Einige Gedichte - 2

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(Er rufts mit lauter Stimm.) "Ich will sie schauen."
Schauen!
Gellt ihm ein langes Echo spottend nach.
Er sprichts und hat den Schleier aufgedeckt.
Nun, fragt ihr, und was zeigte sich ihm hier?
Ich weiß es nicht. Besinnungslos und bleich,
So fanden ihn am andern Tag die Priester
Am Fußgestell der Isis ausgestreckt.
Was er allda gesehen und erfahren,
Hat seine Zunge nie bekannt. Auf ewig
War seines Lebens Heiterkeit dahin,
Ihn riß ein tiefer Gram zum frühen Grabe.
"Weh dem", dies war sein warnungsvolles Wort,
Wenn ungestüme Frager in ihn drangen,
"Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld,
Sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein."

Der Abend (Nach einem Gemälde)

Senke, strahlender Gott--die Fluren dürsten
Nach erquickendem Tau, der Mensch verschmachtet,
Matter ziehen die Rosse--
Senke den Wagen hinab!
Siehe, wer aus des Meers kristallner Woge
Lieblich lächelnd dir winkt! Erkennt dein Herz sie?
Rascher fliegen die Rosse,
Tethys, die göttliche, winkt.
Schnell vom Wagen herab in ihre Arme
Springt der Führer, den Zaum ergreift Kupido,
Stille halten die Rosse,
Trinken die kühlende Flut.
An den Himmel herauf mit leisen Schritten
Kommt die duftende Nacht; ihr folgt die süße
Liebe. Ruhet und liebet!
Phöbus, der liebende, ruht.

Die Antiken zu Paris

Was der Griechen Kunst erschaffen,
Mag der Franke mit den Waffen
Führen nach der Seine Strand,
Und in prangenden Museen
Zeig er seine Siegstrophäen
Dem erstaunten Vaterland!
Ewig werden sie ihm schweigen,
Nie von den Gestellen steigen
In des Lebens frischen Reihn.
Der allein besitzt die Musen,
Der sie trägt im warmen Busen,
Dem Vandalen sind sie Stein.

Die schönste Erscheinung

Sahest du nie die Schönheit im Augenblick des Leidens,
Niemals hast du die Schönheit gesehn.
Sahst du die Freude nie in einem schönen Gesichte,
Niemals hast du die Freude gesehn!

Die Weltweisen

Der Satz, durch welchen alles Ding
Bestand und Form empfangen,
Der Kloben, woran Zeus den Ring
Der Welt, die sonst in Scherben ging,
Vorsichtig aufgehangen,
Den nenn ich einen großen Geist,
Der mir ergründet, wie er heißt,
Wenn ich ihm nicht drauf helfe--
Er heißt: Zehn ist nicht Zwölfe.
Der Schnee macht kalt, das Feuer brennt,
Der Mensch geht auf zwei Füßen,
Die Sonne scheint am Firmament,
Das kann, wer auch nicht Logik kennt,
Durch seine Sinne wissen.
Doch wer Metaphysik studiert,
Der weiß, daß, wer verbrennt, nicht friert,
Weiß, daß das Nasse feuchtet
Und daß das Helle leuchtet.
Homerus singt sein Hochgedicht,
Der Held besteht Gefahren,
Der brave Mann tut seine Pflicht
Und tat sie, ich verhehl es nicht,
Eh noch Weltweise waren;
Doch hat Genie und Herz vollbracht,
Was Lock' und Des Cartes nie gedacht,
Sogleich wird auch von diesen
Die Möglichkeit bewiesen.
Im Leben gilt der Stärke Recht,
Dem Schwachen trotzt der Kühne,
Wer nicht gebieten kann, ist Knecht;
Sonst geht es ganz erträglich schlecht
Auf dieser Erdenbühne.
Doch wie es wäre, fing der Plan
Der Welt nur erst von vorne an,
Ist in Moralsystemen
Ausführlich zu vernehmen.
"Der Mensch bedarf des Menschen sehr
Zu seinem großen Ziele,
Nur in dem Ganzen wirket er,
Viel Tropfen geben erst das Meer,
Viel Wasser treibt die Mühle.
Drum flieht der wilden Wölfe Stand
Und knüpft des Staates daurend Band."
So lehren vom Katheder
Herr Puffendorf und Feder.
Doch weil, was ein Professor spricht,
Nicht gleich zu allen dringet,
So übt N a t u r die Mutterpflicht
Und sorgt, daß nie die Kette bricht
Und daß der Reif nie springet.
Einstweilen, bis den Bau der Welt
Philosophie zusammenhält,
Erhält s i e das Getriebe
Durch Hunger und durch Liebe.

Epigramme

Unsterblichkeit
Vor dem Tod erschrickst du?
Du wünschest unsterblich zu leben?
Leb im Ganzen!
Wenn du lange dahin bist, es bleibt.
Theophanie
Zeigt sich der Glückliche mir,
ich vergesse die Götter des Himmels;
Aber sie stehen vor mir,
wenn ich den Leidenden seh.
Das Kind in der Wiege
Glücklicher Säugling!
Dir ist ein unendlicher Raum noch die Wiege,
Werde Mann,
und dir wird eng die unendliche Welt.
Der beste Staat
"Woran erkenn ich den besten Staat?"
Woran du die beste Frau kennst!
daran, mein Freund,
daß man von beiden nicht spricht.
Das Unwandelbare
"Unaufhaltsam enteilet die Zeit."
Sie sucht das Beständ'ge.
Sei getreu,
und du legst ewige Fesseln ihr an.
Zeus zu Herkules
Nicht aus meinem Nektar
hast du dir Gottheit getrunken;
Deine Götterkraft war's,
die dir den Nektar errang.

Forum des Weibes

Frauen, richtet mir nie des Mannes einzelne Taten;
Aber über den Mann sprechet das richtige Wort.

Odysseus

Alle Gewässer durchkreuzt, die Heimat zu finden, Odysseus;
Durch der Scylla Gebell, durch der Charybde Gefahr,
Durch die Schrecken des feindlichen Meers, durch die Schrecken des Landes,
Selber in Aides Reich führt ihn die irrende Fahrt.
Endlich trägt das Geschick ihn schlafend an Ithakas Küste--
Er erwacht und erkennt jammernd das Vaterland nicht.

Sehnsucht

Ach, aus dieses Tales Gründen,
Die der kalte Nebel drückt,
Könnt ich doch den Ausgang finden,
Ach, wie fühlt ich mich beglückt!
Dort erblick ich schöne Hügel,
Ewig jung und ewig grün!
Hätt ich schwingen, hätt ich Flügel,
Nach den Hügeln zög ich hin.
Harmonieen hör ich klingen,
Töne süßer Himmelsruh,
Und die leichten Winde bringen
Mir der Düfte Balsam zu,
Goldne Früchte seh ich glühen,
Winkend zwischen dunkelm Laub,
Und die Blumen, die dort blühen,
Werden keines Winters Raub.
Ach wie schön muß sich's ergehen
Dort im ew'gen Sonnenschein,
Und die Luft auf jenen Höhen,
O wie labend muß sie sein!
Doch mir wehrt des Stromes Toben,
Der ergrimmt dazwischen braust,
Seine Wellen sind gehoben,
Das die Seele mir ergraust.
Einen Nachen seh ich schwanken,
Aber ach! Der Fährmann fehlt.
Frisch hinein und ohne Wanken!
Seine Segel sind beseelt.
Du mußt glauben, du mußt wagen,
Denn die Götter leihn kein Pfand,
Nur ein Wunder kann dich tragen
In das schöne Wunderland.

Spinoza

Hier liegt ein Eichbaum umgerissen,
Sein Wipfel tät die Wolken küssen,
Er liegt am Grund--warum?
Die Bauren hatten, hör ich reden,
Sein schönes Holz zum Bau'n vonnöten
Und rissen ihn deswegen um.

Thekla (Eine Geisterstimme)

Wo ich sei, und wo mich hingewendet,
Als mein flücht'ger Schatte dir entschwebt?
Hab ich nicht beschlossen und geendet,
Hab ich nicht geliebet und gelebt?
Willst du nach den Nachtigallen fragen,
Die mit seelenvoller Melodie
Dich entzücken in des Lenzes Tagen?
Nur solang sie liebten, waren sie.
Ob ich den Verlorenen gefunden?
Glaube mir, ich bin mit ihm vereint,
Wo sich nicht mehr trennt, was sich verbunden,
Dort, wo keine Träne wird geweint.
Dorten wirst auch du uns wieder finden,
Wenn dein Lieben unserm Lieben gleicht;
Dort ist auch der Vater, frei von Sünden,
Den der blut'ge Mord nicht mehr erreicht.
Und er fühlt, daß ihn kein Wahn betrogen,
Als er aufwärts zu den Sternen sah;
Denn wie jeder wägt, wird ihm gewogen,
Wer es glaubt, dem ist das Heil'ge nah.
Wort gehalten wird in jenen Räumen
Jedem schönen gläubigen Gefühl;
Wage du, zu irren und zu träumen:
Hoher Sinn liegt oft in kind'schem Spiel.

Triumph der Liebe

Selig durch die Liebe
Götter--durch die Liebe
Menschen Göttern gleich!
Liebe macht den Himmel
Himmlischer--die Erde
Zu dem Himmelreich.

Weibliches Urteil

Männer richten nach Gründen;
des Weibes Urteil ist seine Liebe:
wo es nicht liebt,
hat schon gerichtet das Weib.

Winternacht

Ade! Die liebe Herrgottssonne gehet,
Grad über tritt der Mond!
Ade! Mit schwarzem Rabenflügel wehet
Die stumme Nacht ums Erdenrund.
Nichts hör ich mehr durchs winternde Gefilde
Als tief im Felsenloch
Die Murmelquell, und aus dem Wald das wilde
Geheul des Uhus hör ich noch.
Im Wasserbette ruhen alle Fische,
Die Schnecke kriecht ins Dach,
Das Hündchen schlummert sicher unterm Tische,
Mein Weibchen nickt im Schlafgemach.
Euch Brüderchen von meinen Bubentagen
Mein herzliches Willkomm!
Ihr sitzt vielleicht mit traulichem Behagen
Um einen teutschen Krug herum.
Im hochgefüllten Deckelglase malet
Sich purpurfarb die Welt,
Und aus dem goldnen Traubenschaume strahlet
Vergnügen, das kein Neid vergällt.
Im Hintergrund vergangner Jahre findet
Nur Rosen euer Blick,
Leicht, wie die blaue Knasterwolke, schwindet
Der trübe Gram von euch zurück.
Vom Schaukelgaul bis gar zum Doktorhute
Stört ihr im Zeitbuch um.
Und zählt nunmehr mit federleichtem Mute
Schweißtropfen im Gymnasium.
Wie manchen Fluch--noch mögen unterm Boden
Sich seine Knochen drehn--
Terenz erpreßt, trotz Herrn Minellis Noten,
Wie manch verzogen Maul gesehn.
Wie ungestüm dem grimmen Landexamen
Des Buben Herz geklopft;
Wie ihm, sprach itzt der Rektor seinen Namen,
Der helle Schweiß aufs Buch getropft.--
Wo red't man auch von einer--e--gewissen--
Die sich als Frau nun spreißt,
Und mancher will der Lecker baß nun wissen,
Was doch ihr Mann baß--gar nicht weißt.
Nun liegt dies all im Nebel hinterm Rücken,
Und Bube heißt nun Mann,
Und Friedrich schweigt der weiseren Perücken,
Was einst der kleine Fritz getan--
Man ist--Potz gar!--zum Doktor ausgesprochen,
Wohl gar--beim Regiment!
Und hat vielleicht--doch nicht zu früh, gerochen,
Daß Plane--Seifenblasen sind.
Hauch immer zu,--und laß die Blasen springen;
Bleibt nur dies Herz noch ganz!
Und bleibt mir nur--errungen mit Gesängen--
Zum Lohn ein teutscher Lorbeerkranz.

Zum Geburtstag der Frau Griesbach

Mach auf, Frau Griesbach! Ich bin da
Und klopf an deine Türe.
Mich schickt Papa und die Mama,
Daß ich dir gratuliere.
Ich bringe nichts als ein Gedicht
Zu deines Tages Feier;
Denn alles, was die Mutter spricht,
Ist so entsetzlich teuer.
Sag selbst, was ich dir wünschen soll;
Ich weiß nichts zu erdenken.
Du hast ja Küch und Keller voll,
Nichts fehlt in deinen Schränken.
Es wachsen fast dir auf den Tisch
Die Spargel und die Schoten,
Die Stachelbeeren blühen frisch,
Und so die Reineclauden.
Bei Stachelbeeren fällt mir ein:
Die schmecken gar zu süße;
Und wenn sie werden zeitig sein,
So sorge, daß ich's wisse.
Viel fette Schweine mästest du
Und gibst den Hühnern Futter;
Die Kuh im Stalle ruft muh! muh!
Und gibt dir Milch und Butter.
Es haben alle dich so gern,
Die Alten und die Jungen,
Und deinem lieben, braven Herrn
Ist alles wohlgelungen.
Du bist wohlauf; Gott Lob und Dank!
Mußt's auch fein immer bleiben;
Ja, höre, werde ja nicht krank,
Daß sie dir nichts verschreiben!
Nun lebe wohl! Ich sag ade.
Gelt, ich war heut bescheiden?
Doch könntest du mir, eh ich geh,
'ne Butterbemme schneiden.
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