ward geboren sein selbes Leib von einer
Magd, das gab er ihnen zu Steuer.« Und es geht wohl aus dieser Ansicht
von der höheren Weihe der Frauen hervor, wenn derselbe Dichter meint:
»flüchtete sich ein Wolf zu Frauen, man sollte ihn um ihretwillen leben
lassen.« (II 152b)
Auch über den Kriegsheeren schwebte die heilige Jungfrau. In seinem
Kreuzgesange (I 125b) ruft Walther die Königin ob allen Frauen an[87].
»St. Marie, Mutter und Magd, unsre Noth sey dir geklagt!« sangen die
Heere, wenn sie in die Schlacht zogen (=Horneck=, Cap. 440 682 83).
[87] Der von =Johannsdorf= (I 174b) findet einen gewichtigen
Beweggrund für die Kreuzfahrt in der Schmähung der Heiden: daß
Gottes Mutter nicht eine Jungfrau sey.
Ein vorzüglicher Grund des Mariendienstes im Mittelalter lag in dem
Glauben, daß Gott keine Fürbitte seiner Mutter unerhört lasse. Walther
singt: »Nun loben wir die süße Magd, der ihr Sohn nimmer nichts
versagt! Sie ist des Mutter, der von Hölle uns löste. Das ist uns ein
Trost vor allem Troste, daß man da zu Himmel ihren Willen thut.« (I
126a). Aus andern Dichtern könnten ähnliche Stellen angeführt werden.
So wie aber der Sohn die Mutter erhört, so wird hinwider die Mutter bei
dem Namen des Sohnes gemahnt. »Hilf mir durch deines Kindes Ehre, daß
ich meine Sünde büsse!« ruft Walther zu ihr (I 133a)[88].
[88] Schön führt Meister =Stolle= (III) dieses aus: wer sie des
mahnet, daß sie Christum gebar, dem wird geholfen. Mehr noch
ist ihrer Gnaden, wenn sie daran gemahnt wird, wie ihr wehe
ward, als sie ihn an das Kreuz schlugen. Wer sie aber der
großen Freude mahnt, als ihr Sohn vom Tode aufstand, der machet
sich von seinen Sünden bloß.
Es war sonst schon Anlaß, seine Gedichte mit Gemälden zu vergleichen.
Wie zuvor den Kirchenzug des Königs oder den Ausgang einer herrlichen
Frau, so stellt er uns jetzt geistliche Bilder auf aus der Geschichte
Mariens und ihres göttlichen Sohnes. Besonders schön sind zwei
derselben, die Kreuzigung und der Tod Jesu, rührend durch die bloße
Darstellung, ohne allen Erguß der Empfindung:
Sünder! du sollt an die große Noth gedenken,
Die Gott um uns litt, und sollt dein Herz in Reue senken!
Sein Leib war mit scharfen Dornen gar versehret,
Und noch ward manigfalt sein' Marter an dem Kreuze gemehret.
Man schlug ihm dreie Nägel durch Hände und auch durch Füsse.
Jammerlichen weinte Maria, die Süsse,
Da sie ihrem Kinde das Blut aus beiden Seiten fließen sach.
Traurigliche Jesus von dem Kreuze sprach:
»Mutter! ist doch euer Ungemach
Mein zweiter Tod. Johann! du sollt der Lieben Schwere
büssen!«
(I 133a)
=sach=, sah. =Schwere büssen=, Kummer stillen.
* * * * *
Der Blinde sprach zu seinem Knechte: »Du sollt setzen
Den Speer an sein Herze! so will ich die Marter letzen.«
Der Speer gegen all der Welte Herren ward geneiget.
Maria vor dem Kreuze trauriglichen Klage erzeiget;
Sie verlor ihr' Farbe, ihr' Kraft, in bitterlichen Nöthen,
Da sie jämmerlich ihr liebes Kind sah tödten
Und Longinus den Speer ihm in sein' reine Seite stach.
Sie sank unmächtig nieder, daß sie nicht hörte und nicht
sprach.
In =dem= Jammer Christe sein Herz brach.
Das Kreuz begunnte sich mit seinem süßen Blute röthen.
(=Ebd.=)
=letzen=, endigen. =Longinus=, der h. Longinus ist, nach der
Legende, der Kriegsknecht, welcher die Seite Jesu mit dem Speer
öffnete. Von dem niederströmenden Blute soll ein Blinder geheilt
worden seyn.
Niemand wird sich wundern, den Dichter in den Vorstellungen seiner
Zeit befangen zu finden. Aber auch in freier Bewegung zeigt sich uns
derselbe.
Von eigener Aufrichtigkeit ist nachfolgende Beichte:
Viel hochgelobter Gott! wie selten ich dich preise!
Da ich von dir doch beides habe, Wort und Weise,
Wie wag' ich so zu freveln unter deinem Reise!
Ich thu' nicht rechte Werke, noch hab' ich wahre Minne
Zu meinem Nebenchristen, Herre, noch zu dir.
So hold noch ward ich ihrer keinem je, als mir.
Gott Vater und Gott Sohn, dein Geist berichte meine Sinne!
Wie sollt' ich den wohl minnen, der mir übel thut?
Mir muß der immer lieber seyn, der mir ist gut.
Vergieb mir andre meine Schuld! ich will noch haben =den=
Muth. (I 131a)
Von Walthers freimüthigen Aeußerungen gegen die Priesterherrschaft
ist umständlich gehandelt worden. Wenn er zum Kampfe für die Erlösung
des heiligen Grabes eifrig ermuntert, so ist er darum nicht eben
von blindem Hasse gegen nichtchristliche Mitmenschen beherrscht.
»Räche, Herr! -- betet er -- dich und deine Mutter an denen, die eures
Erblandes Feinde sind! Laß dir den Christen gleich wenig gelten, als
den Heiden! Du weißt wohl, daß nicht die Heiden allein dich irren, die
sind wider dich doch =öffentlich= unrein; zeige die in ihrer Unreine,
die es mit jenen =heimlich= gemein haben.« (I 103a)[89]. Als den Vater
aller Menschen erkennt er den Herrn, wenn er ausruft: »Ihm dienen
Christen, Juden und Heiden, der alle lebende Wunder nährt.« (I 128b) Um
Vieles duldsamer und freidenkender, als der =Freigedank= (V. 481-84),
den es gewaltig verdrießt, daß Gott Christen, Juden und Heiden gleiches
Wetter giebt.
[89] Diese Aeußerungen haben wohl dieselbe Beziehung wie die in der
Anm. 84 ausgehobenen des =Freigedank=.
Am reinsten aber und über allen Wahn der Zeit erhaben erscheint seine
Anbetung da, wo er vor Gott sich niederwirft, als dem Unbegreiflichen,
den zu erforschen alle Mühe bei Tag und bei Nacht verloren ist, den
keine Predigt und keine Glaubenssatzung erklärt:
Mächtiger Gott! du bist so lang und bist so breit.
Gedächten wir daran, daß wir unsre Arebeit
Nicht verlören! Dir sind beide ungemessen: Macht und
Ewigkeit.
Ich weiß an mir wohl, was ein Andrer auch drum trachtet,
Doch ist es, wie es stets war, unsern Sinnen unbereit.
Du bist zu groß, du bist zu klein; es ist ungeachtet.
Dummer Gauch, der daran betaget oder benachtet!
Will er wissen, was nie ward geprediget noch gepfachtet?
(I 102b)
=unbereit=, unzugänglich. =ungeachtet=, unermessen, ungeschätzt.
=daran betaget oder benachtet=, Tag oder Nacht darauf wendet,
damit hinbringt (Vgl. II 112a). =gepfachtet=, in Satzungen
gefaßt, von =Pfacht=, Satzung, Gesetz.
Unsre Blicke sind dem Dichter in das Gebiet des Unendlichen gefolgt
und hier mag er uns verschwinden. Es ist uns keine Nachricht von den
äußeren Umständen seiner letzten Zeit geblieben, gleich als sollten wir
ihn nicht mehr mit der Erde befaßt sehen, von der er sich losgesagt,
und von seinem Tode nichts erkennen, als das allmählige Hinüberschweben
des Geistes in das Reich der Geister.
Davon jedoch ist Kunde vorhanden, wo seine irdische Hülle bestattet
worden. In der Würzburger Liederhandschrift, aus der ersten Hälfte
des vierzehnten Jahrhunderts[90], findet sich die Nachricht, daß
Herr Walther von der Vogelweide zu =Würzburg= zu dem Neuenmünster
in dem Grasehofe begraben liege. In einer handschriftlichen Chronik
aber ist eine liebliche Sage mit Folgendem aufbewahrt: im Gange
des Neuenmünsters, gewöhnlich =Lorenzgarten= genannt, sey =Walther=
begraben unter einem Baume. Dieser habe in seinem Testament verordnet,
daß man auf seinem Grabsteine den Vögeln Waizenkörner und Trinken gebe;
und, wie noch jetzt zu sehen sey, hab' er in den Stein, unter dem er
begraben liege, vier Löcher machen lassen zum täglichen Füttern der
Vögel. Das Kapitel des Neuenmünsters aber habe dieses Vermächtniß für
die Vögel in Semmeln verwandelt, welche an Walthers Jahrestage den
Chorherrn gegeben werden sollten, und nicht mehr den Vögeln. Im Gange
des vorbesagten Gartens, gewöhnlich im =Kreuzgang=, sey von diesem
Walther noch Folgendes, in lateinischen Versen, in Stein gehauen, zu
lesen: »Der du bei Leben, o Walther, der =Vögel Weide= gewesen bist,
Blume der Wohlredenheit! Mund der Pallas! du starbest. Damit nun deine
Frömmigkeit den himmlischen Kranz erlangen möge, so spreche, wer Dieses
liest: sey Gott seiner Seele gnädig!«[91]
[90] Und zwar in der alten Vorrede zu dem Anm. 56 angeführten
Meisterliede des =Lupolt Hornburg=, =Mus.= II 1 S. 22
[91] =Oberthür= in der Schrift, welche Anm. 9 angeführt worden
ist, S. 30, giebt diese Stelle mit der Bemerkung, daß =Ignaz
Gropp= solche in einer geschriebenen Chronik gefunden habe. Die
Stelle, worüber die Recension des =Oberthür'schen= Buches in
den =Götting. Gel. Anz.= 1818 S. 2054-56 zu vergleichen, lautet
so: _In novi monasterii ambitu, vulgo_ Lorenzgarten, _sepultus
est_ Waltherus _sub arbore. Hic in vita sua constituit in
suo testamento, volucribus super lapide suo dari blanda_
(blada?) _et potum; et quod adhuc die hodierna cernitur,
fecit quatuor foramina fieri in lapide, sub quo sepultus
est, ad aves quotidie pascendas. Capitulum vero N. M. hoc
testamentum volucrum transtulit in semellas, dari canonicis in
suo anniversario, et non amplius volucribus. In ambitu præfati
horti, vulgo_ im Creuzgang, _de hoc Walthero adhuc ista carmina
saxo incisa leguntur:_
Pascua _qui_ volucrum _vivus Walthere fuisti,
Qui flos eloquii, qui Palladis os oblivisti,
Ergo quod aureolam probitas tua poscit habere,
Qui legit, hic dicat: Deus istius miserere_.
Nach einer neueren Mittheilung im =Morgenblatt= 1821 Nr. 19
sind diese vier gereimten Hexameter auch in die Würzburger
Handschrift, Bl. 212b, eingezeichnet. (Statt _oblivisti_
heißt es hier besser _obiisti_, statt _poscit_ steht
_possit_.) Voran stehen die Worte: _De milite Walthero
dicto von der Vogelweide, sepulto in ambitu novi monasterii
Herbip.; in suo epitaphio sculptum erat: etc._
Name und Wappen des Dichters mögen zu jener Sage Anlaß gegeben haben.
Der Truchseß von Sankt Gallen betrauert den Tod Walthers auf ähnliche
Weise, wie dieser den Tod Reinmars beklagt hat: Uns ist unsres Sanges
Meister, den man eh' =von der Vogelweide= nannte, auf die Fahrt, die
nach ihm uns Allen unerlassen bleibt. Was frommet nun, was er eh' der
Welt erkannte? Sein hoher Sinn ist worden krank. Nun wünschet ihm um
seines werthen, hofelichen Sanges willen, daß sein der süsse Vater nach
Gnaden pflege! (=Pf. Hds.= 357 Bl. 20b).
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| Berichtigungen |
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| 15 2. Absatz "Kreuzfahrt 11)" "Kreuzfahrt 11)." |
| 31 Erläuterung "Kaisers Bruder &c." "Kaisers Bruder &c.," |
| 33 Erläuterung "Benehmen=" "Benehmen " |
| " " "betro gen" "betro-gen" |
| 39 2. Absatz "fodert" "fordert" |
| 42 letzte Zeile "Dicht " "Dichter" |
| 45 2. Absatz "nnd" "und" |
| 63 2. Absatz "spricht er:« ihrer" "spricht er: »ihrer" |
| 71 in Fußn 40 "Wohtgethane" "Wohlgethane" |
| 111 1. Absatz "Maruer" "Marner" |
| 111 1. Absatz "meldet, das er" "meldet, daß er" |
| 112 2. Absatz "Zusammenhang 70)" "Zusammenhang 71)" |
| 115 1. Absatz "Anfoderungen" "Anforderungen" |
| 120 1. Absatz "rittcrlichen" "ritterlichen" |
| 126 in Fußn.76 "sollen wir strehen" "sollen wir streben" |
| 127 in Fußn.76 "Reimar von Zweter" "Reinmar von Zweter" |
| 134 2. Absatz "Ein seltsames ..." " " |
| 134 nach Gedicht " " "Ein seltsames ..." |
| 142 1. Absatz "Seit Zeitgenosse" "Sein Zeitgenosse" |
| 148 1. Absatz "143a) liegt gar" "(II 143a) -- liegt gar"|
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