Lieder von Lessing - 3

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Ach!--ich--gähn--ich--werde matt--
Nun--so--magst du--mirs vergeben,
Daß ich dich nicht singen kann;
Du verhinderst mich ja dran.

Nach der 15. Ode Anakreons
Was frag ich nach dem Großsultan,
Und Mahomets Gesetzen?
Was geht der Perser Schach mich an,
Mit allen seinen Schätzen?
Was sorg ich ihrer Kriegesart,
Und ihrer Treffen halben?
Kann ich nur meinen lieben Bart
Mit Spezereien salben.
Kann ich nur mein gesalbtes Haupt
Mit Rosen stolz umschließen,
Und wenn mir sie ein Mädchen raubt,
Das Mädchen strafend küssen.
Ein Tor sorgt für die künftge Zeit.
Für heute will ich sorgen.
Wer kennt, mit weiser Gründlichkeit,
Den ungewissen Morgen?
Was soll ich hier, so lang ich bin,
Mich um die Zukunft kränken?
Ich will mit kummerlosem Sinn
Auf Wein und Liebe denken.
Denn plötzlich steht er da, und spricht,
Der grimme Tod: "Von dannen!
Du trinkst, du küssest länger nicht!
Trink aus! küß aus! Von dannen!"

Niklas
Mein Esel sicherlich
Muß klüger sein, als ich.
Ja, klüger muß er sein!
Er fand sich selbst in Stall hinein,
Und kam doch von der Tränke.
Man denke!

Phillis
(1746)
Wenn der finstre Damon spricht,
Amor sei ein Ungeheuer,
Seine Glut ein höllisch Feuer!
O so fürcht ich Amorn nicht.
Aber hebt mein Thirsis an,
Amor sei ein Kind zum Küssen,
Schalkhaft, schmeichelnd und beflissen:
O wie fürcht ich Amorn dann!

Phyllis an Damon
Lehre mich, o Damon, singen,
Singen, wie du trunken singst.
Laß auch mich dir Lieder bringen,
Wie du mir begeistert bringst.
Wie du mich willst ewig singen,
Möcht auch ich dich ewig singen.
Durch des Weines Feuerkräfte,
Nur durch sie singst du so schön.
Aber diese Göttersäfte
Darf ich schmachtend nur besehn.
Dir riet Venus Wein zu trinken,
Mir riet sie, ihn nicht zu trinken.
Was wird nun mein Lied beleben,
Kann es dieser Trank nicht sein?--
Wie? Du willst mir Küsse geben,
Küsse, feuriger, als Wein?--
Damon, ach! nach deinen Küssen
Werd ich wohl verstummen müssen.

Phyllis lobt den Wein
Seht, mein Damon tanzt und springet!
Seht, wie wiegt er Leib und Fuß!
Seht, mein Damon lacht und singet,
Singt von Ruhe, Wein und Kuß.
Seht, wie Mund und Augen glühn!
Wir beleben uns durch ihn.
Hört die ungezwungnen Scherze!
Hört, die Liebe scherzt durch ihn!
Wie die Dämmrung vor der Kerze
Seht die Schwermut vor ihm fliehn.
Seht, er taumelt, wankt im Gehn,
Seht, sogar er taumelt schön.
Seht, wie locken seine Lippen!
Seht, wie glüht sein Mund so rot!
Machet mich, ihr roten Lippen,
Macht mich halbgezwungen rot!
Ja, er kömmt, er küsset mich.
O wie feurig küßt er mich!
Wein, du Wein hast ihn begeistert,
Du teilst ihm dein Feuer mit.
Durch dich küßt er so begeistert,
Und teilt mir sein Feuer mit.
Drum soll, wie von ihm, der Wein
Auch von mir vergöttert sein!

Refutatio Papatus
Nein, nein! durchaus ich glaube nicht,
Was Petri falscher Folger spricht;
Daß jene Bücher göttlich wären,
Die, zu der Juden steten Ehren,
Uns von des Maccabäus Helden
Und ihren heilgen Schlachten melden.
Hört meinen neu erfundnen Grund!
Es machte mir der Wein ihn kund;
Der Wein, der stets zur Wahrheit leitet.
Oh, daß ihr Theologen streitet,
Und streitet, ohne Wein zu trinken!
So müßt ihr stets in Irrtum sinken.
Der Schluß* von diesen Büchern sagt:
(Worüber Wein und Wahrheit klagt)
"Den Durst sich stets mit Wein zu stillen,
Das bringet eklen Widerwillen.
Bald Wasser, und bald Wein genießen,
Das muß uns den Gebrauch versüßen."
Was gilts? wer lügt, ist nicht von GOtt.
Haha! Herr Papst! ihr werdet rot,
Und seht die Wahrheit meiner Sätze.
Oh, wenn ich mich im Wein ergetze,
Glaubt ihr, ich wünscht ihn einst zu lassen?
Ich müßte meine Wohlfahrt hassen.
L.
* Allezeit Wein und Wasser trinken, ist nicht lustig; sondern
zuweilen Wein, zuweilen Wasser trinken, das ist lustig. 2. B. d.
Makkab. 15. Kap. 40. V.

Salomon
Lobt mir Davids weisen Sohn!
Auch bei Lieb und Wein und Scherzen
War er doch nach Gottes Herzen.
Brüder, lobt den Salomon.
Brüder, laßt sein Lob erschallen!
Doch vor allen
Lobt mir seinen weisen Schluß:
Wer viel lernt hat viel Verdruß!
Dieses laßt mir Wahrheit sein!
Diese Wahrheit stets zu lieben
Hat mich die Natur getrieben,
Die Natur und Lieb und Wein.
Ehrt mit mir den weisen König!
Lernet wenig!
Brüder, und erwägt den Schluß:
Wer viel lernt hat viel Verdruß!

Trinklied
Voll, voll, voll,
Freunde, macht euch voll!
Wein, Wein, Wein,
Freunde, schenkt ihn ein!
Küßt, küßt, küßt,
Die euch wieder küßt!
Voll von Wein,
Voll von Liebe,
Voll von Wein und Liebe,
Freunde, voll zu sein,
Küßt und schenket ein!

Wem ich zu gefallen suche, und nicht suche
Alten, alt zu unsrer Pein,
Denen von der Lust im Lieben,
Von der Jugend, von dem Wein,
Das Erinnern kaum geblieben;
Weibern, die der Taufschein drückt,
Wenn ihr Reiz der sonst entzückt,
Sonst gestritten, sonst gesiegt,
Unter Schichten Runzeln liegt;
Dichtern, die den Wein nicht loben,
Die die Liebe nicht erhoben;
Mägdchen, die nicht Gleimen kennen,
Rosten nicht vortrefflich nennen;
Weisen, die mit leeren Grillen
Leere Köpfe strotzend füllen;
Männern, die die Sitten lehren,
Und dich, Molier, nicht ehren,
Stolz auf ihr Systema sehn,
Und dich muntern Schauplatz schmähn;
Handelsleuten, die das Geld,
Und ihr Stolz zu Fürsten stellt;
Falschen Priestern, die die Tugend,
Mir nicht munter wie die Jugend,
Mir nicht schmackhaft, mir nicht süße,
Wie den Wein, und wie die Küsse,
Mir nicht reizend, wie die Strahlen,
Aus der Phyllis Augen malen;
Stutzern, deren weißer Scheitel,
Deren reich und witzge Tracht,
Dummgelobte Schönen eitel,
Und zu ihresgleichen macht;
Unversuchten stolzen Kriegern;
Aufgeblasnen Federsiegern;
Ältlichklugen jungen Leuten;
Seufzenden nach bessern Zeiten;
Schwermutsvollen Gallenchristen;
Allen Narren, die sich isten;
Zum Exempel, Pietisten;
Zum Exempel, Atheisten;
Zum Exempel, Rabulisten;
Operisten und Chymisten;
Quietisten und Sophisten;
Und nicht wenigen Juristen;
Publizisten und Statisten;
Und nicht wenigen Linguisten;
Und nicht wenigen Stylisten;
Und nicht wenig Komponisten--–
O der Atem will mir fehlen
Alle Narren zu erzählen--–
Allen, die mich tadelnd hassen,
Die mein Leben voller Freude
Mich nicht, aus verstelltem Neide,
Ungestört genießen lassen;
Diesen Toren, diesen allen
Mag ich ** nicht gefallen,
Mag ich, sag ich, nicht gefallen.
*
Alten, die der Wein verjüngt,
Die mit zitternd schwachen Tönen,
Wenn die Jugend munter singt,
Ihr noch gleich zu sein sich sehnen;
Weibern, die, was an sich zieht,
Reiz und Jugend noch nicht flieht,
Die des Schicksals harte Hand
Weibschen Männern zugewandt;
Jungen Witwen, die sich grämen
Flor und Trauer um zu nehmen,
Und mit schwergereizten Zähren
Nur den andern Mann begehren;
Dichtern, die wie Dichter küssen,
Nichts als sich zu freuen wissen;
Dichtern, die wie Dichter zechen,
Nie versagten Beifall rächen;
Dichtern, die bei Kuß und Wein
Miltons lassen Miltons sein;
Dichtern, die im Scherze stark,
Mit Geschichten voller Mark,
Muntern Mägdchen munter lehren,
Was die Mütter ihnen wehren;
Dichtern, die mich spottend bessern,
Kleine Fehlerchen vergrößern,
Daß ich sie in ihrem Spiele
Desto lächerlicher fühle;
Rednern, die stark im Verstellen
Uns vergnügend hintergehn,
Wenn wir sie in zwanzig Fällen
Zwanzigmal nicht selber sehn,
Bald als Unglückshelden sprechen,
Bald die Tugend spottend rächen,
Bald als Könige befehlen,
Bald als alte Männer schmälen;
Künstlern, die auf Zaubersaiten
Sorg und Harm durchs Ohr bestreiten,
Und mit heilsam falschen Leide
Dämpfen übermäßge Freude;
Federbüschen, die nicht prahlen;
Reichen, welche reich bezahlen;
Kriegern, die ihr Leben wagen;
Armen, welche nicht verzagen;
Allen liebenswürdgen Mägdchen,
Liebenswürdgen weißen Mägdchen,
Liebenswürdgen braunen Mägdchen,
Liebenswürdgen stillen Mägdchen,
Liebenswürdgen muntern Mägdchen,
Wären es gleich Bürgermägdchen,
Wären es gleich Kaufmannsmägdchen,
Wären es gleich Priestermägdchen,
Wären es gleich Karnmermägdchen,
Wären es gleich Bauermägdchen,
Wenn sie nur die Liebe fühlen,
Lachen, scherzen, küssen, spielen;
Diesen, Freunde, diesen allen
Wünsch ich ** zu gefallen,
Wünsch ich, sag ich, zu gefallen.

[Aus einem Abschiedsgedicht an Mylius]
(1753)
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