Römische Geschichte — Buch 3 - 43
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entweder in verstorbene Menschen oder in gedachte Begriffe aufzuloesen,
ueberhaupt dem denationalisierten Hellas ein denationalisiertes Latium
an die Seite zu setzen und alle rein und scharf entwickelten
Volkstuemlichkeiten in den problematischen Begriff der allgemeinen
Zivilisation aufzuloesen, so steht diese Tendenz erfreulich oder
widerwaertig zu finden in eines jeden Belieben, in niemandes aber, ihre
historische Notwendigkeit zu bezweifeln. Von diesem Gesichtspunkte aus
laesst selbst die Mangelhaftigkeit der roemischen Poesie zwar
nimmermehr sich verleugnen, aber sich erklaeren und damit
gewissermassen sich rechtfertigen. Wohl geht durch sie hindurch ein
Missverhaeltnis zwischen dem geringfuegigen und oft verhunzten Inhalt
und der verhaeltnismaessig vollendeten Form, aber die eigentliche
Bedeutung dieser Poesie war auch eben formeller und vor allen Dingen
sprachlicher und metrischer Art. Es war nicht schoen, dass die Poesie
in Rom vorwiegend in den Haenden von Schulmeistern und Auslaendern und
vorwiegend Uebersetzung oder Nachdichtung war; aber wenn die Poesie
zunaechst nur eine Bruecke von Latium nach Hellas schlagen sollte, so
waren Livius und Ennius allerdings berufen zum poetischen Pontifikat in
Rom und die Uebersetzungsliteratur das einfachste Mittel zum Ziele. Es
war noch weniger schoen, dass die roemische Poesie sich mit Vorliebe
auf die verschliffensten und geringhaltigsten Originale warf; aber in
diesem Sinne war es zweckgemaess. Niemand wird die Euripideische Poesie
der Homerischen an die Seite stellen wollen; aber geschichtlich
betrachtet sind Euripides und Menander voellig ebenso die Bibel des
kosmopolitischen Hellenismus wie die ‘Ilias’ und die ‘Odyssee’
diejenige des volkstuemlichen Hellenentums, und insofern hatten die
Vertreter dieser Richtung guten Grund, ihr Publikum vor allem in diesen
Literaturkreis einzufuehren. Zum Teil mag auch das instinktmaessige
Gefuehl der beschraenkten poetischen Kraft die roemischen Bearbeiter
bewogen haben, sich vorzugsweise an Euripides und Menander zu halten
und den Sophokles und gar den Aristophanes beiseite liegen zu lassen;
denn waehrend die Poesie wesentlich national und schwer zu verpflanzen
ist, so sind Verstand und Witz, auf denen die Euripideische wie die
Menandrische Dichtung beruhte, von Haus aus kosmopolitisch. Immer
verdient es noch ruehmliche Anerkennung, dass die roemischen Poeten des
sechsten Jahrhunderts nicht an die hellenische Tagesliteratur oder den
sogenannten Alexandrinismus sich anschlossen, sondern lediglich in der
aelteren klassischen Literatur, wenn auch nicht gerade in deren
reichsten und reinsten Bereichen, ihre Muster sich suchten. Ueberhaupt,
wie unzaehlige falsche Akkommodationen und kunstwidrige Missgriffe man
auch denselben nachweisen mag, es sind eben nur diejenigen
Versuendigungen an dem Evangelium, welche das nichts weniger als
reinliche Missionsgeschaeft mit zwingender Notwendigkeit begleiten; und
sie werden geschichtlich und selbst aesthetisch einigermassen
aufgewogen durch den von dem Propagandatum ebenso unzertrennlichen
Glaubenseifer. Ueber das Evangelium mag man anders urteilen als Ennius
getan; aber wenn es bei dem Glauben nicht so sehr darauf ankommt, was,
als wie geglaubt wird, so kann auch den roemischen Dichtern des
sechsten Jahrhunderts Anerkennung und Bewunderung nicht versagt werden.
Ein frisches und maechtiges Gefuehl fuer die Gewalt der hellenischen
Weltliteratur, eine heilige Sehnsucht, den Wunderbaum in das fremde
Land zu verpflanzen, durchdrangen die gesamte Poesie des sechsten
Jahrhunderts und flossen in eigentuemlicher Weise zusammen mit dem
durchaus gehobenen Geiste dieser grossen Zeit. Der spaetere gelaeuterte
Hellenismus sah auf die poetischen Leistungen derselben mit einer
gewissen Verachtung herab; eher vielleicht haette er zu den Dichtern
hinaufsehen moegen, die bei aller Unvollkommenheit doch in einem
innerlicheren Verhaeltnis zu der griechischen Poesie standen und der
echten Dichtkunst naeher kamen als ihre hoeher gebildeten Nachfahren.
In der verwegenen Nacheiferung, in den klingenden Rhythmen, selbst in
dem maechtigen Dichterstolz der Poeten dieser Zeit ist mehr als in
irgendeiner anderen Epoche der roemischen Literatur eine imponierende
Grandiositaet, und auch wer ueber die Schwaechen dieser Poesie sich
nicht taeuscht, darf das stolze Wort auf sie anwenden, mit dem sie
selber sich gefeiert hat, dass sie den Sterblichen
das Feuerlied kredenzt hat aus der tiefen Brust.
——————————————————————————-
^40 Aus dem troischen und dem Herakles-Kreise kommen selbst
untergeordnete Figuren vor, zum Beispiel Talthybios (Stich. 305),
Autolykos (Bacch. 275), Parthaon (Men. 745). In den allgemeinsten
Umrissen muessen ferner zum Beispiel die thebanische und die
Argonautensage, die Geschichten von Bellerophon (Bacch. 810), Pentheus
(Merc. 467), Prokne und Philomele (Rud. 604), Sappho und Phaon (Mil.
1247) bekannt gewesen sein.
——————————————————————————-
Wie die hellenisch-roemische Literatur dieser Zeit wesentlich
tendenzioes ist, so beherrscht die Tendenz auch ihr Widerspiel, die
gleichzeitige nationale Schriftstellerei. Wenn jene nichts mehr und
nichts weniger wollte, als die latinische Nationalitaet durch
Schoepfung einer lateinisch redenden, aber in Form und Geist
hellenischen Poesie vernichten, so musste eben der beste und reinste
Teil der latinischen Nation mit dem Hellenismus selbst die
entsprechende Literatur gleichfalls von sich werfen und in Acht und
Bann tun. Man stand zu Catos Zeit in Rom der griechischen Literatur
gegenueber ungefaehr wie in der Zeit der Caesaren dem Christentum:
Freigelassene und Fremde bildeten den Kern der poetischen wie spaeter
den Kern der christlichen Gemeinde; der Adel der Nation und vor allem
die Regierung sahen in der Poesie wie im Christentum lediglich
feindliche Maechte; ungefaehr aus denselben Ursachen sind Plautus und
Ennius von der roemischen Aristokratie zum Gesindel gestellt und die
Apostel und Bischoefe von der roemischen Regierung hingerichtet worden.
Natuerlich war es auch hier vor allem Cato, der die Heimat gegen die
Fremde mit Lebhaftigkeit vertrat. Die griechischen Literaten und Aerzte
sind ihm der gefaehrlichste Abschaum des grundverdorbenen Griechenvolks
^41, und mit unaussprechlicher Verachtung werden die roemischen
Baenkelsaenger von ihm behandelt. Man hat ihn und seine
Gesinnungsgenossen deswegen oft und hart getadelt und allerdings sind
die Aeusserungen seines Unwillens nicht selten bezeichnet von der ihm
eigenen schroffen Borniertheit; bei genauerer Erwaegung indes wird man
nicht bloss im einzelnen ihm wesentlich Recht geben, sondern auch
anerkennen muessen, dass die nationale Opposition auf diesem Boden mehr
als irgendwo sonst ueber die Unzulaenglichkeit der bloss ablehnenden
Verteidigung hinausgegangen ist. Wenn sein juengerer Zeitgenosse Aulus
Postumius Albinus, der durch sein widerliches Hellenisieren den
Hellenen selbst zum Gespoett ward und der zum Beispiel schon
griechische Verse zimmerte - wenn dieser Albinus sich in der Vorrede zu
seinem Geschichtswerk wegen des mangelhaften Griechisch damit
verteidigte, dass er ein geborener Roemer sei, war da die Frage nicht
voellig an ihrem Orte, ob er rechtskraeftig verurteilt worden sei,
Dinge zu treiben, .die er nicht verstehe? oder waren etwa die Gewerbe
des fabrikmaessigen Komoedienuebersetzers und des um Brot und
Protektion singenden Heldendichters vor zweitausend Jahren ehrenhafter,
als sie es jetzt sind? oder hatte Cato nicht Ursache, es dem Nobilior
vorzuruecken, dass er den Ennius, welcher uebrigens in seinen Versen
die roemischen Potentaten ohne Ansehen der Person glorifizierte und
auch den Cato selbst mit Lob ueberhaeufte, als den Saenger seiner
kuenftigen Grosstaten mit sich nach Ambrakia nahm? oder nicht Ursache
die Griechen, die er in Rom und Athen kennenlernte, ein unverbesserlich
elendes Gesindel zu schelten? Diese Opposition gegen die Bildung der
Zeit und den Tageshellenismus war wohl berechtigt; einer Opposition
aber gegen die Bildung und das Hellenentum ueberhaupt hat Cato
keineswegs sich schuldig gemacht. Vielmehr ist es das hoechste Lob der
Nationalpartei, dass auch sie mit grosser Klarheit die Notwendigkeit
begriff, eine lateinische Literatur zu erschaffen und dabei die
Anregungen des Hellenismus ins Spiel zu bringen; nur sollte ihrer
Absicht nach die lateinische Schriftstellerei nicht nach der
griechischen abgeklatscht und der roemischen Volkstuemlichkeit
aufgezwaengt, sondern unter griechischer Befruchtung der italischen
Nationalitaet gemaess entwickelt werden. Mit einem genialen Instinkt,
der weniger von der Einsicht der einzelnen als von dem Schwung der
Epoche ueberhaupt zeugt, erkannte man, dass fuer Rom bei dem
gaenzlichen Mangel der poetischen Vorschoepfung der einzige Stoff zur
Entwicklung eines eigenen geistigen Lebens in der Geschichte lag. Rom
war, was Griechenland nicht war, ein Staat; und auf dieser gewaltigen
Empfindung beruht sowohl der kuehne Versuch, den Naevius machte,
mittels der Geschichte zu einem roemischen Epos und einem roemischen
Schauspiel zu gelangen, als auch die Schoepfung der lateinischen Prosa
durch Cato. Das Beginnen freilich, die Goetter und Heroen der Sage
durch Roms Koenige und Konsuln zu ersetzen, gleicht dem Unterfangen der
Giganten, mit aufeinander getuermten Bergen den Himmel zu stuermen;
ohne eine Goetterwelt gibt es kein antikes Epos und kein antikes Drama,
und die Poesie kennt keine Surrogate. Maessiger und verstaendiger
ueberliess Cato die eigentliche Poesie als unrettbar verloren der
Gegenpartei, obwohl sein Versuch, nach dem Muster der aelteren
roemischen, des appischen Sitten- und des Ackerbaugedichts eine
didaktische Poesie in nationalem Versmass zu erschaffen, wenn nicht dem
Erfolge, doch der Absicht nach bedeutsam und achtungswert bleibt. Einen
guenstigeren Boden gewaehrte ihm die Prosa, und er hat denn auch die
ganze ihm eigene Vielseitigkeit und Energie daran gesetzt, eine
prosaische Literatur in der Muttersprache zu erschaffen. Es ist dies
Bestreben nur um so roemischer und nur um so achtbarer, als er sein
Publikum zunaechst im Familienkreise erblickte und als er damit in
seiner Zeit ziemlich alleinstand. So entstanden seine
‘Ursprungsgeschichten’, seine aufgezeichneten Staatsreden, seine
fachwissenschaftlichen Werke. Allerdings sind sie vom nationalen Geiste
getragen und bewegen sich in nationalen Stoffen; allein sie sind nichts
weniger als antihellenisch, sondern vielmehr wesentlich, nur freilich
in anderer Art als die Schriften der Gegenpartei, unter griechischem
Einfluss entstanden. Die Idee und selbst der Titel seines Hauptwerkes
ist den griechischen “Gruendungsgeschichten” (κτίσεις) entlehnt.
Dasselbe gilt von seiner Redeschriftstellerei - er hat den Isokrates
verspottet, aber vom Thukydides und Demosthenes zu lernen versucht.
Seine ‘Enzyklopaedie’ ist wesentlich das Resultat seines Studiums der
griechischen Literatur. Von allem, was der ruehrige und patriotische
Mann angegriffen hat, ist nichts folgenreicher und nichts seinem
Vaterlande nuetzlicher gewesen als diese von ihm selbst wohl
verhaeltnismaessig gering angeschlagene literarische Taetigkeit. Er
fand zahlreiche und wuerdige Nachfolger in der Rede- und der
wissenschaftlichen Schriftstellerei; und wenn auf seine originellen, in
ihrer Art wohl der griechischen Logographie vergleichbaren
‘Ursprungsgeschichten’ auch kein Herodot und Thukydides gefolgt ist, so
ward es doch von ihm und durch ihn festgestellt, dass die literarische
Beschaeftigung mit den Nuetzlichkeitswissenschaften wie mit der
Geschichte fuer den Roemer nicht bloss ehrenhaft, sondern ehrenvoll
sei.
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^41 “Von diesen Griechen”, heisst es bei ihm, “werde ich an seinem Orte
sagen, mein Sohn Marcus, was ich zu Athen ueber sie in Erfahrung
gebracht habe; und will es beweisen, dass es nuetzlich ist, ihre
Schriften einzusehen, nicht sie durchzustudieren. Es ist eine
grundverdorbene und unregierliche Rasse - glaube mir, das ist wahr wie
ein Orakel; und wenn das Volk seine Bildung herbringt, so wird es alles
verderben und ganz besonders, wenn es seine Aerzte hierher schickt. Sie
haben sich verschworen, alle Barbaren umzubringen mit Arzeneiung, aber
sie lassen sich dafuer noch bezahlen, damit man ihnen vertraue und sie
uns leicht zugrunde richten moegen. Auch uns nennen sie Barbaren, ja
schimpfen uns mit dem noch gemeineren Namen der Opiker. Auf die
Heilkuenstler also lege ich dir Acht und Bann.”
Der eifrige Mann wusste nicht, dass der Name der Opiker, der im
Lateinischen eine schmutzige Bedeutung hat, im Griechischen ganz
unverfaenglich ist, und dass die Griechen auf die unschuldigste Weise
dazu gekommen waren, die Italiker mit demselben zu bezeichnen.
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Werfen wir schliesslich noch einen Blick auf den Stand der bauenden und
bildenden Kuenste, so macht, was die ersten anlangt, der beginnende
Luxus sich weniger in dem oeffentlichen als im Privatbauwesen
bemerklich. Erst gegen den Schluss dieser Periode, namentlich mit der
Catonischen Zensur (570 184) faengt man in jenem an, neben der gemeinen
Notdurft auch die gemeine Bequemlichkeit ins Auge zu fassen, die aus
den Wasserleitungen gespeisten Bassins (lacus) mit Stein auszulegen
(570 184), Saeulengaenge aufzufuehren (575, 580 179, 174) und vor allem
die attischen Gerichts- und Geschaeftshallen, die sogenannten Basiliken
nach Rom zu uebertragen. Das erste dieser etwa unseren heutigen Basaren
entsprechende Gebaeude, die porcische oder Silberschmiedhalle, wurde
von Cato im Jahre 570 (184) neben dem Rathaus errichtet, woran dann
rasch andere sich anschlossen, bis allmaehlich an den Langseiten des
Marktes die Privatlaeden durch diese glaenzenden saeulengetragenen
Hallen ersetzt waren. Tiefer aber griff in das taegliche Leben die
Umwandlung des Hausbaues ein, welche spaetestens in diese Epoche
gesetzt werden muss: es schieden sich allmaehlich Wohnsaal (atrium),
Hof (cavum aedium), Garten und Gartenhallen (peristylium), der Raum zur
Aufbewahrung der Papiere (tablinum), Kapelle, Kueche, Schlafzimmer; und
in der inneren Einrichtung fing die Saeule an sowohl im Hofe wie im
Wohnsaal zur Stuetzung der offenen Decke und auch fuer die Gartenhallen
verwandt zu werden - wobei wohl ueberall griechische Muster kopiert
oder doch benutzt wurden. Doch blieb das Baumaterial einfach; “unsere
Vorfahren”, sagt Varro, “wohnten in Haeusern aus Backsteinen und legten
nur, um die Feuchtigkeit abzuwehren, ein maessiges Quaderfundament”.
Von roemischer Plastik begegnet kaum eine andere Spur als etwa die
Wachsbossierung der Ahnenbilder. Etwas oefter ist von Malerei und
Malern die Rede: Manius Valerius liess den Sieg ueber die Karthager und
Hieron, den er im Jahre 491 (263) vor Messana erfochten, auf der
Seitenwand des Rathauses abschildern - die ersten historischen Fresken
in Rom, denn viele gleichartige folgten und die im Gebiet der bildenden
Kunst das sind, was nicht viel spaeter das Nationalepos und das
Nationalschauspiel im Gebiet der Poesie wurden. Es werden als Maler
genannt, ein gewisser Theodotos, der, wie Naevius spottete,
verschanzt, in Decken sitzend, drinnen im heiligen Raum
die scherzenden Laren malte mit dem Ochsenschwanz.
Marcus Pacuvius von Brundisium, welcher in dem Herkulestempel auf dem
Rindermarkt malte - derselbe, der im hoeheren Alter als Bearbeiter
griechischer Tragoedien sich einen Namen gemacht hat; der Kleinasiate
Marcus Plautius Lyco, dem fuer seine schoenen Malereien im Junotempel
zu Ardea diese Gemeinde ihr Buergerrecht verlieh ^42. Aber es tritt
doch eben darin sehr deutlich hervor, dass die Kunstuebung in Rom nicht
bloss ueberhaupt untergeordnet und mehr Handwerk als Kunst war, sondern
dass sie auch, wahrscheinlich noch ausschliesslicher als die Poesie,
den Griechen und Halbgriechen anheimfiel.
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^42 Plautius gehoert in diese oder in den Anfang der folgenden Periode,
da die Beischrift bei seinen Bildern (Plin. nat. 35, 10, 115) als
hexametrisch nicht fueglich aelter sein kann als Ennius und die
Schenkung des ardeatischen Buergerrechts notwendig vor dem
Bundesgenossenkrieg stattgefunden haben muss, durch den Ardea seine
Selbstaendigkeit verlor.
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Dagegen zeigen sich in den vornehmen Kreisen die ersten Spuren des
spaeteren dilettantischen und Sammlerinteresses. Man bewunderte schon
die Pracht der korinthischen und athenischen Tempel und sah die
altmodischen Tonbilder auf den roemischen Tempeldaechern mit
Geringschaetzung an; selbst ein Mann wie Lucius Paullus, eher Catos
Gesinnungsgenosse als Scipios, betrachtete und beurteilte den Zeus des
Pheidias mit Kennerblick. Mit dem Wegfuehren der Kunstschaetze aus den
eroberten griechischen Staedten machte in groesserem Massstab den
ersten Anfang Marcus Marcellus nach der Einnahme von Syrakus (542 212);
und obwohl dies bei den Maennern alter Zucht scharfen Tadel fand und
zum Beispiel der alte strenge Quintus Maximus nach der Einnahme von
Tarent (545 209) die Bildsaeulen der Tempel nicht anzuruehren, sondern
den Tarentinern ihre erzuernten Goetter zu lassen gebot, so wurden doch
dergleichen Tempelpluenderungen immer haeufiger. Namentlich durch Titus
Flamininus (560 194) und Marcus Fulvius Nobilior (567 187), zwei
Hauptvertreter des roemischen Hellenismus, sowie durch Lucius Paullus
(587 167) fuellten sich die oeffentlichen Gebaeude Roms mit den
Meisterwerken des griechischen Meissels. Auch hier ging den Roemern die
Ahnung auf, dass das Kunstinteresse so gut wie das poetische einen
wesentlichen Teil der hellenischen Bildung, das heisst der modernen
Zivilisation ausmache; allein waehrend die Aneignung der griechischen
Poesie ohne eine gewisse poetische Taetigkeit unmoeglich war, schien
hier das blosse Beschauen und Herbeischaffen auszureichen, und darum
ist eine eigene Literatur in Rom auf kuenstlichem Wege gestaltet, zur
Entwicklung einer eigenen Kunst aber nicht einmal ein Versuch gemacht
worden.
ueberhaupt dem denationalisierten Hellas ein denationalisiertes Latium
an die Seite zu setzen und alle rein und scharf entwickelten
Volkstuemlichkeiten in den problematischen Begriff der allgemeinen
Zivilisation aufzuloesen, so steht diese Tendenz erfreulich oder
widerwaertig zu finden in eines jeden Belieben, in niemandes aber, ihre
historische Notwendigkeit zu bezweifeln. Von diesem Gesichtspunkte aus
laesst selbst die Mangelhaftigkeit der roemischen Poesie zwar
nimmermehr sich verleugnen, aber sich erklaeren und damit
gewissermassen sich rechtfertigen. Wohl geht durch sie hindurch ein
Missverhaeltnis zwischen dem geringfuegigen und oft verhunzten Inhalt
und der verhaeltnismaessig vollendeten Form, aber die eigentliche
Bedeutung dieser Poesie war auch eben formeller und vor allen Dingen
sprachlicher und metrischer Art. Es war nicht schoen, dass die Poesie
in Rom vorwiegend in den Haenden von Schulmeistern und Auslaendern und
vorwiegend Uebersetzung oder Nachdichtung war; aber wenn die Poesie
zunaechst nur eine Bruecke von Latium nach Hellas schlagen sollte, so
waren Livius und Ennius allerdings berufen zum poetischen Pontifikat in
Rom und die Uebersetzungsliteratur das einfachste Mittel zum Ziele. Es
war noch weniger schoen, dass die roemische Poesie sich mit Vorliebe
auf die verschliffensten und geringhaltigsten Originale warf; aber in
diesem Sinne war es zweckgemaess. Niemand wird die Euripideische Poesie
der Homerischen an die Seite stellen wollen; aber geschichtlich
betrachtet sind Euripides und Menander voellig ebenso die Bibel des
kosmopolitischen Hellenismus wie die ‘Ilias’ und die ‘Odyssee’
diejenige des volkstuemlichen Hellenentums, und insofern hatten die
Vertreter dieser Richtung guten Grund, ihr Publikum vor allem in diesen
Literaturkreis einzufuehren. Zum Teil mag auch das instinktmaessige
Gefuehl der beschraenkten poetischen Kraft die roemischen Bearbeiter
bewogen haben, sich vorzugsweise an Euripides und Menander zu halten
und den Sophokles und gar den Aristophanes beiseite liegen zu lassen;
denn waehrend die Poesie wesentlich national und schwer zu verpflanzen
ist, so sind Verstand und Witz, auf denen die Euripideische wie die
Menandrische Dichtung beruhte, von Haus aus kosmopolitisch. Immer
verdient es noch ruehmliche Anerkennung, dass die roemischen Poeten des
sechsten Jahrhunderts nicht an die hellenische Tagesliteratur oder den
sogenannten Alexandrinismus sich anschlossen, sondern lediglich in der
aelteren klassischen Literatur, wenn auch nicht gerade in deren
reichsten und reinsten Bereichen, ihre Muster sich suchten. Ueberhaupt,
wie unzaehlige falsche Akkommodationen und kunstwidrige Missgriffe man
auch denselben nachweisen mag, es sind eben nur diejenigen
Versuendigungen an dem Evangelium, welche das nichts weniger als
reinliche Missionsgeschaeft mit zwingender Notwendigkeit begleiten; und
sie werden geschichtlich und selbst aesthetisch einigermassen
aufgewogen durch den von dem Propagandatum ebenso unzertrennlichen
Glaubenseifer. Ueber das Evangelium mag man anders urteilen als Ennius
getan; aber wenn es bei dem Glauben nicht so sehr darauf ankommt, was,
als wie geglaubt wird, so kann auch den roemischen Dichtern des
sechsten Jahrhunderts Anerkennung und Bewunderung nicht versagt werden.
Ein frisches und maechtiges Gefuehl fuer die Gewalt der hellenischen
Weltliteratur, eine heilige Sehnsucht, den Wunderbaum in das fremde
Land zu verpflanzen, durchdrangen die gesamte Poesie des sechsten
Jahrhunderts und flossen in eigentuemlicher Weise zusammen mit dem
durchaus gehobenen Geiste dieser grossen Zeit. Der spaetere gelaeuterte
Hellenismus sah auf die poetischen Leistungen derselben mit einer
gewissen Verachtung herab; eher vielleicht haette er zu den Dichtern
hinaufsehen moegen, die bei aller Unvollkommenheit doch in einem
innerlicheren Verhaeltnis zu der griechischen Poesie standen und der
echten Dichtkunst naeher kamen als ihre hoeher gebildeten Nachfahren.
In der verwegenen Nacheiferung, in den klingenden Rhythmen, selbst in
dem maechtigen Dichterstolz der Poeten dieser Zeit ist mehr als in
irgendeiner anderen Epoche der roemischen Literatur eine imponierende
Grandiositaet, und auch wer ueber die Schwaechen dieser Poesie sich
nicht taeuscht, darf das stolze Wort auf sie anwenden, mit dem sie
selber sich gefeiert hat, dass sie den Sterblichen
das Feuerlied kredenzt hat aus der tiefen Brust.
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^40 Aus dem troischen und dem Herakles-Kreise kommen selbst
untergeordnete Figuren vor, zum Beispiel Talthybios (Stich. 305),
Autolykos (Bacch. 275), Parthaon (Men. 745). In den allgemeinsten
Umrissen muessen ferner zum Beispiel die thebanische und die
Argonautensage, die Geschichten von Bellerophon (Bacch. 810), Pentheus
(Merc. 467), Prokne und Philomele (Rud. 604), Sappho und Phaon (Mil.
1247) bekannt gewesen sein.
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Wie die hellenisch-roemische Literatur dieser Zeit wesentlich
tendenzioes ist, so beherrscht die Tendenz auch ihr Widerspiel, die
gleichzeitige nationale Schriftstellerei. Wenn jene nichts mehr und
nichts weniger wollte, als die latinische Nationalitaet durch
Schoepfung einer lateinisch redenden, aber in Form und Geist
hellenischen Poesie vernichten, so musste eben der beste und reinste
Teil der latinischen Nation mit dem Hellenismus selbst die
entsprechende Literatur gleichfalls von sich werfen und in Acht und
Bann tun. Man stand zu Catos Zeit in Rom der griechischen Literatur
gegenueber ungefaehr wie in der Zeit der Caesaren dem Christentum:
Freigelassene und Fremde bildeten den Kern der poetischen wie spaeter
den Kern der christlichen Gemeinde; der Adel der Nation und vor allem
die Regierung sahen in der Poesie wie im Christentum lediglich
feindliche Maechte; ungefaehr aus denselben Ursachen sind Plautus und
Ennius von der roemischen Aristokratie zum Gesindel gestellt und die
Apostel und Bischoefe von der roemischen Regierung hingerichtet worden.
Natuerlich war es auch hier vor allem Cato, der die Heimat gegen die
Fremde mit Lebhaftigkeit vertrat. Die griechischen Literaten und Aerzte
sind ihm der gefaehrlichste Abschaum des grundverdorbenen Griechenvolks
^41, und mit unaussprechlicher Verachtung werden die roemischen
Baenkelsaenger von ihm behandelt. Man hat ihn und seine
Gesinnungsgenossen deswegen oft und hart getadelt und allerdings sind
die Aeusserungen seines Unwillens nicht selten bezeichnet von der ihm
eigenen schroffen Borniertheit; bei genauerer Erwaegung indes wird man
nicht bloss im einzelnen ihm wesentlich Recht geben, sondern auch
anerkennen muessen, dass die nationale Opposition auf diesem Boden mehr
als irgendwo sonst ueber die Unzulaenglichkeit der bloss ablehnenden
Verteidigung hinausgegangen ist. Wenn sein juengerer Zeitgenosse Aulus
Postumius Albinus, der durch sein widerliches Hellenisieren den
Hellenen selbst zum Gespoett ward und der zum Beispiel schon
griechische Verse zimmerte - wenn dieser Albinus sich in der Vorrede zu
seinem Geschichtswerk wegen des mangelhaften Griechisch damit
verteidigte, dass er ein geborener Roemer sei, war da die Frage nicht
voellig an ihrem Orte, ob er rechtskraeftig verurteilt worden sei,
Dinge zu treiben, .die er nicht verstehe? oder waren etwa die Gewerbe
des fabrikmaessigen Komoedienuebersetzers und des um Brot und
Protektion singenden Heldendichters vor zweitausend Jahren ehrenhafter,
als sie es jetzt sind? oder hatte Cato nicht Ursache, es dem Nobilior
vorzuruecken, dass er den Ennius, welcher uebrigens in seinen Versen
die roemischen Potentaten ohne Ansehen der Person glorifizierte und
auch den Cato selbst mit Lob ueberhaeufte, als den Saenger seiner
kuenftigen Grosstaten mit sich nach Ambrakia nahm? oder nicht Ursache
die Griechen, die er in Rom und Athen kennenlernte, ein unverbesserlich
elendes Gesindel zu schelten? Diese Opposition gegen die Bildung der
Zeit und den Tageshellenismus war wohl berechtigt; einer Opposition
aber gegen die Bildung und das Hellenentum ueberhaupt hat Cato
keineswegs sich schuldig gemacht. Vielmehr ist es das hoechste Lob der
Nationalpartei, dass auch sie mit grosser Klarheit die Notwendigkeit
begriff, eine lateinische Literatur zu erschaffen und dabei die
Anregungen des Hellenismus ins Spiel zu bringen; nur sollte ihrer
Absicht nach die lateinische Schriftstellerei nicht nach der
griechischen abgeklatscht und der roemischen Volkstuemlichkeit
aufgezwaengt, sondern unter griechischer Befruchtung der italischen
Nationalitaet gemaess entwickelt werden. Mit einem genialen Instinkt,
der weniger von der Einsicht der einzelnen als von dem Schwung der
Epoche ueberhaupt zeugt, erkannte man, dass fuer Rom bei dem
gaenzlichen Mangel der poetischen Vorschoepfung der einzige Stoff zur
Entwicklung eines eigenen geistigen Lebens in der Geschichte lag. Rom
war, was Griechenland nicht war, ein Staat; und auf dieser gewaltigen
Empfindung beruht sowohl der kuehne Versuch, den Naevius machte,
mittels der Geschichte zu einem roemischen Epos und einem roemischen
Schauspiel zu gelangen, als auch die Schoepfung der lateinischen Prosa
durch Cato. Das Beginnen freilich, die Goetter und Heroen der Sage
durch Roms Koenige und Konsuln zu ersetzen, gleicht dem Unterfangen der
Giganten, mit aufeinander getuermten Bergen den Himmel zu stuermen;
ohne eine Goetterwelt gibt es kein antikes Epos und kein antikes Drama,
und die Poesie kennt keine Surrogate. Maessiger und verstaendiger
ueberliess Cato die eigentliche Poesie als unrettbar verloren der
Gegenpartei, obwohl sein Versuch, nach dem Muster der aelteren
roemischen, des appischen Sitten- und des Ackerbaugedichts eine
didaktische Poesie in nationalem Versmass zu erschaffen, wenn nicht dem
Erfolge, doch der Absicht nach bedeutsam und achtungswert bleibt. Einen
guenstigeren Boden gewaehrte ihm die Prosa, und er hat denn auch die
ganze ihm eigene Vielseitigkeit und Energie daran gesetzt, eine
prosaische Literatur in der Muttersprache zu erschaffen. Es ist dies
Bestreben nur um so roemischer und nur um so achtbarer, als er sein
Publikum zunaechst im Familienkreise erblickte und als er damit in
seiner Zeit ziemlich alleinstand. So entstanden seine
‘Ursprungsgeschichten’, seine aufgezeichneten Staatsreden, seine
fachwissenschaftlichen Werke. Allerdings sind sie vom nationalen Geiste
getragen und bewegen sich in nationalen Stoffen; allein sie sind nichts
weniger als antihellenisch, sondern vielmehr wesentlich, nur freilich
in anderer Art als die Schriften der Gegenpartei, unter griechischem
Einfluss entstanden. Die Idee und selbst der Titel seines Hauptwerkes
ist den griechischen “Gruendungsgeschichten” (κτίσεις) entlehnt.
Dasselbe gilt von seiner Redeschriftstellerei - er hat den Isokrates
verspottet, aber vom Thukydides und Demosthenes zu lernen versucht.
Seine ‘Enzyklopaedie’ ist wesentlich das Resultat seines Studiums der
griechischen Literatur. Von allem, was der ruehrige und patriotische
Mann angegriffen hat, ist nichts folgenreicher und nichts seinem
Vaterlande nuetzlicher gewesen als diese von ihm selbst wohl
verhaeltnismaessig gering angeschlagene literarische Taetigkeit. Er
fand zahlreiche und wuerdige Nachfolger in der Rede- und der
wissenschaftlichen Schriftstellerei; und wenn auf seine originellen, in
ihrer Art wohl der griechischen Logographie vergleichbaren
‘Ursprungsgeschichten’ auch kein Herodot und Thukydides gefolgt ist, so
ward es doch von ihm und durch ihn festgestellt, dass die literarische
Beschaeftigung mit den Nuetzlichkeitswissenschaften wie mit der
Geschichte fuer den Roemer nicht bloss ehrenhaft, sondern ehrenvoll
sei.
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^41 “Von diesen Griechen”, heisst es bei ihm, “werde ich an seinem Orte
sagen, mein Sohn Marcus, was ich zu Athen ueber sie in Erfahrung
gebracht habe; und will es beweisen, dass es nuetzlich ist, ihre
Schriften einzusehen, nicht sie durchzustudieren. Es ist eine
grundverdorbene und unregierliche Rasse - glaube mir, das ist wahr wie
ein Orakel; und wenn das Volk seine Bildung herbringt, so wird es alles
verderben und ganz besonders, wenn es seine Aerzte hierher schickt. Sie
haben sich verschworen, alle Barbaren umzubringen mit Arzeneiung, aber
sie lassen sich dafuer noch bezahlen, damit man ihnen vertraue und sie
uns leicht zugrunde richten moegen. Auch uns nennen sie Barbaren, ja
schimpfen uns mit dem noch gemeineren Namen der Opiker. Auf die
Heilkuenstler also lege ich dir Acht und Bann.”
Der eifrige Mann wusste nicht, dass der Name der Opiker, der im
Lateinischen eine schmutzige Bedeutung hat, im Griechischen ganz
unverfaenglich ist, und dass die Griechen auf die unschuldigste Weise
dazu gekommen waren, die Italiker mit demselben zu bezeichnen.
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Werfen wir schliesslich noch einen Blick auf den Stand der bauenden und
bildenden Kuenste, so macht, was die ersten anlangt, der beginnende
Luxus sich weniger in dem oeffentlichen als im Privatbauwesen
bemerklich. Erst gegen den Schluss dieser Periode, namentlich mit der
Catonischen Zensur (570 184) faengt man in jenem an, neben der gemeinen
Notdurft auch die gemeine Bequemlichkeit ins Auge zu fassen, die aus
den Wasserleitungen gespeisten Bassins (lacus) mit Stein auszulegen
(570 184), Saeulengaenge aufzufuehren (575, 580 179, 174) und vor allem
die attischen Gerichts- und Geschaeftshallen, die sogenannten Basiliken
nach Rom zu uebertragen. Das erste dieser etwa unseren heutigen Basaren
entsprechende Gebaeude, die porcische oder Silberschmiedhalle, wurde
von Cato im Jahre 570 (184) neben dem Rathaus errichtet, woran dann
rasch andere sich anschlossen, bis allmaehlich an den Langseiten des
Marktes die Privatlaeden durch diese glaenzenden saeulengetragenen
Hallen ersetzt waren. Tiefer aber griff in das taegliche Leben die
Umwandlung des Hausbaues ein, welche spaetestens in diese Epoche
gesetzt werden muss: es schieden sich allmaehlich Wohnsaal (atrium),
Hof (cavum aedium), Garten und Gartenhallen (peristylium), der Raum zur
Aufbewahrung der Papiere (tablinum), Kapelle, Kueche, Schlafzimmer; und
in der inneren Einrichtung fing die Saeule an sowohl im Hofe wie im
Wohnsaal zur Stuetzung der offenen Decke und auch fuer die Gartenhallen
verwandt zu werden - wobei wohl ueberall griechische Muster kopiert
oder doch benutzt wurden. Doch blieb das Baumaterial einfach; “unsere
Vorfahren”, sagt Varro, “wohnten in Haeusern aus Backsteinen und legten
nur, um die Feuchtigkeit abzuwehren, ein maessiges Quaderfundament”.
Von roemischer Plastik begegnet kaum eine andere Spur als etwa die
Wachsbossierung der Ahnenbilder. Etwas oefter ist von Malerei und
Malern die Rede: Manius Valerius liess den Sieg ueber die Karthager und
Hieron, den er im Jahre 491 (263) vor Messana erfochten, auf der
Seitenwand des Rathauses abschildern - die ersten historischen Fresken
in Rom, denn viele gleichartige folgten und die im Gebiet der bildenden
Kunst das sind, was nicht viel spaeter das Nationalepos und das
Nationalschauspiel im Gebiet der Poesie wurden. Es werden als Maler
genannt, ein gewisser Theodotos, der, wie Naevius spottete,
verschanzt, in Decken sitzend, drinnen im heiligen Raum
die scherzenden Laren malte mit dem Ochsenschwanz.
Marcus Pacuvius von Brundisium, welcher in dem Herkulestempel auf dem
Rindermarkt malte - derselbe, der im hoeheren Alter als Bearbeiter
griechischer Tragoedien sich einen Namen gemacht hat; der Kleinasiate
Marcus Plautius Lyco, dem fuer seine schoenen Malereien im Junotempel
zu Ardea diese Gemeinde ihr Buergerrecht verlieh ^42. Aber es tritt
doch eben darin sehr deutlich hervor, dass die Kunstuebung in Rom nicht
bloss ueberhaupt untergeordnet und mehr Handwerk als Kunst war, sondern
dass sie auch, wahrscheinlich noch ausschliesslicher als die Poesie,
den Griechen und Halbgriechen anheimfiel.
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^42 Plautius gehoert in diese oder in den Anfang der folgenden Periode,
da die Beischrift bei seinen Bildern (Plin. nat. 35, 10, 115) als
hexametrisch nicht fueglich aelter sein kann als Ennius und die
Schenkung des ardeatischen Buergerrechts notwendig vor dem
Bundesgenossenkrieg stattgefunden haben muss, durch den Ardea seine
Selbstaendigkeit verlor.
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Dagegen zeigen sich in den vornehmen Kreisen die ersten Spuren des
spaeteren dilettantischen und Sammlerinteresses. Man bewunderte schon
die Pracht der korinthischen und athenischen Tempel und sah die
altmodischen Tonbilder auf den roemischen Tempeldaechern mit
Geringschaetzung an; selbst ein Mann wie Lucius Paullus, eher Catos
Gesinnungsgenosse als Scipios, betrachtete und beurteilte den Zeus des
Pheidias mit Kennerblick. Mit dem Wegfuehren der Kunstschaetze aus den
eroberten griechischen Staedten machte in groesserem Massstab den
ersten Anfang Marcus Marcellus nach der Einnahme von Syrakus (542 212);
und obwohl dies bei den Maennern alter Zucht scharfen Tadel fand und
zum Beispiel der alte strenge Quintus Maximus nach der Einnahme von
Tarent (545 209) die Bildsaeulen der Tempel nicht anzuruehren, sondern
den Tarentinern ihre erzuernten Goetter zu lassen gebot, so wurden doch
dergleichen Tempelpluenderungen immer haeufiger. Namentlich durch Titus
Flamininus (560 194) und Marcus Fulvius Nobilior (567 187), zwei
Hauptvertreter des roemischen Hellenismus, sowie durch Lucius Paullus
(587 167) fuellten sich die oeffentlichen Gebaeude Roms mit den
Meisterwerken des griechischen Meissels. Auch hier ging den Roemern die
Ahnung auf, dass das Kunstinteresse so gut wie das poetische einen
wesentlichen Teil der hellenischen Bildung, das heisst der modernen
Zivilisation ausmache; allein waehrend die Aneignung der griechischen
Poesie ohne eine gewisse poetische Taetigkeit unmoeglich war, schien
hier das blosse Beschauen und Herbeischaffen auszureichen, und darum
ist eine eigene Literatur in Rom auf kuenstlichem Wege gestaltet, zur
Entwicklung einer eigenen Kunst aber nicht einmal ein Versuch gemacht
worden.
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