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Römische Geschichte — Buch 8 - 01

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  Römische Geschichte
  Achtes Buch
  Länder und Leute von Caesar bis Diocletian
  von Theodor Mommsen
  The following e-text of Mommsen’s Roemische Geschichte contains some
  (ancient) Greek quotations. The character set used for those quotations is a
  modern Greek character set. Therefore, aspirations are not marked in Greek
  words, nor is there any differentiation between the different accents of
  ancient Greek and the subscript iotas are missing as well.
  Contents
   Vorrede
   Achtes Buch—Länder und Leute von Caesar bis Diocletian
   Einleitung
   KAPITEL I. Die Nordgrenze Italiens
   KAPITEL II. Spanien
   KAPITEL III. Die gallischen Provinzen
   KAPITEL IV. Das römische Germanien und die freien Germanen
   KAPITEL V. Britannien
   KAPITEL VI. Die Donauländer und die Kriege an der Donau
   KAPITEL VII. Das griechische Europa
   KAPITEL VIII. Kleinasien
   KAPITEL IX. Die Euphratgrenze und die Parther
   KAPITEL X. Syrien und das Nabatäerland
   KAPITEL XI. Judäa und die Juden
   KAPITEL XII. Ägypten
  
  
  Vorrede
  
  Der Wunsch, daß die ‘Römische Geschichte’ fortgesetzt werden möge, ist
  mir öfter geäußert worden, und er trifft mit meinem eigenen zusammen,
  so schwer es auch ist, nach dreißig Jahren den Faden da wieder
  aufzunehmen, wo ich ihn fallen lassen mußte. Wenn er nicht unmittelbar
  anknüpft, so ist daran wenig gelegen; ein Fragment würde der vierte
  Band ohne den fünften ebenso sein, wie es der fünfte jetzt ist ohne den
  vierten. Überdies meine ich, daß die beiden zwischen diesem und den
  früheren fehlenden Bücher für das gebildete Publikum, dessen
  Verständnis des römischen Altertums zu fördern diese Geschichte
  bestimmt ist, eher durch andere Werke vertreten werden können als das
  vorliegende. Der Kampf der Republikaner gegen die durch Caesar
  errichtete Monarchie und deren definitive Feststellung, welche in dem
  Sechsten Buch erzählt werden sollen, sind so gut aus dem Altertum
  überliefert, daß jede Darstellung wesentlich auf eine Nacherzählung
  hinausläuft. Das monarchische Regiment in seiner Eigenart und die
  Fluktuationen der Monarchie sowie die durch die Persönlichkeit der
  einzelnen Herrscher bedingten allgemeinen Regierungsverhältnisse, denen
  das Siebente Buch bestimmt ist, sind wenigstens oftmals zum Gegenstand
  der Darstellung gemacht worden. Was hier gegeben wird, die Geschichte
  der einzelnen Landesteile von Caesar bis auf Diocletian, liegt, wenn
  ich nicht irre, dem Publikum, an das dieses Werk sich wendet, in
  zugänglicher Zusammenfassung nirgends vor, und daß dies nicht der Fall
  ist, scheint mir die Ursache zu sein, weshalb dasselbe die römische
  Kaiserzeit häufig unrichtig und unbillig beurteilt. Freilich kann diese
  meines Erachtens für das richtige Verständnis der Geschichte der
  römischen Kaiserzeit vorbedingende Trennung dieser Spezialgeschichten
  von der allgemeinen des Reiches für manche Abschnitte, insbesondere für
  die Epoche von Gallienus bis auf Diocletian, wieder nicht vollständig
  durchgeführt werden und hat hier die noch ausstehende allgemeine
  Darstellung ergänzend einzutreten.
  Wenn überhaupt ein Geschichtswerk in den meisten Fällen nur mit und
  durch die Landkarte anschaulich wird, so gilt dies von dieser
  Darstellung des Reiches der drei Erdteile nach seinen Provinzen in
  besonderem Grade, während hierfür genügende Karten nur in den Händen
  weniger Leser sein können. Dieselben werden also mit mir meinem Freunde
  Kiepert es danken, daß er, in der Weise und in der Begrenzung, wie der
  Inhalt dieses Bandes es an die Hand gab, demselben zunächst ein
  allgemeines Übersichtsblatt, das außerdem mehrfach für die
  Spezialkarten ergänzend eintritt, und weiter Spezialkarten der
  einzelnen Reichsteile hinzugefügt hat …
  Berlin, im Februar 1885
  Einige Versehen, auf die ich aufmerksam gemacht worden bin und die in
  den Platten sich beseitigen ließen, sind bei dem dritten Abzuge
  verbessert worden, der vierte ist ein unveränderter Abdruck des
  vorigen.
  Februar 1886; September 1894
  
  
  Achtes Buch
  Länder und Leute von Caesar bis Diocletian
  
  Gehe durch die Welt und sprich mit jedem.
  Firdusí
  
  
  Einleitung
  
  Die Geschichte der römischen Kaiserzeit stellt ähnliche Probleme wie
  diejenige der früheren Republik.
  Was aus der literarischen Überlieferung unmittelbar entnommen werden
  kann, ist nicht bloß ohne Farbe und Gestalt, sondern in der Tat
  meistens ohne Inhalt. Das Verzeichnis der römischen Monarchen ist
  ungefähr ebenso glaubwürdig wie das der Konsuln der Republik und
  ungefähr ebenso instruktiv. Die den ganzen Staat erschütternden großen
  Krisen sind in ihren Umrissen erkennbar; viel besser aber als über die
  Samnitenkriege sind wir auch nicht unterrichtet über die germanischen
  unter den Kaisern Augustus und Marcus. Der republikanische
  Anekdotenschatz ist sehr viel ehrbarer als der gleiche der Kaiserzeit;
  aber die Erzählungen von Fabricius und die vom Kaiser Gaius sind
  ziemlich gleich flach und gleich verlogen. Die innerliche Entwicklung
  des Gemeinwesens liegt vielleicht für die frühere Republik in der
  Überlieferung vollständiger vor als für die Kaiserzeit; dort bewahrt
  sie eine, wenn auch getrübte und verfälschte Schilderung der
  schließlich wenigstens auf dem Markte Roms endigenden Wandlungen der
  staatlichen Ordnung; hier vollzieht sich diese im kaiserlichen Kabinett
  und gelangt in der Regel nur mit ihren Gleichgültigkeiten in die
  Öffentlichkeit. Dazu kommt die ungeheure Ausdehnung des Kreises und die
  Verschiebung der lebendigen Entwicklung vom Zentrum in die Peripherie.
  Die Geschichte der Stadt Rom hat sich zu der des Landes Italien, diese
  zu der der Welt des Mittelmeers erweitert, und worauf es am meisten
  ankommt, davon erfahren wir am wenigsten. Der römische Staat dieser
  Epoche gleicht einem gewaltigen Baum, um dessen im Absterben
  begriffenen Hauptstamm mächtige Nebentriebe rings emporstreben. Der
  römische Senat und die römischen Herrscher entstammen bald jedem
  anderen Reichsland ebensosehr wie Italien; die Quiriten dieser Epoche,
  welche die nominellen Erben der weltbezwingenden Legionäre geworden
  sind, haben zu den großen Erinnerungen der Vorzeit ungefähr dasselbe
  Verhältnis wie unsere Johanniter zu Rhodos und Malta und betrachten
  ihre Erbschaft als ein nutzbares Recht, als stiftungsmäßige Versorgung
  arbeitsscheuer Armer. Wer an die sogenannten Quellen dieser Epoche,
  auch die besseren, geht, bemeistert schwer den Unwillen über das Sagen
  dessen, was verschwiegen zu werden verdiente, und das Verschweigen
  dessen, was notwendig war zu sagen. Denn groß Gedachtes und weithin
  Wirkendes ist auch in dieser Epoche geschaffen worden; die Führung des
  Weltregiments ist selten so lange in geordneter Folge verblieben, und
  die festen Verwaltungsnormen, wie sie Caesar und Augustus ihren
  Nachfolgern vorzeichneten, haben sich im ganzen mit merkwürdiger
  Festigkeit behauptet, trotz allem Wechsel der Dynastien und der
  Dynasten, welcher in der nur darauf blickenden und bald zu
  Kaiserbiographien zusammenschwindenden Überlieferung mehr als billig im
  Vordergrunde steht. Die scharfen Abschnitte, welche in der
  landläufigen, durch jene Oberflächlichkeit der Grundlage geirrten
  Auffassung die Regierungswechsel machen, gehören weit mehr dem
  Hoftreiben an als der Reichsgeschichte. Das eben ist das Großartige
  dieser Jahrhunderte, daß das einmal angelegte Werk, die Durchführung
  der lateinisch-griechischen Zivilisierung in der Form der Ausbildung
  der städtischen Gemeindeverfassung, die allmähliche Einziehung der
  barbarischen oder doch fremdartigen Elemente in diesen Kreis, eine
  Arbeit, welche ihrem Wesen nach Jahrhunderte stetiger Tätigkeit und
  ruhiger Selbstentwicklung erforderte, diese lange Frist und diesen
  Frieden zu Lande und zur See gefunden hat. Das Greisenalter vermag
  nicht neue Gedanken und schöpferische Tätigkeit zu entwickeln, und das
  hat auch das römische Kaiserregiment nicht getan; aber es hat in seinem
  Kreise, den die, welche ihm angehörten, nicht mit Unrecht als die Welt
  empfanden, den Frieden und das Gedeihen der vielen vereinigten Nationen
  länger und vollständiger gehegt, als es irgendeiner anderen Vormacht je
  gelungen ist. In den Ackerstädten Afrikas, in den Winzerheimstätten an
  der Mosel, in den blühenden Ortschaften der lykischen Gebirge und des
  syrischen Wüstenrandes ist die Arbeit der Kaiserzeit zu suchen und auch
  zu finden. Noch heute gibt es manche Landschaft des Orients wie des
  Okzidents, für welche die Kaiserzeit den an sich sehr bescheidenen,
  aber doch vorher wie nachher nie erreichten Höhepunkt des guten
  Regiments bezeichnet; und wenn einmal ein Engel des Herrn die Bilanz
  aufmachen sollte, ob das von Severus Antoninus beherrschte Gebiet
  damals oder heute mit größerem Verstande und mit größerer Humanität
  regiert worden ist, ob Gesittung und Völkerglück im allgemeinen seitdem
  vorwärts- oder zurückgegangen sind, so ist es sehr zweifelhaft, ob der
  Spruch zu Gunsten der Gegenwart ausfallen würde. Aber wenn wir finden,
  daß dieses also war, so fragen wir die Bücher, die uns geblieben sind,
  meistens umsonst, wie dieses also geworden ist. Sie geben darauf
  sowenig eine Antwort, wie die Überlieferung der früheren Republik die
  gewaltige Erscheinung des Rom erklärt, welches in Alexanders Spuren die
  Welt unterwarf und zivilisierte.
  Ausfüllen läßt sich die eine Lücke sowenig wie die andere. Aber es
  schien des Versuches wert, einmal abzusehen sowohl von den
  Regentenschilderungen mit ihren bald grellen, bald blassen und nur zu
  oft gefälschten Farben wie auch von dem scheinhaft chronologischen
  Aneinanderreihen nicht zusammenpassender Fragmente, und dafür zu
  sammeln und zu ordnen, was für die Darstellung des römischen
  Provinzialregiments die Überlieferung und die Denkmäler bieten, der
  Mühe wert, durch diese oder durch jene zufällig erhaltene Nachrichten,
  in dem Gewordenen aufbewahrte Spuren des Werdens, allgemeine
  Institutionen in ihrer Beziehung auf die einzelnen Landesteile, mit den
  für jeder. derselben, durch die Natur des Bodens und der Bewohner
  gegebenen Bedingungen, durch die Phantasie, welche wie aller Poesie so
  auch aller Historie Mutter ist, nicht zu einem Ganzen, aber zu dem
  Surrogat eines solchen zusammenzufassen. Aber die Epoche Diocletians
  habe ich dabei nicht hinausgehen wollen, weil das neue Regiment,
  welches damals geschaffen wurde, höchstens im zusammenfassenden
  Ausblick den Schlußstein dieser Erzählung bilden kann; seine volle
  Würdigung verlangt eine besondere Erzählung und einen anderen
  Weltrahmen, ein bei schärferem Verständnis des Einzelnen in dem großen
  Sinn und mit dem weiten Blick Gibbons durchgeführtes selbständiges
  Geschichtswerk. Italien und seine Inseln sind ausgeschlossen worden, da
  diese Darstellung von der des allgemeinen Reichsregiments nicht
  getrennt werden kann. Die sogenannte äußere Geschichte der Kaiserzeit
  ist aufgenommen als integrierender Teil der Provinzialverwaltung; was
  wir Reichskriege nennen würden, sind gegen das Ausland unter der
  Kaiserzeit nicht geführt worden, wenngleich die durch die Arrondierung
  oder Verteidigung der Grenzen hervorgerufenen Kämpfe einige Male
  Verhältnisse annahmen, daß sie als Kriege zwischen zwei gleichartigen
  Mächten erscheinen, und der Zusammensturz der römischen Herrschaft in
  der Mitte des dritten Jahrhunderts, welcher einige Dezennien hindurch
  ihr definitives Ende werden zu sollen schien, aus der an mehreren
  Stellen gleichzeitig unglücklich geführten Grenzverteidigung sich
  entwickelte. Die große Vorschiebung und Regulierung der Nordgrenze, wie
  sie unter Augustus teilweise ausgeführt ward, teilweise mißlang, leitet
  die Erzählung ein. Auch sonst sind die Ereignisse auf einem jeden der
  drei hauptsächlichsten Schauplätze der Grenzverteidigung, des Rheins,
  der Donau, des Euphrat, zusammengefaßt worden. Im übrigen ist die
  Darstellung nach den Landschaften geordnet. Im einzelnen fesselndes
  Detail, Stimmungsschilderungen und Charakterköpfe hat sie nicht zu
  bieten; es ist dem Künstler, aber nicht dem Geschichtschreiber erlaubt,
  das Antlitz des Arminius zu erfinden. Mit Entsagung ist dies Buch
  geschrieben und mit Entsagung möchte es gelesen sein.
  
  
  KAPITEL I.
  Die Nordgrenze Italiens
  
  Die römische Republik hat ihr Gebiet hauptsächlich auf den Seewegen
  gegen Westen, Süden und Osten erweitert; nach derjenigen Richtung hin,
  in welcher Italien und die von ihm abhängigen beiden Halbinseln im
  Westen und im Osten mit dem großen Kontinent Europas zusammenhängen,
  war dies wenig geschehen. Das Hinterland Makedoniens gehorchte den
  Römern nicht und nicht einmal der nördliche Abhang der Alpen; nur das
  Hinterland der gallischen Südküste war durch Caesar zum Reiche
  gekommen. Bei der Stellung, die das Reich im allgemeinen einnahm,
  durfte dies so nicht bleiben; die Beseitigung des trägen und unsicheren
  Regiments der Aristokratie mußte vor allem an dieser Stelle sich
  geltend machen. Nicht so geradezu wie die Eroberung Britanniens hatte
  Caesar die Ausdehnung des römischen Gebiets am Nordabhang der Alpen und
  am rechten Ufer des Rheins den Erben seiner Machtstellung aufgetragen;
  aber der Sache nach war die letztere Grenzerweiterung bei weitem näher
  gelegt und notwendiger als die Unterwerfung der überseeischen Kelten,
  und man versteht es, daß Augustus diese unterließ und jene aufnahm.
  Dieselbe zerfiel in drei große Abschnitte: die Operationen an der
  Nordgrenze der griechisch-makedonischen Halbinsel im Gebiet der
  mittleren und unteren Donau, in Illyricum; die an der Nordgrenze
  Italiens selbst, im oberen Donaugebiet, in Rätien und Noricum; endlich
  die am rechten Rheinufer, in Germanien. Meistens selbständig geführt,
  hängen die militärisch-politischen Vornahmen in diesen Gebieten doch
  innerlich zusammen, und wie sie sämtlich aus der freien Initiative der
  römischen Regierung hervorgegangen sind, können sie auch in ihrem
  Gelingen wie in ihrem teilweisen Mißlingen nur in ihrer Gesamtheit
  militärisch und politisch verstanden werden. Sie werden darum auch mehr
  im örtlichen als wie zeitlichen Zusammenhang dargelegt werden; das
  Gebäude, von dem sie doch nur Teile sind, wird besser in seiner inneren
  Geschlossenheit als in der Zeitfolge der Bauten betrachtet.
  Das Vorspiel zu dieser großen Gesamtaktion machen die Einrichtungen,
  welche Caesar der Sohn, so wie er in Italien und Sizilien freie Hand
  gewonnen hatte, an den oberen Küsten des Adriatischen Meeres und im
  angrenzenden Binnenland vornahm. In den hundertundfünfzig Jahren, die
  seit der Gründung Aquileias verflossen waren, hatte wohl der römische
  Kaufmann von dort aus sich des Verkehrs mehr und mehr bemächtigt, aber
  der Staat unmittelbar nur geringe Fortschritte gemacht. An den
  Haupthäfen der dalmatinischen Küste, ebenso auf der von Aquileia in das
  Savetal führenden Straße bei Nauportus (Ober-Laibach) hatten sich
  ansehnliche Handelsniederlassungen gebildet; Dalmatien, Bosnien,
  Istrien und die Krain galten als römisches Gebiet und wenigstens das
  Küstenland war in der Tat botmäßig; aber die rechtliche Städtegründung
  stand noch ebenso aus wie die Bändigung des unwirtlichen Binnenlandes.
  Hier aber kam noch ein anderes Moment hinzu. In dem Kriege zwischen
  Caesar und Pompeius hatten die einheimischen Dalmater ebenso
  entschieden für den letzteren Partei ergriffen wie die dort ansässigen
  Römer für Caesar; auch nach der Niederlage des Pompeius bei Pharsalos
  und nach der Verdrängung der Pompeianischen Flotte aus den illyrischen
  Gewässern setzten die Eingeborenen den Widerstand energisch und
  erfolgreich fort. Der tapfere und fähige Publius Vatinius, der früher
  in diese Kämpfe mit großem Erfolg eingegriffen hatte, wurde mit einem
  starken Heere nach Illyricum gesandt, wie es scheint in dem Jahre vor
  Caesars Tode und nur als Vorhut des Hauptheeres, mit welchem der
  Diktator selbst nachfolgend die eben damals mächtig emporstrebenden
  Daker niederzuwerfen und die Verhältnisse im ganzen Donaugebiet zu
  ordnen beabsichtigte. Diesen Plan schnitten die Dolche der Mörder ab;
  man mußte sich glücklich schätzen, daß die Daker nicht ihrerseits in
  Makedonien eindrangen, und Vatinius selbst focht gegen die Dalmater
  unglücklich und mit starken Verlusten. Als dann die Republikaner im
  Osten rüsteten, ging das illyrische Heer in das des Brutus über und die
  Dalmatiner blieben längere Zeit unangefochten. Nach der Niederwerfung
  der Republikaner ließ Antonius, dem bei der Teilung des Reiches
  Makedonien zugefallen war, im Jahre 715 (39) die unbotmäßigen Dardaner
  im Nordwesten und die Parthiner an der Küste (östlich von Durazzo) zu
  Paaren treiben, wobei der berühmte Redner Gaius Asinius Pollio die
  Ehren des Triumphes gewann. In Illyricum, welches unter Caesar stand,
  konnte nichts geschehen, solange dieser seine ganze Macht auf den
  sizilischen Krieg gegen Sextus Pompeius wenden mußte; aber nach dessen
  glücklicher Beendigung warf Caesar selbst sich mit aller Kraft auf
  diese Aufgabe. Die kleinen Völkerschaften von Doclea (Cernagora) bis zu
  den Japuden (bei Fiume) wurden in dem ersten Feldzug (719 35) zur
  Botmäßigkeit zurückgebracht oder jetzt zuerst gebändigt. Es war kein
  großer Krieg mit namhaften Feldschlachten, aber die Gebirgskämpfe gegen
  die tapferen und verzweifelnden Stämme und das Brechen der festen, zum
  Teil mit römischen Maschinen ausgerüsteten Burgen waren keine leichte
  Aufgabe; in keinem seiner Kriege hat Caesar in gleichem Grade eigene
  Energie und persönliche Tapferkeit entwickelt. Nach der mühsamen
  Unterwerfung des Japudengebiets marschierte er noch in demselben Jahre
  im Tal der Kulpa aufwärts zu deren Mündung in die Save; die dort
  gelegene feste Ortschaft Siscia (Sziszek), der Hauptwaffenplatz der
  Pannonier, gegen den bisher die Römer noch nie mit Erfolg vorgegangen
  waren, ward jetzt besetzt und zum Stützpunkt bestimmt für den Krieg
  gegen die Daker, den Caesar demnächst aufzunehmen gedachte. In den
  beiden folgenden Jahren (720, 721 34, 33) wurden die Dalmater, die seit
  einer Reihe von Jahren gegen die Römer in Waffen standen, nach dem Fall
  ihrer Feste Promona (Promina bei Dernis, oberhalb Sebenico) zur
  Unterwerfung gezwungen. Wichtiger aber als diese Kriegserfolge war das
  Friedenswerk, das zugleich sich vollzog und zu dessen Sicherung sie
  dienen sollten. Ohne Zweifel in diesen Jahren erhielten die Hafenplätze
  an der istrischen und dalmatinischen Küste, soweit sie in dem
  Machtbereich Caesars lagen, Tergeste (Triest), Pola, Iader (Zara),
  Salome (bei Spalato), Narona (an der Narentamündung), nicht minder
  jenseits der Alpen, auf der Straße von Aquileia über die Julische Alpe
  zur Save, Emona (Laibach), durch den zweiten Julier zum Teil städtische
  Mauern, sämtlich städtisches Recht. Die Plätze selbst bestanden wohl
  alle schon längst als römische Flecken; aber es war immer von
  wesentlicher Bedeutung, daß sie jetzt unter die italischen Gemeinden
  gleichberechtigt eingereiht wurden.
  Der Dakerkrieg sollte folgen; aber der Bürgerkrieg ging zum zweitenmal
  ihm vor. Statt nach Illyricum rief er den Herrscher in den Osten; und
  der große Entscheidungskampf zwischen Caesar und Antonius warf seine
  Wellen bis in das ferne Donaugebiet. Das durch den König Burebista
  geeinigte und gereinigte Volk der Daker, jetzt unter dem König Cotiso,
  sah sich von beiden Gegnern umworben - Caesar wurde sogar beschuldigt,
  des Königs Tochter zur Ehe begehrt und ihm dagegen die Hand seiner
  fünfjährigen Tochter Julia angetragen zu haben. Daß der Daker im
  Hinblick auf die von dem Vater geplante, von dem Sohn durch die
  Befestigung Siscias eingeleitete Invasion sich auf Antonius’ Seite
  schlug, ist begreiflich; und hätte er ausgeführt, was man in Rom
  besorgte, wäre er, während Caesar im Osten focht, vom Norden her in das
  wehrlose Italien eingedrungen, oder hätte Antonius nach dem Vorschlag
  der Daker die Entscheidung statt in Epirus vielmehr in Makedonien
  gesucht und dort die dakischen Scharen an sich gezogen, so wären die
  Würfel des Kriegsglücks vielleicht anders gefallen. Aber weder das eine
  noch das andere geschah; zudem brach eben damals der durch Burebistas
  kräftige Hand geschaffene Dakerstaat wieder auseinander; die inneren
  Unruhen, vielleicht auch von Norden her die Angriffe der germanischen
  Bastarner und der späterhin Dakien nach allen Richtungen umklammernden
  sarmatischen Stämme, verhinderten die Daker, in den auch über ihre
  Zukunft entscheidenden römischen Bürgerkrieg einzugreifen.
  Unmittelbar nachdem die Entscheidung in diesem gefallen war, wandte
  sich Caesar zu der Regulierung der Verhältnisse an der unteren Donau.
  Indes da teils die Daker selbst nicht mehr so wie früher zu fürchten
  waren, teils Caesar jetzt nicht mehr bloß über Illyricum, sondern über
  die ganze griechisch-makedonische Halbinsel gebot, wurde zunächst diese
  die Basis der römischen Operationen. Vergegenwärtigen wir uns die
  Völker und die Herrschaftsverhältnisse; die Augustus dort vorfand.
  Makedonien war seit Jahrhunderten römische Provinz. Als solche reichte
  es nicht hinaus nördlich über Stobi und östlich über das
  Rhodopegebirge; aber der Machtbereich Roms erstreckte sich weit über
  die eigentliche Landesgrenze, obwohl in schwankendem Umfang und ohne
  feste Form. Ungefähr scheinen die Römer damals bis zum Haemus (Balkan)
  die Vormacht gehabt zu haben, während das Gebiet jenseits des Balkan
  bis zur Donau wohl einmal von römischen Truppen betreten, aber
  keineswegs von Rom abhängig war ^1. Jenseits des Rhodopegebirges waren
  die Makedonien benachbarten thrakischen Dynasten, namentlich die der
  Odrysen, denen der größte Teil der Südküste und ein Teil der Küste des
  Schwarzen Meeres botmäßig war, durch die Expedition des Lucullus unter
  römische Schutzherrschaft gekommen, während die Bewohner der mehr
  binnenländischen Gebiete, namentlich die Besser an der oberen Mariza
  Untertanen wohl hießen, aber nicht waren und ihre Einfälle in das
  befriedete Gebiet sowie die Vergeltungszüge in das ihrige stetig
  fortgingen. So hatte um das Jahr 694 (60) der leibliche Vater des
  Augustus, Gaius Octavius, und im Jahre 711 (43) während der
  Vorbereitungen zu dem Kriege gegen die Triumvirn Marcus Brutus gegen
  sie gestritten. Eine andere thrakische Völkerschaft, die Dentheleten
  (in der Gegend von Sofia), hatten noch in Ciceros Zeit bei einem
  Einfall in Makedonien Miene gemacht, dessen Hauptstadt Thessalonike zu
  belagern. Mit den Dardanern, den westlichen Nachbarn der Thraker, einem
  Zweig der illyrischen Völkerfamilie, welche das südliche Serbien und
  den Distrikt Prisrend bewohnten, hatte der Amtsvorgänger des Lucullus,
  Curio, mit Erfolg und ein Dezennium später Ciceros Kollege im Konsulat,
  Gaius Antonius, im Jahre 692 (62) unglücklich gefochten. Unterhalb des
  dardanischen Gebiets, unmittelbar an der Donau, saßen wieder thrakische
  Stämme, die einstmals mächtigen, jetzt herabgekommenen Triballer im Tal
  des Oescus (in der Gegend von Plewna), weiterhin an beiden Ufern der
  Donau bis zur Mündung Daker, oder wie sie am rechten Donauufer mit dem
  alten, auch den asiatischen Stammgenossen gebliebenen Volksnamen
  gewöhnlich genannt wurden, Myser oder Möser, wahrscheinlich zu
  Burebistas Zeit ein Teil seines Reiches, jetzt wieder in verschiedene
  Fürstentümer zersplittert. Die mächtigste Völkerschaft aber zwischen
  Balkan und Donau waren damals die Bastarner. Wir sind diesem tapferen
  und zahlreichen Stamm, dem östlichsten Zweig der großen germanischen
  Sippe, schon mehrfach begegnet. Eigentlich ansässig hinter den
  transdanuvianischen Dakern jenseits der Gebirge, die Siebenbürgen von
  der Moldau scheiden, an den Donaumündungen und in dem weiten Gebiet von
  da zum Dnjestr, befanden sie sich selber außerhalb des römischen
  Bereichs; aber vorzugsweise aus ihnen hatte sowohl König Philipp von
  Makedonien wie König Mithradates von Pontus seine Heere gebildet und in
  dieser Weise hatten die Römer schon früher oft mit ihnen gestritten.
  Jetzt hatten sie in großen Massen die Donau überschritten und sich
  nördlich vom Haemus festgesetzt; insofern der dakische Krieg, wie ihn
  Caesar der Vater und dann der Sohn geplant hatten, ohne Zweifel der
  Gewinnung des rechten Ufers der unteren Donau galt, war er nicht minder
  gegen sie gerichtet wie gegen die rechtsufrigen dakischen Möser. Die
  griechischen Küstenstädte in dem Barbarenland Odessos (bei Varna),
  Tomis, Istropolis, schwer bedrängt durch dies Völkergewoge, waren hier
  wie überall die geborenen Klienten der Römer.
  ——————————————————————————-
  ^1 Dies sagt ausdrücklich Dio (51, 23) zum Jahre 725 (29): τέος μέν ούν
  ταύτ εποίουν (d. h. solange die Bastarner nur die Triballer - bei
  Oescus in Niedermösien - und die Dardaner in Obermösien angriffen),
  ουδέν σφίσι πράγμα πρός τούς Ρωμαίους ήν. Επεί δέ τόν τε Αίμον
  υπερέβεσαν καί τήν Θράκην τήν Δενθελήτων ένσπονδον αυτοίς ούσαν
  κατέδραμον κ. τ. λ. Die Bundesgenossen in Mösien, von denen Dio 38, 10
  spricht, sind die Küstenstädte.
  ——————————————————————————-
  Zur Zeit der Diktatur Caesars, als Burebista auf der Höhe seiner Macht
  stand, hatten die Daker an der Küste bis hinab nach Apollonia jenen
  fürchterlichen Verheerungszug ausgeführt, dessen Spuren noch nach
  anderthalb Jahrhunderten nicht verwischt waren. Es mag wohl zunächst
  dieser Einfall gewesen sein, welcher Caesar den Vater bestimmte, den
  Dakerkrieg zu unternehmen; und nachdem der Sohn jetzt auch über
  Makedonien gebot, mußte er allerdings sich verpflichtet fühlen, eben
  hier sofort und energisch einzugreifen. Die Niederlage, die Ciceros
  Kollege Antonius bei Istropolis durch die Bastarner erlitten hatte,
  darf als ein Beweis dafür genommen werden, daß diese Griechen wieder
  einmal der Hilfe der Römer bedurften.
  In der Tat wurde bald nach der Schlacht bei Actium (725 29) Marcus
  Licinius Crassus, der Enkel des bei Karrhä gefallenen, von Caesar als
  Statthalter nach Makedonien gesandt und beauftragt, den zweimal
  verhinderten Feldzug nun auszuführen. Die Bastarner, welche eben damals
  in Thrakien eingefallen waren, fügten sich ohne Widerstand, als Crassus
  sie auffordern ließ, das römische Gebiet zu verlassen; aber ihr Rückzug
  genügte dem Römer nicht. Er überschritt seinerseits den Haemus ^2,
  schlug am Einfluß des Cibrus (Tzibritza) in die Donau die Feinde, deren
  König Deldo auf der Wahlstatt blieb, und nahm, was aus der Schlacht in
  eine nahe Festung entkommen war, mit Hilfe eines zu den Römern
  haltenden Dakerfürsten gefangen. Ohne weiteren Widerstand zu leisten,
  unterwarf sich dem Überwinder der Bastarner das gesamte mösische
  Gebiet. Diese kamen im nächsten Jahr wieder, um die erlittene
  Niederlage wettzumachen; aber sie unterlagen abermals und mit ihnen,
  was von den mösischen Stämmen wieder zu den Waffen gegriffen hatte.
  Damit waren diese Feinde von dem rechten Donauufer ein für allemal
  ausgewiesen und dieses vollständig der römischen Herrschaft
  unterworfen. Zugleich wurden die noch nicht botmäßigen Thraker
  gebändigt, den Bessern das nationale Heiligtum des Dionysos genommen
  und die Verwaltung desselben den Fürsten der Odrysen übertragen, welche
  überhaupt seitdem unter dem Schutz der römischen Obergewalt die
  Oberherrlichkeit über die thrakischen Völkerschaften südlich vom Haemus
  führten oder doch führen sollten. Unter seinen Schutz wurden ferner die
  griechischen Küstenstädte am Schwarzen Meere gestellt und auch das
  übrige eroberte Gebiet verschiedenen Lehnsfürsten zugeteilt, auf die
  somit zunächst der Schutz der Reichsgrenze überging ^3; eigene Legionen
  hatte Rom für diese fernen Landschaften nicht übrig. Makedonien wurde
  dadurch zur Binnenprovinz, die der militärischen Verwaltung nicht
  ferner bedurfte. Das Ziel, das bei jenen dakischen Kriegsplänen ins
  Auge gefaßt worden war, war erreicht.
  ————————————————————————————
  ^2 Wenn Dio sagt (51, 23): τήν Σεγετικήν κακουμένην προσεποιήσατο καί
  ες τήν Μυσίδα ενέβαλε, so kann jene Stadt wohl nur Serdica sein, das
  heutige Sofia, am oberen Oescus, der Schlüssel für das mösische Land.
  ^3 Nach dem Feldzug des Crassus ist das eroberte Land wahrscheinlich in
  der Weise organisiert worden, daß die Küste zum Thrakischen Reich kam,
  wie dies G. Zippel (Die römische Herrschaft in Illyricum bis auf
  Augustus. Leipzig 1877, S. 243) dargetan hat, der westliche Teil aber,
  ähnlich wie Thrakien den einheimischen Fürsten zu Lehen gegeben ward,
  an deren eines Stelle der noch unter Tiberius fungierende praefectus
  civitatium Moesiae et Triballiae (CIL V, 1838) getreten sein muß. Die
  
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