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Wissenschaft der Logik — Band 1 - 34

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  Diese Identität mit sich ist die Unmittelbarkeit der Reflexion. Sie ist
  nicht diejenige Gleichheit mit sich, welche das Seyn oder auch das
  Nichts ist, sondern die Gleichheit mit sich, welche als sich zur
  Einheit herstellende ist, nicht ein Wiederherstellen aus einem Andern,
  sondern dieß reine Herstellen aus und in sich selbst; die wesentliche
  Identität. Sie ist insofern nicht abstrakte Identität, oder nicht durch
  ein relatives Negiren entstanden, das außerhalb ihrer vorgegangen wäre,
  und das Unterschiedene nur von ihr abgetrennt, übrigens aber dasselbe
  außer ihr als seyend gelassen hätte, vor wie nach. Sondern das Seyn und
  alle Bestimmtheit des Seyns hat sich nicht relativ, sondern an sich
  selbst aufgehoben; und diese einfache Negativität, des Seyns an sich,
  ist die Identität selbst.
  Sie ist insofern noch überhaupt dasselbe, als das Wesen.
  Anmerkung 1.
  Das Denken, das sich in der äußern Reflexion hält, und von keinem
  andern Denken weiß, als der äußern Reflexion, kommt nicht dazu, die
  Identität wie sie so eben gefaßt worden ist, oder das Wesen, was
  dasselbe ist, zu erkennen. Solches Denken hat immer nur die abstrakte
  Identität vor sich, und außer und neben derselben den Unterschied. Es
  meint, die Vernunft sey weiter nichts als ein Webstuhl, auf dem sie den
  Zettel, etwa die Identität, und dann den Eintrag, den Unterschied,
  äußerlich mit einander verbinde und verschlinge; oder auch wieder
  analysirend jetzt die Identität besonders herausziehe, und dann auch
  wieder den Unterschied daneben erhalte, jetzt ein Gleichsetzen, und
  dann auch wieder ein Ungleichsetzen sey;—ein Gleichsetzen, indem man
  vom Unterschiede, —ein Ungleichsetzen, indem man vom Gleichsetzen
  abstrahire.—Man muß diese Versicherungen und Meinungen von dem, was die
  Vernunft thue, ganz bei Seite gestellt lassen, indem sie gewissermassen
  bloß historische sind, und vielmehr die Betrachtung von Allem, was ist,
  an ihm selbst zeigt, daß es in seiner Gleichheit mit sich sich ungleich
  und widersprechend, und in seiner Verschiedenheit, in seinem
  Widerspruche, mit sich identisch, und an ihm selbst, diese Bewegung des
  Übergehens einer dieser Bestimmungen in die andere ist, und dieß darum,
  weil jede an ihr selbst das Gegentheil ihrer selbst ist. Der Begriff
  der Identität, einfache sich auf sich beziehende Negativität zu seyn,
  ist nicht ein Produkt der äußern Reflexion, sondern hat sich an dem
  Seyn selbst ergeben. Da hingegen jene Identität, die außer dem
  Unterschied, und der Unterschied, der außer der Identität sey, Produkte
  der äußern Reflexion und der Abstraktion sind, die sich willkürlicher
  Weise auf diesem Punkte der gleichgültigen Verschiedenheit festhält.
  2. Diese Identität ist zunächst das Wesen selbst, noch keine Bestimmung
  desselben; die ganze Reflexion, nicht ein unterschiedenes Moment
  derselben. Als absolute Negation ist sie die Negation, die unmittelbar
  sich selbst negirt; ein Nichtseyn und Unterschied, der in seinem
  Entstehen verschwindet, oder ein Unterscheiden, wodurch nichts
  unterschieden wird, sondern das unmittelbar in sich selbst
  zusammenfällt. Das Unterscheiden ist das Setzen des Nichtseyns, als des
  Nichtseyns des Andern. Aber das Nichtseyn des Andern ist Aufheben des
  Andern, und somit des Unterscheidens selbst. So ist aber das
  Unterscheiden hier vorhanden, als sich auf sich beziehende Negativität,
  als ein Nichtseyn, das das Nichtseyn seiner selbst ist; ein Nichtseyn,
  das sein Nichtseyn nicht an einem andern, sondern an sich selbst hat.
  Es ist also der sich auf sich beziehende, der reflektirte Unterschied
  vorhanden, oder reine, absolute Unterschied.
  Oder die Identität ist die Reflexion in sich selbst, welche dieß nur
  ist, als innerliches Abstoßen, und dieß Abstoßen ist es als Reflexion
  in sich, unmittelbar sich in sich zurücknehmendes Abstoßen. Sie ist
  somit die Identität als der mit sich identische Unterschied. Der
  Unterschied ist aber nur identisch mit sich, insofern er nicht die
  Identität, sondern absolute Nichtidentität ist. Absolut aber ist die
  Nichtidentität, insofern sie nichts von ihr Anderes enthält, sondern
  nur sich selbst, das heißt, insofern sie absolute Identität mit sich
  ist.
  Die Identität ist also an ihr selbst absolute Nichtidentität. Aber sie
  ist auch die Bestimmung der Identität dagegen. Denn als Reflexion in
  sich setzt sie sich als ihr eigenes Nichtseyn; sie ist das Ganze, aber
  als Reflexion setzt sie sich als ihr eigenes Moment, als Gesetztseyn,
  aus welchem sie die Rückkehr in sich ist. So als ihr Moment ist sie
  erst die Identität als solche als Bestimmung der einfachen Gleichheit
  mit sich selbst, gegen den absoluten Unterschied.
  Anmerkung 2.
  Ich werde in dieser Anmerkung die Identität als den Satz der Identität
  näher betrachten, der als das erste Denkgesetz aufgeführt zu werden
  pflegt.
  Dieser Satz in seinem positiven Ausdrucke A=A, ist zunächst nichts
  weiter, als der Ausdruck der leeren Tautologie. Es ist daher richtig
  bemerkt worden, daß dieses Denkgesetz ohne Inhalt sey und nicht weiter
  führe. So ist die leere Identität, an welcher diejenigen festhangen
  bleiben, welche sie als solche für etwas Wahres nehmen und immer
  vorzubringen pflegen, die Identität sey nicht die Verschiedenheit,
  sondern die Identität und die Verschiedenheit seyen verschieden. Sie
  sehen nicht, daß sie schon hierin selbst sagen, daß die Identität ein
  Verschiedenes ist; denn sie sagen, die Identität sey verschieden von
  der Verschiedenheit; indem dieß zugleich als die Natur der Identität
  zugegeben werden muß, so liegt darin, daß die Identität nicht
  äußerlich, sondern an ihr selbst, in ihrer Natur dieß sey, verschieden
  zu seyn.—Ferner aber indem sie an dieser unbewegten Identität
  festhalten, welche ihren Gegensatz an der Verschiedenheit hat, so sehen
  sie nicht, daß sie hiermit dieselbe zu einer einseitigen Bestimmtheit
  machen, die als solche keine Wahrheit hat. Es wird zugegeben, daß der
  Satz der Identität nur eine einseitige Bestimmtheit ausdrücke, daß er
  nur die formelle eine abstrakte, unvollständige Wahrheit enthalte.—In
  diesem richtigen Urtheil liegt aber unmittelbar, daß die Wahrheit nur
  in der Einheit der Identität mit der Verschiedenheit vollständig ist,
  und somit nur in dieser Einheit bestehe. Indem behauptet wird, daß jene
  Identität unvollkommen ist, so schwebt diese Totalität, an der gemessen
  die Identität unvollkommen ist, als das Vollkommene dem Gedanken vor;
  indem aber auf der andern Seite die Identität als absolut getrennt von
  der Verschiedenheit festgehalten und in dieser Trennung als ein
  Wesentliches, Geltendes, Wahres genommen wird, so ist in diesen
  widerstreitenden Behauptungen nichts zu sehen, als der Mangel, diese
  Gedanken, daß die Identität als abstrakte wesentlich, und daß sie als
  solche ebenso unvollkommen ist, zusammenzubringen; der Mangel des
  Bewußtseyns über die negative Bewegung, als welche in diesen
  Behauptungen die Identität selbst dargestellt wird.—Oder indem sich so
  ausgedrückt wird, die Identität sey wesentliche Identität als Trennung
  von der Verschiedenheit, oder in der Trennung von der Verschiedenheit,
  so ist dieß unmittelbar die ausgesprochene Wahrheit derselben, daß sie
  darin besteht, Trennung als solche zu seyn, oder in der Trennung
  wesentlich, das ist, nichts für sich, sondern Moment der Trennung zu
  seyn.
  Was nun die sonstige Beglaubigung der absoluten Wahrheit des Satzes der
  Identität betrifft, so wird sie insofern auf die Erfahrung gegründet,
  als sich auf die Erfahrung jedes Bewußtseyns berufen wird, daß es, wie
  man ihm diesen Satz, A ist A, ein Baum ist ein Baum, ausspreche, es
  denselben unmittelbar zugebe und darin befriedigt sey, daß der Satz als
  unmittelbar klar durch sich selbst, keiner andern Begründung und
  Beweises bedürfe.
  Eines Theils ist diese Berufung auf die Erfahrung, daß allgemein jedes
  Bewußtseyn ihn anerkenne, bloße Redensart. Denn man will nicht sagen,
  daß man das Experiment mit dem abstrakten Satze A=A an jedem Bewußtseyn
  gemacht habe. Es ist insofern weiter nicht Ernst mit jener Berufung auf
  wirklich gemachte Erfahrung, sondern sie ist nur die Versicherung, daß
  wenn man die Erfahrung machte, sich das Resultat des allgemeinen
  Anerkennens ergeben würde.—Wäre aber nicht der abstrakte Satz als
  solcher, sondern der Satz in konkreter Anwendung gemeint, aus der jener
  erst entwickelt werden sollte, so bestünde die Behauptung von seiner
  Allgemeinheit und Unmittelbarkeit darin, daß jedes Bewußtseyn, und
  selbst in jeder seiner Äußerungen ihn zu Grunde lege, oder daß er
  implicite in jeder liege. Allein das Konkrete und die Anwendung ist ja
  eben die Beziehung des einfachen Identischen auf ein von ihm
  verschiedenes Mannigfaltiges. Als Satz ausgedrückt, wäre das Konkrete
  zunächst ein synthetischer Satz. Aus dem Konkreten selbst oder seinem
  synthetischen Satze würde die Abstraktion den Satz der Identität wohl
  durch Analyse herausbringen können; aber in der That hätte sie die
  Erfahrung nicht gelassen wie sie ist, sondern verändert; denn die
  Erfahrung enthielt vielmehr die Identität in Einheit mit der
  Verschiedenheit, und ist die unmittelbare Widerlegung von der
  Behauptung, daß die abstrakte Identität als solche etwas Wahres sey,
  denn das gerade Gegentheil, nämlich die Identität nur vereinigt mit der
  Verschiedenheit, kommt in jeder Erfahrung vor.
  Auf der andern Seite wird aber auch die Erfahrung mit dem reinen Satze
  der Identität, nur zu oft, gemacht, und es zeigt sich in dieser
  Erfahrung klar genug, wie die Wahrheit, die er enthält, angesehen wird.
  Wenn nämlich z.B. auf die Frage: was ist eine Pflanze? die Antwort
  gegeben wird: eine Pflanze ist—eine Pflanze, so wird die Wahrheit eines
  solchen Satzes, von der ganzen Gesellschaft, an der sie erprobt wird,
  zugleich zugegeben, und zugleich ebenso einstimmig gesagt werden, daß
  damit Nichts gesagt ist. Wenn einer den Mund aufthut, und anzugeben
  verspricht, was Gott sey, nämlich Gott sey—Gott, so findet sich die
  Erwartung getäuscht, denn sie sah einer verschiedenen Bestimmung
  entgegen; und wenn dieser Satz absolute Wahrheit ist, wird solche
  absolute Rednerei sehr gering geachtet; es wird nichts für langweiliger
  und lästiger gehalten werden, als eine nur dasselbe wiederkäuende
  Unterhaltung, als solches Reden, das doch Wahrheit seyn soll.
  Näher diese Wirkung der Langeweile bei solcher Wahrheit betrachtet, so
  macht der Anfang: die Pflanze ist—, Anstalten etwas zu sagen, eine
  weitere Bestimmung vorzubringen. Indem aber nur dasselbe wiederkehrt,
  so ist vielmehr das Gegentheil geschehen, es ist Nichts herausgekommen.
  Solches identische Reden widerspricht sich also selbst. Die Identität,
  statt an ihr die Wahrheit und absolute Wahrheit zu seyn, ist daher
  vielmehr das Gegentheil; statt das unbewegte Einfache zu seyn, ist sie
  das Hinausgehen über sich in die Auflösung ihrer selbst.
  Es liegt also in der Form des Satzes, in der die Identität ausgedrückt
  ist, mehr als die einfache, abstrakte Identität; es liegt diese reine
  Bewegung der Reflexion darin, in der das Andere nur als Schein, als
  unmittelbares Verschwinden auftritt; A ist, ist ein Beginnen, dem ein
  Verschiedenes vorschwebt, zu dem hinausgegangen werde; aber es kommt
  nicht zu dem Verschiedenen; A ist—A: die Verschiedenheit ist nur ein
  Verschwinden; die Bewegung geht in sich selbst zurück.—Die Form des
  Satzes kann als die verborgene Nothwendigkeit angesehen werden, noch
  das Mehr jener Bewegung zu der abstrakten Identität hinzuzufügen.—So
  kommt auch ein A, oder eine Pflanze oder sonst ein Substrat hinzu, das
  als ein unnützer Inhalt keine Bedeutung hat; aber er macht die
  Verschiedenheit aus, die sich zufälligerweise beizugesellen scheint.
  Wenn statt des A und jedes andern Substrats, die Identität selbst
  genommen wird,—die Identität ist die Identität,—so ist ebenso
  zugegeben, daß statt dieser gleichfalls jedes andere Substrat genommen
  werden könne. Wenn sich daher einmal darauf berufen werden soll, was
  die Erscheinung zeigt, so zeigt sie dieß, daß in dem Ausdrucke der
  Identität auch unmmittelbar die Verschiedenheit vorkommt;—oder
  bestimmter nach dem Obigen, daß diese Identität das Nichts, daß sie die
  Negativität, der absolute Unterschied von sich selbst ist.
  Der andre Ausdruck des Satzes der Identität: A kann nicht zugleich A
  und Nicht-A seyn, hat negative Form; er heißt der Satz des
  Widerspruchs. Es pflegt darüber, wie die Form der Negation, wodurch
  sich dieser Satz vom vorigen unterscheidet, an die Identität komme,
  keine Rechtfertigung gegeben zu werden.—Diese Form liegt aber darin,
  daß die Identität als die reine Bewegung der Reflexion, die einfache
  Negativität ist, welche der angeführte zweite Ausdruck des Satzes
  entwickelter enthält. Es ist A ausgesprochen und ein Nicht-A, das
  Rein-Andre des A, aber es zeigt sich nur um zu verschwinden. Die
  Identität ist also in diesem Satze ausgedrückt,—als Negation der
  Negation. A und Nicht-A, sind unterschieden, diese unterschiedenen sind
  auf ein und dasselbe A bezogen. Die Identität ist also als diese
  Unterschiedenheit in Einer Beziehung oder als der einfache Unterschied
  an ihnen selbst hier dargestellt.
  Es erhellt hieraus, daß der Satz der Identität selbst und noch mehr der
  Satz des Widerspruchs nicht bloß analytischer, sondern synthetischer
  Natur ist. Denn der letztere enthält in seinem Ausdrucke nicht nur die
  leere, einfache Gleichheit mit sich, sondern nicht allein das Andere
  derselben überhaupt, sondern sogar die absolute Ungleichheit, den
  Widerspruch an sich. Der Satz der Identität selbst aber enthält, wie an
  ihm gezeigt wurde, die Reflexions-Bewegung, die Identität als
  Verschwinden des Andersseyns.
  Was sich also aus dieser Betrachtung ergiebt, ist, daß erstens der Satz
  der Identität oder des Widerspruchs, wie er nur die abstrakte Identität
  im Gegensatz gegen den Unterschied, als Wahres ausdrücken soll, kein
  Denkgesetz, sondern vielmehr das Gegentheil davon ist; zweitens, daß
  diese Sätze mehr, als mit ihnen gemeint wird, nämlich dieses
  Gegentheil, den absoluten Unterschied selbst, enthalten.
  B. Der Unterschied.
  1. Der absolute Unterschied.
  Der Unterschied ist die Negativität, welche die Reflexion in sich hat;
  das Nichts, das durch das identische Sprechen gesagt wird; das
  wesentliche Moment der Identität selbst, die zugleich als Negativität
  ihrer selbst, sich bestimmt und unterschieden vom Unterschied ist.
  1. Dieser Unterschied ist der Unterschied an und für sich, der absolute
  Unterschied, der Unterschied des Wesens.—Er ist der Unterschied an und
  für sich, nicht Unterschied durch ein Äußerliches, sondern sich auf
  sich beziehender, also einfacher Unterschied.—Es ist wesentlich den
  absoluten Unterschied als einfachen zu fassen. Im absoluten
  Unterschiede des A und Nicht-A von einander ist es das einfache Nicht,
  was als solches denselben ausmacht. Der Unterschied selbst ist
  einfacher Begriff. Darin, drückt man sich aus, sind zwei Dinge
  unterschieden, daß sie u.s.f.—Darin, das heißt, in einer und derselben
  Rücksicht, in demselben Bestimmungsgrunde. Er ist der Unterschied der
  Reflexion, nicht das Andersseyn des Daseyns. Ein Daseyn und ein anderes
  Daseyn sind gesetzt als außereinanderfallend, jedes der gegen einander
  bestimmten Daseyn hat ein unmittelbares Seyn für sich. Das Andre des
  Wesens dagegen ist das Andre an und für sich, nicht das Andre als eines
  andern außer ihm Befindlichen; die einfache Bestimmtheit an sich. Auch
  in der Sphäre des Daseyns erwies sich das Andersseyn und die
  Bestimmtheit von dieser Natur, einfache Bestimmtheit, identischer
  Gegensatz zu seyn; aber diese Identität zeigte sich nur als das
  Übergehen einer Bestimmtheit in die andere. Hier in der Sphäre der
  Reflexion tritt der Unterschied als reflektirter auf, der so gesetzt
  ist, wie er an sich ist.
  2. Der Unterschied an sich ist der sich auf sich beziehende
  Unterschied; so ist er die Negativität seiner selbst, der Unterschied
  nicht von einem Andern, sondern seiner von sich selbst; er ist nicht er
  selbst, sondern sein Anderes. Das Unterschiedene aber vom Unterschiede
  ist die Identität. Er ist also er selbst und die Identität. Beide
  zusammen machen den Unterschied aus; er ist das Ganze und sein
  Moment.—Es kann ebenso gesagt werden, der Unterschied als einfacher ist
  kein Unterschied; er ist dieß erst in Beziehung auf die Identität; aber
  vielmehr enthält er als Unterschied ebenso sie und diese Beziehung
  selbst.—Der Unterschied ist das Ganze und sein eignes Moment; wie die
  Identität ebenso sehr ihr Ganzes und ihr Moment ist.—Dieß ist als die
  wesentliche Natur der Reflexion und als bestimmter Urgrund aller
  Thätigkeit und Selbstbewegung zu betrachten. —Unterschied wie die
  Identität machen sich zum Momente oder zum Gesetztseyn, weil sie als
  Reflexion die negative Beziehung auf sich selbst sind.
  Der Unterschied, so als Einheit seiner und der Identität, ist an sich
  selbst bestimmter Unterschied. Er ist nicht Übergehen in ein Anderes,
  nicht Beziehung auf Anderes außer ihm; er hat sein Anderes, die
  Identität an ihm selbst; so wie diese, indem sie in die Bestimmung des
  Unterschieds getreten, nicht in ihn als ihr Anderes sich verloren hat,
  sondern in ihm sich erhält, seine Reflexion in sich und sein Moment
  ist.
  3. Der Unterschied hat die beiden Momente, Identität und Unterschied;
  beide sind so ein Gesetztseyn, Bestimmtheit. Aber in diesem Gesetztseyn
  ist jedes Beziehung auf sich selbst. Das eine, die Identität ist
  unmittelbar selbst das Moment der Reflexion in sich; ebenso ist aber
  das andere, der Unterschied, Unterschied an sich, der reflektirte
  Unterschied. Der Unterschied, indem er zwei solche Momente hat, die
  selbst die Reflexionen in sich sind, ist Verschiedenheit.
  2. Die Verschiedenheit.
  1. Die Identität zerfällt an ihr selbst in Verschiedenheit, weil sie
  als absoluter Unterschied in sich selbst, sich als das Negative ihrer
  setzt, und diese ihre Momente, sie selbst und das Negative ihrer,
  Reflexionen in sich, identisch mit sich sind; oder eben weil sie ihr
  Negiren unmittelbar selbst aufhebt, und in ihrer Bestimmung in sich
  reflektirt ist. Das Unterschiedne besteht als gegen einander
  gleichgültig verschiedenes, weil es identisch mit sich ist, weil die
  Identität seinen Boden und Element ausmacht; oder das Verschiedene ist
  das, was es ist, eben nur in seinem Gegentheile, der Identität.
  Die Verschiedenheit macht das Andersseyn als solches der Reflexion aus.
  Das Andere des Daseyns hat das unmittelbare Seyn zu seinem Grunde, in
  welchem das Negative besteht. In der Reflexion aber macht die Identität
  mit sich, die reflektirte Unmittelbarkeit, das Bestehen des Negativen
  und die Gleichgültigkeit desselben aus.
  Die Momente des Unterschiedes sind die Identität und der Unterschied
  selbst. Verschiedene sind sie als in sich selbst reflektirte, sich auf
  sich beziehende; so sind sie in der Bestimmung der Identität,
  Beziehungen nur auf sich; die Identität ist nicht bezogen auf den
  Unterschied, noch ist der Unterschied bezogen auf die Identität; indem
  so jedes dieser Momente nur auf sich bezogen ist, sind sie nicht
  bestimmt gegen einander.—Weil sie nun auf diese Weise nicht an ihnen
  selbst unterschiedene sind, so ist der Unterschied ihnen äußerlich. Die
  Verschiedenen verhalten sich also nicht als Identität und Unterschied
  zu einander, sondern nur als Verschiedene überhaupt, die gleichgültig
  gegeneinander und gegen ihre Bestimmtheit sind.
  2. In der Verschiedenheit als der Gleichgültigkeit des Unterschieds,
  ist sich überhaupt die Reflexion äußerlich geworden; der Unterschied
  ist nur ein Gesetztseyn oder als aufgehobener, aber er ist selbst die
  ganze Reflexion.—Dieß näher betrachtet, so sind beide, die Identität
  und der Unterschied, wie sich so eben bestimmt hat, Reflexionen; jedes
  Einheit seiner selbst und seines Andern; jedes ist das Ganze. Damit
  aber ist die Bestimmtheit, nur Identität oder nur Unterschied zu seyn,
  ein Aufgehobenes. Sie sind darum keine Qualitäten, weil ihre
  Bestimmtheit durch die Reflexion in sich zugleich nur als Negation ist.
  Es ist also dieß Gedoppelte vorhanden, die Reflexion in sich als
  solche, und die Bestimmtheit als Negation, oder das Gesetztseyn. Das
  Gesetztseyn ist die sich äußerliche Reflexion; es ist die Negation als
  Negation; hiermit an sich zwar die sich auf sich beziehende Negation
  und Reflexion in sich; aber nur an sich; es ist die Beziehung darauf
  als auf ein Äußerliches.
  Die Reflexion an sich und die äußere Reflexion, sind somit die zwei
  Bestimmungen, in die sich die Momente des Unterschiedes, Identität und
  Unterschied, setzten. Sie sind diese Momente selbst, insofern sie sich
  nunmehr bestimmt haben.—Die Reflexion an sich ist die Identität, aber
  bestimmt, gleichgültig gegen den Unterschied zu seyn; nicht den
  Unterschied gar nicht zu haben, sondern sich als mit sich identisch
  gegen ihn zu verhalten; sie ist die Verschiedenheit. Es ist die
  Identität, die sich so in sich reflektirt hat, daß sie eigentlich die
  Eine Reflexion der beiden Momente in sich ist, beide sind Reflexionen
  in sich. Die Identität ist diese eine Reflexion beider, die den
  Unterschied nur als einen gleichgültigen an ihr hat, und
  Verschiedenheit überhaupt ist.—Die äußere Reflexion dagegen ist der
  bestimmte Unterschied derselben nicht als absolute Reflexion in sich,
  sondern als Bestimmung, wogegen die an sich seyende Reflexion
  gleichgültig ist; seine beiden Momente, die Identität und der
  Unterschied selbst, sind so äußerlich gesetzte, nicht an und für sich
  seyende Bestimmungen.
  Diese äußerliche Identität nun ist die Gleichheit, und der äußerliche
  Unterschied die Ungleichheit.—Die Gleichheit ist zwar Identität, aber
  nur als ein Gesetztseyn, eine Identität, die nicht an und für sich
  ist.—Ebenso die Ungleichheit ist Unterschied, aber als ein äußerlicher,
  der nicht an und für sich der Unterschied des Ungleichen selbst ist. Ob
  Etwas einem andern Etwas gleich ist oder nicht, geht weder das eine
  noch das andere an; jedes derselben ist nur auf sich bezogen; ist an
  und für sich selbst was es ist; die Identität oder Nichtidentität als
  Gleichheit und Ungleichheit ist die Rücksicht eines Dritten, die außer
  ihnen fällt.
  3. Die äußere Reflexion bezieht das Verschiedene auf die Gleichheit und
  Ungleichheit. Diese Beziehung, das Vergleichen, geht von der Gleichheit
  zur Ungleichheit, und von dieser zu jener herüber und hinüber. Aber
  dieses herüber- und hinübergehende Beziehen der Gleichheit und
  Ungleichheit ist diesen Bestimmungen selbst äußerlich; auch werden sie
  nicht auf einander, sondern jede für sich nur auf ein Drittes bezogen.
  Jede tritt in dieser Abwechslung unmittelbar für sich hervor.—Die
  äußerliche Reflexion ist als solche sich selbst äußerlich; der
  bestimmte Unterschied ist der negirte absolute Unterschied; er ist
  somit nicht einfach, nicht die Reflexion in sich, sondern diese hat er
  außer ihm; seine Momente fallen daher aus einander, und beziehen sieh
  auch als gegen einander äußerliche, auf die ihnen gegenüber stehende
  Reflexion in sich.
  An der sich entfremdeten Reflexion kommen also die Gleichheit und
  Ungleichheit als gegen einander selbst unbezogene hervor, und sie
  trennt sie, indem sie sie auf ein und dasselbe bezieht, durch die
  Insoferns, Seiten und Rücksichten. Die Verschiedenen, die das eine und
  dasselbe sind, worauf beide, die Gleichheit und Ungleichheit, bezogen
  werden, sind also nach der einen Seite einander gleich, nach der andern
  Seite aber ungleich, und insofern sie gleich sind, insofern sind sie
  nicht ungleich. Die Gleichheit bezieht sich nur auf sich, und die
  Ungleichheit ist ebenso nur Ungleichheit.
  Durch diese ihre Trennung von einander aber heben sie sich nur auf.
  Gerade, was den Widerspruch und die Auflösung von ihnen abhalten soll,
  daß nämlich Etwas einem Andern in einer Rücksicht gleich, in einer
  andern aber ungleich sey;—dieß Auseinanderhalten der Gleichheit und
  Ungleichheit ist ihre Zerstörung. Denn beide sind Bestimmungen des
  Unterschiedes; sie sind Beziehungen aufeinander, das eine, zu seyn, was
  das andere nicht ist; gleich ist nicht ungleich, und ungleich ist nicht
  gleich; und beide haben wesentlich diese Beziehung, und außer ihr keine
  Bedeutung; als Bestimmungen des Unterschiedes ist jedes das was es ist,
  als unterschieden von seinem andern. Durch ihre Gleichgültigkeit aber
  gegen einander, ist die Gleichheit nur bezogen auf sich, die
  Ungleichheit ist ebenso eine eigene Rücksicht und Reflexion für sich;
  jede ist somit sich selbst gleich; der Unterschied ist verschwunden, da
  sie keine Bestimmtheit gegen einander haben; oder jede ist hiermit nur
  Gleichheit.
  Diese gleichgültige Rücksicht, oder der äußerliche Unterschied hebt
  somit sich selbst auf, und ist die Negativität seiner an sich selbst.
  Er ist diejenige Negativität, welche in dem Vergleichen dem
  Vergleichenden zukommt. Das Vergleichende geht von der Gleichheit zur
  Ungleichheit, und von dieser zu jener zurück; läßt also das eine im
  andern verschwinden, und ist in der That die negative Einheit beider.
  Sie ist zunächst jenseits des Verglichenen so wie jenseits der Momente
  der Vergleichung, als ein Subjektives, außerhalb ihnen fallendes Thun.
  Aber diese negative Einheit ist in der That die Natur der Gleichheit
  und Ungleichheit selbst, wie sich ergeben hat. Eben die selbstständige
  Rücksicht, die eine jede ist, ist vielmehr die ihre Unterschiedenheit
  und damit sie selbst aufhebende Beziehung auf sich.
  Nach dieser Seite, als Momente der äußern Reflexion und als sich selbst
  äußerlich, verschwinden die Gleichheit und Ungleichheit in ihre
  Gleichheit zusammen. Aber diese ihre negative Einheit ist ferner auch
  an ihnen gesetzt; sie haben nämlich die an sich seyende Reflexion außer
  ihnen, oder sind die Gleichheit und Ungleichheit eines Dritten, eines
  Andern als sie selbst sind. So ist das Gleiche nicht das Gleiche seiner
  selbst, und das Ungleiche als das Ungleiche nicht seiner selbst,
  sondern eines ihm ungleichen, ist selbst das Gleiche. Das Gleiche und
  das Ungleiche ist also das Ungleiche seiner selbst. Jedes ist somit
  diese Reflexion, die Gleichheit, daß sie sie selbst und die
  Ungleichheit, die Ungleichheit, daß sie sie selbst und die Gleichheit
  ist.
  Gleichheit und Ungleichheit machten die Seite des Gesetztseyns, gegen
  das Verglichene oder das Verschiedene aus, das sich als die an sich
  seyende Reflexion gegen sie bestimmt hatte. Aber dieses hat damit seine
  Bestimmtheit gegen sie ebenfalls verloren. Eben die Gleichheit und
  Ungleichheit, die Bestimmungen der äußerlichen Reflexion, sind die nur
  an sich seyende Reflexion, welche das Verschiedene als solches seyn
  sollte, sein nur unbestimmter Unterschied. Die an sich seyende
  Reflexion ist die Beziehung auf sich ohne Negation, die abstrakte
  Identität mit sich; damit eben das Gesetztseyn selbst.—Das bloß
  Verschiedene geht also durch das Gesetztseyn über in die negative
  Reflexion. Das Verschiedene ist der bloß gesetzte Unterschied, also der
  Unterschied, der keiner ist, also die Negation seiner an ihm selbst. So
  die Gleichheit und Ungleichheit selbst, das Gesetztseyn, geht durch die
  Gleichgültigkeit oder die an sich seyende Reflexion zurück in die
  negative Einheit mit sich; in die Reflexion, welche der Unterschied der
  Gleichheit und Ungleichheit an sich selbst ist. Die Verschiedenheit,
  deren gleichgültige Seiten ebenso sehr schlechthin nur Momente als
  Einer negativen Einheit sind, ist der Gegensatz.
  Anmerkung.
  Die Verschiedenheit wird, wie die Identität, in einem eigenen Satze
  ausgedrückt. Übrigens bleiben diese beide Sätze in der gleichgültigen
  Verschiedenheit gegeneinander gehalten, so daß jeder für sich gilt ohne
  Rücksicht auf den andern.
  Alle Dinge sind verschieden, oder: Es giebt nicht zwei Dinge, die
  einander gleich sind.—Dieser Satz ist in der That dem Satze der
  Identität entgegengesetzt, denn er sagt aus: A ist ein Verschiedenes,
  also A ist auch nicht A; oder A ist einem andern ungleich, so ist es
  nicht A überhaupt, sondern vielmehr ein bestimmtes A. An die Stelle des
  A im identischen Satze kann jedes andere Substrat gesetzt, aber A als
  Ungleiches nicht mehr mit jedem andern vertauscht werden. Es soll zwar
  nicht ein Verschiedenes von sich, sondern nur von Anderem seyn; aber
  diese Verschiedenheit ist seine eigene Bestimmung. Als mit sich
  identisches A ist es das Unbestimmte; aber als Bestimmtes ist es das
  
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