Vor Sonnenaufgang: Soziales Drama - 6

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ohne Dich -- mich schaudert's!
Loth. Ich glaube, es würde dich beruhigen, wenn Du mir alles offen
sagtest, Liebste!
Helene. Ja freilich! aber -- ich bring's nicht über mich. Jetzt nicht
..... jetzt noch nicht! -- Ich fürcht' mich förmlich.
Loth. Du warst in der Pension?
Helene. Die Mutter hat es bestimmt -- auf dem Sterbebett noch.
Loth. Auch Deine Schwester war ....?
Helene. Nein! -- die war immer zu Hause ... Und als ich dann nun vor
vier Jahren wiederkam, da fand ich -- einen Vater -- der .... eine
Stiefmutter -- die .... eine Schwester ... rath mal, was ich meine!
Loth. Deine Stiefmutter ist zänkisch. -- Nicht? -- Vielleicht
eifersüchtig? -- lieblos?
Helene. Der Vater ....?
Loth. Nun! -- der wird aller Wahrscheinlichkeit nach in ihr Horn blasen.
-- Tyrannisirt sie ihn vielleicht?
Helene. Wenn's _weiter_ nichts wär ... Nein! ... es ist zu entsetzlich!
-- Du kannst nicht darauf kommen -- daß .... daß _der_ -- mein Vater
.... daß es mein Vater war -- den -- Du ....
Loth. Weine nur nicht, Lenchen! .... siehst Du -- nun möcht ich beinah
ernstlich darauf dringen, daß Du mir ...
Helene. Nein! es geht nicht! Ich habe noch nicht die Kraft -- es -- Dir
....
Loth. Du reibst Dich auf, so.
Helene. Ich schäme mich zu bodenlos! -- Du ... Du wirst mich fortstoßen,
fortjagen ....! Es ist über alle Begriffe .... Ekelhaft ist es!
Loth. Lenchen, Du kennst mich nicht -- sonst würd'st Du mir so etwas
nicht zutrauen. -- Fortstoßen! fortjagen! Komme ich Dir denn wirklich so
brutal vor?
Helene. Schwager Hoffmann sagte: Du würdest -- kaltblütig .... Ach nein!
nein! nein! das thust Du doch nicht! gelt? -- Du schreitest nicht über
mich weg? thu es nicht!! -- Ich weiß nicht -- was -- dann noch aus --
mir werden sollte.
Loth. Ja, aber das ist ja Unsinn! Ich hätte ja gar keinen Grund dazu.
Helene. Also Du hältst es doch für möglich?!
Loth. Nein! -- eben _nicht_.
Helene. Aber wenn Du Dir einen Grund ausdenken kannst.
Loth. Es gäbe allerdings Gründe, aber -- die stehen nicht in Frage.
Helene. Und solche Gründe?
Loth. Nur, wer mich zum Verräther meiner selbst machen wollte, über den
müßte ich hinweggehen.
Helene. Das will ich gewiß nicht -- aber ich werde halt das Gefühl nicht
los.
Loth. Was für ein Gefühl, Liebste?
Helene. Es kommt vielleicht daher: ich bin so dumm! -- Ich hab' gar
nichts in mir. Ich weiß nicht mal, was das ist, Grundsätze. -- Gelt? das
ist doch schrecklich. Ich lieb' Dich nur so einfach! -- aber Du bist so
gut, so groß -- und hast so viel in Dir. Ich habe solche Angst, Du
könntest doch noch mal merken -- wenn ich was Dummes sage -- oder mache
-- daß es doch nicht geht, .... daß ich doch viel zu einfältig für Dich
bin .... Ich bin wirklich schlecht und dumm wie Bohnenstroh.
Loth. Was soll ich dazu sagen?! Du bist mir alles in allem! Alles in
allem bist Du mir! Mehr weiß ich nicht.
Helene. Und gesund bin ich ja auch .....
Loth. Sag' mal! sind Deine Eltern gesund?
Helene. Ja, das wohl! das heißt: die Mutter ist am Kindbettfieber
gestorben. Vater ist noch gesund; er muß sogar eine sehr starke Natur
haben. Aber ....
Loth. Na! -- siehst Du; also ...
Helene. Und wenn die Eltern nun nicht gesund wären --?
Loth (küßt Helene). Sie sind's ja doch, Lenchen.
Helene. Aber wenn sie es nicht wären --?
_Frau Krause_ stößt ein Wohnhausfenster auf und ruft in den Hof.
Frau Krause. Ihr Madel! Ihr Maa..del!!
Liese (aus dem Kuhstall). Frau Krausen!?
Frau Krause. Renn' zur Müllern! S' giht luus!
Liese. Wa--a, zur Hebomme Millern, meen' Se?
Frau Krause. Na? lei'st uff a Uhr'n? (Sie schlägt das Fenster zu.)
Liese rennt in den Stall und dann mit einem Tüchelchen um den
Kopf zum Hofe hinaus. Frau Spiller erscheint in der Hausthür.
Frau Spiller (ruft). Fräulein Helene! ... Gnädiges Fräulein Helene!
Helene. Was nur da los sein mag?
Frau Spiller (sich der Laube nähernd). Fräulein Helene.
Helene. Ach! das wird's sein! -- die Schwester. Geh fort! da herum.
(Loth schnell links vorn ab. Helene tritt aus der Laube.)
Frau Spiller. Fräulein .....! Ach da sind Sie endlich.
Helene. Was is denn?
Frau Spiller. Aach -- m -- bei Frau Schwester (flüstert ihr etwas in's
Ohr) -- m -- m --
Helene. Mein Schwager hat anbefohlen, für den Fall sofort nach dem Arzt
zu schicken.
Frau Spiller. Gnädiges Fräulein -- m -- sie will doch aber -- m -- will
doch aber keinen Arzt -- m -- Die Aerzte, aach die -- m -- Aerzte! -- m
-- mit Gottes Beistand ...
Miele kommt aus dem Hause.
Helene. Miele! gehen Sie augenblicklich zum Dr. Schimmelpfennig.
Frau Spiller. Aber Fräulein ...
Frau Krause (aus dem Fenster, gebieterisch). Miele! Du kimmst ruff!
Helene (ebenso). Sie gehen zum Arzt, Miele. (Miele zieht sich in's Haus
zurück.) Nun, dann will ich selbst .... (Sie geht in's Haus und kommt,
den Strohhut am Arm, sogleich zurück.)
Frau Spiller. Dann -- m -- wird es schlimm. Wenn Sie den Arzt holen -- m
-- gnädiges Fräulein, dann -- m -- wird es gewiß schlimm.
Helene geht an ihr vorüber. _Frau Spiller_ zieht sich
kopfschüttelnd ins Haus zurück. Als Helene in die Hofeinfahrt
biegt steht Kahl am Grenzzaun.
Kahl (ruft Helenen zu). Woas iis denn bei Eich luus?
(Helene hält im Lauf nicht inne, noch würdigt sie Kahl eines Blickes
oder einer Antwort.)
Kahl (lachend). Ihr ha't wull Schweinschlachta?


Fünfter Akt.

Das Zimmer wie im ersten Akt. Zeit: gegen 2 Uhr Nachts. Im Zimmer
herrscht Dunkelheit. Durch die offene Mittelthür dringt Licht aus
dem erleuchteten Hausflur. Deutlich beleuchtet ist auch noch die
Holztreppe in dem ersten Stock. Alles in diesem Akt -- bis auf
wenige Ausnahmen -- wird in einem gedämpften Tone gesprochen.
Eduard mit Licht tritt durch die Mittelthür ein. Er entzündet die
Hängelampe über dem Ecktisch (Gasbeleuchtung). Als er damit
beschäftigt ist, kommt Loth ebenfalls durch die Mittelthür.
Eduard. Ja ja! -- bei _die_ Zucht ... 't muß reen unmenschen meglich
sint, een Oge zuzuthun.
Loth. Ich wollte nicht mal schlafen. Ich habe geschrieben.
Eduard. Ach wat! (Er steckt an.) So! -- na jewiß! -- et mag ja woll
schwer jenug sin .... Wünschen der Herr Doktor vielleicht Dinte und
Feder?
Loth. Am Ende ... wenn Sie so freundlich sein wollen, Herr Eduard.
Eduard, (indem er Dinte und Feder auf den Tisch setzt). Ick menn all
immer, was 'n ehrlicher Mann is, der muß Haut und Knochen dransetzen um
jeden lumpichten Jroschen. Nich mal det bisken Nachtruhe hat man. --
(Immer vertraulicher.) Aber _die_ Nation hier, die duht reen jar nischt;
so'n faules, nichtsnutziges Pack, so'n ... Der Herr Doktor mussen jewiß
ooch all dichtig in't Zeuch jehn, um det bisken Lebens_unterhalt_ wie
alle ehrlichen Leute.
Loth. Wünschte, ich brauchte es nicht!
Eduard. Na, wat meen' Se woll! ick ooch!
Loth. Fräulein Helene ist wohl bei ihrer Schwester?
Eduard. Allet wat wahr is: d' is 'n jutes Mä'chen! jeht ihr nich von der
Seite.
Loth (sieht auf die Uhr). Um 11 Uhr früh begannen die Wehen. Sie dauern
also ... fünfzehn Stunden dauern sie jetzt bereits. -- Fünfzehn lange
Stunden --!
Eduard. Weeß Jott! -- und det benimen se nu 't schwache Jeschlecht --
sie jappt aber ooch man nur noch so.
Loth. Herr Hoffmann ist auch oben!?
Eduard. Und ick sag Ihnen, 't reene Weib.
Loth. Das mit anzusehen ist wohl auch keine Kleinigkeit.
Eduard. I! nu! det will ick meenen! Na! eben is Doktor Schimmelpfennig
zujekommen. Det is 'n Mann, sag ick Ihnen: jrob wie 'ne Sackstrippe,
aber -- Zucker is 'n dummer Junge dajejen. Sagen Sie man bloß, wat it
aus det olle Berlin .... (Er unterbricht sich mit einem) Jott Strambach!
(da Hoffmann und der Doktor die Treppe herunter kommen).
_Hoffmann_ und _Doktor Schimmelpfennig_ treten ein.
Hoffmann. Jetzt -- bleiben Sie doch wohl bei uns.
Dr. Schimmelpfennig. Ja! jetzt werde ich hier bleiben.
Hoffmann. Das ist mir eine große, große Beruhigung. -- Ein Glas Wein
...? Sie trinken doch ein Glas Wein, Herr Doktor!?
Dr. Schimmelpfennig. Wenn Sie etwas thun wollen, dann lassen Sie mir
schon lieber eine Tasse Kaffee brauen.
Hoffmann. Mit Vergnügen. -- Eduard! Kaffee für Herrn Doktor! (Eduard
ab.) Sie sind .....? Sind Sie zufrieden mit dem Verlauf?
Dr. Schimmelpfennig. So lange Ihre Frau Kraft behält, ist jedenfalls
directe Gefahr nicht vorhanden. Warum haben Sie übrigens die junge
Hebamme nicht zugezogen? Ich hatte Ihnen doch eine empfohlen, so viel
ich weiß.
Hoffmann. Meine Schwiegermama ... was soll man machen? Wenn ich ehrlich
sein soll: auch meine Frau hatte kein Vertrauen zu der jungen Person.
Dr. Schimmelpfennig. Und zu diesem fossilen Gespenst haben Ihre Damen
Vertrauen?! Wohl bekomms! -- Sie möchten gern wieder hinauf?
Hoffmann. Ehrlich gesagt: ich habe nicht viel Ruhe hier unten.
Dr. Schimmelpfennig. Besser wär's freilich, Sie gingen irgend wohin, aus
dem Hause.
Hoffmann. Beim besten Willen das .... ach, Loth! da bist Du ja auch
noch. (Loth erhebt sich von dem Sopha im dunklen Vordergrunde und geht
auf die beiden zu.)
Dr. Schimmelpfennig (aufs Aeußerste überrascht). Donnerwetter!
Loth. Ich hörte schon, daß Du hier seist. Morgen hätte ich Dich
unbedingt aufgesucht.
Beide schütteln sich tüchtig die Hände. Hoffmann benutzt den
Augenblick, am Buffet schnell ein Glas Cognac hinunterzuspülen,
darauf dann sich auf den Zehen hinaus und die Holztreppe hinauf
zu schleichen.
Das Gespräch der beiden Freunde steht am Anfang unverkennbar
unter dem Einfluß einer gewissen leisen Zurückhaltung.
Dr. Schimmelpfennig. Du hast also wohl ... hahaha die alte, dumme
Geschichte vergessen? (Er legt Hut und Stock bei Seite.)
Loth. Längst vergessen, Schimmel!
Dr. Schimmelpfennig. Na, ich auch! das kannst Du Dir denken. -- (Sie
schütteln sich nochmals die Hände.) Ich habe in dem Nest hier so wenig
freudige Ueberraschungen gehabt, daß mir die Sache ganz curios vorkommt.
Merkwürdig! Gerade hier treffen wir uns. -- Merkwürdig!
Loth. Rein verschollen bist Du ja, Schimmel! Hätte Dich sonst längst mal
umgestoßen.
Dr. Schimmelpfennig. Unter Wasser gegangen wie ein Seehund.
Tiefseeforschungen gemacht. In anderthalb Jahren etwa hoffe ich wieder
aufzutauchen. Man muß materiell unabhängig sein, wissen Sie ... weißt
Du! wenn man etwas Brauchbares leisten will.
Loth. Also Du machst _auch_ Geld hier?
Dr. Schimmelpfennig. Natürlicherweise und zwar so viel als möglich. Was
sollte man hier auch anderes thun?
Loth. Du hätt'st doch mal was von Dir hören lassen sollen.
Dr. Schimmelpfennig. Erlauben Sie ... erlaube, hätte ich von mir was
hören lassen, dann hätte ich von Euch was wieder gehört, und ich wollte
durchaus nichts hören. Nichts, -- gar nichts, das hätte mich höchstens
von meiner Goldwäscherei abhalten können.
Beide gehen langsamen Schritts auf und ab im Zimmer.
Loth. Na ja -- Du kannst Dich dann aber auch nicht wundern, daß sie ...
nämlich ich muß Dir sagen, sie haben Dich eigentlich alle, durch die
Bank, aufgegeben.
Dr. Schimmelpfennig. Sieht ihnen ähnlich. -- Bande! -- sollen schon was
merken.
Loth. Schimmel, genannt: das Rauhbein!
Dr. Schimmelpfennig. Du solltest nur sechs Jahre unter diesen Bauern
gelebt haben. Himmelhunde alle miteinander.
Loth. Das kann ich mir denken. -- Wie bist Du denn gerade nach Witzdorf
gekommen?
Dr. Schimmelpfennig. Wie's so geht. Damals mußte ich doch auskneifen,
von Jena weg.
Loth. War das vor meinem Reinfall?
Dr. Schimmelpfennig. Ja wohl. Kurze Zeit nachdem wir unser Zusammenleben
aufgesteckt hatten. In Zürich legte ich mich dann auf die Medicinerei,
zunächst um etwas für den Nothfall zu haben; dann fing aber die Sache an
mich zu interessiren, und jetzt bin ich mit Leib und Seele Medicus.
Loth. Und hierher ...? Wie kamst Du hier her?
Dr. Schimmelpfennig. Ach so! -- einfach! Als ich fertig war, da sagte
ich mir: nun vor allen Dingen einen hinreichenden Haufen Kies. Ich
dachte an Amerika, Süd- und Nord-Amerika, an Afrika, Australien, die
Sundainseln .... am Ende fiel mir ein, daß mein Knabenstreich ja
mittlerweile verjährt war; da habe ich mich denn entschlossen in die
Mausefalle zurückzukriechen.
Loth. Und Dein Schweizer-Examen?
Dr. Schimmelpfennig. Ich mußte eben die Geschichte hier noch mal über
mich ergehen lassen.
Loth. Du hast also das Staatsexamen zwei Mal gemacht, Kerl!?
Dr. Schimmelpfennig. Ja! -- Schließlich habe ich dann glücklicherweise
diese fette Weide hier ausfindig gemacht.
Loth. Du bist zähe, zum Beneiden.
Dr. Schimmelpfennig. Wenn man nur nicht plötzlich mal zusammenklappt. --
Na! schließlich ist's auch kein Unglück.
Loth. Hast Du denn 'ne große Praxis?
Dr. Schimmelpfennig. Ja! Mitunter komme ich erst um fünf Uhr früh zu
Bett. Um sieben Uhr fängt dann bereits wieder meine Sprechstunde an.
Eduard kommt und bringt Kaffee.
Dr. Schimmelpfennig, (indem er sich am Tisch niederläßt, zu Eduard).
Danke Eduard! -- (Zu Loth.) Kaffee saufe ich ... unheimlich.
Loth. Du solltest das lieber lassen mit dem Kaffee.
Dr. Schimmelpfennig. Was soll man machen?! (Er nimmt kleine Schlucke.)
Wie gesagt -- ein Jahr noch, dann -- hört's auf ... hoffentlich
wenigstens.
Loth. Willst Du dann gar nicht mehr practiciren?
Dr. Schimmelpfennig. Glaube nicht. Nein ... nicht mehr. (Er schiebt das
Tablette mit dem Kaffeegeschirr zurück, wischt sich den Mund.) Uebrigens
-- zeig' mal Deine Hand. (Loth hält ihm beide Hände hin.) Nein? -- keine
Dalekarlierin heimgeführt? -- Keine gefunden, wie? .... Wolltest doch
immer so 'n Ur- und Kernweib von wegen des gesunden Blutes. Hast
übrigens recht: wenn schon, denn schon ... oder nimmst Du's in dieser
Beziehung etwa nicht mehr so genau?
Loth. Na ob ...! und wie!
Dr. Schimmelpfennig. Ach, wenn die Bauern hier doch auch solche Ideen
hätten. Damit sieht's aber jämmerlich aus, sage ich Dir, Degeneration
auf der ganzen ... (Er hat seine Cigarrentasche halb aus der Brusttasche
gezogen, läßt sie aber wieder zurückgleiten und steht auf, als irgend
ein Laut durch die nur angelehnte Hausflurthür hereindringt.) Wart' mal!
(Er geht auf den Zehen bis zur Hausflurthür und horcht. Eine Thür geht
draußen, man hört einige Augenblicke deutlich das Wimmern der Wöchnerin.
Der Doktor sagt, zu Loth gewandt, leise:) Entschuldige! (und geht
hinaus).
Einige Augenblicke durchmißt Loth, während draußen Thüren
schlagen, Menschen die Treppe auf- und ablaufen, das Zimmer; dann
setzt er sich in den Lehnsessel rechts vorn. Helene huscht herein
und umschlingt Loth, der ihr Kommen nicht bemerkt hat, von
rückwärts.
Loth (sich umblickend, sie ebenfalls umfassend). Lenchen!! (Er zieht sie
zu sich herunter und trotz gelinden Sträubens auf sein Knie. Helene
weint unter den Küssen, die er ihr giebt.) Ach, weine doch nicht,
Lenchen! Warum weinst Du denn so sehr?
Helene. Warum? weiß ich's?! .... Ich denk immer, ich treff' Dich nicht
mehr. Vorhin habe ich mich so erschrocken ....
Loth. Weshalb denn?
Helene. Weil ich Dich aus Deinem Zimmer treten hörte -- Ach! ... und die
Schwester -- wir armen, armen Weiber! -- die muß zu sehr ausstehen.
Loth. Der Schmerz vergißt sich schnell und auf den Tod geht's ja nicht.
Helene. Ach, Du! sie wünscht sich ihn ja ... sie jammert nur immer so:
laß mich doch sterben ... Der Doktor! (Sie springt auf und huscht in den
Wintergarten.)
Dr. Schimmelpfennig (im Hereintreten). Nun wünschte ich wirklich, daß
sich das Frauchen da oben 'n bissel beeilte! (Er läßt sich am Tisch
nieder, zieht neuerdings die Cigarrentasche, entnimmt ihr eine Cigarre
und legt diese neben sich.) Du kommst mit zu mir dann, wie? -- hab'
draußen so 'n nothwendiges Uebel mit zwei Gäulen davor, da können wir
drin zu mir fahren. (Seine Cigarre an der Tischkante klopfend.) Der süße
Ehestand! ja, ja! (Ein Zündholz anstreichend.) Also noch frisch, frei,
fromm, froh?
Loth. Hättest noch gut ein Paar Tage warten können mit Deiner Frage.
Dr. Schimmelpfennig (bereits mit brennender Cigarre). Wie? ... ach ...
ach so! -- (lachend) -- also endlich doch auf meine Sprünge gekommen.
Loth. Bist Du wirklich noch so entsetzlich pessimistisch in Bezug auf
Weiber?
Dr. Schimmelpfennig. Ent--setzlich!! (Dem Rauch seiner Cigarre
nachblickend.) Früher war ich Pessimist -- so zu sagen ahnungsweise ...
Loth. Hast Du denn inzwischen so besondere Erfahrungen gemacht?
Dr. Schimmelpfennig. Ja, allerdings! -- Auf meinem Schilde steht
nämlich: Specialist für Frauenkrankheiten. -- Die medicinische Praxis
macht nämlich furchtbar klug ... furchtbar -- gesund, ... ist Specificum
gegen ... allerlei Staupen!
Loth (lacht). Na, da könnten wir ja gleich wieder in der alten Tonart
anfangen. Ich hab' nämlich ... ich bin nämlich keineswegs auf Deine
Sprünge gekommen. Jetzt weniger als je! ... Auf diese Weise hast Du wohl
auch Dein Steckenpferd vertauscht?
Dr. Schimmelpfennig. Steckenpferd?
Loth. Die Frauenfrage war doch zu damaliger Zeit gewissermaßen Dein
Steckenpferd!
Dr. Schimmelpfennig. Ach so! -- Warum sollte ich es vertauscht haben?
Loth. Wenn Du über die Weiber noch schlechter denkst, als ...
Dr. Schimmelpfennig (ein wenig in Harnisch, erhebt sich und geht hin und
her, dabei spricht er). Ich -- denke nicht schlecht von den Weibern. --
Kein Bein! -- Nur über das Heirathen denke ich schlecht ... über die Ehe
... über die Ehe, und dann höchstens noch über die Männer denke ich
schlecht ... Die Frauenfrage soll mich nicht mehr interessiren? Ja,
weshalb hätte ich denn sonst sechs lange Jahre hier wie 'n Lastpferd
gearbeitet? Doch nur um alle meine verfügbaren Kräfte endlich mal ganz
der Lösung dieser Frage zu widmen. Wußtest Du denn das nicht von Anfang
an?
Loth. Wo hätte ich's denn _her_ wissen sollen?
Dr. Schimmelpfennig. Na, wie gesagt ... ich hab auch schon ein ziemlich
ausgiebiges Material gesammelt, das mir gute Dienste leisten ... bsst!
ich hab' mir das Schreien so angewöhnt. (Er schweigt, horcht, geht zur
Thür und kommt zurück.) Was hat _Dich_ denn eigentlich unter die
Goldbauern geführt?
Loth. Ich möchte die hiesigen Verhältnisse studiren.
Dr. Schimmelpfennig (mit gedämpfter Stimme). Idee! (Noch leiser.) Da
kannst Du bei mir auch Material bekommen.
Loth. Freilich, Du mußt ja sehr unterrichtet sein über die Zustände
hier. Wie sieht es denn so in den Familien aus?
Dr. Schimmelpfennig. E--lend! ..... durchgängig ... Suff! Völlerei,
Inzucht und in Folge davon -- Degenerationen auf der ganzen Linie.
Loth. Mit Ausnahmen doch!?
Dr. Schimmelpfennig. Kaum!
Loth (unruhig). Bist Du denn nicht zuweilen in ... in Versuchung
gerathen eine ... eine Witzdorfer Goldtochter zu heirathen?
Dr. Schimmelpfennig. Pfui Teufel! Kerl, für was hältst Du mich? --
Ebenso könntest Du mich fragen, ob ich ...
Loth (sehr bleich). Wie... wieso?
Dr. Schimmelpfennig. Weil ... Ist Dir was? (Er fixirt ihn einige
Augenblicke.)
Loth. Gar nichts! Was soll mir denn sein?
Dr. Schimmelpfennig (ist plötzlich sehr nachdenklich, geht und steht jäh
und mit einem leisen Pfiff still, blickt Loth abermals flüchtig an und
sagt dann halblaut zu sich selbst). Schlimm!
Loth. Du bist ja so sonderbar plötzlich.
Dr. Schimmelpfennig. Still! (Er horcht auf und verläßt dann schnell das
Zimmer durch die Mittelthür.)
Helene (nach einigen Augenblicken durch die Mittelthür; sie ruft).
Alfred! -- Alfred! ... Ach da bist Du -- Gott sei Dank!
Loth. Nun, ich sollte wohl am Ende gar fortgelaufen sein? (Umarmung.)
Helene (biegt sich zurück. Mit unverkennbarem Schrecken im Ausdruck.)
Alfred!
Loth. Was denn, Liebste?
Helene. Nichts, nichts!
Loth. Aber Du mußt doch was haben?
Helene. Du kamst mir so ... so kalt ... Ach, ich hab' solche schrecklich
dumme Einbildungen.
Loth. Wie stehts's denn oben?
Helene. Der Doktor zankt mit der Hebamme.
Loth. Wird's nicht bald zu Ende gehen?
Helene. Weiß ich's? -- Aber wenn's ... wenn's zu Ende ist, meine ich,
dann ...
Loth. Was dann? .... Sag' doch, bitte! was wolltest Du sagen?
Helene. Dann sollten wir bald von hier fortgehen. Gleich! Auf der
Stelle!
Loth. Wenn Du das wirklich für das Beste hältst, Lenchen --
Helene. Ja, ja! wir dürfen nicht warten! Es ist das Beste -- für Dich
und mich. Wenn Du mich nicht jetzt bald nimmst, dann läßt Du mich heilig
noch sitzen, und dann ... dann ... muß ich doch noch zu Grunde gehen.
Loth. Wie Du doch mißtrauisch bist, Lenchen!
Helene. Sag' das nicht, Liebster! Dir traut man, Dir muß man trauen!
.... Wenn ich erst Dein bin, dann ... Du verläßt mich dann ganz gewiß
nicht mehr. (Wie außer sich.) Ich beschwöre Dich! geh nicht fort! Verlaß
mich doch nur nicht. Geh -- nicht fort, Alfred! Alles ist aus, alles,
wenn Du einmal ohne mich von hier fortgehst.
Loth. Merkwürdig bist Du doch! .... Und da willst Du nicht mißtrauisch
sein? ... Oder sie plagen Dich, martern Dich hier ganz entsetzlich, mehr
als ich mir je .... Jedenfalls gehen wir aber noch diese Nacht. Ich bin
bereit. Sobald Du willst, gehen wir also.
Helene (gleichsam mit aufjauchzendem Dank ihm um den Hals fallend).
Geliebter! (Sie küßt ihn wie rasend und eilt schnell davon.)
Dr. Schimmelpfennig tritt durch die Mitte ein, er bemerkt noch, wie
Helene in der Wintergartenthür verschwindet.
Dr. Schimmelpfennig. Wer war das? -- Ach so! (In sich hinein.) Armes
Ding! (Er läßt sich mit einem Seufzer am Tisch nieder, findet die alte
Cigarre, wirft sie bei Seite, entnimmt dem Etui eine frische Cigarre und
fängt an, sie an der Tischkante zu klopfen, wobei er nachdenklich
darüber hinausstarrt.)
Loth, (der ihm zuschaut). Genau so pflegtest Du vor acht Jahren jede
Cigarre abzuklopfen, eh' Du zu rauchen anfingst.
Dr. Schimmelpfennig. Möglich --! (Als er mit Anrauchen fertig ist.) Hör'
mal, Du!
Loth. Ja, was denn?
Dr. Schimmelpfennig. Du wirst doch -- so bald die Geschichte oben
vorüber ist, mit zu mir kommen?
Loth. Das geht wirklich nicht! Leider.
Dr. Schimmelpfennig. Man hat so das Bedürfniß, sich mal wieder gründlich
von der Leber weg zu äußern.
Loth. Das hab ich so genau wie Du. Aber gerade daraus kannst Du sehen,
daß es heut absolut nicht in meiner Macht steht, mit Dir ....
Dr. Schimmelpfennig. Wenn ich Dir nun aber ausdrücklich und --
gewissermaßen feierlich erkläre: es ist eine bestimmte, äußerst wichtige
Angelegenheit, die ich mit Dir noch diese Nacht besprechen möchte ....
besprechen muß sogar, Loth!
Loth. Curios! Für blutigen Ernst soll ich doch das nicht etwa
hinnehmen?! Doch wohl nicht? -- So viel Jahre hätt'st Du damit gewartet
und nun hätte es nicht einen Tag mehr Zeit damit? -- Du kannst Dir doch
wohl denken, daß ich Dir keine Flausen vormache.
Dr. Schimmelpfennig. Also hat's doch seine Richtigkeit! (Er steht auf
und geht umher.)
Loth. Was hat seine Richtigkeit?
Dr. Schimmelpfennig, (vor Loth still stehend, mit einem geraden Blick in
seine Augen). Es ist also wirklich etwas im Gange zwischen Dir und
Helene Krause?
Loth. Ich? -- Wer hat Dir denn ...?
Dr. Schimmelpfennig. Wie bist Du nur in diese Familie ....?
Loth. Woher -- weißt Du denn das, Mensch?
Dr. Schimmelpfennig. Das war ja doch nicht schwer zu errathen.
Loth. Na, dann halt um Gottes Willen den Mund, daß nicht ....
Dr. Schimmelpfennig. Ihr seid also richtig verlobt?!
Loth. Wie man's nimmt. Jedenfalls sind wir beide einig.
Dr. Schimmelpfennig. Hm --! wie bist Du denn hier herein gerathen,
gerade in _diese_ Familie?
Loth. Hoffmann ist ja doch mein Schulfreund. Er war auch Mitglied --
auswärtiges allerdings -- Mitglied meines Colonial-Vereins.
Dr. Schimmelpfennig. Von der Sache hörte ich in Zürich. -- Also mit Dir
ist er umgegangen! Auf diese Weise wird mir der traurige Zwitter
erklärlich.
Loth. Ein Zwitter ist er allerdings.
Dr. Schimmelpfennig. Eigentlich nicht mal _das_. -- Ehrlich, Du! -- Ist
das wirklich Dein Ernst? -- die Geschichte mit der Krause?
Loth. Na, selbstverständlich! -- Zweifelst Du daran? Du wirst mich doch
nicht etwa für einen Schuft ...
Dr. Schimmelpfennig. Schon gut! Ereifere Dich nur nicht. Hättst Dich ja
verändert haben können während der langen Zeit. Warum nicht? Wär auch
gar kein Nachtheil! N' bissel Humor könnte Dir gar nicht schaden! Ich
seh' nicht ein, warum man alles so verflucht ernsthaft nehmen sollte.
Loth. Ernst ist es mir mehr als je. (Er erhebt sich und geht, immer ein
wenig zurück, neben Schimmelpfennig her.) Du kannst es ja nicht wissen,
auch sagen kann ich Dir's nicht mal, was dieses Verhältniß für mich
bedeutet.
Dr. Schimmelpfennig. Hm!
Loth. Kerl, Du hast keine Idee, was das für ein Zustand ist. Man kennt
ihn nicht, wenn man sich danach sehnt. Kennte man ihn, dann, dann müßte
man geradezu unsinnig werden vor Sehnsucht.
Dr. Schimmelpfennig. Das begreife der Teufel, wie Ihr zu dieser
unsinnigen Sehnsucht kommt.
Loth. Du bist auch noch nicht sicher davor.
Dr. Schimmelpfennig. Das möcht ich mal sehen.
Loth. Du redst wie der Blinde von der Farbe.
Dr. Schimmelpfennig. Was ich mir für das bischen Rausch koofe!
Lächerlich. Daraus eine lebenslängliche Ehe zu bauen .... da baut man
noch nicht mal so sicher als auf'n Sandhaufen.
Loth. Rausch -- Rausch -- wer von einem Rausch redet, -- na! der kennt
die Sache eben nicht. 'N Rausch ist flüchtig. Solche Räusche hab ich
schon gehabt, ich geb's zu. Aber _das_ ist was ganz Anderes.
Dr. Schimmelpfennig. Hm!
Loth. Ich bin dabei vollständig nüchtern. Denkst Du, daß ich meine
Liebste so -- na, wie soll ich sagen?! -- so mit 'ner -- na, wie soll
ich sagen?! mit ner großen Glorie sehe? Gar nicht! -- Sie hat Fehler,
ist auch nicht besonders schön, wenigstens -- na, häßlich ist sie auch
gerade nicht. Ganz objectiv geurtheilt, ich -- das ist ja schließlich
Geschmackssache -- ich hab' so'n hübsches Mädel noch nicht gesehen.
Also, Rausch -- Unsinn! Ich bin ja so nüchtern wie nur möglich. Aber,
siehst Du! _das_ ist eben das Merkwürdige: ich kann mich gar nicht mehr
ohne sie denken -- das kommt mir so vor wie 'ne Legirung, weißt Du, wie
wenn zwei Metalle so recht innig legirt sind, daß man gar nicht mehr
sagen kann, das ist _das_, das ist _das_. Und alles so furchtbar
selbstverständlich -- kurzum, ich quatsche vielleicht Unsinn -- oder was
ich sage, ist vielleicht in Deinen Augen Unsinn, aber so viel steht
fest: wer das nicht kennt, ist 'n erbärmlicher Frosch. Und so'n Frosch
war ich bisher -- und so'n Jammerfrosch bist Du noch.
Dr. Schimmelpfennig. Das ist ja richtig der ganze Symptomen-Complex. --
Daß Ihr Kerls doch immer bis über die Ohren in Dinge hineingerathet, die
Ihr theoretisch längst verworfen habt, wie zum Beispiel Du die Ehe. So
lange ich Dich kenne, laborirst Du an dieser unglückseligen Ehemanie.
Loth. Es ist Trieb bei mir, geradezu Trieb. Weiß Gott! mag ich mich
wenden, wie ich will.
Dr. Schimmelpfennig. Man kann schließlich auch einen Trieb
niederkämpfen.
Loth. Ja, wenn's 'n Zweck hat, warum nicht?
Dr. Schimmelpfennig. Hat's Heirathen etwa Zweck?
Loth. Das will ich meinen. Das hat Zweck! Bei mir hat es Zweck. Du weißt
nicht, wie ich mich durchgefressen hab' bis hierher. Ich mag nicht
sentimental werden. Ich hab's auch vielleicht nicht so gefühlt, es ist
mir vielleicht nicht ganz so klar bewußt geworden wie jetzt, daß ich in
meinem Streben etwas entsetzlich Ödes, gleichsam Maschinenmäßiges
angenommen hatte. Kein Geist, kein Temperament, kein Leben, ja wer weiß,
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