Frau Jenny Treibel: Roman aus der Berliner Gesellschaft - 12

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Prinzessinnen damit ausstaffieren könnte, gegen =die= müssen wir uns
rüsten. Glaube nicht, daß sie's uns leicht machen wird. Sie hat ganz den
Professorentochterdünkel und ist imstande sich einzubilden, daß sie dem
Hause Treibel noch eine Ehre antut.«
»Eine schreckliche Person,« sagte Helene. »Wenn ich an den Tag denke mit
_dear Mr. Nelson_. Wir hatten eine Todesangst, daß Nelson seine Reise
verschieben und um sie anhalten würde. Was daraus geworden wäre, weiß
ich nicht; bei den Beziehungen Ottos zu der Liverpooler Firma vielleicht
verhängnisvoll für uns.«
»Nun, Gott sei Dank, daß es vorübergegangen. Vielleicht immer noch
besser so, so können wir's _en famille_ austragen. Und den alten
Professor fürcht' ich nicht, den habe ich von alter Zeit her am Bändel.
Er muß mit in unser Lager hinüber. Und nun muß ich fort, Kind, um
Toilette zu machen ... Aber noch ein Hauptpunkt. Eben habe ich an deine
Schwester Hildegard geschrieben und sie herzlich gebeten, uns mit
Nächstem ihren Besuch zu schenken. Bitte, Helene, füge ein paar Worte an
deine Mama hinzu und tue beides in das Kuvert und adressiere.«
Damit ging die Rätin, und Helene setzte sich an den Schreibtisch. Sie
war so bei der Sache, daß nicht einmal ein triumphierendes Gefühl
darüber, mit ihren Wünschen für Hildegard nun endlich am Ziele zu sein,
in ihr aufdämmerte; nein, sie hatte angesichts der gemeinsamen Gefahr
nur Teilnahme für ihre Schwiegermutter, als der »Trägerin des Hauses«,
und nur Haß für Korinna. Was sie zu schreiben hatte, war rasch
geschrieben. Und nun adressierte sie mit schöner englischer Handschrift
in normalen Schwung- und Rundlinien: »Frau Konsul Thora Munk, geb.
Thompson. Hamburg. Uhlenhorst.«
Als die Aufschrift getrocknet und der ziemlich ansehnliche Brief mit
zwei Marken frankiert war, brach Helene auf, klopfte nur noch leise an
Frau Jennys Toilettenzimmer und rief hinein: »Ich gehe jetzt, liebe
Mama. Den Brief nehme ich mit.« Und gleich danach passierte sie wieder
den Vorgarten, weckte den Droschkenkutscher und stieg ein.
* * * * *
Zwischen neun und zehn waren zwei Rohrpostbriefe bei Schmidts
eingetroffen, ein Fall, der, in dieser seiner Gedoppeltheit, noch nicht
dagewesen war. Der eine dieser Briefe richtete sich an den Professor und
hatte folgenden kurzen Inhalt: »Lieber Freund! Darf ich darauf rechnen,
Sie heute zwischen zwölf und eins in Ihrer Wohnung zu treffen? Keine
Antwort, gute Antwort. Ihre ganz ergebene Jenny Treibel.« Der andere,
nicht viel längere Brief, war an Korinna adressiert und lautete: »Liebe
Korinna. Gestern abend noch hatte ich ein Gespräch mit der Mama. Daß ich
auf Widerstand stieß, brauche ich Dir nicht erst zu sagen, und es ist
mir gewisser denn je, daß wir schweren Kämpfen entgegengehen. Aber
nichts soll uns trennen. In meiner Seele lebt eine hohe Freudigkeit und
gibt mir Mut zu allem. Das ist das Geheimnis und zugleich die Macht der
Liebe. Diese Macht soll mich auch weiter führen und festigen. Trotz
aller Sorge Dein überglücklicher Leopold.« Korinna legte den Brief aus
der Hand. »Armer Junge! Was er da schreibt, ist ehrlich gemeint, selbst
das mit dem Mut. Aber ein Hasenohr guckt doch durch. Nun, wir müssen
sehen. Halte was du hast. Ich gebe nicht nach.«
* * * * *
Korinna verbrachte den Vormittag unter fortgesetzten Selbstgesprächen.
Mitunter kam die Schmolke, sagte aber nichts und beschränkte sich auf
kleine wirtschaftliche Fragen. Der Professor seinerseits hatte zwei
Stunden zu geben, eine griechische: Pindar, und eine deutsche:
romantische Schule (Novalis), und war bald nach zwölf wieder zurück. Er
schritt in seinem Zimmer auf und ab, abwechselnd mit einem ihm in seiner
Schlußwendung absolut unverständlich gebliebenen Novalisgedicht und dann
wieder mit dem so feierlich angekündigten Besuche seiner Freundin Jenny
beschäftigt. Es war kurz vor eins, als ein Wagengerumpel auf dem
schlechten Steinpflaster unten ihn annehmen ließ, sie werde es sein. Und
sie war es, diesmal allein, ohne Fräulein Honig und ohne den Bologneser.
Sie öffnete selbst den Schlag und stieg dann langsam und bedächtig, als
ob sie sich ihre Rolle noch einmal überhöre, die Steinstufen der
Außentreppe hinauf. Eine Minute später hörte Schmidt die Klingel gehen,
und gleich danach meldete die Schmolke: »Frau Kommerzienrätin Treibel.«
Schmidt ging ihr entgegen, etwas weniger unbefangen als sonst, küßte ihr
die Hand und bat sie, auf seinem Sofa, dessen tiefste Kesselstelle durch
ein großes Lederkissen einigermaßen applaniert war, Platz zu nehmen. Er
selber nahm einen Stuhl, setzte sich ihr gegenüber und sagte: »Was
verschafft mir die Ehre, liebe Freundin? Ich nehme an, daß etwas
besonderes vorgefallen ist.«
»Das ist es, lieber Freund. Und Ihre Worte lassen mir keinen Zweifel
darüber, daß Fräulein Korinna noch nicht für gut befunden hat, Sie mit
dem Vorgefallenen bekannt zu machen. Fräulein Korinna hat sich nämlich
gestern Abend mit meinem Sohne Leopold verlobt.«
»Ah,« sagte Schmidt in einem Tone, der ebensogut Freude wie Schreck
ausdrücken konnte.
»Fräulein Korinna hat sich gestern auf unsrer Grunewaldpartie, die
vielleicht besser unterblieben wäre, mit meinem Sohne Leopold verlobt,
nicht umgekehrt. Leopold tut keinen Schritt ohne mein Wissen und Willen,
am wenigsten einen so wichtigen Schritt wie eine Verlobung, und so muß
ich denn, zu meinem lebhaften Bedauern, von etwas Abgekartetem oder
einer gestellten Falle, ja, Verzeihung, lieber Freund, von einem
wohlüberlegten Überfall sprechen.«
Dies starke Wort gab dem alten Schmidt nicht nur seine Seelenruhe,
sondern auch seine gewöhnliche Heiterkeit wieder. Er sah, daß er sich in
seiner alten Freundin nicht getäuscht hatte, daß sie, völlig
unverändert, die, trotz Lyrik und Hochgefühle, ganz ausschließlich auf
Äußerlichkeiten gestellte Jenny Bürstenbinder von ehedem war, und daß
seinerseits, unter selbstverständlicher Wahrung artigster Formen und
anscheinend vollen Entgegenkommens, ein Ton superioren Übermutes
angeschlagen und in die sich nun höchst wahrscheinlich entspinnende
Debatte hineingetragen werden müsse. Das war er sich, das war er Korinna
schuldig.
»Ein Überfall, meine gnädigste Frau. Sie haben vielleicht nicht
ganz unrecht, es so zu nennen. Und daß es gerade auf diesem Terrain
sein mußte. Sonderbar genug, daß Dinge derart ganz bestimmten
Lokalitäten unveräußerlich anzuhaften scheinen. Alle Bemühungen, durch
Schwanenhäuser und Kegelbahnen im Stillen zu reformieren, der Sache
friedlich beizukommen, erweisen sich als nutzlos, und der frühere
Charakter dieser Gegenden, insonderheit unseres alten übelbeleumdeten
Grunewalds, bricht immer wieder durch. Immer wieder aus dem Stegreif.
Erlauben Sie mir, gnädigste Frau, daß ich den derzeitigen Junker
_generis feminini_ herbeirufe, damit er seiner Schuld geständig werde.«
Jenny biß sich auf die Lippen und bedauerte das unvorsichtige Wort, das
sie nun dem Spotte preisgab. Es war aber zu spät zur Umkehr, und so
sagte sie nur: »Ja, lieber Professor, es wird das beste sein, Korinna
selbst zu hören. Und ich denke, sie wird sich mit einem gewissen Stolz
dazu bekennen, dem armen Jungen das Spiel über den Kopf weggenommen zu
haben.«
»Wohl möglich,« sagte Schmidt und stand auf und rief in das Entree
hinein: »Korinna.«
Kaum, daß er seinen Platz wieder eingenommen hatte, so stand die von ihm
Gerufene auch schon in der Tür, verbeugte sich artig gegen die
Kommerzienrätin und sagte: »du hast gerufen, Papa?«
»Ja, Korinna, das hab' ich. Eh' wir aber weitergehen, nimm einen Stuhl
und setze dich in einiger Entfernung von uns. Denn ich möchte es auch
äußerlich markieren, daß du vorläufig eine Angeklagte bist. Rücke in die
Fensternische, da sehen wir dich am besten. Und nun sage mir, hat es
seine Richtigkeit damit, daß du gestern Abend im Grunewald, in dem
ganzen Junkerübermut einer geborenen Schmidt, einen friedlich und
unbewaffnet seines Weges ziehenden Bürgersohn, namens Leopold Treibel,
seiner besten Barschaft beraubt hast?«
Korinna lächelte. Dann trat sie vom Fenster her an den Tisch heran und
sagte: »Nein, Papa, das ist grundfalsch. Es hat alles den landesüblichen
Verlauf genommen, und wir sind so regelrecht verlobt, wie man nur
verlobt sein kann.«
»Ich bezweifle das nicht, Fräulein Korinna,« sagte Jenny. »Leopold
selbst betrachtet sich als Ihren Verlobten. Ich sage nur das eine, daß
Sie das Überlegenheitsgefühl, das Ihnen Ihre Jahre ...«
»Nicht meine Jahre. Ich bin jünger ...«
»... Das Ihnen Ihre Klugheit und Ihr Charakter gegeben, daß Sie diese
Überlegenheit dazu benutzt haben, den armen Jungen willenlos zu machen
und ihn für sich zu gewinnen.«
»Nein, meine gnädigste Frau, das ist ebenfalls nicht ganz richtig,
wenigstens zunächst nicht. Daß es schließlich doch vielleicht richtig
sein wird, darauf müssen Sie mir erlauben, weiterhin zurückzukommen.«
»Gut, Korinna, gut,« sagte der Alte. »Fahre nur fort. Also zunächst ...«
»Also zunächst unrichtig, meine gnädigste Frau. Denn wie kam es? Ich
sprach mit Leopold von seiner nächsten Zukunft und beschrieb ihm einen
Hochzeitszug, absichtlich in unbestimmten Umrissen und ohne Namen zu
nennen. Und als ich zuletzt Namen nennen mußte, da war es Blankenese, wo
die Gäste zum Hochzeitsmahle sich sammelten, und war es die schöne
Hildegard Munk, die, wie eine Königin gekleidet, als Braut neben ihrem
Bräutigam saß. Und dieser Bräutigam war Ihr Leopold, meine gnädigste
Frau. Selbiger Leopold aber wollte von dem allen nichts wissen und
ergriff meine Hand und machte mir einen Antrag in aller Form. Und
nachdem ich ihn an seine Mutter erinnert und mit dieser Erinnerung kein
Glück gehabt hatte, da haben wir uns verlobt ...«
»Ich glaube das, Fräulein Korinna,« sagte die Rätin. »Ich glaube das
ganz aufrichtig. Aber schließlich ist das alles doch nur eine Komödie.
Sie wußten ganz gut, daß er Ihnen vor Hildegard den Vorzug gab, und Sie
wußten nur zu gut, daß Sie, je mehr Sie das arme Kind, die Hildegard, in
den Vordergrund stellten, desto gewisser -- um nicht zu sagen desto
leidenschaftlicher, denn er ist nicht eigentlich der Mann der
Leidenschaften -- desto gewisser, sag' ich, würd' er sich auf Ihre Seite
stellen und sich zu Ihnen bekennen.«
»Ja, gnädige Frau, das wußt' ich oder wußt' es doch beinah. Es war noch
kein Wort in diesem Sinne zwischen uns gesprochen worden, aber ich
glaubte trotzdem, und seit längerer Zeit schon, daß er glücklich sein
würde, mich seine Braut zu nennen.«
»Und durch die klug und berechnend ausgesuchte Geschichte mit dem
Hamburger Hochzeitszuge haben Sie eine Erklärung herbeizuführen gewußt
...«
»Ja, meine gnädigste Frau, das hab' ich, und ich meine, das alles war
mein gutes Recht. Und wenn Sie nun dagegen, und wie mir's scheint ganz
ernsthaft, Ihren Protest erheben wollen, erschrecken Sie da nicht vor
Ihrer eigenen Forderung, vor der Zumutung, ich hätte mich jedes
Einflusses auf Ihren Sohn enthalten sollen. Ich bin keine Schönheit,
habe nur eben das Durchschnittsmaß. Aber nehmen Sie, so schwer es Ihnen
werden mag, für einen Augenblick einmal an, ich wäre wirklich so was wie
eine Schönheit, eine Beauté, der Ihr Herr Sohn nicht hätte widerstehen
können, würden Sie von mir verlangt haben, mir das Gesicht mit Ätzlauge
zu zerstören, bloß damit Ihr Sohn, mein Verlobter, nicht in eine durch
mich gestellte Schönheitsfalle fiele?«
»Korinna,« lächelte der Alte, nicht zu scharf. »Die Rätin ist unter
unserm Dache.«
»Sie würden das =nicht= von mir verlangt haben, so wenigstens nehme ich
vorläufig an, vielleicht in Überschätzung Ihrer freundlichen Gefühle für
mich, und doch verlangen Sie von mir, daß ich mich dessen begebe, was
die Natur mir gegeben hat. Ich habe meinen guten Verstand und bin offen
und frei und übe damit eine gewisse Wirkung auf die Männer aus, mitunter
auch gerade auf solche, denen das fehlt, was ich habe, -- soll ich mich
dessen entkleiden? Soll ich mein Pfund vergraben? Soll ich das bißchen
Licht, das =mir= geworden, unter den Scheffel stellen? Verlangen Sie,
daß ich bei Begegnungen mit Ihrem Sohne wie eine Nonne dasitze, bloß
damit das Haus Treibel vor einer Verlobung mit mir bewahrt bleibe?
Erlauben Sie mir, gnädigste Frau, und Sie müssen meine Worte meinem
erregten Gefühle, das Sie herausgefordert, zu gute halten, erlauben Sie
mir, Ihnen zu sagen, daß ich das nicht bloß hochmütig und höchst
verwerflich, daß ich es vor allem auch ridikül finde. Denn wer sind die
Treibels? Berlinerblaufabrikanten mit einem Ratstitel, und ich, ich bin
eine Schmidt.«
»Eine Schmidt,« wiederholte der alte Wilibald freudig, gleich danach
hinzufügend: »Und nun sagen Sie, liebe Freundin, wollen wir nicht lieber
abbrechen und alles den Kindern und einer gewissen ruhigen historischen
Entwicklung überlassen?«
»Nein, mein lieber Freund, das wollen wir nicht. Wir wollen nichts der
historischen Entwicklung und noch weniger der Entscheidung der Kinder
überlassen, was gleichbedeutend wäre mit Entscheidung durch Fräulein
Korinna. Dies zu hindern, deshalb eben bin ich hier. Ich hoffte bei den
Erinnerungen, die zwischen uns leben, Ihrer Zustimmung und Unterstützung
sicher zu sein, sehe mich aber getäuscht und werde meinen Einfluß, der
hier gescheitert, auf meinen Sohn Leopold beschränken müssen.«
»Ich fürchte,« sagte Korinna, »daß er auch da versagt ...«
»Was lediglich davon abhängen wird, ob er Sie sieht oder nicht.«
»Er wird mich sehen.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
Und darauf erhob sich die Kommerzienrätin und ging, ohne dem Professor
die Hand gereicht zu haben, auf die Tür zu. Hier wandte sie sich noch
einmal und sagte zu Korinna: »Korinna, lassen Sie uns vernünftig reden.
Ich will alles vergessen. Lassen Sie den Jungen los. Er paßt nicht
einmal für Sie. Und was das Haus Treibel angeht, so haben Sies eben in
einer Weise charakterisiert, daß es Ihnen kein Opfer kosten kann, darauf
zu verzichten ...«
»Aber meine Gefühle, gnädigste Frau ...«
»Bah,« lachte Jenny, »daß Sie so sprechen können, zeigt mir deutlich,
daß Sie keine haben und daß alles bloßer Übermut oder vielleicht auch
Eigensinn ist. Daß Sie sich dieses Eigensinns begeben mögen, wünsche ich
Ihnen und uns. Denn es kann zu nichts führen. Eine Mutter hat =auch=
Einfluß auf einen schwachen Menschen, und ob Leopold Lust hat, seine
Flitterwochen in einem Ahlbecker Fischerhause zu verbringen, ist mir
doch zweifelhaft. Und daß das Haus Treibel Ihnen keine Villa in Capri
bewilligen wird, dessen dürfen Sie gewiß sein.«
Und dabei verneigte sie sich und trat in das Entree hinaus. Korinna
blieb zurück, Schmidt aber gab seiner Freundin das Geleit bis an die
Treppe.
»Adieu,« sagte hier die Rätin. »Ich bedauere, lieber Freund, daß dies
zwischen uns treten und die herzlichen Beziehungen so vieler, vieler
Jahre stören mußte. Meine Schuld ist es nicht. Sie haben Korinna
verwöhnt, und das Töchterchen schlägt nun einen spöttischen und
überheblichen Ton an und ignoriert, wenn nichts andres, so doch die
Jahre, die mich von ihr trennen. Impietät ist der Charakter unserer
Zeit.«
Schmidt, ein Schelm, gefiel sich darin, bei dem Wort »Impietät« ein
betrübtes Gesicht aufzusetzen. »Ach, liebe Freundin,« sagte er, »Sie
mögen wohl recht haben, aber nun ist es zu spät. Ich bedauere, daß es
unserm Hause vorbehalten war, Ihnen einen Kummer, wie diesen, um nicht
zu sagen eine Kränkung anzutun. Freilich, wie Sie schon sehr richtig
bemerkt haben, die Zeit ... alles will über sich hinaus und strebt
höheren Staffeln zu, die die Vorsehung sichtbarlich nicht wollte.«
Jenny nickte. »Gott beßre es.«
»Lassen Sie uns das hoffen.«
Und damit trennten sie sich.
In das Zimmer zurückgekehrt, umarmte Schmidt seine Tochter, gab ihr
einen Kuß auf die Stirn und sagte: »Korinna, wenn ich nicht Professor
wäre, so würd' ich am Ende Sozialdemokrat.«
Im selben Augenblick kam auch die Schmolke. Sie hatte nur das letzte
Wort gehört und erratend, um was es sich handle, sagte sie: »Ja, das hat
Schmolke auch immer gesagt.«


Vierzehntes Kapitel

Der nächste Tag war ein Sonntag, und die Stimmung, in der sich das
Treibelsche Haus befand, konnte nur noch dazu beitragen, dem Tage zu
seiner herkömmlichen Ödheit ein Beträchtliches zuzulegen. Jeder mied den
andern. Die Kommerzienrätin beschäftigte sich damit, Briefe, Karten und
Photographien zu ordnen, Leopold saß auf seinem Zimmer und las Goethe
(=was= ist nicht nötig zu verraten), und Treibel selbst ging im Garten
um das Bassin herum und unterhielt sich, wie meist in solchen Fällen,
mit der Honig. Er ging dabei so weit, sie ganz ernsthaft nach Krieg und
Frieden zu fragen, allerdings mit der Vorsicht, sich eine Art
Präliminarantwort gleich selbst zu geben. In erster Reihe stehe fest,
daß es niemand wisse, »selbst der leitende Staatsmann nicht« (er hatte
sich diese Phrase bei seinen öffentlichen Reden angewöhnt), aber eben
weil es niemand wisse, sei man auf Sentiments angewiesen, und darin sei
niemand größer und zuverlässiger als die Frauen. Es sei nicht zu
leugnen, das weibliche Geschlecht habe was Pythisches, ganz abgesehen
von jenem Orakelhaften niederer Observanz, das noch so nebenherlaufe.
Die Honig, als sie schließlich zu Worte kam, faßte ihre politische
Diagnose dahin zusammen: sie sähe nach Westen hin einen klaren Himmel,
während es im Osten finster braue, ganz entschieden, und zwar oben
sowohl wie unten. »Oben wie unten,« wiederholte Treibel. »O, wie wahr.
Und das Oben bestimmt das Unten und das Unten das Oben. Ja, Fräulein
Honig, damit haben wir's getroffen.« Und Czicka, das Hündchen, das
natürlich auch nicht fehlte, blaffte dazu. So ging das Gespräch zu
gegenseitiger Zufriedenheit. Treibel aber schien doch abgeneigt, aus
diesem Weisheitsquell andauernd zu schöpfen, und zog sich nach einiger
Zeit auf sein Zimmer und seine Zigarre zurück, ganz Halensee
verwünschend, das mit seiner Kaffeeklappe diese häusliche Mißstimmung
und diese Sonntags-Extralangeweile heraufbeschworen habe. Gegen Mittag
traf ein an ihn adressiertes Telegramm ein: »Dank für Brief. Ich komme
morgen mit dem Nachmittagszug. Eure Hildegard.« Er schickte das
Telegramm, aus dem er überhaupt erst von der erfolgten Einladung erfuhr,
an seine Frau hinüber und war, trotzdem er das selbständige Vorgehen
derselben etwas sonderbar fand, doch auch wieder aufrichtig froh,
nunmehr einen Gegenstand zu haben, mit dem er sich in seiner Phantasie
beschäftigen konnte. Hildegard war sehr hübsch, und die Vorstellung,
innerhalb der nächsten Wochen ein anderes Gesicht als das der Honig auf
seinen Gartenspaziergängen um sich zu haben, tat ihm wohl. Er hatte nun
auch einen Gesprächsstoff, und während ohne diese Depesche die
Mittagsunterhaltung wahrscheinlich sehr kümmerlich verlaufen oder
vielleicht ganz ausgefallen wäre, war es jetzt wenigstens möglich, ein
paar Fragen zu stellen. Er stellte diese Fragen auch wirklich und alles
machte sich ganz leidlich; nur Leopold sprach kein Wort und war froh,
als er sich vom Tisch erheben und zu seiner Lektüre zurückkehren konnte.
Leopolds ganze Haltung gab überhaupt zu verstehen, daß er über sich
bestimmen zu lassen, fürder nicht mehr Willens sei; trotzdem war ihm
klar, daß er sich den Repräsentationspflichten des Hauses nicht
entziehen und also nicht unterlassen dürfe, Hildegard am andern
Nachmittag auf dem Bahnhofe zu empfangen. Er war pünktlich da, begrüßte
die schöne Schwägerin und absolvierte die landesübliche Fragenreihe nach
dem Befinden und den Sommerplänen der Familie, während einer der von ihm
engagierten Gepäckträger erst die Droschke, dann das Gepäck besorgte.
Dasselbe bestand nur aus einem einzigen Koffer mit Messingbeschlag,
dieser aber war von solcher Größe, daß er, als er hinaufgewuchtet war,
der dahinrollenden Droschke den Charakter eines Baues von zwei Etagen
gab.
Unterwegs wurde das Gespräch von seiten Leopolds wieder aufgenommen,
erreichte seinen Zweck aber nur unvollkommen, weil seine stark
hervortretende Befangenheit seiner Schwägerin nur Grund zur Heiterkeit
gab. Und nun hielten sie vor der Villa. Die ganze Treibelei stand am
Gitter, und als die herzlichsten Begrüßungen ausgetauscht und die
nötigsten Toilettenarrangements in fliegender Eile, das heißt ziemlich
mußevoll gemacht worden waren, erschien Hildegard auf der Veranda, wo
man inzwischen den Kaffee serviert hatte. Sie =fand= alles »himmlisch«,
was auf Empfang strenger Instruktionen von seiten der Frau Konsul Thora
Munk hindeutete, die sehr wahrscheinlich Unterdrückung alles
Hamburgischen und Achtung vor Berliner Empfindlichkeiten als erste Regel
empfohlen hatte. Keine Parallelen wurden gezogen und beispielsweise
gleich das Kaffeeservice rundweg bewundert. »Eure Berliner Muster
schlagen jetzt alles aus dem Felde, selbst Sèvres. Wie reizend diese
Grecborte.« Leopold stand in einer Entfernung und hörte zu, bis
Hildegard plötzlich abbrach und allem, was sie gesagt, nur noch
hinzusetzte: »Scheltet mich übrigens nicht, daß ich in einem fort von
Dingen spreche, für die sich ja morgen auch noch die Zeit finden würde:
Grecborte und Sèvres und Meißen und Zwiebelmuster. Aber Leopold ist
Schuld; er hat unsere Konversation in der Droschke so streng
wissenschaftlich geführt, daß ich beinahe in Verlegenheit kam; ich
wollte gern von Lizzi hören und denkt euch, er sprach nur von Anschluß
und Radialsystem, und ich genierte mich zu fragen, was es sei.«
Der alte Treibel lachte; die Kommerzienrätin aber verzog keine Miene,
während über Leopolds blasses Gesicht eine leichte Röte flog.
So verging der erste Tag, und Hildegards Unbefangenheit, die man sich zu
stören wohl hütete, schien auch noch weiter leidliche Tage bringen zu
sollen, alles um so mehr, als es die Kommerzienrätin an Aufmerksamkeiten
jeder Art nicht fehlen ließ. Ja, sie verstieg sich zu höchst wertvollen
Geschenken, was sonst ihre Sache nicht war. Ungeachtet all dieser
Anstrengungen aber und trotzdem dieselben, wenn man nicht tiefer
nachforschte, von wenigstens halben Erfolgen begleitet waren, wollte
sich ein recht eigentliches Behagen nicht einstellen, selbst bei Treibel
nicht, auf dessen rasch wiederkehrende gute Laune bei seinem glücklichen
Naturell mit einer Art Sicherheit gerechnet war. Ja, diese gute Laune,
sie blieb aus mancherlei Gründen aus, unter denen gerade jetzt auch
=der= war, daß die Zossen-Teupitzer Wahlkampagne mit einer totalen
Niederlage Vogelsangs geendigt hatte. Dabei mehrten sich die
persönlichen Angriffe gegen Treibel. Anfangs hatte man diesen, wegen
seiner großen Beliebtheit, rücksichtsvoll außer Spiel gelassen, bis die
Taktlosigkeiten seines Agenten ein weiteres Schonen unmöglich machten.
»Es ist zweifellos ein Unglück«, so hieß es in den Organen der
Gegenpartei, »so beschränkt zu sein wie Leutnant Vogelsang, aber eine
solche Beschränktheit in seinen Dienst zu nehmen, ist eine Mißachtung
gegen den gesunden Menschenverstand unseres Kreises. Die Kandidatur
Treibel scheitert einfach an diesem Affront.«
* * * * *
Es sah nicht allzu heiter aus bei den alten Treibels, was Hildegard
allmählich so sehr zu fühlen begann, daß sie halbe Tage bei den
Geschwistern zubrachte. Der Holzhof war überhaupt hübscher als die
Fabrik und Lizzi geradezu reizend mit ihren langen weißen Strümpfen.
Einmal waren sie auch rot. Wenn sie so herankam und die Tante Hildegard
mit einem Knix begrüßte, flüsterte diese der Schwester zu: »_quite
english, Helen_« und man lächelte sich dann glücklich an. Ja, es waren
Lichtblicke. Wenn Lizzi dann aber wieder fort war, war auch zwischen den
Schwestern von unbefangener Unterhaltung keine Rede mehr, weil das
Gespräch die zwei wichtigsten Punkte nicht berühren durfte: die
Verlobung Leopolds und den Wunsch aus dieser Verlobung mit guter Manier
herauszukommen.
Ja, es sah nicht heiter aus bei den Treibels, aber bei den Schmidts auch
nicht. Der alte Professor war eigentlich weder in Sorge noch in
Verstimmung, lebte vielmehr umgekehrt der Überzeugung, daß sich nun
alles bald zum Besseren wenden werde; diesen Prozeß aber sich still
vollziehen zu lassen, schien ihm ganz unerläßlich, und so verurteilte er
sich, was ihm nicht leicht wurde, zu bedingtem Schweigen. Die Schmolke
war natürlich ganz entgegengesetzter Ansicht und hielt, wie die meisten
alten Berlinerinnen, außerordentlich viel von »sich aussprechen«, je
mehr und je öfter, desto besser. Ihre nach dieser Seite hin abzielenden
Versuche verliefen aber resultatlos, und Korinna war nicht zum Sprechen
zu bewegen, wenn die Schmolke begann: »Ja, Korinna, was soll denn nun
eigentlich werden? Was denkst du dir denn eigentlich?«
Auf all' das gab es keine rechte Antwort, vielmehr stand Korinna wie am
Roulett und wartete mit verschränkten Armen, wohin die Kugel fallen
würde. Sie war nicht unglücklich, aber äußerst unruhig und unmutig, vor
allem, wenn sie der heftigen Streitszene gedachte, bei der sie doch
vielleicht zuviel gesagt hatte. Sie fühlte ganz deutlich, daß alles
anders gekommen wäre, wenn die Rätin etwas weniger Herbheit, sie selber
aber etwas mehr Entgegenkommen gezeigt hätte. Ja, da hätte sich dann
ohne sonderliche Mühe Frieden schließen und das Bekenntnis einer
gewissen Schuld, weil alles bloß Berechnung gewesen, allenfalls ablegen
lassen. Aber freilich im selben Augenblicke, wo sie, neben dem Bedauern
über die hochmütige Haltung der Rätin, vor allem und in erster Reihe
sich selber der Schuld zieh, in eben diesem Augenblicke mußte sie sich
doch auch wieder sagen, daß ein Wegfall alles dessen, was ihr vor ihrem
eigenen Gewissen in dieser Angelegenheit als fragwürdig erschien, in den
Augen der Rätin nichts gebessert haben würde. Diese schreckliche Frau,
trotzdem sie beständig so tat und sprach, war ja weitab davon, ihr wegen
ihres Spiels mit Gefühlen einen ernsthaften Vorwurf zu machen. Das war
ja Nebensache, da lag es nicht. Und wenn sie diesen lieben und guten
Menschen, wie's ja doch möglich war, aufrichtig und von Herzen geliebt
hätte, so wäre das Verbrechen genau dasselbe gewesen. »Diese Rätin, mit
ihrem überheblichen >Nein<, hat mich nicht da getroffen, wo sie mich
treffen konnte, sie weist diese Verlobung nicht zurück, weil mirs an
Herz und Liebe gebricht, nein, sie weist sie nur zurück, weil ich arm
oder wenigstens nicht dazu angetan bin, das Treibelsche Vermögen zu
verdoppeln, um nichts, nichts weiter; und wenn sie vor anderen
versichert oder vielleicht auch sich selber einredet, ich sei ihr zu
selbstbewußt und zu professorlich, so sagt sie das nur, weil's ihr
gerade paßt. Unter andern Verhältnissen würde meine Professorlichkeit
mir nicht nur nicht schaden, sondern ihr umgekehrt die Höhe der
Bewunderung bedeuten.«
So gingen Korinnas Reden und Gedanken, und um sich ihnen nach
Möglichkeit zu entziehen, tat sie, was sie seit lange nicht mehr getan,
und machte Besuche bei den alten und jungen Professorenfrauen. Am besten
gefiel ihr wieder die gute, ganz von Wirtschaftlichkeit in Anspruch
genommene Frau Rindfleisch, die jeden Tag, ihrer vielen Pensionäre
halber, in die große Markthalle ging und immer die besten Quellen und
billigsten Preise wußte, Preise, die dann später der Schmolke
mitgeteilt, in erster Reihe den Ärger derselben, zuletzt aber ihre
Bewunderung vor einer höheren wirtschaftlichen Potenz weckten. Auch bei
Frau Immanuel Schultze sprach Korinna vor und fand dieselbe, vielleicht
weil Friedebergs nahe bevorstehende Ehescheidung ein sehr dankbares
Thema bildete, auffallend nett und gesprächig, Immanuel selbst aber war
wieder so großsprecherisch und zynisch, daß sie doch fühlte, den Besuch
nicht wiederholen zu können. Und weil die Woche so viele Tage hatte, so
mußte sie sich zuletzt zu Museum und Nationalgalerie bequemen. Aber sie
hatte keine rechte Stimmung dafür. Im Cornelius-Saal interessierte sie,
vor dem einen großen Wandbilde, nur die ganz kleine Predelle, wo Mann
und Frau den Kopf aus der Bettdecke strecken, und im Ägyptischen Museum
fand sie eine merkwürdige Ähnlichkeit zwischen Ramses und Vogelsang.
Wenn sie dann nach Hause kam, fragte sie jedesmal, ob wer dagewesen sei,
was heißen sollte: »War Leopold da?« worauf die Schmolke regelmäßig
antwortete: »Nein, Korinna, keine Menschenseele.« Wirklich, Leopold
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  • Frau Jenny Treibel: Roman aus der Berliner Gesellschaft - 07
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  • Frau Jenny Treibel: Roman aus der Berliner Gesellschaft - 09
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