🕥 33 minut uku

König Heinrich der vierte. Der Erste Theil - 1

Härber sızık iñ yış oçrıy torgan 1000 süzlärneñ protsentnı kürsätä.
Süzlärneñ gomumi sanı 4263
Unikal süzlärneñ gomumi sanı 1509
35.6 süzlär 2000 iñ yış oçrıy torgan süzlärgä kerä.
48.2 süzlär 5000 iñ yış oçrıy torgan süzlärgä kerä.
54.0 süzlär 8000 iñ yış oçrıy torgan süzlärgä kerä.
  Der Erste Theil von König Heinrich dem vierten
  William Shakespeare
  Mit dem Leben und Tod von Heinrich Percy, genannt Hot-Spur.
  Übersetzt von Christoph Martin Wieland
  
  Personen.
  König Heinrich der vierte.
  Heinrich, Prinz von Wales, und Johann, Herzog von Lancaster,
  Söhne des Königs.
  Worcester, Northumberland, Hot-Spur, Mortimer, Erzbischoff von York,
  Dowglas, Owen Glendower, Sir Richard Vernon und Sir Michell,
  Feinde des Königs.
  Westmorland, Sir Walter Blunt und Sir John Falstaff, von des
  Königs Parthey.
  Poins, Gadshill, Peto und Bardolph, Falstaffs Cameraden.
  Lady Percy.
  Lady Mortimer, Glendowers Tochter.
  Die Wirthin Quikly.
  Ein Scheriff, verschiedne Bediente im Wirthshaus, Fuhrleute,
  Reisende, und andre stumme Personen.
  Die Scene liegt in England.
  
  
  Erster Aufzug.
  
  Erste Scene.
  (Der Hof in London.)
  (König Heinrich, der Herzog von Lancaster, der Graf von
  Westmorland, und andre Lords treten auf.)
  
  König Heinrich.
  Von Sorgen erschüttert und von blassem Kummer abgehärmt, finden wir
  endlich den Augenblik, wo der geschrekte Friede wieder zu Athem
  kommen kan, um in abgebrochenen Accenten von neuen Arbeiten zu
  reden, die an weit entfernten Ufern unsern Muth beschäftigen sollen.
  Nicht länger soll diese Erde das Blut ihrer eignen Kinder trinken,
  nicht länger einheimische Zwietracht ihre Felder verheeren, und
  mit dem eisernen Tritt des Kriegs ihre blühenden Auen zerstampfen.
  Diese gegeneinander rükende Schlacht-Ordnungen, die gleich den
  Meteoren eines witternden Himmels, alle von einerley Natur, von
  einerley Ursprung, noch kürzlich mit der ganzen Wuth eines
  Bürgerkrieges auf einander stiessen, sollen nun in gleichlauffenden
  Linien, in schöner einträchtiger Ordnung, einen Weg ziehen; nicht
  länger sollen Brüder gegen Brüder, Freunde gegen Freunde stehen;
  nicht länger der mördrische Stahl, gleich einem übeleingescheideten
  Messer, seinen eignen Herrn verwunden. Nein, meine Freunde; zu
  jenem geheiligten Grabe Christi, unter dessen heilbringendem Creuz
  wir zu streiten geschworen haben, wollen wir mit unserm Englischen
  Kriegsheer ziehen, um diese Ungläubigen aus jenen heiligen Gefilden
  zu treiben, über welche die gesegneten Füsse gegangen sind, die vor
  vierzehnhundert Jahren zu unserm Heil an das bittre Creuz genagelt
  worden sind. Jedoch dieses unser Vorhaben ist schon ein Jahr alt;
  es ist unnöthig euch zu sagen, daß wir gehen wollen, und wir sind
  izo nicht deßhalb zusammen gekommen. Laßt mich also von euch
  vernehmen, mein geliebter Vetter von Westmorland, was unsre Raths-
  Versammlung gestern wegen dieser wichtigen Unternehmung geschlossen
  hat.
  Westmorland.
  Gnädigster Herr, man betrieb diese Geschäfte mit grossem Eifer, und
  es wurden verschiedne Überschläge der Unkosten entworfen: Als ein
  ganz unverhofter Courier, mit verdrießlichen Zeitungen beladen,
  dazwischen kam, von denen die schlimmste war, daß der edle Mortimer,
  der die Leute von Hereford-Schire gegen den aufrührischen
  Glendower führte, von den Welschen gefangen, und über tausend von
  seinen Leuten niedergemezelt worden seyen, an deren todten Körpern
  die Weiber der Welschen solche Mißhandlungen, eine so viehische
  schaamlose Verstümmlung ausgeübt, die ohne Erröthen sich nicht
  erzählen läßt.
  König Heinrich.
  Es scheint also, die Nachrichten von diesem Aufstand haben unser
  Geschäfte nach dem gelobten Lande abgebrochen?
  Westmorland.
  Diese von noch mehrern begleitet, thaten es, Gnädigster Herr; denn
  es kamen noch mehr ungleiche und mißbeliebige Zeitungen aus Norden
  an. Am Kreuz-Erhöhungs-Tag geriethen dieser muthreiche Hot-Spur,
  der junge Heinrich Percy, und Archibald, dieser tapfre und
  ruhmvolle Schotte, zu Holmedon in ein blutiges Handgemeng, soviel
  man aus den Anstalten und der Wut des Angriffs schliessen konnte;
  denn derjenige, der diese Zeitung brachte, eilte mitten in der
  stärksten Hize des Gefechts davon, ohne den Ausgang abzuwarten.
  König Heinrich.
  Hier ist ein werther und getreu-eifriger Freund, Sir Walter Blunt,
  der nur eben von seinem Pferd abgestiegen ist, um uns von Holmedon
  die willkommne Nachricht zu bringen, daß der Graf von Douglas
  geschlagen sey. Zehntausend kühne Schotten, und drey und zwanzig
  Ritter sah Sir Walter auf den Ebnen von Holmedon in ihrem Blute
  sich wälzen. Mordak, Grafen von Fife, den ältesten Sohn des
  geschlagnen Douglas, und die Grafen von Athol, Murry, Angus und
  Menteith hat Hot-Spur gefangen bekommen. Ist das nicht eine schöne
  Beute? Eine edle That? Ha, Vetter, ist es nicht?
  Westmorland.
  In der That, ein Sieg, worauf ein Prinz stolz zu seyn Ursach hätte.
  König Heinrich.
  O warum nennst du dieses Wort, um traurige Gedanken in mir zu
  erregen, und mich zur Sünde des Neids zu reizen, daß Milord
  Northumberland der Vater eines so würdigen Sohns seyn soll; eines
  Sohns, dessen Namen der Ruhm stets im Munde fährt; der gleich dem
  höchsten Baum in einem Hayn, über alle andre emporragt; der
  Liebling des Glüks, und ihr Stolz; indeß daß ich mit eben dem Blik,
  der seinen Ruhm übersieht, zügellose Schwelgerey und Schande die
  Stirne meines jungen Harry besudeln sehe. O könnt' es bewiesen
  werden, daß irgend eine nächtliche trippelnde Fee unsre Kinder in
  der Wiege verwechselt, und meinen Sohn Percy, den Seinigen
  Plantagenet genennt hätte!--Aber laßt mich diesen Gedanken nicht
  nachhängen--Was denkt ihr Vetter, von dieses jungen Percy Stolz?
  Er behält die Gefangenen, die er in diesem Gefechte machte, für
  sich zurük; und läßt mir sagen, daß ich keinen als Mordake, den
  Grafen von Fife, haben soll.
  Westmorland.
  Das ist seines Oheims Eingebung, das ist Worcester, der allen
  Anscheinungen nach übel gegen euch gesinnt ist; der ists, der ihn
  seine Federn aufblähen, und seinen jungen Kamm gegen eure Hoheit
  emporsträuben macht.
  König Heinrich.
  Ich habe nach ihm geschikt, um ihn deßwegen zur Verantwortung zu
  ziehen, und das ist die Ursach, weswegen wir genöthigt sind, unser
  heiliges Vorhaben nach Jerusalem aufzuschieben. Vetter, wir wollen
  auf nächsten Mittwoch unsern grossen Rath in Windsor versammeln.
  Benachrichtiget die Lords hievon, aber eilet schleunig zu uns zurük;
  dann es muß noch mehr gesagt und gethan werden, als uns der
  Unwille izt zu sagen erlaubt.
  Westmorland.
  Ich gehorche, mein gebietender Herr.
  (Sie gehen ab.)
  
  Zweyte Scene.
  (Ein Zimmer des Cron-Prinzen.)
  (Heinrich, der Prinz von Wales, und Sir John Falstaff treten auf.)
  
  Falstaff.
  He, Hal,* was für Zeit ists am Tage, Junge?
  {ed. * Harry und Hal, sind abgekürzte Namen, statt Heinrich, so in
  vertraulichem Umgang gebraucht worden.}
  Prinz Heinrich.
  Deine löbliche Gewohnheit, dich in altem Sect zu besauffen, zu
  fressen, bis du alle Knöpfe aufthun must, und den ganzen Nachmittag
  auf Bänken zu schnarchen, wikelt deinen Wiz in soviel Fett und
  Schmeer ein, daß du so gar verlernst, recht zu fragen, was du recht
  wissen möchtest. Was, zum Teufel, hast du mit der Zeit am Tag zu
  thun? Ja, wenn die Stunden Becher voll Sect wären, die Minuten
  Capaunen, die Gloken Zungen von Kupplerinnen, die Uhren Schilde von
  H**häusern, und die schöne Sonne selbst ein hübsches roßiges Mensch
  in feuerfarbem Taft, dann liesse sich noch begreiffen, warum du
  nach der Zeit fragtest.
  Falstaff.
  Mein Treu, ihr geht mir nah' zu Leibe, Hal; denn wir andern, die
  vom Beutelschneiden Handwerk machen, und beym Mond und dem
  Silbergestirn herumgehen, und nicht beym Phöbus, "ihm dem edeln
  Knecht so schön",** aber ich bitte dich, mein süsses Närrchen, wenn
  du einmal König bist--wozu Gott deine Gnaden (Majestät wollt' ich
  sagen, denn Gnade wirst du keine haben)--
  {ed. ** (he, that wandring Knight so fair)--eine Zeile aus einer
  alten Ballade.
  Warburton.}
  Prinz Heinrich.
  Wie? Keine?
  Falstaff.
  Nein, mein Seel, nicht so viel als zu einem Prologus für ein paar
  Eyer in Butter nöthig ist.
  Prinz Heinrich.
  Gut, und wie weiter? Hey da, rund heraus, keine Umstände!
  Falstaff.
  Sapperment nun dann, Närrchen, wenn du König bist, so sorge hübsch
  dafür, daß wir andre ehrlichen Kerle, die ihr Handwerk bey Nacht
  treiben, bey Tage von der Justiz ungeschoren bleiben. Laß uns der
  Diana ihre Forster bleiben, Ritter vom Schatten, Lieblinge des
  Monds; und laß die Leute sagen, wir seyen Leute von guter
  Aufführung, da wir, gleich der See, von unsrer edeln und keuschen
  Gebieterin, dem Mond, geführt werden***, unter deren Schuz und
  Anführung wir--stehlen.
  {ed. *** Die Spässe des Hrn. John Falstaff sind nicht immer
  übersetzlich, weil sie sich gar zu oft auf Wortspiele gründen, wie
  hier, wo (government) und (govern) in einer ganz verschiednen
  Bedeutung genommen werden, die sich im Deutschen nicht recht
  ausdrüken ließ, und weswegen auch die Antwort des Prinzen nicht
  recht paßt.}
  Prinz Heinrich.
  Du hast recht, und dein Gleichniß paßt nicht übel; das Glük von uns
  andern Mond-Rittern, nimmt immer ab und zu wie die See, weil es wie
  die See vom Mond beherrscht wird. Zum Exempel, ein Beutel mit Gold
  herzhaft weggeschnappt in lezter Montags-Nacht, wird wieder
  lüderlich durchgebracht am Dienstag-Morgen; mit Fluchen und (leg
  ab) gewonnen, mit Jauchzen und (bring herein) durchgewonnen; izt in
  einer so niedrigen Ebbe als der Fuß einer Leiter, und in einem
  Augenblik in einer so hohen Fluth als der Querbalken eines Galgens.
  Falstaff.
  Meiner Six, du hast recht, Junge; und ist meine Wirthin in der
  Schenke nicht ein recht angenehmes Mensch?
  Prinz Heinrich.
  Wie der Honig von Hybla, alter Junge; und ist nicht ein Wamms von
  Büffel ein recht angenehmes Stük Kleidung auf die Dauer?
  Falstaff.
  Wie, was, was willt du damit sagen, närrischer Junge? Was gehen
  mich deine Sticheleyen und deine Quidditäten an? Was, Pestilenz!
  hab' ich mit einem Wamms von Büffel zu thun?
  Prinz Heinrich.
  Und was, schwere Noth! Hab ich mit meiner Wirthin in der Schenke
  zu thun?
  Falstaff.
  Gut, hast du sie nicht oft und viel zum Abrechnen geruffen?
  Prinz Heinrich.
  Hab ich dich jemals geruffen, daß du deinen Theil an der Zeche
  zahlen sollst?
  Falstaff.
  Nein, die Gerechtigkeit muß ich dir wiederfahren lassen, du hast
  alles dort bezahlt.
  Prinz Heinrich.
  Ja, und allenthalben, so lang mein Sekel reichte; und wenn er leer
  war, so hab ich meinen Credit gebraucht.
  Falstaff.
  Das ist wahr, und so gebraucht, daß, wenn es nicht vermuthlich wäre,
  daß du der vermuthliche Erbe--Aber ich bitte dich, Närrchen, willt
  du auch noch einen Galgen in England stehen lassen, wenn du König
  bist? Willt du zugeben, daß ein resoluter Kerl von dem alten
  rostigen grotesken Popanz, Gesez, sich schicanieren lassen soll?
  Hänge mir ja keinen Dieb, wenn du König bist, das sag' ich dir.
  Prinz Heinrich.
  Das will ich auch nicht; du sollt sie hängen.
  Falstaff.
  Ich? Unvergleichlich! Beym Sapperment! Ich will ein
  vortrefflicher Richter seyn.
  Prinz Heinrich.
  Du verstehst mich nicht; ich meyne, du sollst in Person die Diebe
  hängen, und also ein vortrefflicher Henker werden.
  Falstaff.
  Gut, Hal, gut; das wär' ein Handwerk das sich zu meinem Humor so
  gut schikte, als bey Hof aufzuwarten, das kan ich dir sagen.
  Schlapperment! ich bin so schwermüthig wie ein Kater, oder wie ein
  Bär, den man bey den Ohren zieht.
  Prinz Heinrich.
  Oder wie ein alter Löwe, oder wie eines Liebhabers Laute?
  Falstaff.
  Ja, oder wie die Scharrpfeiffe in einem Lincolnschirer Dudelsak.
  Prinz Heinrich.
  Was sagst du zu einem Hasen, oder zur Melancholey einer Koth-Lache?
  Falstaff.
  Du hast Gleichnisse von schlimmem Geschmak; und du bist in der That
  der allerunvergleichlichste ausserordentliche Spizbube von einem
  artigen jungen Prinzen--Aber, Hall, ich bitte dich, plage mich
  nicht mehr mit solchen eiteln Dingen; ich wollte zu Gott, du und
  ich wüßten eine Gelegenheit, wo man gute Namen zu Kauff kriegen
  könnte; ein alter Lord aus dem Staats-Rath kriegte mich lezthin
  euertwegen auf der Strasse zu paken, Sir; aber ich gab nicht acht
  darauf was er sagte, ob er gleich sehr weislich sprach, und noch
  dazu auf der Strasse.
  Prinz Heinrich.
  Du thatest wol, denn die Weisheit läßt ihre Stimme hören auf den
  Gassen, und niemand achtet ihr.
  Falstaff.
  O du hast eine verdammte Anziehungs-Kraft, mein Seel, du könntest
  einen Heiligen verführen. Du hast mir viel böses gethan, Hal, Gott
  vergeb es dir. Eh ich dich kannte, Hal, wußt' ich nichts; und izt
  bin ich, wenn einer die Wahrheit sagen wollte, wenig besser als
  einer von den Schlimmsten. Ich muß diß Leben aufgeben, und ich
  will es aufgeben; bey G***, wenn ich es nicht thue, so sey ich ein
  Hunds**! Ich will keinem Königssohn in der Christenheit zulieb zum
  T** fahren.
  Prinz Heinrich.
  Wo wollen wir morgen einen Beutel rauben, Hans?
  Falstaff.
  Wo du willt, Junge, ich mache mit; thue ichs nicht, so heisse mich
  einen Hunds** und gieb mir Maulschellen.
  Prinz Heinrich.
  Die Beßrung deines Lebens geht gut von statten, wie ich sehe; nur
  erst Stoßseufzer, izt Strassenrauben.
  Falstaff.
  Wie, Hal, das ist mein Beruf, Hal; es ist einem keine Sünde, in
  seinem Beruf zu arbeiten. He! wer kommt? Poins! Nun werden wir
  hören, ob Gadshill etwas ausfündig gemacht hat--O wenn die Leute
  aus Verdienst selig würden, welches Loch in der Hölle wäre heiß
  genug für diesen da!
  
  Dritte Scene.
  (Poins zu den Vorigen),
  
  Falstaff.
  Das ist der allgewaltigste Spizbube, der jemals einem ehrlichen
  Mann Halt! zugeruffen hat.
  Prinz Heinrich.
  Guten Morgen, Ned.
  Poins.
  Guten Morgen, mein lieber Hal. Was sagt Monsieur Gewissen? Was
  sagt Sir John Sect und Zukerhans? Wie habt ihr's mit einander, du
  und der Teufel, wegen deiner Seele, die du ihm verwichnen Char-
  Freytag um ein Glas Madera-Wein und einen kalten Capaunen-Schenkel
  verkauft hast?
  Prinz Heinrich.
  Sir John hält sein Wort; der Teufel soll seine Waare haben; ihr
  wißt daß er nie kein Sprüchwort gebrochen hat; er wird dem Teufel
  geben, was ihm gehört.
  Poins.
  So wirst du verdammt, wenn du dem Teufel dein Wort hältst?
  Prinz Heinrich.
  Sonst würde er verdammt, weil er den Teufel betrogen hätte.
  Poins.
  Aber, meine Jungens, meine Jungens, morgen früh, um vier Uhr, nach
  Gadshill; es sind Pilgrims auf dem Weg, die mit reichen Opfern nach
  Canterbury, und Kauffleute die mit wohlgespikten Beuteln nach
  London gehen. Ich habe Visiere für euch alle, und ihr habt Pferde
  für euch selbst. Gadshill ligt diese Nacht zu Rochester, ich hab
  auf morgen Nachts ein Nacht-Essen in East-Cheap bestellt. Es ist
  eine Sache die wir so sicher thun können, als schlaffen; wenn ihr
  gehen wollt, so will ich euch eure Beutel mit Cronen voll stopfen;
  wollt ihr nicht, so bleibt da, und der Henker hole euch.
  Falstaff.
  Hört ihr, Yedward; wenn ich daheim bleibe und nicht mit gehe, so
  will ich euch dafür hängen, daß ihr gegangen seyd.
  Poins.
  Willt du das, Vielfraß?
  Falstaff.
  Hal, willt du einer von uns seyn?
  Prinz Heinrich.
  Wer, ich rauben? Ich, ein Dieb? Nein, bey meiner Treu!
  Falstaff.
  Du hast weder Ehre noch Tapferkeit im Leibe, wenn du das thust; du
  willt deine guten Freunde so im Stich lassen? Meiner Six, du hast
  keinen Tropfen königliches Blut im Leib, wenn du nicht um zehn
  Schillinge das Herz hast zu ruffen: Halt!
  Prinz Heinrich.
  So sey es dann, einmal in meinem Leben will ich ein Tollkopf seyn.
  Falstaff.
  Nun, das heißt einmal brav gesprochen.
  Prinz Heinrich.
  Nein, geh' es wie es will, ich bleibe zu Hause.
  Falstaff.
  Bey G** so will ich ein Verräther seyn, wenn du König bist.
  Prinz Heinrich.
  Ich bekümmre mich nichts darum.
  Poins.
  Sir John, ich bitte dich, laß den Prinzen und mich allein; ich will
  ihm solche Gründe vorlegen, daß er gewiß gehen soll.
  Falstaff.
  Gut, mögest du den Geist der Ueberredung haben, und er Ohren zu
  hören, damit was du redest bewegen möge, und was er hört geglaubt
  werde. Lebet wohl indessen, ihr sollt mich in East-Cheap finden.
  (Falstaff geht ab.)
  
  Poins.
  Nun, mein lieber süsser Zuker-Prinz, reitet morgen mit mir. Ich
  hab einen Spaß im Kopf, den ich allein nicht ausführen kan.
  Falstaff, Bardolph, Peto und Gadshill sollen diese Leute berauben,
  auf die wir einen Anschlag gemacht haben; ihr und ich wollen nicht
  dabey zugegen seyn; wenn sie dann die Beute haben, und ihr und ich
  sie ihnen nicht abjagen, so haut diesen Kopf von meinen Schultern.
  Prinz Heinrich.
  Aber wie werden wir von ihnen kommen, wenn wir mit ihnen ausreiten?
  Poins.
  Wie? Wir wollen vor oder nach ihnen fort, und ihnen einen gewissen
  Plaz bestimmen, wo wir zusammentreffen wollen, und den können wir
  ja hernach verfehlen, wenn's uns beliebt; und dann werden sie das
  Abentheuer allein unternehmen, und sobald sie damit fertig sind, so
  wollen wir über sie her.
  Prinz Heinrich.
  Gut; aber es ist vermuthlich, daß sie uns an unsern Pferden, an
  unsern Kleidern, und an hundert andern Merkmahlen erkennen werden.
  Poins.
  Für das ist schon Rath geschaft. Unsre Pferde sollen sie nicht
  sehen, denn die wollen wir im Wald anbinden; unsre Visiere wollen
  wir gegen andre verwechseln, wenn wir von ihnen weg sind; und,
  Sapperment! ich habe Ueberröke von Schetter im Vorrath, unter
  denen niemand unsre Kleider kennen soll.
  Prinz Heinrich.
  Aber ich besorge, sie werden uns zu stark seyn.
  Poins.
  O was das anbetrift, zween von ihnen kenne ich als ein Paar so ächt-
  gebohrne Memmen, als jemals den Rüken gewiesen haben; und was den
  dritten betrift, wenn der sich länger wehrt als recht ist, so will
  ich alles Gewehr verschwören. Der gröste Spaß von der Sache wird
  in den miraculosen Lügen bestehen, die dieser nemliche dike
  Spizbube uns vorsagen wird, wenn wir zum Nacht-Essen zusammen
  kommen; wie er es zum wenigsten mit dreyßig aufgenommen, was für
  Hiebe er bekommen, was für Gefahren er bestanden habe; und in der
  Art, wie wir ihn aller dieser Aufschneidereyen überweisen werden,
  ligt der Spaß.
  Prinz Heinrich.
  Gut, ich will mit dir gehen; sorge für alles was wir nöthig haben,
  und erwarte mich auf morgen Nachts in East-Cheap. Leb' wohl.
  Poins.
  Lebet wohl, Milord.
  (Poins geht ab.)
  Prinz Heinrich.
  Ich kenne auch alle, und will noch eine Weile diesen zügellosen
  Humor eurer müßigen Lüderlichkeit in der Höhe halten; aber hierinn
  will ich die Sonne nachahmen, die den unedeln anstekenden Dünsten
  erlaubt, ihre Schönheit der Welt zu verbergen; damit, sobald es ihr
  gefällt, wieder sie selbst zu seyn, sie desto mehr bewundert werde,
  wenn sie, eine Zeitlang vermißt, auf einmal durch die faulen und
  häßlichen Wolken hervorbricht, welche sie zu erstiken geschienen
  hatten. Wenn das ganze Jahr aus lauter Fest-Tagen bestünde, so
  würde man des Feyerns so überdrüßig werden als des Arbeitens; sie
  sind nur erwünscht, weil sie selten kommen, und nichts gefällt mehr
  als seltne Dinge. So werde ich, wenn ich einst dieses ausgelaßne
  Wesen von mir werfe, und eine Schuld bezahle die ich nie
  versprochen habe, die Besorgnisse der Leute um so mehr zuschanden
  machen, je besser ich seyn werde als mein Wort. Und gleich einem
  glänzenden Edelstein auf einem dunkeln Grund, wird meine
  Verbesserung, meine Fehler überschimmernd, schöner scheinen, und
  mehr Augen auf sich ziehen, als ein Leben, das keine Folie hat,
  wodurch es erhoben wird.
  (Er geht ab.)
  
  Vierte Scene.
  (Verwandelt sich in einen Saal des königlichen Palasts.)
  (König Heinrich, Northumberland, Worcester, Hot-Spur, Sir Walter
  Blunt, und andre treten auf.)
  König Heinrich.
  Mein Blut ist zu kalt und zu milde gewesen, daß es bey einem so
  unanständigen Betragen nicht aufwallte; ihr habt meine schwache
  Seite gefunden, und tretet deßwegen meine Geduld mit Füssen; aber
  versichert euch, ich will künftighin mehr seyn, was meine Würde,
  als was meine Gemüthsart fordert, die zu sanft und milde gewesen
  ist, und deßwegen die Ehrfurcht verlohren hat, die eine stolze
  Seele nur dem Stolzen bezahlt.
  Worcester.
  Unser Haus, Gnädigster Herr verdienet wahrlich nicht daß die
  Geissel der Grösse gegen selbiges gebraucht werde, und dazu noch
  eben dieser Grösse, die unsre eigne Hände so stattlich zu machen
  geholfen haben.
  Northumberland.
  Mein Gnädigster Herr--
  König Heinrich.
  Worcester, entferne dich; ich sehe Ungehorsam und Drohung in deinen
  Augen. O Sir, eure Mine ist zu kühn und zu entschlossen, und die
  Majestät kan unmöglich trozbietenden Stolz auf der Stirne eines
  Unterthanen dulden. Ihr habt Erlaubniß uns zu verlassen. Wenn wir
  euern Rath oder eure Dienste nöthig haben, werden wir euch ruffen
  lassen.
  (Worcester geht ab.)
  Ihr wolltet ja reden--
  (Zu Northumberland.)
  
  Northumberland.
  Ja, mein Gnädigster Herr; diese Gefangne die in Eu. Majestät Namen
  abgefordert wurden, und die Heinrich Percy zu Holmedon gemacht hat,
  sind, wie er sagt, nicht so schlechterdings verweigert worden, wie
  man Euer Majestät berichtet hat. Entweder Mißgunst oder
  Mißverständniß ist dieses Vergehens schuldig, nicht mein Sohn.
  Hot-Spur.
  Mein Gnädigster Herr, ich versagte keine Gefangne; aber dessen
  erinnre ich mich, wie die Action zu Ende war, und ich, ganz
  aufgetroknet von Hize und Arbeit, athemlos und abgemattet auf mein
  Schwerdt mich lehnte, da kam ein gewisser junger Herr, nett,
  zierlich aufgepuzt, frisch wie ein Bräutigam, und sein kürzlich
  abgeschohrnes Kinn sah aus wie ein Stoppeln-Feld im Herbst. Er war
  parfumirt wie ein Specerey-Krämer, und hielt zwischen seinem Finger
  und seinem Daumen eine Schnupf-Büchse, die er alle Augenblike vor
  die Nase hielt; immer hatte er was zu lächeln und zu schwazen; und
  wie die Soldaten todte Körper vorbey trugen, hieß er sie ungezogne
  Flegel, eine so unsaubre und unartige Bürde zwischen den Wind und
  seine Adeliche Person zu bringen. Er fragte mich mit einem Strom
  von Sonntags- und Frauenzimmer-Redensarten nach hundert Sachen, und
  forderte mir endlich auch, zu Handen Eurer Majestät meine Gefangnen
  ab. Ich, den meine Wunden überall schmerzten, und verdrießlich
  darüber, daß mich ein solcher Papagay zur Unzeit übertäuben sollte,
  antworte ihm im Unmuth und in der Ungeduld, ich weiß nicht was; er
  sollte sie haben, oder er sollte sie nicht haben; denn es machte
  mich toll, etwas das einem Mann ähnlich sah, vor mir zu sehen, das
  von so vielen Farben schimmerte, und so süß roch, und von Flinten
  und Trummeln und Wunden so Kammerfräulein-mäßig redte, und mir
  sagte, für eine innerliche Quetschung sey kein unfehlbarers Mittel
  als Spermacet, und es sey recht zu bedauren, sey es, daß dieser
  verfluchte Salpeter aus den Eingeweiden der unschuldigen Erde
  hervorgegraben worden sey, der so viele brave wolgewachsene Leute
  so elendiglich umgebracht habe: Und wenn nur diese nichtswürdigen
  Flinten nicht wären, so würde er selbst ein Soldat geworden seyn--
  Auf alles dieses sein kühles, unzusammenhängendes Geplauder gab ich
  also, Gnädigster Herr, nur obenhin Antwort wie ich sagte; und ich
  bitte euch, laßt seinen Bericht nicht die Gültigkeit einer Anklage
  gegen einen Mann haben, der eurer Majestät so ergeben ist als ich.
  Blunt.
  Die Umstände in Ueberlegung gezogen, Gnädigster Herr, so könnte
  alles was Harry Percy damals zu so einer Person, an so einem Ort,
  und in so einer Zeit gesagt haben möchte, billiger Maassen für todt
  und abgethan gehalten, und nimmer zu seinem Nachtheil wieder
  erwähnt werden. Denn was er damals sagte, dem entsagt er ja izo
  wieder, wie ihr seht.
  König Heinrich.
  Wie, und doch weigert er sich seine Gefangnen auszuliefern, ausser
  mit der Bedingung, daß wir seinen Schwager, den närrischen Mortimer,
  unverzüglich auf unsre eigne Unkosten auslösen sollen; ihn, der
  geflissentlich das Leben aller derjenigen aufgeopfert hat, die er
  gegen diesen Zauberer, diesen verdammten Glendower anführte, dessen
  Tochter, wie wir hören, Mortimer kürzlich geheurathet hat. Sollen
  unsre Kisten etwann ausgeleert werden, um einen Verräther
  heimzukauffen? Nein, auf den nakten Wallischen Bergen laßt ihn
  verhungern; nimmer werd' ich den Mann für meinen Freund halten,
  dessen Zunge von mir nur den Aufwand eines Pfennigs verlangt, den
  aufrührischen Mortimer auszulösen.
  Hot-Spur.
  Den aufrührischen Mortimer? Das veränderliche Glük des Kriegs,
  nicht sein Wille, hat ihn in die Hände der Feinde fallen lassen,
  Gnädigster Herr; und zum Beweiß daß dieses die Wahrheit sey,
  braucht es keine andre Zeugen, als alle diese Wunden, die er
  empfieng, da er an dem beschilften Strande des anmuthigen Severns,
  in einzelnem Kampf, Stirne gegen Stirne, den grösten Theil einer
  Stunde lang den furchtbaren Glendower aufhielt. Dreymal ruhten sie,
  um wieder zu Athem zu kommen, dreymal tranken sie, auf Verabredung,
  vom Wasser des schnellen Severns, der, von ihren blutigen Bliken
  erschrekt, angstvoll zwischen seinem zitternden Schilfrohr fortrann
  und sein krauses Haupt im holen Ufer verbarg, vom Blut dieser
  muthigen Kämpfer beflekt. Niemals hat unedle heuchlerische
  Verrätherey ihren Anschlägen mit so tödtlichen Wunden eine Farbe
  angestrichen; so großmüthig verschwendet kein Verräther sein Blut.
  Gestattet also nicht, Gnädigster Herr, daß der edle Mortimer durch
  eine so unverdiente Beschuldigung entehrt werde.
  König Heinrich.
  Du lügst zu seinem Vortheil, Percy, du lügst; Niemals ist er mit
  Glendower ins Handgemeng gekommen; er hätte eben so viel Muth
  gehabt, es mit dem Teufel aufzunehmen, als mit Owen Glendower.
  Schämst du dich nicht, solche Dinge vorzugeben? Aber, beym Himmel!
  von dieser Stund an laßt mich nicht mehr von Mortimer reden hören.
  Schikt mir eure Gefangnen durch die schleunigste Veranstaltung,
  oder ihr sollt Nachrichten von mir bekommen, die euch nicht
  gefallen werden--Milord Northumland, wir erlauben euch mit euerm
  Sohn abzureisen. Eure Gefangnen, oder ihr sollt mehr von mir hören.
  (König Heinrich geht ab.)
  Hot-Spur.
  Und wenn der Teufel käme und sie mir abheulen wollte, so schik' ich
  sie nicht. Ich will ihm nach, und ihm das sagen; ich muß meinem
  Herzen Luft machen, und wenn es mit Gefahr meines Kopfs wäre.
  Northumberland.
  Wie? von Zorn trunken? Verziehe noch einen Augenblik, hier kommt
  dein Oheim. (Worcester zu den Vorigen.)
  Hot-Spur.
  Nicht mehr von Mortimer reden? Aber ich will von ihm reden, und
  möge meine Seele keine Gnade im Himmel finden, wenn ich mich nicht
  zu ihm schlage. Entweder will ich alle diese Adern ausleeren, und
  mein Herzensblut, Tropfen für Tropfen in den Staub hingiessen, oder
  ich will den zu Boden getretnen Mortimer so hoch in die Luft
  emporheben als diesen König, diesen undankbaren gefühllosen
  übermüthigen Bolingbroke.
  Northumberland.
  Bruder, der König hat euern Neffen unsinnig gemacht.
  Worcester.
  Wer brachte ihn denn in Hize, wie ich fortgegangen war?
  Hot-Spur.
  Er will mit Gewalt meine Gefangnen haben, und wie ich darauf
  bestund, daß er meinen Schwager auslösen sollte, da erblaßt' er wie
  eine Leiche, indem er mich ansah, und zitterte vor dem blossen
  Namen Mortimer.
  Worcester.
  Ich kan's ihm nicht verdenken. Wurde nicht Mortimer von Richarden,
  der nun todt ist, als der nächste Thronfolger erklärt?
  Northumberland.
  Das wurde er; ich war bey der Ausruffung zugegen, es geschah zu
  eben der Zeit, da der unglükliche König (dessen erlidtnes Unrecht
  uns Gott verzeihen wolle!) gegen die Irländischen Rebellen auszog;
  von denen er, durch Englands Aufstand abgeruffen, zurük kehrte, um
  abgesezt, und bald hernach ermordet zu werden.
  Worcester.
  Eine That, die uns in den Augen der ganzen Welt entehrt, und zum
  Abscheu gemacht hat.
  Hot-Spur.
  Aber sachte, ich bitte euch--König Richard erklärte also meinen
  Bruder Mortimer zum Thronfolger?
  Northumberland.
  Er that es, meine eigne Ohren haben es gehört.
  Hot-Spur.
  Nun, so kan ich den König, seinen Vetter, nicht verdenken, daß er
  ihn auf den kahlen Bergen verhungert zu sehen wünschte. Aber soll
  
Sez Alman ädäbiyättän 1 tekst ukıdıgız.