Die Chronik der Sperlingsgasse - 06

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das, was Ihr Unkraut nennt, wenigstens auch die Tugend desselben hat:
nämlich nicht zu verderben und auszugehen! Fort in die Bresche, mein
unbekannter Mitkämpfer! Mein Segen begleitet Dich! ^Dixi^, ich habe
gesprochen! -- Komm, Lischen!«
Damit warf der Doktor den Maulkorb den Berg hinunter der Stadt zu, hob
die Kleine empor, setzte sie mit ihrer Tasche und den ersten während
seiner Rede von ihr gepflückten Blumen auf seine Schulter und schrie:
»Allons, meine Herren; hinein in den Wald! Kehren wir dem Nest den
Rücken zu!«
Mit diesen Worten trabte der tolle Geselle auf dem Fußpfad, auf dem er
gekommen war, zurück ins Holz; Roder und ich folgten lachend. Der
Exredaktionspudel sprang auch wie toll hinter uns her; ^gaudeamus
igitur^ tönte des Doktors Baß in das beginnende Konzert der Vögel, unser
Sommersonntag im Walde hatte begonnen.
Welch ein Tag war das!
Dieses erste Eintreten in die grüne Blätterwelt -- dieses Aufatmen aus
voller Brust! Der Doktor hatte mit der sich gewaltig sträubenden Lise
einen ordentlichen Galopp angeschlagen und war unsern Augen
entschwunden, unsern Ohren aber nicht. Die Kleine lachte -- wurde
ärgerlich -- bat; der Pudel bellte aus Leibeskräften, und der Doktor
fiel aus einem seiner Studentenlieder ins andre.
Mit seiner Ausweisung schien der alte Jenenser Bursch alle
gesellschaftlichen Bande für aufgelöst zu halten.
»Das ist ein sonderbarer Menschentypus,« sagte Roder lächelnd, als wir
langsamer hinterhergingen; »die personifizierte Gutmütigkeit unter
dieser tollen, barocken Maske. Wir sind Jugendfreunde, welches sonderbar
scheinen kann, da er in Lumpenhausen das Gymnasium besuchte, während ich
auf dem Seminar mich zum Schulmeisterlein einpuppte. Ebensogut hätte ein
Guelfe mit einem Ghibellinen Arm in Arm auf der ^via dei malcontenti^ in
Florenz spazieren gehen können. -- Aber es war so, er lehrte mich
Zigarren drehen, ich dagegen brachte ihm bei: sich auf dem Klavier mit
einem Finger zu dem famosen Liede zu begleiten:
^Mihi est propositum^
^In taberna mori ...^
Später verlor ich ihn aus den Augen; ich wurde Hilfslehrer in Lammsdorf,
er ging auf die Universität. Da saß ich eines Abends und untersuchte
Moose durch die Lupe, als mich plötzlich jemand auf die Schulter
klopfte, und eine Bierbaßstimme -- wie weiland Leibgeber zum
Armenadvokat Siebenkäs -- >'n Morgen, Roder,< hinter mir sagte. Es war
Wimmer, der wegen Übertretung der Duellgesetze relegiert, >die große
Tour machte,< wie er sagte. Geld besaß er schon damals nicht, aber viel
Humor und guten Mut, und so hat das Schicksal uns öfters wieder einander
in den Weg geführt, und immer war der Doktor Wimmer -- derselbe ...«
»Und aussterben wird diese Art nicht in Deutschland, so lange man noch
die Namen: Bier, Romantik und Politik nennen hört,« sagte ich.
»Halt,« rief der Lehrer, »welch ein prächtiges ^Aconitum^, entschuldigen
Sie!« Damit sprang er ins Gebüsch, die Pflanze auszugraben, während ich
in den Bart murmelte:
Und auch deine Art, deutsche Seele, wird nicht ausgehen, so lange noch
in _eine_ Blüte das deutsche Gemüt sich versenken kann zwischen Weichsel
und Rhein.
»Onkel Wachholder, Onkel Wachholder; kommt alle schnell, schnell einmal
her!« rief jetzt Lischen in der Ferne.
»Was gibt's denn Lise?« ruft Roder, seine Blume in die Botanisierbüchse
legend.
»Ein wunder-wunderhübsches Vogelnest hat der Onkel Doktor gefunden!«
schallte es wieder, und wir setzten uns in Trab.
Auf einem kleinen sonnigen Platz seitab vom Wege stand der Doktor,
hochrot vom Singen und Rennen und ließ die Kleine in einen Fliederbusch
schauen. Lise, den Atem anhaltend, um die kleine piepende Welt nicht zu
stören, guckte selig durch die Zweige; während der Rezensent das Wunder
weiter unten suchte und, den Kopf und Leib im Laubwerk verborgen, nur
die Hinterbeine und den wedelnden Husarenbusch zeigte.
»Nicht wahr, Lise, das mußte ich Dir doch zeigen? 's ist doch prächtig,
wenn einen die Polizei so früh hinausjagt in den Wald!«
Ein Buch guckte dem Doktor hinten aus der Rocktasche, und der Lehrer
zog's ihm heraus. Es war Reineke de Voß, des Doktors ewiger Begleiter
auf allen seinen Fahrten, den er fast auswendig wußte. Bei der Berührung
des Lehrers sah er sich auch sogleich um und begann:
^»De quad deyt, de schuwet gern dat licht:^
^Also dede ok Reinke de bösewicht.^
^He hadde in de stad so vele missdan,^
^Dat he dar nicht dorfte kamen noch gan.^
^He schuwede seer des Konniges hoff^
^Darin he hadde seer kranken loff!« --^
»Aber hier, Lise, ist's was andres; wenn wir hier ein Vogelnest finden,
so dürfen wir auch hineingucken und unsere Meinung darüber sagen.«
»O das ist wunder-wunderhübsch,« ruft die Kleine, welche gar nicht hört,
was der Doktor sagt. »Sieh, der alte Vogel fürchtet sich gar nicht -- o,
welche große Schnäbel -- er sitzt ganz still zwischen seinen Jungen und
sieht nur nach dem Rezensenten hinunter! -- Er tut Dir nichts, kleiner
Vogel, bleib ruhig sitzen!« --
Jetzt ließ der Doktor das Kind auf den Boden gleiten: »Nun lauf zu Fuß,«
sagte er, »das Gras ist trocken.«
Welch ein Tag! Noch zogen weiße Wölkchen über die Baumwelt weg, bald
aber hatte die Sonne sie verzehrt, und das ewige Blau lächelte rein und
klar auf uns herab. Immer tiefer versenkten wir uns in die duftende
Wildnis: »Wo lassen wir alle die Blumen, die wir pflücken, Lischen?« --
Die Händchen sind schon so voll, daß wir bei jedem Schritt eine
verlieren, und daß der Doktor sagen muß:
»Ist's nicht wie im Märchen, wo der Vater die verlorenen Kinder durch
hingestreute Steinchen wiederfindet? Ein verfolgter Zeitungsschreiber --
schrecklich -- die Häscher sind ihm auf den Fersen -- wo hat er sich
hingewendet? -- >Ha,< sagte der erfahrenste der Spürer, ein wahrer
Pfadfinder auf der Vagabondenjagd -- >seht die Blumen -- untermischt mit
Zigarrenenden! Laßt uns dieser Spur folgen, Brüder! -- Ha, seht hier im
weichen Boden die Hundetapfen? -- Er ist's, er ist's -- Fort, ihm nach!<
-- Schrecklich!«
»Bravo, Wimmer!« lachte der Lehrer, der wieder eine Pflanze im Gehen
zerlegte. »Welcher Stoff für Dein nächstes Werk; wo Du es auch schreiben
magst, ich hoffe auf ein Exemplar.«
»In München werde ich es schreiben, Verehrtester! Habe ich nicht einen
Kontrakt mit dem Buchhändler und Eigentümer der >Knospen< -- Gabriel
Pümpel, in der Tasche? Ist nicht Gabriel Pümpel mein Onkel? Ist nicht
Nanette Pümpel meine Cousine? Wetter, ich sehne mich ordentlich nach dem
Nannerl!«
»Doktor! Doktor!« rufe ich lächelnd.
»Wahrhaftig,« seufzt der eliminierte Schriftsteller, »ich habe heute
ordentlich Lust solid zu werden.«
Ehrlicher alter Bursch!
»Also _das_ waren Deine Gedanken,« sagte der Lehrer lächelnd und
gerührt, »als Du gestern den ganzen Nachmittag auf meinem Sofa lagst?
Ich konnte Dich vor Tabaksqualm nicht recht sehen, aber Du schienst mir
außergewöhnlich nachdenklich und träumerisch. Gottlob, wenn diese
Exilierung so ausschlüge.«
»Hurra,« schreit der Doktor, den Hut in die Luft werfend: »Es leben die
Knospen! Es lebe das Bockbier! Es lebe das Haus Pümpel und Kompanie!«
Der Exredaktionspudel ist außer sich; jetzt hat er die größte Lust,
Elise vor Wonne über den Haufen zu werfen, jetzt springt er an seinem
Herrn in die Höhe, jetzt ist er im Gebüsch verschwunden, jetzt kommt er
auf der andern Seite wieder zum Vorschein! Bumms -- da liegt er im
Grase, wälzt sich, daß man nicht weiß, was oben oder unten, Beine oder
Rücken, Kopf oder Schwanz ist!
»Wer hat eine Uhr? Niemand? Desto besser, der Magen ist unsere Uhr. Hier
unter dieser prächtigen Buche wollen wir uns lagern. Wie das Moos so
weich ist! Ausgepackt die Taschen, den Korb, die Botanisierbüchse! Eine
Flasche Wein erscheint. Wer hat einen Korkzieher? Niemand? Desto besser,
wir schlagen ihr den Hals ab; ein niedliches Glas hat Elise
mitgebracht.«
»Holla, Roder, aufgepaßt! Rezensent hat den Kopf in Ihrer Rocktasche!«
»Welch Behagen, sich so im weichen Grase auszustrecken! Wie das schmeckt
im grünen Walde; -- die alte Martha soll leben, sie hat prächtig
gesorgt!«
»Komm, Kind, unsere kleinen Beine sind doch wohl müde! Was bedeuten
diese Faden? Aha, jetzt werden wir Kränze winden. Welche prächtigen
wilden Rosen!«
»Sieh, da kriecht ein Marienkäfer auf Deinem Arm, Lischen; -- er
entfaltet die Flügel -- prr, dahin geht er, ein kleines rotes Pünktchen
im Sonnenstrahl.«
Elise schaut ihm nach und fängt an zu singen:
Marienvogel kleine,
Rühre deine Beine,
Kriech an meinem Finger nauf,
Setz dich als das Knöpflein drauf!
Ist er nicht ein hoher Turm
Für so kleinen roten Wurm?
Und dann mit ganz feiner Stimme:
Roten Purpur trag' ich,
Flüglein viere schlag' ich!
Gar kein Flüglein regst du,
Nur zwei Bein' bewegst du --
Sechs Beine rühr' ich,
Sieben Punkte führ' ich,
Fliege höher als der Turm!
Wer ist nun der kleine Wurm? -- Etsch!
Die Sonne muß draußen gar heiß und drückend sein, sie steht hoch im
Mittag. Hier aber hat sie die Herrschaft mit dem Schatten zu teilen und
zwar so, daß man gar nicht mehr weiß, wo Dunkel, wo Licht ist, so
flimmert und zuckt beides durcheinander.
»Wirst Du müde, Lischen? Berauscht Dich der Waldduft, kleines Herz?
Komm, lege Dein Köpfchen hierher; keine Mücke, keine Fliege, und wenn
sie noch so golden wäre, soll Dich im Schlummer stören. Schließe dreist
die Augen und träume einen hübschen Elfentraum von Schmetterlingen und
Blumen und kleinen Vögeln.«
Wie behaglich der Pudel gähnt und, den Kopf auf die Vorderpfoten gelegt,
mit den Augen blinzelt.
»'s ist doch ein ganz ander Ding ohne Maulkorb, nicht wahr Rezensent?«
Wie der Doktor so nachdenklich die blauen Zigarrenwölkchen von sich
bläst! Denkt er an seinen ersten Aufsatz in den >Knospen<, denkt er an
die Münchener Cousine?
Wie sich der Lehrer mit leuchtenden Augen in die Pflanzenschätze seiner
Botanisierbüchse vertieft!
»Heda, Roder, was für ein Heft schaut da zwischen den Blättern und
Wurzelwerk hervor?«
»Her damit!«
Der Lehrer errötet und reicht lächelnd das Heft herüber.
»Was sehe ich! Vermag der Schulstaub solche Blüten zu treiben?!«
Grinsend streckte der Doktor Wimmer den Kopf über meine Schulter und
machte nach einigen Blicken auf das Manuskript sogleich Anstalt, es für
die >Knospen< mit Beschlag zu belegen, aber der Lehrer tat gewaltig
Einsprache dagegen. Später schenkte er es mir. Soll ich ein Blatt daraus
der Chronik einschieben?
Es sei! Da ist eins.
* * * * *
Ich lag am Rande des Baches und sann nach über die Geschicke der Völker
und Könige und über -- meine Liebe. Hinten in der Türkei lagen jene
einander in den Haaren, und drüben in der kleinen Gartenlaube saß mein
Schatz und schmollte. Ah!
Lippe-Detmold ist mein Vaterland, -- was geht mich die orientalische
Frage an und der General Sabalkanskoi und die Schlacht bei Navarino?!
Aber das Frauenzimmer dort?
Beim großen Pan, _damit_ muß es anders werden!
Rot wie die Liebe ist der Abendhimmel; goldne Wölkchen, weiße Tauben
schweben darin hin und wider wie Liebesgedanken ... Wo sind meine
Diplomaten, wo meine Kabinettskuriere?
Es schwanken die Gräser -- es regt sich -- es läuft, es kriecht, es
klettert, es hüpft, es flattert und fliegt -- tausendbeinig,
tausendflügelig! Es zwitschert und summt -- tausendtönig!
Dichterminister, Frühlingsräte, Liebesgesandte versammeln sich um mich
zu Rat und Tat.
Wohlan -- die Konferenzen sind eröffnet! Allen Gegenwärtigen und
Zukünftigen Gruß! Wen send' ich zuerst an jene dort, hinter den
Hollunderblüten?
Ach! Du da -- fort mit dir zu ihr hin -- du mein leichtgeflügelter,
magenloser Herold, du, den sie den »roten Augenspiegel« nennen, zeig ihr
auf deinen weißen Schwingen die beiden Purpurtropfen, sag ihr, es sei
Herzblut -- _mein_ Herzblut aus dem wilden Kampf um die Liebe, die rote
Liebe! ... Da flattert der Bote der Laube zu; es zittert mein Herz, mein
banges Herz. -- (_Sie -- niest!!!_) O Dank, Dank ihr ewigen guten
Götter, Dank für das Omen! (Erkälte dich nicht, Luise, nimm ein Tuch um,
hörst du?)
Wer ist der zweite meiner Boten? Schnell, schnell, meine kleine emsige
Biene; -- hin zu ihr -- summe ihr ins Ohr, Honiggedanken, Hausgedanken,
Leinen- und Drellgedanken!
(Was hat das Frauenzimmer zu lachen über ihrem Nähzeuge, in der kleinen
Laube?)
Und nun mein letzter Bote, mein schwarzer Trauermantel, flattere hin zu
ihr! Hör', was du ihr sagen sollst. Sag ihr: Luise, Luise, der Tag ist
zu Ende -- die Eintagsfliegen wurden müde, todmüde -- der Bach schaukelt
ihre armen kleinen Leiber fort, vorüber an den Blumen, an denen sie noch
vor einer Stunde tanzten und spielten. Luise, Luise, das Leben ist kurz;
Luise, die Nacht bricht herein; sieh den rotfinstern Streifen im Westen,
sieh, wie es im Osten unheimlich zuckt und leuchtet -- horch, wie es
grollt!
(Es regt sich in der kleinen Laube! Sie seufzt!) Luise, Luise!
(Sie tritt heraus!)
Luise, Luise!
Die Bäume schütteln ihre Blüten herab auf sie: ^Ave Louisa!^ Der
Abendwind flüstert ihr zu: ^Ave Louisa!^ Die Blumen des Tages neigen
sich ihr: ^Ave Louisa!^ Die Blumen der Nacht öffnen ihre Weihrauchkelche
ihr -- ^Ave Louisa! Ave Louisa!^ (Sie winkt ... sie lächelt ...)
Friede?
Friede!
Friede! Läutet die Glocken im Reich! Erleuchtet die großen Städte, die
Dörfer; erleuchtet jedes einsame Haus, Orgelklang in allen Domen,
Kirchen und Kapellen! Auf die Knie, auf die Knie alles Volk! Männer,
Weiber, Greise, Kinder, Jünglinge und Jungfrauen:
Herr Gott! Dich loben wir!
Herr Gott! Wir danken dir!
Friede! Friede im Himmel und auf Erden und den Menschen ein
Wohlgefallen!
* * * * *
Ich kannte diese »Luise« des Lehrers gar gut. War sie nicht Gouvernante
bei den Kindern des Baron Silberheim? Hat sie nicht später den Lehrer
Roder geheiratet? Hat sie nicht Glück und Kummer und Verbannung mit ihm
geteilt?
Seid gegrüßt, Otto und Luise Roder, wo ihr auch weilen mögt!
»Ei, das war schön!« sagte Lischen erwachend und das Köpfchen
aufrichtend. Sie dachte an ihren Traum im Grünen, nicht an des Lehrers
Phantasien -- die hatte sie richtig verschlafen.
»Was hat Dir denn geträumt, Lischen?« fragte der Doktor, und das Kind
blickte ihn verwundert an.
»Hab ich denn geschlafen?« fragte sie.
»Das kann man bei solchem kleinen Mädchen wie Du bist, Lise, niemals
recht wissen. Was hast Du denn gesehen und gehört? Erzähle mal!« sagte
ich.
»O es war wunderschön, was ich gesehen habe! Ich konnte gar nicht über
das Gras weggucken; es war wie ein kleiner Wald, und welch eine Menge
kleiner Tiere lief darin herum! Und wenn ich die Augen zumachte, wurde
alles so rot, als brennte der ganze Himmel, daß ich sie schnell wieder
aufmachen mußte. Ich dachte, ich wäre ganz allein, da kam auf einmal ein
wunderschöner gelber Schmetterling mit zwei großen Augen in den Flügeln,
die unten ganz spitz zuliefen, der setzte sich dicht vor meinem Gesicht
auf einen Halm und sagte mit ganz feiner, feiner Stimme:
>Ein schönes Kompliment, kleines Fräulein, und ob Sie nicht zum Tee
kommen wollten, zur Waldrosenkönigin?<
Der Herr Lehrer las in diesem Augenblick was vor, ich hätte gern weiter
zugehört und sagte es dem Schmetterling auch. Der aber sagte: bei der
Königin säße ein gelehrter Herr, namens Brennessel, der hielte gar
nichts von der Geschichte, ich soll daher nur dreist mitkommen. Ich
fragte den Schmetterling, ob's sehr weit wäre; er meinte: weit wär's
nicht, aber wir müßten einen Umweg machen, da läge ein groß schwarz Tier
im Grase, das habe greulich nach ihm geschnappt, als er vorübergeflogen
sei. Das war der arme Rezensent! Dann sagte der Schmetterling: er müsse
auch den giftigen Wolken ausweichen, die da herumzögen und ihm seine
hübschen Flügel ganz schwarz machten. Das war des Onkel Wimmers
Zigarrendampf! -- Ich war auf einmal so klein geworden, daß mich der
schöne gelbe Schmetterling ganz leicht auf seinen Rücken nehmen und
forttragen konnte zu _dem_ Rosenbusch dort bei _der_ Buche. Da war eine
gar niedliche vornehme Gesellschaft bei der Königin. Da war der
brummige, böse, alte Herr Brennessel, dem jeder gern auswich; da war die
dicke Madame Klatschrose, welche dicht hinter der hübschen Königin
stand. >Fräulein Elise,< sagte die Königin, >ich freue mich sehr, Ihre
Bekanntschaft zu machen. Ist das Ihr Onkel dort unten, welcher den
häßlichen Dampf ausbläst?< >Nein,< sagte ich, >das ist der Onkel Doktor,
den sie weggejagt haben aus der Stadt; er schreibt Bücher und ist
unartig gewesen und hat zuviel Kleckse und Schreibfehler gemacht!< >So,
er schreibt Bücher? Dann will ich ihn mal besuchen!< sagte der kluge
Herr Brennessel böse ...«
»Alle Wetter,« lachte der Doktor hier, halb ärgerlich über Lisens Traum,
und griff mit der Hand hinter sich, um sich aufzurichten. »Au, Teufel!«
schrie er plötzlich. Er hatte wirklich mit der Hand in einen
Brennesselbusch gefaßt!
Wir lachten herzlich, und nur Lischen sagte ganz ernst: »Siehst Du,
Onkel Wimmer, _das_ war er!« Dann fuhr sie fort:
»Wir tranken nun Tee aus wunderniedlichem Geschirr (Onkel Wachholder
gibt mir noch ein Butterbrot!) und jeder erzählte eine hübsche
Geschichte vom Frühling, Sommer oder Herbst; vom Winter aber wußten sie
nichts -- da schlafen sie. Dabei hörte ich aber immer den Herrn Lehrer
lesen, und Herr Brennessel brummte dann dazwischen. Der war auch der
einzige, welcher vom Winter erzählen wollte, es ward aber nicht
gelitten. -- Auf einmal hörte Herr Roder auf zu lesen, und ich lag
wieder bei Dir, Onkel Wachholder, im Grase, und Rezensent steckte dicht
vor meinem Gesicht seine schwarze Nase zwischen den Halmen durch und
guckte mich groß an. Das habe ich gesehen! -- War das nicht hübsch? Und
nun, Herr Roder -- lesen Sie Ihre Geschichten noch einmal -- bitte,
bitte!«
»Danke schön,« sagte lachend der Lehrer. »Der kluge Herr Brennessel
hatte ganz recht, und _jetzt_ sehe ich auch ein; _meine_ Geschichten
sind gar nicht hübsch.«
Wie lange haben wir so geträumt, und erzählt, und im grünen Gras und
weichen Moos gelegen? -- Schon steigt die Sonne wieder abwärts am blauen
Himmel! Muß nicht der Doktor heute noch durch den Wald nach der nächsten
Eisenbahnstation? -- Auf, Lise, winde dem Rezensenten den letzten Kranz
um den schwarzen Pelz! Laßt nichts zurück von euern Sachen! Vorwärts! --
Auf engen schattigen Waldpfaden geht's nun quer durch das Holz, bis wir
endlich das Rollen der Wagen auf der großen Landstraße hören und zuletzt
den weißen Streif durch die Stämme schimmern sehen. Horch, Geigen- und
Hornmusik! Im Weißen Roß mitten im Wald an der Chaussee ist Tanz. Die
Haustür ist mit Laubgewinden geschmückt; Stadtvolk und Landvolk drängt
sich allenthalben davor und dadrinnen, im Haus und im Garten. Wir
erobern noch eine schattige Laube, und der Doktor gerät in sein Element.
Jetzt ist er oben im Saal, schwenkt sich lustig herum mit einer frischen
Landdirne oder einer kleinen bleichen Näherin aus der Stadt; jetzt
erregt er unter den Kegelnden ein schallendes Gelächter durch einen
wohlangebrachten Witz. Jetzt sitzt er wieder bei uns, den Rock
ausgezogen, glühend, pustend, fächelnd. Und überall, wo der Doktor ist,
ist auch der Pudel. Jetzt oben im Saal wie toll zwischen die Tanzenden
fahrend; jetzt, ausgewiesen, wie sein Herr aus der Stadt, steckt er
seine feuchte Schnauze unter unserm Tische hervor.
Immer tiefer sinkt die Sonne herab. Doktor, Doktor, wir müssen scheiden!
Und der Doktor zieht den Rock wieder an und hängt die Reisetasche um.
Wir alle stehen auf.
»Also mußt Du wirklich fort, Onkel Wimmer?« fragt Elise weinerlich.
»Ja ja, liebes Kind!« sagt der wunderliche Mensch plötzlich ernst. Er
hebt die Kleine empor, die sich diesmal nicht sträubt, sondern selbst
ihm einen herzhaften Kuß gibt.
»Wirst Du auch wohl zuweilen an den Pudel und mich denken, Lischen?«
»Ganz gewiß,« schluchzt Lischen, »und ich will schreiben, und der Pudel
-- nein, Du mußt's auch tun!« Der Doktor setzt die Kleine vorsichtig
wieder auf ihren Stuhl: »Lebt wohl, Wachholder,« sagt er, »leb' wohl,
Roder, alter Freund!«
Der Pudel blickt ganz verblüfft von seinem ernsten Herrn auf uns und
wieder zurück: es muß etwas nicht ganz in der Ordnung sein.
»Lebt alle wohl! Ein fröhliches Wiedersehn! Alle! ^En avant^,
Rezensent!« schreit der Doktor, über die Gartenhecke und den
Chausseegraben springend, und rennt, ohne sich umzusehen, dem Walde zu.
Am Rande bleibt er noch einmal stehen und schwenkt den Hut.
»^Smollis!^« ruft der Lehrer, ihm mit einem Glase zuwinkend. »Grüß die
Münchener Cousine, die hübsche Nannerl!«
»^Fiducit!^ Soll geschehen!« ruft der Doktor zurück und verschwindet
hinter den Büschen. Rezensent steht noch am Rande, blickt nach uns
herüber und stößt ein kurzes Gebell aus.
Jetzt ist auch er verschwunden.
Wir sitzen noch eine Weile still allein.
»Gott gebe dem ehrlichen alten Gesellen Glück!« sagt der Lehrer vor sich
hin. Ein Omnibus will eben nach der Stadt abfahren. Was sollen wir noch
hier? Wir nehmen Plätze und steigen ein.
Zurück geht's nun nach der großen Stadt, die staubige Landstraße
hinunter. Fröhliche Gesichter jedes Alters und Geschlechts um uns her im
dichtbepackten Wagen! Wie die Sonne so prächtig untergeht! Ade, du
schöner Wald! Ade, du alter Freund Wimmer! --
Da sind wir schon in den Anlagen. Welche sonntäglich geputzte Menge noch
ein- und ausströmt! Wir steigen aus auf dem freien Platz vor dem Tor;
den Weg durch die Stadt bis in unsere Sperlingsgasse können wir wohl
noch zu Fuße machen.
Da sind wir, als es eben dämmerig wird. Sieh, dort steht die alte Martha
strickend vor der Tür; sie erblickt uns und ruft:
»Guten Abend, guten Abend!«
»Ach, Martha, das war schön -- und -- der Onkel Doktor ist fort!« sagt
die kleine müde Elise. Auch der Lehrer sagt jetzt gute Nacht und kehrt
zurück in sein einsames Stübchen, eine lange Woche mühsamer Arbeit vor
sich.
Das war ein Sommertag im Walde, den ich hier aufzeichne in einer öden,
kalten Winternacht.


Am 25. Januar.

Die Kälte ist aufs höchste gestiegen. Wenige Nasen werden in der
Sperlingsgasse herausgestreckt, und die es werden, laufen rot und blau
an. Welch Künstler der Winter ist; die Spatzen färbt er gelb, und den
freien Deutschen macht er ausrufen: mein Haus ist meine Burg!
Was kann ein Chronikenschreiber bei so bewandten Umständen besseres tun,
als sein Haus einzig und allein zum Gegenstand seiner Aufzeichnungen zu
machen und die große Welt draußen, die allgemeine Gassengeschichte,
gehen zu lassen wie sie will?
Im Jahre der Gnade 1619 verbrannten sie zu Rom einen Gottesleugner,
genannt Julius Cäsar Vanini, der hob, auf seinem Scheiterhaufen stehend,
einen Strohhalm zwischen den Holzklötzen auf und sagte lächelnd: »Wenn
_ich_ auch das Dasein Gottes leugnen würde, dieser Halm würde es
beweisen!« -- Die Geschichte eines Hauses ist die Geschichte seiner
Bewohner, die Geschichte seiner Bewohner ist die Geschichte der Zeit, in
welcher sie lebten und leben, die Geschichte der Zeiten ist die
Geschichte der Menschheit, und die Geschichte der Menschheit ist die
Geschichte -- Gottes! Wohin führt uns das? Kehren wir schnell um, und
steigen wir die Treppen hinunter in das unterste Stockwerk.
Da sitzt in dem vorderen Zimmer des Hauswirts und Tischlermeisters
Werner eine weißhaarige gebückte Frau in ihrem Lehnstuhl hinter dem
Ofen, spinnend vom Morgen bis zum Abend. Das ist die alte Mutter der
Hausfrau, die Tochter des Erbauers des Hauses, welche den Grundstein
legen und den Knopf auf die Giebelspitze setzen sah und mit dem Hause
und seiner Geschichte verwachsen ist durch und durch.
Manche Leiche hat sie in den langen Jahren ihres Lebens hinaustragen
sehen: ihre Eltern und alle ihre Geschwister, ihren Mann und alle ihre
Kinder bis auf eins, die Anna, die Frau des jetzigen Besitzers. Sie hat
den Sarg Mariens mit schmücken helfen und den Sarg Franzens; sie hat
ihre Freundin, meine alte Martha, mit hinausbegleitet zum
Johanniskirchhof, wo dieselbe begraben ward an der Seite ihrer Herrin,
und manchen andern vom Dachstübchen bis zur Kellerwohnung.
Einst war sie das schönste Mädchen der Gasse -- wie sie jetzt noch die
schönste alte Frau ist -- und als der Hausknopf geschlossen werden
sollte, und jedes Glied der damals zahlreichen Familie ein Gedenkzeichen
hineintat, legte sie errötend und unbemerkt ein kleines Blättchen hinzu,
welches aus fernem Land gekommen war, und die Überschrift trug:
»Dieses kleine Briefelein kommt an die
Herzallerliebste in Herz und Liebe.«
und schloß:
»... meiner Liebsten noch einen Gruß und Kuß und hoff ich zu
kommen im Frühling mit den Schwalben und Hochzeit zu feiern
freudiglich mit meinem Schatz, den grüßt und küßt in Gedankensinn
sein herzlieber
_Gottfried Karsten_,
Tischlergeselle.«
Oft, wenn der Wind die alte Wetterfahne knirschen und kreischen läßt,
mag sie wohl an das Blättchen im Knopf darunter denken und an den, der's
schrieb, und der nun auch schon so lange tot und begraben ist.
An wie manches Kindbett im Hause aber auch ist die alte Margarete
Karsten gerufen, und wie manches junge Leben hat sie aufblühen sehen im
Hause Nr. Sieben in der Sperlingsgasse.
Wer weiß so viele Wiegenlieder wie sie; wer weiß so viele Märchen, die
alle anfangen: »Es war einmal« und damit enden, daß jemand in ein Faß
mit Nägeln und Ottern gesteckt und den Berg hinabgerollt wird? Wer im
Hause hat zu allen Tageszeiten so viele Kinder um sich, die den
Geschichten lauschen, dem schnurrenden Rade zusehen und abends mit der
zunehmenden Dämmerung immer dichter an den großen Lehnstuhl sich
drängen? Wie oft habe ich einst da die kleine Elise mit Rezensent an
ihrer Seite gefunden, andächtig lauschend, und wie oft, wenn ich mit der
besten Absicht kam, sie heraufzuholen zu Bett, bin ich selbst sitzen
geblieben, den Schluß einer Historie abwartend, bis endlich auch noch
Martha herabkam, und es uns fast ging wie dem Herrn, welcher den Jochen
ausschickte, den Pudel zu holen.
Heute freilich treffe ich die kleine Lise nicht auf der Fußbank am
Lehnstuhl sitzend, auch die alte Martha kommt nicht mehr herunter, uns
beide abzuholen; aber einen andern treffe ich häufig genug seit Mitte
des vorigen Herbstes, und dieser andre ist kein geringerer als unser
Freund und Nachbar, der Karikaturenzeichner Strobel. In der Werkstatt
bei Meister und Gesellen, in der Küche bei der Hausmutter, überall ist
der Zeichner ein willkommener Gast. Die Gesellen porträtiert er für ihre
respektiven Schätze, mit dem Meister politisiert er, die Meisterin lehrt
er neue Gerichte fabrizieren -- er hat unter seiner Bibliothek ein
dickes Kochbuch -- und der Großmutter -- hört er zu.
So traf ich ihn heute abend, als ich herunterkam, einen geborgten
Leimtopf wieder abzuliefern. Da es Feierabend war, so war die ganze
Familie in der Stube versammelt, der Zeichner hatte alle seine
Gesprächselemente bei einander und plätscherte mit Wonne darin herum.
»... Also Meister,« sagte er, als er eintrat, »_wer_, meinen Sie, kriegt
dabei die Prügel?«
»Der Russe nicht!« antwortet nach einer kleinen Pause bedächtig der
Meister, der mit der Brille auf der Nase die Zeitung hinter das Licht
hielt, um besser zu sehen.
»Also die Alliierten?«
Der Meister nimmt eine Prise, und da seine Erinnerungen nur bis zu den
Befreiungskriegen gehen, sieht er verwundert auf, es scheint ihm auch
das unwahrscheinlich. Plötzlich aber besinnt er sich:
»Donnerwetter, dabei sind ja jetzt auch die Franzosen!« ruft er.
»Himmel! das hat sich ja auf einmal ganz umgedreht!«
»Richtig, Meister,« sagt der Zeichner, den Tischlermeister auf die
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