Frau Jenny Treibel: Roman aus der Berliner Gesellschaft - 04

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an dem auch der Kakadu teilnahm, freilich ohne seinerseits seine Laune
dabei zu verbessern.
Drinnen hatte Krola mittlerweile sein Programm beendet und stand auf, um
andern Kräften den Platz einzuräumen. Es sei nichts mißlicher, als ein
solches Kunstmonopol; außerdem dürfe man nicht vergessen, der Jugend
gehöre die Welt. Dabei verbeugte er sich huldigend gegen einige junge
Damen, in deren Familien er ebenso verkehrte wie bei den Treibels. Die
Kommerzienrätin ihrerseits aber übertrug diese ganz allgemein gehaltene
Huldigung gegen die Jugend in ein bestimmteres Deutsch und forderte die
beiden Fräulein Felgentreus auf, doch einige der reizenden Sachen zu
singen, die sie neulich, als Ministerialdirektor Stoeckenius in ihrem
Hause gewesen, so schön vorgetragen hätten; Freund Krola werde gewiß die
Güte haben, die Damen am Klavier zu begleiten. Krola, sehr erfreut,
einer gesanglichen Mehrforderung, die sonst die Regel war, entgangen zu
sein, drückte sofort seine Zustimmung aus und setzte sich an seinen eben
erst aufgegebenen Platz, ohne ein Ja oder Nein der beiden Felgentreus
abzuwarten. Aus seinem ganzen Wesen sprach eine Mischung von Wohlwollen
und Ironie. Die Tage seiner eignen Berühmtheit lagen weit zurück, aber
je weiter sie zurücklagen, desto höher waren seine Kunstansprüche
geworden, so daß es ihm, bei dem totalen Unerfülltbleiben derselben,
vollkommen gleichgültig erschien, =was= zum Vortrage kam und =wer= das
Wagnis wagte. Von Genuß konnte keine Rede für ihn sein, nur von
Amüsement, und weil er einen angeborenen Sinn für das Heitere hatte,
durfte man sagen, sein Vergnügen stand jedesmal dann auf der Höhe, wenn
seine Freundin Jenny Treibel, wie sie das liebte, durch Vortrag einiger
Lieder den Schluß der musikalischen Soiree machte. Das war aber noch
weit im Felde, vorläufig waren noch die beiden Felgentreus da, von denen
denn auch die ältere Schwester, oder, wie es zu Krolas jedesmaligem
Gaudium hieß, »die weitaus talentvollere«, mit »Bächlein laß dein
Rauschen sein« ohne weiteres einsetzte. Daran reihte sich: »Ich schnitt
es gern in alle Rinden ein«, was, als allgemeines Lieblingsstück, zu der
Kommerzienrätin großem, wenn auch nicht geäußertem Verdruß, von einigen
indiskreten Stimmen im Garten begleitet wurde. Dann folgte die
Schlußnummer, ein Duett aus »Figaros Hochzeit«. Alles war hingerissen,
und Treibel sagte zu Vogelsang: »er könne sich nicht erinnern, seit den
Tagen der Milanollos, etwas so Liebliches von Schwestern gesehen und
gehört zu haben«, woran er die weitere, allerdings unüberlegte Frage
knüpfte: ob Vogelsang seinerseits sich noch der Milanollos erinnern
könne? »Nein,« sagte dieser barsch und peremtorisch. -- »Nun, dann bitt'
ich um Entschuldigung.«
Eine Pause trat ein, und einige Wagen, darunter auch der Felgentreusche,
waren schon angefahren; trotzdem zögerte man noch mit dem Aufbruch, weil
das Fest immer noch seines Abschlusses entbehrte. Die Kommerzienrätin
nämlich hatte noch nicht gesungen, ja, war unerhörterweise noch nicht
einmal zum Vortrag eines ihrer Lieder aufgefordert worden, -- ein
Zustand der Dinge, der so rasch wie möglich geändert werden mußte. Dies
erkannte niemand klarer, als Adolar Krola, der, den Polizeiassessor
beiseite nehmend, ihm eindringlichst vorstellte, daß durchaus etwas
geschehen und das hinsichtlich Jennys Versäumte sofort nachgeholt werden
müsse. »Wird Jenny =nicht= aufgefordert, so seh' ich die Treibelschen
Diners, oder wenigstens unsere Teilnahme daran, für alle Zukunft in
Frage gestellt, was doch schließlich einen Verlust bedeuten würde ...«
»Dem wir unter allen Umständen vorzubeugen haben, verlassen Sie sich auf
mich.« Und die beiden Felgentreus an der Hand nehmend, schritt
Goldammer, rasch entschlossen, auf die Kommerzienrätin zu, um, wie er
sich ausdrückte, als erwählter Sprecher des Hauses, um ein Lied zu
bitten. Die Kommerzienrätin, der das Abgekartete der ganzen Sache nicht
entgehen konnte, kam in ein Schwanken zwischen Ärger und Wunsch; aber
die Beredtsamkeit des Antragstellers siegte doch schließlich; Krola nahm
wieder seinen Platz ein, und einige Augenblicke später erklang Jennys
dünne, durchaus im Gegensatz zu ihrer sonstigen Fülle stehende Stimme
durch den Saal hin, und man vernahm die in diesem Kreise wohlbekannten
Liedesworte:
Glück, von Deinen tausend Losen,
Eines nur erwähl' ich mir,
Was soll Gold? Ich liebe Rosen
Und der Blumen schlichte Zier.
Und ich höre Waldesrauschen
Und ich seh' ein flatternd Band --
Aug' in Auge Blicke tauschen,
Und ein Kuß auf Deine Hand.
Geben nehmen, nehmen geben,
Und Dein Haar umspielt der Wind,
Ach, nur das, nur das ist Leben,
wo =sich Herz zum Herzen find't=.
Es braucht nicht gesagt zu werden, daß ein rauschender Beifall folgte,
woran sich, von des alten Felgentreu Seite, die Bemerkung schloß, »die
damaligen Lieder (er vermied eine bestimmte Zeitangabe) wären doch
schöner gewesen, namentlich inniger«, eine Bemerkung, die von dem direkt
zur Meinungsäußerung aufgeforderten Krola schmunzelnd bestätigt wurde.
Mr. Nelson seinerseits hatte von der Veranda dem Vortrage zugehört und
sagte jetzt zu Korinna: »_Wonderfully good. Oh, these Germans, they know
everything ... even such an old lady._«
Korinna legte ihm den Finger auf den Mund.
Kurze Zeit danach war alles fort, Haus und Park leer, und man hörte nur
noch, wie drinnen im Speisesaal geschäftige Hände den Ausziehtisch
zusammenschoben und wie draußen im Garten der Strahl des Springbrunnens
plätschernd ins Bassin fiel.


Fünftes Kapitel

Unter den letzten, die, den Vorgarten passierend, das kommerzienrätliche
Haus verließen, waren Marcell und Korinna. Diese plauderte nach wie vor
in übermütiger Laune, was des Vetters mühsam zurückgehaltene Verstimmung
nur noch steigerte. Zuletzt schwiegen beide.
So gingen sie schon fünf Minuten nebeneinander her, bis Korinna, die
sehr gut wußte, was in Marcells Seele vorging, das Gespräch wieder
aufnahm. »Nun, Freund, was gibt es?«
»Nichts.«
»Nichts?«
»Oder wozu soll ich es leugnen, ich bin verstimmt.«
»Worüber?«
»Über dich. Über dich, weil du kein Herz hast.«
»Ich? Erst recht hab' ich ...«
»Weil du kein Herz hast, sag' ich, keinen Sinn für Familie, nicht einmal
für deinen Vater ...«
»Und nicht einmal für meinen Vetter Marcell ...«
»Nein, den laß aus dem Spiel, von dem ist nicht die Rede. Mir gegenüber
kannst du tun, was du willst. Aber dein Vater. Da läßt du nun heute den
alten Mann einsam und allein und kümmerst dich sozusagen um gar nichts.
Ich glaube, du weißt nicht einmal, ob er zu Haus ist oder nicht.«
»Freilich ist er zu Haus. Er hat ja heut' seinen >Abend<, und wenn auch
nicht alle kommen, etliche vom hohen Olymp werden wohl da sein.«
»Und du gehst aus und überlässest alles der alten guten Schmolke?«
»Weil ich es ihr überlassen kann. Du weißt das ja so gut wie ich; es
geht alles wie am Schnürchen, und in diesem Augenblick essen sie
wahrscheinlich Oderkrebse und trinken Mosel. Nicht Treibelschen, aber
doch Professor Schmidtschen, einen edlen Trarbacher, von dem Papa
behauptet, er sei der einzige reine Wein in Berlin. Bist du nun
zufrieden?«
»Nein.«
»Dann fahre fort.«
»Ach, Korinna, du nimmst alles so leicht und denkst, wenn du's leicht
nimmst, so hast du's aus der Welt geschafft. Aber es glückt dir nicht.
Die Dinge bleiben doch schließlich, was und wie sie sind. Ich habe dich
nun bei Tisch beobachtet ...«
»Unmöglich, du hast ja der jungen Frau Treibel ganz intensiv den Hof
gemacht, und ein paarmal wurde sie sogar rot ...«
»Ich habe dich beobachtet, sag' ich, und mit einem wahren Schrecken das
Übermaß von Koketterie gesehen, mit dem du nicht müde wirst, dem armen
Jungen, dem Leopold, den Kopf zu verdrehen ...«
Sie hatten, als Marcell dies sagte, gerade die platzartige Verbreiterung
erreicht, mit der die Köpenickerstraße, nach der Inselbrücke hin,
abschließt, eine verkehrslose und beinahe menschenleere Stelle. Korinna
zog ihren Arm aus dem des Vetters und sagte, während sie nach der
anderen Seite der Straße zeigte: »Sieh', Marcell, wenn da drüben nicht
der einsame Schutzmann stände, so stellt' ich mich jetzt mit
verschränkten Armen vor dich hin und lachte dich fünf Minuten lang aus.
Was soll das heißen, ich sei nicht müde geworden, dem armen Jungen, dem
Leopold, den Kopf zu verdrehen? Wenn du nicht ganz in Huldigung gegen
Helenen aufgegangen wärst, so hättest du sehen müssen, daß ich kaum zwei
Worte mit ihm gesprochen. Ich habe mich nur mit Mr. Nelson unterhalten,
und ein paarmal hab' ich mich ganz ausführlich an dich gewandt.«
»Ach, das sagst du so, Korinna, und weißt doch, wie falsch es ist.
Sieh', du bist sehr gescheit und weißt es auch; aber du hast doch den
Fehler, den viele gescheite Leute haben, daß sie die anderen für
ungescheiter halten als sie sind. Und so denkst du, du kannst mir ein X
für ein U machen und alles so drehen und beweisen, wie du's drehen und
beweisen willst. Aber man hat doch auch so seine Augen und Ohren und ist
also, mit deinem Verlaub, hinreichend ausgerüstet, um zu hören und zu
sehen.«
»Und was ist es denn nun, was der Herr Doktor gehört und gesehen haben?«
»Der Herr Doktor haben gehört und gesehen, daß Fräulein Korinna mit
ihrem Redekatarakt über den unglücklichen Mr. Nelson hergefallen ist
...«
»Sehr schmeichelhaft ...«
»Und daß sie -- wenn ich das mit dem Redekatarakt aufgeben und ein
anderes Bild dafür einstellen will -- daß sie, sag' ich, zwei Stunden
lang die Pfauenfeder ihrer Eitelkeit auf dem Kinn oder auf der Lippe
balanciert und überhaupt in den feineren akrobatischen Künsten ein
Äußerstes geleistet hat. Und das alles vor wem? Etwa vor Mr. Nelson?
Mitnichten. Der gute Nelson, der war nur das Trapez, daran meine Kusine
herumturnte; =der=, um dessentwillen das alles geschah, der zusehen und
bewundern sollte, der hieß Leopold Treibel, und ich habe wohl bemerkt,
wie mein Kusinchen auch ganz richtig gerechnet hatte; denn ich kann mich
nicht entsinnen, einen Menschen gesehen zu haben, der, verzeih' den
Ausdruck, durch einen ganzen Abend hin so >total weg< gewesen wäre wie
dieser Leopold.«
»Meinst du?«
»Ja, das mein' ich.«
»Nun, darüber ließe sich reden ... Aber sieh' nur ...«
Und dabei blieb sie stehen und wies auf das entzückende Bild, das sich
-- sie passierten eben die Fischerbrücke -- drüben vor ihnen
ausbreitete. Dünne Nebel lagen über den Strom hin, sogen aber den
Lichterglanz nicht ganz auf, der von rechts und links her auf die breite
Wasserfläche fiel, während die Mondsichel oben im Blauen stand, keine
zwei Hand breit von dem etwas schwerfälligen Parochialkirchtum entfernt,
dessen Schattenriß am anderen Ufer in aller Klarheit aufragte. »Sieh'
nur,« wiederholte Korinna, »nie hab' ich den Singuhrturm in solcher
Schärfe gesehen. Aber ihn schön finden, wie seit kurzem Mode geworden,
das kann ich doch nicht; er hat so etwas Halbes, Unfertiges, als ob ihm
auf dem Wege nach oben die Kraft ausgegangen wäre. Da bin ich doch mehr
für die zugespitzten, langweiligen Schindeltürme, die nichts wollen als
hoch sein und in den Himmel zeigen.«
Und in demselben Augenblicke, wo Korinna dies sagte, begannen die
Glöckchen drüben ihr Spiel.
»Ach,« sagte Marcell, »sprich doch nicht so von dem Turm und ob er schön
ist oder nicht. Mir ist es gleich und dir auch; das mögen die Fachleute
miteinander ausmachen. Und du sagst das alles nur, weil du von dem
eigentlichen Gespräch los willst. Aber höre lieber zu, was die Glöckchen
drüben spielen. Ich glaube, sie spielen: >Üb' immer Treu' und
Redlichkeit<.«
»Kann sein, und ist nur schade, daß sie nicht auch die berühmte Stelle
von dem Kanadier spielen können, der noch Europens übertünchte
Höflichkeit nicht kannte. So was Gutes bleibt leider immer unkomponiert,
oder vielleicht geht es auch nicht. Aber nun sage mir, Freund, was soll
das alles heißen? Treu' und Redlichkeit. Meinst du wirklich, daß mir die
fehlen? Gegen wen versünd'ge ich mich denn durch Untreue? Gegen dich.
Hab' ich Gelöbnisse gemacht? Hab' ich dir etwas versprochen und das
Versprechen nicht gehalten?«
Marcell schwieg.
»Du schweigst, weil du nichts zu sagen hast. Ich will dir aber noch
allerlei mehr sagen, und dann magst du selber entscheiden, ob ich treu
und redlich oder doch wenigstens aufrichtig bin, was so ziemlich
dasselbe bedeutet.«
»Korinna ...«
»Nein, jetzt will =ich= sprechen, in aller Freundschaft, aber auch in
allem Ernst. Treu und redlich. Nun, ich weiß wohl, daß du treu und
redlich bist, was beiläufig nicht viel sagen will; ich für meine Person
kann dir nur wiederholen, ich bin es auch.«
»Und spielst doch beständig eine Komödie.«
»Nein, das tu' ich nicht. Und =wenn= ich es tue, so doch so, daß es
jeder merken kann. Ich habe mir, nach reiflicher Überlegung, ein
bestimmtes Ziel gesteckt, und wenn ich nicht mit dürren Worten sage
>dies ist mein Ziel<, so unterbleibt das nur, weil es ein Mädchen nicht
kleidet, mit solchen Plänen aus sich herauszutreten. Ich erfreue mich,
dank meiner Erziehung, eines guten Teils von Freiheit, einige werden
vielleicht sagen von Emanzipation, aber trotzdem bin ich durchaus kein
emanzipiertes Frauenzimmer. Im Gegenteil, ich habe gar keine Lust, das
alte Herkommen umzustoßen, alte, gute Sätze, zu denen auch der gehört:
ein Mädchen wirbt nicht, um ein Mädchen =wird= geworben.«
»Gut, gut; alles selbstverständlich ...«
»... Aber freilich, das ist unser altes Evarecht, die großen Wasser
spielen zu lassen und unsere Kräfte zu gebrauchen, bis =das= geschieht,
um dessentwillen wir da sind, mit anderen Worten, bis man um uns wirbt.
Alles gilt diesem Zweck. Du nennst das, je nachdem dir der Sinn steht,
Raketensteigenlassen oder Komödie, mitunter auch Intrige, und immer
Koketterie.«
Marcell schüttelte den Kopf. »Ach, Korinna, du darfst mir darüber keine
Vorlesung halten wollen und zu mir sprechen, als ob ich erst gestern auf
die Welt gekommen wäre. Natürlich hab' ich oft von Komödie gesprochen
und noch öfter von Koketterie. Wovon spricht man nicht alles. Und wenn
man dergleichen hinspricht, so widerspricht man sich auch wohl, und was
man eben noch getadelt hat, das lobt man im nächsten Augenblick. Um's
rund heraus zu sagen, spiele so viel Komödie, wie du willst, sei so
kokett, wie du willst, ich werde doch nicht so dumm sein, die Weiberwelt
und die Welt überhaupt ändern zu wollen, ich will sie wirklich nicht
ändern, auch dann nicht, wenn ich's könnte; nur um eines muß ich dich
angehen, du mußt, wie du dich vorhin ausdrücktest, die großen Wasser an
der rechten Stelle, das heißt also vor den rechten Leuten springen
lassen, vor solchen, wo's paßt, wo's hingehört, wo sich's lohnt. Du
gehst aber mit deinen Künsten nicht an die richtige Adresse, denn du
kannst doch nicht ernsthaft daran denken, diesen Leopold Treibel
heiraten zu wollen?«
»Warum nicht? Ist er zu jung für mich? Nein. Er stammt aus dem Januar
und ich aus dem September; er hat also noch einen Vorsprung von acht
Monaten.«
»Korinna, du weißt ja recht gut, wie's liegt, und daß er einfach für
dich nicht paßt, weil er zu unbedeutend für dich ist. Du bist eine
aparte Person, vielleicht ein bißchen zu sehr, und er ist kaum
Durchschnitt. Ein sehr guter Mensch, das muß ich zugeben, hat ein gutes,
weiches Herz, nichts von dem Kiesel, den die Geldleute sonst hier links
haben, hat auch leidlich weltmännische Manieren und kann vielleicht
einen Dürerschen Stich von einem Ruppiner Bilderbogen unterscheiden,
aber du würdest dich tot langweilen an seiner Seite. Du, deines Vaters
Tochter, und eigentlich noch klüger als der Alte, du wirst doch nicht
dein eigentliches Lebensglück wegwerfen wollen, bloß um in einer Villa
zu wohnen und einen Landauer zu haben, der dann und wann ein paar alte
Hofdamen abholt, oder um Adolar Krolas ramponierten Tenor alle vierzehn
Tage den >Erlkönig< singen zu hören. Es ist nicht möglich, Korinna; du
wirst dich doch, wegen solchen Bettels von Mammon, nicht einem
unbedeutenden Menschen an den Hals werfen wollen.«
»Nein, Marcell, das letztere gewiß nicht; ich bin nicht für
Zudringlichkeiten. Aber wenn Leopold morgen bei meinem Vater antritt --
denn ich fürchte beinah', daß er noch zu denen gehört, die sich, statt
der Hauptperson, erst der Nebenpersonen versichern -- wenn er also
morgen antritt und um diese rechte Hand deiner Kusine Korinna anhält, so
nimmt ihn Korinna und fühlt sich als _Corinne au Capitole_.«
»Das ist nicht möglich; du täuschest dich, du spielst mit der Sache. Es
ist eine Phantasterei, der du nach deiner Art nachhängst.«
»Nein, Marcell, du täuschest dich, nicht ich; es ist mein vollkommener
Ernst, so sehr, daß ich ein ganz klein wenig davor erschrecke.«
»Das ist dein Gewissen.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber so viel will ich dir ohne
weiteres zugeben, =das=, wozu der liebe Gott mich so recht eigentlich
schuf, das hat nichts zu tun mit einem Treibelschen Fabrikgeschäft, oder
mit einem Holzhof und vielleicht am wenigsten mit einer Hamburger
Schwägerin. Aber ein Hang nach Wohlleben, der jetzt alle Welt
beherrscht, hat mich auch in der Gewalt, ganz so wie alle anderen, und
so lächerlich und verächtlich es in deinem Oberlehrers Ohre klingen mag,
ich halt' es mehr mit Bonwitt und Littauer als mit einer kleinen
Schneiderin, die schon um acht Uhr früh kommt und eine merkwürdige Hof-
und Hinterstubenatmosphäre mit ins Haus bringt, und zum zweiten
Frühstück ein Brötchen mit Schlackwurst und vielleicht auch einen Gilka
kriegt. Das alles widersteht mir im höchsten Maße; je weniger ich davon
sehe, desto besser. Ich find' es ungemein reizend, wenn so die kleinen
Brillanten im Ohre blitzen, etwa wie bei meiner Schwiegermama _in spe_
... >Sich einschränken<, ach, ich kenne das Lied, das immer gesungen und
immer gepredigt wird, aber wenn ich bei Papa die dicken Bücher abstäube,
drin niemand hineinsieht, auch er selber nicht, und wenn dann die
Schmolke sich abends auf mein Bett setzt und mir von ihrem verstorbenen
Manne, dem Schutzmann, erzählt, und daß er, wenn er noch lebte, jetzt
ein Revier hätte, denn Madai hätte große Stücke auf ihn gehalten, und
wenn sie dann zuletzt sagt: >Aber Korinnchen, ich habe ja noch gar nicht
mal gefragt, was wir morgen essen wollen? ... Die Teltower sind jetzt so
schlecht und eigentlich alle schon madig, und ich möchte dir
vorschlagen, Wellfleisch und Wruken, das aß Schmolke auch immer so gern<
-- ja, Marcell, in solchem Augenblicke wird mir immer ganz sonderbar zu
Mut, und Leopold Treibel erscheint mir dann mit einem Male als der
Rettungsanker meines Lebens, oder wenn du willst, wie das aufzusetzende
große Marssegel, das bestimmt ist, mich bei gutem Wind an ferne
glückliche Küsten zu führen.«
»Oder wenn es stürmt, dein Lebensglück zum Scheitern zu bringen.«
»Warten wir's ab, Marcell.«
Und bei diesen Worten bogen sie, von der Alten Leipziger Straße her, in
Raules Hof ein, von dem aus ein kleiner Durchgang in die Adlerstraße
führte.


Sechstes Kapitel

Um dieselbe Stunde, wo man sich bei Treibels vom Diner erhob, begann
Professor Schmidts »Abend«. Dieser Abend, auch wohl Kränzchen genannt,
versammelte, wenn man vollzählig war, um einen runden Tisch und eine mit
einem roten Schleier versehene Moderateurlampe sieben Gymnasiallehrer,
von denen die meisten den Professortitel führten. Außer unserm Freunde
Schmidt waren es noch folgende: Friedrich Distelkamp, emeritierter
Gymnasialdirektor, Senior des Kreises; nach ihm die Professoren
Rindfleisch und Hannibal Kuh, zu welchen beiden sich noch Oberlehrer
Immanuel Schultze gesellte, sämtlich vom Großen Kurfürsten-Gymnasium.
Den Schluß machte Dr. Charles Etienne, Freund und Studiengenosse
Marcells, zurzeit französischer Lehrer an einem vornehmen
Mädchenpensionat, und endlich Zeichenlehrer Friedeberg, dem, vor ein
paar Jahren erst -- niemand wußte recht, warum und woher -- der die
Mehrheit des Kreises auszeichnende Professortitel angeflogen war,
übrigens ohne sein Ansehen zu heben. Er wurde vielmehr, nach wie vor,
für nicht ganz voll angesehen, und eine Zeitlang war aufs ernsthafteste
die Rede davon gewesen, ihn, wie sein Hauptgegner Immanuel Schultze
vorgeschlagen, aus ihrem Kreise »herauszugraulen«, was unser Wilibald
Schmidt indessen mit der Bemerkung bekämpft hatte, daß Friedeberg,
trotz seiner wissenschaftlichen Nichtzugehörigkeit, eine nicht zu
unterschätzende Bedeutung für ihren »Abend« habe. »Seht, lieben
Freunde,« so etwa waren seine Worte gewesen, »wenn wir unter uns sind,
so folgen wir unseren Auseinandersetzungen eigentlich immer nur aus
Rücksicht und Artigkeit und leben dabei mehr oder weniger der
Überzeugung, alles, was seitens des anderen gesagt wurde, =viel= besser
oder -- wenn wir bescheiden sind -- wenigstens ebensogut sagen zu
können. Und das lähmt immer. Ich für mein Teil wenigstens bekenne offen,
daß ich, wenn ich mit meinem Vortrage gerade an der Reihe war, das
Gefühl eines gewissen Unbehagens, ja zuzeiten einer geradezu
hochgradigen Beklemmung nie ganz los geworden bin. Und in einem so
bedrängten Augenblicke seh' ich dann unsern immer zu spät kommenden
Friedeberg eintreten, verlegen lächelnd natürlich, und empfinde sofort,
wie meiner Seele die Flügel wieder wachsen; ich spreche freier,
intuitiver, klarer, denn ich habe wieder ein Publikum, wenn auch nur
ein ganz kleines. =Ein= andächtiger Zuhörer, anscheinend so wenig, ist
doch schon immer was und mitunter sogar sehr viel.« Auf diese warme
Verteidigung Wilibald Schmidts hin war Friedeberg dem Kreise verblieben.
Schmidt durfte sich überhaupt als die Seele des Kränzchens betrachten,
dessen Namensgebung: »Die sieben Weisen Griechenlands« ebenfalls auf
ihn zurückzuführen war. Immanuel Schultze, meist in der Opposition
und außerdem ein Gottfried Keller-Schwärmer, hatte seinerseits »Das
Fähnlein der sieben Aufrechten« vorgeschlagen, war aber damit nicht
durchgedrungen, weil, wie Schmidt betonte, diese Bezeichnung einer
Entlehnung gleichgekommen wäre. »Die sieben Weisen« klängen freilich
ebenfalls entlehnt, aber das sei bloß Ohr- und Sinnestäuschung; das
»a«, worauf es recht eigentlich ankomme, verändere nicht nur mit einem
Schlage die ganze Situation, sondern erziele sogar den denkbar höchsten
Standpunkt, den der Selbstironie.
Wie sich von selbst versteht, zerfiel die Gesellschaft, wie
jede Vereinigung derart, in fast ebenso viele Parteien, wie sie
Mitglieder zählte, und nur dem Umstande, daß die drei vom Großen
Kurfürsten-Gymnasium, außer der Zusammengehörigkeit, die diese
gemeinschaftliche Stellung gab, auch noch verwandt und verschwägert
waren (Kuh war Schwager, Immanuel Schultze Schwiegersohn von
Rindfleisch), nur diesem Umstande war es zuzuschreiben, daß die vier
anderen, und zwar aus einer Art Selbsterhaltungstrieb, ebenfalls eine
Gruppe bildeten und bei Beschlußfassungen meist zusammengingen.
Hinsichtlich Schmidts und Distelkamps konnte dies nicht weiter
überraschen, da sie von alter Zeit her Freunde waren, zwischen Etienne
und Friedeberg aber klaffte für gewöhnlich ein tiefer Abgrund, der sich
ebenso sehr in ihrer voneinander abweichenden Erscheinung, wie in ihren
verschiedenen Lebensgewohnheiten aussprach. Etienne, sehr elegant,
versäumte nie, während der großen Ferien mit Nachurlaub nach Paris zu
gehen, während sich Friedeberg, angeblich um seiner Malstudien willen,
auf die Woltersdorfer Schleuse (die landschaftlich unerreicht dastände)
zurückzog. Natürlich war dies alles nur Vorgabe. Der wirkliche Grund war
der, daß Friedeberg, bei ziemlich beschränkter Finanzlage, nach dem
erreichbar nächstliegenden griff und überhaupt Berlin nur verließ, um
von seiner Frau -- mit der er seit Jahren immer dicht vor der Scheidung
stand -- auf einige Wochen loszukommen. In einem sowohl die Handlungen
wie die Worte seiner Mitglieder kritischer prüfenden Kreise hätte diese
Finte notwendig verdrießen müssen, indessen Offenheit und Ehrlichkeit im
Verkehr mit- und untereinander war keineswegs ein hervorstechender Zug
der sieben »Weisen«, eher das Gegenteil. So versicherte beispielsweise
jeder, »ohne den >Abend< eigentlich nicht leben zu können«, was in
Wahrheit nicht ausschloß, daß immer nur =die= kamen, die nichts Besseres
vorhatten. Theater und Skat gingen weit vor und sorgten dafür, daß
Unvollständigkeit der Versammlung die Regel war und nicht mehr auffiel.
Heute aber schien es sich schlimmer als gewöhnlich gestalten zu wollen.
Die Schmidtsche Wanduhr, noch ein Erbstück vom Großvater her, schlug
bereits halb, halb neun, und noch war niemand da außer Etienne, der, wie
Marcell, zu den Intimen des Hauses zählend, kaum als Gast und Besuch
gerechnet wurde.
»Was sagst du, Etienne,« wandte sich jetzt Schmidt an diesen, »was sagst
du zu dieser Saumseligkeit? Wo bleibt Distelkamp? Wenn auch auf =den=
kein Verlaß mehr ist (>die Douglas waren immer treu<), so geht der
>Abend< aus den Fugen, und ich werde Pessimist und nehme für den Rest
meiner Tage Schopenhauer und Eduard von Hartmann untern Arm.«
Während er noch so sprach, ging draußen die Klingel, und einen
Augenblick später trat Distelkamp ein.
»Entschuldige, Schmidt, ich habe mich verspätet. Die Details erspar' ich
dir und unserem Freunde Etienne. Auseinandersetzungen, weshalb man zu
spät kommt, selbst wenn sie wahr, sind nicht viel besser als
Krankengeschichten. Also lassen wir's. Inzwischen bin ich überrascht,
trotz meiner Verspätung immer noch der eigentlich erste zu sein. Denn
Etienne gehört ja so gut wie zur Familie. Die Großen Kurfürstlichen
aber! Wo sind sie? Nach Kuh und unserm Freunde Immanuel frag' ich nicht
erst, die sind bloß ihres Schwagers und Schwiegervaters Klientel.
Rindfleisch selbst aber -- wo steckt er?«
»Rindfleisch hat abgeschrieben; er sei heut' in der >Griechischen<.«
»Ach, das ist Torheit. Was will er in der Griechischen? Die sieben
Weisen gehen vor. Er findet hier wirklich mehr.«
»Ja, das sagst du so, Distelkamp. Aber es liegt doch wohl anders.
Rindfleisch hat nämlich ein schlechtes Gewissen, ich könnte vielleicht
sagen: mal wieder ein schlechtes Gewissen.«
»Dann gehört er erst recht hierher; hier kann er beichten. Aber um was
handelt es sich denn eigentlich? was ist es?«
»Er hat da mal wieder einen Schwupper gemacht, irgendwas verwechselt,
ich glaube Phrynichos den Tragiker mit Phrynichos dem Lustspieldichter.
War es nicht so, Etienne? (dieser nickte) und die Sekundaner haben nun
mit lirum larum einen Vers auf ihn gemacht ...«
»Und?«
»Und da gilt es denn, die Scharte so gut es geht, wieder auszuwetzen,
wozu die >Griechische< mit dem Lustre, das sie gibt, das immerhin beste
Mittel ist.«
Distelkamp, der sich mittlerweile seinen Meerschaum angezündet und in
die Sofaecke gesetzt hatte, lächelte bei der ganzen Geschichte behaglich
vor sich hin und sagte dann: »Alles Schnack. Glaubst du's? Ich nicht.
Und wenn es zuträfe, so bedeutet es nicht viel, eigentlich gar nichts.
Solche Schnitzer kommen immer vor, passieren jedem. Ich will dir mal was
erzählen, Schmidt, was, als ich noch jung war und in Quarta
brandenburgische Geschichte vortragen mußte -- was damals, sag' ich,
einen großen Eindruck auf mich machte.«
»Nun, laß hören. Was war's?«
»Ja, was war's. Offen gestanden, meine Wissenschaft, zum wenigsten,
was unser gutes Kurbrandenburg anging, war nicht weit her, ist es auch
jetzt noch nicht, und als ich so zu Hause saß und mich notdürftig
vorbereitete, da las ich -- denn wir waren gerade beim ersten
König -- allerhand Biographisches und darunter auch was vom alten
General Barfus, der, wie die meisten damaligen, das Pulver nicht
erfunden hatte, sonst aber ein kreuzbraver Mann war. Und dieser Barfus
präsidierte, während der Belagerung von Bonn, einem Kriegsgericht, drin
über einen jungen Offizier abgeurteilt werden sollte.«
»So, so. Nun, was war es denn?«
»Der Abzuurteilende hatte sich, das mindeste zu sagen, etwas unheldisch
benommen, und alle waren für schuldig und totschießen. Nur der alte
Barfus wollte nichts davon wissen und sagte: »Drücken wir ein Auge zu,
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