Gerhart Hauptmann - 4

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Fähigkeit zur Musik. Er würde sicher große Kompositionen geschaffen
haben. Wie viele Fähigkeiten mochten überhaupt in ihm erstickt worden
sein! Übrigens war das gleichgültig. Alle Kunst war Unsinn, Gift. Es gab
andere, wichtigere Dinge für ihn zu tun.
Ein Mädchen in blauem Kattun, mit einem rosa Brusttuch, eine Kanne aus
Blech in der Hand, welches augenscheinlich Milch austrug, kam ihm
entgegen. Er hatte sie mit dem Blick gestreift und bemerkt, wie sie
erstaunt über seinen Anblick still stand und groß auf ihn blickte. Sie
grüßte dann kleinlaut mit ehrfürchtiger Betonung, und er ging gemessen
und ernst dankend an ihr vorüber.
Sofort war alles in ihm verstummt. Weit hinaus wuchs er im Augenblick
über seine bisherigen kleinen Vorstellungen. Wenn er noch etwas wie
Musik in seinem Ohre trug, so war es jedenfalls keine irdische Melodie.
Mit einer Empfindung schritt er, wie wenn er trockenen Fußes über Wasser
ginge. So hehr und groß kam er sich vor, daß er sich selbst zur Demut
ermahnte. Und wie er das tat, mußte er sich an Christi Einzug in
Jerusalem erinnern und schließlich der Worte: Siehe, dein König kommt zu
dir, sanftmütig.
Noch eine Zeitlang fühlte er den Blick des Mädchens sich nachfolgen. Aus
irgendwelchem Grunde hielt er im Gehen möglichst genau die Mitte des
Fahrdamms inne, auch als er eine Biegung machte in eine breite, weiße,
sich abwärts senkende Straße hinein. Dabei wie unter einem Zwange
stehend, mußte er immer und immer wiederholen: Dein König kommt zu dir.
Kinderstimmen sangen diese Worte. Sie lagen ihm noch ungeformt zwischen
Gaumen und Zunge. Aus dem unartikulierten Geräusch seines Atems konnte
er sie heraushören. Dazwischen Hosianna, rauschende Palmenwedel,
Jauchzen, bleiche, verzückte Gesichter. Dann wieder jähe Stille --
Einsamkeit.
Er sah auf, voll Verwunderung. Wie leere Kulissen alles. Häuser aus
Stein rechts und links, stumm, nüchtern, schläfrig. Nachdenklich prüfte
er. Allmählich, da es feststand, begann sein Inneres sich daran zu
ordnen. So wurde er klein, einfach, und fing an nüchtern zu schauen.
Hier und da war ein Fenster geöffnet. Der Kopf eines Hausmädchens wurde
sichtbar, man klopfte einen Betteppich aus. Ein Student, schwarzhaarig,
mit wulstigen Lippen, augenscheinlich ein Russe, drehte auf dem
Fensterbrett seine Frühstückszigarette. Und schon wurde es lebendiger
auf der Straße. Die Augen auf den Boden geheftet, unterließ er es doch
nicht, verstohlen zu beobachten. Oft sah er mitten hinein in ein
breites, freches Lachen. Oft bemerkte er, wie Staunen den Spott bannte.
Aber hinter seinem Rücken befreite sich dann der Spott, und dreiste
Reden, spitz und beißend, flogen ihm nach.
Mit jedem Schritt unter so viel Stichen und Schlägen wurde ihm
alltäglicher zu Sinn. Ein Krampf saß ihm in der Kehle. Der alte bittere,
hoffnungslose Gram trat hervor. Wie eine Mauer, dick, unübersteiglich,
richtete sie sich auf vor ihm, die grausame Blindheit der Menschen.
Nun schien es ihm auf einmal, als ob alles Leugnen unnütz sei. Er war
doch wohl nur eine eitle, kleine, flache Natur. Ihm geschah doch wohl
recht, wenn man ihn verhöhnte und verspottete. So empfand er minutenlang
die Pein und Scham eines entlarvten Hochstaplers und den Wunsch, von
aller Welt fortzulaufen, sich zu verkriechen, zu verstecken, oder auf
irgendeine Weise seinem Leben überhaupt ein Ende zu machen.
Wäre er jetzt allein gewesen, würde er den Strick um seinen Kopf, der
wie ein Heiligenschein aussah, heruntergerissen und verbrannt haben. Wie
unter einer Narrenkrone aus Papier, halb vernichtet vor Scham, ging er
darunter.
In enge, labyrinthische Gäßchen ohne Sonne hatte er eingelenkt. Ein
kleines Fensterchen voller Backware zog ihn an. Er öffnete die Glastür
und trat in den Laden. Der Bäcker sah ihn an -- die Bäckersfrau -- er
wählte ein kleines Brot, sagte nichts und ging.
Vor der Tür hatte sich eine Schar Neugieriger angesammelt: eine alte
Frau, Kinder, ein Schlächtergesell, die Mulde mit roten Fleischstücken
auf der Schulter. Er überflog ihre Gesichter, es war nichts Freches
darin, und ging mitten durch sie hin seines Weges.
Mit welchem Ausdruck sie ihn alle angeblickt hatten! Erst die
Bäckersleute. Als ob er des kleinen Brotes nicht zum Essen bedürfe,
sondern vielmehr, um damit ein Wunder zu tun. Und weshalb warteten die
Leute auf ihn vor den Türen? Es mußte doch einen Grund haben. Und nun
gar das Getrappel und Geflüster hinter ihm drein. Weshalb lief man ihm
nach? Weshalb verfolgte man ihn?
Er horchte gespannt und wurde bald inne, daß er ein Gefolge von Kindern
hinter sich hatte. Durch Kreuz- und Quergehen über kleine Plätze mit
alten Brunnen darauf, absichtlich umkehrend und die Richtung wechselnd,
vergewisserte er sich, daß der kleine Trupp nicht von ihm abließ.
Warum verfolgten sie ihn und ließen sich nicht genügen an seinem
Anblick? Erwarteten sie mehr von ihm? Hofften sie in der Tat von ihm
etwas Neues, Außergewöhnliches, Wundervolles zu sehen? Es kam ihm vor,
als spräche aus der eintönigen Hast der Geräusche ihrer Füße ein starker
Glaube, ja mehr als dies: eine Gewißheit. Und plötzlich ging es ihm hell
auf, weshalb Propheten, wahrhaftige Menschen voll Größe und Reinheit, so
oft am Schluß zu gemeinen Betrügern werden. Er empfand auf einmal eine
brennende Sucht, einen unwiderstehlichen Trieb, etwas Wundervolles zu
verrichten, und die größte Schmach würde ihm klein erschienen sein im
Vergleiche zu dem Eingeständnis seiner Unkraft.
Bis an den Limmatquai war er inzwischen gelangt, und noch immer folgten
ihm die Kleinen. Einige trabten, die größeren machten unmäßig lange
Schritte, um ihm nachzukommen. In abgebrochenen Worten, mit dem
feierlichen Flüsterton der Kirche vorgebracht, bestand ihre
Unterhaltung. Es war ihm bisher nicht gelungen, etwas von dem, was sie
sprachen, zu verstehen. Plötzlich aber -- er hatte es ganz deutlich
gehört -- wurden die Worte »Herr Jesus« ausgesprochen.
Die Wirkung eines Zaubers lag in diesen Worten. Er fühlte sich
aufgehoben durch sie, gestärkt, wiederhergestellt.
Jesus war verhöhnt worden: man hatte ihn geschlagen, angespien und ans
Kreuz genagelt. In Verachtung und Spott bestand der Lohn aller
Propheten. Sein eigenes bißchen Leiden kam nicht in Betracht. Kleine,
feige Nadelstiche hatte man ihm versetzt. Ein Zärtling, der daran
zugrunde ging!
Zum Kampf war man da. Wunden bewiesen den Krieger. Spott und Hohn der
Menge ... wo gab es höhere Ehrenzeichen?! Die Brust damit geschmückt,
durfte man stolz und frei blicken. Und überdies: aus dem Munde der
Unmündigen und Säuglinge hast du dir dein Lob zugerichtet.
Vor einer Frau, die Orangen feilbot, blieb er stehen. Sogleich hielten
auch die Kleinen im Laufen inne, und ein Haufe Neugieriger staute sich
auf dem Bürgersteig. Er hätte seine Früchte gern ohne alles Reden
gekauft. Mit einer Spannung warteten die Leute auf sein erstes Wort, die
ihn befangen und scheu machte. Ein sicheres Gefühl sagte ihm, daß er
eine Illusion zu schonen hatte, daß es von der Art, wie er sprach,
abhing, ob seine Hörer ihm weiter folgten oder enttäuscht
davonschlichen. Aber es war nicht zu vermeiden, die Hökerfrau fragte und
schwatzte zu viel, und so mußte er endlich reden.
Er war beruhigt und zufrieden, sobald er seine eigene Stimme vernahm;
etwas Singendes und Getragenes lag darin, eine feierliche und gleichsam
melancholische Würde, die, wie er überzeugt war, Eindruck machen mußte.
Er hatte sich kaum je so reden hören, und indem er sprach, wurde ihm das
Reden selbst zum Genuß, wie dem Sänger der Gesang. Auf der Brücke, unter
die hinein der blaugrüne See seine Wellen schlug, hielt er abermals an.
Über das Geländer gebeugt, nahm er aufs neue Licht, Farbe und Frische
des Morgens in sich auf. Der ungestüme, stärkende Wind, der den See
herauffuhr, wehte ihm den Bart über die Schulter und umspülte ihm Stirn
und Brust wie ein kaltes Bad.
Und nun aus der mutigen Aufwallung seines Innern stieg es auf als ein
fester Entschluß. Die Zeit war gekommen. Etwas mußte geschehen. In ihm
war eine Kraft, die Menschheit aufzurütteln. Jawohl! und sie mochten
lachen, spotten und ihn verhöhnen, er würde sie dennoch erlösen, alle,
alle!
Nun fing er an, tief und verschlossen zu grübeln. _Daß_ es geschehen
würde, stand nun fest; _wie_ es geschehen würde, mußte erwogen werden.
Man feierte heute Pfingsten, und das war gut. Um Pfingsten hatten die
Jünger Jesu mit feurigen Zungen geredet. Die Feierstimmung bedeutete
Empfänglichkeit. Einem erschlossenen Acker gleichen die Seelen der
Menschen an Feiertagen.
Tiefer und tiefer ging er in sich hinein, bis er in Räume eindrang,
weit, hoch, unendlich. Und so ganz versunken war er mit allen Sinnen in
diese zweite Welt, daß er wie ein Schlafender nur willenlos sich
fortbewegte. Von allem, was ihn umgab, drang nichts mehr in sein
Bewußtsein außer dem Getrappel der Kinderfüßchen hinter ihm.
Gleichmäßig eine Zeitlang, schwoll es allmählich an, wie wenn den
Wenigen, die ihm folgten, andere sich angeschlossen hätten. Und stärker
und stärker immer, als ob aus Einzelnen Hunderte, aus Hunderten Tausende
geworden wären.
Ganz plötzlich wurde er aufmerksam, und nun war es, als ob hinter ihm
drein Heeresmassen sich wälzten.
In seinen Füßen bis in die Knöchel hinauf spürte er ein Erzittern des
Erdreiches. Er vernahm hinter sich starkes Atmen, heißes, hastiges
Geflüster. Er vernahm Frohlocken, kurz abgerissen, halb unterdrückt, das
sich weit zurück fortpflanzte und erst in tiefen Fernen echohaft
erstarb.
Was das bedeutete, wußte er wohl. Daß es so überraschend schnell kam,
hatte er nicht erwartet. Durch seine Glieder brannte der Stolz eines
Feldherrn, und das Bewußtsein einer unerhörten Verantwortung lastete
nicht schwerer auf ihm wie der Strick auf seinem Kopfe. Er war ja der,
der er war. Er wußte ja den Weg, den er sie führen mußte. Er spürte ja
aus dem Lachen und Drängen seiner Seele, daß es ihm nahe war, jenes
Endglück der Welt, wonach die blinden Menschen mit blutenden Augen und
Händen so viele Jahrtausende vergebens gesucht hatten.
So schritt er voran -- er -- er -- also doch er! und in die Stapfen
seiner Füße stürzten die Völker wie Meereswogen. Zu ihm blickten sie
auf, die Milliarden. Der letzte Spötter war längst verstummt. Der letzte
Verächter war eine Mythe geworden.
So schritt er voran, dem Gebirge entgegen. Dort oben war die Grenze,
dahinter lag das Land, wo das Glück im Arme des Friedens ewig ruhte. Und
schon jetzt durchdrang ihn das Glück mit einer Wucht und Gewalt, die ihm
bewies, daß man athletische Muskeln nötig hatte, um es zu ertragen.
Er hatte sie, er hatte athletische Muskeln. Sein Leben, sein Dasein war
jetzt nur ein wollüstiges, spielendes Kraftentfalten.
Eine Lust kam ihn an, mit Felsen und Bäumen Fangball zu spielen. Aber
hinter ihm rauschten die seidenen Banner, drängte und dröhnte
unaufhaltsam die ungeheure Wallfahrt der Menschen.
Man rief, man lockte, man winkte; schwarze, blaue, rote Schleier
flatterten; blonde offene Frauenhaare; graue und weiße Köpfe nickten;
Fleisch bloßer, nerviger Arme leuchtete auf; begeisterte Augen, zum
Himmel blickend, oder flammend auf ihn gerichtet, voll reinen Glaubens:
auf ihn, der voranschritt.
Und nun sprach er es aus, ganz leise, kaum hörbar, das heilige
Kleinodwort: -- Weltfriede! Aber es lebte und flog zurück von einem zum
andern. Es war ein Gemurmel der Ergriffenheit und Feierlichkeit. Von
ferne her kam der Wind und brachte weiche Akkorde beginnender Choräle.
Gedämpfte Posaunenklänge, Menschenstimmen, welche zaghaft und rein
sangen; bis etwas brach, wie das Eis eines Stromes, und ein Gesang
emporschwoll wie von tausend brausenden Orgeln. Ein Gesang, der ganz
Seele und Sturm war und eine alte Melodie hatte, die er kannte: »Nun
danket alle Gott.«
Er kam zu sich. Sein Herz hämmerte. Er war nahe am Weinen. Vor seinen
Augen schwammen weiße Punkte durcheinander. Seine Glieder waren wie
zerschlagen.
Er setzte sich auf eine Bank nieder, die am See stand, und fing an, das
Brot zu essen, das er sich gekauft hatte. Dann schälte er die Orange und
drückt die kalte Schale an seine Stirn. Mit Andacht, wie der Christ die
Hostie, genoß er die Frucht. Noch war er damit nicht zu Ende, als er
müde zurücksank. Ein wenig Schlaf würde ihm willkommen gewesen sein. Ja,
wenn das so leicht wäre: ausruhen. Wie soll man ruhen, wenn es im Kopfe
drinnen endlos wühlt und gärt? Wenn das Herz heraus will, wenn es einen
zieht ins Unbestimmte, -- wenn man eine Mission hat, die verlangt, daß
man sich ihr unterziehe -- wenn die Menschen draußen warten und sich die
Köpfe zerbrechen? Wie soll man ruhen und schlafen, wo es not tut zu
handeln?
Es war ein peinigender Zustand, wie er so dalag. Fragen und Fragen und
nie eine Antwort. Graue, quälende Leere, mitunter schmerzende
Stockungen. An einen Ziehbrunnen mußte er denken. Man steht, zieht mit
aller Kraft am Seil, aber das Rad, worüber es geht, dreht sich nicht
mehr. Man läßt nicht nach mit Zerren und Stemmen. Der Eimer soll herauf.
Man dürstet zum Verschmachten. Das Rad gibt nicht nach. Weder vor- noch
rückwärts schiebt sich das Seil. -- Eine Plage war das, eine Qual --
beinahe ein physisches Leiden. Als er Schritte vernahm, freute er sich
der Ablenkung. Ja, du lieber Gott! Was war das überhaupt für ein Gedanke
gewesen, jetzt schlafen zu wollen! Er stand auf, verwundert, daß er sich
in seiner Kammer befand, und öffnete die Tür nach dem Flur. Seine
Mutter, wie er wußte, stand auf dem Gange, und er mußte sie
hereinlassen. Sie kam, sah ihn an mit strahlender Bewunderung, ihre
Lippen zitterten, und sie faltete in Ehrfurcht ihre Hände. Er legte ihr
die Hände aufs Haupt und sprach: stehe auf! -- und -- die Kranke erhob
sich und konnte gehen. Und wie sie sich aufrichtete, erkannte er, daß es
nicht seine Mutter war, sondern er, der Dulder von Nazareth. Nicht nur
geheilt hatte er ihn; er hatte ihn lebendig gemacht. Noch wehten die
Grabtücher um Jesu Leib. Er kam auf ihn zu und schritt in ihn hinein.
Und eine unbeschreibliche Musik tönte, als er so in ihn hineinging. Den
ganzen geheimnisvollen Vorgang als die Gewalt Jesu in der seinigen sich
auflöste, empfand er genau. Er sah nun die Jünger, die den Meister
suchten. Aus ihnen trat Petrus auf ihn zu und sagte: Rabbi! -- »Ich bin
es,« gab er zur Antwort. Und Petrus kam näher, ganz nahe, berührte
seinen Augapfel und begann ihn zu drehen: der Jünger drehte den Erdball.
Die Stunde war da, sich dem Volke zu zeigen. Auf den Balkon des Saales,
den er bewohnte, trat er hinaus. Unten wogte die Menge, und in das
Brausen und Wogen sang eine einzige dünne Kinderstimme: »Christ ist
erstanden.«
Sie hatte kaum begonnen, als das Eisen des Balkons nachgab. Er erschrak
heftig, wachte auf, rieb sich die Augen und wurde inne, daß er auf der
Bank eingeschlafen war. --
Gegen Mittag mochte es sein. Er wollte wieder hinauf in den Buchenwald,
um seine Zeit abzuwarten Die Sonne sollte ihn weihen, dort oben.
Noch immer kühle und reine Luft, wie er den Berg hinanstieg. Hymnen der
Vögel. Der Himmel wie eine blaßblaue, leere Kristallschale. Alles so
makellos. Alles so neu.
Auch er selbst war neu. Er betrachtete seine Hand, es war die Hand eines
Gottes; und wie frei und rein war sein Geist! Und diese Ungebundenheit
der Glieder, diese völlige innere Sicherheit und Skrupellosigkeit.
Grübeln und Denken lag ihm nun weltfern. Er lächelte voll Mitleid, wenn
er an die Philosophen dieser Welt zurückdachte. Daß sie mit ihrem
Grübeln etwas ergründen wollten, war so rührend, wie wenn etwa ein Kind
sich abmüht, mit seinen zwei bloßen Ärmchen in die Luft zu fliegen.
Nein, nein -- dazu gehören Flügel, breite Riesenschwingen eines Adlers
-- Kraft eines Gottes!
Er trug etwas wie einen ungeheuren Diamanten in seinem Kopfe, dessen
Licht alle schwarzen Tiefen und Abgründe hell machte: da war kein Dunkel
mehr in seinem Bereich ... Das große Wissen war angebrochen. --
Die Glocken der Kirchen begannen zu läuten. Ein Gewühl und Gebrause von
Tönen erfüllte das Tal. Mit einer erznen Zunge schien die Luft zu
sprechen.
Er beugte sich vor und lauschte, als es zu ihm heraufkam. Er senkte das
Haupt nicht, er kniete nicht nieder. Er horchte lächelnd wie auf eines
alten Freundes Stimme, und doch war es Gottvater, der mit seinem Sohne
redete.
Ende


Werke von Gerhart Hauptmann:

Vor Sonnenaufgang. Bühnendichtung. 13. Auflage.
Das Friedensfest. Soziales Drama. 8. Auflage.
Einsame Menschen. Drama. 30. Auflage.
Die Weber. Schauspiel. 46. Auflage.
Kollege Crampton. Komödie. 9. Auflage.
Der Biberpelz. Eine Diebskomödie. 16. Auflage.
Hanneles Himmelfahrt. Eine Traumdichtung. 26. Auflage.
Florian Geyer. 10. Auflage.
Die versunkene Glocke. Ein deutsches Märchendrama. 85. Auflage.
Fuhrmann Henschel. Schauspiel. (Originalausg.) 16. Auflage.
Fuhrmann Henschel. Schauspiel. (Übertragung.) 18. Auflage.
Schluck und Jau. Spiel zu Scherz und Schimpf. 10. Auflage.
Michael Kramer. Drama. 11. Auflage.
Der rote Hahn. Tragikomödie. 8. Auflage.
Der arme Heinrich. Dramatische Dichtung. 23. Auflage.
Rose Bernd. Schauspiel. 18. Auflage.
Elga. 8. Auflage.
Und Pippa tanzt! Ein Glashüttenmärchen. 10. Auflage.
Die Jungfern vom Bischofsberg. Lustspiel. 4. Auflage.
Kaiser Karls Geisel. Drama. 6. Auflage.
Griechischer Frühling. 7. Auflage.
Griselda. 6. Auflage.
Der Narr in Christo Emanuel Quint. Roman. 18. Auflage.
Die Ratten. Berliner Tragikomödie. 7. Auflage.
Gabriel Schillings Flucht. Drama. 10. Auflage.
Atlantis. Roman. 27. Auflage.
Festspiel. 32. Auflage.
Der Bogen des Odysseus. 7. Auflage.


Gesamtausgaben moderner Dichter

Björnstjerne Björnson
Gesammelte Werke. Volksausgabe in fünf Bänden. In Leinen 15 Mark.

Richard Dehmel
Gesammelte Werke in zehn Bänden. Geheftet 30 Mark, in Halbpergament
40 Mark, in Ganzpergament 50 Mark.
Gesammelte Werke in drei Bänden. In Leinen 12 Mark 50 Pfennig, in
Halbleder 16 Mark.

Theodor Fontane
Gesammelte Werke. Auswahl in fünf Bänden. In Leinen 20 Mark.

Gustaf af Geijerstam
Gesammelte Romane in fünf Bänden. Geheftet 12 Mark, in Leinen 15 Mark.

Otto Erich Hartleben
Ausgewählte Werke in drei Bänden. Geheftet 8 Mark, in Pappbänden
10 Mark, in Ganzpergament 15 Mark.

Gerhart Hauptmann
Gesammelte Werke. Gesamtausgabe in sechs Bänden. In Leinen 24 Mark, in
Halbleder 30 Mark.

Henrik Ibsen
Sämtliche Werke in deutscher Sprache. Zehn Bände. Geheftet 35 Mark, in
Leinen 45 Mark.

Henrik Ibsen
Sämtliche Werke. Volksausgabe in fünf Bänden. In Leinen gebunden
15 Mark.

Peter Nansen
Ausgewählte Werke in drei Bänden. In Leinen gebunden 12 Mark.

Arthur Schnitzler
Gesammelte Werke. I. Die erzählenden Schriften in drei Bänden. In Leinen
10 Mark, in Halbleder 13 Mark, in Ganzleder 17 Mark.
II. Die Theaterstücke in vier Bänden. In Leinen 12 Mark, in Halbleder
16 Mark, in Ganzleder 21 Mark.

Bernard Shaw
Dramatische Werke. Auswahl in drei Bänden. In Leinen 12 Mark.


Sammlung von Schriften zur Zeitgeschichte
Jeder Band gebunden 1 Mark

1. Band: Aus den Kämpfen um Lüttich. Von einem Sanitätssoldaten.
2. Band: Weltwirtschaft und Nationalwirtschaft. Von Franz Oppenheimer.
3. Band: Der englische Charakter, heute wie gestern. Von Theodor Fontane.
4. Band: Preußische Prägung. Von Lucia Dora Frost.
5. Band: Friedrich und die große Koalition. Von Thomas Mann.
6. Band: Die Fahrten der Emden und der Ayesha. Mit 20 Abbildungen. Von
Emil Ludwig.
7. Band: In England -- Ostpreußen -- Südösterreich. Von Arthur Holitscher.
8. Band: Der deutsche Mensch. Von Leopold Ziegler.
9. Band: Russischer Volksimperialismus. Von Karl Leuthner.
10. Band: Die Flüchtlinge. Von einer Reise durch Holland hinter die
belgische Front. Von Norbert Jacques.
11. Band: Zwischen Lindau und Memel während des Krieges. Von Paul
Schlenther.
12. Band: Deutsche Kunst. Von Karl Scheffler.
13. Band: Gedanken zur deutschen Sendung. Von Alfred Weber.


S. Fischer · Verlag · Berlin


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jeweils zuerst die Zeile wie im Original, danach die geänderte Zeile
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die Straße, wo er Tobiaschen sogleich aufgriff, der mit den Fingern Kalk
die Straße, wo er Tobiäschen sogleich aufgriff, der mit den Fingern Kalk
spiegelten die trübe Natur noch trüber wieder.
spiegelten die trübe Natur noch trüber wider.
»Ein fruchtbares Wetter,« dachte Thiel, als er aus tiefem Nachdenken
»Ein furchtbares Wetter,« dachte Thiel, als er aus tiefem Nachdenken
Charite überführt wurde. Noch bei der Einlieferung hielt er das braune
Charité überführt wurde. Noch bei der Einlieferung hielt er das braune
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