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Wissenschaft der Logik — Band 2 - 22

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  Das Erste ist, daß die noch gegebene Objektivität in die einfache,
  als erste Form, somit die Form _des Begriffes_ verwandelt wird; die
  Momente dieses Auffassens sind daher keine anderen, als die Momente
  des Begriffs; die _Allgemeinheit, Besonderheit_ und _Einzelnheit_.
  --Das _Einzelne_ ist das Objekt selbst als _unmittelbare Vorstellung_,
  dasjenige, was definirt werden soll. Das Allgemeine des Objekts
  desselben hat sich in der Bestimmung des objektiven Urtheils, oder
  des Urtheils der Nothwendigkeit, als die _Gattung_, und zwar als die
  _nächste_ ergeben, das Allgemeine nämlich mit dieser Bestimmtheit,
  welche zugleich Princip für den Unterschied des Besondern ist.
  Diesen Unterschied hat der Gegenstand an der _specifischen Differenz_,
  welche ihn zu der bestimmten Art macht, und welche seine Disjunktion
  gegen die übrigen Arten begründet.
  Die Definition, indem sie auf diese Weise den Gegenstand auf seinen
  _Begriff_ zurückführt, streift seine Äußerlichkeiten, welche zur
  Existenz erforderlich sind, ab; sie abstrahirt von dem, was zum
  Begriffe in seiner Realisation hinzukommt, wodurch er erstlich zur
  Idee, und zweitens zur äußerlichen Existenz heraustritt. Die
  _Beschreibung_ ist für die _Vorstellung_ und nimmt diesen weitern der
  Realität angehörigen Inhalt auf. Die Definition reducirt aber diesen
  Reichthum der mannigfaltigen Bestimmungen des angeschauten Daseyns
  auf die einfachsten Momente; welches die Form dieser einfachen
  Elemente, und wie sie gegen einander bestimmt ist, dieß ist in dem
  Begriff enthalten. Der Gegenstand wird hiermit, wie angegeben, als
  Allgemeines gefaßt, welches zugleich wesentlich Bestimmtes ist. Der
  Gegenstand selbst ist das Dritte, das Einzelne, in welchem die
  Gattung und die Besonderung in Eins gesetzt ist, und ein
  _Unmittelbares_, welches _außer_ dem Begriffe, da er noch nicht
  selbstbestimmend ist, gesetzt ist.
  In jenen Bestimmungen, dem Formunterschiede der Definition, findet
  der Begriff sich selbst, und hat darin die ihm entsprechende Realität.
  Aber weil die Reflexion der Begriffs-Momente in sich selbst, die
  Einzelnheit, in dieser Realität noch nicht enthalten, weil somit das
  Objekt, insofern es im Erkennen ist, noch nicht als ein subjektives
  bestimmt ist, so ist das Erkennen dagegen ein subjektives und hat
  einen äußerlichen Anfang, oder wegen seines äußerlichen Anfangs am
  Einzelnen ist es ein subjektives. Der Inhalt des Begriffs ist daher
  ein gegebenes und ein Zufälliges nach der gedoppelten Seite, einmal
  nach seinem Inhalte überhaupt, das andere Mal danach, welche
  Inhaltsbestimmungen von den mannigfaltigen Qualitäten, die der
  Gegenstand im äußerlichen Daseyn hat, für den Begriff ausgewählt
  werden, und die Momente desselben ausmachen sollen.
  Die letztere Rücksicht bedarf näherer Betrachtung. Es ist nämlich,
  da die Einzelnheit als das an und für sich Bestimmtseyn außer der
  eigenthümlichen Begriffsbestimmung des synthetischen Erkennens liegt,
  kein Princip vorhanden, welche Seiten des Gegenstandes als zu seiner
  Begriffsbestimmung und welche nur zu der äußerlichen Realität gehörig
  angesehen werden sollen. Dieß macht eine Schwierigkeit bei den
  Definitionen aus, die für dieses Erkennen nicht zu beseitigen ist.
  Doch muß dabei ein Unterschied gemacht werden.--_Vor's Erste_ von
  Produkten der selbstbewußten Zweckmäßigkeit läßt sich leicht die
  Definition auffinden, denn der Zweck, für welchen sie dienen sollen,
  ist eine Bestimmung, die aus dem subjektiven Entschlusse erzeugt ist,
  und die wesentlichen Besonderung, die Form des Existirenden ausmacht,
  auf welche es hier allein ankommt. Die sonstige Natur seines
  Materials oder andere äußere Eigenschaften sind, insofern sie dem
  Zweck entsprechen in seiner Bestimmung enthalten, die übrigen sind
  dafür unwesentlich.
  _Zweitens_ die geometrischen Gegenstände sind abstrakte
  Raumbestimmungen; die zum Grunde liegende Abstraktion, der sogenannte
  absolute Raum, hat alle weitern konkreten Bestimmungen verloren, und
  hat nun ferner nur solche Gestalten und Figurationen, als in ihm
  gesetzt werden; _sie sind_ daher wesentlich nur, was sie seyn
  _sollen_; ihre Begriffsbestimmung überhaupt, und näher die
  specifische Differenz hat an ihnen ihre einfache ungehinderte
  Realität; sie sind insofern dasselbe, was die Produkte der äußern
  Zweckmäßigkeit, wie sie auch mit den arithmetischen Gegenständen
  darin übereinkommen, in welchen gleichfalls nur die Bestimmung zum
  Grunde liegt, die in ihnen gesetzt worden.--Der Raum hat zwar noch
  weitere Bestimmungen, die Dreiheit seiner Dimensionen, seine
  Kontinuität und Theilbarkeit, welche nicht durch die äußerliche
  Bestimmung an ihm erst gesetzt werden. Diese gehören aber zu dem
  aufgenommenen Material, und sind unmittelbar Voraussetzungen; erst
  die Verknüpfung und Verwickelung jener subjektiven Bestimmungen mit
  dieser eigenthümlichen Natur ihres Bodens, in welchen sie eingetragen
  worden, bringt synthetische Verhältnisse und Gesetze hervor.--Bei den
  Zahlbestimmungen, da ihnen das einfache Princip des _Eins_ zu Grunde
  liegt, ist die Verknüpfung und weitere Bestimmung ganz nur ein
  Gesetztes, die Bestimmungen hingegen im Raume, der für sich ein
  kontinuirliches _Außereinander_ ist, verlaufen sich noch weiter, und
  haben eine von ihrem Begriffe verschiedene Realität, die aber nicht
  mehr zur unmittelbaren Definition gehört.
  _Drittens_ aber sieht es mit den Definitionen _konkreter_ Objekte der
  Natur sowohl als auch des Geistes ganz anders aus. Solche
  Gegenstände sind überhaupt für die Vorstellung _Dinge von vielen
  Eigenschaften_. Es kommt hier zunächst darauf an, aufzufassen, was
  ihre nächste Gattung, und dann, was ihre specifische Differenz ist.
  Es ist daher zu bestimmen, welche der vielen Eigenschaften dem
  Gegenstande als Gattung, und welche ihm als Art zukomme, ferner
  welche unter diesen Eigenschaften die wesentliche sey; und zu dem
  Letztern gehört, zu erkennen, in welchem Zusammenhange sie mit
  einander stehen, ob die eine schon mit der andern gesetzt sey. Dafür
  aber ist kein anderes Kriterium noch vorhanden, als das _Daseyn_
  selbst.--Die Wesentlichkeit der Eigenschaft ist für die Definiton,
  worin sie als einfache, unentwickelte Bestimmtheit gesetzt seyn soll,
  ihre Allgemeinheit. Diese aber ist im Daseyn die bloß empirische;
  --Allgemeinheit in der Zeit, ob die Eigenschaft dauernd ist, während
  die anderen sich als vergänglich in dem Bestehen des Ganzen zeigen;
  --oder eine Allgemeinheit, die aus Vergleichung mit anderen konkreten
  Ganzen hervorgeht, und insofern nicht über die Gemeinschaftlichkeit
  hinauskommt. Wenn nun die Vergleichung den totalen Habitus, wie er
  sich empirisch darbietet, als gemeinschaftliche Grundlage angiebt, so
  hat die Reflexion denselben in eine einfache Gedankenbestimmung
  zusammenzubringen, und den einfachen Charakter solcher Totalität
  aufzufassen. Aber die Beglaubigung, daß eine Gedankenbestimmung oder
  eine einzelne der unmittelbaren Eigenschaften das einfache und
  bestimmte Wesen des Gegenstandes ausmachte, kann nur eine _Ableitung_
  solcher Bestimmung aus der konkreten Beschaffenheit seyn. Dieß
  erforderte aber eine Analyse, welche die unmittelbaren
  Beschaffenheiten in Gedanken verwandelt, und das Konkrete derselben
  auf ein Einfaches zurückführt; eine Analyse, die höher ist als die
  betrachtete, weil sie nicht abstrahirend seyn, sondern in dem
  Allgemeinen das Bestimmte des Konkreten noch erhalten, dasselbe
  vereinigen und von der einfachen Gedankenbestimmung abhängig zeigen
  sollte.
  Die Beziehungen der mannigfaltigen Bestimmungen des unmittelbaren
  Daseyns auf den einfachen Begriff wären aber Lehrsätze, die des
  Beweises bedürften. Die Definition aber als der erste, noch
  unentwickelte Begriff, indem sie die einfache Bestimmtheit des
  Gegenstandes auffassen, und dieß Auffassen etwas Unmittelbares seyn
  soll, kann dazu nur eine seiner _unmittelbaren_ sogenannten
  Eigenschaften,--eine Bestimmung des sinnlichen Daseyns oder der
  Vorstellung, gebrauchen; ihre durch die Abstraktion geschehene
  Vereinzelung macht dann die Einfachheit aus, und für die
  Allgemeinheit und Wesentlichkeit ist der Begriff an die empirische
  Allgemeinheit, das Beharren unter veränderten Umständen und die
  Reflexion verwiesen, die im äußerlichen Daseyn und in der Vorstellung,
  d. h. da die Begriffsbestimmung sucht, wo sie nicht zu finden ist.
  --Das Definiren thut daher auch auf eigentliche Begriffsbestimmungen,
  die wesentlich die Principien der Gegenstände wären, von selbst
  Verzicht, und begnügt sich mit _Merkmalen_, d. i. Bestimmungen, bei
  denen die _Wesentlichkeit_ für den Gegenstand selbst gleichgültig ist,
  und die vielmehr nur den Zweck haben, daß sie für eine äußere
  Reflexion _Merkzeichen_ sind.--Eine solche einzelne, _äußerliche_
  Bestimmtheit steht mit der konkreten Totalität und mit der Natur
  ihres Begriffs zu sehr in Unangemessenheit, als daß sie für sich
  gewählt und dafür genommen werden könnte, daß ein konkretes Ganzes
  seinen wahrhaften Ausdruck und Bestimmung in ihr hätte.--Nach
  _Blumenbachs_ Bemerkung z.B. ist das Ohrläppchen etwas, das allen
  anderen Thieren fehlt, das also nach den gewöhnlichen Redensarten von
  gemeinsamen und unterscheidenden Merkmalen mit allem Recht als der
  distinktive Charakter in der Definition des physischen Menschen
  gebraucht werden könnte. Aber wie unangemessen zeigt sich sogleich
  eine solche ganz äußerliche Bestimmung mit der Vorstellung des
  totalen Habitus des physischen Menschen, und mit der Forderung, daß
  die Begriffsbestimmung etwas Wesentliches seyn soll! Es ist etwas
  ganz Zufälliges, wenn die in die Definition aufgenommenen Merkmale
  nur solche reine Nothbehelfe sind, oder aber sich der Natur eines
  Princips mehr nähern. Es ist ihnen um ihrer Äußerlichkeit willen
  auch anzusehen, daß von ihnen in der Begriffserkenntniß nicht
  angefangen worden ist; vielmehr ist ein dunkles Gefühl, ein
  unbestimmter aber tieferer Sinn, eine Ahnung des Wesentlichen, der
  Erfindung der Gattungen in der Natur und im Geiste vorangegangen, und
  darum erst für den Verstand eine bestimme Äußerlickeit aufgesucht
  worden.--Der Begriff, indem er im Daseyn in die Äußerlichkeit
  getreten ist, ist er in seine Unterschiede entfaltet, und kann nicht
  an eine einzelne solcher Eigenschaften schlechthin gebunden seyn.
  Die Eigenschaften als die Äußerlichkeit des Dinges sind sich selbst
  äußerlich; es ist in der Sphäre der Erscheinung bei dem Dinge von
  vielen Eigenschaften aufgezeigt worden, daß sie deswegen wesentlich
  sogar zu selbstständigen Materien werden; der Geist wird, von
  demselben Standpunkte der Erscheinung aus betrachtet, zu einem
  Aggregate von vielen selbstständigen Kräften. Die einzelne
  Eigenschaft oder Kraft hört durch diesen Standpunkt selbst, wo sie
  gleichgültig gegen die andern gesetzt wird, auf, charakterisirendes
  Princip zu seyn, womit mit der Bestimmtheit, als Bestimmtheit des
  Begriffs, überhaupt verschwindet.
  Noch tritt an den konkreten Dingen neben der Verschiedenheit der
  Eigenschaften gegeneinander der Unterschied zwischen _Begriff_ und
  seiner _Verwirklichung_ ein. Der Begriff in der Natur und im Geiste
  hat eine äußerliche Darstellung, worin seine Bestimmtheit sich als
  Abhängigkeit von Äußerem, Vergänglichkeit und Unangemessenheit zeigt.
  Etwas Wirkliches zeigt daher wohl an sich, was es seyn _soll_, aber
  es kann auch nach dem negativen Begriffsurtheil ebenso sehr zeigen,
  daß seine Wirklichkeit diesem Begriffe nur unvollständig entspricht,
  daß sie _schlecht_ ist. Indem die Definition nun in einer
  unmittelbaren Eigenschaft die Bestimmtheit des Begriffes angeben soll,
  so giebt es keine Eigenschaft, gegen welche nicht eine Instanz
  beigebracht werden könne, in der der ganze Habitus zwar das zu
  definirende Konkrete erkennen läßt, die Eigenschaft aber, welche für
  dessen Charakter genommen wird, sich unreif oder verkümmert zeigt.
  In einer schlechten Pflanze, einer schlechten Thiergattung, einem
  verächtlichen Menschen, einem schlechten Staate sind Seiten der
  Existenz mangelhaft oder ganz obliterirt, welche sonst für die
  Definition als das Unterscheidende und die wesentliche Bestimmtheit
  in der Existenz eines solchen Konkreten genommen werden konnten.
  Eine schlechte Pflanze, Thier u. s. f. bleibt aber immer noch eine
  Pflanze, Thier u. s. f. Soll daher auch das Schlechte in die
  Definition aufgenommen seyn, so entgehen den empirischen Herumsuchen
  alle Eigenschaften, welche es als wesentlich ansehen wollte, durch
  die Instanzen von Mißgeburten, denen dieselben fehlen, z.B. die
  Wesentlichkeit des Gehirns für den physischen Menschen, durch die
  Instanz der Akephalen, die Wesentlichkeit des Schutzes von Leben und
  Eigenthum für den Staat, durch die Instanz despotischer Staaten und
  tyrannischer Regierungen.--Wenn gegen die Instanz der Begriff
  behauptet, und sie an demselben gemessen für ein schlechtes Exemplar
  ausgegeben wird, so hat er seine Beglaubigung nicht mehr an der
  Erscheinung. Die Selbstständigkeit des Begriffes ist aber dem Sinne
  der Definition zuwider, welche der _unmittelbare_ Begriff seyn soll,
  daher ihre Bestimmungen für die Gegenstände nur aus der
  Unmittelbarkeit des Daseyns aufnehmen und sich nur an dem
  Vorgefundenen rechtfertigen kann.--Ob ihr Inhalt _an und für sich_
  Wahrheit oder Zufälligkeit sey, dieß liegt außer ihrer Sphäre; die
  formelle Wahrheit aber, die Übereinstimmung des in der Definition
  subjektiv gesetzten Begriffs und eines außer ihm wirklichen
  Gegenstandes kann darum nicht ausgemacht werden, weil der einzelne
  Gegenstand auch schlecht seyn kann.
  Der Inhalt der Definition ist überhaupt aus dem unmittelbaren Daseyn
  genommen, und weil er unmittelbar ist, hat er keine Rechtfertigung;
  die Frage nach dessen Nothwendigkeit ist durch den Ursprung beseitigt;
  darin, daß sie den Begriff als ein bloß Unmittelbares ausspricht,
  ist darauf Verzicht gethan, ihn selbst zu begreifen. Sie stellt
  daher nichts dar als die Formbestimmung des Begriffs an einem
  gegebenen Inhalt, ohne die Reflexion des Begriffes in sich selbst, d.
  h. _ohne sein Fürsichseyn_.
  Aber die Unmittelbarkeit überhaupt geht nur aus der Vermittelung
  hervor, sie muß daher zu dieser übergehen. Oder die
  Inhaltsbestimmtheit, welche die Definition enthält, ist darum, weil
  sie Bestimmtheit ist, nicht nur ein Unmittelbares, sondern durch ihre
  andere Vermitteltes; die Definition kann daher ihren Gegenstand nur
  durch die entgegengesetzte Bestimmung fassen, und muß daher zur
  _Eintheilung_ übergehen.
  
  2. Die Eintheilung
  
  Das Allgemeine muß sich _besondern_; insofern liegt die
  Nothwendigkeit der Eintheilung in dem Allgemeinen. Indem aber die
  Definition schon selbst mit dem Besondern anfängt, so liegt ihre
  Nothwendigkeit, zur Eintheilung überzugehen, im Besondern, das für
  sich auf ein anderes Besonderes hinweist. Umgekehrt scheidet sich
  eben darin das Besondere, indem die Bestimmtheit im Bedürfnisse ihres
  Unterschiedes von der ihr andern festgehalten wird, von dem
  Allgemeinen ab; dieses wird hiermit für die Eintheilung
  _vorausgesetzt_. Der Gang ist daher zwar dieser, daß er der einzelne
  Inhalt der Definition durch die Besonderheit zum Extrem der
  Allgemeinheit aufsteigt, aber diese muß nunmehr als die objektive
  Grundlage angenommen werden, und von ihr aus stellt sich die
  Eintheilung als Disjunktion des Allgemeinen, als des Ersten, dar.
  Hiermit ist ein Übergang eingetreten, der, da er vom Allgemeinen zum
  Besondern geschieht, durch die Form des Begriffs bestimmt ist. Die
  Definition für sich ist etwas Einzelnes; eine Mehrheit von
  Definitionen gehört der Mehrheit der Gegenstände an. Der dem Begriff
  angehörige Fortgang vom Allgemeinen zum Besondern ist Grundlage und
  Möglichkeit einer _synthetischen Wissenschaft_, eines _Systems und
  systematischen Erkennens_.
  Die erste Erforderniß hierfür ist, wie gezeigt, daß der Anfang mit
  dem Gegenstande in der Form eines _Allgemeinen_ gemacht werde. Wenn
  in der Wirklichkeit, es sey der Natur oder des Geistes, die konkrete
  Einzelnheit dem subjektiven, natürlichen Erkennen als das Erste
  gegeben ist, so muß dagegen in dem Erkennen, das wenigstens insofern
  ein Begreifen ist, als es die Form des Begriffes zur Grundlage hat,
  das _Einfache_, von dem Konkreten _Ausgeschiedene_ das Erste seyn,
  weil der Gegenstand nur in dieser Form die Form des sich auf sich
  beziehenden Allgemeinen und des dem Begriffe nach Unmittelbaren hat.
  Gegen diesen Gang im Wissenschaftlichen kann etwa gemeint werden,
  weil das Anschauen leichter sey als das Erkennen, so sey auch das
  Anschaubare, also die konkrete Wirklichkeit zum Anfang der
  Wissenschaft zu machen, und dieser Gang sey _naturgemäßer_ als der,
  welcher vom Gegenstand in seiner Abstraktion beginnt, und von da
  umgekehrt zu dessen Besonderung und konkreten Vereinzelung fortgeht.
  --Indem aber _erkannt_ werden soll, so ist die Vergleichung mit der
  _Anschauung_ bereits entschieden und aufgegeben; und es kann nur die
  Frage seyn, was _innerhalb des Erkennens_ das Erste und wie die Folge
  beschaffen seyn soll; es wird nicht mehr ein _naturgemäßer_, sondern
  ein _erkenntnißgemäßer_ Weg verlangt.--Wenn bloß nach der
  _Leichtigkeit_ gefragt wird, so erhellt ohnehin von selbst, daß es
  dem Erkennen leichter ist, die abstrakte einfache Gedankenbestimmung
  zu fassen, als das Konkrete, welches eine vielfache Verknüpfung von
  solchen Gedankenbestimmungen und deren Verhältnissen ist; und in
  dieser Art, nicht mehr wie es in der Anschauung ist, soll es
  aufgefaßt werden. An und für sich ist das _Allgemeine_ das erste
  Begriffs-Moment, weil es das _Einfache_ ist, und das Besondere erst
  das nachfolgende, weil es das Vermittelte ist; und umgekehrt ist das
  _Einfache_ das Allgemeinere, und das Konkrete als das in sich
  Unterschiedene, hiermit Vermittelte, dasjenige, das den Übergang von
  einem Ersten schon voraussetzt.--Diese Bemerkung betrifft nicht nur
  die Ordnung des Ganges in den bestimmten Formen von Definitionen,
  Eintheilungen und Sätzen, sondern auch die Ordnung des Erkennens im
  Allgemeinen, und bloß in Rücksicht auf den Unterschied von Abstrakten
  und Konkreten überhaupt.--Daher wird auch z.B. beim _Lesenlernen_
  vernünftigerweise nicht mit dem Lesen ganzer Worte oder auch der
  Sylben der Anfang gemacht, sondern mit den _Elementen_ der Wörter und
  Sylben, und den Zeichen der _abstrakten_ Töne; in der
  Buchstabenschrift ist die Analyse des konkreten Wortes in seine
  abstrakten Töne und deren Zeichen schon vollbracht, das Lesenlernen
  wird ebendadurch eine erste Beschäftigung mit abstrakten Gegenständen.
  In der _Geometrie_ ist nicht der Anfang mit einer konkreten
  Raumgestalt, sondern mit dem Punkte und der Linie und dann weiter mit
  ebenen Figuren zu machen, und unter diesen nicht mit Polygonen,
  sondern mit dem Dreiecke, unter den krummen Linien mit dem Kreise.
  In der _Physik_ sind die einzelnen Natureigenschaften oder Materien
  von ihren mannigfaltigen Verwickelungen, in denen sie sich in
  konkreter Wirklichkeit befinden, zu befreien, und mit den einfachen,
  nothwendigen Bedingungen darzustellen; auch sie, wie die Raumfiguren,
  sind ein Anschaubares, aber ihre Anschauung ist so vorzubereiten, daß
  sie zuerst von allen Modifikationen durch Umstände, die ihrer eigenen
  Bestimmtheit äußerlich sind, befreit erscheinen und festgehalten
  werden. Magnetismus, Elektricität, Gasarten u. s. f. sind solche
  Gegenstände, deren Erkenntniß allein dadurch ihre Bestimmtheit erhält,
  daß sie aus den konkreten Zuständen, in denen sie an der
  Wirklichkeit erscheinen, herausgenommen, aufgefaßt werden. Das
  Experiment stellt sie für die Anschauung freilich in einem konkreten
  Falle dar; aber Theils muß es, um wissenschaftlich zu seyn, nur die
  nothwendigen Bedingungen dazu nehmen, Theils sich vervielfältigen, um
  das untrennbare Konkrete dieser Bedingungen als unwesentlich zu
  zeigen, dadurch daß sie in einer andern konkreten Gestalt und wieder
  in anderer erscheinen, hiermit für die Erkenntniß nur ihre abstrakte
  Form übrig bleibt.--Um noch eines Beispiels zu erwähnen, so konnte es
  als naturgemäß und sinnreich erscheinen, die _Farbe_ zuerst in der
  konkreten Erscheinung des animalischen subjektiven Sinnes, alsdann
  außer dem Subjekt als eine gespenstartige, schwebende Erscheinung,
  und endlich in äußerlicher Wirklichkeit an Objekten fixirt, zu
  betrachten. Allein für das Erkennen ist die allgemeine, und hiermit
  wahrhaft erste Form, die mittlere unter den genannten, wie die Farbe
  auf der Schwebe zwischen der Subjektivität und Objektivität als das
  bekannte Spektrum steht, noch ohne alle Verwickelung mit subjektiven
  und objektiven Umständen. Letztere sind für die reine Betrachtung
  der Natur dieses Gegenstandes zunächst nur störend, weil sie als
  wirkende Ursachen sich verhalten und es daher unentschieden machen,
  ob die bestimmten Veränderungen, Übergänge und Verhältnisse der
  Farbe in deren eigener specifischen Natur gegründet, oder vielmehr
  der krankhaften specifischen Beschaffenheit jener Umstände, den
  gefunden und krankhaften besonderen Affektionen und Wirkungen der
  Organe des Subjekts, oder den chemischen, vegetabilischen,
  animalischen Kräften der Objekte zuzuschreiben sind.--Mehrere und
  anderer Beispiele könnten aus der Erkenntniß der organischen Natur
  und der Welt des Geistes angeführt werden; allenthalben muß das
  Abstrakte den Anfang und das Element ausmachen, in welchem und von
  welchem aus sich die Besonderheiten und die reichen Gestalten des
  Konkreten ausbreiten.
  Bei der Eintheilung oder dem Besondern tritt nun zwar eigentlich der
  Unterschied desselben von dem Allgemeinen ein, aber dieß Allgemeine
  ist schon selbst ein Bestimmtes, und damit nur ein Glied einer
  Eintheilung. Es giebt daher ein höheres Allgemeines für dasselbe;
  für dieß aber von neuem ein höheres, und so zunächst fort ins
  Unendliche. Für das hier betrachtete Erkennen ist keine immanente
  Grenze, da es vom Gegebenen ausgeht, und die Form der abstrakten
  Allgemeinheit seinem Ersten eigenthümlich ist. Irgend ein Gegenstand
  also, welcher eine elementarische Allgemeinheit zu haben scheint,
  wird zum Gegenstande einer bestimmten Wissenschaft gemacht, und ist
  ein absoluter Anfang insofern, als die Bekanntschaft der
  _Vorstellung_ mit ihm _vorausgesetzt_ wird, und er für sich als
  keiner Ableitung bedürftig genommen wird. Die Definition nimmt ihn
  als einen unmittelbaren.
  Der weitere Fortgang von ihm ist zunächst _die Eintheilung_. Für
  diesen Fortgang würde nur ein immanentes Princip, d. h. ein Anfang
  aus dem Allgemeinen und dem Begriffe erfordert; das hier betrachtete
  Erkennen ermangelt aber eines solchen, weil es nur der Formbestimmung
  des Begriffes ohne ihre Reflexion-in-sich nachgeht, daher die
  Inhaltsbestimmtheit aus dem Gegebenen nimmt. Für das Besondere, das
  in der Eintheilung eintritt, ist kein eigener Grund vorhanden, weder
  in Ansehung dessen, was den Eintheilungsgrund ausmachen, noch in
  Ansehung des bestimmten Verhältnisses, das die Glieder der
  Disjunktion zu einander haben sollen. Das Geschäft des Erkennens
  kann daher in dieser Rücksicht nur darin bestehen, Theils das im
  empirischen Stoffe aufgefundene Besondere zu ordnen, Theils auch
  allgemeine Bestimmungen desselben durch die Vergleichung zu finden.
  Die letzteren gelten alsdann als Eintheilungsgründe, deren
  vielfältige seyn können, so wie auch der Eintheilungen ebenso
  mannigfaltige danach Statt haben. Das Verhältniß der Glieder einer
  Eintheilung zu einander, der Arten, hat nur diese allgemeine
  Bestimmung, daß _sie nach dem angenommenen Eintheilungsgrund_
  bestimmt gegen einander seyen; beruhte ihre Verschiedenheit auf einer
  andern Rücksicht, so würden sie nicht auf gleicher Linie einander
  koordinirt seyn.
  Wegen des ermangelnden Princips des Fürsich-selbst-Bestimmtseyns
  können die Gesetze für dieses Eintheilungsgeschäft nur in formellen,
  leeren Regeln bestehen, die zu nichts führen.--So sehen wir als Regel
  aufgestellt, daß die Eintheilung den Begriff _erschöpfen_ solle; aber
  in der That muß jedes einzelne Eintheilungsglied _den Begriff_
  erschöpfen. Es ist aber eigentlich die _Bestimmtheit_ desselben
  gemeint, welche erschöpft werden soll; allein bei der empirischen, in
  sich bestimmungslosen Mannigfaltigkeit der Arten trägt es zur
  Erschöpfung des Begriffs nichts bei, ob deren mehr oder weniger
  vorgefunden werden; ob z.B. zu den 67 Arten von Papageyen noch ein
  Dutzend weiter aufgefunden werden, ist für die Erschöpfung der
  Gattung gleichgültig. Die Forderung der Erschöpfung kann nur den
  tautologischen Satz bedeuten, daß alle Arten _vollständig_ aufgeführt
  werden sollen.--Bei der Erweiterung der empirischen Kenntnisse kann
  es sich nun sehr wohl zutragen, daß sich Arten finden, welche nicht
  unter die angenommene Bestimmung der Gattung passen, weil diese
  häufig mehr nach einer dunkeln Vorstellung des ganzen Habitus
  angenommen wird, als nach dem mehr oder weniger einzelnen Merkmal,
  welches ausdrücklich für ihre Bestimmung dienen soll.--In solchem
  Falle müßte die Gattung geändert, und es müßte gerechtfertigt werden,
  daß eine andere Anzahl von Arten als Arten Einer neuen Gattung
  anzusehen seyen, das heißt, die Gattung bestimmte sich aus dem, was
  man aus irgend einer Rücksicht, die man als Einheit annehmen will,
  zusammenstellt; diese Rücksicht selbst würde dabei der
  Eintheilungsgrund. Umgekehrt, wenn an der zuerst angenommenen
  Bestimmtheit als dem Eigenthümlichen der Gattung festgehalten wird,
  schlösse sich jener Stoff, den man als Arten mit frühern in Eins
  zusammenstellen wollte, aus. Dieses Treiben ohne Begriff, welches
  das eine Mal eine Bestimmtheit als wesentliches Moment der Gattung
  annimmt, und die Besonderen danach ihr unterstellt oder davon
  ausschließt, das andere Mal bei dem Besonderen anfängt und in dessen
  Zusammenstellung sich wieder von einer andern Bestimmtheit leiten
  läßt, giebt die Erscheinung eines Spiels der Willkür, der es
  anheimgestellt sey, welchen Theil oder welche Seite des Konkreten sie
  festhalten, und hienach ordnen will.--Die physische Natur bietet von
  selbst eine solche Zufälligkeit in den Principien der Eintheilung dar;
  vermöge ihrer abhängigen, äußerlichen Wirklichkeit steht sie in dem
  mannigfaltigen, für sie gleichfalls gegebenen Zusammenhange; daher
  sich eine Menge Principien vorfinden, nach denen sie sich zu bequemen
  hat, in einer Reihe ihrer Formen also dem einen, in anderen Reihen
  aber anderen nachfolgt, und ebenso wohl auch vermischte Zwitterwesen,
  die nach den verschiedenen Seiten zugleich hingehen, hervorbringt,
  Hierdurch geschieht es, daß an einer Reihe von Naturdingen Merkmale
  als sehr bezeichnend und wesentlich hervortreten, die an andern
  unscheinbar und zwecklos werden, und damit das Festhalten an einem
  Eintheilungs-Princip dieser Art unmöglich wird.
  Die allgemeine _Bestimmtheit_ der empirischen Arten kann nur diese
  seyn, daß sie von einander _verschieden_ überhaupt sind, ohne
  entgegengesetzt zu seyn. Die _Disjunktion_ des _Begriffs_ ist früher
  in ihrer Bestimmtheit aufgezeigt worden; wenn die Besonderheit ohne
  die negative Einheit des Begriffs als eine unmittelbare und gegebene
  aufgenommen wird, so bleibt der Unterschied nur bei der früher
  betrachteten Reflexions-Form der Verschiedenheit überhaupt. Die
  Äußerlichkeit, in welcher der Begriff in der Natur vornehmlich ist,
  bringt die gänzliche Gleichgültigkeit des Unterschiedes herein; eine
  häufige Bestimmung für die Eintheilung wird daher von der _Zahl_
  hergenommen.
  So zufällig das Besondere hier gegen das Allgemeine und daher die
  Eintheilung überhaupt ist, so kann es einem _Instinkte_ der Vernunft
  zugeschrieben werden, wenn man Eintheilungsgründe und Eintheilungen
  in diesem Erkennen findet, welche, so weit sinnliche Eigenschaften es
  zulassen, sich dem Begriffe gemäßer zeigen. Z. B. bei den _Thieren_
  werden die Freßwerkzeuge, Zähne und Klauen, als ein
  weitdurchgreifender Eintheilungsgrund in den Systemen gebraucht; sie
  werden zunächst nur als Seiten genommen, an denen sich die Merkmale
  für den subjektiven Behuf des Erkennens leichter auszeichnen lassen.
  In der That liegt aber in jenen Organen nicht nur ein Unterscheiden,
  das einer äußern Reflexion zukommt, sondern sie sind der Lebenspunkt
  der animalischen Individualität, wo sie sich selbst von dem Andern
  der ihr äußerlichen Natur als sich auf sich beziehende und von der
  Kontinuität mit Anderem ausscheidende Einzelnheit setzt.--Bei der
  _Pflanze_ machen die Befruchtungstheile denjenigen höchsten Punkt des
  
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