Deutsche Humoristen, 1. Band (von 8) - 04

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schlug oder ihm die Fersen zeigte. Im letzten Grund gab es ja gar
keinen Feind, sondern nur einen lustigen Bruder, der auch zum Fest von
der dummen deutschen Nation eingeladen worden war, einen vergnügten
Bruder und Kriegsgesellen, mit dem man bei Geigen- und Trompetenklang
eben sein Tänzlein machte, wie es sich schicken wollte: heut’ oben an
der See, morgen mitten im Land; heut’ am grünen Rheinstrom, morgen an
der gelben Weser und übermorgen an der blauen Donau. Gute Kameraden,
nichts als gute Kameraden in jedem Lager, unter jeglicher Fahn’ und
Standarte! Das war ein Leben, wie es die Welthistorie noch niemalen
aufgezeichnet hatte, und wie kein Kriegsmann zu Roß und zu Fuß es sich
jemalen lieblicher ausdenken mag. Das Herz geht mir heut’ noch im
Galopp gegen die gute alte Zeit durch, wenn ich daran denk’, wie der
Leutnant Schneeberg von Götzens Kavallerieregiment nach der Lützner
Schlacht, nach verlorener Bataille, des Königs Gustavi Adolfi goldene
Kette in Halle auf den Tisch warf und für sich allein Viktoria rief.“
„So ist’s, obgleich ihr davon gerade nicht reden solltet, Zahlmeister,“
murrte der Korporal Sven. „Ein Türkis hing dran von der herrlichsten
Art. Sie hatten ihn ausgegraben in dem Gebirg Piruskua, zehn Meilen
von der Stadt Moscheda; ich hab’ ihn tausendmal blitzen sehen, wenn
die Majestät die Front hinabritt, und wir vermeinten alle, der Stein
mache schuß-, hieb- und stichfest; doch es war nicht an dem, wie sich
ausgewiesen hat; aber der Teufel soll euch doch holen, Zahlmeister,
weil ihr gewagt habt, die Hand daran zu legen!“
„_Di grazia, prego perdono!_ Verzeihung, ihr Herren; ich rede nur
davon, um des Elends von heute willen. Der Domeneddio stand damals
auf jeder Seite. Ihr hattet den Sieg, wir den Türkisen schwedischer
Majestät. Jeglichem seinen Spaß, und -- freie Hand überall! Das war die
Parol’ bis zum Jahr achtundvierzig. Nun ist es lange für alle aus, und
keiner hat dem anderen einen Groll nachzutragen.“
„Nein, keine Feindschaft um das, was vergangen ist; ich trinke auf eure
Gesundheit, Herr Zahlmeister vom Regiment Strozzi!“ rief der Korporal
Rolf Rolfson Kok. „Was uns schwedische Männer insbesondere betrifft,
so brauchen wir uns wenig zu grämen. Wir haben behalten, was wir
gewonnen, und decken ein gut Stück deutschen Landes von Greifswald bis
Verden mit unseren Piken und Musketen.“
In demselben Augenblick setzte sich der Italiener kurz nieder, und ein
Grinsen der Schadenfreude überzog, trotz aller guten Gesinnungen gegen
seine früheren Feinde, sein gelbes Gesicht. Er pfiff auch einen langen
Pfiff und zischelte:
„Decket es mit, Kamarado, es tut Not. Dorten werden freilich bald genug
die Trompeten noch einmal zum Antraben rufen; aber für unser einen
ist keine Freude mehr dabei, so wenig als bei des französischen Louis
und des Kaisers Spektakel drüben am Rhein. Diesmal sollet ihr die
Prügelsuppe für euch allein haben, ihr nordländischen Bären.“
Vier Fäuste krachten auf einmal auf den Tisch; ein halb Dutzend
grausamlicher schwedischer Flüche schmetterte dazwischen, und auf den
Füßen standen nunmehr die zwei Korporale und riefen wie aus einem Munde:
„Was singet der Herr da?“
Der Italiener lachte und winkte begütigend dem Hafenvogt:
„Könnt ihr es leugnen, Kamarado, daß ihr euch da unten Gewaltiges und
Tückisches vorgenommen habt? Der Signor aus der Wildnis hat freilich
bei seinen Murmeltieren geschlafen; aber wir anderen wissen doch
noch ein wenig, wie es in der Welt zugehet, und meine Opinion ist
augenblicklich, daß ihr euch diesmal bei dem Handel tüchtig die Pfoten
verbrennen werdet. Ha, leugnet es nur, aber es ist so! Ihr werdet ihn
mit nichten halten, den zehnjährigen Neutralitätsvertrag, nun da die
Katz’ vom Haus ist, und die kurfürstlichen Gnaden von Brandenburg
mit dero hohen Sposa, dero Kurprinz und dero glorreicher Armada zum
kaiserlichen Kommandeur, dem Duc de Bournonville am Rhein aufgebrochen
sind.“
„Man wird ihn halten!“ rief der Hafenwärtel.
„Ich sage no! und ich sage dazu, nehmet euch in acht! Die Welt ist
älter geworden seit unseren jungen Tagen, und neue Hände sind an einem
neuen Werke.“
„Zahlmeister! Zahlmeister!“ rief Rolf Rolfson Kok drohend.
„_Pazienza! adagio!_ möcht’ wohl einmal in eure Magazine in
Stettin hineingucken. Das wird schon jetzt ein lustig Zufahren von
Piken und Musketen, Pulver, Blei und Geschütz im Hafen von Wismar sein.
Ohe, Signori, das wird ein lustiges Klingen von französischem Geld auf
den Tischen von Stockholm und in den Taschen eurer Generale geben!“
„Ihr seid ja ein recht feiner, politischer Kopf, Herr Kamerad vom
Regiment Strozzi,“ brummte Sven Knudson Knäckabröd, ungewiß, ob er das
Ding für eine Schmeichelei oder das Gegenteil nehmen solle.
„Bin ich doch Zahlmeister gewesen!“ lächelte Signor Tito Titinio
Raffa. „Erzürnet euch nicht, wir haben es auch nie anders gehalten.
_Cospetto_, wünsch’ euch aus vollem Herzen, daß ihr euren
Wunsch durchsetzen möget. Der Herr Turennius mit Eisen und Stahl am
Rheinstrom, und der klingende französische Sack in Stockholm werden
wohl nach Kräften dazu helfen; aber -- aber nehmet euch in acht, daß
euch der Brandenburger nicht doch die Karten aus der Hand schlage.“
„Er wird es wohl nicht,“ meinte Rolf bärbeißig.
„Will es euch wünschen; aber -- aber saget doch: mit dem Herrn
Feldmarschall Karolo Gustavo Wrangelio, dessen Bild und eisern
Gastgeschenk da draußen aufgehängt ist, seid ihr vordem hierher
gekommen?“
„Mit demselbigen!“
„Nun denn; wenn ihr heut’ Abend noch von hier abreiset, so trefft ihr
ihn vielleicht schon auf dem Marsche nach Berlin“.
„Vivat! es lebe der Held aus Mitternacht!“ schrie der Korporal Sven,
der bis jetzt mit immer steigender Verwunderung von einem der beiden
Politiker auf den anderen gesehen hatte und nur mit Mühe den Sprüngen
ihrer Unterhaltung gefolgt war. Jetzo aber war es ihm auf einmal ganz
klar geworden, wieviel Welthistoria er im Bann und Dienste der Frau
Wirtin zur Taube in Alberschwende und bei seinen Kühen und Geißen auf
der Lorena versäumt habe.
„Schulterts Gewehr! An die Piken! Aufgesessen, Kürassiers und
Dragoner!“ brüllte er und fügte in leiserem Ton hinzu: „Aber es gehet
mir auf wie ein Nordlicht, daß ich schon einmal dabei gewesen bin mit
den Brandenburgern, und damals war’s nichts Großes, und wir lachten
auch allsamt über den Spaß. Ja, es war Anno Einunddreißig, Korporal
Rolf, ihr wisset, als auch wir zuerst auf Berlin marschierten,
fünfzehnhundert Mann zu Fuß und zu Pferde mit dem Könige und vier
Kanonen. Wir kamen von Köpenik, allwo das große Lager war, und hatten
unsere Lust mit dem damaligen Kurfürsten Georg Wilhelm und seiner
Kurfürstin. Sie handelten mit uns bis zum letzten Augenblick und kamen
zum Vergleich erst, als die Konstabler die Lunte aufschlagen wollten,
um ihnen das Verständnis zu wecken. Ja wohl, jetzt fällt es mir genau
bei. Sie gaben uns nach endlich abgeschlossenem Pakt das Geleit vor
die Stadt, und da wollten ihnen beim Abschied königliche Majestät doch
noch eine unverdiente Ehre antun und ließen eine Generalsalve geben
aus großem und kleinem Gewehr. Das war der Spaß! Der Feuerwerker hatte
vergessen, das Geschütz von der Stadt abzurichten, und weil wir zuerst
als Feinde gekommen waren, so schossen wir nun auch als Freunde scharf
und deckten ihnen ganz ohne bösen Willen die Dächer ab. Das gab denn
freilich ein groß’ Geschrei der Damens, und königlicher Majestät war’s
sehr unangenehm.“
„Ich war nicht dabei, Korporal Sven,“ sprach der Korporal Rolf, „ich
stand damals in Köpenik mit der Hauptmacht. Aber die Sache ist so, und
zu viel ist da auch niemandem geschehen; denn während wir ihnen nur ein
paar lumpige Schindeldächer abdeckten, deckte uns der alte Korporal,
der Tilly, die ganze Stadt Magdeburg ab. Der Gustavus Adolfus hat es
dem Brandenburger nie vergeben.“
„Das sind alles alte Geschichten,“ meinte der Signor Raffa gähnend.
„Auch ist es nicht weit von Mitternacht, und morgen früh reis’ ich
zurück nach Augsburg, sintemalen niemand der hiesigen Barbaren, weder
Mann noch Weib, ein Gelüst zeigt, die bella _lingua toscana_ zu
erlernen. _Cospetto_, um nichts Ärgeres zu sagen! Die Herren und
Kameraden mögen einen guten Schlaf tun; -- es war mir ein’ groß’ Ehr’
und Vergnüg’, mit meiner angenehm’ Konversatione aufzuwarten.“
„Möge dem Herrn unsere schlechte Gesellschaft gleichfalls gefallen
haben,“ sprach der Korporal Rolf, während der Korporal Sven stumm, aber
mit militärischem Anstand salutierte. Die Schenkstube der Krone hatte
sich allmählich mit Gästen sehr gefüllt; aber die drei Kriegsmänner
hatten wenig davon gemerkt und gar nicht sich darum gekümmert. Sven
und Rolf verwunderten sich dann erst darüber, als der Zahlmeister vom
Regiment Strozzi zierlich Abschied genommen hatte.

8.
Wer in dieser Nacht durch die Gassen der alten freien Reichsstadt
Lindau wandelte, und, was freilich nicht zu vermuten stand, einen Sinn
für Naturschönheit hatte, der mochte wohl über der augenblicklichen
Lieblichkeit der Erde vergessen, wie wild es auf eben dieser Erde immer
noch aussah, trotzdem die drei greisen Kriegsgesellen sich soeben erst
über die nichtswürdige Friedensseligkeit und jammerhafte Langeweile,
die ihnen in ihrem Alter zu Teil geworden waren, so herzzerbrechend
beklagt hatten. Im silbernen Mondenglanz lag jetzt der See rund um die
Inselstadt her und spülte nur lind und leise an die uralten Mauern.
Drüben kam der junge Rhein wahrlich friedlich aus dem Graubündnerland
hervor; aber auch der, nachdem er den großen See durchströmt, Konstanz
gegrüßt und bei Schaffhausen den lustigen Sprung gewagt hatte, sah und
vernahm in seinem fernern Laufe mancherlei, was nicht nach Frieden
klang und aussah. Sie waren hart am Werke miteinander: der Kaiser
Leopoldus, daß er das Elsaß, um der ewigen Verdrießlichkeiten darob
entledigt zu werden, so anständig und still als möglich losschlage,
-- König Louis, daß er es mit größtmöglichstem éclat, Jubel und
Feuerwerksgeprassel in Empfang nehme. „Uns gefällt nicht ein mächtiger
Fürst der Wenden an der Ostsee!“ hatte der allezeit Mehrer des
römischen Reiches deutscher Nation in Wien gesagt und seinem Feldherrn
im Lager bei Straßburg, dem Herzog von Bournonville, Befehl gegeben,
sich lieber dreimal von den Franzosen schlagen zu lassen, als einmal
dem brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm Gelegenheit zu
geben, seine Pflicht gegen das Reich mit Gloria zu erfüllen. Da hatte
denn der Herr von Turenne natürlich ein leicht’ Spiel, und hat es auch
trefflich benutzt; -- doch das sind alte Geschichten, wie Signor Tito
Titinio Raffa sagen würde, und wir haben uns an dieser Stelle nicht
weiter damit zu beschäftigen.
Auf den Mauern der Inselstadt Lindau schritten die wenigen Wachen unter
den Linden und zwischen den Geschützen langsam auf und ab, und auch auf
ihren Partisanen und Musketen blitzte das Mondenlicht. Der berühmte
Gasthof zur Krone, dicht hinter der Stadt- und Hafenmauer gelegen,
lag im tiefsten Schatten, bis auf die gleichfalls weiß glänzenden
Giebel und die Wetterfahnen. Die beiden späten Zecher, welche jetzt aus
demselben hervortraten, standen anfangs ziemlich unschlüssig, ob ihres
Weges in dem Dunkel.
„Nicht unter Dach,“ schluchzte der Korporal Sven Hahnentritt.
„Bruderherz, nicht unter Dach! Ich hielt’s nicht aus! Mir summt’s im
Kopfe, als ob zehntausend Trompeten drin zum Angriff bliesen, mir kocht
es in den Adern, als ob die Regimentssudler drin für eine Armee von
zwanzigtausend Mann die Feuer schürten. Unter Dach, und wäre es von
purem Golde, müßt’ ich ohne Gnad’ und Ranzion elend ersticken.“
„Nicht unter Dach, Bruder,“ schluchzte auch der Korporal Rolf, zu
Lindau genannt das Gockele. „Du hältst mich und ich dich, und so kommen
wir ohne Halsbrechen jene Walltreppe hinauf, und da setzen wir uns und
reden weiter vom glorreichen Schweden und dem großen Könige und dem
großen Kriege. Hupp -- marsch -- hoho, ich glaube, die Weiber nennen
das Wehmut, was uns beide am Schopf gepackt hält; ich glaub’, wenn’s
möglich wär’, käm’ ich heut’ Nacht zum erstenmal in meinem Leben zum
Heulen und Greinen.“
Sie schwankten hinein in den Mondschein und kamen glücklich auf
die Mauer, und da saßen sie nieder auf der Bastion auf einer alten
bronzenen, wirklich schlangenhaften Wallschlange, die vielleicht schon
den Kaiser Maximilian begrüßt hatte, als er zum Reichstag nach Lindau
kam, um „die Reichskammergerichtsordnung zu Faden zu schlagen“.
Da saßen sie, ein Paar alter, grauer, nordischer Seebären im
Mondenlicht und sahen hinüber nach den Schweizer- und Tirolerbergen
und unterredeten sich gar lieblich von neuem. Es waren zwei sehr
unromantische Burschen; allein sie hatten beide genug erlebt, daß ihr
Gespräch, ohne daß sie es wußten, fühlten und wollten, in hohem Grade
romantisch war, vorzüglich der Teil, welchen der Korporal Rolf auf sich
zu nehmen hatte.
„Das wird allmählich anjetzo ein Aufsehen um mich da drüben geworden
sein,“ sagte Sven. „Hui, lug, da geht noch eine Rakete auf, als ob sie
mich zurückriefe. O Rolf Rolfson, es wird mir wunderlicher von Minute
zu Minute.“
„Das macht der Mond, und die Feuchtigkeit in der Krone, und der welsche
Signor, Kamerad. O Sven, Sven, auch mir steigt es warm und heiß und
immer heißer herauf. Stelle dir vor, daß das alte Schweden da so ruhig
an seiner Stelle liegen geblieben ist, mit allem, was dazu gehört,
und daß wir so weit in der Welt herumgekommen sind zu Roß und zu Fuß,
als Sieger und als Gefangene der Weiber und Spießbürger! Es drückt
mir das Herz ab, wenn ich jetzt auf das helle Wasser sehe und denke
an die Ostsee und die große Flotte und den großen König Gustav, und
wie wir landeten, die Mannen aus allen Provinzen, Ost- und Westgoten,
Dalkarlen, Finnen, und sogar die einfältigen, albernen Lappen! Wenn
ich dran gedenk’, wie wir niederknieten, Gott zu danken, dann wieder
aufstanden und an die Arbeit gingen und dabei blieben achtzehn Jahre,
achtzehn lange glorreiche Jahre durch! O Bruder Sven, die Schweizer
dorten, die reden immer von ihrem Heimweh, auch wenn’s niemand
verlangt; aber du, Sven, hast mir das Heimweh heute mitgebracht! Ach
Schweden, Schweden! Sven, möchtest du nicht auch nochmalen die blauen
und die gelben Regimenter in Linie sehen mit der Sonne auf den Helmen
und Kürassen und den Herren Generals und Obristern vor der Front?“
„Sei still, ich komme um!“ winselte der Korporal Sven Knudson
Knäckabröd. „Ich habe die Kühe gemelkt und saß zwischen den Käsen, bis
gestern morgen; und sie schulterten bis an die Weser vor den gewonnenen
Städten, sie schlugen weiter gegen die Polen und gegen die Jüten!
+Sie+ schlugen bei Warschau drei Tage lang, sie marschierten über
das Eis nach Seeland; um Kopenhagen lagen und ritten sie. +Sie+
schlugen die Russen, und ich hab’ das alles erst heut’ abend durch dich
und den welschen Signor erfahren, und ich ließ mich von den Weibern
fangen und zum Kinderwarten abrichten, anstatt den Verband abzureißen
und in Ehren zu sterben!“
„Du hast es doch noch gut gehabt, Kamerad. Du saßest da in deiner
Wildnis und sahest nichts und hörtest nichts, und alle die guten Dinge,
von denen du eben sprachst, sind dir freilich erst heute abend zu
Kopf gestiegen. Mir aber hat bis zu dieser Stunde die Kugel unseres
Feldherrn in der Krone auf dem Herzen gelegen. Ach Korporal Knäckabröd,
was meinet ihr, wenn wir den Weg fänden?“
„Den Weg wohin?“ schrie der Hirte von der Lorena.
„Den Weg nach Hause! Den Weg zu den Fahnen mit dem Löwen von
Mitternacht!“ schrie der Hafenwärtel von Lindau emporspringend.
„Korporal -- Kamerad, Herzbruder, wenn wir zur rechten Zeit kämen,
um noch einmal -- vor Torschluß, Sven! -- noch einmal, einmal in
Reih und Glied zu treten?! Der Karl Gustav, der Wrangel, unser
General ist ja wieder an der Spitze; der nicht jünger ist als wir!
Der Wrangel marschiert, der Wrangel, mit dem wir hierher kamen! Das
ist das Heimweh, Kamerad, und wir gehen, Kamerad -- wir marschieren,
Herzbruder; wir desertieren -- wir gehen zum Wrangel -- in dieser --
Nacht noch!“
„In dieser Nacht noch!“ ächzte der Kriegsgefangene der Frau Fortunata
Madlener zu Alberschwende und drückte beide Fäuste auf die Augen. Dann
sprang er von dem Geschützlauf empor und sang im halben Wahnsinn des
höchsten Jubels in die Mondenscheinnacht hinaus:
„Auf Dovrefield im Norden
Liegen die Kämpfer ohne Sorgen.
Ruhe im Glied!... wir gehen zum Wrangel! o wenn es doch wahr wär’, wann
ich morgen früh aufwache!“
„Hast du ein Eigentum, drüben bei den Hirten im Gebirge, Sven?“
Der Korporal schüttelte den Kopf und schob die Hände tief in die leeren
Hosentaschen.
„Ich hab’ in meinem Turm dorten aller Welt Schätze,“ grinste Rolf
Rolfson Kok; „einen Tisch, einen Stuhl, einen Strohsack, eine Muskete,
ein halb’ Dutzend Angelruten und allerhand Netzwerk, drei Töpfe, eine
Pfanne und einen Finken im Bauer. Den Vogel lass’ ich fliegen, denn
wir fliegen ja selber; -- dreißig Gulden hab’ ich auch, die hol’ ich,
und alles andere vermache ich dem Rat und der Bürgerschaft von Lindau.
In zehn Minuten sind wir reisefertig. Dort liegt mein Kahn, -- in zehn
Minuten schwimmen wir auf dem See und, weißt du, in Nonnenhorn landen
wir und müssen dann sehen, wie wir den Weg weiter finden. Courage,
Alter; sitze still, bis ich wieder komm’. Jetzt mach’ ich den Kehraus
in meinem Quartier, und morgen früh sind wir weit hinaus auf dem
Marsche nach Hause!“

9.
Am folgenden Morgen war die Verwunderung nicht nur des Rates, sondern
auch der ganzen Stadt Lindau im Bodensee groß ob des Verschwindens
ihres schwedischen Hafenvogtes. Die Kinder in den Gassen kannten
den Meister Gockele, und die Alten waren mit seiner bärenhaften
Erscheinung und seinem zerfetzten und zusammengeflickten Deutsch auf
dem vertraulichsten Fuße. Es war in der Tat kein Wunder, daß man
den Korporal Rolf Rolfson Kok sehr vermißte, sowohl in den Gassen
der Stadt, wie in ihren behaglichsten und berühmtesten Schenken und
Gaststuben.
„Und zur Zeit der Rädle noch gar?!“ murmelten die erfahrenen und
gewiegten Zechkumpane. „Zur Zeit, wo der Neue schon an die Türe pocht!
es ist nicht auszudenken. Ja, wenn der See den Leichnam nicht bald
ausspült, so ist es sicher, daß der böse Feind das Gockele am Fittig
nahm. Aber er war doch ein guter Kamerad; -- Schade um ihn.“
War die Aufregung groß ob des Verschwindens des Korporals Rolf in
der freien Reichsstadt Lindau, so trat sie doch vollständig in den
Schatten vor dem Lärm und Aufruhr, welchen das Verschwinden des
Korporals Sven jenseits des Fürberges hervorrief. Es war eben ein
anderes, ob jemand für die volkreiche Stadt Lindau, und ein anderes,
ob jemand für das Dorf Alberschwende und die Lorena verloren ging. Die
gesellschaftlichen Zustände litten an den letzten beiden Orten viel
mehr darunter als an dem erstern, und die Wirtin zur Taube war nicht
ohne einige Berechtigung um ein Bedeutendes giftiger, betrübter und
jähzorniger als der Rat und die Bürgerschaft der freien Stadt.
Wir müssen darauf verzichten, die Gefühle der Frau Fortunata, der Frau
Aloysia und der drei hübschen Schmelgen zu schildern, als sie am Abend
des verhängnisvollen siebenten Augustes anfingen, nach dem Korporal
sich umzusehen, und sie ihn nicht fanden.
Anfangs suchten sie mit Lachen, allein das dauerte nicht lange. Mit dem
Ingrimm einer erzürnten Löwin hub die Frau Fortunata an, ihr Beutestück
im Kreise ihrer Bekannten und Freunde auszuschreien. Auch die Freunde
und Bekannten machten sich auf die Jagd, wenn auch mit einem geheimen
Mitleid in Betreff des Geschickes des schwedischen Mannes, sofern
er in ihre und der Taubenwirtin Hände gegeben werde. Da blieb kein
Busch am Gebhardsberge ununtersucht, sowie auch keine Schenke in der
trefflichen Stadt Bregenz unter dem Gebhardsberge. Wenig hätte gefehlt,
so wäre die Bürgerschaft aufgeboten worden, den Flüchtling (denn daß
der Gesuchte ein Flüchtling sein mußte, war am folgenden Tage jedermann
klar) zu verfolgen und tot oder lebendig einzubringen.
Drei Tage und drei Nächte hielt sich die Taubenwirtin am Gestade des
Sees auf der Suche, und erst am vierten Tage gab sie in vollkommener
Verzweiflung die Hoffnung auf, den Deserteur und Verräter an Treu und
Glauben wieder zu erlangen; sie trat in Grimm und Zorn die Heimfahrt
in den Wald an, und für längere Zeit hatten nun die Hausgenossen
und Hausfreunde für das zu büßen, was der undankbare Schwed’, der
nichtsnutzige Korporal Sven Knudson Knäckabröd, gesündigt hatte. Und
was das Schlimmste war, es existierten noch einige verwitterte und
verwetterte Veteraninnen aus dem Jahre 1647, welche sämtlich nunmehr
vor die Wirtin zur Taube, die Oberkommandantin, hintraten, das
glorreiche Gefecht am roten Egg wie in der Chronika nachschlugen und
kreischend behaupteten: das hätten sie schon damals vorausgesagt, und
jedes ordentliche Wäldlerweib hätte schon damals sagen können, daß das
so kommen würde.
Aber wie es in allen menschlichen Zuständen und Angelegenheiten zu
gehen pflegt, so ging es auch hier. Der Lauf der Tage nahm seinen
gewiesenen Gang, und selbst ein so großes, merkwürdiges und unerhörtes
Ereignis, wie dieses Verschwinden eines Menschen, der sich über
sechsundzwanzig Jahre hinaus so brav hielt, versank in dem Strudel der
Arbeit, in dem täglichen Kampfe mit den tausend Verdrießlichkeiten
und Freuden des Daseins. Man sprach allmählich immer weniger von dem
Korporal Sven, wenn man auch noch häufig genug an ihn dachte, und er
immerhin ein ausgiebiges Thema der Unterhaltung für jegliche müßige
Stunde blieb. Die Kinder der Frau Aloysia Unold grämten sich zuletzt
doch am meisten um den alten, grauen, wackern Spielkameraden, den guten
Gesellen von der Lorena; wir aber werden vor allen Dingen jetzo sehen,
wo er mit seinem eigenen grauen, alten, wackern Kameraden, dem Korporal
Rolf Rolfson Kok, geblieben war, und was er befuhr, nachdem er sich
aus der Heimat in die Fremde fortgeschlichen hatte, um in der Fremde
die Heimat, das heißt die alten glorreichen Kriegsfahnen und den alten
Feldherrn Karolus Gustavus Wrangel aufzusuchen.

10.
Pasewalk ist eine schöne Stadt; fraget nur die geborenen Pasewalker
darnach! Im Jahre 1674 soll es eine noch viel schönere Stadt gewesen
sein, doch das ist schwerlich heute noch auszumachen. Jedenfalls war
es im November des ebengenannten Jahres eine recht lebhafte Stadt,
denn der Feldmarschall Karl Gustav Wrangel hatte sie zum Sammelplatz
der Truppen, mit welchen er im folgenden Monat in die Mark Brandenburg
einfallen wollte, auserkoren. Von Pasewalk aus war er denn auch
richtig im Dezember mit 14000 Mann über die Grenze aufgebrochen,
hatte Stargard, Landsberg, Wriezen, Ruppin und so weiter genommen,
brandschatzte und plünderte nach alter gewohnter Art sachverständig
und mit Vergnügen, und ließ es sich in Abwesenheit Kurfürstlicher
Durchlaucht so wohl als möglich innerhalb dero Grenzpfählen sein.
Auch Rathenow ist eine schöne Stadt und wurde im Anfange des Monats
Juni des Jahres 1675 ebenfalls recht lebendig; denn um jene Zeit
rückte der Herr Obrister von Wangelin mit sechs Kompagnieen Dragoner
von seinem eigenen Regiment und einiger Infanterie von einem andern
Regiment dort ein, machte es sich gleichfalls darin recht gemütlich
und dachte an nichts Böses. Die Seinigen aber folgten in allen
Dingen seinem Beispiele, ohne auf die Gefühle und Behaglichkeit der
Bürgerschaft die mindeste Rücksicht zu nehmen.
In oder vielmehr vor der Stadt Rathenow finden wir unsere beiden guten
Freunde aus der Krone zu Lindau im Bodensee, die Korporale Sven Knudson
Knäckabröd und Rolf Rolfson Kok, genannt Meister Gockele, richtig und
für jetzt gottlob noch in guter Gesundheit wieder. Aber um die Stelle
zu beschreiben, an welcher wir sie finden, ist eine Beschreibung der
Lage der Stadt Rathenow unbedingt notwendig, obgleich wir das ziemlich
kurz machen können. Die Stadt Rathenow liegt nämlich an der Havel,
welche in zwei verschiedenen Armen daran vorüberfließt; und um zu den
morschen, an verschiedenen Stellen eingefallenen Mauern und zum Tore zu
gelangen, hatte man die beiden Arme und den dadurch gebildeten Werder
zu passieren, und zwar vermittelst zweier größerer Zugbrücken und
mehrerer kleinerer Brücken.
An der ersten Zugbrücke, das heißt, der am meisten nach Westen zu
gelegenen, hatte in der Nacht auf den 15. Juni alten und 25. neuen
Stils der Korporal Rolf Kok von Wangelin-Dragoner die Wacht mit sechs
Mann, und der Korporal Sven Knäckabröd leistete ihm Gesellschaft.
Da waren sie denn! --
In Wehr und Waffen, wie sie es auf der Hafenmauer von Lindau geträumt
hatten, saßen sie wieder an einem schwedischen Wachtfeuer und hielten
sie wieder einmal den vorgeschobenen Posten gegen den Feind.
Sie saßen dicht nebeneinander an den verglimmenden Kohlen, die
beiden braven alten Grauköpfe, und wachten hellen Auges, während
ihre Mannschaft, bis auf den Posten unter dem Gewehr, ruhig auf den
zusammengetragenen Strohbündeln im tiefen Schlafe lag. Es war gegen
zwei Uhr Morgens, der Havelnebel lag weiß und dicht auf dem Flusse und
den weiten Bruch- und Moorgegenden ringsum; aber man merkte doch, daß
die Dämmerung nicht fern sein konnte. Die hohen Pfeiler der Zugbrücke
standen bereits ziemlich klar hervor aus dem weißen Nebel, und die
schwedischen Reitersmänner hatten bis jetzt eine ruhige Nacht gehabt.
„Wie die machten wir auch sonst, Bruder Sven,“ sprach jetzt der
Korporal Rolf, auf seine schnarchenden Dragoner weisend. „Das ist
vorbei; wir sind zu alt dazu geworden, Kamerad; aber es hat auch sein
Gutes, man sitzt und schwatzt, und eine Pfeif’ Toback am Feuer ist auch
was Liebliches. Vor dreißig Jahren schmauchte man noch nicht so stark
in den Armaden als heute. Das ist auch was Neues.“
Er reckte und dehnte sich, während der Kamerad nur behaglich wie ein
alter Hund unterm Ofen knurrte.
„Sven“, fuhr der Korporal Rolf fort, „tu’ auch was zur Unterhaltung.
Jetzt haben wir doch das Leben wieder durchgeprobt; nun sag’, wo
sitzest du lieber, -- hier unter den Kürassen und Eisenhelmen oder
dort, -- da -- dahinten, da oben in deinen Bergen zwischen den Ziegen
und Böcken und sonstigem Rindvieh? Bruderherz, sag’ an, wie gefällt dir
dein jung-alt Leben?“
„Es ist nicht auszusagen, Wachtkommandant! Man kann nur immer von
neuem darüber nachsinnen, und man hat dann doch auch dazu wieder keine
Zeit. Ich bin noch lange nicht mit der glücklichen Stunde fertig, wo
wir wieder unter der Fahne anlangten, und der Posten uns im Lager
von Pasewalk die Parole abforderte. Ja Parole hin, Parole her! Die
Parole hatten wir freilich nicht, aber unsern Ausweis hatten wir doch
parat, und die Kniee beben mir jetzt noch, wenn ich an die Rührung
denk’, mit welcher wir ihn von uns gaben. Versprengt beim Sturm auf
Lindau! Gefangen in den Bergen Anno siebenundvierzig, nach dem Sturm
auf die Bregenzer Klause und Burg Hohenbregenz! Das gab ein Zulaufen
und Maulaufreißen bei Offiziers und Gemeinen! Und es war dazu ein Weg
gewesen, ein richtiger Weg im Zickzack, auf welchem wir angelangt
waren, vom Bodensee bis an den Ukerfluß! Und lauter junge Gesichter in
den Regimentern, und selbst die alten unbekannt, und kein Hauptmann,
Leutnant oder Feldweibel, so uns den weitern Weg in das gute alte Leben
weisen konnte vor Staunen und Wunder. Das Herze zittert mir immer
von der Stunde, Korporal Rolf!... Ach, der Wrangel, der Wrangel, das
war das größte Glück, daß der Feldmarschall, oder wie sie ihn jetzt
nennen, der Konnestable, zu Handen war und uns aufnehmen konnt’! Ja,
des Feldmarschalls Gnaden, die mit uns und dem König über die See
gekommen waren, wußten, was mit uns anzufangen sei, Preis und Glorie
über den Karl Gustav! Er hat uns die Hände geschüttelt und in seinem
Quartier an seinem Tische niedersitzen lassen. Alle großen Offiziers
und Kommandanten haben uns als reine Wundertiere angestarrt, und der
Konnestable hat uns zugetrunken, und alle großen Generale haben uns
auch zugetrunken, und nachher hat uns das Volk, Reiter und Infanterie,
auf den Schultern durch die Lagergassen getragen. Vivat Schweden!
Schweden und die schwedischen Helden zu Roß und zu Fuß immerdar! Rolf
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