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Wissenschaft der Logik — Band 2 - 21
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_Ansichseyn_ erscheint, ist es die aus dem Gegensatz hergestellte
Identität der Form mit sich selbst,--eine Identität, welche damit als
gleichgültig gegen die Form in deren Unterschiedenheit, bestimmt und
_Inhalt_ ist. Dieser Trieb ist daher der Trieb der _Wahrheit_,
insofern sie im _Erkennen_ ist, also der _Wahrheit_ als
_theoretischer_ Idee, in ihrem eigentlichen Sinne.--Wenn die
_objektive_ Wahrheit zwar die Idee selbst ist, als die dem Begriffe
entsprechende Realität, und ein Gegenstand insofern an ihm Wahrheit
haben kann oder nicht, so ist dagegen der bestimmtere Sinn die
Wahrheit dieser, daß sie es _für_ oder _im_ subjektiven Begriff, im
_Wissen_ sey. Sie ist das Verhältniß des _Begriffsurtheils_, welches
als das formelle Urtheil der Wahrheit sich gezeigt hat; in demselben
ist nämlich das Prädikat nicht nur die Objektivität des Begriffes,
sondern die beziehende Vergleichung des Begriffs der Sache und der
Wirklichkeit derselben.--_Theoretisch_ ist diese Realisirung des
Begriffs, insofern er als _Form_ noch die Bestimmung eines
_subjektiven_, oder die Bestimmung für das Subjekt hat, die seinige
zu seyn. Weil das Erkennen die Idee als Zweck oder als subjektive,
ist, so ist die Negation der als _an sich seyend_ vorausgesetzten
Welt die _erste_; der Schlußsatz, worin das Objektive in das
Subjektive gesetzt ist, hat daher zunächst auch nur die Bedeutung,
daß das Ansichseyende nur als ein Subjektives, oder in der
Begriffsbestimmung nur _gesetzt_, darum aber nicht so an und für sich
sey. Der Schlußsatz kommt insofern nur zu einer _neutralen_ Einheit,
oder einer _Synthesis_, d. h. einer Einheit von solchen, die
ursprünglich geschieden, nur äußerlich so verbunden seyen.--Indem
daher in diesem Erkennen der Begriff das Objekt als _das seinige_
setzt, giebt sich die Idee zunächst nur einen Inhalt, dessen
Grundlage _gegeben_ und an dem nur die Form der Äußerlichkeit
aufgehoben worden. Dieß Erkennen behält insofern in seinem
ausgeführten Zwecke noch seine _Endlichkeit_, es hat in ihn denselben
zugleich _nicht_ erreicht, und ist _in seiner Wahrheit_ noch _nicht_
zur _Wahrheit_ gekommen. Denn insofern im Resultate der Inhalt noch
die Bestimmung eines _gegebenen_ hat, so ist das vorausgesetzte
_Ansichseyn_ gegen den Begriff nicht aufgehoben; die Einheit des
Begriffs und der Realität, die Wahrheit, ist somit ebenso sehr auch
nicht darin enthalten.--Sonderbarer Weise ist in neueren Zeiten diese
Seite der _Endlichkeit_ festgehalten und als das _absolute_
Verhältniß des Erkennens angenommen worden;--als ob das Endliche als
solches das Absolute seyn sollte! Auf diesem Standpunkte wird dem
Objekte eine unbekannte _Dingheit-an-sich hinter_ dem Erkennen
zugeschrieben, und dieselbe und damit auch die Wahrheit als ein
absolutes _Jenseits_ für das Erkennen betrachtet. Die
Denkbestimmungen überhaupt, die Kategorien, die
Reflexions-Bestimmungen, so wie der formale Begriff und dessen
Momente erhalten darin die Stellung, nicht daß sie an und für sich
endliche Bestimmungen, sondern daß sie es in dem Sinne sind, als sie
ein Subjektives gegen jene leere _Dingheit-an-sich_ sind; dieß
Verhältniß der Unwahrheit des Erkennens als das wahrhafte anzunehmen,
ist der zur allgemeinen Meinung neuerer Zeit gewordene Irrthum. Aus
diese Bestimmung des endlichen Erkennens erhellt unmittelbar, daß es
ein Widerspruch ist, der sich selbst aufhebt;--der Widerspruch einer
Wahrheit, die zugleich nicht Wahrheit seyn soll;--eines Erkennens
dessen, was ist, welches zugleich das Ding-an-sich nicht erkennt. In
dem Zusammenfallen dieses Widerspruchs fällt sein Inhalt, das
subjektive Erkennen und das Ding-an-sich zusammen, d. h. erweist sich
als ein Unwahres, Aber das Erkennen hat durch seinen eigenen Gang
seine Endlichkeit und damit seinen Widerspruch aufzulösen; jene
Betrachtung, welche wir über dasselbe machen, ist eine äußerliche
Reflexion; es ist aber selbst der Begriff, der sich Zweck ist, der
also durch seine Realisirung sich ausführt, und eben in dieser
Ausführung seine Subjektivität und das vorausgesetzte Ansichseyn
aufhebt.--Es ist daher an ihm selbst in seiner positiven Thätigkeit
zu betrachten. Da diese Idee, wie gezeigt, der Trieb des Begriffes
ist, sich _für sich selbst_ zu realisiren, so ist seine Thätigkeit,
das Objekt zu bestimmen, und durch dieß Bestimmen sich in ihm
identisch auf sich zu beziehen. Das Objekt ist überhaupt das
schlechthin Bestimmbare, und in der Idee hat es diese wesentliche
Seite, nicht an und für sich gegen den Begriff zu seyn. Weil dieß
Erkennen noch das endliche, nicht spekulative ist, so hat die
vorausgesetzte Objektivität noch nicht die Gestalt für dasselbe, daß
sie schlechthin nur der Begriff an ihr selbst ist, und nichts
Besonderes für sich gegen ihn enthält. Aber damit, daß sie als ein
an-sich-seyendes Jenseits gilt, hat sie die Bestimmung der
_Bestimmbarkeit durch den Begriff_ darum wesentlich, weil _die Idee_
der für sich seyende Begriff und das schlechthin in sich Unendliche
ist, worin das Objekt _an sich_ aufgehoben, und der Zweck nur noch
ist, es _für sich_ aufzuheben; das Objekt ist daher zwar von der Idee
des Erkennens als _an sich seyend_ vorausgesetzt, aber wesentlich in
dem Verhältniß, daß sie ihrer selbst und der Nichtigkeit dieses
Gegensatzes gewiß, zu Realisirung ihres Begriffes in ihm komme.
In dem Schlusse, wodurch sich die subjektive Idee nun mit der
Objektivität zusammenschließt, ist die _erste Prämisse_ dieselbe Form
der unmittelbaren Bemächtigung und Beziehung des Begriffs auf das
Objekt, als wir in der Zweckbeziehung sahen. Die bestimmende
Thätigkeit des Begriffs auf das Objekt ist eine unmittelbare
_Mittheilung_ und widerstandslose _Verbreitung_ seiner auf dasselbe.
Der Begriff bleibt hierin in der reinen Identität mit sich selbst;
aber diese seine unmittelbare Reflexion-in-sich hat ebenso die
Bestimmung der objektiven Unmittelbarkeit; das was _für ihn_ seine
eigene Bestimmung ist, ist ebenso sehr ein _Seyn_, denn es ist die
_erste_ Negation der Voraussetzung. Die gesetzte Bestimmung gilt
daher ebenso sehr als eine nur _gefundene_ Voraussetzung, als ein
_Auffassen_ eines _Gegebenen_, worin die Thätigkeit des Begriffs
vielmehr nur darin bestehe, negativ gegen sich selbst zu seyn, sich
gegen das Vorhandene zurückzuhalten und passiv zu machen, damit
dasselbe nicht bestimmt vom Subjekte, sondern sich, wie es in sich
selbst ist, _zeigen_ könne.
Dieß Erkennen erscheint daher in dieser Prämisse nicht einmal als
eine _Anwendung_ der logischen Bestimmungen, sondern als ein
Empfangen und Auffassen derselben als Vorgefundener, und seine
Thätigkeit erscheint als darauf beschränkt, nur ein subjektives
Hinderniß, eine äußerliche Schaale von dem Gegenstande zu entfernen.
Dieß Erkennen ist das _Analytische_.
a. Das analytische Erkennen.
Den Unterschied des analytischen und synthetischen Erkennens findet
man zuweilen so angegeben, daß das eine vom Bekannten zum Unbekannten,
das andere vom Unbekannten zum Bekannten fortgehe. Es wird aber,
wenn man diesen Unterschied näher betrachtet, schwer seyn, in ihm
einen bestimmten Gedanken, vielweniger einen Begriff zu entdecken.
Man kann sagen, das Erkennen fange überhaupt mit der Unbekanntschaft
an, denn etwas, womit man schon bekannt ist, lernt man nicht kennen.
Umgekehrt auch fängt es mit dem Bekannten an; dieß ist ein
tautologischer Satz;--das, womit es anfängt, was es also wirklich
erkennt, ist eben dadurch ein Bekanntes; was noch nicht erkannt
worden, und erst später erkannt werden soll, ist noch ein Unbekanntes.
Man muß insofern sagen, daß das Erkennen, wenn es einmal angefangen
hat, immer vom Bekannten zum Unbekannten fortgehe.
Das Unterscheidende des analytischen Erkennens hat sich bereits dahin
bestimmt, daß ihm als der ersten Prämisse des ganzen Schlusses die
Vermittelung noch nicht angehört, sondern daß es die unmittelbare,
das Andersseyn noch nicht enthaltende Mittheilung des Begriffes ist,
worin die Thätigkeit sich ihrer Negativität entäußert. Jene
Unmittelbarkeit der Beziehung ist jedoch darum selbst Vermittelung,
denn sie ist die negative Beziehung des Begriffs auf das Objekt, die
sich aber selbst vernichtet und sich dadurch einfach und identisch
macht. Diese Reflexion-in-sich ist nur ein Subjektives, weil in
ihrer Vermittelung der Unterschied nur noch als der vorausgesetzte
_ansichseyende_, als Verschiedenheit _des Objekts_ in sich, vorhanden
ist. Die Bestimmung, die daher durch diese Beziehung zu Stande kommt,
ist die Form einfacher _Identität_, der _abstrakten Allgemeinheit_.
Das analytische Erkennen hat daher überhaupt diese Identität zu
seinem Princip und der Übergang in Anderes, die Verknüpfung
Verschiedener ist aus ihm selbst, aus seiner Thätigkeit
ausgeschlossen.
Das analytische Erkennen nun näher betrachtet, so wird von einem
_vorausgesetzten_, somit einzelnen, _konkreten_ Gegenstande
angefangen, er sey nun ein für die Vorstellung schon _fertiger_ oder
er sey eine _Aufgabe_, nämlich nur in seinen Umständen und
Bedingungen gegeben, aus ihnen noch nicht für sich herausgehoben und
in einfacher Selbstständigkeit dargestellt. Die Analyse desselben
kann nun nicht darin bestehen, daß er bloß in die besonderen
_Vorstellungen_, die er enthalten kann, _aufgelöst_ werde; eine
solche Auflösung und das Auffassen derselben ist ein Geschäft, das
nicht zum Erkennen gehörte, sondern nur eine nähere _Kenntniß_, eine
Bestimmung innerhalb der Sphäre des _Vorstellens_ beträfe. Die
Analyse, da sie den Begriff zum Grunde hat, hat zu ihren Produkten
wesentlich die Begriffsbestimmungen, und zwar als solche, welche
_unmittelbar_ in dem Gegenstande _enthalten_ sind. Es hat sich aus
der Natur der Idee des Erkennens ergeben, daß die Thätigkeit des
subjektiven Begriffs von der einen Seite nur als _Entwickelung_
dessen, _was im Objekt schon ist_, angesehen werden muß, weil das
Objekt selbst nichts als die Totalität des Begriffs ist. Es ist
ebenso einseitig, die Analyse so vorzustellen, als ob im Gegenstande
nichts sey, was nicht in ihm _hineingelegt_ werde, als es einseitig
ist, zu meinen, die sich ergebenden Bestimmungen werden nur aus ihm
_herausgenommen_. Jene Vorstellung spricht bekanntlich der
subjektive Idealismus aus, der in der Analyse die Thätigkeit des
Erkennens allein für ein einseitiges _Setzen_ nimmt, jenseits dessen
das _Ding-an-sich_ verborgen bleibt; die andere Vorstellung gehört
dem sogenannten Realismus an, der den subjektiven Begriff als eine
leere Identität erfaßt, welche die Gedankenbestimmungen _von Außen_
in sich _aufnehme_.--Da das analytische Erkennen, die Verwandlung des
gegebenen Stoffes in logische Bestimmungen, sich gezeigt hat, beides
in Einem zu seyn, ein _Setzen_, welches sich ebenso unmittelbar als
_Voraussetzen_ bestimmt, so kann um des letztern willen das Logische
als ein schon im Gegenstande _Fertiges_, so wie wegen des erstern als
_Produkt_ einer bloß subjektiven Thätigkeit erscheinen. Aber beide
Momente sind nicht zu trennen; das Logische ist in seiner abstrakten
Form, in welche es die Analyse heraushebt, allerdings nur im Erkennen
vorhanden, so wie es umgekehrt nicht nur ein _Gesetztes_, sondern ein
_An-sich-seyendes_ ist.
Insofern nun das analytische Erkennen die aufgezeigte Verwandlung ist,
geht es durch keine weiteren _Mittelglieder_ hindurch, sondern die
Bestimmung ist insofern _unmittelbar_ und hat eben diese Sinn, dem
Gegenstand eigen und an sich anzugehören, daher ohne subjektive
Vermittelung aus ihm aufgefaßt zu seyn.--aber das Erkennen soll
ferner auch ein _Fortgehen_, eine _Entwickelung von Unterschieden_
seyn. Weil es aber nach der Bestimmung, die es hier hat, begrifflos
und undialektisch ist, hat es nur einen _gegebenen Unterschied_, und
sein Fortgehen geschieht allein an den Bestimmungen des _Stoffes_.
Nur insofern scheint es ein _immanentes_ Fortgehen zu haben, als die
abgeleiteten Gedankenbestimmungen von Neuem analysirt werden können,
insofern scheint es ein _immanentes_ Fortgehen zu haben, als die
abgeleiteten Gedankenbestimmungen von Neuem analysirt werden können,
insofern sie noch ein Konkretes sind; das Höchste und Letze dieses
Analysirens ist das abstrakte höchste Wesen,--oder die abstrakte
subjektive Identität, und ihr gegenüber die Verschiedenheit. Dieses
Fortgehen ist jedoch nichts Anderes, als nur die Wiederholung des
einen ursprünglichen Thuns der Analyse, nämlich die Wiederbestimmung
des schon in die abstrakte Begriffsform Aufgenommenen als eines
_Konkreten_ und hierauf die Analyse desselben, dann von Neuem die
Bestimmung des aus ihr hervorgehenden Abstrakten als eines Konkreten
und sofort.--Die Gedankenbestimmungen scheinen aber in ihnen selbst
auch einen Übergang zu enthalten. Wenn der Gegenstand als Ganzes
bestimmt worden, so wird davon allerdings zur _andern_ Bestimmung:
_des Theils_; von der _Ursache_ zur andern Bestimmung der _Wirkung_ u.
s. f. fortgegangen. Aber dieß ist hier insofern kein Fortgehen, als
Ganzes und Theile, Ursache und Wirkung, _Verhältnisse_ sind, und zwar
für dieses formale Erkennen so _fertige_ Verhältnisse, daß die eine
Bestimmung an die andere wesentlich geknüpft _vorgefunden_ wird. Der
Gegenstand, der als _Ursache_ oder als _Theil_ bestimmt worden, ist
damit durch das _ganze_ Verhältniß, schon durch beide Seiten
desselben bestimmt. Ob es schon _an sich_ etwas Synthetisches ist,
so ist dieser Zusammenhang für das analytische Erkennen ebenso sehr
nur ein _Gegebenes_, als anderer Zusammenhang seines Stoffes, und
gehört daher nicht seinem eigenthümlichen Geschäfte an. Ob solcher
Zusammenhang sonst als ein Priorisches oder Aposteriorisches bestimmt
werde, dieß ist dabei gleichgültig insofern er als ein
_vorgefundener_ gefaßt wird, oder wie man es auch genannt hat, als
eine _Thatsache_ des Bewußtseyns, daß mit der Bestimmung: _Ganzes_
die Bestimmung: _Theil_ verknüpft sey und so fort. Indem Kant die
tiefe Bemerkung von _synthetischen_ Grundsätzen a priori aufgestellt
und als deren Wurzel die Einheit des Selbstbewußtseyns, also die
Identität des Begriffes mit sich, erkannt hat, nimmt er doch den
_bestimmten_ Zusammenhang, die Verhältnißbegriffe und synthetischen
Grundsätze selbst, _von der formalen Logik_ als _gegeben_ auf; die
Deduktion derselben hätte die Darstellung des Übergangs jener
einfachen Einheit des Selbstbewußtseyns in diese ihre Bestimmungen
und Unterschiede seyn müssen; aber die Aufzeigung dieses wahrhaft
synthetischen Fortgehens, des sich selbst producirenden Begriffs, hat
Kant sich erspart, zu leisten.
Bekanntlich wird die _Arithmetik_ und die allgemeineren
_Wissenschaften der diskreten Größe_ vorzugsweise _analytische
Wissenschaft_ und _Analysis_ genannt. Die Erkenntnißweise derselben
ist in der That am immanentesten analytisch und es ist kürzlich zu
betrachten, worauf sich dieß gründet.--Das sonstige analytische
Erkennen fängt von einem konkreten Stoffe an, der eine zufällige
Mannigfaltigkeit an sich hat; aller Unterschied der Inhalts und das
Fortgehen zu weiterem Inhalt hängt von demselben ab. Der
arithmetische und algebraische Stoff dagegen ist ein schon ganz
abstrakt und unbestimmt Gemachtes, an dem alle Eigenthümlickeit des
Verhältnisses getilgt, dem somit nun jede Bestimmung und Verknüpfung
ein Äußerliches ist. Ein solches ist das Princip der diskreten
Größe, das _Eins_. Dieß verhältnißlose Atome kann zu einer
_Vielheit_ vermehrt und äußerlich zu einer Anzahl bestimmt und
vereinigt werden, dieses Vermehren und Begrenzen ist ein leeres
Fortgehen und Bestimmen, welches bei demselben Princip des abstrakten
Eins stehen bleibt. Wie die _Zahlen_ ferner zusammengefaßt und
getrennt werden, hängt allein von dem Setzen des Erkennenden ab. Die
_Größe_ ist überhaupt die Kategorie, innerhalb welcher diese
Bestimmungen gemacht werden;--was die _gleichgültig_ gewordenen
Bestimmtheit ist, so daß der Gegenstand keine Bestimmtheit hat,
welche ihm immanent, also dem Erkennen _gegeben_ wäre. Insofern sich
das Erkennen zunächst eine zufällige Verschiedenheit von Zahlen
gegeben hat, so machen sie nun den Stoff für eine weitere Bearbeitung
und mannigfaltige Verhältnisse aus. Solche Verhältnisse, deren
Erfindung und Bearbeitung, scheinen zwar nichts dem analytischen
Erkennen Immanentes, sondern ein Zufälliges und Gegebenes zu seyn;
wie denn auch diese Verhältnisse und die sich auf sie beziehenden
Operationen gewöhnlich _nacheinander_ als _verschiedene_ ohne
Bemerkung eines innern Zusammenhanges vorgetragen werden. Allein es
ist leicht, ein fortleitendes Princip zu erkennen, und zwar ist es
das Immanente der analytischen Identität, die am Verschiedenen als
_Gleichheit_ erscheint; der Fortschritt ist die Reduktion des
Ungleichen auf immer größere Gleichheit. Um ein Beispiel an den
ersten Elementen zu geben, so ist die Addition das Zusammenfassen
ganz zufällig _ungleicher_ Zahlen, die Multiplikation dagegen von
_gleichen_, worauf noch das Verhältniß der _Gleichheit_ von der
_Anzahl_ und der _Einheit_ folgt, und das Potenzen-Verhältniß
eintritt.
Weil nun die Bestimmtheit des Gegenstandes und der Verhältnisse eine
_gesetzte_ ist, so ist die weitere Operation mit ihnen auch ganz
analytisch, und die analytische Wissenschaft hat daher nicht sowohl
_Lehrsätze_, als _Aufgaben_. Der anlytische Lehrsatz enthält die
Aufgabe schon für sich selbst als gelöst, und der ganz äußerliche
Unterschied, der den beiden Seiten, die er gleich setzt, zukommt, ist
so unwesentlich, daß ein solcher Lehrsatz als eine triviale Identität
erscheinen würde. Kant hat zwar den Satz 5+7=12 für einen
_synthetischen_ Satz erklärt, weil auf einer Seite Dasselbe, in der
Form von Mehreren, von 5 und 7, auf der anderen in der Form von Einem,
von 12, dargestellt ist. Allein wenn das Analytische nicht das
abstrakt Identische und Tautologische 12=12 bedeuten und ein Fortgang
in demselben überhaupt seyn soll, so muß irgend ein Unterschied
vorhanden seyn, jedoch ein solcher, der sich auf keine Qualität,
keine Bestimmtheit der Reflexion und noch weniger des Begriffs
gründet. 5+7 und 12 sind durchaus ganz derselbe Inhalt; in jener
Seite ist auch die _Forderung_ ausgedrückt, daß 5 und 7 in _Einen_
Ausdruck zusammengefaßt, das heißt, daß wie fünf ein
Zusammengezähltes ist, wobei das Abbrechen ganz willkürlich war, und
ebenso gut weiter gezählt werden konnte, nun auf dieselbe Weise
fortgezählt werden soll mit der Bestimmung, daß die hinzuzusetzenden
Eins sieben seyn sollen. Das 12 ist also ein Resultat von 5 und 7
und von einer Operation, welche schon gesetzt, ihrer Natur nach auch
ein ganz äußerliches, gedankenloses Thun ist, daß es daher auch eine
Maschine verrichten kann. Hier ist im Geringsten kein Übergang zu
einem _Andern_; es ist ein bloßes Fortsetzen, d. h. _Wiederholen_
derselben Operation, durch welche 5 und 7 entstanden ist.
Der _Beweis_ eines solchen Lehrsatzes,--einen solchen erforderte er,
wenn er ein synthetischer Satz wäre--würde nur in der Operation des
durch 7 bestimmten Fortzählens von 5 an, und in dem Erkennen der
Übereinstimmung dieses Fortgezählten mit dem bestehen, was man sonst
12 nennt, und was wieder weiter nichts, als eben jenes bestimmte
Fortzählen selbst ist. Statt der Form der Lehrsätze wählt man daher
sogleich die Form der _Aufgabe, der Forderung_ der Operation, nämlich
das Aussprechen nur der _Einen_ Seite von der Gleichung, die den
Lehrsatz ausmachen würde, und deren andere Seite nun gefunden werden
soll. Die Aufgabe enthält den Inhalt, und giebt die bestimmte
Operation an, die mit ihm vorgenommen werden soll. Die Operation ist
durch keinen spröden, mit specifischen Verhältnissen begabten Stoff
beschränkt, sondern ein äußerliches, subjektives Thun, dessen
Bestimmungen der Stoff gleichgültig annimmt, an welchem sie gesetzt
werden. Der ganze Unterschied der in der Aufgabe gemachten
Bedingungen und des Resultates in der _Auflösung_ ist nur der, daß in
diesem _wirklich_ auf die bestimmte Weise vereinigt oder getrennt ist,
wie in jener angegeben war.
Es ist daher ein höchst überflüssiges Gerüste, hier die Form der
geometrischen Methode, welche sich auf synthetische Sätze bezieht,
anzuwenden und der Aufgabe außer der _Auflösung_ auch noch einen
_Beweis_ folgen zu lassen. Er kann nichts als die Tautologie
ausdrücken, daß die Auflösung richtig ist, weil man operirt hat, wie
aufgegeben war. Wenn die Aufgabe ist, man soll mehrere Zahlen
addiren; so ist die Auflösung: man addire sie; der Beweis zeigt, daß
die Auflösung richtig ist, darum weil aufgegeben war zu addiren, und
man addirt hat. Wenn die Aufgabe zusammengesetztere Bestimmungen und
Operationen, z.B. etwa Decimal-Zahlen zu multipliciren enthält, und
die Auflösung giebt nichts, als das mechanische Verfahren an, so wird
wohl ein Beweis nöthig; dieser aber kann weiter nichts seyn, als die
Analyse jener Bestimmungen und der Operation, woraus die Auflösung
von selbst hervorgeht. Durch diese Absonderung der _Auflösung_ als
eines mechanischen Verfahrens, und des _Beweises_ als der
Rückerinnerung an die Natur des zu behandelnden Gegenstandes und der
Operation selbst, geht gerade der Vortheil der analytischen Aufgabe
verloren, daß nämlich die _Konstruktion_ unmittelbar aus der Aufgabe
abgeleitet, und daher an und für sich als _verständig_ dargestellt
werden kann; auf die andere Weise wird der Konstruktion ausdrücklich
ein Mangel gegeben, welcher der synthetischen Methode eigen ist.--In
der höhern Analysis, wo mit dem Potenzen-Verhältnisse Verhältnisse
vornehmlich qualitative und von Begriffsbestimmtheiten abhängende
Verhältnisse der diskreten Größen eintreten, enthalten die Aufgaben
und Lehrsätze allerdings wohl synthetische Bestimmungen; es müssen
daselbst _andere_ Bestimmungen und Verhältnisse zu Mittelgliedern
genommen werden, als _unmittelbar_ durch die Aufgabe oder den
Lehrsatz _angegeben_ sind. Übrigens müssen auch diese zu Hülfe
genommenen Bestimmungen von der Art seyn, daß sie in der
Berücksichtigung und Entwickelung einer Seite der Aufgabe oder des
Lehrsatzes gegründet sind; das synthetische Aussehen kommt allein
daher, daß die Aufgabe oder der Lehrsatz diese Seite nicht selbst
schon nahmhaft macht.--Die Aufgabe, z.B. die Summe der Potenzen der
Wurzeln einer Gleichung zu finden, wird durch die Betrachtung und
dann Verknüpfung der Funktionen gelöst, welche die Koefficienten der
Gleichung von den Wurzeln sind. Die hier zu Hülfe genommene
Bestimmung der Funktionen der Koefficienten und deren Verknüpfung ist
nicht in der Aufgabe schon ausgedrückt, übrigens ist die Entwickelung
selbst ganz analytisch. So ist die Auflösung der Gleichung x[hoch
(m-1)]=0 mit Hülfe der Sinus, auch die immanente bekanntlich durch
Gauß gefundene algebraische Auflösung mit Hülfe der Betrachtung des
_Residuums_ von x[hoch (m-1)]-1 durch m dividirt, und der sogenannten
primitiven Wurzeln,--eine der wichtigsten Erweiterungen der Analysis
der neueren Zeit,--eine synthetische Auflösung, weil die zu Hülfe
genommenen Bestimmungen, die Sinus oder die Betrachtung der Residuen,
nicht eine Bestimmung der Aufgabe selbst ist.
Über die Natur der Analysis, welche sogenannte unendliche
Differenzen veränderlicher Größen betrachtet, der Differential- und
Integral-Rechnung, ist im _ersten Theile_ dieser Logik ausführlicher
gehandelt worden. Daselbst wurde gezeigt, daß hier eine qualitative
Größenbestimmung zu Grunde liegt, welche allein durch den Begriff
gefaßt werden kann. Der Übergang zu derselben von der Größe als
solcher ist nicht mehr analytisch; die Mathematik hat daher bis
diesen Tag nicht dahin kommen können, die Operationen, welche auf
jenem Übergange beruhen, durch sich selbst, d. h. auf mathematische
Weise, zu rechtfertigen, weil er nicht mathematischer Natur ist.
_Leibnitz_, dem der Ruhm zugeschrieben wird, die Rechnung mit den
unendlichen Differenzen zu einem _Calcul_ geschaffen zu haben, hat,
wie ebendaselbst angeführt worden, den Übergang auf eine Art gemacht,
welche die unzulänglichste, ebenso völlig begrifflos als
unmathematisch, ist; den Übergang aber einmal vorausgesetzt,--und er
im gegenwärtigen Stande der Wissenschaft mehr nicht als eine
Voraussetzung,--so ist der weitere Verfolg allerdings nur eine Reihe
gewöhnlicher analytischer Operationen.
Es ist erinnert worden, daß die Analysis synthetisch wird, insofern
sie auf _Bestimmungen_ kommt, welche nicht mehr durch die Aufgaben
selbst _gesetzt_ sind. Der allgemeine Übergang aber vom
analytischen zum synthetischen Erkennen liegt in dem nothwendigen
Übergange von der Form der Unmittelbarkeit zur Vermittelung, der
abstrakten Identität zum Unterschiede. Das Analytische bleibt in
seiner Thätigkeit bei den Bestimmungen überhaupt stehen, insofern sie
sich auf sich selbst beziehen; durch ihre _Bestimmtheit_ aber sind
sie wesentlich auch von dieser Natur, daß sie sich auf _ein Anderes
beziehen_. Es ist schon erinnert worden, daß wenn das analytische
Erkennen auch an Verhältnissen fortgeht, die nicht ein äußerlich
gegebener Stoff, sondern Gedankenbestimmungen sind, so bleibt es doch
analytisch, insofern für dasselbe auch diese Verhältnisse _gegebene_
sind. Weil aber die abstrakte Identität, welche dieß Erkennen allein
als das seinige weiß, wesentlich _Identität des Unterschiedenen_ ist,
so muß sie auch als solche die seinige seyn, und für den subjektiven
Begriff auch der _Zusammenhang_ als durch ihn gesetzt und mit ihm
identisch werden.
b. Das synthetische Erkennen.
Das analytische Erkennen ist die erste Prämisse des ganzen Schlusses,
--die _unmittelbare_ Beziehung des Begriffs auf das Objekt, die
_Identität_ ist daher die Bestimmung, welche es als die seinige
erkennt, und es ist nur das _Auffassen_ dessen, was ist. Das
synthetische Erkennen geht auf das _Begreifen_ dessen, was ist, das
heißt, die Mannigfaltigkeit von Bestimmungen in ihrer Einheit zu
fassen. Es ist daher die zweite Prämisse des Schlusses, in welchem
das _Verschiedene_ als solches bezogen wird. Sein Ziel ist deswegen
die _Nothwendigkeit_ überhaupt.--Die Verschiedenen, welche verbunden
sind, sind es Theils in einem _Verhältnisse_; in solchem sind sie
ebenso wohl bezogen, als gleichgültig und selbstständig gegeneinander;
Theils aber sind sie im _Begriffe_ verknüpft, dieser ist ihre
einfache, aber bestimmte Einheit. Insofern nun das synthetische
Erkennen zunächst von der _abstrakten Identität_ zum _Verhältnisse_,
oder vom _Seyn_ zur _Reflexion_ übergeht, so ist es nicht die
absolute Reflexion des Begriffes, welche der Begriff in seinem
Gegenstande erkennt; die Realität, welche er sich giebt, ist die
nächste Stufe, nämlich die angegebene Identität der Verschiedenen als
solcher, die daher zugleich noch _innere_ und nur Nothwendigkeit,
nicht die subjektive, für sich selbst seyende, daher noch nicht der
Begriff als solcher ist. Das synthetische Erkennen hat daher wohl
auch die Begriffsbestimmungen zu seinem Inhalt, das Objekt wird in
denselben gesetzt; aber sie stehen erst im _Verhältnisse_ zu einander,
oder sind in _unmittelbarer_ Einheit, aber damit eben nicht in
derjenigen, wodurch der Begriff als Subjekt ist. Dieß macht die
Endlichkeit dieses Erkennens aus; weil diese reelle Seite der Idee in
ihm noch die Identität als _innere_ hat, so sind deren Bestimmungen
sich noch als _äußerliche_; da sie nicht als Subjektivität ist, so
fehlt dem Eigenen, das der Begriff in seinem Gegenstande hat, noch
die _Einzelnheit_, und es ist zwar nicht mehr die abstrakte, sondern
die _bestimmte_ Form, also das _Besondere_ des Begriffes, was ihm im
Objekte entspricht, aber das _Einzelne_ desselben ist noch _ein
gegebener_ Inhalt. Dieß Erkennen verwandelt die objektive Welt daher
zwar in Begriffe, aber giebt ihr nur die Form nach den
Begriffsbstimmungen, und muß das Objekt nach seiner _Einzelnheit_,
der bestimmten Bestimmtheit, _finden_; es ist noch nicht selbst
bestimmend. Ebenso _findet_ es Sätze und Gesetze, und beweist deren
_Nothwendigkeit_, aber nicht als eine Nothwendigkeit der Sache an und
für sich selbst, d. i. aus dem Begriffe, sondern des Erkennens, das
an den gegebenen Bestimmungen, den Unterschieden der Erscheinung
fortgeht, und _für sich_ den Satz als Einheit und Verhältniß, oder
aus der _Erscheinung_ deren Grund erkennt.
Die näheren Momente des synthetischen Erkennens sind nun zu
betrachten.
1. Die Definition.
Identität der Form mit sich selbst,--eine Identität, welche damit als
gleichgültig gegen die Form in deren Unterschiedenheit, bestimmt und
_Inhalt_ ist. Dieser Trieb ist daher der Trieb der _Wahrheit_,
insofern sie im _Erkennen_ ist, also der _Wahrheit_ als
_theoretischer_ Idee, in ihrem eigentlichen Sinne.--Wenn die
_objektive_ Wahrheit zwar die Idee selbst ist, als die dem Begriffe
entsprechende Realität, und ein Gegenstand insofern an ihm Wahrheit
haben kann oder nicht, so ist dagegen der bestimmtere Sinn die
Wahrheit dieser, daß sie es _für_ oder _im_ subjektiven Begriff, im
_Wissen_ sey. Sie ist das Verhältniß des _Begriffsurtheils_, welches
als das formelle Urtheil der Wahrheit sich gezeigt hat; in demselben
ist nämlich das Prädikat nicht nur die Objektivität des Begriffes,
sondern die beziehende Vergleichung des Begriffs der Sache und der
Wirklichkeit derselben.--_Theoretisch_ ist diese Realisirung des
Begriffs, insofern er als _Form_ noch die Bestimmung eines
_subjektiven_, oder die Bestimmung für das Subjekt hat, die seinige
zu seyn. Weil das Erkennen die Idee als Zweck oder als subjektive,
ist, so ist die Negation der als _an sich seyend_ vorausgesetzten
Welt die _erste_; der Schlußsatz, worin das Objektive in das
Subjektive gesetzt ist, hat daher zunächst auch nur die Bedeutung,
daß das Ansichseyende nur als ein Subjektives, oder in der
Begriffsbestimmung nur _gesetzt_, darum aber nicht so an und für sich
sey. Der Schlußsatz kommt insofern nur zu einer _neutralen_ Einheit,
oder einer _Synthesis_, d. h. einer Einheit von solchen, die
ursprünglich geschieden, nur äußerlich so verbunden seyen.--Indem
daher in diesem Erkennen der Begriff das Objekt als _das seinige_
setzt, giebt sich die Idee zunächst nur einen Inhalt, dessen
Grundlage _gegeben_ und an dem nur die Form der Äußerlichkeit
aufgehoben worden. Dieß Erkennen behält insofern in seinem
ausgeführten Zwecke noch seine _Endlichkeit_, es hat in ihn denselben
zugleich _nicht_ erreicht, und ist _in seiner Wahrheit_ noch _nicht_
zur _Wahrheit_ gekommen. Denn insofern im Resultate der Inhalt noch
die Bestimmung eines _gegebenen_ hat, so ist das vorausgesetzte
_Ansichseyn_ gegen den Begriff nicht aufgehoben; die Einheit des
Begriffs und der Realität, die Wahrheit, ist somit ebenso sehr auch
nicht darin enthalten.--Sonderbarer Weise ist in neueren Zeiten diese
Seite der _Endlichkeit_ festgehalten und als das _absolute_
Verhältniß des Erkennens angenommen worden;--als ob das Endliche als
solches das Absolute seyn sollte! Auf diesem Standpunkte wird dem
Objekte eine unbekannte _Dingheit-an-sich hinter_ dem Erkennen
zugeschrieben, und dieselbe und damit auch die Wahrheit als ein
absolutes _Jenseits_ für das Erkennen betrachtet. Die
Denkbestimmungen überhaupt, die Kategorien, die
Reflexions-Bestimmungen, so wie der formale Begriff und dessen
Momente erhalten darin die Stellung, nicht daß sie an und für sich
endliche Bestimmungen, sondern daß sie es in dem Sinne sind, als sie
ein Subjektives gegen jene leere _Dingheit-an-sich_ sind; dieß
Verhältniß der Unwahrheit des Erkennens als das wahrhafte anzunehmen,
ist der zur allgemeinen Meinung neuerer Zeit gewordene Irrthum. Aus
diese Bestimmung des endlichen Erkennens erhellt unmittelbar, daß es
ein Widerspruch ist, der sich selbst aufhebt;--der Widerspruch einer
Wahrheit, die zugleich nicht Wahrheit seyn soll;--eines Erkennens
dessen, was ist, welches zugleich das Ding-an-sich nicht erkennt. In
dem Zusammenfallen dieses Widerspruchs fällt sein Inhalt, das
subjektive Erkennen und das Ding-an-sich zusammen, d. h. erweist sich
als ein Unwahres, Aber das Erkennen hat durch seinen eigenen Gang
seine Endlichkeit und damit seinen Widerspruch aufzulösen; jene
Betrachtung, welche wir über dasselbe machen, ist eine äußerliche
Reflexion; es ist aber selbst der Begriff, der sich Zweck ist, der
also durch seine Realisirung sich ausführt, und eben in dieser
Ausführung seine Subjektivität und das vorausgesetzte Ansichseyn
aufhebt.--Es ist daher an ihm selbst in seiner positiven Thätigkeit
zu betrachten. Da diese Idee, wie gezeigt, der Trieb des Begriffes
ist, sich _für sich selbst_ zu realisiren, so ist seine Thätigkeit,
das Objekt zu bestimmen, und durch dieß Bestimmen sich in ihm
identisch auf sich zu beziehen. Das Objekt ist überhaupt das
schlechthin Bestimmbare, und in der Idee hat es diese wesentliche
Seite, nicht an und für sich gegen den Begriff zu seyn. Weil dieß
Erkennen noch das endliche, nicht spekulative ist, so hat die
vorausgesetzte Objektivität noch nicht die Gestalt für dasselbe, daß
sie schlechthin nur der Begriff an ihr selbst ist, und nichts
Besonderes für sich gegen ihn enthält. Aber damit, daß sie als ein
an-sich-seyendes Jenseits gilt, hat sie die Bestimmung der
_Bestimmbarkeit durch den Begriff_ darum wesentlich, weil _die Idee_
der für sich seyende Begriff und das schlechthin in sich Unendliche
ist, worin das Objekt _an sich_ aufgehoben, und der Zweck nur noch
ist, es _für sich_ aufzuheben; das Objekt ist daher zwar von der Idee
des Erkennens als _an sich seyend_ vorausgesetzt, aber wesentlich in
dem Verhältniß, daß sie ihrer selbst und der Nichtigkeit dieses
Gegensatzes gewiß, zu Realisirung ihres Begriffes in ihm komme.
In dem Schlusse, wodurch sich die subjektive Idee nun mit der
Objektivität zusammenschließt, ist die _erste Prämisse_ dieselbe Form
der unmittelbaren Bemächtigung und Beziehung des Begriffs auf das
Objekt, als wir in der Zweckbeziehung sahen. Die bestimmende
Thätigkeit des Begriffs auf das Objekt ist eine unmittelbare
_Mittheilung_ und widerstandslose _Verbreitung_ seiner auf dasselbe.
Der Begriff bleibt hierin in der reinen Identität mit sich selbst;
aber diese seine unmittelbare Reflexion-in-sich hat ebenso die
Bestimmung der objektiven Unmittelbarkeit; das was _für ihn_ seine
eigene Bestimmung ist, ist ebenso sehr ein _Seyn_, denn es ist die
_erste_ Negation der Voraussetzung. Die gesetzte Bestimmung gilt
daher ebenso sehr als eine nur _gefundene_ Voraussetzung, als ein
_Auffassen_ eines _Gegebenen_, worin die Thätigkeit des Begriffs
vielmehr nur darin bestehe, negativ gegen sich selbst zu seyn, sich
gegen das Vorhandene zurückzuhalten und passiv zu machen, damit
dasselbe nicht bestimmt vom Subjekte, sondern sich, wie es in sich
selbst ist, _zeigen_ könne.
Dieß Erkennen erscheint daher in dieser Prämisse nicht einmal als
eine _Anwendung_ der logischen Bestimmungen, sondern als ein
Empfangen und Auffassen derselben als Vorgefundener, und seine
Thätigkeit erscheint als darauf beschränkt, nur ein subjektives
Hinderniß, eine äußerliche Schaale von dem Gegenstande zu entfernen.
Dieß Erkennen ist das _Analytische_.
a. Das analytische Erkennen.
Den Unterschied des analytischen und synthetischen Erkennens findet
man zuweilen so angegeben, daß das eine vom Bekannten zum Unbekannten,
das andere vom Unbekannten zum Bekannten fortgehe. Es wird aber,
wenn man diesen Unterschied näher betrachtet, schwer seyn, in ihm
einen bestimmten Gedanken, vielweniger einen Begriff zu entdecken.
Man kann sagen, das Erkennen fange überhaupt mit der Unbekanntschaft
an, denn etwas, womit man schon bekannt ist, lernt man nicht kennen.
Umgekehrt auch fängt es mit dem Bekannten an; dieß ist ein
tautologischer Satz;--das, womit es anfängt, was es also wirklich
erkennt, ist eben dadurch ein Bekanntes; was noch nicht erkannt
worden, und erst später erkannt werden soll, ist noch ein Unbekanntes.
Man muß insofern sagen, daß das Erkennen, wenn es einmal angefangen
hat, immer vom Bekannten zum Unbekannten fortgehe.
Das Unterscheidende des analytischen Erkennens hat sich bereits dahin
bestimmt, daß ihm als der ersten Prämisse des ganzen Schlusses die
Vermittelung noch nicht angehört, sondern daß es die unmittelbare,
das Andersseyn noch nicht enthaltende Mittheilung des Begriffes ist,
worin die Thätigkeit sich ihrer Negativität entäußert. Jene
Unmittelbarkeit der Beziehung ist jedoch darum selbst Vermittelung,
denn sie ist die negative Beziehung des Begriffs auf das Objekt, die
sich aber selbst vernichtet und sich dadurch einfach und identisch
macht. Diese Reflexion-in-sich ist nur ein Subjektives, weil in
ihrer Vermittelung der Unterschied nur noch als der vorausgesetzte
_ansichseyende_, als Verschiedenheit _des Objekts_ in sich, vorhanden
ist. Die Bestimmung, die daher durch diese Beziehung zu Stande kommt,
ist die Form einfacher _Identität_, der _abstrakten Allgemeinheit_.
Das analytische Erkennen hat daher überhaupt diese Identität zu
seinem Princip und der Übergang in Anderes, die Verknüpfung
Verschiedener ist aus ihm selbst, aus seiner Thätigkeit
ausgeschlossen.
Das analytische Erkennen nun näher betrachtet, so wird von einem
_vorausgesetzten_, somit einzelnen, _konkreten_ Gegenstande
angefangen, er sey nun ein für die Vorstellung schon _fertiger_ oder
er sey eine _Aufgabe_, nämlich nur in seinen Umständen und
Bedingungen gegeben, aus ihnen noch nicht für sich herausgehoben und
in einfacher Selbstständigkeit dargestellt. Die Analyse desselben
kann nun nicht darin bestehen, daß er bloß in die besonderen
_Vorstellungen_, die er enthalten kann, _aufgelöst_ werde; eine
solche Auflösung und das Auffassen derselben ist ein Geschäft, das
nicht zum Erkennen gehörte, sondern nur eine nähere _Kenntniß_, eine
Bestimmung innerhalb der Sphäre des _Vorstellens_ beträfe. Die
Analyse, da sie den Begriff zum Grunde hat, hat zu ihren Produkten
wesentlich die Begriffsbestimmungen, und zwar als solche, welche
_unmittelbar_ in dem Gegenstande _enthalten_ sind. Es hat sich aus
der Natur der Idee des Erkennens ergeben, daß die Thätigkeit des
subjektiven Begriffs von der einen Seite nur als _Entwickelung_
dessen, _was im Objekt schon ist_, angesehen werden muß, weil das
Objekt selbst nichts als die Totalität des Begriffs ist. Es ist
ebenso einseitig, die Analyse so vorzustellen, als ob im Gegenstande
nichts sey, was nicht in ihm _hineingelegt_ werde, als es einseitig
ist, zu meinen, die sich ergebenden Bestimmungen werden nur aus ihm
_herausgenommen_. Jene Vorstellung spricht bekanntlich der
subjektive Idealismus aus, der in der Analyse die Thätigkeit des
Erkennens allein für ein einseitiges _Setzen_ nimmt, jenseits dessen
das _Ding-an-sich_ verborgen bleibt; die andere Vorstellung gehört
dem sogenannten Realismus an, der den subjektiven Begriff als eine
leere Identität erfaßt, welche die Gedankenbestimmungen _von Außen_
in sich _aufnehme_.--Da das analytische Erkennen, die Verwandlung des
gegebenen Stoffes in logische Bestimmungen, sich gezeigt hat, beides
in Einem zu seyn, ein _Setzen_, welches sich ebenso unmittelbar als
_Voraussetzen_ bestimmt, so kann um des letztern willen das Logische
als ein schon im Gegenstande _Fertiges_, so wie wegen des erstern als
_Produkt_ einer bloß subjektiven Thätigkeit erscheinen. Aber beide
Momente sind nicht zu trennen; das Logische ist in seiner abstrakten
Form, in welche es die Analyse heraushebt, allerdings nur im Erkennen
vorhanden, so wie es umgekehrt nicht nur ein _Gesetztes_, sondern ein
_An-sich-seyendes_ ist.
Insofern nun das analytische Erkennen die aufgezeigte Verwandlung ist,
geht es durch keine weiteren _Mittelglieder_ hindurch, sondern die
Bestimmung ist insofern _unmittelbar_ und hat eben diese Sinn, dem
Gegenstand eigen und an sich anzugehören, daher ohne subjektive
Vermittelung aus ihm aufgefaßt zu seyn.--aber das Erkennen soll
ferner auch ein _Fortgehen_, eine _Entwickelung von Unterschieden_
seyn. Weil es aber nach der Bestimmung, die es hier hat, begrifflos
und undialektisch ist, hat es nur einen _gegebenen Unterschied_, und
sein Fortgehen geschieht allein an den Bestimmungen des _Stoffes_.
Nur insofern scheint es ein _immanentes_ Fortgehen zu haben, als die
abgeleiteten Gedankenbestimmungen von Neuem analysirt werden können,
insofern scheint es ein _immanentes_ Fortgehen zu haben, als die
abgeleiteten Gedankenbestimmungen von Neuem analysirt werden können,
insofern sie noch ein Konkretes sind; das Höchste und Letze dieses
Analysirens ist das abstrakte höchste Wesen,--oder die abstrakte
subjektive Identität, und ihr gegenüber die Verschiedenheit. Dieses
Fortgehen ist jedoch nichts Anderes, als nur die Wiederholung des
einen ursprünglichen Thuns der Analyse, nämlich die Wiederbestimmung
des schon in die abstrakte Begriffsform Aufgenommenen als eines
_Konkreten_ und hierauf die Analyse desselben, dann von Neuem die
Bestimmung des aus ihr hervorgehenden Abstrakten als eines Konkreten
und sofort.--Die Gedankenbestimmungen scheinen aber in ihnen selbst
auch einen Übergang zu enthalten. Wenn der Gegenstand als Ganzes
bestimmt worden, so wird davon allerdings zur _andern_ Bestimmung:
_des Theils_; von der _Ursache_ zur andern Bestimmung der _Wirkung_ u.
s. f. fortgegangen. Aber dieß ist hier insofern kein Fortgehen, als
Ganzes und Theile, Ursache und Wirkung, _Verhältnisse_ sind, und zwar
für dieses formale Erkennen so _fertige_ Verhältnisse, daß die eine
Bestimmung an die andere wesentlich geknüpft _vorgefunden_ wird. Der
Gegenstand, der als _Ursache_ oder als _Theil_ bestimmt worden, ist
damit durch das _ganze_ Verhältniß, schon durch beide Seiten
desselben bestimmt. Ob es schon _an sich_ etwas Synthetisches ist,
so ist dieser Zusammenhang für das analytische Erkennen ebenso sehr
nur ein _Gegebenes_, als anderer Zusammenhang seines Stoffes, und
gehört daher nicht seinem eigenthümlichen Geschäfte an. Ob solcher
Zusammenhang sonst als ein Priorisches oder Aposteriorisches bestimmt
werde, dieß ist dabei gleichgültig insofern er als ein
_vorgefundener_ gefaßt wird, oder wie man es auch genannt hat, als
eine _Thatsache_ des Bewußtseyns, daß mit der Bestimmung: _Ganzes_
die Bestimmung: _Theil_ verknüpft sey und so fort. Indem Kant die
tiefe Bemerkung von _synthetischen_ Grundsätzen a priori aufgestellt
und als deren Wurzel die Einheit des Selbstbewußtseyns, also die
Identität des Begriffes mit sich, erkannt hat, nimmt er doch den
_bestimmten_ Zusammenhang, die Verhältnißbegriffe und synthetischen
Grundsätze selbst, _von der formalen Logik_ als _gegeben_ auf; die
Deduktion derselben hätte die Darstellung des Übergangs jener
einfachen Einheit des Selbstbewußtseyns in diese ihre Bestimmungen
und Unterschiede seyn müssen; aber die Aufzeigung dieses wahrhaft
synthetischen Fortgehens, des sich selbst producirenden Begriffs, hat
Kant sich erspart, zu leisten.
Bekanntlich wird die _Arithmetik_ und die allgemeineren
_Wissenschaften der diskreten Größe_ vorzugsweise _analytische
Wissenschaft_ und _Analysis_ genannt. Die Erkenntnißweise derselben
ist in der That am immanentesten analytisch und es ist kürzlich zu
betrachten, worauf sich dieß gründet.--Das sonstige analytische
Erkennen fängt von einem konkreten Stoffe an, der eine zufällige
Mannigfaltigkeit an sich hat; aller Unterschied der Inhalts und das
Fortgehen zu weiterem Inhalt hängt von demselben ab. Der
arithmetische und algebraische Stoff dagegen ist ein schon ganz
abstrakt und unbestimmt Gemachtes, an dem alle Eigenthümlickeit des
Verhältnisses getilgt, dem somit nun jede Bestimmung und Verknüpfung
ein Äußerliches ist. Ein solches ist das Princip der diskreten
Größe, das _Eins_. Dieß verhältnißlose Atome kann zu einer
_Vielheit_ vermehrt und äußerlich zu einer Anzahl bestimmt und
vereinigt werden, dieses Vermehren und Begrenzen ist ein leeres
Fortgehen und Bestimmen, welches bei demselben Princip des abstrakten
Eins stehen bleibt. Wie die _Zahlen_ ferner zusammengefaßt und
getrennt werden, hängt allein von dem Setzen des Erkennenden ab. Die
_Größe_ ist überhaupt die Kategorie, innerhalb welcher diese
Bestimmungen gemacht werden;--was die _gleichgültig_ gewordenen
Bestimmtheit ist, so daß der Gegenstand keine Bestimmtheit hat,
welche ihm immanent, also dem Erkennen _gegeben_ wäre. Insofern sich
das Erkennen zunächst eine zufällige Verschiedenheit von Zahlen
gegeben hat, so machen sie nun den Stoff für eine weitere Bearbeitung
und mannigfaltige Verhältnisse aus. Solche Verhältnisse, deren
Erfindung und Bearbeitung, scheinen zwar nichts dem analytischen
Erkennen Immanentes, sondern ein Zufälliges und Gegebenes zu seyn;
wie denn auch diese Verhältnisse und die sich auf sie beziehenden
Operationen gewöhnlich _nacheinander_ als _verschiedene_ ohne
Bemerkung eines innern Zusammenhanges vorgetragen werden. Allein es
ist leicht, ein fortleitendes Princip zu erkennen, und zwar ist es
das Immanente der analytischen Identität, die am Verschiedenen als
_Gleichheit_ erscheint; der Fortschritt ist die Reduktion des
Ungleichen auf immer größere Gleichheit. Um ein Beispiel an den
ersten Elementen zu geben, so ist die Addition das Zusammenfassen
ganz zufällig _ungleicher_ Zahlen, die Multiplikation dagegen von
_gleichen_, worauf noch das Verhältniß der _Gleichheit_ von der
_Anzahl_ und der _Einheit_ folgt, und das Potenzen-Verhältniß
eintritt.
Weil nun die Bestimmtheit des Gegenstandes und der Verhältnisse eine
_gesetzte_ ist, so ist die weitere Operation mit ihnen auch ganz
analytisch, und die analytische Wissenschaft hat daher nicht sowohl
_Lehrsätze_, als _Aufgaben_. Der anlytische Lehrsatz enthält die
Aufgabe schon für sich selbst als gelöst, und der ganz äußerliche
Unterschied, der den beiden Seiten, die er gleich setzt, zukommt, ist
so unwesentlich, daß ein solcher Lehrsatz als eine triviale Identität
erscheinen würde. Kant hat zwar den Satz 5+7=12 für einen
_synthetischen_ Satz erklärt, weil auf einer Seite Dasselbe, in der
Form von Mehreren, von 5 und 7, auf der anderen in der Form von Einem,
von 12, dargestellt ist. Allein wenn das Analytische nicht das
abstrakt Identische und Tautologische 12=12 bedeuten und ein Fortgang
in demselben überhaupt seyn soll, so muß irgend ein Unterschied
vorhanden seyn, jedoch ein solcher, der sich auf keine Qualität,
keine Bestimmtheit der Reflexion und noch weniger des Begriffs
gründet. 5+7 und 12 sind durchaus ganz derselbe Inhalt; in jener
Seite ist auch die _Forderung_ ausgedrückt, daß 5 und 7 in _Einen_
Ausdruck zusammengefaßt, das heißt, daß wie fünf ein
Zusammengezähltes ist, wobei das Abbrechen ganz willkürlich war, und
ebenso gut weiter gezählt werden konnte, nun auf dieselbe Weise
fortgezählt werden soll mit der Bestimmung, daß die hinzuzusetzenden
Eins sieben seyn sollen. Das 12 ist also ein Resultat von 5 und 7
und von einer Operation, welche schon gesetzt, ihrer Natur nach auch
ein ganz äußerliches, gedankenloses Thun ist, daß es daher auch eine
Maschine verrichten kann. Hier ist im Geringsten kein Übergang zu
einem _Andern_; es ist ein bloßes Fortsetzen, d. h. _Wiederholen_
derselben Operation, durch welche 5 und 7 entstanden ist.
Der _Beweis_ eines solchen Lehrsatzes,--einen solchen erforderte er,
wenn er ein synthetischer Satz wäre--würde nur in der Operation des
durch 7 bestimmten Fortzählens von 5 an, und in dem Erkennen der
Übereinstimmung dieses Fortgezählten mit dem bestehen, was man sonst
12 nennt, und was wieder weiter nichts, als eben jenes bestimmte
Fortzählen selbst ist. Statt der Form der Lehrsätze wählt man daher
sogleich die Form der _Aufgabe, der Forderung_ der Operation, nämlich
das Aussprechen nur der _Einen_ Seite von der Gleichung, die den
Lehrsatz ausmachen würde, und deren andere Seite nun gefunden werden
soll. Die Aufgabe enthält den Inhalt, und giebt die bestimmte
Operation an, die mit ihm vorgenommen werden soll. Die Operation ist
durch keinen spröden, mit specifischen Verhältnissen begabten Stoff
beschränkt, sondern ein äußerliches, subjektives Thun, dessen
Bestimmungen der Stoff gleichgültig annimmt, an welchem sie gesetzt
werden. Der ganze Unterschied der in der Aufgabe gemachten
Bedingungen und des Resultates in der _Auflösung_ ist nur der, daß in
diesem _wirklich_ auf die bestimmte Weise vereinigt oder getrennt ist,
wie in jener angegeben war.
Es ist daher ein höchst überflüssiges Gerüste, hier die Form der
geometrischen Methode, welche sich auf synthetische Sätze bezieht,
anzuwenden und der Aufgabe außer der _Auflösung_ auch noch einen
_Beweis_ folgen zu lassen. Er kann nichts als die Tautologie
ausdrücken, daß die Auflösung richtig ist, weil man operirt hat, wie
aufgegeben war. Wenn die Aufgabe ist, man soll mehrere Zahlen
addiren; so ist die Auflösung: man addire sie; der Beweis zeigt, daß
die Auflösung richtig ist, darum weil aufgegeben war zu addiren, und
man addirt hat. Wenn die Aufgabe zusammengesetztere Bestimmungen und
Operationen, z.B. etwa Decimal-Zahlen zu multipliciren enthält, und
die Auflösung giebt nichts, als das mechanische Verfahren an, so wird
wohl ein Beweis nöthig; dieser aber kann weiter nichts seyn, als die
Analyse jener Bestimmungen und der Operation, woraus die Auflösung
von selbst hervorgeht. Durch diese Absonderung der _Auflösung_ als
eines mechanischen Verfahrens, und des _Beweises_ als der
Rückerinnerung an die Natur des zu behandelnden Gegenstandes und der
Operation selbst, geht gerade der Vortheil der analytischen Aufgabe
verloren, daß nämlich die _Konstruktion_ unmittelbar aus der Aufgabe
abgeleitet, und daher an und für sich als _verständig_ dargestellt
werden kann; auf die andere Weise wird der Konstruktion ausdrücklich
ein Mangel gegeben, welcher der synthetischen Methode eigen ist.--In
der höhern Analysis, wo mit dem Potenzen-Verhältnisse Verhältnisse
vornehmlich qualitative und von Begriffsbestimmtheiten abhängende
Verhältnisse der diskreten Größen eintreten, enthalten die Aufgaben
und Lehrsätze allerdings wohl synthetische Bestimmungen; es müssen
daselbst _andere_ Bestimmungen und Verhältnisse zu Mittelgliedern
genommen werden, als _unmittelbar_ durch die Aufgabe oder den
Lehrsatz _angegeben_ sind. Übrigens müssen auch diese zu Hülfe
genommenen Bestimmungen von der Art seyn, daß sie in der
Berücksichtigung und Entwickelung einer Seite der Aufgabe oder des
Lehrsatzes gegründet sind; das synthetische Aussehen kommt allein
daher, daß die Aufgabe oder der Lehrsatz diese Seite nicht selbst
schon nahmhaft macht.--Die Aufgabe, z.B. die Summe der Potenzen der
Wurzeln einer Gleichung zu finden, wird durch die Betrachtung und
dann Verknüpfung der Funktionen gelöst, welche die Koefficienten der
Gleichung von den Wurzeln sind. Die hier zu Hülfe genommene
Bestimmung der Funktionen der Koefficienten und deren Verknüpfung ist
nicht in der Aufgabe schon ausgedrückt, übrigens ist die Entwickelung
selbst ganz analytisch. So ist die Auflösung der Gleichung x[hoch
(m-1)]=0 mit Hülfe der Sinus, auch die immanente bekanntlich durch
Gauß gefundene algebraische Auflösung mit Hülfe der Betrachtung des
_Residuums_ von x[hoch (m-1)]-1 durch m dividirt, und der sogenannten
primitiven Wurzeln,--eine der wichtigsten Erweiterungen der Analysis
der neueren Zeit,--eine synthetische Auflösung, weil die zu Hülfe
genommenen Bestimmungen, die Sinus oder die Betrachtung der Residuen,
nicht eine Bestimmung der Aufgabe selbst ist.
Über die Natur der Analysis, welche sogenannte unendliche
Differenzen veränderlicher Größen betrachtet, der Differential- und
Integral-Rechnung, ist im _ersten Theile_ dieser Logik ausführlicher
gehandelt worden. Daselbst wurde gezeigt, daß hier eine qualitative
Größenbestimmung zu Grunde liegt, welche allein durch den Begriff
gefaßt werden kann. Der Übergang zu derselben von der Größe als
solcher ist nicht mehr analytisch; die Mathematik hat daher bis
diesen Tag nicht dahin kommen können, die Operationen, welche auf
jenem Übergange beruhen, durch sich selbst, d. h. auf mathematische
Weise, zu rechtfertigen, weil er nicht mathematischer Natur ist.
_Leibnitz_, dem der Ruhm zugeschrieben wird, die Rechnung mit den
unendlichen Differenzen zu einem _Calcul_ geschaffen zu haben, hat,
wie ebendaselbst angeführt worden, den Übergang auf eine Art gemacht,
welche die unzulänglichste, ebenso völlig begrifflos als
unmathematisch, ist; den Übergang aber einmal vorausgesetzt,--und er
im gegenwärtigen Stande der Wissenschaft mehr nicht als eine
Voraussetzung,--so ist der weitere Verfolg allerdings nur eine Reihe
gewöhnlicher analytischer Operationen.
Es ist erinnert worden, daß die Analysis synthetisch wird, insofern
sie auf _Bestimmungen_ kommt, welche nicht mehr durch die Aufgaben
selbst _gesetzt_ sind. Der allgemeine Übergang aber vom
analytischen zum synthetischen Erkennen liegt in dem nothwendigen
Übergange von der Form der Unmittelbarkeit zur Vermittelung, der
abstrakten Identität zum Unterschiede. Das Analytische bleibt in
seiner Thätigkeit bei den Bestimmungen überhaupt stehen, insofern sie
sich auf sich selbst beziehen; durch ihre _Bestimmtheit_ aber sind
sie wesentlich auch von dieser Natur, daß sie sich auf _ein Anderes
beziehen_. Es ist schon erinnert worden, daß wenn das analytische
Erkennen auch an Verhältnissen fortgeht, die nicht ein äußerlich
gegebener Stoff, sondern Gedankenbestimmungen sind, so bleibt es doch
analytisch, insofern für dasselbe auch diese Verhältnisse _gegebene_
sind. Weil aber die abstrakte Identität, welche dieß Erkennen allein
als das seinige weiß, wesentlich _Identität des Unterschiedenen_ ist,
so muß sie auch als solche die seinige seyn, und für den subjektiven
Begriff auch der _Zusammenhang_ als durch ihn gesetzt und mit ihm
identisch werden.
b. Das synthetische Erkennen.
Das analytische Erkennen ist die erste Prämisse des ganzen Schlusses,
--die _unmittelbare_ Beziehung des Begriffs auf das Objekt, die
_Identität_ ist daher die Bestimmung, welche es als die seinige
erkennt, und es ist nur das _Auffassen_ dessen, was ist. Das
synthetische Erkennen geht auf das _Begreifen_ dessen, was ist, das
heißt, die Mannigfaltigkeit von Bestimmungen in ihrer Einheit zu
fassen. Es ist daher die zweite Prämisse des Schlusses, in welchem
das _Verschiedene_ als solches bezogen wird. Sein Ziel ist deswegen
die _Nothwendigkeit_ überhaupt.--Die Verschiedenen, welche verbunden
sind, sind es Theils in einem _Verhältnisse_; in solchem sind sie
ebenso wohl bezogen, als gleichgültig und selbstständig gegeneinander;
Theils aber sind sie im _Begriffe_ verknüpft, dieser ist ihre
einfache, aber bestimmte Einheit. Insofern nun das synthetische
Erkennen zunächst von der _abstrakten Identität_ zum _Verhältnisse_,
oder vom _Seyn_ zur _Reflexion_ übergeht, so ist es nicht die
absolute Reflexion des Begriffes, welche der Begriff in seinem
Gegenstande erkennt; die Realität, welche er sich giebt, ist die
nächste Stufe, nämlich die angegebene Identität der Verschiedenen als
solcher, die daher zugleich noch _innere_ und nur Nothwendigkeit,
nicht die subjektive, für sich selbst seyende, daher noch nicht der
Begriff als solcher ist. Das synthetische Erkennen hat daher wohl
auch die Begriffsbestimmungen zu seinem Inhalt, das Objekt wird in
denselben gesetzt; aber sie stehen erst im _Verhältnisse_ zu einander,
oder sind in _unmittelbarer_ Einheit, aber damit eben nicht in
derjenigen, wodurch der Begriff als Subjekt ist. Dieß macht die
Endlichkeit dieses Erkennens aus; weil diese reelle Seite der Idee in
ihm noch die Identität als _innere_ hat, so sind deren Bestimmungen
sich noch als _äußerliche_; da sie nicht als Subjektivität ist, so
fehlt dem Eigenen, das der Begriff in seinem Gegenstande hat, noch
die _Einzelnheit_, und es ist zwar nicht mehr die abstrakte, sondern
die _bestimmte_ Form, also das _Besondere_ des Begriffes, was ihm im
Objekte entspricht, aber das _Einzelne_ desselben ist noch _ein
gegebener_ Inhalt. Dieß Erkennen verwandelt die objektive Welt daher
zwar in Begriffe, aber giebt ihr nur die Form nach den
Begriffsbstimmungen, und muß das Objekt nach seiner _Einzelnheit_,
der bestimmten Bestimmtheit, _finden_; es ist noch nicht selbst
bestimmend. Ebenso _findet_ es Sätze und Gesetze, und beweist deren
_Nothwendigkeit_, aber nicht als eine Nothwendigkeit der Sache an und
für sich selbst, d. i. aus dem Begriffe, sondern des Erkennens, das
an den gegebenen Bestimmungen, den Unterschieden der Erscheinung
fortgeht, und _für sich_ den Satz als Einheit und Verhältniß, oder
aus der _Erscheinung_ deren Grund erkennt.
Die näheren Momente des synthetischen Erkennens sind nun zu
betrachten.
1. Die Definition.
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