Der Nachsommer - 45
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so lange es euch gefällt, und seht unser Haus wie das eurer Eltern
an.«
»Ich danke euch, ich danke euch sehr«, erwiderte ich.
Er zog an der Klingel zu seinen Füßen, und die alte Katharina kam
herauf. Er befahl ihr, meine Zimmer zu heizen, daß ich sie sehr bald
benutzen könne.
»Es ist schon geschehen«, antwortete sie. »Als wir den jungen Herrn
hereinfahren sahen, ließ ich durch Ludmilla gleich heizen, es brennt
schon; aber ein wenig gelüftet muß noch werden, neue Überzüge müssen
kommen, der Staub muß abgewischt werden, ihr müßt euch schon ein wenig
gedulden.«
»Es ist gut und recht«, sagte mein Gastfreund, »sorge nur, daß alles
wohnlich sei.«
»Es wird schon werden«, antwortete Katharina und verließ das Zimmer.
»Ihr könnt, wenn ihr wollt«, sagte er dann zu mir, »indessen, bis eure
Wohnung in Ordnung ist, mit mir zu Eustach hinüber gehen und sehen,
was eben gearbeitet wird. Wir können hiebei auch bei Gustav anklopfen
und ihm sagen, daß ihr gekommen seid.«
Ich nahm den Vorschlag an. Er zog eine Art Überrock über seine
Kleider, die beinahe wie im Sommer waren, an, und wir gingen aus dem
Zimmer. Wir begaben uns zuerst zu Gustav, und ich begrüßte ihn. Er
flog an mein Herz, und sein Ziehvater sagte ihm, er dürfe uns in
das Schreinerhaus begleiten. Er nahm gar kein Überkleid, sondern
verwechselte nur seinen Zimmerrock mit einem etwas wärmeren und war
bereit, uns zu folgen. Wir gingen über die gemeinschaftliche Treppe
hinab, und als wir unten angekommen waren, sah ich, daß mein
Gastfreund auch heute an dem unfreundlichen Wintertage barhäuptig
ging. Gustav hatte eine ganz leichte Kappe auf dem Haupte. Wir gingen
über den Sandplatz dem Gebüsche zu. Die Eiskörner, welche eine
bereifte, weiße und rauhe Gestalt hatten, mischten sich mit den weißen
Haaren meines Freundes und sprangen auf seinem zwar nicht leichten,
aber noch nicht für eine strenge Winterkälte eingerichteten Überrocke.
Die Bäume des Gartens, die uns nahe standen, seufzten in dem Winde,
der von den Höhen immer mehr gegen die Niederungen herab kam und
an Heftigkeit mit jeder Stunde wuchs. So gelangten wir gegen das
Schreinerhaus. Wie bei meiner ersten Annäherung stieg auch heute ein
leichter Rauch aus demselben empor, aber er ging nicht wie damals in
einer geraden luftigen Säule in die Höhe, sondern wie er die Mauern
des Schornsteins verließ, wurde er von dem Winde genommen, in
Flatterzeug verwandelt und nach verschiedenen Richtungen gerissen.
Auch waren nicht die grünen Wipfel da, an denen er damals empor
gestiegen war, sondern die nackten Äste mit den feinen Ruten der
Zweige standen empor und neigten sich im Winde über das Haus herüber.
Auf dem Dache desselben lag der Schnee. Von Tönen konnten wir bei
dieser Annäherung aus dem Innern nichts hören, weil außen das Sausen
des Windes um uns war.
Da wir eingetreten waren, kam uns Eustach entgegen, und er grüßte mich
noch freundlicher und herzlicher, als er es sonst immer getan hatte.
Ich bemerkte, daß um zwei Arbeiter mehr als gewöhnlich in dem Hause
beschäftigt waren. Es mußte also viele oder dringende Arbeit geben.
Die Wärme gegen den Wind draußen empfing uns angenehm und wohnlich
im Hause. Eustach geleitete uns durch die Werkstube in sein Gemach.
Ich sagte ihm, daß ich gekommen sei, um auch einen kleinen Teil des
Winters in dem Asperhofe zu bleiben, den ich in demselben nie gesehen
und den ich nur meistens in der Stadt verlebt habe, wo seine Wesenheit
durch die vielen Häuser und durch die vielen Anstalten gegen ihn
gebrochen werde.
»Bei uns könnt ihr ihn in seiner völligen Gestalt sehen«, sagte
Eustach, »und er ist immer schön, selbst dann noch, wann er seine Art
so weit verleugnet, daß er mit warmen Winden, blaugeballten Wolken und
Regengüssen über die schneelose Gegend daher fährt. So weit vergißt er
sich bei uns nie, daß er in ein Afterbild des Sommers, wie zuweilen in
südlichen Ländern, verfällt und warme Sommertage und allerlei Grün zum
Vorschein bringt. Dann wäre er freilich nicht auszuhalten.«
Ich erzählte ihm von meinem Besuche auf dem Echerngletscher und sagte,
daß ich doch auch schon manchen schönen und stürmischen Wintertag im
Freien und ferne von der großen Stadt zugebracht habe.
Hierauf zeigte er mir Zeichnungen, welche zu den früheren neu hinzu
gekommen waren, und zeigte mir Grund- und Aufrisse und andere Pläne
zu den Werken, an denen eben gearbeitet werde. Unter den Zeichnungen
befanden sich schon einige, die nach Gegenständen in der Kirche von
Klam genommen worden waren, und unter den Plänen befanden sich viele,
die zu den Ausbesserungen gehörten, die mein Gastfreund in der Kirche
vornehmen ließ, welche ich mit ihm besucht hatte.
Nach einer Weile gingen wir auch in die Arbeitsstube und besahen die
Dinge, die da gemacht wurden. Meistens betrafen sie Gegenstände,
welche für die Kirche, für die eben gearbeitet wurde, gehörten. Dann
sah ich ein Zimmerungswerk aus feinen Eichen- und Lärchenbohlen,
welches wie der Hintergrund zu Schnitzwerken von Vertäflungen aussah,
auch erblickte ich Simse, wie zu Vertäflungen gehörend. Von Geräten
war ein Schrein in Arbeit, der aus den verschiedensten Hölzern, ja
mitunter aus seltsamen, die man sonst gar nicht zu Schreinerarbeiten
nimmt, bestehen sollte. Er schien mir sehr groß werden zu wollen; aber
seinen Zweck und seine Gestalt konnte ich aus den Anfängen, die zu
erblicken waren, nicht erraten. Ich fragte auch nicht darnach, und man
berichtete mir nichts darüber.
Als wir uns eine Zeit in dem Schreinerhause aufgehalten und auch über
andere Gegenstände gesprochen hatten, als sich in demselben befanden
oder mit demselben in Beziehung standen, entfernten wir uns wieder,
und mein Freund und Gustav geleiteten mich in das Wohnhaus zurück und
dort in meine Zimmer. In ihnen war es bereits warm, ein lebhaftes
Feuer mußte den Tönen nach, die zu hören waren, in dem Ofen brennen,
alles war gefegt und gereinigt, weiße Fenstervorhänge und weiße
Überzüge glänzten an dem Bette und an jenen Geräten, für die sie
gehörten, und alle meine Reisesachen, welche ich in dem Schlitten
geführt hatte, waren bereits in meiner Wohnung vorhanden. Mein
Gastfreund sagte, ich möge mich hier nun zurecht finden und
einrichten, und er verließ mich dann mit Gustav.
Ich packte nun die Gegenstände, welche ich in meinen Reisebehältnissen
hatte, aus und verteilte sie so, daß die beiden Gemächer, welche mir
zur Verfügung standen, recht winterlich behaglich, wozu die Wärme, die
in den Zimmern herrschte, einlud, ausgestattet waren. Ich wollte es so
tun, ich mochte mich nun lange oder kurz in diesen Räumen aufzuhalten
haben, was von den Umständen abhing, die nicht in meiner Berechnung
lagen. Besonders richtete ich mir meine Bücher, meine Schreibdinge
und auch Vorbereitungen zu gelegentlichem Zeichnen so her, daß alles
dies meinen Wünschen, so weit ich das jetzt einsah, auf das Beste
entsprach. Nachdem ich mit allem fertig war, kleidete ich mich auch
um, damit die Reisekleider mit bequemeren und häuslichen vertauscht
wären.
Hierauf machte ich einen Spaziergang. Ich ging in dem Garten meinen
gewöhnlichen Weg zu dem großen Kirschbaume hinauf. Aus dem in dem
Schnee wohl ausgetretenen Pfade sah ich, daß hier häufig gegangen
werde und daß der Garten im Winter nicht verwaist ist, wie es bei so
vielen Gärten geschieht und wie es aber auch bei meinen Eltern nicht
geduldet wird, denen der Garten auch im Winter ein Freund ist. Selbst
die Nebenpfade waren gut ausgetreten, und an manchen Stellen sah ich,
daß man nach dauerndem Schneefalle auch die Schaufel angewendet habe.
Die zarteren Bäumchen und Gewächse waren mit Stroh verwahrt, alles,
was hinter Glas stehen sollte, war wohl geschlossen und durch
Verdämmungen geschützt, und alle Beete und alle Räume, die in ihrer
Schneehülle dalagen, waren durch die um sie geführten Wege gleichsam
eingerahmt und geordnet. Die Zweige der Bäume waren von ihrem Reife
befreit, der Schnee, der in kleinen Kügelchen daher jagte, konnte auf
ihnen nicht haften, und sie standen desto dunkler und beinahe schwarz
von dem umgebenden Schnee ab. Sie beugten sich im Winde und sausten
dort, wo sie in mächtigen Abteilungen einem großen Baume angehörten
und in ihrer Dichtheit gleichsam eine Menge darstellten. In den
entlaubten Ästen konnte ich desto deutlicher und häufiger die
Nestbehälter sehen, welche auf den Bäumen angebracht waren. Von den
gefiederten Bewohnern des Gartens war aber nichts zu sehen und zu
hören. Waren wenige oder keine da, konnte man sie in dem Sturme nicht
bemerken oder haben sie sich in Schlupfwinkel, namentlich in ihre
Häuschen, zurückgezogen? In den Zweigen des großen Kirschbaumes
herrschte der Wind ganz besonders. Ich stellte mich unter den Baum
neben die an seinem Stamme befindliche Bank und sah gegen Süden. Das
dunkle Baumgitter lag unter mir, wie schwarze, regellose Gewebe auf
den Schnee gezeichnet, weiter war das Haus mit seinem weißen Dache,
und weiter war nichts; denn die fernere Gegend war kaum zu erblicken.
Bleiche Stellen oder dunklere Ballen schimmerten durch, je nachdem
das Auge sich auf Schneeflächen oder Wälder richtete, aber nichts war
deutlich zu erkennen, und in langen Streifen, gleichsam in nebligen
Fäden, aus denen ein Gewebe zu verfertigen ist, hing der fallende
Schnee von dem Himmel herunter. Von dem Kirschbaume konnte ich nicht
in das Freie hinausgehen; denn das Pförtchen war geschlossen. Ich
wendete mich daher um und ging auf einem anderen Wege wieder in das
Haus zurück.
An demselben Tage erfuhr ich auch, daß Roland anwesend sei. Mein
Gastfreund holte mich ab, mich zu ihm zu begleiten. Man hatte ihm in
dem Wohnhause ein großes Zimmer zurecht gerichtet. In demselben malte
er eben eine Landschaft in Ölfarben. Als wir eintraten, sahen wir ihn
vor seiner Staffelei stehen, die zwar nicht mitten in dem Zimmer, doch
weiter von dem Fenster entfernt war, als dies sonst gewöhnlich der
Fall zu sein pflegt. Das zweite der Fenster war mit einem Vorhange
bedeckt. Er hatte ein leinenes Überkleid an seinem Oberkörper an und
hielt gerade das Malerbrett und den Stab in der Hand. Er legte beides
auf den nahestehenden Tisch, da er uns kommen sah, und ging uns
entgegen. Mein Gastfreund sagte, daß er mich zu dem Besuche bei ihm
aufgefordert habe und daß Roland wohl nichts dagegen haben werde.
»Der Besuch ist mir sehr erfreulich«, sagte er, »aber gegen mein Bild
wird wohl viel einzuwenden sein.«
»Wer weiß das?« sagte mein Gastfreund.
»Ich wende viel ein«, antwortete Roland, »und Andere, die sich des
Gegenstandes bemächtigen, werden auch wohl viel einzuwenden haben.«
Wir waren während dieser Worte vor das Bild getreten.
Ich hatte nie etwas Ähnliches gesehen. Nicht, daß ich gemeint
hätte, daß das Bild so vortrefflich sei, das konnte man noch nicht
beurteilen, da sich Vieles in den ersten Anfängen befand, auch glaubte
ich zu bemerken, daß Manches wohl kaum würde gemeistert werden
können. Aber in der Anlage und in dem Gedanken erschien mir das
Bild merkwürdig. Es war sehr groß, es war größer als man gewöhnlich
landschaftliche Gegenstände behandelt sieht, und wenn es nicht gerollt
wird, so kann es aus dem Zimmer, in welchem es entsteht, gar nicht
gebracht werden. Auf diesem wüsten Raume waren nicht Berge oder
Wasserfluten oder Ebenen oder Wälder oder die glatte See mit schönen
Schiffen dargestellt, sondern es waren starre Felsen da, die nicht als
geordnete Gebilde empor standen, sondern, wie zufällig, als Blöcke und
selbst hie und da schief in der Erde staken, gleichsam als Fremdlinge,
die wie jene Normannen auf dem Boden der Insel, die ihnen nicht
gehörte, sich seßhaft gemacht hatten. Aber der Boden war nicht wie der
jener Insel oder vielmehr, er war so, wo er nicht von den im Altertume
berühmten Kornfeldern bekleidet oder von den dunkeln, fruchtbringenden
Bäumen bedeckt ist, sondern wo er zerrissen und vielgestaltig ohne
Baum und Strauch mit den dürren Gräsern, den weiß leuchtenden Furchen,
in denen ein aus unzähligen Steinen bestehender Quarz angehäuft ist
und mit dem Gerölle und mit dem Trümmerwerke, das überall ausgesät
ist, der dörrenden Sonne entgegenschaut. So war Rolands Boden, so
bedeckte er die ungeheure Fläche, und so war er in sehr großen und
einfachen Abteilungen gehalten, und über ihm waren Wolken, welche
einzeln und vielzählig schimmernd und Schatten werfend in einem Himmel
standen, welcher tief und heiß und südlich war.
Wir standen eine Weile vor dem Bilde und betrachteten es. Roland
stand hinter uns, und da ich mich einmal wendete, sah ich, daß er die
Leinwand mit glänzenden Augen betrachtete. Wir sprachen wenig oder
beinahe nichts.
»Er hat sich die Aufgabe eines Gegenstandes gestellt, den er noch
nicht gesehen hat«, sagte mein Gastfreund, »er hält sich ihn nur in
seiner Einbildungskraft vor Augen. Wir werden sehen, wie weit er
gelingt. Ich habe wohl solche Dinge oder vielmehr ihnen Ähnliches weit
unten im Süden gesehen.«
»Ich bin nicht auf irgend etwas Besonderes ausgegangen«, antwortete
Roland, »sondern habe nur so Gestaltungen, wie sie sich in dem Gemüte
finden, entfaltet. Ich will auch Versuche in Ölfarben machen, welche
mich immer mehr gereizt haben als meine Wasserfarben und in denen sich
Gewaltiges und Feuriges darstellen lassen muß.«
Ich bemerkte, als ich seine Geräte näher betrachtete, daß er Pinsel
mit ungewöhnlich langen Stielen habe, daß er also sehr aus der Ferne
arbeiten müsse, was bei einer so großen Leinwandfläche wohl auch nicht
anders sein kann und was ich auch aus der Behandlung ersah. Seine
Pinsel waren ziemlich groß, und ich sah auch lange, feine Stäbe,
an deren Spitzen Zeichnungskohlen angebunden waren, mit welchen er
entworfen haben mußte. Die Farben waren in starken Mengen auf der
Palette vorhanden.
»Der Herr dieses Hauses ist so gütig«, sagte Roland, »und läßt mich
hier wirtschaften, während ich verbunden wäre, Zeichnungen zu machen,
welche wir eben brauchen, und während ich an Entwürfen arbeiten
sollte, die zu den Dingen notwendig sind, die eben ausgeführt werden.«
»Das wird sich alles finden«, antwortete mein Gastfreund, »ihr habt
mir schon Entwürfe gemacht, die mir gefallen. Arbeitet und wählt nach
eurem Gutdünken, euer Geist wird euch schon leiten.«
Um Roland, der hier vor seinem Werke stand und dessen ganze Umgebung,
wie sie in dem Zimmer ausgebreitet war, auf Ausführung dieses Werkes
hinzielte, nicht länger zu stören, da die Wintertage ohnehin so kurz
waren, entfernten wir uns.
Da wir den Gang entlang gingen, sagte mein Gastfreund: »Er sollte
reisen.«
Als es dunkel geworden war, versammelten wir uns in dem Arbeitszimmer
meines Gastfreundes bei dem wohlgeheizten Ofen. Es war Eustach,
Roland, Gustav und ich zugegen. Es wurde von den verschiedensten
Dingen gesprochen, am meisten aber von der Kunst und von den
Gegenständen, welche eben in der Ausführung begriffen waren. Es mochte
wohl Vieles vorkommen, was Gustav nicht verstand, er sprach auch sehr
wenig mit; aber es mochte doch das Gespräch ihn mannigfaltig fördern,
und selbst das Unverstandene mochte Ahnungen erregen, die weiter
führen oder die aufbewahrt werden und in Zukunft geeignet sind, feste
Gestaltungen, die sich fügen wollen, einleiten zu helfen. Ich wußte
das sehr wohl aus meiner eigenen Jugend und selbst auch aus der
jetzigen Zeit.
Da ich in mein Schlafgemach zurückgekehrt war, fühlte ich es recht
angenehm, daß die Scheite aus dem Buchenwalde meines Gastfreundes, der
ein Teil des Alizwaldes war, in dem Ofen brennen. Ich beschäftigte
mich noch eine Zeit mit Lesen und teilweise auch mit Schreiben.
Am anderen Morgen war Regen. Er fiel in Strömen aus blaulich
gefärbten, gleichartigen, über den Himmel dahin jagenden Wolken herab.
Der Wind hatte zu solcher Heftigkeit zugenommen, daß er um das ganze
Haus heulte. Da er aus Südwesten kam, schlug der Regen an meine
Fenster und rann an dem Glase in wässerigen Flächen nieder. Aber da
das Haus sehr gut gebaut war, so hatte Regen und Wind keine anderen
Folgen als daß man sich recht geborgen in dem schützenden Zimmer fand.
Auch ist es nicht zu leugnen, daß der Sturm, wenn er eine gewisse
Größe erreicht, etwas Erhabenes hat und das Gemüt zu stärken im Stande
ist. Ich hatte die ersten Morgenstunden bei Licht in Wärme damit
hingebracht, dem Vater und der Mutter einen Brief zu schreiben, worin
ich ihnen anzeigte, daß ich auf dem Echerneise gewesen sei, daß ich
alle Vorsicht beim Hinaufsteigen und Heruntergehen angewendet habe,
daß uns nicht der geringste Unfall zugestoßen sei und daß ich mich
seit gestern bei meinem Freunde im Rosenhause befinde. An Klotilden
legte ich ein besonderes Blatt bei, worin ich, auf ihre teilweise
Kenntnis des Gebirges, die sie sich auf der mit mir gemachten Reise
erworben hatte, bauend, eine kleine Beschreibung des winterlichen
Hochgebirgbesuches gab. Als es dann heller geworden und die Stunde zum
Frühmahle gekommen war, ging ich in das Speisezimmer hinunter. Ich
erfuhr nun hier, daß es im Winter der Gebrauch sei, daß Eustach und
Roland, deren gestrige Anwesenheit bei dem Abendessen ich für zufällig
gehalten hatte, mit meinem Gastfreunde und Gustav an einem Tische
speisen. Es sollte auch im Sommer so sein; allein da oft in dieser
Jahreszeit in dem Schreinerhause lange vor Sonnenaufgang aufgestanden
und zu einer Arbeit geschritten wird, so verändern sich die Stunden,
an denen eine Erquickung des Körpers notwendig wird, und Eustach
hat selber gebeten, daß ihm dann die Zeit und Art seines Essens zu
eigener Wahl überlassen werde. Roland ist ohnehin zu jener Jahreszeit
meistens von dem Hause abwesend. Ich war nie so spät im Winter in dem
Rosenhause gewesen, daß ich diese Einrichtung hätte kennen lernen
können. Mein Gastfreund, Eustach, Roland, Gustav und ich saßen also
beim Frühmahltische. Das Gespräch drehte sich hauptsächlich um das
Wetter, welches so stürmisch herein gebrochen war, und es wurde
erläutert, wie es hatte kommen müssen, wie es sich erklären lasse, wie
es ganz natürlich sei, wie jedes Hauswesen sich auf solche Wintertage
in der Verfassung halten müsse und wie, wenn das der Fall sei, man
dann derlei Ereignisse mit Geduld ertragen, ja darin eine nicht
unangenehme Abwechslung finden könne. Nach dem Frühmahle begab sich
jedes an seine Arbeit. Mein Gastfreund ging in sein Zimmer, um dort im
Ordnen der Pergamente, das er angefangen hatte, fortzufahren, Eustach
ging in die Schreinerei, Roland, für den die Zeit trotz des trüben
Tages doch endlich auch hell genug zum Malen geworden war, begab sich
zu seinem Bilde, Gustav setzte sein Lernen fort und ich ging wieder in
meine Zimmer. Da ich dort eine Zeit mit Lesen und Schreiben zugebracht
hatte und da der Sturm, statt sich zu mildern, in den Vormittagstunden
nur noch heftiger geworden war, beschloß ich doch, wie es meine
Gewohnheit war, auf eine Zeit in das Freie zu gehen. Ich wählte
eine zweckmäßige Fußbekleidung, nahm meinen Wachsmantel, der eine
Wachshaube hatte, die man über den Kopf ziehen konnte, und ging über
die gemeinschaftliche Treppe hinab. Ich schlug den Weg durch das
Gittertor auf den Sandplatz vor dem Hause ein. Dort konnte der
Südwestwind recht an meine Person fallen, und er trieb mir die
Tropfen, welche für einen Winterregen bedeutend groß waren, mit
Prasseln auf meinen Überwurf, in das Angesicht, in die Augen und auf
die Hände. Ich blieb auf dem Platze ein wenig stehen und betrachtete
die Rosen, welche an der Wand des Hauses gezogen wurden. Manche
Stämmchen waren durch Stroh geschützt, bei manchen war stellenweise
die Erde über den Wurzeln mit einer schützenden Decke bekleidet,
andere waren bloß fest gebunden, bei allen aber sah ich, daß man
außerordentliche Schutzmittel nicht angewendet habe und daß alle nur
gegen Verletzungen von äußerlicher Gewalt gesichert waren.
Der Schnee konnte sie überhüllen, wie ich noch die Spuren sah, der
Regen konnte sie begießen, wie ich heute erfuhr, aber nirgends konnte
der Wind ein Stämmchen oder einen Zweig lostrennen und mit ihm spielen
oder ihn zerren. Die ganze Wand des Hauses war auch im Übrigen
unversehrt, und der Regen, der gegen dieselbe anschlug, konnte ihr
nichts anhaben. Ich ging von dem Sandplatze über den Hügel hinunter.
Der Schnee hatte schon die Gewalt des Regens verspürt, welcher
ziemlich warm war. Die weiche, sanfte und flaumige Gestalt war
verloren gegangen, etwas Glattes und Eisiges hatte sich eingestellt,
und hie und da standen gezackte Eistrümmer gleichsam wie zerfressen
da. Das Wasser rann in Schneefurchen, die es gewählt hatte, nieder,
und an offenen Stellen, wo es durch die löcherichte Beschaffenheit des
Schnees nicht verschluckt wurde, rieselte es über die Gräser hinab.
Ich ging, ohne auf einen Weg zu achten, durch den wässerigen Schnee
fort. In der Tiefe des Tales lenkte ich gegen Osten. Ich ging eine
Strecke fort, ging dort über die Wiesen und ließ das Schauspiel auf
mich wirken. Es war fast herrlich, wie der Wind, welcher den Schnee
nicht mehr heben konnte, den Regen auf ihn nieder jagte, wie schon
Stellen bloß lagen, wie die grauen Schleier gleichsam bänderweise
nieder rollten und wie die trüben Wolken über dem bleichen Gefilde
unbekümmert um Menschentun und Menschenwerke dahin zogen.
Ich richtete endlich in der Tiefe der Wiesen meinen Weg nordwärts
gegen den Meierhof hinauf. Als ich dort anbelangt war, erfuhr ich, daß
der Herr, wie man hier meinen Gastfreund kurzweg nannte, heute auch
schon da gewesen, aber bereits wieder fortgegangen sei. Er hatte
Mehreres besichtigt und Mehreres angeordnet. Ich fragte, ob er heute
auch barhäuptig gewesen sei, und es wurde bejaht. Da ich den Meierhof
besehen hatte und in verschiedenen Räumen desselben herum gegangen
war, sah ich erst recht, was ein wohleingerichtetes Haus sei. Der
Regen fiel auf dasselbe nieder wie auf einen Stein, in den er nicht
eindringen und von dem er äußerlich nur in Jahrhunderten etwas herab
waschen könne. Keine Ritze zeigte sich für das Einlassen des Wassers
bereit, und kein Teilchen der Bekleidung schickte sich zur Loslösung
an. Im Innern wurden die Arbeiten getan wie an jedem Tage. Die Knechte
reinigten Getreide mit der sogenannten Getreideputzmühle, schaufelten
es seitwärts und maßen es in Säcke, damit es auf den Schüttboden
gebracht werde. Der Meier war dabei beschäftigt, ordnete an und prüfte
die Reinheit. Ein Teil der Mägde war in den Ställen beschäftigt, ein
Teil richtete auf der Futtertenne das Futter zurecht, ein Teil spann,
und die Frau des Meiers ordnete in der Milchkammer. Ich sprach mit
allen, und sie zeigten Freude, daß ich sogar in dieser Jahreszeit
einmal gekommen sei.
Von dem Meierhofe ging ich über den mit Obstbäumen bepflanzten Raum
gegen den Garten hinüber. Das Pförtchen an dieser Seite war unter Tags
selbst im Winter nicht gesperrt. Ich ging durch dasselbe ein und begab
mich in die Wohnung des Gärtners. Dort legte ich meinen Wachsmantel,
durch dessen Falten das Wasser rann, ab und setzte mich auf die reine,
weiße Bank vor dem Ofen. Der alte Mann und seine Frau empfingen mich
recht freundlich. In ihrem ganzen Wesen war etwas sehr Aufrichtiges.
Seit geraumer Zeit war bei diesen alten Leuten beinahe etwas
Elternhaftes gegen mich gewesen. Die Gärtnersfrau Clara sah mich immer
wieder gleichsam verstohlen von der Seite an. Wahrscheinlich dachte
sie an Natalien. Der alte Simon fragte mich, ob ich denn nicht in die
Gewächshäuser gehen und die Pflanzen auch im Winter besehen wolle.
Das sei außer dem Besuche, den ich ihm und seiner Gattin machen
wollte, meine Nebenabsicht gewesen, erwiderte ich.
Er nahm einen anderen Rock um und geleitete mich in die Gewächshäuser,
welche an seine Wohnung stießen. Ich nahm wirklich großen Anteil an
den Pflanzen selber, da ich mich ja in früherer Zeit viel mit Pflanzen
beschäftigt hatte, und nahm Anteil an dem Zustande derselben. Wir
gingen in alle Räume des nicht unbeträchtlich großen Kalthauses und
begaben uns dann in das Warmhaus. Nicht bloß, daß ich die Pflanzen
nach meiner Absicht betrachtete, nahm ich mir auch die Zeit,
freundlich anzuhören, was mein Begleiter über die einzelnen sagte, und
hörte zu, wie er sich über Lieblinge ziemlich weit verbreitete. Diese
Hingabe an seine Rede und die Teilnahme an seinen Pfleglingen, die ich
ihm stets bewiesen hatte, mochten nebst dem Anteile, den er mir an der
Erwerbung des Cereus peruvianus zuschrieb, Ursache sein, daß er eine
gewisse Anhänglichkeit gegen mich hegte. Als wir an dem Ausgange der
Gewächshäuser waren, welcher seiner Wohnung entgegengesetzt lag,
fragte er mich, ob ich auch in das Cactushaus gehen wolle, er werde
zu diesem Behufe, da wir einen freien Raum zu überschreiten hätten,
meinen Wachsmantel holen. Ich sagte ihm aber, daß dies nicht nötig
sei, da er ja auch ohne Schutz herüber gehe, daß mein Gastfreund heute
schon barhäuptig in dem Meierhofe gewesen sei, und daß es mir nicht
schaden werde, wenn ich auch einmal eine kurze Strecke im Regen ohne
Kopfbedeckung gehe.
»Ja der Herr, der ist Alles gewohnt«, antwortete er.
»Ich bin zwar nicht Alles, aber Vieles gewohnt«, erwiderte ich, »und
wir gehen schon so hinüber.«
Er ließ sich von seinem Vorhaben endlich abbringen, und wir gingen in
das Cactushaus. Er zeigte mir alle Gewächse dieser Art, besonders den
Peruvianus, welcher wirklich eine prachtvolle Pflanze geworden war,
er verbreitete sich über die Behandlung dieser Gewächse während des
Winters, sagte, daß mancher schon im Hornung blüht, daß nicht alle
eine gewisse Kälte vertragen, sondern in der wärmeren Abteilung des
Hauses stehen müssen, besonders verlangen dieses viele Cereusarten,
und er ging dann auf die Einrichtung des Hauses selbst über und hob
es als eine Vorzüglichkeit heraus, daß der Herr für jene Stellen, an
denen die Gläser über einander liegen, ein so treffliches Bindemittel
gefunden habe, durch welches das Hereinziehen des Wassers an den
übereinandergelegten Stellen des Glases unmöglich sei und das diesen
Pflanzen so nachteilige Herabfallen von Wassertropfen vermieden werde.
Dadurch kann es auch allein geschehen, daß an Regentagen und an Tagen,
an welchen Schnee schmilzt, das Haus nicht mit Brettern gedeckt werden
müsse, was finster macht und den Pflanzen schädlich ist. Ich könne
das ja heute sehen, wie bei einem Regen so heftiger Art nicht ein
Tröpflein herein dringen kann oder vom Winde hereingeschlagen wird.
Bretter würden überhaupt über dieses Haus nicht gelegt. Gegen den
Hagel sei es durch dickes Glas und den Panzer geschützt, und wenn
kalte Nächte zu erwarten sind, werde eine Strohdecke angewendet, und
der Schnee werde durch Besen entfernt. Mir war wirklich der Umstand
merkwürdig und wichtig, daß hier kein Herabtropfen von dem Glasdache
statt finde, was meinem Vater so unangenehm ist. Ich nahm mir vor,
meinen Gastfreund um Eröffnung des Verfahrens zu ersuchen, um dasselbe
dem Vater mitzuteilen. Als wir auf dem Rückwege durch die anderen
Gewächshäuser gingen, sah ich, daß auch hier kein Herabtropfen
vorhanden sei, und mein Begleiter bestätigte es.
Da ich noch ein Weilchen in der Wohnung der Gärtnerleute geblieben
war und mit der Gärtnerfrau gesprochen hatte, machte ich Anstalt zum
Heimwege. Die Gärtnerfrau hatte meinen Wachsmantel in der Zeit, in
der ich mit ihrem Manne in den Gewächshäusern gewesen war, an seiner
Außenfläche von allem Wasser befreit und ihn überhaupt handlich
und angenehm hergerichtet. Ich dankte ihr, sagte, daß er wohl bald
wieder verknittert sein würde, empfahl mich freundlich, nahm die
anderseitigen freundlichen Empfehlungen in Empfang und ging dann in
meine Zimmer.
Dort kleidete ich mich sorgfältig um und ging dann zu meinem
Gastfreunde. Er war eben mit Gustav beschäftigt, der ihm Rechenschaft
von seinen Morgenarbeiten ablegte. Ich fragte, ob es mir erlaubt wäre,
in das Bildergemach oder in ähnliche zu gehen.
»Das Lesezimmer und das Bilderzimmer so wie das mit den Kupferstichen
sind ordnungsgemäß geheizt«, antwortete mein Gastfreund, »der
Büchersaal, der Marmorsaal und die Marmortreppe werden leidlich warm
sein. Verschlossen ist keiner der Räume. Bedient euch derselben, wie
ihr es zu Hause tun würdet.«
Ich dankte und entfernte mich. Nach meiner Kenntnis der Tageinteilung
wußte ich, daß er seine Beschäftigung mit Gustav fortsetzte.
an.«
»Ich danke euch, ich danke euch sehr«, erwiderte ich.
Er zog an der Klingel zu seinen Füßen, und die alte Katharina kam
herauf. Er befahl ihr, meine Zimmer zu heizen, daß ich sie sehr bald
benutzen könne.
»Es ist schon geschehen«, antwortete sie. »Als wir den jungen Herrn
hereinfahren sahen, ließ ich durch Ludmilla gleich heizen, es brennt
schon; aber ein wenig gelüftet muß noch werden, neue Überzüge müssen
kommen, der Staub muß abgewischt werden, ihr müßt euch schon ein wenig
gedulden.«
»Es ist gut und recht«, sagte mein Gastfreund, »sorge nur, daß alles
wohnlich sei.«
»Es wird schon werden«, antwortete Katharina und verließ das Zimmer.
»Ihr könnt, wenn ihr wollt«, sagte er dann zu mir, »indessen, bis eure
Wohnung in Ordnung ist, mit mir zu Eustach hinüber gehen und sehen,
was eben gearbeitet wird. Wir können hiebei auch bei Gustav anklopfen
und ihm sagen, daß ihr gekommen seid.«
Ich nahm den Vorschlag an. Er zog eine Art Überrock über seine
Kleider, die beinahe wie im Sommer waren, an, und wir gingen aus dem
Zimmer. Wir begaben uns zuerst zu Gustav, und ich begrüßte ihn. Er
flog an mein Herz, und sein Ziehvater sagte ihm, er dürfe uns in
das Schreinerhaus begleiten. Er nahm gar kein Überkleid, sondern
verwechselte nur seinen Zimmerrock mit einem etwas wärmeren und war
bereit, uns zu folgen. Wir gingen über die gemeinschaftliche Treppe
hinab, und als wir unten angekommen waren, sah ich, daß mein
Gastfreund auch heute an dem unfreundlichen Wintertage barhäuptig
ging. Gustav hatte eine ganz leichte Kappe auf dem Haupte. Wir gingen
über den Sandplatz dem Gebüsche zu. Die Eiskörner, welche eine
bereifte, weiße und rauhe Gestalt hatten, mischten sich mit den weißen
Haaren meines Freundes und sprangen auf seinem zwar nicht leichten,
aber noch nicht für eine strenge Winterkälte eingerichteten Überrocke.
Die Bäume des Gartens, die uns nahe standen, seufzten in dem Winde,
der von den Höhen immer mehr gegen die Niederungen herab kam und
an Heftigkeit mit jeder Stunde wuchs. So gelangten wir gegen das
Schreinerhaus. Wie bei meiner ersten Annäherung stieg auch heute ein
leichter Rauch aus demselben empor, aber er ging nicht wie damals in
einer geraden luftigen Säule in die Höhe, sondern wie er die Mauern
des Schornsteins verließ, wurde er von dem Winde genommen, in
Flatterzeug verwandelt und nach verschiedenen Richtungen gerissen.
Auch waren nicht die grünen Wipfel da, an denen er damals empor
gestiegen war, sondern die nackten Äste mit den feinen Ruten der
Zweige standen empor und neigten sich im Winde über das Haus herüber.
Auf dem Dache desselben lag der Schnee. Von Tönen konnten wir bei
dieser Annäherung aus dem Innern nichts hören, weil außen das Sausen
des Windes um uns war.
Da wir eingetreten waren, kam uns Eustach entgegen, und er grüßte mich
noch freundlicher und herzlicher, als er es sonst immer getan hatte.
Ich bemerkte, daß um zwei Arbeiter mehr als gewöhnlich in dem Hause
beschäftigt waren. Es mußte also viele oder dringende Arbeit geben.
Die Wärme gegen den Wind draußen empfing uns angenehm und wohnlich
im Hause. Eustach geleitete uns durch die Werkstube in sein Gemach.
Ich sagte ihm, daß ich gekommen sei, um auch einen kleinen Teil des
Winters in dem Asperhofe zu bleiben, den ich in demselben nie gesehen
und den ich nur meistens in der Stadt verlebt habe, wo seine Wesenheit
durch die vielen Häuser und durch die vielen Anstalten gegen ihn
gebrochen werde.
»Bei uns könnt ihr ihn in seiner völligen Gestalt sehen«, sagte
Eustach, »und er ist immer schön, selbst dann noch, wann er seine Art
so weit verleugnet, daß er mit warmen Winden, blaugeballten Wolken und
Regengüssen über die schneelose Gegend daher fährt. So weit vergißt er
sich bei uns nie, daß er in ein Afterbild des Sommers, wie zuweilen in
südlichen Ländern, verfällt und warme Sommertage und allerlei Grün zum
Vorschein bringt. Dann wäre er freilich nicht auszuhalten.«
Ich erzählte ihm von meinem Besuche auf dem Echerngletscher und sagte,
daß ich doch auch schon manchen schönen und stürmischen Wintertag im
Freien und ferne von der großen Stadt zugebracht habe.
Hierauf zeigte er mir Zeichnungen, welche zu den früheren neu hinzu
gekommen waren, und zeigte mir Grund- und Aufrisse und andere Pläne
zu den Werken, an denen eben gearbeitet werde. Unter den Zeichnungen
befanden sich schon einige, die nach Gegenständen in der Kirche von
Klam genommen worden waren, und unter den Plänen befanden sich viele,
die zu den Ausbesserungen gehörten, die mein Gastfreund in der Kirche
vornehmen ließ, welche ich mit ihm besucht hatte.
Nach einer Weile gingen wir auch in die Arbeitsstube und besahen die
Dinge, die da gemacht wurden. Meistens betrafen sie Gegenstände,
welche für die Kirche, für die eben gearbeitet wurde, gehörten. Dann
sah ich ein Zimmerungswerk aus feinen Eichen- und Lärchenbohlen,
welches wie der Hintergrund zu Schnitzwerken von Vertäflungen aussah,
auch erblickte ich Simse, wie zu Vertäflungen gehörend. Von Geräten
war ein Schrein in Arbeit, der aus den verschiedensten Hölzern, ja
mitunter aus seltsamen, die man sonst gar nicht zu Schreinerarbeiten
nimmt, bestehen sollte. Er schien mir sehr groß werden zu wollen; aber
seinen Zweck und seine Gestalt konnte ich aus den Anfängen, die zu
erblicken waren, nicht erraten. Ich fragte auch nicht darnach, und man
berichtete mir nichts darüber.
Als wir uns eine Zeit in dem Schreinerhause aufgehalten und auch über
andere Gegenstände gesprochen hatten, als sich in demselben befanden
oder mit demselben in Beziehung standen, entfernten wir uns wieder,
und mein Freund und Gustav geleiteten mich in das Wohnhaus zurück und
dort in meine Zimmer. In ihnen war es bereits warm, ein lebhaftes
Feuer mußte den Tönen nach, die zu hören waren, in dem Ofen brennen,
alles war gefegt und gereinigt, weiße Fenstervorhänge und weiße
Überzüge glänzten an dem Bette und an jenen Geräten, für die sie
gehörten, und alle meine Reisesachen, welche ich in dem Schlitten
geführt hatte, waren bereits in meiner Wohnung vorhanden. Mein
Gastfreund sagte, ich möge mich hier nun zurecht finden und
einrichten, und er verließ mich dann mit Gustav.
Ich packte nun die Gegenstände, welche ich in meinen Reisebehältnissen
hatte, aus und verteilte sie so, daß die beiden Gemächer, welche mir
zur Verfügung standen, recht winterlich behaglich, wozu die Wärme, die
in den Zimmern herrschte, einlud, ausgestattet waren. Ich wollte es so
tun, ich mochte mich nun lange oder kurz in diesen Räumen aufzuhalten
haben, was von den Umständen abhing, die nicht in meiner Berechnung
lagen. Besonders richtete ich mir meine Bücher, meine Schreibdinge
und auch Vorbereitungen zu gelegentlichem Zeichnen so her, daß alles
dies meinen Wünschen, so weit ich das jetzt einsah, auf das Beste
entsprach. Nachdem ich mit allem fertig war, kleidete ich mich auch
um, damit die Reisekleider mit bequemeren und häuslichen vertauscht
wären.
Hierauf machte ich einen Spaziergang. Ich ging in dem Garten meinen
gewöhnlichen Weg zu dem großen Kirschbaume hinauf. Aus dem in dem
Schnee wohl ausgetretenen Pfade sah ich, daß hier häufig gegangen
werde und daß der Garten im Winter nicht verwaist ist, wie es bei so
vielen Gärten geschieht und wie es aber auch bei meinen Eltern nicht
geduldet wird, denen der Garten auch im Winter ein Freund ist. Selbst
die Nebenpfade waren gut ausgetreten, und an manchen Stellen sah ich,
daß man nach dauerndem Schneefalle auch die Schaufel angewendet habe.
Die zarteren Bäumchen und Gewächse waren mit Stroh verwahrt, alles,
was hinter Glas stehen sollte, war wohl geschlossen und durch
Verdämmungen geschützt, und alle Beete und alle Räume, die in ihrer
Schneehülle dalagen, waren durch die um sie geführten Wege gleichsam
eingerahmt und geordnet. Die Zweige der Bäume waren von ihrem Reife
befreit, der Schnee, der in kleinen Kügelchen daher jagte, konnte auf
ihnen nicht haften, und sie standen desto dunkler und beinahe schwarz
von dem umgebenden Schnee ab. Sie beugten sich im Winde und sausten
dort, wo sie in mächtigen Abteilungen einem großen Baume angehörten
und in ihrer Dichtheit gleichsam eine Menge darstellten. In den
entlaubten Ästen konnte ich desto deutlicher und häufiger die
Nestbehälter sehen, welche auf den Bäumen angebracht waren. Von den
gefiederten Bewohnern des Gartens war aber nichts zu sehen und zu
hören. Waren wenige oder keine da, konnte man sie in dem Sturme nicht
bemerken oder haben sie sich in Schlupfwinkel, namentlich in ihre
Häuschen, zurückgezogen? In den Zweigen des großen Kirschbaumes
herrschte der Wind ganz besonders. Ich stellte mich unter den Baum
neben die an seinem Stamme befindliche Bank und sah gegen Süden. Das
dunkle Baumgitter lag unter mir, wie schwarze, regellose Gewebe auf
den Schnee gezeichnet, weiter war das Haus mit seinem weißen Dache,
und weiter war nichts; denn die fernere Gegend war kaum zu erblicken.
Bleiche Stellen oder dunklere Ballen schimmerten durch, je nachdem
das Auge sich auf Schneeflächen oder Wälder richtete, aber nichts war
deutlich zu erkennen, und in langen Streifen, gleichsam in nebligen
Fäden, aus denen ein Gewebe zu verfertigen ist, hing der fallende
Schnee von dem Himmel herunter. Von dem Kirschbaume konnte ich nicht
in das Freie hinausgehen; denn das Pförtchen war geschlossen. Ich
wendete mich daher um und ging auf einem anderen Wege wieder in das
Haus zurück.
An demselben Tage erfuhr ich auch, daß Roland anwesend sei. Mein
Gastfreund holte mich ab, mich zu ihm zu begleiten. Man hatte ihm in
dem Wohnhause ein großes Zimmer zurecht gerichtet. In demselben malte
er eben eine Landschaft in Ölfarben. Als wir eintraten, sahen wir ihn
vor seiner Staffelei stehen, die zwar nicht mitten in dem Zimmer, doch
weiter von dem Fenster entfernt war, als dies sonst gewöhnlich der
Fall zu sein pflegt. Das zweite der Fenster war mit einem Vorhange
bedeckt. Er hatte ein leinenes Überkleid an seinem Oberkörper an und
hielt gerade das Malerbrett und den Stab in der Hand. Er legte beides
auf den nahestehenden Tisch, da er uns kommen sah, und ging uns
entgegen. Mein Gastfreund sagte, daß er mich zu dem Besuche bei ihm
aufgefordert habe und daß Roland wohl nichts dagegen haben werde.
»Der Besuch ist mir sehr erfreulich«, sagte er, »aber gegen mein Bild
wird wohl viel einzuwenden sein.«
»Wer weiß das?« sagte mein Gastfreund.
»Ich wende viel ein«, antwortete Roland, »und Andere, die sich des
Gegenstandes bemächtigen, werden auch wohl viel einzuwenden haben.«
Wir waren während dieser Worte vor das Bild getreten.
Ich hatte nie etwas Ähnliches gesehen. Nicht, daß ich gemeint
hätte, daß das Bild so vortrefflich sei, das konnte man noch nicht
beurteilen, da sich Vieles in den ersten Anfängen befand, auch glaubte
ich zu bemerken, daß Manches wohl kaum würde gemeistert werden
können. Aber in der Anlage und in dem Gedanken erschien mir das
Bild merkwürdig. Es war sehr groß, es war größer als man gewöhnlich
landschaftliche Gegenstände behandelt sieht, und wenn es nicht gerollt
wird, so kann es aus dem Zimmer, in welchem es entsteht, gar nicht
gebracht werden. Auf diesem wüsten Raume waren nicht Berge oder
Wasserfluten oder Ebenen oder Wälder oder die glatte See mit schönen
Schiffen dargestellt, sondern es waren starre Felsen da, die nicht als
geordnete Gebilde empor standen, sondern, wie zufällig, als Blöcke und
selbst hie und da schief in der Erde staken, gleichsam als Fremdlinge,
die wie jene Normannen auf dem Boden der Insel, die ihnen nicht
gehörte, sich seßhaft gemacht hatten. Aber der Boden war nicht wie der
jener Insel oder vielmehr, er war so, wo er nicht von den im Altertume
berühmten Kornfeldern bekleidet oder von den dunkeln, fruchtbringenden
Bäumen bedeckt ist, sondern wo er zerrissen und vielgestaltig ohne
Baum und Strauch mit den dürren Gräsern, den weiß leuchtenden Furchen,
in denen ein aus unzähligen Steinen bestehender Quarz angehäuft ist
und mit dem Gerölle und mit dem Trümmerwerke, das überall ausgesät
ist, der dörrenden Sonne entgegenschaut. So war Rolands Boden, so
bedeckte er die ungeheure Fläche, und so war er in sehr großen und
einfachen Abteilungen gehalten, und über ihm waren Wolken, welche
einzeln und vielzählig schimmernd und Schatten werfend in einem Himmel
standen, welcher tief und heiß und südlich war.
Wir standen eine Weile vor dem Bilde und betrachteten es. Roland
stand hinter uns, und da ich mich einmal wendete, sah ich, daß er die
Leinwand mit glänzenden Augen betrachtete. Wir sprachen wenig oder
beinahe nichts.
»Er hat sich die Aufgabe eines Gegenstandes gestellt, den er noch
nicht gesehen hat«, sagte mein Gastfreund, »er hält sich ihn nur in
seiner Einbildungskraft vor Augen. Wir werden sehen, wie weit er
gelingt. Ich habe wohl solche Dinge oder vielmehr ihnen Ähnliches weit
unten im Süden gesehen.«
»Ich bin nicht auf irgend etwas Besonderes ausgegangen«, antwortete
Roland, »sondern habe nur so Gestaltungen, wie sie sich in dem Gemüte
finden, entfaltet. Ich will auch Versuche in Ölfarben machen, welche
mich immer mehr gereizt haben als meine Wasserfarben und in denen sich
Gewaltiges und Feuriges darstellen lassen muß.«
Ich bemerkte, als ich seine Geräte näher betrachtete, daß er Pinsel
mit ungewöhnlich langen Stielen habe, daß er also sehr aus der Ferne
arbeiten müsse, was bei einer so großen Leinwandfläche wohl auch nicht
anders sein kann und was ich auch aus der Behandlung ersah. Seine
Pinsel waren ziemlich groß, und ich sah auch lange, feine Stäbe,
an deren Spitzen Zeichnungskohlen angebunden waren, mit welchen er
entworfen haben mußte. Die Farben waren in starken Mengen auf der
Palette vorhanden.
»Der Herr dieses Hauses ist so gütig«, sagte Roland, »und läßt mich
hier wirtschaften, während ich verbunden wäre, Zeichnungen zu machen,
welche wir eben brauchen, und während ich an Entwürfen arbeiten
sollte, die zu den Dingen notwendig sind, die eben ausgeführt werden.«
»Das wird sich alles finden«, antwortete mein Gastfreund, »ihr habt
mir schon Entwürfe gemacht, die mir gefallen. Arbeitet und wählt nach
eurem Gutdünken, euer Geist wird euch schon leiten.«
Um Roland, der hier vor seinem Werke stand und dessen ganze Umgebung,
wie sie in dem Zimmer ausgebreitet war, auf Ausführung dieses Werkes
hinzielte, nicht länger zu stören, da die Wintertage ohnehin so kurz
waren, entfernten wir uns.
Da wir den Gang entlang gingen, sagte mein Gastfreund: »Er sollte
reisen.«
Als es dunkel geworden war, versammelten wir uns in dem Arbeitszimmer
meines Gastfreundes bei dem wohlgeheizten Ofen. Es war Eustach,
Roland, Gustav und ich zugegen. Es wurde von den verschiedensten
Dingen gesprochen, am meisten aber von der Kunst und von den
Gegenständen, welche eben in der Ausführung begriffen waren. Es mochte
wohl Vieles vorkommen, was Gustav nicht verstand, er sprach auch sehr
wenig mit; aber es mochte doch das Gespräch ihn mannigfaltig fördern,
und selbst das Unverstandene mochte Ahnungen erregen, die weiter
führen oder die aufbewahrt werden und in Zukunft geeignet sind, feste
Gestaltungen, die sich fügen wollen, einleiten zu helfen. Ich wußte
das sehr wohl aus meiner eigenen Jugend und selbst auch aus der
jetzigen Zeit.
Da ich in mein Schlafgemach zurückgekehrt war, fühlte ich es recht
angenehm, daß die Scheite aus dem Buchenwalde meines Gastfreundes, der
ein Teil des Alizwaldes war, in dem Ofen brennen. Ich beschäftigte
mich noch eine Zeit mit Lesen und teilweise auch mit Schreiben.
Am anderen Morgen war Regen. Er fiel in Strömen aus blaulich
gefärbten, gleichartigen, über den Himmel dahin jagenden Wolken herab.
Der Wind hatte zu solcher Heftigkeit zugenommen, daß er um das ganze
Haus heulte. Da er aus Südwesten kam, schlug der Regen an meine
Fenster und rann an dem Glase in wässerigen Flächen nieder. Aber da
das Haus sehr gut gebaut war, so hatte Regen und Wind keine anderen
Folgen als daß man sich recht geborgen in dem schützenden Zimmer fand.
Auch ist es nicht zu leugnen, daß der Sturm, wenn er eine gewisse
Größe erreicht, etwas Erhabenes hat und das Gemüt zu stärken im Stande
ist. Ich hatte die ersten Morgenstunden bei Licht in Wärme damit
hingebracht, dem Vater und der Mutter einen Brief zu schreiben, worin
ich ihnen anzeigte, daß ich auf dem Echerneise gewesen sei, daß ich
alle Vorsicht beim Hinaufsteigen und Heruntergehen angewendet habe,
daß uns nicht der geringste Unfall zugestoßen sei und daß ich mich
seit gestern bei meinem Freunde im Rosenhause befinde. An Klotilden
legte ich ein besonderes Blatt bei, worin ich, auf ihre teilweise
Kenntnis des Gebirges, die sie sich auf der mit mir gemachten Reise
erworben hatte, bauend, eine kleine Beschreibung des winterlichen
Hochgebirgbesuches gab. Als es dann heller geworden und die Stunde zum
Frühmahle gekommen war, ging ich in das Speisezimmer hinunter. Ich
erfuhr nun hier, daß es im Winter der Gebrauch sei, daß Eustach und
Roland, deren gestrige Anwesenheit bei dem Abendessen ich für zufällig
gehalten hatte, mit meinem Gastfreunde und Gustav an einem Tische
speisen. Es sollte auch im Sommer so sein; allein da oft in dieser
Jahreszeit in dem Schreinerhause lange vor Sonnenaufgang aufgestanden
und zu einer Arbeit geschritten wird, so verändern sich die Stunden,
an denen eine Erquickung des Körpers notwendig wird, und Eustach
hat selber gebeten, daß ihm dann die Zeit und Art seines Essens zu
eigener Wahl überlassen werde. Roland ist ohnehin zu jener Jahreszeit
meistens von dem Hause abwesend. Ich war nie so spät im Winter in dem
Rosenhause gewesen, daß ich diese Einrichtung hätte kennen lernen
können. Mein Gastfreund, Eustach, Roland, Gustav und ich saßen also
beim Frühmahltische. Das Gespräch drehte sich hauptsächlich um das
Wetter, welches so stürmisch herein gebrochen war, und es wurde
erläutert, wie es hatte kommen müssen, wie es sich erklären lasse, wie
es ganz natürlich sei, wie jedes Hauswesen sich auf solche Wintertage
in der Verfassung halten müsse und wie, wenn das der Fall sei, man
dann derlei Ereignisse mit Geduld ertragen, ja darin eine nicht
unangenehme Abwechslung finden könne. Nach dem Frühmahle begab sich
jedes an seine Arbeit. Mein Gastfreund ging in sein Zimmer, um dort im
Ordnen der Pergamente, das er angefangen hatte, fortzufahren, Eustach
ging in die Schreinerei, Roland, für den die Zeit trotz des trüben
Tages doch endlich auch hell genug zum Malen geworden war, begab sich
zu seinem Bilde, Gustav setzte sein Lernen fort und ich ging wieder in
meine Zimmer. Da ich dort eine Zeit mit Lesen und Schreiben zugebracht
hatte und da der Sturm, statt sich zu mildern, in den Vormittagstunden
nur noch heftiger geworden war, beschloß ich doch, wie es meine
Gewohnheit war, auf eine Zeit in das Freie zu gehen. Ich wählte
eine zweckmäßige Fußbekleidung, nahm meinen Wachsmantel, der eine
Wachshaube hatte, die man über den Kopf ziehen konnte, und ging über
die gemeinschaftliche Treppe hinab. Ich schlug den Weg durch das
Gittertor auf den Sandplatz vor dem Hause ein. Dort konnte der
Südwestwind recht an meine Person fallen, und er trieb mir die
Tropfen, welche für einen Winterregen bedeutend groß waren, mit
Prasseln auf meinen Überwurf, in das Angesicht, in die Augen und auf
die Hände. Ich blieb auf dem Platze ein wenig stehen und betrachtete
die Rosen, welche an der Wand des Hauses gezogen wurden. Manche
Stämmchen waren durch Stroh geschützt, bei manchen war stellenweise
die Erde über den Wurzeln mit einer schützenden Decke bekleidet,
andere waren bloß fest gebunden, bei allen aber sah ich, daß man
außerordentliche Schutzmittel nicht angewendet habe und daß alle nur
gegen Verletzungen von äußerlicher Gewalt gesichert waren.
Der Schnee konnte sie überhüllen, wie ich noch die Spuren sah, der
Regen konnte sie begießen, wie ich heute erfuhr, aber nirgends konnte
der Wind ein Stämmchen oder einen Zweig lostrennen und mit ihm spielen
oder ihn zerren. Die ganze Wand des Hauses war auch im Übrigen
unversehrt, und der Regen, der gegen dieselbe anschlug, konnte ihr
nichts anhaben. Ich ging von dem Sandplatze über den Hügel hinunter.
Der Schnee hatte schon die Gewalt des Regens verspürt, welcher
ziemlich warm war. Die weiche, sanfte und flaumige Gestalt war
verloren gegangen, etwas Glattes und Eisiges hatte sich eingestellt,
und hie und da standen gezackte Eistrümmer gleichsam wie zerfressen
da. Das Wasser rann in Schneefurchen, die es gewählt hatte, nieder,
und an offenen Stellen, wo es durch die löcherichte Beschaffenheit des
Schnees nicht verschluckt wurde, rieselte es über die Gräser hinab.
Ich ging, ohne auf einen Weg zu achten, durch den wässerigen Schnee
fort. In der Tiefe des Tales lenkte ich gegen Osten. Ich ging eine
Strecke fort, ging dort über die Wiesen und ließ das Schauspiel auf
mich wirken. Es war fast herrlich, wie der Wind, welcher den Schnee
nicht mehr heben konnte, den Regen auf ihn nieder jagte, wie schon
Stellen bloß lagen, wie die grauen Schleier gleichsam bänderweise
nieder rollten und wie die trüben Wolken über dem bleichen Gefilde
unbekümmert um Menschentun und Menschenwerke dahin zogen.
Ich richtete endlich in der Tiefe der Wiesen meinen Weg nordwärts
gegen den Meierhof hinauf. Als ich dort anbelangt war, erfuhr ich, daß
der Herr, wie man hier meinen Gastfreund kurzweg nannte, heute auch
schon da gewesen, aber bereits wieder fortgegangen sei. Er hatte
Mehreres besichtigt und Mehreres angeordnet. Ich fragte, ob er heute
auch barhäuptig gewesen sei, und es wurde bejaht. Da ich den Meierhof
besehen hatte und in verschiedenen Räumen desselben herum gegangen
war, sah ich erst recht, was ein wohleingerichtetes Haus sei. Der
Regen fiel auf dasselbe nieder wie auf einen Stein, in den er nicht
eindringen und von dem er äußerlich nur in Jahrhunderten etwas herab
waschen könne. Keine Ritze zeigte sich für das Einlassen des Wassers
bereit, und kein Teilchen der Bekleidung schickte sich zur Loslösung
an. Im Innern wurden die Arbeiten getan wie an jedem Tage. Die Knechte
reinigten Getreide mit der sogenannten Getreideputzmühle, schaufelten
es seitwärts und maßen es in Säcke, damit es auf den Schüttboden
gebracht werde. Der Meier war dabei beschäftigt, ordnete an und prüfte
die Reinheit. Ein Teil der Mägde war in den Ställen beschäftigt, ein
Teil richtete auf der Futtertenne das Futter zurecht, ein Teil spann,
und die Frau des Meiers ordnete in der Milchkammer. Ich sprach mit
allen, und sie zeigten Freude, daß ich sogar in dieser Jahreszeit
einmal gekommen sei.
Von dem Meierhofe ging ich über den mit Obstbäumen bepflanzten Raum
gegen den Garten hinüber. Das Pförtchen an dieser Seite war unter Tags
selbst im Winter nicht gesperrt. Ich ging durch dasselbe ein und begab
mich in die Wohnung des Gärtners. Dort legte ich meinen Wachsmantel,
durch dessen Falten das Wasser rann, ab und setzte mich auf die reine,
weiße Bank vor dem Ofen. Der alte Mann und seine Frau empfingen mich
recht freundlich. In ihrem ganzen Wesen war etwas sehr Aufrichtiges.
Seit geraumer Zeit war bei diesen alten Leuten beinahe etwas
Elternhaftes gegen mich gewesen. Die Gärtnersfrau Clara sah mich immer
wieder gleichsam verstohlen von der Seite an. Wahrscheinlich dachte
sie an Natalien. Der alte Simon fragte mich, ob ich denn nicht in die
Gewächshäuser gehen und die Pflanzen auch im Winter besehen wolle.
Das sei außer dem Besuche, den ich ihm und seiner Gattin machen
wollte, meine Nebenabsicht gewesen, erwiderte ich.
Er nahm einen anderen Rock um und geleitete mich in die Gewächshäuser,
welche an seine Wohnung stießen. Ich nahm wirklich großen Anteil an
den Pflanzen selber, da ich mich ja in früherer Zeit viel mit Pflanzen
beschäftigt hatte, und nahm Anteil an dem Zustande derselben. Wir
gingen in alle Räume des nicht unbeträchtlich großen Kalthauses und
begaben uns dann in das Warmhaus. Nicht bloß, daß ich die Pflanzen
nach meiner Absicht betrachtete, nahm ich mir auch die Zeit,
freundlich anzuhören, was mein Begleiter über die einzelnen sagte, und
hörte zu, wie er sich über Lieblinge ziemlich weit verbreitete. Diese
Hingabe an seine Rede und die Teilnahme an seinen Pfleglingen, die ich
ihm stets bewiesen hatte, mochten nebst dem Anteile, den er mir an der
Erwerbung des Cereus peruvianus zuschrieb, Ursache sein, daß er eine
gewisse Anhänglichkeit gegen mich hegte. Als wir an dem Ausgange der
Gewächshäuser waren, welcher seiner Wohnung entgegengesetzt lag,
fragte er mich, ob ich auch in das Cactushaus gehen wolle, er werde
zu diesem Behufe, da wir einen freien Raum zu überschreiten hätten,
meinen Wachsmantel holen. Ich sagte ihm aber, daß dies nicht nötig
sei, da er ja auch ohne Schutz herüber gehe, daß mein Gastfreund heute
schon barhäuptig in dem Meierhofe gewesen sei, und daß es mir nicht
schaden werde, wenn ich auch einmal eine kurze Strecke im Regen ohne
Kopfbedeckung gehe.
»Ja der Herr, der ist Alles gewohnt«, antwortete er.
»Ich bin zwar nicht Alles, aber Vieles gewohnt«, erwiderte ich, »und
wir gehen schon so hinüber.«
Er ließ sich von seinem Vorhaben endlich abbringen, und wir gingen in
das Cactushaus. Er zeigte mir alle Gewächse dieser Art, besonders den
Peruvianus, welcher wirklich eine prachtvolle Pflanze geworden war,
er verbreitete sich über die Behandlung dieser Gewächse während des
Winters, sagte, daß mancher schon im Hornung blüht, daß nicht alle
eine gewisse Kälte vertragen, sondern in der wärmeren Abteilung des
Hauses stehen müssen, besonders verlangen dieses viele Cereusarten,
und er ging dann auf die Einrichtung des Hauses selbst über und hob
es als eine Vorzüglichkeit heraus, daß der Herr für jene Stellen, an
denen die Gläser über einander liegen, ein so treffliches Bindemittel
gefunden habe, durch welches das Hereinziehen des Wassers an den
übereinandergelegten Stellen des Glases unmöglich sei und das diesen
Pflanzen so nachteilige Herabfallen von Wassertropfen vermieden werde.
Dadurch kann es auch allein geschehen, daß an Regentagen und an Tagen,
an welchen Schnee schmilzt, das Haus nicht mit Brettern gedeckt werden
müsse, was finster macht und den Pflanzen schädlich ist. Ich könne
das ja heute sehen, wie bei einem Regen so heftiger Art nicht ein
Tröpflein herein dringen kann oder vom Winde hereingeschlagen wird.
Bretter würden überhaupt über dieses Haus nicht gelegt. Gegen den
Hagel sei es durch dickes Glas und den Panzer geschützt, und wenn
kalte Nächte zu erwarten sind, werde eine Strohdecke angewendet, und
der Schnee werde durch Besen entfernt. Mir war wirklich der Umstand
merkwürdig und wichtig, daß hier kein Herabtropfen von dem Glasdache
statt finde, was meinem Vater so unangenehm ist. Ich nahm mir vor,
meinen Gastfreund um Eröffnung des Verfahrens zu ersuchen, um dasselbe
dem Vater mitzuteilen. Als wir auf dem Rückwege durch die anderen
Gewächshäuser gingen, sah ich, daß auch hier kein Herabtropfen
vorhanden sei, und mein Begleiter bestätigte es.
Da ich noch ein Weilchen in der Wohnung der Gärtnerleute geblieben
war und mit der Gärtnerfrau gesprochen hatte, machte ich Anstalt zum
Heimwege. Die Gärtnerfrau hatte meinen Wachsmantel in der Zeit, in
der ich mit ihrem Manne in den Gewächshäusern gewesen war, an seiner
Außenfläche von allem Wasser befreit und ihn überhaupt handlich
und angenehm hergerichtet. Ich dankte ihr, sagte, daß er wohl bald
wieder verknittert sein würde, empfahl mich freundlich, nahm die
anderseitigen freundlichen Empfehlungen in Empfang und ging dann in
meine Zimmer.
Dort kleidete ich mich sorgfältig um und ging dann zu meinem
Gastfreunde. Er war eben mit Gustav beschäftigt, der ihm Rechenschaft
von seinen Morgenarbeiten ablegte. Ich fragte, ob es mir erlaubt wäre,
in das Bildergemach oder in ähnliche zu gehen.
»Das Lesezimmer und das Bilderzimmer so wie das mit den Kupferstichen
sind ordnungsgemäß geheizt«, antwortete mein Gastfreund, »der
Büchersaal, der Marmorsaal und die Marmortreppe werden leidlich warm
sein. Verschlossen ist keiner der Räume. Bedient euch derselben, wie
ihr es zu Hause tun würdet.«
Ich dankte und entfernte mich. Nach meiner Kenntnis der Tageinteilung
wußte ich, daß er seine Beschäftigung mit Gustav fortsetzte.
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