Klingsors letzter Sommer - 01

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Klingsors
letzter Sommer

Erzählungen
von
Hermann Hesse

1920
S. Fischer / Verlag / Berlin

Von diesem Werk wurden für Hermann Hesse 100 numerierte
Exemplare auf holzfreiem Papier abgezogen, die mit
seiner Unterschrift nur vom Dichter selbst (Wohnsitz:
Montagnola, Schweiz) zu beziehen sind

Erste bis zehnte Auflage
Alle Rechte, besonders das der Übersetzung, vorbehalten
Copyright S. Fischer, Verlag, Berlin


Kinderseele

Manchmal handeln wir, gehen aus und ein, tun dies und das, und es ist alles
leicht, unbeschwert und gleichsam unverbindlich, es könnte scheinbar alles
auch anders sein. Und manchmal, zu anderen Stunden, könnte nichts anders
sein, ist nichts unverbindlich und leicht, und jeder Atemzug, den wir tun,
ist von Gewalten bestimmt und schwer von Schicksal.
Die Taten unseres Lebens, die wir die guten nennen und von denen zu
erzählen uns leicht fällt, sind fast alle von jener ersten, »leichten« Art,
und wir vergessen sie leicht. Andere Taten, von denen zu sprechen uns Mühe
macht, vergessen wir nie mehr, sie sind gewissermaßen mehr unser als
andere, und ihre Schatten fallen lang über alle Tage unseres Lebens.
Unser Vaterhaus, das groß und hell an einer hellen Straße lag, betrat man
durch ein hohes Tor, und sogleich war man von Kühle, Dämmerung und steinern
feuchter Luft umfangen. Eine hohe, düstere Halle nahm einen schweigsam auf,
der Boden von roten Sandsteinfliesen führte leicht ansteigend gegen die
Treppe, deren Beginn zuhinterst tief im Halbdunkel lag. Viele tausend Male
bin ich durch dies hohe Tor eingegangen, und niemals hatte ich acht auf Tor
und Flur, Fliesen und Treppe; dennoch war es immer ein Übergang in eine
andere Welt, in »unsere« Welt. Die Halle roch nach Stein, sie war finster
und hoch, hinten führte die Treppe aus der dunklen Kühle empor und zu Licht
und hellem Behagen. Immer aber war erst die Halle und die ernste Dämmerung
da: etwas von Vater, etwas von Würde und Macht, etwas von Strafe und
schlechtem Gewissen. Tausendmal ging man lachend hindurch. Manchmal aber
trat man herein und war sogleich erdrückt und zerkleinert, hatte Angst,
suchte rasch die befreiende Treppe.
Als ich elf Jahre alt war, kam ich eines Tages von der Schule her nach
Hause, an einem von den Tagen, wo Schicksal in den Ecken lauert, wo leicht
etwas passiert. An diesen Tagen scheint jede Unordnung und Störung der
eigenen Seele sich in unserer Umwelt zu spiegeln und sie zu entstellen.
Unbehagen und Angst beklemmen unser Herz, und wir suchen und finden ihre
vermeintlichen Ursachen außer uns, sehen die Welt schlecht eingerichtet und
stoßen überall auf Widerstände.
Ähnlich war es an jenem Tage. Von früh an bedrückte mich -- wer weiß woher?
vielleicht aus Träumen der Nacht -- ein Gefühl wie schlechtes Gewissen,
obwohl ich nichts Besonderes begangen hatte. Meines Vaters Gesicht hatte am
Morgen einen leidenden und vorwurfsvollen Ausdruck gehabt, die
Frühstücksmilch war lau und fad gewesen. In der Schule war ich zwar nicht
in Nöte geraten, aber es hatte alles wieder einmal trostlos, tot und
entmutigend geschmeckt und hatte sich vereinigt zu jenem mir schon
bekannten Gefühl der Ohnmacht und Verzweiflung, das uns sagt, daß die Zeit
endlos sei, daß wir ewig und ewig klein und machtlos und im Zwang dieser
blöden, stinkenden Schule bleiben werden, Jahre und Jahre, und daß dies
ganze Leben sinnlos und widerwärtig sei.
Auch über meinen derzeitigen Freund hatte ich mich heute geärgert. Ich
hatte seit kurzem eine Freundschaft mit Oskar Weber, dem Sohn eines
Lokomotivführers, ohne recht zu wissen, was mich zu ihm zog. Er hatte
neulich damit geprahlt, daß sein Vater sieben Mark im Tag verdiene, und ich
hatte aufs Geratewohl erwidert, der meine verdiene vierzehn. Daß er sich
dadurch hatte imponieren lassen, ohne Einwände zu machen, war der Anfang
der Sache gewesen. Einige Tage später hatte ich mit Weber einen Bund
gegründet, indem wir eine gemeinsame Sparkasse anlegten, aus welcher später
eine Pistole gekauft werden sollte. Die Pistole lag im Schaufenster eines
Eisenhändlers, eine massive Waffe mit zwei bläulichen Stahlrohren. Und
Weber hatte mir vorgerechnet, daß man nur eine Weile richtig zu sparen
brauche, dann könne man sie kaufen. Geld gebe es ja immer, er bekomme sehr
oft einen Zehner für Ausgänge, oder sonst ein Trinkgeld, und manchmal finde
man Geld auf der Gasse, oder Sachen mit Geldeswert, wie Hufeisen,
Bleistücke und anderes, was man gut verkaufen könne. Einen Zehner hatte er
auch sofort für unsere Kasse hergegeben, und der hatte mich überzeugt und
mir unseren ganzen Plan als möglich und hoffnungsvoll erscheinen lassen.
Indem ich an jenem Mittag unsere Hausflur betrat und mir in der kellerig
kühlen Luft dunkle Mahnungen an tausend unbequeme und hassenswerte Dinge
und Weltordnungen entgegenwehten, waren meine Gedanken mit Oskar Weber
beschäftigt. Ich fühlte, daß ich ihn nicht liebte, obwohl sein gutmütiges
Gesicht, das mich an eine Waschfrau erinnerte, mir sympathisch war. Was
mich zu ihm hinzog, war nicht seine Person, sondern etwas anderes, ich
könnte sagen sein Stand -- es war etwas, das er mit fast allen Buben von
seiner Art und Herkunft teilte: eine gewisse freche Lebenskunst, ein dickes
Fell gegen Gefahr und Demütigung, eine Vertrautheit mit den kleinen
praktischen Angelegenheiten des Lebens, mit Geld, mit Kaufläden und
Werkstätten, Waren und Preisen, mit Küche und Wäsche und dergleichen.
Solche Knaben wie Weber, denen die Schläge in der Schule nicht weh zu tun
schienen und die mit Knechten, Fuhrleuten und Fabrikmädchen verwandt und
befreundet waren, die standen anders und gesicherter in der Welt, als ich;
sie waren gleichsam erwachsener, sie wußten, wieviel ihr Vater im Tag
verdiene, und wußten ohne Zweifel auch sonst noch vieles, worin ich
unerfahren war. Sie lachten über Ausdrücke und Witze, die ich nicht
verstand. Sie konnten überhaupt auf eine Weise lachen, die mir versagt war,
auf eine dreckige und rohe, aber unleugbar erwachsene und beinah
»männliche« Weise. Es half nichts, daß man klüger war als sie und in der
Schule viel mehr wußte. Es half nichts, daß man besser als sie gekleidet,
gekämmt und gewaschen war. Im Gegenteil, eben diese Unterschiede kamen
ihnen zugute. In die »Welt«, wie sie mir in Dämmerschein und
Abenteuerschein vorschwebte, schienen mir solche Knaben wie Weber ganz ohne
Schwierigkeiten eingehen zu können, während _mir_ die »Welt« so sehr
verschlossen war und jedes ihrer Tore durch unendliches Älterwerden,
Schulesitzen, durch Prüfungen und Erzogenwerden mühsam erobert werden
mußte. Natürlich fanden solche Knaben auch Hufeisen, Geld und Stücke Blei
auf der Straße, bekamen Lohn für Besorgungen, kriegten in Läden allerlei
geschenkt und gediehen auf jede Weise.
Ich fühlte dunkel, daß meine Freundschaft zu Weber und seiner Sparkasse
nichts war als wilde Sehnsucht nach jener »Welt«. An Weber war nichts für
mich liebenswert, als sein großes Geheimnis, kraft dessen er den
Erwachsenen näher stand als ich, in einer schleierlosen, nackteren,
robusteren Welt lebte, als ich mit meinen Träumen und Wünschen. Und ich
fühlte voraus, daß er mich enttäuschen würde, daß es mir nicht gelingen
werde, ihm sein Geheimnis und den magischen Schlüssel zum Leben zu
entreißen.
Eben hatte er mich verlassen, und ich wußte, er ging nun nach Hause, breit
und behäbig, pfeifend und vergnügt, von keiner Sehnsucht, von keinen
Ahnungen verdüstert. Wenn er die Dienstmägde und Fabrikler antraf und ihr
rätselhaftes, vielleicht wunderbares, vielleicht verbrecherisches Leben
führen sah, so war es ihm kein Rätsel und ungeheures Geheimnis, keine
Gefahr, nichts Wildes und Spannendes, sondern selbstverständlich, bekannt
und heimatlich wie der Ente das Wasser. So war es. Und ich hingegen, ich
würde immer nebendraußen stehen, allein und unsicher, voll von Ahnungen,
aber ohne Gewißheit.
Überhaupt, das Leben schmeckte an jenem Tage wieder einmal hoffnungslos
fade, der Tag hatte etwas von einem Montag an sich, obwohl er ein Samstag
war, er roch nach Montag, dreimal so lang und dreimal so öde als die
anderen Tage. Verdammt und widerwärtig war dies Leben, verlogen und
ekelhaft war es. Die Erwachsenen taten, als sei die Welt vollkommen und als
seien sie selber Halbgötter, wir Knaben aber nichts als Auswurf und
Abschaum. Diese Lehrer --! Man fühlte Streben und Ehrgeiz in sich, man nahm
redliche und leidenschaftliche Anläufe zum Guten, sei es nun zum Lernen der
griechischen Unregelmäßigen oder zum Reinhalten seiner Kleider, zum
Gehorsam gegen die Eltern oder zum schweigenden, heldenhaften Ertragen
aller Schmerzen und Demütigungen -- ja, immer und immer wieder erhob man
sich, glühend und fromm, um sich Gott zu widmen und den idealen, reinen,
edlen Pfad zur Höhe zu gehen, Tugend zu üben, Böses stillschweigend zu
dulden, anderen zu helfen -- ach, und immer und immer wieder blieb es ein
Anlauf, ein Versuch und kurzer Flatterflug! Immer wieder passierte schon
nach Tagen, o schon nach Stunden etwas, was nicht hätte sein dürfen, etwas
Elendes, Betrübendes und Beschämendes. Immer wieder fiel man mitten aus den
trotzigsten und adligsten Entschlüssen und Gelöbnissen plötzlich
unentrinnbar in Sünde und Lumperei, in Alltag und Gewöhnlichkeiten zurück!
Warum war es so, daß man die Schönheit und Richtigkeit guter Vorsätze so
wohl und tief erkannte und im Herzen fühlte, wenn doch beständig und
immerzu das ganze Leben (die Erwachsenen einbegriffen) nach Gewöhnlichkeit
stank und überall darauf eingerichtet war, das Schäbige und Gemeine
triumphieren zu lassen? Wie konnte es sein, daß man morgens im Bett auf den
Knien oder nachts vor angezündeten Kerzen sich mit heiligem Schwur dem
Guten und Lichten verbündete, Gott anrief und jedem Laster für immer Fehde
ansagte -- und daß man dann, vielleicht bloß ein paar Stunden später, an
diesem selben heiligen Schwur und Vorsatz den elendesten Verrat üben
konnte, sei es auch nur durch das Einstimmen in ein verführerisches
Gelächter, durch das Gehör, das man einem dummen Schulbubenwitze lieh?
Warum war das so? Ging es andern anders? Waren die Helden, die Römer und
Griechen, die Ritter, die ersten Christen -- waren diese alle andere
Menschen gewesen als ich, besser, vollkommener, ohne schlechte Triebe,
ausgestattet mit irgendeinem Organ, das mir fehlte, das sie hinderte, immer
wieder aus dem Himmel in den Alltag, aus dem Erhabenen ins Unzulängliche
und Elende zurückzufallen? War die Erbsünde jenen Helden und Heiligen
unbekannt? War das Heilige und Edle nur Wenigen, Seltenen, Auserwählten
möglich? Aber warum war mir, wenn ich nun also kein Auserwählter war,
dennoch dieser Trieb nach dem Schönen und Adligen eingeboren, diese wilde,
schluchzende Sehnsucht nach Reinheit, Güte, Tugend? War das nicht zum Hohn?
Gab es das in Gottes Welt, daß ein Mensch, ein Knabe, gleichzeitig alle
hohen und alle bösen Triebe in sich hatte und leiden und verzweifeln mußte,
nur so als eine unglückliche und komische Figur, zum Vergnügen des
zuschauenden Gottes? Gab es das? Und war dann nicht -- ja war dann nicht
die ganze Welt ein Teufelsspott, gerade wert, sie anzuspucken?! War dann
nicht Gott ein Scheusal, ein Wahnsinniger, ein dummer, widerlicher
Hanswurst? -- Ach, und während ich mit einem Beigeschmack von
Empörerwollust diese Gedanken dachte, strafte mich schon mein banges Herz
durch Zittern für die Blasphemie!
Wie deutlich sehe ich, nach dreißig Jahren, jenes Treppenhaus wieder vor
mir, mit den hohen, blinden Fenstern, die gegen die nahe Nachbarmauer
gingen und so wenig Licht gaben, mit den weißgescheuerten, tannenen Treppen
und Zwischenböden und dem glatten, harthölzernen Geländer, das durch meine
tausend sausenden Abfahrten poliert war! So fern mir die Kindheit steht,
und so unbegreiflich und märchenhaft sie mir im ganzen erscheint, so ist
mir doch alles genau erinnerlich, was schon damals, mitten im Glück, in mir
an Leid und Zwiespalt vorhanden war. Alle diese Gefühle waren damals im
Herzen des Kindes schon dieselben, wie sie es immer blieben: Zweifel am
eigenen Wert, Schwanken zwischen Selbstüberschätzung und Mutlosigkeit,
zwischen weltverachtender Idealität und gewöhnlicher Sinneslust -- und wie
damals, so sah ich auch hundertmal später noch in diesen Zügen meines
Wesens bald verächtliche Krankheit, bald Auszeichnung, habe zu Zeiten den
Glauben, daß mich Gott auf diesem qualvollen Wege zu besonderer
Vereinsamung und Vertiefung führen wolle, und finde zu andern Zeiten wieder
in alledem nichts als die Zeichen einer schäbigen Charakterschwäche, einer
Neurose, wie Tausende sie mühsam durchs Leben schleppen.
Wenn ich alle die Gefühle und ihren qualvollen Widerstreit auf ein
Grundgefühl zurückführen und mit einem einzigen Namen bezeichnen sollte, so
wüßte ich kein anderes Wort als: Angst. Angst war es, Angst und
Unsicherheit, was ich in allen jenen Stunden des gestörten Kinderglücks
empfand: Angst vor Strafe, Angst vor dem eigenen Gewissen, Angst vor
Regungen meiner Seele, die ich als verboten und verbrecherisch empfand.
Auch in jener Stunde, von der ich erzähle, kam dies Angstgefühl wieder über
mich, als ich in dem heller und heller werdenden Treppenhause mich der
Glastür näherte. Es begann mit einer Beklemmung im Unterleib, die bis zum
Halse emporstieg und dort zum Würgen oder zu Übelkeit wurde. Zugleich damit
empfand ich in diesen Momenten stets, und so auch jetzt, eine peinliche
Geniertheit, ein Mißtrauen gegen jeden Beobachter, einen Drang zu
Alleinsein und Sichverstecken.
Mit diesem üblen und verfluchten Gefühl, einem wahren Verbrechergefühl, kam
ich in den Korridor und in das Wohnzimmer. Ich spürte: es ist heut der
Teufel los, es wird etwas passieren. Ich spürte es, wie der Barometer einen
veränderten Luftdruck spürt, mit rettungsloser Passivität. Ach, nun war es
wieder da, dies Unsägliche! Der Dämon schlich durchs Haus, Erbsünde nagte
am Herzen, riesig und unsichtbar stand hinter jeder Wand ein Geist, ein
Vater und Richter.
Noch wußte ich nichts, noch war alles bloß Ahnung, Vorgefühl, nagendes
Unbehagen. In solchen Lagen war es oft das beste, wenn man krank wurde,
sich erbrach und ins Bett legte. Dann ging es manchmal ohne Schaden
vorüber, die Mutter oder Schwester kam, man bekam Tee und spürte sich von
liebender Sorge umgeben, und man konnte weinen oder schlafen, um nachher
gesund und froh in einer völlig verwandelten, erlösten und hellen Welt zu
erwachen.
Meine Mutter war nicht im Wohnzimmer, und in der Küche war nur die Magd.
Ich beschloß, zum Vater hinauf zu gehen, zu dessen Studierzimmer eine
schmale Treppe hinaufführte. Wenn ich auch Furcht vor ihm hatte, zuweilen
war es doch gut, sich an ihn zu wenden, dem man so viel abzubitten hatte.
Bei der Mutter war es einfacher und leichter, Trost zu finden; beim Vater
aber war der Trost wertvoller, er bedeutete einen Frieden mit dem
richtenden Gewissen, eine Versöhnung und ein neues Bündnis mit den guten
Mächten. Nach schlimmen Auftritten, Untersuchungen, Geständnissen und
Strafen war ich oft aus des Vaters Zimmer gut und rein hervorgegangen,
bestraft und ermahnt zwar, aber voll neuer Vorsätze, durch die
Bundesgenossenschaft des Mächtigen gestärkt gegen das feindliche Böse. Ich
beschloß, den Vater aufzusuchen und ihm zu sagen, daß mir übel sei.
Und so stieg ich die kleine Treppe hinauf, die zum Studierzimmer führte.
Diese kleine Treppe mit ihrem eigenen Tapetengeruch und dem trockenen Klang
der hohlen, leichten Holzstufen war noch unendlich viel mehr als die
Hausflur ein bedeutsamer Weg und ein Schicksalstor; über diese Stufen
hatten viele wichtige Gänge mich geführt, Angst und Gewissensqual hatte ich
hundertmal dort hinaufgeschleppt, Trotz und wilden Zorn, und nicht selten
hatte ich Erlösung und neue Sicherheit zurückgebracht. Unten in unsrer
Wohnung waren Mutter und Kind zu Hause, dort wehte harmlose Luft; hier oben
wohnten Macht und Geist, hier waren Gericht und Tempel und das »Reich des
Vaters«.
Etwas beklommen wie immer drückte ich die altmodische Klinke nieder und
öffnete die Tür halb. Der väterliche Studierzimmergeruch floß mir
wohlbekannt entgegen: Bücher- und Tintenduft verdünnt durch blaue Luft aus
halboffnen Fenstern, weiße, reine Vorhänge, ein verlorner Faden von
Kölnisch-Wasser-Duft, und auf dem Schreibtisch ein Apfel. -- Aber die Stube
war leer.
Mit einer Empfindung halb von Enttäuschung und halb von Aufatmen trat ich
ein. Ich dämpfte meinen Schritt und trat nur mit den Zehen auf, so wie wir
hier oben manchmal gehen mußten, wenn der Vater schlief oder Kopfweh hatte.
Und kaum war dies leise Gehen mir bewußt geworden, so bekam ich Herzklopfen
und spürte verstärkt den angstvollen Druck im Unterleib und in der Kehle
wieder. Ich ging schleichend und angstvoll weiter, einen Schritt und wieder
einen Schritt, und schon war ich nicht mehr ein harmloser Besucher und
Bittsteller, sondern ein Eindringling. Mehrmals schon hatte ich heimlich in
des Vaters Abwesenheit mich in seine beiden Zimmer geschlichen, hatte sein
geheimes Reich belauscht und erforscht und hatte zweimal auch etwas daraus
entwendet.
Die Erinnerung daran war alsbald da und erfüllte mich, und ich wußte
sofort: jetzt war das Unglück da, jetzt passierte etwas, jetzt tat ich
Verbotenes und Böses. Kein Gedanke an Flucht! Vielmehr, ich dachte wohl
daran, dachte sehnlich und inbrünstig daran, davonzulaufen, die Treppe
hinab und in mein Stübchen oder in den Garten -- aber ich wußte, ich werde
das doch nicht tun, nicht tun können. Innig wünschte ich, mein Vater möchte
sich im Nebenzimmer rühren und hereintreten und den ganzen grauenvollen
Bann durchbrechen, der mich dämonisch zog und fesselte. O käme er doch!
Käme er doch, scheltend meinetwegen, aber käme er nur, eh es zu spät ist!
Ich hustete, um meine Anwesenheit zu melden, und als keine Antwort kam,
rief ich leise: »Papa!« Es blieb alles still, an den Wänden schwiegen die
vielen Bücher, ein Fensterflügel bewegte sich im Winde und warf einen
hastigen Sonnenspiegel über den Boden. Niemand erlöste mich, und in mir
selber war keine Freiheit, anders zu tun, als der Dämon wollte.
Verbrechergefühl zog mir den Magen zusammen und machte mir die
Fingerspitzen kalt, mein Herz flatterte angstvoll. Noch wußte ich
keineswegs, was ich tun würde. Ich wußte nur, es würde etwas Schlechtes
sein.
Nun war ich beim Schreibtisch, nahm ein Buch in die Hand und las einen
englischen Titel, den ich nicht verstand. Englisch haßte ich -- das sprach
der Vater stets mit der Mutter, wenn wir es nicht verstehen sollten und
auch wenn sie Streit hatten. In einer Schale lagen allerlei kleine Sachen,
Zahnstocher, Stahlfedern, Stecknadeln. Ich nahm zwei von den Stahlfedern
und steckte sie in die Tasche, Gott weiß wozu, ich brauchte sie nicht und
hatte keinen Mangel an Federn. Ich tat es nur, um dem Zwang zu folgen, der
mich fast erstickt hätte, dem Zwang, Böses zu tun, mir selbst zu schaden,
mich mit Schuld zu beladen. Ich blätterte in meines Vaters Papieren, sah
einen angefangenen Brief liegen, ich las die Worte: »es geht uns und den
Kindern, Gott sei Dank, recht gut,« und die lateinischen Buchstaben seiner
Handschrift sahen mich an wie Augen.
Dann ging ich leise und schleichend in das Schlafzimmer hinüber. Da stand
Vaters eisernes Feldbett, seine braunen Hausschuhe darunter, ein
Taschentuch lag auf dem Nachttisch. Ich atmete die väterliche Luft in dem
kühlen, hellen Zimmer ein, und das Bild des Vaters stieg deutlich vor mir
auf, Ehrfurcht und Auflehnung stritten in meinem beladenen Herzen. Für
Augenblicke haßte ich ihn und erinnerte mich seiner mit Bosheit und
Schadenfreude, wie er zuweilen an Kopfwehtagen still und flach in seinem
niederen Feldbett lag, sehr lang und gestreckt, ein nasses Tuch über der
Stirn, manchmal seufzend. Ich ahnte wohl, daß auch er, der Gewaltige, kein
leichtes Leben habe, daß auch ihm, dem Ehrwürdigen, Zweifel an sich selbst
und Bangigkeit nicht unbekannt waren. Schon war mein seltsamer Haß
verflogen, Mitleid und Rührung folgten ihm. Aber inzwischen hatte ich eine
Schieblade der Kommode herausgezogen. Da lag Wäsche geschichtet und eine
Flasche Kölnisches Wasser, das er liebte; ich wollte daran riechen, aber
die Flasche war noch ungeöffnet und fest verstöpselt, ich legte sie wieder
zurück. Daneben fand ich eine kleine runde Dose mit Mundpastillen, die nach
Lakrizen schmeckten, von denen steckte ich einige in den Mund. Eine gewisse
Enttäuschung und Ernüchterung kam über mich, und zugleich war ich doch
froh, nicht mehr gefunden und genommen zu haben.
Schon im Ablassen und Verzichten zog ich noch spielend an einer andern
Lade, mit etwas erleichtertem Gefühl und mit dem Vorsatz, nachher die zwei
gestohlenen Stahlfedern drüben wieder an ihren Ort zu legen. Vielleicht
waren Rückkehr und Reue möglich, Wiedergutmachung und Erlösung. Vielleicht
war Gottes Hand über mir stärker als alle Versuchung . . .
Da sah ich mit schnellem Blick noch eilig in den Spalt der kaum
aufgezogenen Lade. Ach, wären Strümpfe oder Hemden oder alte Zeitungen
darin gewesen! Aber da war nun die Versuchung, und sekundenschnell kehrte
der kaum gelockerte Krampf und Angstbann wieder, meine Hände zitterten, und
mein Herz schlug rasend. Ich sah in einer aus Bast geflochtenen, indischen
oder sonst exotischen Schale etwas liegen, etwas Überraschendes,
Verlockendes, einen ganzen Kranz von weiß bezuckerten, getrockneten Feigen!
Ich nahm ihn in die Hand, er war wundervoll schwer. Dann zog ich zwei, drei
Feigen heraus, steckte eine in den Mund, einige in die Tasche. Nun waren
alle Angst und alles Abenteuer doch nicht umsonst gewesen. Keine Erlösung,
keinen Trost konnte ich mehr von hier fortnehmen, so wollte ich wenigstens
nicht leer ausgehen. Ich zog noch drei, vier Feigen von dem Ring, der davon
kaum leichter wurde, und noch einige, und als meine Taschen gefüllt und von
dem Kranz wohl mehr als die Hälfte verschwunden war, ordnete ich die
übriggebliebenen Feigen auf dem etwas klebrigen Ring lockerer an, so daß
weniger zu fehlen schienen. Dann stieß ich, in plötzlichem hellem
Schrecken, die Lade heftig zu und rannte davon, durch beide Zimmer, die
kleine Stiege hinab und in mein Stübchen, wo ich stehen blieb und mich auf
meinen kleinen Stehpult stützte, in den Knien wankend und nach Atem
ringend.
Bald darauf tönte unsre Tischglocke. Mit leerem Kopf und ganz von
Ernüchterung und Ekel erfüllt, stopfte ich die Feigen in mein Bücherbrett,
verbarg sie hinter Büchern und ging zu Tische. Vor der Eßzimmertür merkte
ich, daß meine Hände klebten. Ich wusch sie in der Küche. Im Eßzimmer fand
ich alle schon am Tische warten. Ich sagte schnell Gutentag, der Vater
sprach das Tischgebet, und ich beugte mich über meine Suppe. Ich hatte
keinen Hunger, jeder Schluck machte mir Mühe. Und neben mir saßen meine
Schwestern, die Eltern gegenüber, alle hell und munter und in Ehren, nur
ich Verbrecher elend dazwischen, allein und unwürdig, mich fürchtend vor
jedem freundlichen Blick, den Geschmack der Feigen noch im Munde. Hatte ich
oben die Schlafzimmertür auch zugemacht? Und die Schublade?
Nun war das Elend da. Ich hätte mir die Hand abhauen lassen, wenn dafür
meine Feigen wieder oben in der Kommode gelegen hätten. Ich beschloß, sie
fortzuwerfen, sie mit in die Schule zu nehmen und zu verschenken. Nur daß
sie wegkämen, daß ich sie nie wieder sehen müßte!
»Du siehst heut' schlecht aus,« sagte mein Vater über den Tisch weg. Ich
sah auf meinen Teller und fühlte seine Blicke auf meinem Gesicht. Nun würde
er es merken. Er merkte ja alles, immer. Warum quälte er mich vorher noch?
Mochte er mich lieber gleich abführen und meinetwegen totschlagen.
»Fehlt dir etwas?« hörte ich seine Stimme wieder. Ich log, ich sagte, ich
habe Kopfweh.
»Du mußt dich nach Tisch ein wenig hinlegen,« sagte er. »Wieviel Stunden
habt ihr heut nachmittag?«
»Bloß Turnen.«
»Nun, turnen wird dir nicht schaden. Aber iß auch, zwinge dich ein bißchen!
Es wird schon vergehen.«
Ich schielte hinüber. Die Mutter sagte nichts, aber ich wußte, daß sie mich
anschaue. Ich aß meine Suppe hinunter, kämpfte mit Fleisch und Gemüse,
schenkte mir zweimal Wasser ein. Es geschah nichts weiter. Man ließ mich in
Ruhe. Als zum Schluß mein Vater das Dankgebet sprach: »Herr, wir danken
dir, denn du bist freundlich, und deine Güte währet ewiglich,« da trennte
wieder ein ätzender Schnitt mich von den hellen, heiligen, vertrauensvollen
Worten und von allen, die am Tische saßen; mein Händefalten war Lüge, und
meine andächtige Haltung war Lästerung.
Als ich aufstand, strich mir die Mutter übers Haar und ließ ihre Hand einen
Augenblick auf meiner Stirn liegen, ob sie heiß sei. Wie bitter war das
alles!
In meinem Stübchen stand ich dann vor dem Bücherbrett. Der Morgen hatte
nicht gelogen, alle Anzeichen hatten recht gehabt. Es war ein Unglückstag
geworden, der schlimmste, den ich je erlebt hatte. Schlimmeres konnte kein
Mensch ertragen. Wenn noch Schlimmeres über einen kam, dann mußte man sich
das Leben nehmen. Man müßte Gift haben, das war das beste, oder sich
hängen. Es war überhaupt besser, tot zu sein, als zu leben. Es war ja alles
so falsch und häßlich. Ich stand und sann und griff zerstreut nach den
verborgenen Feigen und aß davon, eine und mehrere, ohne es recht zu wissen.
Unsre Sparkasse fiel mir in die Augen, sie stand im Bord unter den Büchern.
Es war eine Zigarrenkiste, die ich fest zugenagelt hatte; in den Deckel
hatte ich mit dem Taschenmesser einen ungefügen Schlitz für die Geldstücke
geschnitten. Er war schlecht und roh geschnitten, der Schlitz, Holzsplitter
standen heraus. Auch das konnte ich nicht richtig. Ich hatte Kameraden, die
konnten so etwas mühsam und geduldig und tadellos machen, daß es aussah wie
vom Schreiner gehobelt. Ich aber pfuschte immer nur, hatte es eilig und
machte nichts sauber fertig. So war es mit meinen Holzarbeiten, so mit
meiner Handschrift und meinen Zeichnungen, so war es mit meiner
Schmetterlingssammlung und mit allem. Es war nichts mit mir. Und nun stand
ich da und hatte wieder gestohlen, schlimmer als je. Auch die Stahlfedern
hatte ich noch in der Tasche. Wozu? Warum hatte ich sie genommen -- nehmen
_müssen_? Warum mußte man, was man gar nicht wollte?
In der Zigarrenkiste klapperte ein einziges Geldstück, der Zehner von Oskar
Weber. Seither war nichts dazu gekommen. Auch diese Sparkassengeschichte
war so eine meiner Unternehmungen! Alles taugte nichts, alles mißriet und
blieb im Anfang stecken, was ich begann! Mochte der Teufel diese unsinnige
Sparkasse holen! Ich mochte nichts mehr von ihr wissen.
Diese Zeit zwischen Mittagessen und Schulbeginn war an solchen Tagen wie
heute immer mißlich und schwer herumzubringen. An guten Tagen, an
friedlichen, vernünftigen, liebenswerten Tagen war es eine schöne und
erwünschte Stunde; ich las dann entweder in meinem Zimmer an einem
Indianerbuche oder lief sofort nach Tische wieder auf den Schulplatz, wo
ich immer einige unternehmungslustige Kameraden traf, und dann spielten
wir, schrien und rannten und erhitzten uns, bis der Glockenschlag uns in
die völlig vergessene »Wirklichkeit« zurückrief. Aber an Tagen wie heute --
mit wem wollte man da spielen und wie die Teufel in der Brust betäuben? Ich
sah es kommen -- noch nicht heute, aber ein nächstes Mal, vielleicht bald.
Da würde mein Schicksal vollends zum Ausbruch kommen. Es fehlte ja nur noch
eine Kleinigkeit, eine winzige Kleinigkeit mehr an Angst und Leid und
Ratlosigkeit, dann lief es über, dann mußte es ein Ende mit Schrecken
nehmen. Eines Tages, an gerade so einem Tag wie heute, würde ich vollends
im Bösen untersinken, ich würde in Trotz und Wut und wegen der sinnlosen
Unerträglichkeit dieses Lebens etwas Gräßliches und Entscheidendes tun,
etwas Gräßliches, aber Befreiendes, das der Angst und Quälerei ein Ende
machte, für immer. Ungewiß war, was es sein würde; aber Phantasien und
vorläufige Zwangsvorstellungen davon waren mir schon mehrmals verwirrend
durch den Kopf gegangen, Vorstellungen von Verbrechen, mit denen ich an der
Welt Rache nehmen und zugleich mich selbst preisgeben und vernichten würde.
Manchmal war es mir so, als würde ich unser Haus anzünden: ungeheure
Flammen schlugen mit Flügeln durch die Nacht, Häuser und Gassen wurden vom
Brand ergriffen, die ganze Stadt loderte riesig gegen den schwarzen Himmel.
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