Klingsors letzter Sommer - 04

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Ob das nun Honolulu, Mexiko oder Italien war, konnte ihm einerlei sein. Es
war Fremde, es war neue Welt und neue Luft, und wenn sie ihn auch verwirrte
und heimlich in Angst versetzte, sie duftete doch auch nach Rausch und
Vergessen und neuen, unerprobten Gefühlen.
Eine Straße schien ins Freie zu führen, dorthin schlenderte er, an
Lagerschuppen und leeren Lastfuhrwerken vorüber, dann bei kleinen
Vorstadthäusern vorbei, wo laute Stimmen italienisch schrien und im Hof
eines Wirtshauses eine Mandoline schrillte. Im letzten Hause klang eine
Mädchenstimme auf, ein Duft von Wohllaut beklemmte ihm das Herz, viele
Worte konnte er zu seiner Freude verstehen und den Refrain sich merken:
Mama non vuole, papa ne meno.
Come faremo a fare l'amor?
Es klang wie aus Träumen seiner Jugend her. Bewußtlos schritt er die Straße
weiter, floß hingerissen in die warme Nacht, in der die Grillen sangen. Ein
Weinberg kam, und bezaubert blieb er stehen: Ein Feuerwerk, ein Reigen von
kleinen, grün glühenden Lichtern erfüllte die Luft und das duftende, hohe
Gras, tausend Sternschnuppen taumelten trunken durcheinander. Es war ein
Schwarm von Leuchtkäfern, langsam und lautlos geisterten sie durch die warm
aufzuckende Nacht. Die sommerliche Luft und Erde schien sich phantastisch
in leuchtenden Figuren und tausend kleinen beweglichen Sternbildern,
auszuleben.
Lange stand der Fremde dem Zauber hingegeben und vergaß die ängstliche
Geschichte dieser Reise und die ängstliche Geschichte seines Lebens über
der schönen Seltsamkeit. Gab es noch eine Wirklichkeit? Noch Geschäfte und
Polizei? Noch Assessoren und Kursberichte? Stand zehn Minuten von hier ein
Bahnhof?
Langsam wandte sich der Flüchtling, der aus seinem Leben heraus in ein
Märchen gereist war, gegen die Stadt zurück. Laternen glühten auf. Menschen
riefen ihm Worte zu, die er nicht verstand. Unbekannte Riesenbäume standen
voll Blüten, eine steinerne Kirche hing mit schwindelnder Terrasse über dem
Absturz, helle Straßen, von Treppen unterbrochen, flossen rasch wie
Bergbäche in das Städtchen hinab.
Klein fand sein Hotel, und mit dem Eintritt in die überhellen nüchternen
Räume, Halle und Treppenhaus schwand sein Rausch dahin, und es kehrte die
ängstliche Schüchternheit zurück, sein Fluch und Kainszeichen. Betreten
drückte er sich an den wachen, tarierenden Blicken des Concierge, der
Kellner, des Liftjungen, der Hotelgäste vorbei in die ödeste Ecke eines
Restaurants. Er bat mit schwacher Stimme um die Speisekarte, und las, als
wäre er noch arm und müßte sparen, bei allen Speisen sorgfältig die Preise
mit, bestellte etwas Wohlfeiles, ermunterte sich künstlich zu einer halben
Flasche Bordeaux, der ihm nicht schmeckte, und war froh, als er endlich
hinter verschlossener Tür in seinem schäbigen kleinen Zimmer lag. Bald
schlief er ein, schlief gierig und tief, aber nur zwei, drei Stunden. Noch
mitten in der Nacht wurde er wieder wach.
Er starrte, aus den Abgründen des Unbewußten kommend, in die feindselige
Dämmerung, wußte nicht wo er war, hatte das drückende und schuldhafte
Gefühl, Wichtiges vergessen und versäumt zu haben. Wirr umhertastend
erfühlte er einen Drücker und drehte Licht an. Das kleine Zimmer sprang ins
grelle Licht, fremd, öde, sinnlos. Wo war er? Böse glotzten die
Plüschsessel. Alles blickte ihn kalt und fordernd an. Da fand er sich im
Spiegel und las das Vergessene aus seinem Gesicht. Ja, er wußte. Dies
Gesicht hatte er früher nicht gehabt, nicht diese Augen, nicht diese
Falten, nicht diese Farben. Es war ein neues Gesicht, schon einmal war es
ihm aufgefallen, im Spiegel einer Glasscheibe, irgendwann im gehetzten
Theaterstück dieser wahnsinnigen Tage. Es war nicht sein Gesicht, das gute,
stille und etwas duldende Friedrich Klein-Gesicht. Es war das Gesicht eines
Gezeichneten, vom Schicksal mit neuen Zeichen gestempelt, älter und auch
jünger als das frühere, maskenhaft und doch wunderlich durchglüht. Niemand
liebte solche Gesichter.
Da saß er im Zimmer eines Hotels im Süden mit seinem gezeichneten Gesicht.
Daheim schliefen seine Kinder, die er verlassen hatte. Nie mehr würde er
sie schlafen, nie mehr sie aufwachen sehen, nie mehr ihre Stimmen hören. Er
würde niemals mehr aus dem Wasserglas auf jenem Nachttisch trinken, auf dem
bei der Stehlampe die Abendpost und ein Buch lag, und dahinter an der Wand
überm Bett die Bilder seiner Eltern, und alles, und alles. Statt dessen
starrte er hier im ausländischen Hotel in den Spiegel, in das traurige und
angstvolle Gesicht des Verbrechers Klein, und die Plüschmöbel blickten kalt
und schlecht, und alles war anders, nichts war mehr in Ordnung. Wenn sein
Vater das noch erlebt hätte!
Niemals seit seiner Jugendzeit war Klein so unmittelbar und so einsam
seinen Gefühlen überlassen gewesen, niemals so in der Fremde, niemals so
nackt und senkrecht unter der unerbittlichen Sonne des Schicksals. Immer
war er mit irgend etwas beschäftigt gewesen, mit etwas anderm als mit sich
selbst, immer hatte er zu tun und zu sorgen gehabt, um Geld, um Beförderung
im Amt, um Frieden im Hause, um Schulgeschichten und Kinderkrankheiten;
immer waren große, heilige Pflichten des Bürgers, des Gatten, des Vaters um
ihn her gestanden, in ihrem Schutz und Schatten hatte er gelebt, ihnen
hatte er Opfer gebracht, von ihnen her war seinem Leben Rechtfertigung und
Sinn gekommen. Jetzt hing er plötzlich nackt im Weltraum, er allein Sonne
und Mond gegenüber, und fühlte die Luft um sich dünn und eisig.
Und das Wunderliche war, daß kein Erdbeben ihn in diese bange und
lebensgefährliche Lage gebracht hatte, kein Gott und kein Teufel, sondern
er allein, er selber! Seine eigene Tat hatte ihn hierher geschleudert, hier
allein mitten in die fremde Unendlichkeit gestellt. In ihm selbst war alles
gewachsen und entstanden, in seinem eigenen Herzen war das Schicksal groß
geworden, Verbrechen und Auflehnung, Wegwerfen heiliger Pflichten, Sprung
in den Weltenraum, Haß gegen sein Weib, Flucht, Vereinsamung und vielleicht
Selbstmord. Andere mochten wohl auch Schlimmes und Umstürzendes erlebt
haben, durch Brand und Krieg, durch Unfall und bösen Willen anderer -- er
jedoch, der Verbrecher Klein, konnte sich auf nichts dergleichen berufen,
auf nichts hinausreden, nichts verantwortlich machen, höchstens vielleicht
seine Frau. Ja, sie, sie allerdings konnte und mußte herangezogen und
verantwortlich gemacht werden, auf sie konnte er deuten, wenn einmal
Rechenschaft von ihm verlangt wurde!
Ein großer Zorn brannte in ihm auf, und mit einemmal fiel ihm etwas ein,
brennend und tödlich, ein Knäuel von Vorstellungen und Erlebnissen. Es
erinnerte ihn an den Traum vom Automobil, und an den Stoß, den er seinem
Feinde dort in den Bauch gegeben hatte.
Woran er sich nun erinnerte, das war ein Gefühl, oder eine Phantasie, ein
seltsamer und krankhafter Seelenzustand, eine Versuchung, ein wahnsinniges
Gelüst, oder wie immer man es bezeichnen wollte. Es war die Vorstellung
oder Vision einer furchtbaren Bluttat, die er beging, indem er sein Weib,
seine Kinder und sich selbst ums Leben brachte. Mehrmals, so besann er sich
jetzt, während noch immer der Spiegel ihm sein gestempeltes, irres
Verbrechergesicht zeigte, -- mehrmals hatte er sich diesen vierfachen Mord
vorstellen müssen, vielmehr sich verzweifelt gegen diese häßliche und
unsinnige Vision gewehrt, wie sie ihm damals erschienen war. Genau damals
hatten die Gedanken, Träume und quälenden Zustände in ihm begonnen, so
schien ihm, welche dann mit der Zeit zu der Unterschlagung und zu seiner
Flucht geführt hatten. Vielleicht -- es war möglich -- war es nicht bloß
die übergroß gewordene Abneigung gegen seine Frau und sein Eheleben
gewesen, die ihn von Hause fortgetrieben hatte, sondern noch mehr die Angst
davor, daß er eines Tages doch noch dies viel furchtbarere Verbrechen
begehen möchte: sie alle töten, sie schlachten und in ihrem Blut liegen
sehen. Und weiter: auch diese Vorstellung noch hatte eine Vorgeschichte.
Sie war zu Zeiten gekommen, wie etwa ein leichter Schwindelanfall, wo man
meint, sich fallen lassen zu müssen. Das Bild aber, die Mordtat, stammte
aus einer besonderen Quelle her! Unbegreiflich, daß er das erst jetzt sah!
Damals, als er zum erstenmal die Zwangsvorstellung vom Töten seiner Familie
hatte, und über diese teuflische Vision zu Tode erschrocken war, da hatte
ihn, gleichsam höhnisch, eine kleine Erinnerung heimgesucht. Es war diese:
Vor Jahren, als sein Leben anscheinend noch harmlos, ja beinahe glücklich
war, sprach er einmal mit Kollegen über die Schreckenstat eines
süddeutschen Schullehrers namens W. (er kam nicht gleich auf den Namen),
der seine ganze Familie auf eine furchtbar blutige Weise abgeschlachtet und
dann die Hand gegen sich selber erhoben hatte. Es war die Frage gewesen,
wie weit bei einer solchen Tat von Zurechnungsfähigkeit die Rede sein
könne, und im weiteren darüber, ob und wie man überhaupt eine solche Tat,
eine solche grausige Explosion menschlicher Scheußlichkeit verstehen und
erklären könne. Er, Klein, war damals sehr erregt gewesen und hatte gegen
einen Kollegen, welcher jenen Totschlag psychologisch zu erklären
versuchte, überaus heftig geäußert: einem so scheußlichen Verbrechen
gegenüber gebe es für einen anständigen Mann keine andere Haltung als
Entrüstung und Abscheu, eine solche Bluttat könne nur im Gehirn eines
Teufels entstehen, und für einen Verbrecher dieser Art sei überhaupt keine
Strafe, kein Gericht, keine Folter streng und schwer genug. Er erinnerte
sich noch heut genau des Tisches, an dem sie saßen, und des verwunderten
und etwas kritischen Blickes, mit dem jener ältere Kollege ihn nach diesem
Ausbruch seiner Entrüstung gestreift hatte.
Damals nun, als er sich selber zum erstenmal in einer häßlichen Phantasie
als Mörder der Seinigen sah und er vor dieser Vorstellung mit einem
Schauder zurückschreckte, da war ihm dies um Jahre zurückliegende Gespräch
über den Verwandtenmörder W. sofort wieder eingefallen. Und seltsam. Obwohl
er hätte schwören können, daß er damals völlig aufrichtig seine wahrste
Empfindung ausgesprochen habe, war jetzt in ihm innen eine häßliche Stimme
da, die ihn verhöhnte und ihm zurief: schon damals, schon damals vor Jahren
bei dem Gespräch über den Schullehrer W. habe sein Innerstes dessen Tat
verstanden, verstanden und gebilligt, und seine so heftige Entrüstung und
Erregung sei nur daraus entstanden, daß der Philister und Heuchler in ihm
die Stimme des Herzens nicht habe gelten lassen wollen. Die furchtbaren
Strafen und Foltern, die er dem Gattenmörder wünschte, und die entrüsteten
Schimpfworte, mit denen er dessen Tat bezeichnete, die hatte er eigentlich
gegen sich selber gerichtet, gegen den Keim zum Verbrechen, der gewiß
damals schon in ihm war! Seine große Erregung bei diesem ganzen Gespräch
und Anlaß war nur daher gekommen, daß in Wirklichkeit er sich selbst sitzen
sah, der Bluttat angeklagt, und daß er sein Gewissen zu retten suchte,
indem er auf sich selber jede Anklage und jedes schwere Urteil häufte. Als
ob er damit, mit diesem Wüten gegen sich selbst, das heimliche
Verbrechertum in seinem Innern bestrafen oder übertäuben könnte.
Soweit kam Klein mit seinen Gedanken, und er fühlte, daß es sich da für ihn
um Wichtiges, ja um das Leben selber handle. Aber es war unsäglich mühsam,
diese Erinnerungen und Gedanken auseinanderzufädeln und zu ordnen. Eine
aufzuckende Ahnung letzter, erlösender Erkenntnisse unterlag der Müdigkeit
und dem Widerwillen gegen seine ganze Situation. Er stand auf, wusch sich
das Gesicht, ging barfuß auf und ab, bis ihn fröstelte, und dachte nun zu
schlafen.
Aber es kam kein Schlaf. Er lag unerbittlich seinen Empfindungen
ausgeliefert, lauter häßlichen, schmerzenden und demütigenden Gefühlen: dem
Haß gegen seine Frau, dem Mitleid mit sich selber, der Ratlosigkeit, dem
Bedürfnis nach Erklärungen, Entschuldigungen, Trostgründen. Und da ihm für
jetzt keine andern Trostgründe einfielen, und da der Weg zum Verständnis so
tief und schonungslos in die heimlichsten und gefährlichsten Dickichte
seiner Erinnerungen führte, und der Schlaf nicht wieder kommen wollte, lag
er den Rest der Nacht in einem Zustande, den er in diesem häßlichen Grad
noch nicht gekannt hatte. Alle die widerlichen Gefühle, die in ihm
stritten, vereinigten sich zu einer furchtbaren, erstickenden, tödlichen
Angst, zu einem teuflischen Alpdruck auf Herz und Lunge, der sich immer von
neuem bis an die Grenze des Unerträglichen steigerte. Was Angst war, hatte
er ja längst gewußt, seit Jahren schon, und seit den letzten Wochen und
Tagen erst! Aber so hatte er sie noch nie an der Kehle gefühlt! Zwanghaft
mußte er an die wertlosesten Dinge denken, an einen vergessenen Schlüssel,
an die Hotelrechnung, und daraus Berge von Sorgen und peinlichen
Erwartungen schaffen. Die Frage, ob dies schäbige Zimmerchen für die Nacht
wohl mehr als dreieinhalb Franken kosten würde, und ob er in diesem Fall
noch länger im Hause bleiben solle, hielt ihn wohl eine Stunde lang in
Atem, Schweiß und Herzklopfen. Dabei wußte er genau, wie dumm diese
Gedanken seien, und sprach immer wieder sich selbst vernünftig und
begütigend zu, wie einem trotzigen Kind, rechnete sich an den Fingern die
völlige Haltlosigkeit seiner Sorgen vor -- vergebens, vollkommen vergebens!
Vielmehr dämmerte auch hinter diesem Trösten und Zureden etwas wie blutiger
Hohn auf, als sei auch das bloß Getue und Theater, gerade so wie damals
sein Getue wegen dem Mörder W. Daß die Todesangst, daß dies grauenhafte
Gefühl einer Umschnürung und eines Verurteiltseins zu qualvollem Ersticken
nicht von der Sorge um die paar Franken oder von ähnlichen Ursachen
herkomme, war ihm ja klar. Dahinter lauerte Schlimmeres, Ernsteres -- aber
was? Es mußten Dinge sein, die mit dem blutigen Schullehrer, mit seinen
eigenen Mordwünschen und mit allem Kranken und Ungeordneten in ihm zu tun
hatten. Aber wie daran rühren? Wie den Grund finden? Da gab es keine Stelle
in ihm innen, die nicht blutete, die nicht krank und faul und wahnsinnig
schmerzempfindlich war. Er spürte: Lange war das nicht zu ertragen. Wenn es
so weiter ging, und namentlich wenn noch manche solche Nächte kamen, dann
wurde er wahnsinnig oder nahm sich das Leben.
Angespannt setzte er sich im Bett aufrecht und suchte das Gefühl seiner
Lage auszuschöpfen, um einmal damit fertig zu werden. Aber es war immer
dasselbe: Einsam und hilflos saß er, mit fieberndem Kopf und schmerzlichem
Herzdruck, in Todesbangigkeit dem Schicksal gegenüber wie ein Vogel der
Schlange, festgebannt und von Furcht verzehrt. Schicksal, das wußte er
jetzt, kam nicht von irgendwo her, es wuchs im eigenen Innern. Wenn er kein
Mittel dagegen fand, so fraß es ihn auf -- dann war ihm beschieden, Schritt
für Schritt von der Angst, von dieser grauenhaften Angst verfolgt und aus
seiner Vernunft verdrängt zu werden, Schritt für Schritt, bis er am Rande
stand, den er schon nahe fühlte.
Verstehen können -- das wäre gut, das wäre vielleicht die Rettung! Er war
noch lange nicht am Ende mit dem Erkennen seiner Lage und dessen, was mit
ihm vorgegangen war. Er stand noch ganz im Anfang, das fühlte er wohl. Wenn
er sich jetzt zusammenraffen und alles ganz genau zusammenfassen, ordnen
und überlegen könnte, dann würde er vielleicht den Faden finden. Das Ganze
würde einen Sinn und ein Gesicht bekommen und würde dann vielleicht zu
ertragen sein. Aber diese Anstrengung, dieses letzte Sichaufraffen war ihm
zu viel, es ging über seine Kräfte, er konnte einfach nicht. Je
angespannter er zu denken versuchte, desto schlechter ging es, er fand
statt Erinnerungen und Erklärungen in sich nur leere Löcher, nichts fiel
ihm ein, und dabei verfolgte ihn schon wieder die quälende Angst, er möchte
gerade das Wichtigste vergessen haben. Er störte und suchte in sich herum
wie ein nervöser Reisender, der alle Taschen und Koffer nach seiner
Fahrkarte durchwühlt, die er vielleicht am Hut oder gar in der Hand hat.
Aber was half es, das Vielleicht?
Vorher, vor einer Stunde oder länger -- hatte er da nicht eine Erkenntnis
gehabt, einen Fund getan? Was war es gewesen, was? Es war fort, er fand es
nicht wieder. Verzweifelnd schlug er sich mit der Faust an die Stirn. Gott
im Himmel, laß mich den Schlüssel finden! Laß mich nicht so umkommen, so
jammervoll, so dumm, so traurig! In Fetzen gelöst wie Wolkentreiben im
Sturm floh seine ganze Vergangenheit an ihm vorüber, Millionen Bilder,
durcheinander und übereinander, unkenntlich und höhnend, jedes an irgend
etwas erinnernd -- an was? An was?
Plötzlich fand er den Namen »Wagner« auf seinen Lippen. Wie bewußtlos
sprach er ihn aus: »Wagner -- Wagner.« Wo kam der Name her? Aus welchem
Schacht? Was wollte er? Wer war Wagner? Wagner?
Er biß sich an den Namen fest. Er hatte eine Aufgabe, ein Problem, das war
besser als dies Hangen im Gestaltlosen. Also: Wer ist Wagner? Was geht mich
Wagner an? Warum sagen meine Lippen, die verzogenen Lippen in meinem
Verbrechergesicht, jetzt in der Nacht den Namen Wagner vor sich hin? Er
nahm sich zusammen. Allerlei fiel ihm ein. Er dachte an Lohengrin, und
damit an das etwas unklare Verhältnis, das er zu dem Musiker Wagner hatte.
Er hatte ihn, als Zwanzigjähriger, rasend geliebt. Später war er
mißtrauisch geworden, und mit der Zeit hatte er gegen ihn eine Menge von
Einwänden und Bedenken gefunden. An Wagner hatte er viel herumkritisiert,
und vielleicht galt diese Kritik weniger dem Richard Wagner selbst als
seiner eigenen, einstigen Liebe zu ihm? Haha, hatte er sich wieder
erwischt? Hatte er da wieder einen Schwindel aufgedeckt, eine kleine Lüge,
einen kleinen Unrat? Ach ja, es kam einer um den andern zum Vorschein -- in
dem tadellosen Leben des Beamten und Gatten Friedrich Klein war es gar
nicht tadellos, gar nicht sauber gewesen, in jeder Ecke lag ein Hund
begraben! Ja, richtig, also so war es auch mit Wagner. Der Komponist
Richard Wagner wurde von Friedrich Klein scharf beurteilt und gehaßt.
Warum? Weil Friedrich Klein es sich selber nicht verzeihen konnte, daß er
als junger Mensch für diesen selben Wagner geschwärmt hatte. In Wagner
verfolgte er nun seine eigne Jugendschwärmerei, seine eigne Jugend, seine
eigne Liebe. Warum? Weil Jugend und Schwärmerei und Wagner und all das ihn
peinlich an Verlorenes erinnerten, weil er sich von einer Frau hatte
heiraten lassen, die er nicht liebte, oder doch nicht richtig, nicht genug.
Ach, und so, wie er gegen Wagner verfuhr, so verfuhr der Beamte Klein noch
gegen viele und vieles. Er war ein braver Mann, der Herr Klein, und hinter
seiner Bravheit versteckte er nichts als Unflat und Schande! Ja, wenn er
ehrlich sein wollte -- wieviel heimliche Gedanken hatte er vor sich selber
verbergen müssen! Wieviel Blicke nach hübschen Mädchen auf der Gasse,
wieviel Neid gegen Liebespaare, die ihm abends begegneten, wenn er vom Amt
zu seiner Frau nach Hause ging! Und dann die Mordgedanken. Und hatte er
nicht den Haß, der ihm selber hätte gelten sollen, auch gegen jenen
Schullehrer -- -- --
Er schrak plötzlich zusammen. Wieder ein Zusammenhang! Der Schullehrer und
Mörder hatte ja -- Wagner geheißen! Also da saß der Kern! Wagner -- so hieß
jener Unheimliche, jener wahnsinnige Verbrecher, der seine ganze Familie
umgebracht hatte. War nicht mit diesem Wagner irgendwie sein ganzes Leben
seit Jahren verknüpft gewesen? Hatte nicht dieser üble Schatten ihn überall
verfolgt?
Nun, Gott sei Dank, der Faden war wieder gefunden. Ja, und über diesen
Wagner hatte er einst, in langvergangener besserer Zeit, sehr zornig und
empört gescholten und ihm die grausamsten Strafen gewünscht. Und dennoch
hatte er später selber, ohne mehr an Wagner zu denken, denselben Gedanken
gehabt und hatte mehrmals in einer Art von Vision sich selber gesehen, wie
er seine Frau und seine Kinder ums Leben brachte.
Und war denn das nicht eigentlich sehr verständlich? War es nicht richtig?
Konnte man nicht sehr leicht dahin kommen, daß die Verantwortung für das
Dasein von Kindern einem unerträglich wurde, ebenso unerträglich wie das
eigene Wesen und Dasein, das man nur als Irrtum, nur als Schuld und Qual
empfand?
Aufseufzend dachte er diesen Gedanken zu Ende. Es schien ihm jetzt ganz
gewiß, daß er schon damals, als er ihn zuerst erfuhr, im Herzen jenen
Wagnerschen Totschlag verstanden und gebilligt habe, gebilligt natürlich
nur als Möglichkeit. Schon damals, als er noch nicht sich unglücklich und
sein Leben verpfuscht fühlte, schon damals vor Jahren, als er noch meinte,
seine Frau zu lieben und an ihre Liebe glaubte, schon damals hatte sein
Innerstes den Schullehrer Wagner verstanden und seinem entsetzlichen
Schlachtopfer heimlich zugestimmt. Was er damals sagte und meinte, war
immer nur die Meinung seines Verstandes gewesen, nicht die seines Herzens.
Sein Herz -- jene innerste Wurzel in ihm, aus der das Schicksal wuchs --
hatte schon immer und immer eine andere Meinung gehabt, es hatte Verbrechen
begriffen und gebilligt. Es waren immer zwei Friedrich Klein dagewesen, ein
sichtbarer und ein heimlicher, ein Beamter und ein Verbrecher, ein
Familienvater und ein Mörder.
Damals aber war er im Leben stets auf der Seite des »bessern« Ich
gestanden, des Beamten und anständigen Menschen, des Ehemannes und
rechtlichen Bürgers. Die heimliche Meinung seines Innersten hatte er nie
gebilligt, er hatte sie nicht einmal gekannt. Und doch hatte diese innerste
Stimme ihn unvermerkt geleitet und schließlich zum Flüchtling und
Verworfenen gemacht!
Dankbar hielt er diesen Gedanken fest. Da war doch ein Stück
Folgerichtigkeit, etwas wie Vernunft. Es genügte noch nicht, es blieb alles
Wichtige noch so dunkel, aber eine gewisse Helligkeit, eine gewisse
Wahrheit war doch gewonnen. Und Wahrheit -- das war es, worauf es ankam.
Wenn ihm nur das kurze Ende des Fadens nicht wieder verlorenging!
Zwischen Wachen und Schlaf vor Erschöpfung fiebernd, immer an der Grenze
zwischen Gedanke und Traum, verlor er hundertmal den Faden wieder, fand ihn
hundertmal neu. Bis es Tag war und der Gassenlärm zum Fenster hereinscholl.

II
Den Vormittag lief Klein durch die Stadt. Er kam vor ein Hotel, dessen
Garten ihm gefiel, ging hinein, sah Zimmer an und mietete eines. Erst im
Weggehen sah er sich nach dem Namen des Hauses um und las: Hotel
Kontinental. War ihm dieser Name nicht bekannt? Nicht vorausgesagt worden?
Ebenso wie Hotel Milano? Er gab es indessen bald auf, zu suchen, und war
zufrieden in der Atmosphäre von Fremdheit, Spiel und eigentümlicher
Bedeutsamkeit, in die sein Leben geraten schien.
Der Zauber von gestern kam allmählich wieder. Es war sehr gut, daß er im
Süden war, dachte er dankbar. Er war gut geführt worden. Wäre dies nicht
gewesen, dieser liebenswerte Zauber überall, dies ruhige Schlendern und
Sichvergessenkönnen, dann wäre er Stunde um Stunde vor dem furchtbaren
Gedankenzwang gestanden und wäre verzweifelt. So aber gelang es ihm,
stundenlang in angenehmer Müdigkeit dahin zu vegetieren, ohne Zwang, ohne
Angst, ohne Gedanken. Das tat ihm wohl. Es war sehr gut, daß es diesen
Süden gab, und daß er ihn sich verordnet hatte. Der Süden erleichterte das
Leben. Er tröstete. Er betäubte.
Auch jetzt am hellen Tage sah die Landschaft unwahrscheinlich und
phantastisch aus, die Berge waren alle zu nah, zu steil, zu hoch, wie von
einem etwas verschrobenen Maler erfunden. Schön aber war alles Nahe und
Kleine: ein Baum, ein Stück Ufer, ein Haus in schönen heitern Farben, eine
Gartenmauer, ein schmales Weizenfeld unter Reben stehend, klein und
gepflegt wie ein Hausgarten. Dies alles war lieb und freundlich, heiter und
gesellig, es atmete Gesundheit und Vertrauen. Diese kleine, freundliche,
wohnliche Landschaft samt ihren stillheitern Menschen konnte man lieben.
Etwas lieben zu können -- welche Erlösung!
Mit dem leidenschaftlichen Willen, zu vergessen und sich zu verlieren,
schwamm der Leidende, auf der Flucht vor den lauernden Angstgefühlen,
hingegeben durch die fremde Welt. Er schlenderte ins Freie, in das
anmutige, fleißig bestellte Bauernland hinein. Es erinnerte ihn nicht an
das Land und Bauerntum seiner Heimat, sondern mehr an Homer und an die
Römer, er fand etwas Uraltes, Kultiviertes und doch Primitives darin, eine
Unschuld und Reife, die der Norden nicht hat. Die kleinen Kapellen und
Bildstöcke, die farbig und zum Teil zerfallend, fast alle von Kindern mit
Feldblumen geschmückt, überall an den Wegen zu Ehren von Heiligen standen,
schienen ihm denselben Sinn zu haben und vom selben Geist zu stammen wie
die vielen kleinen Tempel und Heiligtümer der Alten, die in jedem Hain,
Quell und Berg eine Gottheit verehrten und deren heitere Frömmigkeit nach
Brot und Wein und Gesundheit duftete. Er kehrte in die Stadt zurück, lief
unter hallenden Arkaden, ermüdete sich auf rauhem Steinpflaster, blickte
neugierig in offene Läden und Werkstätten, kaufte italienische Zeitungen,
ohne sie zu lesen, und geriet endlich müde in einen herrlichen Park am See.
Hier schlenderten Kurgäste und saßen lesend auf Bänken, und alte ungeheure
Bäume hingen wie in ihr Spiegelbild verliebt überm schwarzgrünen Wasser,
das sie dunkel überwölbten. Unwahrscheinliche Gewächse, Schlangenbäume und
Perückenbäume, Korkeichen und andre Seltsamkeiten standen frech oder
ängstlich oder trauernd im Rasen, der voll Blumen war, und an den fernen
jenseitigen Seeufern schwammen weiß und rosig lichte Dörfer und Landhäuser.
Als er auf einer Bank zusammengesunken saß und nah am Einnicken war, riß
ein fester elastischer Schritt ihn wach. Auf hohen rotbraunen
Schnürstiefeln, im kurzen Rock über dünnen durchbrochenen Strümpfen lief
eine Frau vorbei, ein Mädchen, kräftig und taktfest, sehr aufrecht und
herausfordernd, elegant, hochmütig, ein kühles Gesicht mit geschminkter
Lippenröte und einem hohen dichten Haarbau von hellem, metallischem Gelb.
Ihr Blick traf ihn im Vorbeigehen eine Sekunde, sicher und abschätzend wie
die Blicke der Portiers und Boys im Hotel, und lief gleichgültig weiter.
Allerdings, dachte Klein, sie hat recht, ich bin kein Mensch, den man
beachtet. Unsereinem schaut so eine nicht nach. Dennoch tat die Kürze und
Kühle ihres Blickes ihm heimlich weh, er kam sich abgeschätzt und mißachtet
vor von jemand, der nur Oberfläche und Außenseite sah, und aus den Tiefen
seiner Vergangenheit wuchsen ihm Stacheln und Waffen empor, um sich gegen
sie zu wehren. Schon war vergessen, daß ihr feiner belebter Schuh, ihr so
sehr elastischer und sicherer Gang, ihr straffes Bein im dünnen
Seidenstrumpf ihn einen Augenblick gefesselt und beglückt hatte.
Ausgelöscht war das Rauschen ihres Kleides und der dünne Wohlgeruch, der an
ihr Haar und an ihre Haut erinnerte. Weggeworfen und zerstampft war der
schöne holde Hauch von Geschlecht und Liebesmöglichkeit, der ihn von ihr
gestreift hatte. Statt dessen kamen viele Erinnerungen. Wie oft hatte er
solche Wesen gesehn, solche junge, sichere und herausfordernde Personen,
seien es nun Dirnen oder eitle Gesellschaftsweiber, wie oft hatte ihre
schamlose Herausforderung ihn geärgert, ihre Sicherheit ihn irritiert, ihr
kühles, brutales Sichzeigen ihn angewidert! Wie manchmal hatte er, auf
Ausflügen und in städtischen Restaurants, die Empörung seiner Frau über
solche unweibliche und hetärenhafte Wesen von Herzen geteilt!
Mißmutig streckte er die Beine von sich. Dieses Weib hatte ihm seine gute
Stimmung verdorben! Er fühlte sich ärgerlich, gereizt und benachteiligt, er
wußte: wenn diese mit dem gelben Haar nochmals vorüberkommen und ihn
nochmals mustern würde, dann würde er rot werden und sich in seinen
Kleidern, seinem Hut, seinen Schuhen, seinem Gesicht, Haar und Bart
unzulänglich und minderwertig vorkommen! Hole sie der Teufel! Schon dies
gelbe Haar! Es war falsch, es gab nirgends in der Welt so gelbe Haare.
Geschminkt war sie auch. Wie nur ein Mensch sich dazu hergeben konnte,
seine Lippen mit Schminke anzumalen -- negerhaft! Und solche Leute liefen
herum, als gehörte ihnen die Welt, sie besaßen das Auftreten, die
Sicherheit, die Frechheit und verdarben anständigen Leuten die Freude.
Mit den wieder aufwogenden Gefühlen von Unlust, Ärger und Befangenheit kam
abermals ein Schwall von Vergangenheit heraufgekocht, und plötzlich
dazwischen der Einfall: du berufst dich ja auf deine Frau, du gibst ihr ja
recht, du ordnest dich ihr wieder unter! Einen Augenblick lang überfloß ihn
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