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Phänomenologie des Geistes - 01

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  Phänomenologie des Geistes
  Georg Wilhelm Friedrich Hegel
  (1807)
  
  Dieser Band stellt das _werdende Wissen_ dar. Die PhÄnomenologie des
  Geistes soll an die Stelle der psychologischen Erklärungen oder auch
  der abstraktem ErÖrterungen Über die Begründung des Wissens treten.
  Sie betrachtet die _Vorbereitung_ zur Wissenschaft aus einem
  Gesichtspunkte, wodurch sie eine neue, interessante, und die erste
  Wissenschaft der Philosophie ist. Sie faßt die verschiedenen
  _Gestalten des Geistes_ als Stationen des Weges in sich, durch
  welchen er reines Wissen oder absoluter Geist wird. Es wird daher in
  den Hauptabteilungen dieser Wissenschaft, die wieder in mehrere
  zerfallen, das Bewußtsein, das Selbstbewußtsein, die beobachtende und
  handelnde Vernunft, der Geist selbst, als sittlicher, gebildeter und
  moralischer Geist, und endlich als religiöser in seinen
  unterschiedenen Formen betrachtet. Der dem ersten Blicke sich als
  Chaos darbietende Reichtum der Erscheinungen des Geistes ist in eine
  wissenschaftliche Ordnung gebracht, welche sie nach ihrer
  Notwendigkeit darstellt, in der die unvollkommnen sich auflösen und
  in höhere übergehen, welche ihre nächste Wahrheit sind. Die letzte
  Wahrheit finden sie zunächst in der Religion, und dann in der
  Wissenschaft, als dem Resultate des Ganzen.
  
  Inhalt:
  Vorrede
  Einleitung
  
  I. Die sinnliche Gewißheit; oder das Diese und das Meinen
  II. Die Wahrnehmung; oder das Ding, und die Täuschung
  III. Kraft und Verstand, Erscheinung und übersinnliche Welt
  IV. Die Wahrheit der Gewißheit seiner selbst
   A. Selbstständigkeit und Unselbstständigkeit des Selbstbewußtseins; Herrschaft und
   Knechtschaft
   B. Freiheit des Selbstbewußtseins; Stoizismus, Skeptizismus und das
   unglückliche Bewußtsein
  V. Gewißheit und Wahrheit der Vernunft
   A. Beobachtende Vernunft
   a. Beobachtung der Natur
   b. Die Beobachtung des Selbstbewußtseins in seiner Reinheit und
   seiner Beziehung auf äußre Wirklichkeit; logische und
   psychologische Gesetze
   c. Beobachtung der Beziehung des Selbstbewußtseins auf seine
   unmittelbare Wirklichkeit; Physiognomik und Schädellehre
   B. Die Verwirklichung des vernünftigen Selbstbewußtseins durch sich
   selbst
   a. Die Lust und die Notwendigkeit
   b. Das Gesetz des Herzens und der Wahnsinn des Eigendünkels
   c. Die Tugend und der Weltlauf
   C. Die Individualität, welche sich an und für sich selbst reell ist
   a. Das geistige Tierreich und der Betrug, oder die Sache selbst
   b. Die gesetzgebende Vernunft
   c. Gesetzprüfende Vernunft
  VI. Der Geist
   A. Der wahre Geist, die Sittlichkeit
   a. Die sittliche Welt, das menschliche und göttliche Gesetz,
   der Mann und das Weib
   b. Die sittliche Handlung, das menschliche und göttliche Wissen, die
   Schuld und das Schicksal
   c. Rechtszustand
   B. Der sich entfremdete Geist; die Bildung
   I. Die Welt des sich entfremdeten Geistes
   a. Die Bildung und ihr Reich der Wirklichkeit
   b. Der Glauben und die reine Einsicht
   II. Die Aufklärung
   a. Der Kampf der Aufklärung mit dem Aberglauben
   b. Die Wahrheit der Aufklärung
   III. Die absolute Freiheit und der Schrecken
   C.Der seiner selbst gewisse Geist. Die Moralität
   a. Die moralische Weltanschauung
   b. Die Verstellung
   c. Das Gewissen, die schöne Seele, das Böse und seine Verzeihung
  VII. Die Religion
   A. Natürliche Religion
   a. Das Lichtwesen
   b. Die Pflanze und das Tier
   c. Der Werkmeister
   B. Die Kunst-Religion
   a. Das abstrakte Kunstwerk
   b. Das lebendige Kunstwerk
   c. Das geistige Kunstwerk
   C. Die offenbare Religion
  VIII. Das absolute Wissen
  
  Vorrede
  Eine ErklÄrung, wie sie einer Schrift in einer Vorrede nach der
  Gewohnheit vorausgeschickt wird--Über den Zweck, den der Verfasser
  sich in ihr vorgesetzt, sowie über die Veranlassungen und das
  Verhältnis, worin er sie zu andern frühern oder gleichzeitigen
  Behandlungen desselben Gegenstandes zu stehen glaubt--scheint bei
  einer philosophischen Schrift nicht nur überflüssig, sondern um der
  Natur der Sache willen sogar unpassend und zweckwidrig zu sein. Denn
  wie und was von Philosophie in einer Vorrede zu sagen schicklich
  wäre--etwa eine historische _Angabe_ der Tendenz und des Standpunkts,
  des allgemeinen Inhalts und der Resultate, eine Verbindung von hin
  und her sprechenden Behauptungen und Versicherungen über das Wahre--,
  kann nicht für die Art und Weise gelten, in der die philosophische
  Wahrheit darzustellen sei.--Auch weil die Philosophie wesentlich im
  Elemente der Allgemeinheit ist, die das Besondere in sich schließt,
  so findet bei ihr mehr als bei andern Wissenschaften der Schein statt,
  als ob in dem Zwecke oder den letzten Resultaten die Sache selbst
  und sogar in ihrem vollkommenen Wesen ausgedrückt wäre, gegen welches
  die Ausführung eigentlich das Unwesentliche sei. In der allgemeinen
  Vorstellung hingegen, zum Beispiel was Anatomie sei, etwa die
  Kenntnis der Teile des KÖrpers nach ihrem unlebendigen Dasein
  betrachtet, ist man überzeugt, die Sache selbst, den Inhalt dieser
  Wissenschaft, noch nicht zu besitzen, sondern außerdem um das
  Besondere sich bemühen zu müssen.--Ferner ist bei einem solchen
  Aggregate von Kenntnissen, das den Namen Wissenschaft nicht mit Recht
  führt, eine Konversation über Zweck und dergleichen Allgemeinheiten
  nicht von der historischen und begrifflosen Weise verschieden, worin
  von dem Inhalte selbst, diesen Nerven, Muskeln und so fort,
  gesprochen wird. Bei der Philosophie hingegen würde die Ungleichheit
  entstehen, daß von einer solchen Weise Gebrauch gemacht, und diese
  doch von ihr selbst als unfähig, die Wahrheit zu fassen, aufgezeigt
  würde.
  So wird auch durch die Bestimmung des Verhältnisses, das ein
  philosophisches Werk zu andern Bestrebungen über denselben Gegenstand
  zu haben glaubt, ein fremdartiges Interesse hereingezogen, und das,
  worauf es bei der Erkenntnis der Wahrheit ankommt, verdunkelt. So
  fest der Meinung der Gegensatz des Wahren und des Falschen wird, so
  pflegt sie auch entweder Beistimmung oder Widerspruch gegen ein
  vorhandenes philosophisches System zu erwarten, und in einer
  Erklärung über ein solches nur entweder das eine oder das andre zu
  sehen. Sie begreift die Verschiedenheit philosophischer Systeme
  nicht so sehr als die fortschreitende Entwicklung der Wahrheit, als
  sie in der Verschiedenheit nur den Widerspruch sieht. Die Knospe
  verschwindet in dem Hervorbrechen der Blüte, und man könnte sagen,
  daß jene von dieser widerlegt wird, ebenso wird durch die Frucht die
  Blüte für ein falsches Dasein der Pflanze erklärt, und als ihre
  Wahrheit tritt jene an die Stelle von dieser. Diese Formen
  unterscheiden sich nicht nur, sondern verdrängen sich auch als
  unverträglich miteinander. Aber ihre flüssige Natur macht sie
  zugleich zu Momenten der organischen Einheit, worin sie sich nicht
  nur nicht widerstreiten, sondern eins so notwendig als das andere ist,
  und diese gleiche Notwendigkeit macht erst das Leben des Ganzen aus.
  Aber der Widerspruch gegen ein philosophisches System pflegt teils
  sich selbst nicht auf diese Weise zu begreifen, teils auch weiß das
  auffassende Bewußtsein gemeinhin nicht, ihn von seiner Einseitigkeit
  zu befreien oder frei zu erhalten, und in der Gestalt des streitend
  und sich zuwider Scheinenden gegenseitig notwendige Momente zu
  erkennen.
  Die Foderung von dergleichen Erklärungen sowie die Befriedigungen
  derselben scheinen vielleicht das Wesentliche zu betreiben. Worin
  könnte mehr das Innere einer philosophischen Schrift ausgesprochen
  sein als in den Zwecken und Resultaten derselben, und wodurch diese
  bestimmter erkannt werden als durch ihre Verschiedenheit von dem, was
  das Zeitalter sonst in derselben Sphäre hervorbringt? Wenn aber ein
  solches Tun für mehr als für den Anfang des Erkennens, wenn es für
  das wirkliche Erkennen gelten soll, ist es in der Tat zu den
  Erfindungen zu rechnen, die Sache selbst zu umgehen, und dieses
  beides zu verbinden, den Anschein des Ernstes und Bemühens um sie,
  und die wirkliche Ersparung desselben.--Denn die Sache ist nicht in
  ihrem _Zwecke_ erschöpft, sondern in ihrer _Ausführung_, noch ist das
  _Resultat_ das _wirkliche_ Ganze, sondern es zusammen mit seinem
  Werden; der Zweck für sich ist das unlebendige Allgemeine, wie die
  Tendenz das bloße Treiben, das seiner Wirklichkeit noch entbehrt, und
  das nackte Resultat ist der Leichnam, der sie hinter sich gelassen.
  --Ebenso ist die _Verschiedenheit_ vielmehr die _Grenze_ der Sache;
  sie ist da, wo die Sache aufhört, oder sie ist das, was diese nicht
  ist. Solche Bemühungen mit dem Zwecke oder den Resultaten, sowie mit
  den Verschiedenheiten und Beurteilungen des einen und des andern,
  sind daher eine leichtere Arbeit, als sie vielleicht scheinen. Denn
  statt mit der Sache sich zu befassen, ist solches Tun immer über sie
  hinaus, statt in ihr zu verweilen und sich in ihr zu vergessen,
  greift solches Wissen immer nach einem Andern, und bleibt vielmehr
  bei sich selbst, als daß es bei der Sache ist und sich ihr hingibt.
  --Das leichteste ist, was Gehalt und Gediegenheit hat, zu beurteilen,
  schwerer, es zu fassen, das schwerste, was beides vereinigt, seine
  Darstellung hervorzubringen.
  Der Anfang der Bildung und des Herausarbeitens aus der
  Unmittelbarkeit des substantiellen Lebens wird immer damit gemacht
  werden müssen, Kenntnisse allgemeiner Grundsätze und Gesichtspunkte
  zu erwerben, sich nur erst zu dem Gedanken der Sache überhaupt
  heraufzuarbeiten, nicht weniger sie mit Gründen zu unterstützen oder
  zu widerlegen, die konkrete und reiche Fülle nach Bestimmtheiten
  aufzufassen, und ordentlichen Bescheid und ernsthaftes Urteil über
  sie zu erteilen zu wissen. Dieser Anfang der Bildung wird aber
  zunächst dem Ernste des erfüllten Lebens Platz machen, der in die
  Erfahrung der Sache selbst hineinführt, und wenn auch dies noch
  hinzukommt, daß der Ernst des Begriffs in ihre Tiefe steigt, so wird
  eine solche Kenntnis und Beurteilung in der Konversation ihre
  schickliche Stelle behalten.
  Die wahre Gestalt, in welcher die Wahrheit existiert, kann allein das
  wissenschaftliche System derselben sein. Daran mitzuarbeiten, daß
  die Philosophie der Form der Wissenschaft näher komme--dem Ziele,
  ihren Namen der _Liebe_ zum _Wissen_ ablegen zu können und
  _wirkliches Wissen_ zu sein--, ist es, was ich mir vorgesetzt. Die
  innere Notwendigkeit, daß das Wissen Wissenschaft sei, liegt in
  seiner Natur, und die befriedigende Erklärung hierüber ist allein die
  Darstellung der Philosophie selbst. Die äußere Notwendigkeit aber,
  insofern sie, abgesehen von der Zufälligkeit der Person und der
  individuellen Veranlassungen, auf eine allgemeine Weise gefaßt wird,
  ist dasselbe, was die innere, in der Gestalt, wie die Zeit das Dasein
  ihrer Momente vorstellt. Daß die Erhebung der Philosophie zur
  Wissenschaft an der Zeit ist, dies aufzuzeigen würde daher die einzig
  wahre Rechtfertigung der Versuche sein, die diesen Zweck haben, weil
  sie die Notwendigkeit desselben dartun, ja weil sie ihn zugleich
  ausführen würde.
  Indem die wahre Gestalt der Wahrheit in die Wissenschaftlichkeit
  gesetzt wird--oder, was dasselbe ist, indem die Wahrheit behauptet
  wird, an dem _Begriffe_ allein das Element ihrer Existenz zu haben--,
  so weiß ich, daß dies im Widerspruch mit einer Vorstellung und deren
  Folgen zu stehen scheint, welche eine so große Anmaßung als
  Ausbreitung in der Überzeugung des Zeitalters hat. Eine Erklärung
  über diesen Widerspruch scheint darum nicht überflüssig; wenn sie
  auch hier weiter nichts als gleichfalls eine Versicherung, wie das,
  gegen was sie geht, sein kann. Wenn nämlich das Wahre nur in
  demjenigen oder vielmehr nur als dasjenige existiert, was bald
  Anschauung, bald unmittelbares Wissen des Absoluten, Religion, das
  Sein--nicht im Zentrum der göttlichen Liebe, sondern das Sein
  desselben selbst--genannt wird, so wird von da aus zugleich für die
  Darstellung der Philosophie vielmehr das Gegenteil der Form des
  Begriffs gefodert. Das Absolute soll nicht begriffen, sondern
  gefühlt und angeschaut, nicht sein Begriff, sondern sein Gefühl und
  Anschauung sollen das Wort führen und ausgesprochen werden.
  Wird die Erscheinung einer solchen Foderung nach ihrem allgemeinem
  Zusammenhange aufgefaßt, und auf die Stufe gesehen, worauf der
  selbstbewußte Geist gegenwärtig steht, so ist er über das
  substantielle Leben, das er sonst im Elemente des Gedankens führte,
  hinaus,--über diese Unmittelbarkeit seines Glaubens, über die
  Befriedigung und Sicherheit der Gewißheit, welche das Bewußtsein von
  seiner Versöhnung mit dem Wesen und dessen allgemeiner, der innern
  und äußern, Gegenwart besaß. Er ist nicht nur darüber hinausgegangen,
  in das andere Extrem der substanzlosen Reflexion seiner in sich
  selbst, sondern auch über diese. Sein wesentliches Leben ist ihm
  nicht nur verloren, er ist auch dieses Verlustes, und der Endlichkeit,
  die sein Inhalt ist, bewußt. Von den Trebern sich wegwendend, daß
  er im Argen liegt, bekennend und darauf schmähend, verlangt er nun
  von der Philosophie nicht sowohl das _Wissen_ dessen, was er _ist_,
  als zur Herstellung jener Substantialität und der Gediegenheit des
  Seins erst wieder durch sie zu gelangen. Diesem Bedürfnisse soll sie
  also nicht so sehr die Verschlossenheit der Substanz aufschließen,
  und diese zum Selbstbewußtsein erheben--nicht so sehr ihr chaotisches
  Bewußtsein zur gedachten Ordnung und zur Einfachheit des Begriffes
  zurückbringen, als vielmehr die Sonderungen des Gedankens
  zusammenschütten, den unterscheidenden Begriff unterdrücken und das
  Gefühl des Wesens herstellen, nicht sowohl _Einsicht_ als _Erbauung_
  gewähren. Das Schöne, Heilige, Ewige, die Religion und Liebe sind
  der Köder, der gefodert wird, um die Lust zum Anbeißen zu erwecken,
  nicht der Begriff, sondern die Ekstase, nicht die kalt
  fortschreitende Notwendigkeit der Sache, sondern die gärende
  Begeisterung soll die Haltung und fortleitende Ausbreitung des
  Reichtums der Substanz sein.
  Dieser Foderung entspricht die angestrengte und fast eifernd und
  gereizt sich zeigende Bemühung, die Menschen aus der Versunkenheit
  ins Sinnliche, Gemeine und Einzelne herauszureißen und ihren Blick zu
  den Sternen aufzurichten; als ob sie, des Göttlichen ganz vergessend,
  mit Staub und Wasser, wie der Wurm, auf dem Punkte sich zu
  befriedigen stünden. Sonst hatten sie einen Himmel mit weitläufigem
  Reichtume von Gedanken und Bildern ausgestattet. Von allem, was ist,
  lag die Bedeutung in dem Lichtfaden, durch den es an den Himmel
  geknüpft war; an ihm, statt in _dieser_ Gegenwart zu verweilen, glitt
  der Blick über sie hinaus, zum göttlichen Wesen, zu einer, wenn man
  so sagen kann, jenseitigen Gegenwart hinauf. Das Auge des Geistes
  mußte mit Zwang auf das Irdische gerichtet und bei ihm festgehalten
  werden; und es hat einer langen Zeit bedurft, jene Klarheit, die nur
  das Überirdische hatte, in die Dumpfheit und Verworrenheit, worin der
  Sinn des Diesseitigen lag, hineinzuarbeiten, und die Aufmerksamkeit
  auf das Gegenwärtige als solches, welche _Erfahrung_ genannt wurde,
  interessant und geltend zu machen.--Jetzt scheint die Not des
  Gegenteils vorhanden, der Sinn so sehr in das Irdische festgewurzelt,
  daß es gleicher Gewalt bedarf, ihn darüber zu erheben. Der Geist
  zeigt sich so arm, daß er sich, wie in der Sandwüste der Wanderer
  nach einem einfachen Trunk Wasser, nur nach dem dürftigen Gefühle des
  Göttlichen überhaupt für seine Erquickung zu sehnen scheint. An
  diesem, woran dem Geiste genügt, ist die Größe seines Verlustes zu
  ermessen.
  Diese Genügsamkeit des Empfangens oder Sparsamkeit des Gebens ziemt
  jedoch der Wissenschaft nicht. Wer nur die Erbauung sucht, wer seine
  irdische Mannigfaltigkeit des Daseins und des Gedankens in Nebel
  einzuhüllen und nach dem unbestimmten Genusse dieser unbestimmten
  Göttlichkeit verlangt, mag zusehen, wo er dies findet; er wird leicht
  selbst sich etwas vorzuschwärmen und damit sich aufzuspreizen die
  Mittel finden. Die Philosophie aber muß sich hüten, erbaulich sein
  zu wollen.
  Noch weniger muß diese Genügsamkeit, die auf die Wissenschaft
  Verzicht tut, darauf Anspruch machen, daß solche Begeisterung und
  Trübheit etwas Höheres sei als die Wissenschaft. Dieses prophetische
  Reden meint gerade so recht im Mittelpunkte und der Tiefe zu bleiben,
  blickt verächtlich auf die Bestimmtheit (den *Horos*) und hält sich
  absichtlich von dem Begriffe und der Notwendigkeit entfernt, als von
  der Reflexion, die nur in der Endlichkeit hause. Wie es aber eine
  leere Breite gibt, so auch eine leere Tiefe, wie eine Extension der
  Substanz, die sich in endliche Mannigfaltigkeit ergießt, ohne Kraft,
  sie zusammenzuhalten--so ist dies eine gehaltlose Intensität, welche
  als lautere Kraft ohne Ausbreitung sich haltend, dasselbe ist, was
  die Oberflächlichkeit. Die Kraft des Geistes ist nur so groß als
  ihre Äußerung, seine Tiefe nur so tief, als er in seiner Auslegung
  sich auszubreiten und sich zu verlieren getraut.--Zugleich wenn dies
  begrifflose substantielle Wissen die Eigenheit des Selbsts in dem
  Wesen versenkt zu haben und wahr und heilig zu philosophieren vorgibt,
  so verbirgt es sich, daß es, statt dem Gotte ergeben zu sein, durch
  die Verschmähung des Maßes und der Bestimmung vielmehr nur bald in
  sich selbst die Zufälligkeit des Inhalts, bald in ihm die eigne
  Willkür gewähren läßt.--Indem sie sich dem ungebändigten Gären der
  Substanz überlassen, meinen sie, durch die Einhüllung des
  Selbstbewußtseins und Aufgeben des Verstands, die _Seinen_ zu sein,
  denen Gott die Weisheit im Schlafe gibt; was sie so in der Tat im
  Schlafe empfangen und gebären, sind darum auch Träume.
  Es ist übrigens nicht schwer, zu sehen, daß unsre Zeit eine Zeit der
  Geburt und des Übergangs zu einer neuen Periode ist. Der Geist hat
  mit der bisherigen Welt seines Daseins und Vorstellens gebrochen und
  steht im Begriffe, es in die Vergangenheit hinab zu versenken, und in
  der Arbeit seiner Umgestaltung. Zwar ist er nie in Ruhe, sondern in
  immer fortschreitender Bewegung begriffen. Aber wie beim Kinde nach
  langer stiller Ernährung der erste Atemzug jene Allmählichkeit des
  nur vermehrenden Fortgangs abbricht--ein qualitativer Sprung--und
  itzt das Kind geboren ist, so reift der sich bildende Geist langsam
  und stille der neuen Gestalt entgegen, löst ein Teilchen des Baues
  seiner vorgehenden *Welt* nach dem andern auf, ihr Wanken wird nur
  durch einzelne Symptome angedeutet; der Leichtsinn wie die Langeweile,
  die im Bestehenden einreißen, die unbestimmte Ahnung eines
  Unbekannten sind Vorboten, daß etwas anderes im Anzuge ist. Dies
  allmähliche Zerbröckeln, das die Physiognomie des Ganzen nicht
  veränderte, wird durch den Aufgang unterbrochen, der, ein Blitz, in
  einem Male das Gebilde der neuen Welt hinstellt.
  Allein eine vollkommne Wirklichkeit hat dies Neue sowenig als das
  eben geborne Kind; und dies ist wesentlich nicht außer acht zu lassen.
  Das erste Auftreten ist erst seine Unmittelbarkeit oder sein
  Begriff. Sowenig ein Gebäude fertig ist, wenn sein Grund gelegt
  worden, sowenig ist der erreichte Begriff des Ganzen das Ganze selbst.
  Wo wir eine Eiche in der Kraft ihres Stammes und in der Ausbreitung
  ihrer Äste und den Massen ihrer Belaubung zu sehen wünschen, sind wir
  nicht zufrieden, wenn uns an dieser Stelle eine Eichel gezeigt wird.
  So ist die Wissenschaft, die Krone einer Welt des Geistes, nicht in
  ihrem Anfange vollendet. Der Anfang des neuen Geistes ist das
  Produkt einer weitläufigen Umwälzung von mannigfaltigen
  Bildungsformen, der Preis eines vielfach verschlungnen Weges und
  ebenso vielfacher Anstrengung und Bemühung. Er ist das aus der
  Sukzession wie aus seiner Ausdehnung in sich zurückgegangene Ganze,
  der gewordne _einfache Begriff_ desselben. Die Wirklichkeit dieses
  einfachen Ganzen aber besteht darin, daß jene zu Momenten gewordne
  Gestaltungen sich wieder von neuem, aber in ihrem neuen Elemente, in
  dem gewordenen Sinne entwickeln und Gestaltung geben.
  Indem einerseits die erste Erscheinung der neuen Welt nur erst das in
  seine _Einfachheit_ verhüllte Ganze oder sein allgemeiner Grund ist,
  so ist dem Bewußtsein dagegen der Reichtum des vorhergehenden Daseins
  noch in der Erinnerung gegenwärtig. Es vermißt an der neu
  erscheinenden Gestalt die Ausbreitung und Besonderung des Inhalts;
  noch mehr aber vermißt es die Ausbildung der Form, wodurch die
  Unterschiede mit Sicherheit bestimmt und in ihre festen Verhältnisse
  geordnet sind. Ohne diese Ausbildung entbehrt die Wissenschaft der
  allgemeinen *Verständlichkeit*, und hat den Schein, ein esoterisches
  Besitztum einiger Einzelnen zu sein;--ein esoterisches Besitztum:
  denn sie ist nur erst in ihrem Begriffe oder ihr Innres vorhanden;
  einiger Einzelnen: denn ihre unausgebreitete Erscheinung macht ihr
  Dasein zum Einzelnen. Erst was vollkommen bestimmt ist, ist zugleich
  exoterisch, begreiflich, und fähig, gelernt und das Eigentum aller zu
  sein. Die verständige Form der Wissenschaft ist der allen
  dargebotene und für alle gleichgemachte Weg zu ihr, und durch den
  Verstand zum vernünftigen Wissen zu gelangen ist die gerechte
  Foderung des Bewußtseins, das zur Wissenschaft hinzutritt; denn der
  Verstand ist das Denken, das reine Ich überhaupt; und das Verständige
  ist das schon Bekannte und das Gemeinschaftliche der Wissenschaft und
  des unwissenschaftlichen Bewußtseins, wodurch dieses unmittelbar in
  jene einzutreten vermag.
  Die Wissenschaft, die erst beginnt, und es also noch weder zur
  Vollständigkeit des Details noch zur Vollkommenheit der Form gebracht
  hat, ist dem Tadel darüber ausgesetzt. Aber wenn dieser ihr Wesen
  treffen soll, so würde er ebenso ungerecht sein, als es unstatthaft
  ist, die Foderung jener Ausbildung nicht anerkennen zu wollen.
  Dieser Gegensatz scheint der hauptsächlichste Knoten zu sein, an dem
  die wissenschaftliche Bildung sich gegenwärtig zerarbeitet und
  worüber sie sich noch nicht gehörig versteht. Der eine Teil pocht
  auf den Reichtum des Materials und die Verständlichkeit, der andre
  verschmäht wenigstens diese und pocht auf die unmittelbare
  Vernünftigkeit und Göttlichkeit. Wenn auch jener Teil, es sei durch
  die Kraft der Wahrheit allein oder auch durch das Ungestüm des andern,
  zum Stillschweigen gebracht ist, und wenn er in Ansehung des Grunds
  der Sache sich überwältigt fühlte, so ist er darum in Ansehung jener
  Foderungen nicht befriedigt, denn sie sind gerecht, aber nicht
  erfüllt. Sein Stillschweigen gehört nur halb dem Siege, halb aber
  der Langeweile und Gleichgültigkeit, welche die Folge einer beständig
  erregten Erwartung und nicht erfolgten Erfüllung der Versprechungen
  zu sein pflegt.
  In Ansehung des Inhalts machen die andern sich es wohl zuweilen
  leicht genug, eine große Ausdehnung zu haben. Sie ziehen auf ihren
  Boden eine Menge Material, nämlich das schon Bekannte und Geordnete,
  herein, und indem sie sich vornehmlich mit den Sonderbarkeiten und
  Kuriositäten zu tun machen, scheinen sie um so mehr das übrige, womit
  das Wissen in seiner Art schon fertig war, zu besitzen, zugleich auch
  das noch Ungeregelte zu beherrschen, und somit alles der absoluten
  Idee zu unterwerfen, welche hiemit in allem erkannt, und zur
  ausgebreiteten Wissenschaft gediehen zu sein scheint. Näher aber
  diese Ausbreitung betrachtet, so zeigt sie sich nicht dadurch
  zustande gekommen, daß ein und dasselbe sich selbst verschieden
  gestaltet hätte, sondern sie ist die gestaltlose Wiederholung des
  einen und desselben, das nur an das verschiedene Material äußerlich
  angewendet ist, und einen langweiligen Schein der Verschiedenheit
  erhält. Die für sich wohl wahre Idee bleibt in der Tat nur immer in
  ihrem Anfange stehen, wenn die Entwicklung in nichts als in einer
  solchen Wiederholung derselben Formel besteht. Die eine unbewegte
  Form vom wissenden Subjekte an dem Vorhandenen herumgeführt, das
  Material in dies ruhende Element von außenher eingetaucht, dies ist
  so wenig, als willkürliche Einfälle über den Inhalt, die Erfüllung
  dessen, was gefodert wird, nämlich der aus sich entspringende
  Reichtum und sich selbst bestimmende Unterschied der Gestalten. Es
  ist vielmehr ein einfarbiger Formalismus, der nur zum Unterschiede
  des Stoffes, und zwar dadurch kommt, weil dieser schon bereitet und
  bekannt ist.
  Dabei behauptet er diese Eintönigkeit und die abstrakte Allgemeinheit
  für das Absolute; er versichert, daß die Ungenügsamkeit mit ihr eine
  Unfähigkeit sei, sich des absoluten Standpunktes zu bemächtigen und
  auf ihm festzuhalten. Wenn sonst die leere Möglichkeit, sich etwas
  auf eine andere Weise vorzustellen, hinreichte, um eine Vorstellung
  zu widerlegen, und dieselbe bloße Möglichkeit, der allgemeine Gedanke,
  auch den ganzen positiven Wert des wirklichen Erkennens hatte, so
  sehen wir hier ebenso der allgemeinen Idee in dieser Form der
  Unwirklichkeit allen Wert zugeschrieben, und die Auflösung des
  Unterschiedenen und Bestimmten, oder vielmehr das weiter nicht
  entwickelte noch an ihm selbst sich rechtfertigende Hinunterwerfen
  desselben in den Abgrund des Leeren für spekulative Betrachtungsart
  gelten. Irgendein Dasein, wie es im _Absoluten_ ist, betrachten,
  besteht hier in nichts anderem, als daß davon gesagt wird, es sei
  zwar jetzt von ihm gesprochen worden, als von einem Etwas, im
  Absoluten, dem A = A, jedoch gebe es dergleichen gar nicht, sondern
  darin sei alles eins. Dies _eine_ Wissen, daß im Absoluten alles
  gleich ist, der unterscheidenden und erfüllten oder Erfüllung
  suchenden und fodernden Erkenntnis entgegenzusetzen--oder sein
  _Absolutes_ für die Nacht auszugeben, worin, wie man zu sagen pflegt,
  alle Kühe schwarz sind, ist die Naivität der Leere an Erkenntnis.
  --Der Formalismus, den die Philosophie neuerer Zeit verklagt und
  geschmäht, und der sich in ihr selbst wieder erzeugte, wird, wenn
  auch seine Ungenügsamkeit bekannt und gefühlt ist, aus der
  Wissenschaft nicht verschwinden, bis das Erkennen der absoluten
  Wirklichkeit sich über seine Natur vollkommen klar geworden ist.--In
  der Rücksicht, daß die allgemeine Vorstellung, wenn sie dem, was ein
  Versuch ihrer Ausführung ist, vorangeht, das Auffassen der letztern
  erleichtert, ist es dienlich, das Ungefähre derselben hier anzudeuten,
  in der Absicht zugleich, bei dieser Gelegenheit einige Formen zu
  entfernen, deren Gewohnheit ein Hindernis für das philosophische
  Erkennen ist.
  Es kömmt nach meiner Einsicht, welche sich durch die Darstellung des
  Systems selbst rechtfertigen muß, alles darauf an, das Wahre nicht
  als _Substanz_, sondern ebensosehr als _Subjekt_ aufzufassen und
  auszudrücken. Zugleich ist zu bemerken, daß die Substantialität
  sosehr das Allgemeine oder die _Unmittelbarkeit des Wissens_ als
  diejenige, welche _Sein_ oder Unmittelbarkeit _für das_ Wissen ist,
  in sich schließt.--Wenn, Gott als die _eine_ Substanz zu fassen, das
  Zeitalter empörte, worin diese Bestimmung ausgesprochen wurde, so lag
  teils der Grund hievon in dem Instinkte, daß darin das
  Selbstbewußtsein nur untergegangen, nicht erhalten ist, teils aber
  ist das Gegenteil, welches das Denken als Denken festhält, die
  _Allgemeinheit_, dieselbe Einfachheit oder ununterschiedne, unbewegte
  Substantialität, und wenn drittens das Denken das Sein der Substanz
  als solche mit sich vereint und die Unmittelbarkeit oder das
  Anschauen als Denken erfaßt, so kömmt es noch darauf an, ob dieses
  intellektuelle Anschauen nicht wieder in die träge Einfachheit
  zurückfällt, und die Wirklichkeit selbst auf eine unwirkliche Weise
  darstellt.
  Die lebendige Substanz ist ferner das Sein, welches in Wahrheit
  _Subjekt_, oder, was dasselbe heißt, welches in Wahrheit wirklich ist,
  nur insofern sie die Bewegung des Sich-selbst-setzens, oder die
  Vermittlung des Sich-anders-werdens mit sich selbst ist. Sie ist als
  Subjekt die reine _einfache Negativität_, eben dadurch die Entzweiung
  des Einfachen, oder die entgegensetzende Verdopplung, welche wieder
  die Negation dieser gleichgültigen Verschiedenheit und ihres
  
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