Der Sturm, oder Die bezauberte Insel - 5

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du bist höchst grausam mit mir und meiner Tochter umgegangen; dein
Bruder war ein Beförderer der bösen That, und wird izt dafür an
Leib und Gemüth gefoltert; Ihr, mein Bruder, der seiner
Herrschsucht Natur und Gewissen aufopferte, der mit Sebastian
seinen König hier ermorden wollte; ich vergebe dir, so unnatürlich
du bist!--Ihre Denkungskraft fängt an zu schwellen, und die
wiederkommende Fluth wird in kurzem das Gestade der Vernunft
anfüllen, das izt faul und sumpficht ligt--Noch ist nicht einer
unter ihnen, der mich ansehen darf, oder mich erkennt--Ariel, hole
mir meinen Hut und meinen Degen in der Celle; ich will mich ihnen
in derjenigen Gestalt darstellen,
(Ariel geht ab, und kommt in einem Augenblik wieder zurük.)
worinn sie mich zu Meiland gekannt haben. Munter, mein Geist; in
kurzem sollst du deine Freyheit haben.
Ariel (singt, indem er ihn ankleiden hilft.)
Wo die Biene saugt, saug' ich;
Im Schooß der Primul lagr' ich mich;
Dort schlaf ich, wenn die Eule schreyt;
Ich flieg', in steter Munterkeit,
Fern von des Winters Ungemach
Dem angenehmen Sommer nach;
Wie frölich wird künftig mein Aufenthalt seyn
Unter den Blüthen im düftenden Hayn!
Prospero.
Gut, das ist mein artiger Ariel; ich werde dich vermissen, aber
doch sollst du frey seyn. So, so, so; izt, unsichtbar wie du in
deiner eignen Gestalt bist, zu des Königs Schiff; dort wirst du die
Schiffleute im Raum schlaffend beysammen finden. Weke sie, und
nöthige sie hieher; aber hurtig, ich bitte dich.
Ariel.
Ich trinke die Luft vor mir, und bin wieder da, eh euch der Puls
zweymal schlägt.
(Er geht ab.)
Gonsalo.
Lauter Schreknisse, Verwirrung, Wunder und Erstaunen wohnen hier;
möge uns irgend eine himmlische Macht wieder aus diesem
fürchterlichen Lande führen!
Prospero.
Siehe hier, o König, den ungerechter Weise gekränkten Herzog von
Meiland, Prospero: Dich desto besser zu versichern, daß ein
lebender Fürst izt mit dir spricht, umarme ich dich, und heisse
dich und deine Gesellschaft von Herzen willkommen.
Alonso.
Ob du Prospero bist, oder irgend ein bezaubertes Phantom, (wie ich
kürzlich selbst war,) das meine Augen täuschet, weiß ich nicht;
dein Puls schlägt, wie eines würklichen Menschen, und seit ich dich
sehe, nimmt die Bangigkeit des Gemüths ab, worinn mich, wie ich
fürchte, eine Beraubung der Vernunft sezte; wenn diese Dinge anders
würklich sind, so muß die Geschichte davon höchst seltsam seyn--Ich
gebe dir dein Herzogthum zurük, und bitte dich, mir zu verzeihen.
Aber wie ist es möglich, daß Prospero leben und hier seyn soll?
Prospero (zu Gonsalo.)
Zuerst, mein alter edler Freund, laß dich umarmen; du, dessen
Redlichkeit so unschäzbar als ohne Grenzen ist.
Gonsalo.
Ob das würklich ist, oder nicht, wollt' ich nicht beschwören.
Prospero.
Ihr seyd noch so sehr von einigen Seltsamkeiten dieser Insel
betroffen, daß ihr nicht glauben könnet, was gewiß ist. Willkommen,
meine Freunde, alle willkommen! Aber ihr, mein feines Paar Herren,
wenn ich Lust hätte, so sollte mir's nicht schwer fallen, euch den
Unwillen seiner Majestät zu zu ziehen, und zu beweisen, daß ihr
Verräther seyd; allein ich will izt keine Geschichten erzählen.
Sebastian.
Der Teufel spricht aus ihm.
Prospero.
Nein--Was euch betrift, höchst boshafter Herr, welchen (Bruder) zu
nennen meinen Mund schon vergiften würde, ich vergebe dir deine
ungeheursten Vergehungen alle zusammen; aber ich fordre mein
Herzogthum von dir zurük, welches du, wenn du gleich wolltest, mir
länger vorzuenthalten, nicht vermögend bist.
Alonso.
Wenn du Prospero bist, so berichte uns, wie du erhalten worden, und
auf welche Weise wir hier mit dir zusammen kommen, nachdem wir vor
drey Stunden an diesem Ufer einen Schiffbruch erlidten haben, der
mich, (o schmerzliches Angedenken!) meinen Sohn, meinen theuren
Sohn Ferdinand gekostet hat.
Prospero.
Ich bedaure es, Sire.
Alonso.
Der Verlust ist unersezlich, und die Geduld selbst gesteht, daß sie
ihn nicht heilen kan.
Prospero.
Ich glaube vielmehr, ihr habt ihre Hülfe nicht gesucht; denn durch
ihren milden und allesvermögenden Beystand, hab ich einen gleichen
Verlust mit Gelassenheit ertragen gelernt.
Alonso.
Ihr einen gleichen Verlust?
Prospero.
Zum mindsten, der für mich eben so wichtig ist, und ihn erträglich
zu machen, hab' ich weit schwächere Mittel als ihr zu euerm Trost
ruffen könnt; denn ich habe meine Tochter verlohren.
Alonso.
Eine Tochter? O Himmel, möchten sie beyde in Neapel leben, König
und Königin daselbst zu seyn. Damit sie es seyn möchten, wie gern
wünscht' ich selbst in dem nassen Bette versunken zu seyn, wo mein
Sohn ligt. Wenn verlohrt ihr eure Tochter?
Prospero.
In diesem lezten Sturm--Ich merke, daß diese Herren, über unsre
unvermuthete Zusammenkunft so erstaunt sind, daß sie ihren Sinnen
nicht trauen dürfen, und mit Mühe glauben, daß ihre Augen ihnen die
Wahrheit zeigen, und ihre Worte natürlicher Athem seyen. Allein,
so mißtrauisch euch die kürzlich erlidtene Beunruhigung eurer Sinne
gemacht hat, so wisset doch für gewiß, daß ich Prospero bin; eben
dieser Herzog, der von Meiland ausgetrieben wurde, und auf eine
wunderbare Weise an diesem Eilande, wo ihr gestrandet seyd,
anländete, um der Herr davon zu seyn. Nichts mehr hievon, denn es
ist eine Chronik von Tag zu Tag, und nicht eine Erzählung bey einem
Frühstük, noch für diese erste Zusammenkunft geschikt. Willkommen,
Sire; diese Celle ist mein Hof; ich habe hier wenige Hausgenossen,
und ausser demselben keine Unterthanen. Ich bitte euch, schaut
hinein; da ihr mir mein Herzogthum wieder gegeben habt, so will ich
euch etwas eben so gutes dagegen geben, oder doch wenigstens ein
Wunder vor eure Augen bringen, das euch so sehr erfreuen wird, als
mich mein Herzogthum.

Vierte Scene.
(Die Thüre der Celle öffnet sich, und entdekt Ferdinand und Miranda,
die mit einander Schach spielen.)

Miranda.
Mein liebster Herr, ihr spielt mir einen Streich.
Ferdinand.
Nein, meine Allerliebste, das wollt ich für die ganze Welt nicht
thun.
Miranda.
Wenn es Königreiche gälte, ihr würdet gewiß schicaniren, und ich
würd' es euch nicht übel nehmen.
Alonso.
Wenn das nur eine von den Erscheinungen dieser Insel ist, so werd'
ich einen theuren Sohn zweymal verliehren.
Sebastian.
Ein erstaunliches Wunder!
Ferdinand.
Wenn die Wellen schon drohen, so sind sie doch mitleidig; ich habe
ihnen ohne Ursache geflucht.
(Ferdinand kniet vor seinem Vater.)
Alonso.
O! alle Segnungen eines erfreuten Vaters ergiessen sich über dich!
Steh auf, und sage wie du hieher gekommen bist?
Miranda.
O Wunder! Wie viele feine Geschöpfe sind hier beysammen! Wie
schön ist das menschliche Geschlecht! O brave neue Welt, die
solche Einwohner hat!
Prospero.
Das ist etwas neues für dich.
Alonso.
Wer ist diß Mädchen, mit dem du spieltest? Eure längste
Bekanntschaft kan nicht drey Stunden seyn: Ist es die Göttin die
uns getrennet, und wieder zusammengebracht hat?
Ferdinand.
Sire, sie ist eine Sterbliche, aber durch unsterbliche Vorsicht,
ist sie mein. Ich wählte sie, da ich meinen Vater nicht zu Rathe
ziehen konnte, da ich nicht einmal denken durfte, einen Vater zu
haben. Sie ist die Tochter dieses berühmten Herzogs von Meiland,
von dem ich so vieles erzählen hörte, eh ich ihn sah; von dem ich
ein zweytes Leben empfangen habe, und den diese junge Dame zu
meinem zweyten Vater macht.
Alonso.
Ich bin der ihrige; aber, oh wie wunderlich wird es klingen, daß
ich mein Kind um Verzeihung bitten muß!
Prospero.
Haltet ein, Sire; laßt uns unser Gedächtniß nicht mit unangenehmen
Dingen beschweren, die vorüber sind.
Gonsalo.
Das Übermaaß der zärtlichsten Freude ließ mich nicht zu Worten
kommen. Schauet herab, ihr Götter, und lasset eine segensvolle
Krone auf dieses Paar herunter steigen; denn ihr seyd es, die den
Weg vorgezeichnet, der uns hieher gebracht hat.
Alonso.
Ich sage: Amen, Gonsalo!
Gonsalo.
Mußte Prospero von Meiland vertrieben werden, damit seine
Nachkommen Könige von Neapel werden möchten! O freuet euch über
alle gewöhnliche Freuden, und grabt es in Gold auf ewig daurende
Pfeiler! In Einer Reise fand Claribella einen Gemahl zu Tunis, und
Ferdinand, ihr Bruder, eine Braut, da wo er selbst verlohren war;
Prospero sein Herzogthum in einer armen Insel, und wir alle uns
selbst, zu einer Zeit, da niemand sein eigen war.
Alonso (zu Miranda und Ferdinand.)
Gebt mir eure Hände.
(Er legt ihre Hände in einander.)
Gram und Kummer umschling' auf ewig dessen Herz, der euch nicht
Freude wünschet!
Gonsalo.
So sey es, Amen!

Fünfte Scene.
(Ariel mit dem Schiffspatron und dem Hochbootsmann, die ihm ganz
erstaunt und erschroken folgen, zu den Vorigen.)

Gonsalo.
O sehet, Sire, sehet, hier sind noch mehr von unsrer Gesellschaft.
Prophezeyte ich nicht, wenn noch ein Galgen auf dem Lande wäre, so
könnte dieser Bursche nicht ersauffen? Nun, wie? du, der die
Gnade selbst über Bord zu fluchen pflegte, hast du keinen Schwur
auf dem festen Lande übrig? Hast du kein Maul zu Lande? Was giebt
es neues?
Hochbootsmann.
Das beste Neue ist, daß wir unsern König und unsre Gesellschaft
gesund wieder antreffen; das nächste an diesem, daß unser Schiff,
welches wir erst vor drey Stunden dem Sturm preiß gaben, so ganz,
so neu und so wohl getakelt ist, als da wir es zuerst in die See
stiessen.
Ariel.
Mein Gebieter, alles das hab ich gethan, seit ich euch verließ.
Prospero.
Mein artiger Taschenspieler!
Alonso.
Das sind keine natürliche Begebenheiten; immer eine wunderbarer als
die andre! Sage, wie kamst du hieher?
Bootsmann.
Gnädigster Herr, wenn ich dächte, daß ich gewiß wach wäre, so wollt
ich versuchen, ob ichs euch erzählen könnte. Wir waren alle in
dichtem Schlaf, und, ich weiß selbst nicht wie, alle in den Raum
des Schiffs zusammengepakt, wo wir nur eben von einem seltsamen und
manchfaltigen Getöse von Brüllen, Schreyen, Heulen, Rasseln mit
Ketten, und andern entsezlichen Tönen aufgewekt wurden; auf einmal
hörte alles auf, wir sahen unser schönes, königliches Schiff mit
seinem ganzen Zugehör, in bestem Zustand; und indem unser Patron
von einer Seite zur andern sprang, um es in Augenschein zu nehmen,
so wurden wir, mit eurer Erlaubniß, in einem huy, wie in einem
Traum, von unsern Cameraden geschieden, und schlaftrunken hieher
gebracht.
Ariel (zu Prospero.)
War es wohl gethan?
Prospero.
Recht wohl, mein fleißiger Ariel, du sollst frey sein.
Alonso.
Das ist ein so seltsamer Irrgarten, als je ein Mensch betreten hat,
und es ist mehr als die Natur zuthun vermag, in diesem Geschäfte;
ohne ein Orakel ist es unmöglich, etwas davon zu begreiffen.
Prospero.
Mein gebietender Herr, beunruhigt euch nicht, das Wunderbare in
diesen Dingen zu ergründen; in kurzem will ich euch bey beßrer
Musse alles Stük vor Stük auflösen, was euch izt unbegreiflich ist:
bis dahin seyd frohen Muthes, und denkt von allem das beste.
(Zu Ariel leise.)
Hieher, Geist; seze Caliban und seine Gesellschaft in Freyheit;
löse die Bezauberung auf--Wie befindet ihr euch, mein Gnädigster
Herr? Es mangeln noch ein Paar alte närrische Kerls von euerm
Gefolge, die ihr vergessen habt.

Sechste Scene.
(Ariel treibt Caliban, Stephano und Trinculo in ihren gestohlnen
Kleidern vor sich her.)

Stephano.
Jedermann sorge nur für andre Leute, und niemand bekümmre sich um
sich selbst; denn es ist alles nur Zufall und blindes Glük;
Courasche, du dikwanstiges Ungeheuer, Courasche!
Trinculo.
Wenn die Spionen, die ich in meinen Augen habe, die Wahrheit sagen,
so ist das ein hübscher Anblik.
Caliban.
O Setebos, das sind brave Geister, in der That! Wie fein mein
Meister ist! Aber ich fürchte, er wird mich züchtigen.
Sebastian.
Ha, ha; was für Dinge sind das, Antonio? Kan man die um Geld haben?
Antonio.
Ich denk' es; einer davon ist ein Fisch wie sich's gehört, und
vermuthlich feil.
Prospero.
Beobachtet nur die Physionomie dieser Bursche, meine Herren, und
sagt dann, ob sie nicht die Wahrheit redt? Dieses mißgeschaffnen
Schurken seine Mutter war eine Hexe, und eine so mächtige, daß sie
den Mond beherrschen, Ebbe und Fluth erregen, und ihre Befehle über
die Grenzen ihrer Macht ausdehnen konnte. Diese drey haben mich
beraubt; und dieser Halb-Teufel, (denn er ist ein Bastard von einem
Teufel,) machte mit ihnen einen Anschlag wider mein Leben; zween
von diesen Gesellen werdet ihr für die eurige erkennen; was dieses
Geschöpf der Finsterniß betrift, so muß ich bekennen, daß es mir
zugehört.
Caliban.
Ich werde zu Tode gezwikt werden.
Alonso.
Ist das nicht Stephano, mein besoffner Kellermeister?
Sebastian.
Er ist würklich besoffen; woher kriegte er Wein?
Alonso.
Und Trinculo ist so voll daß er wakelt; wo können sie dieses grosse
Elixir gefunden haben, das sie übergüldet* hat? Wie kamst du in
diesen Pökel?
{ed.-* Eine Anspielung auf das (Elixirium magnum), oder trinkbare Gold
der Alchymisten. Warbürton.}
Trinculo.
Sire, ich bin immer in diesem Pökel gelegen, seitdem ich euch das
leztemal sah, ich sorge, ich werd ihn nimmer wieder aus dem Leibe
kriegen; ich darf nicht fürchten, daß mich die Fliegen beschmeissen.
Sebastian.
Wie geht's, Stephano?
Stephano.
Rührt mich nicht an, ich bin nicht mehr Stephano, ich bin lauter
Wunde.**
{ed.-** Bey Durchlesung dieses Stüks muthmaßte ich immer, daß
Shakespear es von einem Italiänischen Scribenten entlehnt haben
möchte, da die Einheiten alle so regelmässig darinn beobachtet sind,
welches ausser den Italiänern, damals keine andre dramatische Poeten
thaten, und welches unser Autor nirgends als in diesem Stük gethan
hat, nichts zu gedenken, daß die Personen dieses Stüks alle Italiäner
sind. Ich wurde in dieser Vermuthung noch mehr bestärkt, wie ich auf
diese Stelle kam.
Ein Spaß soll darinn ligen, das ist klar; aber wo er ligt, ist
schwer zu sagen. Ich vermuthe, es war ein Wortspiel im Original,
das sich nicht übersezen ließ; vielleicht hieß es, ich bin nicht
(Stephano, sondern Staffilato,) indem dieses Wort im Italiänischen
einen bedeutet, der wol zerkrazt und zerstochen ist, welches
würklich der Fall war, worinn sich diese Bursche im 4ten Aufzug
befanden.--In (Riccoboni's) Verzeichniß Italiänischer Schauspiele,
befinden sich auch: (Il Negromante di L. Ariosto, prosa e verso),
und (Il Negromante Palliato di Gio-Angelo Petrucci, prosa.) Ob aber
der Sturm aus einem von diesen beyden entlehnt seyn mag, kan ich
nicht sagen, da ich sie nicht gesehen habe. Warbürton. Der
Übersetzer würde erfreut seyn, wenn er seinen Lesern über diesen
Punct aus dem Wunder helfen könnte; da er aber hiezu keine
Gelegenheit gehabt, so ist alles was er sagen kan, daß wenn auch
Shakespear die Idee und die Anlage dieses Stüks aus einem
Italiänischen genommen hätte, es schwerlich auf eine andre Art
geschehen sey, als wie man vom Milton sagen kan, daß er das
verlohrne Paradies aus einer Italiänischen Comödie von Erschaffung
der Welt entlehnt habe.}
Prospero.
Und doch wolltest du König über diese Insel seyn, Schurke.
Stephano.
So würde ich ein siecher König gewesen seyn.
Alonso (auf Caliban deutend.)
Das ist ein so seltsames Ding als ich je eines gesehen habe.
Prospero.
Er ist so ungestalt in seinen Sitten als in seiner Bildung. Geh,
Schurke, in meine Celle, nimm deine Cameraden mit dir, und räume
alles hübsch auf, so lieb dir deine Begnadigung ist.
Caliban.
Ja, das will ich; und ich will künftig gescheidter seyn, und mich
um eure Gnade bemühen. Was für ein dreyfach gedoppelter Esel war
ich, diesen besoffnen Kerl für einen Gott zu halten, und diesem
dummköpfigten Narren Ehre zu erweisen?
Prospero.
Geh deines Weges.
Alonso.
Fort, und thut euern Trödel wieder hin, wo ihr ihn gefunden habt.
Prospero.
Sire, ich lade Euer Majestät und euer Gefolg in meine arme Celle
ein, um darinn diese einzige Nacht zuzubringen, wovon ich euch
einen Theil mit Gesprächen vertreiben will, deren Inhalt euch, wie
ich hoffe, keine lange Weile lassen wird; mit der Geschichte meines
Lebens, und den besondern Umständen, die sich, seitdem ich in diese
Insel kam, zugetragen haben. Morgen will ich euch alsdann auf euer
Schiff bringen, und so nach Neapel, wo ich Hoffnung habe, die
Vermählung dieser unsrer geliebten Kinder feyrlich begangen zu
sehen, und dann nach Meiland zurük zu kehren, wo jeder dritter
Gedanke mein Grab seyn soll.
Alonso.
Mich verlangt mit Ungeduld die Geschichte euers Lebens zu hören,
welche nicht anders als voll ausserordentlicher Sachen seyn kan.
Prospero.
Ich will euch alles entdeken, und verspreche euch eine ruhige See,
glükliche Winde, und so schnelle Seegel, daß wir eure Flotte bald
eingeholt haben wollen--mein Ariel, das ist deine lezte Arbeit;
dann kehr' auf immer frey in dein Element zurük, und lebe wohl--
Folget mir, wenn es euch gefällt.
(Alle gehen ab.)

Der Sturm, von William Shakespeare,
(Übersetzt von Christoph Martin Wieland).
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