Der Nachsommer - 08
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seinem Tagewerke begriffen. Das flache feine Körbchen, aus welchem
mein Beherberger die Vögel gefüttert hatte, lehnte in einer eigenen
Mauernische neben der Tür, welche sein bestimmter Platz zu sein
schien.
Wir gingen von diesen Räumen in das Gewächshaus. Es enthielt sehr
viele Pflanzen, meistens solche, welche zur Zeit gebräuchlich waren.
Auf den Gestellen standen Camellien mit gut gepflegten grünen
Blättern, Rhododendren, darunter, wie mir die Aufschrift sagte, gelbe,
die ich nie gesehen hatte, Azaleen in sehr mannigfaltigen Arten und
besonders viele neuholländische Gewächse. Von Rosen war die Teerose
in hervorragender Anzahl da, und ihre Blumen blühten eben. An das
Gewächshaus stieß ein kleines Glashaus mit Ananas. Auf dem Sandwege
vor beiden Häusern standen Citronen- und Orangenbäume in Kübeln. Der
alte Gärtner hatte noch weißere Haare als sein Herr. Er war ebenfalls
ungewöhnlich gekleidet, nur konnte ich bei ihm das Ungewöhnliche nicht
finden. Das fiel mir auf, daß er viel reines Weiß an sich hatte,
welches im Vereine mit seiner weißen Schürze mich eher an einen Koch
als an einen Gärtner erinnerte.
Daß die schmale Seite des Gewächshauses von Außen mit Rosen bekleidet
sei, wie die Südseite des Wohnhauses, fiel mir wieder auf, aber es
berührte mich nicht unangenehm.
Die alte Gattin des Gärtners, die wir in der Wohnung desselben fanden,
war ebenso weiß gekleidet wie ihr Mann. An die Gärtnerswohnung stießen
die Kammern der Gehilfen.
»Ihr habt ihr jetzt alles gesehen«, sagte mein Gastfreund, da wir aus
diesen Kammern traten, »außer den Gastzimmern, die ich euch zeigen
werde, wenn ihr es verlangt, und der Wohnung meines Ziehsohnes, die
wir aber jetzt nicht betreten können, weil wir ihn in seinem Lernen
stören würden.«
»Wir wollen das auf eine spätere Stunde lassen, in der ich euch daran
erinnern werde«, sagte ich, »jetzt habe ich aber ein anderes Anliegen
an eure Güte, das mir näher am Herzen ist.«
»Und dieses nähere Anliegen?« fragte er.
»Daß ihr mir endlich sagt«, antwortete ich, »wie ihr zu einer so
entschiedenen Gewißheit in Hinsicht des Wetters gekommen seid.«
»Der Wunsch ist ein sehr gerechter«, entgegnete er, »und um so
gerechter, als eure Meinung über das Gewitter der Grund gewesen ist,
weshalb ihr zu unserem Hause herauf gegangen seid, und als unser
Streit über das Gewitter der Grund gewesen ist, daß ihr länger da
geblieben seid. Gehen wir aber gegen das Bienenhaus, und setzen wir
uns auf eine Bank unter eine Linde. Ich werde euch auf dem Wege und
auf der Bank meine Sache erzählen.«
Wir schlugen einen breiten Sandpfad ein, der Anfangs von größeren
Obstbäumen und später von hohen, schattenden Linden begrenzt war.
Zwischen den Stämmen standen Ruhebänke, auf dem Sande liefen pickende
Vögel und in den Zweigen wurde heute wieder das Singen vollbracht,
welches ich gestern schon wahrgenommen hatte.
»Ihr habt die Sammlung von Werkzeugen der Naturlehre in meiner Wohnung
gesehen«, fing mein Begleiter an, als wir auf dem Sandwege dahin
gingen, »sie erklären schon einen Teil unserer Sache.«
»Ich habe sie gesehen«, antwortete ich, »besonders habe ich das
Barometer, Thermometer sowie einen Luftblau- und Feuchtigkeitsmesser
bemerkt; aber diese Dinge habe ich auch, und sie haben eher, da ich
sie vor meiner Wanderung beobachtete, auf einen Niederschlag als auf
sein Gegenteil gedeutet.«
»Das Barometer ist gefallen«, erwiderte er, »und wies auf geringeren
Luftdruck hin, mit welchem sehr oft der Eintritt von Regen verbunden
ist.«
»Wohl«, sagte ich.
»Der Zeiger des Feuchtigkeitsmessers«, fuhr er fort, »rückte mehr
gegen den Punkt der größten Feuchtigkeit.«
»Ja, so ist es gewesen«, antwortete ich.
»Aber der Electricitätsmesser«, sagte er, »verkündigte wenig
Luftelectricität, daß also eine Entladung derselben, womit in unseren
Gegenden gerne Regen verbunden ist, nicht erwartet werden konnte.«
»Ich habe wohl auch die nehmliche Beobachtung gemacht«, entgegnete
ich, »aber die electrische Spannung steht nicht so sehr im
Zusammenhange mit Wetterveränderungen und ist meistens nur ihre Folge.
Zudem hat sich gestern gegen Abend Electricität genug entwickelt, und
alle Anzeichen, von denen ihr redet, verkündeten einen Niederschlag.«
»Ja, sie verkündeten ihn und er ist erfolgt«, sagte mein Begleiter;
»denn es bildeten sich aus den unsichtbaren Wasserdünsten sichtbare
Wolken, die ja wohl sehr fein zerteiltes Wasser sind. Da ist der
Niederschlag. Auf die geringe electrische Spannung legte ich kein
Gewicht; ich wußte, daß, wenn einmal Wolken entständen, sich auch
hinlängliche Electricität einstellen würde. Die Anzeichen, von denen
wir geredet haben, beziehen sich aber nur auf den kleinen Raum, in dem
man sich eben befindet, man muß auch einen weiteren betrachten, die
Bläue der Luft und die Gestaltung der Wolken.«
»Die Luft hatte schon gestern Vormittags die tiefe und finstere
Bläue«, erwiderte ich, »welche dem Regen vorangeht, und die
Wolkenbildung begann bereits am Mittage und schritt sehr rasch
vorwärts.«
»Bis hieher habt ihr Recht«, sagte mein Begleiter, »und die Natur hat
euch auch Recht gegeben, indem sie eine ungewöhnliche Menge von Wolken
erzeugte. Aber es gibt auch noch andere Merkmale als die wir bisher
besprochen haben, welche euch entgangen sind.
Ihr werdet wissen, daß Anzeichen bestehen, welche nur einer gewissen
Gegend eigen sind und von den Eingeborenen verstanden werden, denen
sie von Geschlecht zu Geschlecht überliefert worden sind. Oft vermag
die Wissenschaft recht wohl den Grund der langen Erfahrung anzugeben.
Ihr wißt, daß in Gegenden ein kleines Wölklein, an einer bestimmten
Stelle des Himmels, der sonst rein ist, erscheinend und dort schweben
bleibend, ein sicherer Gewitteranzeiger für diese Gegend ist, daß ein
trüberer Ton an einer gewissen Stelle des Himmels, ein Windstoß aus
einer gewissen Gegend her Vorboten eines Landregens sind und daß der
Regen immer kömmt. Solche Anzeichen hat auch diese Gegend, und es sind
gestern keine eingetreten, die auf Regen wiesen.«
»Merkmale, die nur dieser Gegend angehören«, erwiderte ich, »konnte
ich nicht beobachten; aber ich glaube, daß diese Merkmale allein euch
doch nicht bestimmen konnten, einen so entscheidenden Ausspruch zu
tun, wie ihr getan habt.«
»Sie bestimmten mich auch nicht«, antwortete er, »ich hatte auch noch
andere Gründe.«
»Nun?«
»Alle die Vorzeichen, von denen wir bisher geredet haben, sind sehr
grobe«, sagte er, »und werden meistens von uns nur mittelst räumlicher
Veränderungen erkannt, die, wenn sie nicht eine gewisse Größe
erreichen, von uns gar nicht mehr beobachtet werden können. Der
Schauplatz, auf welchem sich die Witterungsverhältnisse gestalten, ist
sehr groß; dort, wohin wir nicht sehen und woher die Wirkungen auf
unsere wissenschaftlichen Werkzeuge nicht reichen können, mögen
vielleicht Ursachen und Gegenanzeigen sein, die, wenn sie uns bekannt
wären, unsere Vorhersage in ihr Gegenteil umstimmen würden. Die
Anzeichen können daher auch täuschen. Es sind aber noch viel feinere
Vorrichtungen vorhanden, deren Beschaffenheit uns ein Geheimnis ist,
die von Ursachen, die wir sonst gar nicht mehr messen können, noch
betroffen werden und deren Wirkung eine ganz gewisse ist.«
»Und diese Werkzeuge?«
»Sind die Nerven.«
»Also empfindet ihr durch eure Nerven, wenn Regen kommen wird?«
»Durch meine Nerven empfinde ich das nicht«, antwortete er. »Der
Mensch stört leider durch zu starke Einwirkungen, die er auf die
Nerven macht, das feine Leben derselben, und sie sprechen zu ihm nicht
mehr so deutlich, als sie sonst wohl könnten. Auch hat ihm die Natur
etwas viel Höheres zum Ersatze gegeben, den Verstand und die Vernunft,
wodurch er sich zu helfen und sich seine Stellung zu geben vermag. Ich
meine die Nerven der Tiere.«
»Es wird wohl wahr sein, was ihr sagt«, antwortete ich. »Die Tiere
hängen mit der tiefer stehenden Natur noch viel unmittelbarer zusammen
als wir. Es wird nur darauf ankommen, daß diese Beziehungen ergründet
werden und dafür ein Ausdruck gefunden wird, besonders, was das
kommende Wetter betrifft.«
»Ich habe diesen Zusammenhang nicht ergründet«, entgegnete er,
»noch weniger den Ausdruck dafür gefunden; beides dürfte in dieser
Allgemeinheit wohl sehr schwer sein; aber ich habe zufällig einige
Beobachtungen gemacht, habe sie dann absichtlich wiederholt und daraus
Erfahrungen gesammelt und Ergebnisse zusammen gestellt, die eine
Voraussage mit fast völliger Gewißheit möglich machen. Viele Tiere
sind von Regen und Sonnenschein so abhängig, ja bei einigen handelt es
sich geradezu um das Leben selber, je nachdem Sonne oder Regen ist,
daß ihnen Gott notwendig hat Werkzeuge geben müssen, diese Dinge
vorhinein empfinden zu können. Diese Empfindung als Empfindung kann
aber der Mensch nicht erkennen, er kann sie nicht betrachten, weil
sie sich den Sinnen entzieht; allein die Tiere machen in Folge dieser
Vorempfindung Anstalten für ihre Zukunft, und diese Anstalten kann der
Mensch betrachten und daraus Schlüsse ziehen. Es gibt einige, die ihre
Nahrung finden, wenn es feucht ist, andere verlieren sie in diesem
Falle. Manche müssen ihren Leib vor Regen bergen, manche ihre
Brut in Sicherheit bringen. Viele müssen ihre für den Augenblick
aufgeschlagene Wohnung verlassen oder eine andere Arbeit suchen.
Da nun die Vorempfindung gewiß sein muß, wenn die daraus folgende
Handlung zur Sicherung führen soll, da die Nerven schon berührt
werden, wenn noch alle menschlichen wissenschaftlichen Werkzeuge
schweigen, so kann eine Voraussage über das Wetter, die auf eine
genaue Betrachtung der Handlungen der Tiere gegründet ist, mehr Anhalt
gewähren als die aus allen wissenschaftlichen Werkzeugen zusammen
genommen.«
»Ihr eröffnet da eine neue Richtung.«
»Die Menschen haben darin schon Vieles erfahren. Die besten
Wetterkenner sind die Insekten und überhaupt die kleinen Tiere. Sie
sind aber viel schwerer zu beobachten, da sie, wenn man dies tun will,
nicht leicht zu finden sind und da man ihre Handlungen auch nicht
immer leicht versteht. Aber von kleineren Tieren hängen oft größere
ab, deren Speise jene sind, und die Handlungen kleinerer Tiere haben
Handlungen größerer zur Folge, welche der Mensch leichter überblickt.
Freilich steht da ein Schluß in der Mitte, der die Gefahr zu irren
größer macht, als sie bei der unmittelbaren Betrachtung und der
gleichsam redenden Tatsache ist. Warum, damit ich ein Beispiel
anführe, steigt der Laubfrosch tiefer, wenn Regen folgen soll, warum
fliegt die Schwalbe niedriger und springt der Fisch aus dem Wasser?
Die Gefahr, zu irren, wird wohl bei oftmaliger Wiederholung der
Beobachtung und bei sorglicher Vergleichung geringer; aber das
Sicherste bleiben immer die Herden der kleinen Tiere. Das habt ihr
gewiß schon gehört, daß die Spinnen Wetterverkündiger sind und daß die
Ameisen den Regen vorhersagen. Man muß das Leben dieser kleinen Dinge
betrachten, ihre häuslichen Einrichtungen anschauen, oft zu ihnen
kommen, sehen, wie sie ihre Zeit hinbringen, erforschen, welche
Grenzen ihre Gebiete haben, welche die Bedingungen ihres Glückes sind
und wie sie denselben nachkommen. Darum wissen Jäger, Holzhauer und
Menschen, welche einsam sind und zur Betrachtung dieses abgesonderten
Lebens aufgefordert werden, das Meiste von diesen Dingen und wie aus
dem Benehmen von Tieren das Wetter vorherzusagen ist. Es gehört aber
wie zu allem auch Liebe dazu.«
»Hier ist der Sitz«, unterbrach er sich, »von welchem ich früher
gesprochen habe. Hier ist die schönste Linde meines Gartens, ich habe
einen bessern Ruheplatz unter ihr anbringen lassen und gehe selten
vorüber, ohne mich eine Weile nieder zu setzen, um mich an dem Summen
in ihren Ästen zu ergötzen. Wollen wir uns setzen?«
Ich willigte ein, wir setzten uns, das Summen war wirklich über unsern
Häuptern zu hören, und ich fragte, »Habt ihr nun diese Beobachtungen
an den Tieren, wie ihr sagtet, gemacht?«
»Auf Beobachtungen bin ich eigentlich nicht ausgegangen«, antwortete
er; »aber da ich lange in diesem Hause und in diesem Garten gelebt
habe, hat sich Manches zusammengefunden; aus dem Zusammengefundenen
haben sich Schlüsse gebaut, und ich bin durch diese Schlüsse umgekehrt
wieder zu Betrachtungen veranlaßt worden. Viele Menschen, welche
gewohnt sind, sich und ihre Bestrebungen als den Mittelpunkt der Welt
zu betrachten, halten diese Dinge für klein; aber bei Gott ist es
nicht so; das ist nicht groß, an dem wir vielmal unsern Maßstab
umlegen können, und das ist nicht klein, wofür wir keinen Maßstab
mehr haben. Das sehen wir daraus, weil er alles mit gleicher Sorgfalt
behandelt. Oft habe ich gedacht, daß die Erforschung des Menschen und
seines Treibens, ja sogar seiner Geschichte, nur ein anderer Zweig der
Naturwissenschaft sei, wenn er auch für uns Menschen wichtiger ist,
als er für Tiere wäre. Ich habe zu einer Zeit Gelegenheit gehabt, in
diesem Zweige Manches zu erfahren und mir Einiges zu merken. Doch ich
will zu meinem Gegenstande zurückkehren. Von dem, was die kleinen
Tiere tun, wenn Regen oder Sonnenschein kommen soll, oder wie ich
überhaupt aus ihren Handlungen Schlüsse ziehe, kann ich jetzt nicht
reden, weil es zu umständlich sein würde, obwohl es merkwürdig ist;
aber das kann ich sagen, daß nach meinen bisherigen Erfahrungen
gestern keines der Tierchen in meinem Garten ein Zeichen von Regen
gegeben hat.
Wir mögen von den Bienen anfangen, welche in diesen Zweigen summen,
und bis zu den Ameisen gelangen, die ihre Puppen an der Planke meines
Gartens in die Sonne legen, oder zu dem Springkäfer, der sich seine
Speise trocknet. Weil mich nun diese Tiere, wenn ich zu ihnen kam, nie
getäuscht haben, so folgerte ich, daß die Wasserbildung, welche unsere
gröberen wissenschaftlichen Werkzeuge voraussagten, nicht über die
Entstehung von Wolken hinausgehen würde, da es sonst die Tiere gewußt
hätten. Was aber mit den Wolken geschehen würde, erkannte ich nicht
genau, ich schloß nur, daß durch die Abkühlung, die ihr Schatten
erzeugen müßte, und durch die Luftströmungen, denen sie selber ihr
Dasein verdankten, ein Wind entstehen könnte, der in der Nacht den
Himmel wieder rein fegen würde.«
»Und so geschah es auch«, sagte ich.
»Ich konnte es um so sicherer voraussehen«, erwiderte er, »weil es
an unserem Himmel und in unserem Garten oft schon so gewesen ist wie
gestern und stets so geworden ist wie heute in der Nacht.«
»Das ist ein weites Feld, von dem ihr da redet«, sagte ich, »und da
steht der menschlichen Erkenntnis ein nicht unwichtiger Gegenstand
gegenüber. Er beweist wieder, daß jedes Wissen Ausläufe hat, die man
oft nicht ahnt, und wie man die kleinsten Dinge nicht vernachlässigen
soll, wenn man auch noch nicht weiß, wie sie mit den größeren
zusammenhängen. So kamen wohl auch die größten Männer zu den Werken,
die wir bewundern, und so kann mit Hereinbeziehung dessen, von dem ihr
redet, die Witterungskunde einer großen Erweiterung fähig sein.«
»Diesen Glauben hege ich auch«, erwiderte er. »Euch Jüngeren wird es
in den Naturwissenschaften überhaupt leichter, als es den Älteren
geworden ist. Man schlägt jetzt mehr die Wege des Beobachtens
und der Versuche ein, statt daß man früher mehr den Vermutungen,
Lehrmeinungen, ja Einbildungen hingegeben war. Diese Wege wurden lange
nicht klar, obgleich sie Einzelne wohl zu allen Zeiten gegangen sind.
Je mehr Boden man auf die neue Weise gewinnt, desto mehr Stoff hat man
als Hilfe zu fernern Erringungen.
Man wendet sich jetzt auch mit Ernst der Pflege der einzelnen Zweige
zu, statt wie früher immer auf das Allgemeine zu gehen; und es
wird daher auch eine Zeit kommen, in der man dem Gegenstande eine
Aufmerksamkeit schenken wird, von dem wir jetzt gesprochen haben. Wenn
die Fruchtbarkeit, wie sie durch Jahrzehnte in der Naturwissenschaft
gewesen ist, durch Jahrhunderte anhält, so können wir gar nicht ahnen,
wie weit es kommen wird. Nur das eine wissen wir jetzt, daß das noch
unbebaute Feld unendlich größer ist als das bebaute.«
»Ich habe gestern einige Arbeiter bemerkt«, sagte ich, »welche, obwohl
der Himmel voll Wolken war, doch Wasser pumpten, ihre Gießkannen
füllten und die Gewächse begossen. Haben diese vielleicht auch
gewußt, daß kein Regen kommen werde, oder haben sie bloß eure Befehle
vollzogen, wie die Mäher, die an dem Meierhofe Gras abmähten?«
»Das Letztere ist der Fall«, erwiderte er. »Diese Arbeiter glauben
jedes Mal, daß ich mich irre, wenn der äußere Anschein gegen mich ist,
wie oft sie auch durch den Erfolg belehrt worden sein mögen. Und so
werden sie gewiß auch gestern geglaubt haben, daß Regen komme. Sie
begossen die Gewächse, weil ich es angeordnet habe und weil es bei
uns eingeführt ist, daß der, welcher wiederholt den Anordnungen nicht
nachkömmt, des Dienstes entlassen wird. Es sind aber endlich auch noch
andere Dinge außer den Tieren, welche das Wetter vorhersagen, nehmlich
die Pflanzen.«
»Von den Pflanzen wußte ich es schon, und zwar besser, als von den
Tieren«, erwiderte ich.
»In meinem Garten und in meinem Gewächshause sind Pflanzen«, sagte er,
»welche einen auffallenden Zusammenhang mit dem Luftkreise zeigen,
besonders gegen das Nahen der Sonne, wenn sie lange in Wolken gewesen
war. Aus dem Geruche der Blumen kann man dem kommenden Regen entgegen
sehen, ja sogar aus dem Grase riecht man ihn beinahe. Mir kommen diese
Dinge so zufällig in den Garten und in das Haus; ihr aber werdet sie
weit besser und weit gründlicher kennen lernen, wenn ihr die Wege der
neuen Wissenschaftlichkeit wandelt und die Hilfsmittel benützt, die es
jetzt gibt, besonders die Rechnung. Wenn ihr namentlich eine einzelne
Richtung einschlage, so werdet ihr in derselben ungewöhnlich große
Fortschritte machen.«
»Woher schließt ihr denn das?« fragte ich.
»Aus eurem Aussehen«, erwiderte er, »und schon aus der sehr bestimmten
Aussage, die ihr gestern in Hinsicht des Wetters gemacht habt.«
»Diese Aussage war aber falsch«, antwortete ich, »und aus ihr hättet
ihr gerade das Gegenteil schließen können.«
»Nein, das nicht«, sagte er, »eure Äußerung zeigte, weil sie so
bestimmt war, daß ihr den Gegenstand genau beobachtet habt, und weil
sie so warm war, daß ihr ihn mit Liebe und mit Eifer umfaßt; daß
eure Meinung deßohngeachtet irrig war, kam nur daher, weil ihr einen
Umstand, der auf sie Einfluß hatte, nicht kanntet und ihn auch nicht
leicht kennen konntet; sonst würdet ihr anders geurteilt haben.«
»Ja, ihr redet wahr, ich würde anders geurteilt haben«, antwortete
ich, »und ich werde nicht wieder so voreilig urteilen.«
»Ihr habt gestern gesagt, daß ihr euch mit Naturdingen beschäftiget«,
fuhr er fort, »darf ich wohl fragen, ob ihr eine bestimmte Richtung
gewählt habt und welche.«
Ich war durch die Frage ein wenig in Verwirrung gebracht und
antwortete: »Ich bin doch im Grunde nur ein gewöhnlicher Fußreisender.
Ich besitze gerade so viel Vermögen, um unabhängig leben zu können,
und gehe in der Welt herum, um sie anzusehen. Ich habe wohl vor Kurzem
alle Wissenschaften angefangen; aber davon bin ich zurückgekommen und
habe mir nur hauptsächlich die einzelne Wissenschaft der Erdbildung
zur Aufgabe gemacht. Um die Werke, welche ich hierin lese, zu
ergänzen, suche ich auf den Reisen, die ich in verschiedene
Landesteile mache, zu beobachten, schreibe meine Erfahrungen auf und
verfertige Zeichnungen. Da die Werke vorzüglich von Gebirgen handeln,
so suche ich auch vorzüglich die Gebirge auf. Sie enthalten sonst auch
Vieles, das mir lieb ist.«
»Diese Wissenschaft ist eine sehr weite«, entgegnete mein Gastfreund,
»wenn sie in der Bedeutung der Erdgeschichte genommen wird. Sie
schließt manche Wissenschaften ein und setzt manche voraus. Die Berge
sind wohl jetzt, wo diese Wissenschaft noch jung ist und wo man ihre
ersten und greifbarsten Züge sammelt, von der größten Bedeutung; aber
es wird auch die Ebene an die Reihe kommen, und ihre einfache und
schwerer zu entziffernde Frage wird gewiß nicht von geringerer
Wichtigkeit sein.«
»Sie wird gewiß wichtig sein«, antwortete ich. »Ich habe die Ebene und
ihre Sprache, die sie damals zu mir sprach, schon geliebt, ehe ich
meine jetzige Aufgabe betrieb und ehe ich die Gebirge kannte.«
»Ich glaube«, entgegnete mein Begleiter, »daß in der gegenwärtigen
Zeit der Standpunkt der Wissenschaft, von welcher wir sprechen, der
des Sammelns ist. Entfernte Zeiten werden aus dem Stoffe etwas bauen,
das wir noch nicht kennen. Das Sammeln geht der Wissenschaft immer
voraus; das ist nicht merkwürdig; denn das Sammeln muß ja vor der
Wissenschaft sein; aber das ist merkwürdig, daß der Drang des Sammelns
in die Geister kömmt, wenn eine Wissenschaft erscheinen soll, wenn sie
auch noch nicht wissen, was diese Wissenschaft enthalten wird. Es geht
gleichsam der Reiz der Ahnung in die Herzen, wozu etwas da sein könne
und wozu es Gott bestellt haben möge. Aber selbst ohne diesen Reiz
hat das Sammeln etwas sehr Einnehmendes. Ich habe meine Marmore alle
selber in den Gebirgen gesammelt und habe ihren Bruch aus den Felsen,
ihr Absägen, ihr Schleifen und ihre Einfügungen geleitet. Die Arbeit
hat mir manche Freude gebracht, und ich glaube, daß mir nur darum
diese Steine so lieb sind, weil ich sie selber gesucht habe.«
»Habt ihr alle Arten unsers Gebirges?« fragte ich.
»Ich habe nicht alle«, antwortete er, »ich hätte sie vielleicht
nach und nach erhalten können, wenn ich meine Besuche stetig hätte
fortsetzen können. Aber seit ich alt werde, wird es mir immer
schwieriger. Wenn ich jetzt zu seltnen Zeiten einmal an den Rand des
Simmeises hinaufkomme, empfinde ich, daß es nicht mehr ist wie in der
Jugend, wo man keine Grenze kennt als das Ende des Tages oder die bare
Unmöglichkeit. Weil ich nun nicht mehr so große Strecken durchreisen
kann, um etwa Marmor, der mir noch fehlt, in Blöcken aufzusuchen,
so wird die Ausbeute immer geringer; sie wird auch aus dem Grunde
geringer, weil ich bereits so viel habe und die Stellen also seltener
sind, wo ich ein noch Fehlendes finde. Da ich allen Marmor selber
gesammelt habe, so kann ich wohl auch kein Stück an meinem Hause
anbringen, das mir von fremder Hand käme.«
»Ihr habt also wahrscheinlich das Haus selber gebaut oder es sehr
umgestaltet?« fragte ich.
»Ich habe es selber gebaut«, antwortete er. »Das Wohnhaus, welches zu
den umliegenden Gründen gehört, war früher der Meierhof, an dem ihr
gestern, da wir auf dem Bänkchen der Felderrast saßen, Leute Gras
mähen gesehen habt. Ich habe ihn von dem früheren Besitzer sammt allen
Ländereien, die dazu gehören, gekauft, habe das Haus auf dem Hügel
gebaut und habe den Meierhof zum Wirtschaftsgebäude bestimmt.«
»Aber den Garten könnt ihr doch unmöglich neu angelegt haben?«
»Das ist eine eigene Entstehungsgeschichte«, erwiderte er. »Ich muß
sagen: ich habe ihn neu angelegt, und ich muß sagen: ich habe ihn
nicht neu angelegt.
Ich habe mir mein Wohnhaus für den Rest meiner Tage auf einen Platz
gebaut, der mir entsprechend schien. Der Meierhof stand in dem Tale,
wie meistens die Gebäude dieser Art, damit sie das fette Gras, das man
häufig in den Wirtschaften braucht, um das Gehöfte herum haben; ich
wollte aber mit meiner Wohnung auf die Anhöhe. Da sie nun fertig war,
sollte der Garten, der an dem Meierhofe stand und nur mit vereinzelten
Bäumen oder mit Gruppen von ihnen zu mir langte, heraufgezogen werden.
Die Linde, unter welcher wir jetzt sitzen, sowie ihre Kameraden, die
um sie herum stehen oder einen Gartenweg bilden, stehen da, wo sie
gestanden sind. Der große alte Kirschbaum auf der Anhöhe stand mitten
im Getreide. Ich zog die Anhöhe zu meinem Garten, legte einen Weg zu
dem Kirschbaume hinauf an und baute um ihn ein Bänklein herum. Und
so ging es mit vielen andern Bäumen. Manche, und darunter sehr
bedeutende, daß man es nicht glauben sollte, haben wir übersetzt. Wir
haben sie im Winter mit einem großen Erdballen ausgegraben, sie mit
Anwendung von Seilen umgelegt, hierher geführt und mit Hilfe von
Hebeln und Balken in die vorgerichteten, gut zubereiteten Gruben
gesenkt. Waren die Zweige und Äste gehörig gekürzt, so schlugen sie im
Frühlinge desto kräftiger an, gleichsam als wären die Bäume zu neuem
Leben erwacht. Die Gesträuche und das Zwergobst ist alles neu gesetzt
worden. In kürzerer Zeit, als man glauben sollte, hatten wir die
Freude, zu sehen, daß der Garten so zusammengewachsen erschien, als
wäre er nie an einem andern Platze gewesen. In der Nähe des Meierhofes
habe ich manchen Rest von Bäumen fällen lassen, wenn er dem
Getreidebau hinderlich war; denn ich legte dort Felder an, wo ich die
Bäume genommen hatte, um an Boden auf jener Seite zu gewinnen, was ich
auf dieser durch Anlegung des Gartens verloren hatte.«
»Ihr habt da einen reizenden Sitz«, bemerkte ich.
»Nicht der Sitz allein, das ganze Land ist reizend«, erwiderte er,
»und es ist gut da wohnen, wenn man von den Menschen kömmt, wo sie ein
wenig zu dicht an einander sind, und wenn man für die Kräfte seines
Wesens Tätigkeit mitbringt. Zuweilen muß man auch einen Blick in sich
selbst tun. Doch soll man nicht stetig mit sich allein auch in dem
schönsten Lande sein; man muß zu Zeiten wieder zu seiner Gesellschaft
zurückkehren, wäre es auch nur, um sich an manche glänzende
Menschentrümmer, die aus unsrer Jugend noch übrig sind, zu erquicken,
oder an manchem festen Turm von einem Menschen empor zu schauen, der
sich gerettet hat. Nach solchen Zeiten geht das Landleben wieder wie
lindes Öl in das geöffnete Gemüt. Man muß aber weit von der Stadt weg
und von ihr unberührt sein. In der Stadt kommen die Veränderungen,
welche die Künste und die Gewerbe bewirkt haben, zur Erscheinung:
auf dem Lande die, welche naheliegendes Bedürfnis oder Einwirken der
Naturgegenstände auf einander hervorgebracht haben. Beide vertragen
sich nicht, und hat man das Erste hinter sich, so erscheint das Zweite
fast wie ein Bleibendes, und dann ruht vor dem Sinne ein schönes
Bestehendes und zeigt sich dem Nachdenken ein schönes Vergangenes, das
sich in menschlichen Wandlungen und in Wandlungen von Naturdingen in
eine Unendlichkeit zurückzieht.«
Ich antwortete nichts auf diese Rede, und wir schwiegen eine Weile.
Endlich sagte er wieder: »Ihr bleibt noch heute nachmittag und in der
Nacht bei uns?«
»Nach dem, wie ich hier aufgenommen worden bin«, antwortete ich, »ist
es ein angenehmes Gefühl, noch den Tag und die Nacht hier zubringen zu
dürfen.«
»So ist es gut«, erwiderte er, »ihr müßt aber auch erlauben, daß ich
euch einen Teil des Vormittags allein lasse, weil die Stunde naht, in
der ich zu Gustav gehen und ihm in seinem Lernen beistehen muß.«
»Tut euch nur keinen Zwang an«, entgegnete ich.
»So werde ich euch verlassen«, antwortete er, »geht indessen ein wenig
in dem Garten herum, oder seht das Feld an, oder besucht das Haus.«
»Ich wünsche für den Augenblick noch eine Weile unter diesem Baume
sitzen bleiben zu dürfen«, erwiderte ich.
»Tut, wie es euch gefällt«, antwortete er, »nur erinnert euch, daß
ich gestern gesagt habe, daß in diesem Hause um zwölf Uhr zu Mittag
gegessen wird.«
»Ich erinnere mich«, sagte ich, »und werde keine Unordnung machen.«
Eine kleine Weile nach diesen Worten stand er auf, strich sich mit
seiner Hand die Tierchen und sonstigen Körperchen, die von dem Baume
auf ihn herabgefallen waren, aus den Haaren, empfahl sich und ging in
der Richtung gegen das Haus zu.
Der Abschied
Ich saß noch eine geraume Zeit unter dem Baume und legte mir zurecht,
was ich gesehen und vernommen. Die Bienen summten in dem Baume, und
die Vögel sangen in dem Garten. Das Haus, in welches der alte Mann
gegangen war, blickte mit einzelnen Teilen, sei es von der weißen
Wand, sei es von dem Ziegeldache durch das Grün der Bäume herüber,
und zu meiner Rechten ging jenseits der Gebüsche, in der Gegend, in
welcher ich das Schreinerhaus vermutete, ein dünner Rauch in die
Luft empor. Das Singen der Vögel und das Summen der Bienen war mir
beinahe eine Stille, da ich durch meine Gebirgswanderungen an solche
andauernde Laute gewohnt war. Die Stille wurde unterbrochen durch
mein Beherberger die Vögel gefüttert hatte, lehnte in einer eigenen
Mauernische neben der Tür, welche sein bestimmter Platz zu sein
schien.
Wir gingen von diesen Räumen in das Gewächshaus. Es enthielt sehr
viele Pflanzen, meistens solche, welche zur Zeit gebräuchlich waren.
Auf den Gestellen standen Camellien mit gut gepflegten grünen
Blättern, Rhododendren, darunter, wie mir die Aufschrift sagte, gelbe,
die ich nie gesehen hatte, Azaleen in sehr mannigfaltigen Arten und
besonders viele neuholländische Gewächse. Von Rosen war die Teerose
in hervorragender Anzahl da, und ihre Blumen blühten eben. An das
Gewächshaus stieß ein kleines Glashaus mit Ananas. Auf dem Sandwege
vor beiden Häusern standen Citronen- und Orangenbäume in Kübeln. Der
alte Gärtner hatte noch weißere Haare als sein Herr. Er war ebenfalls
ungewöhnlich gekleidet, nur konnte ich bei ihm das Ungewöhnliche nicht
finden. Das fiel mir auf, daß er viel reines Weiß an sich hatte,
welches im Vereine mit seiner weißen Schürze mich eher an einen Koch
als an einen Gärtner erinnerte.
Daß die schmale Seite des Gewächshauses von Außen mit Rosen bekleidet
sei, wie die Südseite des Wohnhauses, fiel mir wieder auf, aber es
berührte mich nicht unangenehm.
Die alte Gattin des Gärtners, die wir in der Wohnung desselben fanden,
war ebenso weiß gekleidet wie ihr Mann. An die Gärtnerswohnung stießen
die Kammern der Gehilfen.
»Ihr habt ihr jetzt alles gesehen«, sagte mein Gastfreund, da wir aus
diesen Kammern traten, »außer den Gastzimmern, die ich euch zeigen
werde, wenn ihr es verlangt, und der Wohnung meines Ziehsohnes, die
wir aber jetzt nicht betreten können, weil wir ihn in seinem Lernen
stören würden.«
»Wir wollen das auf eine spätere Stunde lassen, in der ich euch daran
erinnern werde«, sagte ich, »jetzt habe ich aber ein anderes Anliegen
an eure Güte, das mir näher am Herzen ist.«
»Und dieses nähere Anliegen?« fragte er.
»Daß ihr mir endlich sagt«, antwortete ich, »wie ihr zu einer so
entschiedenen Gewißheit in Hinsicht des Wetters gekommen seid.«
»Der Wunsch ist ein sehr gerechter«, entgegnete er, »und um so
gerechter, als eure Meinung über das Gewitter der Grund gewesen ist,
weshalb ihr zu unserem Hause herauf gegangen seid, und als unser
Streit über das Gewitter der Grund gewesen ist, daß ihr länger da
geblieben seid. Gehen wir aber gegen das Bienenhaus, und setzen wir
uns auf eine Bank unter eine Linde. Ich werde euch auf dem Wege und
auf der Bank meine Sache erzählen.«
Wir schlugen einen breiten Sandpfad ein, der Anfangs von größeren
Obstbäumen und später von hohen, schattenden Linden begrenzt war.
Zwischen den Stämmen standen Ruhebänke, auf dem Sande liefen pickende
Vögel und in den Zweigen wurde heute wieder das Singen vollbracht,
welches ich gestern schon wahrgenommen hatte.
»Ihr habt die Sammlung von Werkzeugen der Naturlehre in meiner Wohnung
gesehen«, fing mein Begleiter an, als wir auf dem Sandwege dahin
gingen, »sie erklären schon einen Teil unserer Sache.«
»Ich habe sie gesehen«, antwortete ich, »besonders habe ich das
Barometer, Thermometer sowie einen Luftblau- und Feuchtigkeitsmesser
bemerkt; aber diese Dinge habe ich auch, und sie haben eher, da ich
sie vor meiner Wanderung beobachtete, auf einen Niederschlag als auf
sein Gegenteil gedeutet.«
»Das Barometer ist gefallen«, erwiderte er, »und wies auf geringeren
Luftdruck hin, mit welchem sehr oft der Eintritt von Regen verbunden
ist.«
»Wohl«, sagte ich.
»Der Zeiger des Feuchtigkeitsmessers«, fuhr er fort, »rückte mehr
gegen den Punkt der größten Feuchtigkeit.«
»Ja, so ist es gewesen«, antwortete ich.
»Aber der Electricitätsmesser«, sagte er, »verkündigte wenig
Luftelectricität, daß also eine Entladung derselben, womit in unseren
Gegenden gerne Regen verbunden ist, nicht erwartet werden konnte.«
»Ich habe wohl auch die nehmliche Beobachtung gemacht«, entgegnete
ich, »aber die electrische Spannung steht nicht so sehr im
Zusammenhange mit Wetterveränderungen und ist meistens nur ihre Folge.
Zudem hat sich gestern gegen Abend Electricität genug entwickelt, und
alle Anzeichen, von denen ihr redet, verkündeten einen Niederschlag.«
»Ja, sie verkündeten ihn und er ist erfolgt«, sagte mein Begleiter;
»denn es bildeten sich aus den unsichtbaren Wasserdünsten sichtbare
Wolken, die ja wohl sehr fein zerteiltes Wasser sind. Da ist der
Niederschlag. Auf die geringe electrische Spannung legte ich kein
Gewicht; ich wußte, daß, wenn einmal Wolken entständen, sich auch
hinlängliche Electricität einstellen würde. Die Anzeichen, von denen
wir geredet haben, beziehen sich aber nur auf den kleinen Raum, in dem
man sich eben befindet, man muß auch einen weiteren betrachten, die
Bläue der Luft und die Gestaltung der Wolken.«
»Die Luft hatte schon gestern Vormittags die tiefe und finstere
Bläue«, erwiderte ich, »welche dem Regen vorangeht, und die
Wolkenbildung begann bereits am Mittage und schritt sehr rasch
vorwärts.«
»Bis hieher habt ihr Recht«, sagte mein Begleiter, »und die Natur hat
euch auch Recht gegeben, indem sie eine ungewöhnliche Menge von Wolken
erzeugte. Aber es gibt auch noch andere Merkmale als die wir bisher
besprochen haben, welche euch entgangen sind.
Ihr werdet wissen, daß Anzeichen bestehen, welche nur einer gewissen
Gegend eigen sind und von den Eingeborenen verstanden werden, denen
sie von Geschlecht zu Geschlecht überliefert worden sind. Oft vermag
die Wissenschaft recht wohl den Grund der langen Erfahrung anzugeben.
Ihr wißt, daß in Gegenden ein kleines Wölklein, an einer bestimmten
Stelle des Himmels, der sonst rein ist, erscheinend und dort schweben
bleibend, ein sicherer Gewitteranzeiger für diese Gegend ist, daß ein
trüberer Ton an einer gewissen Stelle des Himmels, ein Windstoß aus
einer gewissen Gegend her Vorboten eines Landregens sind und daß der
Regen immer kömmt. Solche Anzeichen hat auch diese Gegend, und es sind
gestern keine eingetreten, die auf Regen wiesen.«
»Merkmale, die nur dieser Gegend angehören«, erwiderte ich, »konnte
ich nicht beobachten; aber ich glaube, daß diese Merkmale allein euch
doch nicht bestimmen konnten, einen so entscheidenden Ausspruch zu
tun, wie ihr getan habt.«
»Sie bestimmten mich auch nicht«, antwortete er, »ich hatte auch noch
andere Gründe.«
»Nun?«
»Alle die Vorzeichen, von denen wir bisher geredet haben, sind sehr
grobe«, sagte er, »und werden meistens von uns nur mittelst räumlicher
Veränderungen erkannt, die, wenn sie nicht eine gewisse Größe
erreichen, von uns gar nicht mehr beobachtet werden können. Der
Schauplatz, auf welchem sich die Witterungsverhältnisse gestalten, ist
sehr groß; dort, wohin wir nicht sehen und woher die Wirkungen auf
unsere wissenschaftlichen Werkzeuge nicht reichen können, mögen
vielleicht Ursachen und Gegenanzeigen sein, die, wenn sie uns bekannt
wären, unsere Vorhersage in ihr Gegenteil umstimmen würden. Die
Anzeichen können daher auch täuschen. Es sind aber noch viel feinere
Vorrichtungen vorhanden, deren Beschaffenheit uns ein Geheimnis ist,
die von Ursachen, die wir sonst gar nicht mehr messen können, noch
betroffen werden und deren Wirkung eine ganz gewisse ist.«
»Und diese Werkzeuge?«
»Sind die Nerven.«
»Also empfindet ihr durch eure Nerven, wenn Regen kommen wird?«
»Durch meine Nerven empfinde ich das nicht«, antwortete er. »Der
Mensch stört leider durch zu starke Einwirkungen, die er auf die
Nerven macht, das feine Leben derselben, und sie sprechen zu ihm nicht
mehr so deutlich, als sie sonst wohl könnten. Auch hat ihm die Natur
etwas viel Höheres zum Ersatze gegeben, den Verstand und die Vernunft,
wodurch er sich zu helfen und sich seine Stellung zu geben vermag. Ich
meine die Nerven der Tiere.«
»Es wird wohl wahr sein, was ihr sagt«, antwortete ich. »Die Tiere
hängen mit der tiefer stehenden Natur noch viel unmittelbarer zusammen
als wir. Es wird nur darauf ankommen, daß diese Beziehungen ergründet
werden und dafür ein Ausdruck gefunden wird, besonders, was das
kommende Wetter betrifft.«
»Ich habe diesen Zusammenhang nicht ergründet«, entgegnete er,
»noch weniger den Ausdruck dafür gefunden; beides dürfte in dieser
Allgemeinheit wohl sehr schwer sein; aber ich habe zufällig einige
Beobachtungen gemacht, habe sie dann absichtlich wiederholt und daraus
Erfahrungen gesammelt und Ergebnisse zusammen gestellt, die eine
Voraussage mit fast völliger Gewißheit möglich machen. Viele Tiere
sind von Regen und Sonnenschein so abhängig, ja bei einigen handelt es
sich geradezu um das Leben selber, je nachdem Sonne oder Regen ist,
daß ihnen Gott notwendig hat Werkzeuge geben müssen, diese Dinge
vorhinein empfinden zu können. Diese Empfindung als Empfindung kann
aber der Mensch nicht erkennen, er kann sie nicht betrachten, weil
sie sich den Sinnen entzieht; allein die Tiere machen in Folge dieser
Vorempfindung Anstalten für ihre Zukunft, und diese Anstalten kann der
Mensch betrachten und daraus Schlüsse ziehen. Es gibt einige, die ihre
Nahrung finden, wenn es feucht ist, andere verlieren sie in diesem
Falle. Manche müssen ihren Leib vor Regen bergen, manche ihre
Brut in Sicherheit bringen. Viele müssen ihre für den Augenblick
aufgeschlagene Wohnung verlassen oder eine andere Arbeit suchen.
Da nun die Vorempfindung gewiß sein muß, wenn die daraus folgende
Handlung zur Sicherung führen soll, da die Nerven schon berührt
werden, wenn noch alle menschlichen wissenschaftlichen Werkzeuge
schweigen, so kann eine Voraussage über das Wetter, die auf eine
genaue Betrachtung der Handlungen der Tiere gegründet ist, mehr Anhalt
gewähren als die aus allen wissenschaftlichen Werkzeugen zusammen
genommen.«
»Ihr eröffnet da eine neue Richtung.«
»Die Menschen haben darin schon Vieles erfahren. Die besten
Wetterkenner sind die Insekten und überhaupt die kleinen Tiere. Sie
sind aber viel schwerer zu beobachten, da sie, wenn man dies tun will,
nicht leicht zu finden sind und da man ihre Handlungen auch nicht
immer leicht versteht. Aber von kleineren Tieren hängen oft größere
ab, deren Speise jene sind, und die Handlungen kleinerer Tiere haben
Handlungen größerer zur Folge, welche der Mensch leichter überblickt.
Freilich steht da ein Schluß in der Mitte, der die Gefahr zu irren
größer macht, als sie bei der unmittelbaren Betrachtung und der
gleichsam redenden Tatsache ist. Warum, damit ich ein Beispiel
anführe, steigt der Laubfrosch tiefer, wenn Regen folgen soll, warum
fliegt die Schwalbe niedriger und springt der Fisch aus dem Wasser?
Die Gefahr, zu irren, wird wohl bei oftmaliger Wiederholung der
Beobachtung und bei sorglicher Vergleichung geringer; aber das
Sicherste bleiben immer die Herden der kleinen Tiere. Das habt ihr
gewiß schon gehört, daß die Spinnen Wetterverkündiger sind und daß die
Ameisen den Regen vorhersagen. Man muß das Leben dieser kleinen Dinge
betrachten, ihre häuslichen Einrichtungen anschauen, oft zu ihnen
kommen, sehen, wie sie ihre Zeit hinbringen, erforschen, welche
Grenzen ihre Gebiete haben, welche die Bedingungen ihres Glückes sind
und wie sie denselben nachkommen. Darum wissen Jäger, Holzhauer und
Menschen, welche einsam sind und zur Betrachtung dieses abgesonderten
Lebens aufgefordert werden, das Meiste von diesen Dingen und wie aus
dem Benehmen von Tieren das Wetter vorherzusagen ist. Es gehört aber
wie zu allem auch Liebe dazu.«
»Hier ist der Sitz«, unterbrach er sich, »von welchem ich früher
gesprochen habe. Hier ist die schönste Linde meines Gartens, ich habe
einen bessern Ruheplatz unter ihr anbringen lassen und gehe selten
vorüber, ohne mich eine Weile nieder zu setzen, um mich an dem Summen
in ihren Ästen zu ergötzen. Wollen wir uns setzen?«
Ich willigte ein, wir setzten uns, das Summen war wirklich über unsern
Häuptern zu hören, und ich fragte, »Habt ihr nun diese Beobachtungen
an den Tieren, wie ihr sagtet, gemacht?«
»Auf Beobachtungen bin ich eigentlich nicht ausgegangen«, antwortete
er; »aber da ich lange in diesem Hause und in diesem Garten gelebt
habe, hat sich Manches zusammengefunden; aus dem Zusammengefundenen
haben sich Schlüsse gebaut, und ich bin durch diese Schlüsse umgekehrt
wieder zu Betrachtungen veranlaßt worden. Viele Menschen, welche
gewohnt sind, sich und ihre Bestrebungen als den Mittelpunkt der Welt
zu betrachten, halten diese Dinge für klein; aber bei Gott ist es
nicht so; das ist nicht groß, an dem wir vielmal unsern Maßstab
umlegen können, und das ist nicht klein, wofür wir keinen Maßstab
mehr haben. Das sehen wir daraus, weil er alles mit gleicher Sorgfalt
behandelt. Oft habe ich gedacht, daß die Erforschung des Menschen und
seines Treibens, ja sogar seiner Geschichte, nur ein anderer Zweig der
Naturwissenschaft sei, wenn er auch für uns Menschen wichtiger ist,
als er für Tiere wäre. Ich habe zu einer Zeit Gelegenheit gehabt, in
diesem Zweige Manches zu erfahren und mir Einiges zu merken. Doch ich
will zu meinem Gegenstande zurückkehren. Von dem, was die kleinen
Tiere tun, wenn Regen oder Sonnenschein kommen soll, oder wie ich
überhaupt aus ihren Handlungen Schlüsse ziehe, kann ich jetzt nicht
reden, weil es zu umständlich sein würde, obwohl es merkwürdig ist;
aber das kann ich sagen, daß nach meinen bisherigen Erfahrungen
gestern keines der Tierchen in meinem Garten ein Zeichen von Regen
gegeben hat.
Wir mögen von den Bienen anfangen, welche in diesen Zweigen summen,
und bis zu den Ameisen gelangen, die ihre Puppen an der Planke meines
Gartens in die Sonne legen, oder zu dem Springkäfer, der sich seine
Speise trocknet. Weil mich nun diese Tiere, wenn ich zu ihnen kam, nie
getäuscht haben, so folgerte ich, daß die Wasserbildung, welche unsere
gröberen wissenschaftlichen Werkzeuge voraussagten, nicht über die
Entstehung von Wolken hinausgehen würde, da es sonst die Tiere gewußt
hätten. Was aber mit den Wolken geschehen würde, erkannte ich nicht
genau, ich schloß nur, daß durch die Abkühlung, die ihr Schatten
erzeugen müßte, und durch die Luftströmungen, denen sie selber ihr
Dasein verdankten, ein Wind entstehen könnte, der in der Nacht den
Himmel wieder rein fegen würde.«
»Und so geschah es auch«, sagte ich.
»Ich konnte es um so sicherer voraussehen«, erwiderte er, »weil es
an unserem Himmel und in unserem Garten oft schon so gewesen ist wie
gestern und stets so geworden ist wie heute in der Nacht.«
»Das ist ein weites Feld, von dem ihr da redet«, sagte ich, »und da
steht der menschlichen Erkenntnis ein nicht unwichtiger Gegenstand
gegenüber. Er beweist wieder, daß jedes Wissen Ausläufe hat, die man
oft nicht ahnt, und wie man die kleinsten Dinge nicht vernachlässigen
soll, wenn man auch noch nicht weiß, wie sie mit den größeren
zusammenhängen. So kamen wohl auch die größten Männer zu den Werken,
die wir bewundern, und so kann mit Hereinbeziehung dessen, von dem ihr
redet, die Witterungskunde einer großen Erweiterung fähig sein.«
»Diesen Glauben hege ich auch«, erwiderte er. »Euch Jüngeren wird es
in den Naturwissenschaften überhaupt leichter, als es den Älteren
geworden ist. Man schlägt jetzt mehr die Wege des Beobachtens
und der Versuche ein, statt daß man früher mehr den Vermutungen,
Lehrmeinungen, ja Einbildungen hingegeben war. Diese Wege wurden lange
nicht klar, obgleich sie Einzelne wohl zu allen Zeiten gegangen sind.
Je mehr Boden man auf die neue Weise gewinnt, desto mehr Stoff hat man
als Hilfe zu fernern Erringungen.
Man wendet sich jetzt auch mit Ernst der Pflege der einzelnen Zweige
zu, statt wie früher immer auf das Allgemeine zu gehen; und es
wird daher auch eine Zeit kommen, in der man dem Gegenstande eine
Aufmerksamkeit schenken wird, von dem wir jetzt gesprochen haben. Wenn
die Fruchtbarkeit, wie sie durch Jahrzehnte in der Naturwissenschaft
gewesen ist, durch Jahrhunderte anhält, so können wir gar nicht ahnen,
wie weit es kommen wird. Nur das eine wissen wir jetzt, daß das noch
unbebaute Feld unendlich größer ist als das bebaute.«
»Ich habe gestern einige Arbeiter bemerkt«, sagte ich, »welche, obwohl
der Himmel voll Wolken war, doch Wasser pumpten, ihre Gießkannen
füllten und die Gewächse begossen. Haben diese vielleicht auch
gewußt, daß kein Regen kommen werde, oder haben sie bloß eure Befehle
vollzogen, wie die Mäher, die an dem Meierhofe Gras abmähten?«
»Das Letztere ist der Fall«, erwiderte er. »Diese Arbeiter glauben
jedes Mal, daß ich mich irre, wenn der äußere Anschein gegen mich ist,
wie oft sie auch durch den Erfolg belehrt worden sein mögen. Und so
werden sie gewiß auch gestern geglaubt haben, daß Regen komme. Sie
begossen die Gewächse, weil ich es angeordnet habe und weil es bei
uns eingeführt ist, daß der, welcher wiederholt den Anordnungen nicht
nachkömmt, des Dienstes entlassen wird. Es sind aber endlich auch noch
andere Dinge außer den Tieren, welche das Wetter vorhersagen, nehmlich
die Pflanzen.«
»Von den Pflanzen wußte ich es schon, und zwar besser, als von den
Tieren«, erwiderte ich.
»In meinem Garten und in meinem Gewächshause sind Pflanzen«, sagte er,
»welche einen auffallenden Zusammenhang mit dem Luftkreise zeigen,
besonders gegen das Nahen der Sonne, wenn sie lange in Wolken gewesen
war. Aus dem Geruche der Blumen kann man dem kommenden Regen entgegen
sehen, ja sogar aus dem Grase riecht man ihn beinahe. Mir kommen diese
Dinge so zufällig in den Garten und in das Haus; ihr aber werdet sie
weit besser und weit gründlicher kennen lernen, wenn ihr die Wege der
neuen Wissenschaftlichkeit wandelt und die Hilfsmittel benützt, die es
jetzt gibt, besonders die Rechnung. Wenn ihr namentlich eine einzelne
Richtung einschlage, so werdet ihr in derselben ungewöhnlich große
Fortschritte machen.«
»Woher schließt ihr denn das?« fragte ich.
»Aus eurem Aussehen«, erwiderte er, »und schon aus der sehr bestimmten
Aussage, die ihr gestern in Hinsicht des Wetters gemacht habt.«
»Diese Aussage war aber falsch«, antwortete ich, »und aus ihr hättet
ihr gerade das Gegenteil schließen können.«
»Nein, das nicht«, sagte er, »eure Äußerung zeigte, weil sie so
bestimmt war, daß ihr den Gegenstand genau beobachtet habt, und weil
sie so warm war, daß ihr ihn mit Liebe und mit Eifer umfaßt; daß
eure Meinung deßohngeachtet irrig war, kam nur daher, weil ihr einen
Umstand, der auf sie Einfluß hatte, nicht kanntet und ihn auch nicht
leicht kennen konntet; sonst würdet ihr anders geurteilt haben.«
»Ja, ihr redet wahr, ich würde anders geurteilt haben«, antwortete
ich, »und ich werde nicht wieder so voreilig urteilen.«
»Ihr habt gestern gesagt, daß ihr euch mit Naturdingen beschäftiget«,
fuhr er fort, »darf ich wohl fragen, ob ihr eine bestimmte Richtung
gewählt habt und welche.«
Ich war durch die Frage ein wenig in Verwirrung gebracht und
antwortete: »Ich bin doch im Grunde nur ein gewöhnlicher Fußreisender.
Ich besitze gerade so viel Vermögen, um unabhängig leben zu können,
und gehe in der Welt herum, um sie anzusehen. Ich habe wohl vor Kurzem
alle Wissenschaften angefangen; aber davon bin ich zurückgekommen und
habe mir nur hauptsächlich die einzelne Wissenschaft der Erdbildung
zur Aufgabe gemacht. Um die Werke, welche ich hierin lese, zu
ergänzen, suche ich auf den Reisen, die ich in verschiedene
Landesteile mache, zu beobachten, schreibe meine Erfahrungen auf und
verfertige Zeichnungen. Da die Werke vorzüglich von Gebirgen handeln,
so suche ich auch vorzüglich die Gebirge auf. Sie enthalten sonst auch
Vieles, das mir lieb ist.«
»Diese Wissenschaft ist eine sehr weite«, entgegnete mein Gastfreund,
»wenn sie in der Bedeutung der Erdgeschichte genommen wird. Sie
schließt manche Wissenschaften ein und setzt manche voraus. Die Berge
sind wohl jetzt, wo diese Wissenschaft noch jung ist und wo man ihre
ersten und greifbarsten Züge sammelt, von der größten Bedeutung; aber
es wird auch die Ebene an die Reihe kommen, und ihre einfache und
schwerer zu entziffernde Frage wird gewiß nicht von geringerer
Wichtigkeit sein.«
»Sie wird gewiß wichtig sein«, antwortete ich. »Ich habe die Ebene und
ihre Sprache, die sie damals zu mir sprach, schon geliebt, ehe ich
meine jetzige Aufgabe betrieb und ehe ich die Gebirge kannte.«
»Ich glaube«, entgegnete mein Begleiter, »daß in der gegenwärtigen
Zeit der Standpunkt der Wissenschaft, von welcher wir sprechen, der
des Sammelns ist. Entfernte Zeiten werden aus dem Stoffe etwas bauen,
das wir noch nicht kennen. Das Sammeln geht der Wissenschaft immer
voraus; das ist nicht merkwürdig; denn das Sammeln muß ja vor der
Wissenschaft sein; aber das ist merkwürdig, daß der Drang des Sammelns
in die Geister kömmt, wenn eine Wissenschaft erscheinen soll, wenn sie
auch noch nicht wissen, was diese Wissenschaft enthalten wird. Es geht
gleichsam der Reiz der Ahnung in die Herzen, wozu etwas da sein könne
und wozu es Gott bestellt haben möge. Aber selbst ohne diesen Reiz
hat das Sammeln etwas sehr Einnehmendes. Ich habe meine Marmore alle
selber in den Gebirgen gesammelt und habe ihren Bruch aus den Felsen,
ihr Absägen, ihr Schleifen und ihre Einfügungen geleitet. Die Arbeit
hat mir manche Freude gebracht, und ich glaube, daß mir nur darum
diese Steine so lieb sind, weil ich sie selber gesucht habe.«
»Habt ihr alle Arten unsers Gebirges?« fragte ich.
»Ich habe nicht alle«, antwortete er, »ich hätte sie vielleicht
nach und nach erhalten können, wenn ich meine Besuche stetig hätte
fortsetzen können. Aber seit ich alt werde, wird es mir immer
schwieriger. Wenn ich jetzt zu seltnen Zeiten einmal an den Rand des
Simmeises hinaufkomme, empfinde ich, daß es nicht mehr ist wie in der
Jugend, wo man keine Grenze kennt als das Ende des Tages oder die bare
Unmöglichkeit. Weil ich nun nicht mehr so große Strecken durchreisen
kann, um etwa Marmor, der mir noch fehlt, in Blöcken aufzusuchen,
so wird die Ausbeute immer geringer; sie wird auch aus dem Grunde
geringer, weil ich bereits so viel habe und die Stellen also seltener
sind, wo ich ein noch Fehlendes finde. Da ich allen Marmor selber
gesammelt habe, so kann ich wohl auch kein Stück an meinem Hause
anbringen, das mir von fremder Hand käme.«
»Ihr habt also wahrscheinlich das Haus selber gebaut oder es sehr
umgestaltet?« fragte ich.
»Ich habe es selber gebaut«, antwortete er. »Das Wohnhaus, welches zu
den umliegenden Gründen gehört, war früher der Meierhof, an dem ihr
gestern, da wir auf dem Bänkchen der Felderrast saßen, Leute Gras
mähen gesehen habt. Ich habe ihn von dem früheren Besitzer sammt allen
Ländereien, die dazu gehören, gekauft, habe das Haus auf dem Hügel
gebaut und habe den Meierhof zum Wirtschaftsgebäude bestimmt.«
»Aber den Garten könnt ihr doch unmöglich neu angelegt haben?«
»Das ist eine eigene Entstehungsgeschichte«, erwiderte er. »Ich muß
sagen: ich habe ihn neu angelegt, und ich muß sagen: ich habe ihn
nicht neu angelegt.
Ich habe mir mein Wohnhaus für den Rest meiner Tage auf einen Platz
gebaut, der mir entsprechend schien. Der Meierhof stand in dem Tale,
wie meistens die Gebäude dieser Art, damit sie das fette Gras, das man
häufig in den Wirtschaften braucht, um das Gehöfte herum haben; ich
wollte aber mit meiner Wohnung auf die Anhöhe. Da sie nun fertig war,
sollte der Garten, der an dem Meierhofe stand und nur mit vereinzelten
Bäumen oder mit Gruppen von ihnen zu mir langte, heraufgezogen werden.
Die Linde, unter welcher wir jetzt sitzen, sowie ihre Kameraden, die
um sie herum stehen oder einen Gartenweg bilden, stehen da, wo sie
gestanden sind. Der große alte Kirschbaum auf der Anhöhe stand mitten
im Getreide. Ich zog die Anhöhe zu meinem Garten, legte einen Weg zu
dem Kirschbaume hinauf an und baute um ihn ein Bänklein herum. Und
so ging es mit vielen andern Bäumen. Manche, und darunter sehr
bedeutende, daß man es nicht glauben sollte, haben wir übersetzt. Wir
haben sie im Winter mit einem großen Erdballen ausgegraben, sie mit
Anwendung von Seilen umgelegt, hierher geführt und mit Hilfe von
Hebeln und Balken in die vorgerichteten, gut zubereiteten Gruben
gesenkt. Waren die Zweige und Äste gehörig gekürzt, so schlugen sie im
Frühlinge desto kräftiger an, gleichsam als wären die Bäume zu neuem
Leben erwacht. Die Gesträuche und das Zwergobst ist alles neu gesetzt
worden. In kürzerer Zeit, als man glauben sollte, hatten wir die
Freude, zu sehen, daß der Garten so zusammengewachsen erschien, als
wäre er nie an einem andern Platze gewesen. In der Nähe des Meierhofes
habe ich manchen Rest von Bäumen fällen lassen, wenn er dem
Getreidebau hinderlich war; denn ich legte dort Felder an, wo ich die
Bäume genommen hatte, um an Boden auf jener Seite zu gewinnen, was ich
auf dieser durch Anlegung des Gartens verloren hatte.«
»Ihr habt da einen reizenden Sitz«, bemerkte ich.
»Nicht der Sitz allein, das ganze Land ist reizend«, erwiderte er,
»und es ist gut da wohnen, wenn man von den Menschen kömmt, wo sie ein
wenig zu dicht an einander sind, und wenn man für die Kräfte seines
Wesens Tätigkeit mitbringt. Zuweilen muß man auch einen Blick in sich
selbst tun. Doch soll man nicht stetig mit sich allein auch in dem
schönsten Lande sein; man muß zu Zeiten wieder zu seiner Gesellschaft
zurückkehren, wäre es auch nur, um sich an manche glänzende
Menschentrümmer, die aus unsrer Jugend noch übrig sind, zu erquicken,
oder an manchem festen Turm von einem Menschen empor zu schauen, der
sich gerettet hat. Nach solchen Zeiten geht das Landleben wieder wie
lindes Öl in das geöffnete Gemüt. Man muß aber weit von der Stadt weg
und von ihr unberührt sein. In der Stadt kommen die Veränderungen,
welche die Künste und die Gewerbe bewirkt haben, zur Erscheinung:
auf dem Lande die, welche naheliegendes Bedürfnis oder Einwirken der
Naturgegenstände auf einander hervorgebracht haben. Beide vertragen
sich nicht, und hat man das Erste hinter sich, so erscheint das Zweite
fast wie ein Bleibendes, und dann ruht vor dem Sinne ein schönes
Bestehendes und zeigt sich dem Nachdenken ein schönes Vergangenes, das
sich in menschlichen Wandlungen und in Wandlungen von Naturdingen in
eine Unendlichkeit zurückzieht.«
Ich antwortete nichts auf diese Rede, und wir schwiegen eine Weile.
Endlich sagte er wieder: »Ihr bleibt noch heute nachmittag und in der
Nacht bei uns?«
»Nach dem, wie ich hier aufgenommen worden bin«, antwortete ich, »ist
es ein angenehmes Gefühl, noch den Tag und die Nacht hier zubringen zu
dürfen.«
»So ist es gut«, erwiderte er, »ihr müßt aber auch erlauben, daß ich
euch einen Teil des Vormittags allein lasse, weil die Stunde naht, in
der ich zu Gustav gehen und ihm in seinem Lernen beistehen muß.«
»Tut euch nur keinen Zwang an«, entgegnete ich.
»So werde ich euch verlassen«, antwortete er, »geht indessen ein wenig
in dem Garten herum, oder seht das Feld an, oder besucht das Haus.«
»Ich wünsche für den Augenblick noch eine Weile unter diesem Baume
sitzen bleiben zu dürfen«, erwiderte ich.
»Tut, wie es euch gefällt«, antwortete er, »nur erinnert euch, daß
ich gestern gesagt habe, daß in diesem Hause um zwölf Uhr zu Mittag
gegessen wird.«
»Ich erinnere mich«, sagte ich, »und werde keine Unordnung machen.«
Eine kleine Weile nach diesen Worten stand er auf, strich sich mit
seiner Hand die Tierchen und sonstigen Körperchen, die von dem Baume
auf ihn herabgefallen waren, aus den Haaren, empfahl sich und ging in
der Richtung gegen das Haus zu.
Der Abschied
Ich saß noch eine geraume Zeit unter dem Baume und legte mir zurecht,
was ich gesehen und vernommen. Die Bienen summten in dem Baume, und
die Vögel sangen in dem Garten. Das Haus, in welches der alte Mann
gegangen war, blickte mit einzelnen Teilen, sei es von der weißen
Wand, sei es von dem Ziegeldache durch das Grün der Bäume herüber,
und zu meiner Rechten ging jenseits der Gebüsche, in der Gegend, in
welcher ich das Schreinerhaus vermutete, ein dünner Rauch in die
Luft empor. Das Singen der Vögel und das Summen der Bienen war mir
beinahe eine Stille, da ich durch meine Gebirgswanderungen an solche
andauernde Laute gewohnt war. Die Stille wurde unterbrochen durch
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