Klingsors letzter Sommer - 02

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Oder zu andern Zeiten war das Verbrechen meiner Träume eine Rache an meinem
Vater, ein Mord und grausiger Totschlag. Ich aber würde mich dann benehmen
wie jener Verbrecher, jener einzige, richtige Verbrecher, den ich einmal
hatte durch die Gassen unsrer Stadt führen sehen. Es war ein Einbrecher,
den man gefangen hatte und in das Amtsgericht führte, mit Handschellen
gefesselt, einen steifen Melonenhut schief auf dem Kopf, vor ihm und hinter
ihm ein Landjäger. Dieser Mann, der durch die Straßen und durch einen
riesigen Volksauflauf von Neugierigen getrieben wurde, an tausend Flüchen,
boshaften Witzen und herausgeschrienen bösen Wünschen vorbei, dieser Mann
hatte in nichts jenen armen, scheuen Teufeln geglichen, die man zuweilen
vom Polizeidiener über die Straße begleitet sah und welche meistens bloß
arme Handwerksburschen waren, die gebettelt hatten. Nein, dieser war kein
Handwerksbursche und sah nicht windig, scheu und weinerlich aus, oder
flüchtete in ein verlegen-dummes Grinsen, wie ich es auch schon gesehen
hatte -- dieser war ein echter Verbrecher und trug den etwas zerbeulten Hut
kühn auf einem trotzigen und ungebeugten Schädel, er war bleich und
lächelte still verachtungsvoll, und das Volk, das ihn beschimpfte und
anspie, wurde neben ihm zu Pack und Pöbel. Ich hatte damals selbst
mitgeschrien: »Man hat ihn, der gehört gehängt!«; aber dann sah ich seinen
aufrechten, stolzen Gang, wie er die gefesselten Hände vor sich her trug,
und wie er auf dem zähen, bösen Kopf den Melonenhut kühn wie eine
phantastische Krone trug -- und wie er lächelte! und da schwieg ich. So wie
dieser Verbrecher aber würde auch ich lächeln und den Kopf steif halten,
wenn man mich ins Gericht und auf das Schafott führte, und wenn die vielen
Leute um mich her drängten und hohnvoll aufschrien -- ich würde nicht ja
und nicht nein sagen, einfach schweigen und verachten.
Und wenn ich hingerichtet und tot war und im Himmel vor den ewigen Richter
kam, dann wollte ich mich keineswegs beugen und unterwerfen. O nein, und
wenn alle Engelscharen ihn umstanden und alle Heiligkeit und Würde aus ihm
strahlte! Mochte er mich verdammen, mochte er mich in Pech sieden lassen!
Ich wollte mich nicht entschuldigen, mich nicht demütigen, ihn nicht um
Verzeihung bitten, nichts bereuen! Wenn er mich fragte: »Hast du das und
das getan?« so würde ich rufen: »Jawohl habe ich's getan, und noch mehr,
und es war recht, daß ich's getan habe, und wenn ich kann, werde ich es
wieder und wieder tun. Ich habe totgeschlagen, ich habe Häuser angezündet,
weil es mir Spaß machte, und weil ich dich verhöhnen und ärgern wollte. Ja,
denn ich hasse dich, ich spucke dir vor die Füße, Gott. Du hast mich
gequält und geschunden, du hast Gesetze gegeben, die niemand halten kann,
du hast die Erwachsenen angestiftet, uns Jungen das Leben zu versauen.«
Wenn es mir glückte, mir dies vollkommen deutlich vorzustellen und fest
daran zu glauben, daß es mir gelingen würde, genau so zu tun und zu reden,
dann war mir für Augenblicke finster wohl. Sofort aber kehrten die Zweifel
wieder. Würde ich nicht schwach werden, würde mich einschüchtern lassen,
würde doch nachgeben? Oder, wenn ich auch alles tat, wie es mein trotziger
Wille war -- würde nicht Gott einen Ausweg finden, eine Überlegenheit,
einen Schwindel, so wie es den Erwachsenen und Mächtigen ja immer gelang,
am Ende noch mit einem Trumpf zu kommen, einen schließlich doch noch zu
beschämen, einen nicht für voll zu nehmen, einen unter der verfluchten
Maske des Wohlwollens zu demütigen? Ach, natürlich würde es so enden.
Hin und her gingen meine Phantasien, ließen bald mich, bald Gott gewinnen,
hoben mich zum unbeugsamen Verbrecher und zogen mich wieder zum Kind und
Schwächling herab.
Ich stand am Fenster und schaute auf den kleinen Hinterhof des
Nachbarhauses hinunter, wo Gerüststangen an der Mauer lehnten und in einem
kleinen winzigen Garten ein paar Gemüsebeete grünten. Plötzlich hörte ich
durch die Nachmittagsstille Glockenschläge hallen, fest und nüchtern in
meine Visionen hinein, einen klaren, strengen Stundenschlag, und noch
einen. Es war zwei Uhr, und ich schreckte aus den Traumängsten in die der
Wirklichkeit zurück. Nun begann unsre Turnstunde, und wenn ich auch auf
Zauberflügeln fort und in die Turnhalle gestürzt wäre, ich wäre doch schon
zu spät gekommen. Wieder Pech! Das gab übermorgen Aufruf, Schimpfworte und
Strafe. Lieber ging ich gar nicht mehr hin, es war doch nichts mehr
gutzumachen. Vielleicht mit einer sehr guten, sehr feinen und glaubhaften
Entschuldigung -- aber es wäre mir in diesem Augenblick keine eingefallen,
so glänzend mich auch unsre Lehrer zum Lügen erzogen hatten; ich war jetzt
nicht imstande, zu lügen, zu erfinden, zu konstruieren. Besser war es,
vollends ganz aus der Stunde wegzubleiben. Was lag daran, ob jetzt zum
großen Unglück noch ein kleines kam!
Aber der Stundenschlag hatte mich geweckt und meine Phantasiespiele
gelähmt. Ich war plötzlich sehr schwach, überwirklich sah mein Zimmer mich
an, Pult, Bilder, Bett, Bücherschaft, alles geladen mit strenger
Wirklichkeit, alles Zurufe aus der Welt, in der man leben mußte, und die
mir heut wieder einmal so feindlich und gefährlich geworden war. Wie denn?
Hatte ich nicht die Turnstunde versäumt? Und hatte ich nicht gestohlen,
jämmerlich gestohlen, und hatte die verdammten Feigen im Bücherbrett
liegen, soweit sie nicht schon aufgegessen waren? Was ging mich jetzt der
Verbrecher, der liebe Gott und das Jüngste Gericht an! Das würde alles dann
schon kommen, zu seiner Zeit -- aber jetzt, jetzt im Augenblick war es weit
weg und war dummes Zeug, nichts weiter. Ich hatte gestohlen, und jeden
Augenblick konnte das Verbrechen entdeckt werden. Vielleicht war es schon
so weit, vielleicht hatte mein Vater droben schon jene Schieblade gezogen
und stand vor meiner Schandtat, beleidigt und erzürnt, und überlegte sich,
auf welche Art mir der Prozeß zu machen sei. Ach, er war möglicherweise
schon unterwegs zu mir, und wenn ich nicht sofort entfloh, hatte ich in der
nächsten Minute schon sein ernstes Gesicht mit der Brille vor mir. Denn er
wußte natürlich sofort, daß ich der Dieb war. Es gab keine Verbrecher in
unserm Hause außer mir, meine Schwestern taten nie so etwas, Gott weiß
warum. Aber wozu brauchte mein Vater da in seiner Kommode solche
Feigenkränze verborgen zu haben?
Ich hatte mein Stübchen schon verlassen und mich durch die hintere Haustür
und den Garten davongemacht. Die Gärten und Wiesen lagen in heller Sonne,
Zitronenfalter flogen über den Weg. Alles sah jetzt schlimm und drohend
aus, viel schlimmer als heut morgen. O, ich kannte das schon, und doch
meinte ich es nie so qualvoll gespürt zu haben: wie da alles in seiner
Selbstverständlichkeit und mit seiner guten Gewissensruhe mich ansah, Stadt
und Kirchturm, Wiesen und Weg, Grasblüten und Schmetterlinge, und wie alles
Hübsche und Fröhliche, was man sonst mit Freuden sah, nun fremd und
verzaubert war! Ich kannte das, ich wußte, wie es schmeckt, wenn man in
Gewissensangst durch die gewohnte Gegend läuft! Jetzt konnte der seltenste
Schmetterling über die Wiese fliegen und sich vor meinen Füßen hinsetzen --
es war nichts, es freute nicht, reizte nicht, tröstete nicht. Jetzt konnte
der herrlichste Kirschbaum mir seinen vollsten Ast herbieten -- es hatte
keinen Wert, es war kein Glück dabei. Jetzt gab es nichts als fliehen, vor
dem Vater, vor der Strafe, vor mir selber, vor meinem Gewissen, fliehen und
rastlos sein, bis dennoch unerbittlich und unentrinnbar alles kam, was
kommen mußte.
Ich lief und war rastlos, ich lief bergan und hoch bis zum Walde, und vom
Eichenberg nach der Hofmühle hinab, über den Steg und jenseits wieder
bergauf und durch Wälder hinan. Hier hatten wir unser letztes Indianerlager
gehabt. Hier hatte letztes Jahr, als der Vater auf Reisen war, unsre Mutter
mit uns Kindern Ostern gefeiert und im Wald und Moos die Eier für uns
versteckt. Hier hatte ich einst mit meinen Vettern in den Ferien eine Burg
gebaut, sie stand noch halb. Überall Reste von einstmals, überall Spiegel,
aus denen mir ein andrer entgegensah, als der ich heute war! War ich das
alles gewesen? So lustig, so zufrieden, so dankbar, so kameradschaftlich,
so zärtlich mit der Mutter, so ohne Angst, so unbegreiflich glücklich? War
das ich gewesen? Und wie hatte ich so werden können, wie ich jetzt war, so
anders, so ganz anders, so böse, so voll Angst, so zerstört? Alles war noch
wie immer, Wald und Fluß, Farnkräuter und Blumen, Burg und Ameisenhaufen,
und doch alles wie vergiftet und verwüstet. Gab es denn gar keinen Weg
zurück, dorthin, wo das Glück und die Unschuld war? Konnte es nie mehr
werden, wie es gewesen war? Würde ich jemals wieder so lachen, so mit den
Schwestern spielen, so nach Ostereiern suchen?
Ich lief und lief, den Schweiß auf der Stirn, und hinter mir lief meine
Schuld und lief groß und ungeheuer der Schatten meines Vaters als Verfolger
mit.
An mir vorbei liefen Alleen, sanken Waldränder hinab. Auf einer Höhe machte
ich halt, abseits vom Weg, ins Gras geworfen, mit Herzklopfen, das vom
Bergaufwärtsrennen kommen konnte, das vielleicht bald besser wurde. Unten
sah ich Stadt und Fluß, sah die Turnhalle, wo jetzt die Stunde zu Ende war
und die Buben auseinanderliefen, sah das lange Dach meines Vaterhauses.
Dort war meines Vaters Schlafzimmer und die Schublade, in der die Feigen
fehlten. Dort war mein kleines Zimmer. Dort würde, wenn ich zurückkam, das
Gericht mich treffen. -- Aber wenn ich nicht zurückkam?
Ich wußte, daß ich zurückkommen werde. Man kam immer zurück, jedesmal. Es
endete immer so. Man konnte nicht fort, man konnte nicht nach Afrika
fliehen oder nach Berlin. Man war klein, man hatte kein Geld, niemand half
einem. Ja, wenn alle Kinder sich zusammentaten und einander hülfen! Sie
waren viele, es gab mehr Kinder als Eltern. Aber nicht alle Kinder waren
Diebe und Verbrecher. Wenige waren so wie ich. Vielleicht war ich der
einzige. Aber nein, ich wußte, es kamen öfters solche Sachen vor wie meine
-- ein Onkel von mir hatte als Kind auch gestohlen und viel Sachen
angestellt, das hatte ich irgendwann einmal erlauscht, heimlich aus einem
Gespräch der Eltern, heimlich, wie man alles Wissenswerte erlauschen mußte.
Doch das alles half mir nicht, und wenn jener Onkel selber da wäre, er
würde mir auch nicht helfen! Er war jetzt längst groß und erwachsen, er war
Pastor, und er würde zu den Erwachsenen halten und mich im Stich lassen. So
waren sie alle. Gegen uns Kinder waren sie alle irgendwie falsch und
verlogen, spielten eine Rolle, gaben sich anders, als sie waren. Die Mutter
vielleicht nicht, oder weniger.
Ja, wenn ich nun nicht mehr heimkehren würde? Es könnte ja etwas passieren,
ich konnte den Hals brechen oder ertrinken oder unter die Eisenbahn kommen.
Dann sah alles anders aus. Dann brachte man mich nach Hause, und alles war
still und erschrocken und weinte, und ich tat allen leid, und von den
Feigen und allem war nicht mehr die Rede.
Ich wußte sehr gut, daß man sich selber das Leben nehmen konnte. Ich dachte
auch, daß ich das wohl einmal tun würde, später, wenn es einmal ganz
schlimm kam. Gut wäre es gewesen, krank zu werden, aber nicht bloß so mit
Husten, sondern richtig todkrank, so wie damals, als ich Scharlachfieber
hatte.
Inzwischen war die Turnstunde längst vorüber, und auch die Zeit war
vorüber, wo man mich zu Hause zum Kaffee erwartete. Vielleicht riefen und
suchten sie jetzt nach mir, in meinem Zimmer, im Garten und Hof, auf dem
Estrich. Wenn aber der Vater meinen Diebstahl schon entdeckt hatte, dann
wurde nicht gesucht, dann wußte er Bescheid.
Es war mir nicht möglich, länger liegenzubleiben. Das Schicksal vergaß mich
nicht, es war hinter mir her. Ich nahm das Laufen wieder auf. Ich kam an
einer Bank in den Anlagen vorüber, an der hing wieder eine Erinnerung,
wieder eine, die einst schön und lieb gewesen war und jetzt wie Feuer
brannte. Mein Vater hatte mir ein Taschenmesser geschenkt, wir waren
zusammen spazierengegangen, froh und in gutem Frieden, und er hatte sich
auf diese Bank gesetzt, während ich im Gebüsch mir eine lange Haselrute
schneiden wollte. Und da brach ich im Eifer das neue Messer ab, die Klinge
dicht am Heft, und kam entsetzt zurück, wollte es erst verheimlichen, wurde
aber gleich danach gefragt. Ich war sehr unglücklich, wegen dem Messer und
weil ich Scheltworte erwartete. Aber da hatte mein Vater nur gelächelt, mir
leicht die Schulter berührt und gesagt: »Wie schade, du armer Kerl!« Wie
hatte ich ihn da geliebt, wieviel ihm innerlich abgebeten! Und jetzt, wenn
ich an das damalige Gesicht meines Vaters dachte, an seine Stimme, an sein
Mitleid -- was war ich für ein Ungeheuer, daß ich diesen Vater so oft
betrübt, belogen und heut bestohlen hatte!
Als ich wieder in die Stadt kam, bei der oberen Brücke und weit von unserm
Hause, hatte die Dämmerung schon begonnen. Aus einem Kaufladen, hinter
dessen Glastür schon Licht brannte, kam ein Knabe gelaufen, der blieb
plötzlich stehen und rief mich mit Namen an. Es war Oskar Weber. Niemand
konnte mir ungelegener kommen. Immerhin erfuhr ich von ihm, daß der Lehrer
mein Fehlen in der Turnstunde nicht bemerkt habe. Aber wo ich denn gewesen
sei?
»Ach nirgends,« sagte ich, »ich war nicht recht wohl.«
Ich war schweigsam und zurückweisend, und nach einer Weile, die ich
empörend lang fand, merkte er, daß er mir lästig sei. Jetzt wurde er böse.
»Laß mich in Ruh',« sagte ich kalt, »ich kann allein heimgehen.«
»So?« rief er jetzt. »Ich kann gradeso gut allein gehen wie du, dummer
Fratz! Ich bin nicht dein Pudel, daß du's weißt. Aber vorher möchte ich
doch wissen, wie das jetzt eigentlich mit unserer Sparkasse ist! Ich habe
einen Zehner hineingetan und du nichts.«
»Deinen Zehner kannst du wiederhaben, heut noch, wenn du Angst um ihn hast.
Wenn ich dich nur nimmer sehen muß. Als ob ich von dir etwas annehmen
würde!«
»Du hast ihn neulich gern genommen,« meinte er höhnisch, aber nicht, ohne
einen Türspalt zur Versöhnung offen zu lassen.
Aber ich war heiß und böse geworden, alle in mir angehäufte Angst und
Ratlosigkeit brach in hellen Zorn aus. Weber hatte mir nichts zu sagen!
Gegen ihn war ich im Recht, gegen ihn hatte ich ein gutes Gewissen. Und ich
brauchte jemand, gegen den ich mich fühlen, gegen den ich stolz und im
Recht sein konnte. Alles Ungeordnete und Finstere in mir strömte wild in
diesen Ausweg. Ich tat, was ich sonst so sorgfältig vermied, ich kehrte den
Herrensohn heraus, ich deutete an, daß es für mich keine Entbehrung sei,
auf die Freundschaft mit einem Gassenbuben zu verzichten. Ich sagte ihm,
daß für ihn jetzt das Beerenessen in unserm Garten und das Spielen mit
meinen Spielsachen ein Ende habe. Ich fühlte mich aufglühen und aufleben:
ich hatte einen Feind, einen Gegner, einen, der schuld war, den man packen
konnte. Alle Lebenstriebe sammelten sich in diese erlösende, willkommene,
befreiende Wut, in die grimmige Freude am Feind, der diesmal nicht in mir
selbst wohnte, der mir gegenüberstand, mich mit erschreckten, dann mit
bösen Augen anglotzte, dessen Stimme ich hörte, dessen Vorwürfe ich
verachten, dessen Schimpfworte ich übertrumpfen konnte.
Im anschwellenden Wortwechsel, dicht nebeneinander, trieben wir die
dunkelnde Gasse hinab; da und dort sah man uns aus einer Haustüre nach. Und
alles, was ich gegen mich selber an Wut und Verachtung empfand, kehrte sich
gegen den unseligen Weber. Als er damit zu drohen begann, er werde mich dem
Turnlehrer anzeigen, war es Wollust für mich: er setzte sich ins Unrecht,
er wurde gemein, er stärkte mich.
Als wir in der Nähe der Metzgergasse handgemein wurden, blieben gleich ein
paar Leute stehen und sahen unserm Handel zu. Wir hieben einander in den
Bauch und ins Gesicht und traten mit den Schuhen gegeneinander. Nun hatte
ich für Augenblicke alles vergessen, ich war im Recht, war kein Verbrecher,
Kampfrausch beglückte mich, und wenn Weber auch stärker war als ich, so war
ich flinker, klüger, rascher, feuriger. Wir wurden heiß und schlugen uns
wütend. Als er mir mit einem verzweifelten Griff den Hemdkragen aufriß,
fühlte ich mit Inbrunst den Strom kalter Luft über meine glühende Haut
laufen.
Und im Hauen, Reißen und Treten, Ringen und Würgen hörten wir nicht auf,
uns weiter mit Worten anzufeinden, zu beleidigen und zu vernichten, mit
Worten, die immer glühender, immer törichter und böser, immer dichterischer
und phantastischer wurden. Und auch darin war ich ihm über, war böser,
dichterischer, erfinderischer. Sagte er Hund, so sagte ich Sauhund. Rief er
Schuft, so schrie ich Satan. Wir bluteten beide, ohne etwas zu fühlen, und
dabei häuften unsre Worte böse Zauber und Wünsche, wir empfahlen einander
dem Galgen, wünschten uns Messer, um sie einander in die Rippen zu jagen
und darin umzudrehen, wir beschimpften einer des andern Namen, Herkunft und
Vater.
Es war das erste und einzige Mal, daß ich einen solchen Kampf im vollen
Kriegsrausch bis zu Ende ausfocht, mit allen Hieben, allen Grausamkeiten,
allen Beschimpfungen. Zugesehen hatte ich oft und mit grausender Lust diese
vulgären, urtümlichen Flüche und Schandworte angehört; nun schrie ich sie
selber heraus, als sei ich ihrer von klein auf gewohnt und in ihrem
Gebrauch geübt. Tränen liefen mir aus den Augen und Blut über den Mund. Die
Welt aber war herrlich, sie hatte einen Sinn, es war gut zu leben, gut zu
hauen, gut zu bluten und bluten zu machen.
Niemals vermochte ich in der Erinnerung das Ende dieses Kampfes wieder zu
finden. Irgendeinmal war es aus, irgendeinmal stand ich allein in der
stillen Dunkelheit, erkannte Straßenecken und Häuser, war nahe bei unserm
Hause. Langsam floh der Rausch, langsam hörte das Flügelbrausen und Donnern
auf, und Wirklichkeit drang stückweise vor meine Sinne, zuerst nur vor die
Augen. Da der Brunnen. Die Brücke. Blut an meiner Hand, zerrissene Kleider,
herabgerutschte Strümpfe, ein Schmerz im Knie, einer im Auge, keine Mütze
mehr da -- alles kam nach und nach, wurde Wirklichkeit und sprach zu mir.
Plötzlich war ich tief ermüdet, fühlte meine Knie und Arme zittern, tastete
nach einer Hauswand.
Und da war unser Haus. Gott sei Dank! Ich wußte nichts auf der Welt mehr,
als daß dort Zuflucht war, Friede, Licht, Geborgenheit. Aufatmend schob ich
das hohe Tor zurück.
Da mit dem Duft von Stein und feuchter Kühle überströmte mich plötzlich
Erinnerung, hundertfach. O Gott! O lieber Gott! Es roch nach Strenge, nach
Gesetz, nach Verantwortung, nach Vater und Gott. Ich hatte gestohlen. Ich
war kein verwundeter Held, der vom Kampfe heimkehrte. Ich war kein armes
Kind, das nach Hause findet und von der Mutter in Wärme und Mitleid
gebettet wird. Ich war Dieb, ich war Verbrecher. Da droben war nicht
Zuflucht, Bett und Schlaf für mich, nicht Essen und Pflege, nicht Trost und
Vergessen. Auf mich wartete Schuld und Gericht.
Damals in der finstern abendlichen Flur und im Treppenhaus, dessen viele
Stufen ich unter Mühen erklomm, atmete ich, wie ich glaube, zum erstenmal
in meinem Leben für Augenblicke den kalten Äther, die Einsamkeit, das
Schicksal. Ich sah keinen Ausweg, ich hatte keine Pläne, auch keine Angst,
nichts als das kalte, rauhe Gefühl: »Es muß sein.« Am Geländer zog ich mich
die Treppe hinauf. Vor der Glastür fühlte ich Lust, noch einen Augenblick
mich auf die Treppe zu setzen, aufzuatmen, Ruhe zu haben. Ich tat es nicht,
es hatte keinen Zweck. Ich mußte hinein. Beim Öffnen der Tür fiel mir ein,
wie spät es wohl sei?
Ich trat ins Eßzimmer. Da saßen sie um den Tisch und hatten eben gegessen,
ein Teller mit Äpfeln stand noch da. Es war gegen acht Uhr. Nie war ich
ohne Erlaubnis so spät heimgekommen, nie hatte ich beim Abendessen gefehlt.
»Gott sei Dank, da bist du!« rief meine Mutter lebhaft. Ich sah, sie war in
Sorge um mich gewesen. Sie lief auf mich zu und blieb erschrocken stehen,
als sie mein Gesicht und die beschmutzten und zerrissenen Kleider sah. Ich
sagte nichts und blickte niemand an, doch spürte ich deutlich, daß Vater
und Mutter sich mit Blicken meinetwegen verständigten. Mein Vater schwieg
und beherrschte sich; ich fühlte, wie zornig er war. Die Mutter nahm sich
meiner an, Gesicht und Hände wurden mir gewaschen, Pflaster aufgeklebt,
dann bekam ich zu essen. Mitleid und Sorgfalt umgab mich, ich saß still und
tief beschämt, fühlte die Wärme und genoß sie mit schlechtem Gewissen. Dann
ward ich zu Bett geschickt. Dem Vater gab ich die Hand, ohne ihn anzusehen.
Als ich schon im Bette lag, kam die Mutter noch zu mir. Sie nahm meine
Kleider vom Stuhl und legte mir andere hin, denn morgen war Sonntag. Dann
fing sie behutsam zu fragen an, und ich mußte von meiner Rauferei erzählen.
Sie fand es zwar schlimm, schalt aber nicht und schien ein wenig
verwundert, daß ich dieser Sache wegen so sehr gedrückt und scheu war. Dann
ging sie.
Und nun, dachte ich, war sie überzeugt, daß alles gut sei. Ich hatte Händel
ausgefochten und war blutig gehauen worden, aber das würde morgen vergessen
sein. Von dem andern, dem Eigentlichen, wußte sie nichts. Sie war betrübt
gewesen, aber unbefangen und zärtlich. Auch der Vater wußte also vermutlich
noch nichts.
Und nun überkam mich ein furchtbares Gefühl von Enttäuschung. Ich merkte
jetzt, daß ich seit dem Augenblick, wo ich unser Haus betreten hatte, ganz
und gar von einem einzigen, sehnlichen, verzehrenden Wunsch erfüllt gewesen
war. Ich hatte nichts anderes gedacht, gewünscht, ersehnt, als daß das
Gewitter nun ausbrechen möge, daß das Gericht über mich ergehe, daß das
Furchtbare zur Wirklichkeit werde und die entsetzliche Angst davor aufhöre.
Ich war auf alles gefaßt, zu allem bereit gewesen. Mochte ich schwer
gestraft, geschlagen und eingesperrt werden! Mochte er mich hungern lassen!
Mochte er mich verfluchen und verstoßen! Wenn nur die Angst und Spannung
ein Ende nahm!
Statt dessen lag ich nun da, hatte noch Liebe und Pflege genossen, war
freundlich geschont und für meine Unarten nicht zur Rechenschaft gezogen
worden und konnte nun aufs neue warten und bangen. Sie hatten mir die
zerrissenen Kleider, das lange Fortbleiben, das versäumte Abendessen
vergeben, weil ich ein wenig müde war und blutete und ihnen leid tat, vor
allem aber, weil sie das andere nicht ahnten, weil sie nur von meinen
Unarten, nichts von meinem Verbrechen wußten. Es würde mir doppelt
schlimmgehen, wenn es nun ans Licht kam! Vielleicht schickte man mich, wie
man früher einmal gedroht hatte, in eine solche Besserungsanstalt, wo man
altes, hartes Brot essen und während der ganzen Freizeit Holz sägen und
Stiefel putzen mußte, wo es Schlafsäle mit Aufsehern geben sollte, die
einen mit dem Stock schlugen und morgens um vier Uhr mit kaltem Wasser
weckten. Oder man übergab mich der Polizei?
Jedenfalls aber, es komme wie es möge, lag wieder eine Wartezeit vor mir.
Noch länger mußte ich die Angst ertragen, noch länger mit meinem Geheimnis
herumgehen, vor jedem Blick und Schritt im Hause zittern und niemand ins
Gesicht sehen können.
Oder war es am Ende möglich, daß mein Diebstahl gar nicht bemerkt wurde?
Daß alles blieb, wie es war? Daß ich mir alle diese Angst und Pein
vergebens gemacht hatte? -- O, wenn das geschehen sollte, wenn dies
Unausdenkliche, Wundervolle möglich war, dann wollte ich ein ganz neues
Leben beginnen, dann wollte ich Gott danken und mich dadurch würdig zeigen,
daß ich Stunde für Stunde ganz rein und fleckenlos lebte! Was ich schon
früher versucht hatte und was mir mißglückt war, jetzt würde es gelingen,
jetzt war mein Vorsatz und Wille stark genug, jetzt nach diesem Elend,
dieser Hölle voll Qual! Mein ganzes Wesen bemächtigte sich dieses
Wunschgedankens und sog sich inbrünstig daran fest. Trost regnete vom
Himmel, Zukunft tat sich blau und sonnig auf. In diesen Phantasien schlief
ich endlich ein und schlief unbeschwert die ganze, gute Nacht hindurch.
Am Morgen war Sonntag, und noch im Bett empfand ich, wie den Geschmack
einer Frucht, das eigentümliche, sonderbar gemischte, im ganzen aber so
köstliche Sonntagsgefühl, wie ich es seit meiner Schulzeit kannte. Der
Sonntagmorgen war eine gute Sache: Ausschlafen, keine Schule, Aussicht auf
ein gutes Mittagessen, kein Geruch nach Lehrer und Tinte, eine Menge freie
Zeit. Dies war die Hauptsache. Schwächer nur klangen andere, fremdere,
fadere Töne hinein: Kirchgang oder Sonntagsschule, Familienspaziergang,
Sorge um die schönen Kleider. Damit wurde der reine, gute, köstliche
Geschmack und Duft ein wenig verfälscht und zersetzt -- so wie wenn zwei
gleichzeitig gegessene Speisen, etwa ein Pudding und der Saft dazu, nicht
ganz zusammenpaßten, oder wie zuweilen Bonbons oder Backwerk, die man in
kleinen Läden geschenkt bekam, einen fatalen leisen Beigeschmack von Käse
oder von Erdöl hatten. Man aß sie, und sie waren gut, aber es war nichts
Volles und Strahlendes, man mußte ein Auge dabei zudrücken. Nun, so ähnlich
war meistens der Sonntag, namentlich wenn ich in die Kirche oder
Sonntagsschule gehen mußte, was zum Glück nicht immer der Fall war. Der
freie Tag bekam dadurch einen Beigeschmack von Pflicht und von Langeweile.
Und bei den Spaziergängen mit der ganzen Familie, wenn sie auch oft schön
sein konnten, passierte gewöhnlich irgend etwas, es gab Streit mit den
Schwestern, man ging zu rasch oder zu langsam, man brachte Harz an die
Kleider; irgendein Haken war meistens dabei.
Nun, das mochte kommen. Mir war wohl. Seit gestern war eine Masse Zeit
vergangen. Vergessen hatte ich meine Schandtat nicht, sie fiel mir schon am
Morgen wieder ein, aber es war nun so lange her, die Schrecken waren
ferngerückt und unwirklich geworden. Ich hatte gestern meine Schuld gebüßt,
wenn auch nur durch Gewissensqualen, ich hatte einen bösen, jammervollen
Tag durchlitten. Nun war ich wieder zu Vertrauen und Harmlosigkeit geneigt
und machte mir wenig Gedanken mehr. Ganz war es ja noch nicht abgetan, es
klang noch ein wenig Drohung und Peinlichkeit nach, so wie in den schönen
Sonntag jene kleinen Pflichten und Kümmernisse mit hineinklangen.
Beim Frühstück waren wir alle vergnügt. Es wurde mir die Wahl zwischen
Kirche und Sonntagsschule gelassen. Ich zog, wie immer, die Kirche vor.
Dort wurde man wenigstens in Ruhe gelassen und konnte seine Gedanken laufen
lassen; auch war der hohe, feierliche Raum mit den bunten Fenstern oft
schön und ehrwürdig, und wenn man mit eingekniffenen Augen durch das lange
dämmernde Schiff gegen die Orgel sah, dann gab es manchmal wundervolle
Bilder; die aus dem Finstern ragenden Orgelpfeifen erschienen oft wie eine
strahlende Stadt mit hundert Türmen. Auch war es mir oft geglückt, wenn die
Kirche nicht voll war, die ganze Stunde ungestört in einem Geschichtenbuch
zu lesen.
Heut nahm ich keines mit und dachte auch nicht daran, mich um den Kirchgang
zu drücken, wie ich es auch schon getan hatte. So viel klang von gestern
abend noch in mir nach, daß ich gute und redliche Vorsätze hatte und
gesonnen war, mich mit Gott, Eltern und Welt freundlich und gefügig zu
vertragen. Auch mein Zorn gegen Oskar Weber war ganz und gar verflogen.
Wenn er gekommen wäre, ich hätte ihn aufs beste aufgenommen.
Der Gottesdienst begann, ich sang die Choralverse mit, es war das Lied
»Hirte deiner Schafe«, das wir auch in der Schule auswendig gelernt hatten.
Es fiel mir dabei wieder einmal auf, wie ein Liedervers beim Singen, und
gar bei dem schleppend langsamen Gesang in der Kirche, ein ganz anderes
Gesicht hatte als beim Lesen oder Hersagen. Beim Lesen war so ein Vers ein
Ganzes, hatte einen Sinn, bestand aus Sätzen. Beim Singen bestand er nur
noch aus Worten, Sätze kamen nicht zustande, Sinn war keiner da, aber dafür
gewannen die Worte, die einzelnen, gesungenen, langhin gedehnten Worte ein
sonderbar starkes, unabhängiges Leben, ja, oft waren es nur einzelne
Silben, etwas an sich ganz Sinnloses, die im Gesang selbständig wurden und
Gestalt annahmen. In dem Vers »Hirte deiner Schafe, der von keinem Schlafe
etwas wissen mag« war zum Beispiel heute beim Kirchengesang gar kein
Zusammenhang und Sinn, man dachte auch weder an einen Hirten noch an
Schafe, man dachte durchaus gar nichts. Aber das war keineswegs langweilig.
Einzelne Worte, namentlich das »Schla--a--fe«, wurden so seltsam voll und
schön, man wiegte sich ganz darin, und auch das »mag« tönte geheimnisvoll
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