Briefe an Ludwig Tieck (1/4) - 01

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Anmerkungen zur Transkription
Der vorliegende Text wurde anhand der 1864 erschienenen Buchausgabe
möglichst originalgetreu wiedergegeben. Die Zeichensetzung wurde
stillschweigend korrigiert. Aufgrund der Vielfalt der persönlichern
Schreibstile der verschiedenen Autoren wurden ungewöhnliche und
inkonsistente Schreibweisen aber beibehalten, jedoch wurden
offensichtliche Druckfehler korrigiert:
S. XVI,: ‚Hagen, Friedrich Heinrich van der‘ → ‚Hagen, Friedrich
Heinrich von der‘
S. 24,: ‚quittter‘ → ‚quitter‘
S. 33,: ‚von der‘ → ‚von dem‘
S. 52,: doppeltes ‚sich‘; eines entfernt
S. 98,: ‚Sie als äußerst‘ → ‚sie als äußerst‘
S. 142,: ‚Friedrichs des Streibaren‘ → ‚Friedrich des Streitbaren‘
S. 159,: ‚zu ersten Male‘ → ‚zum ersten Male‘
S. 161,: ‚lettre d’intorduction‘ → ‘lettre d’introduction‘
S. 174: Briefnummer ‚VI‘ → ‚IV‘
S. 200,: ‚zu zuzurufen‘ → ‚zuzurufen‘
S. 203,: ‚Liebeshoffnungenn‘ → ‚Liebeshoffnungen‘
S. 216,: ‚Bedenkliches dabe‘ → ‚Bedenkliches dabei‘
S. 229,: doppeltes ‚zu‘; eines entfernt
S. 251,: ‚würden Sie‘ → ‚würden sie‘
S. 270,: doppeltes ‚er‘; eines entfernt
S. 289,: ‚bei denen, dei‘ → ‚bei denen, die‘
S. 293,: ‚kannte sie weniger‘ → ‚konnte sie weniger‘
S. 304: ‚Dich und Sie‘ → ‚Dich und sie‘
S. 329,: ‚Vergeben sie‘ → ‚Vergeben Sie‘
S. 367: ‚Im empfehle‘ → ‚Ich empfehle‘
S. 369,3: doppeltes ‚und‘; eines entfernt
S. 375,: ‚Or i shall live yours epitaph to make‘ → ‚Or I shall live
your epitaph to make‘
Die Nummerierung der Briefe auf S. 127/128 von K. G. Carus (Nr. V bzw.
VI) ist im Original vertauscht wiedergegeben; die korrekte
Zahlenreihenfolge wurde wiederhergestellt.
Der Text in der Originalausgabe wurde in Frakturschrift gesetzt; dies
wird hier durch normale Schrift dargestellt; _Unterstriche_ stehen für
gesperrten Text, ~Tilden~ für Antiquaschrift. Fettgedruckte Passagen
werden durch =Gleichheitszeichen= hervorgehoben.
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Briefe
an
Ludwig Tieck.

Erster Band.


Verlag von Eduard Trewendt in Breslau.

=Armand, Bis in die Wildniß.= Reise-Roman. 2. Aufl.
4 Bände. 8. 4 Thlr.
=Bach, Dr. Theodor, Theodor Gottlieb von Hippel=, der
Verfasser des Aufrufs: „An mein Volk.“ Ein
Gedenkblatt &c. 8. 1½ Thlr.
=Eberth, Dr. Felix, Walter Scott.= Ein Lebensbild.
2 Bände. 8. 3 Thlr.
=Frenzel, Karl, Die drei Grazien.= Roman. 3 Bände. 8. 4½ Thlr.
=Giseke, H. L. Robert, Käthchen.= Roman. 4 Bände. 8. 4 Thlr.
=Godin, A., Eine Catastrophe und ihre Folgen.=
Roman. 8. 1½ Thlr.
=Gottschall, Rud., Reisebilder aus Italien.= 8. 1½ Thlr.
=Habicht, Ludw., Kriminal-Novellen.= 8. 1½ Thlr.
=Holtei, Karl von, Kleine Erzählungen.= Volks-Ausgabe.
5 Bde. 16. 1½ Thlr.
=-- -- Die Eselsfresser.= Roman. Volks-Ausg. 3 Bde. 16. 1 Thlr.
=-- -- Vierzig Jahre.= Volks-Ausgabe. 6 Bände. 16. 4 Thlr.
=-- -- Der letzte Komödiant.= Roman. 3 Bde. 8. 5 Thlr.
=-- -- Kriminalgeschichten.= Volks-Ausgabe. 6 Bde. 16. 2 Thlr.
=-- -- Christian Lammfell.= Roman. Volks-Ausg. 5 Bde. 16. 1½ Thlr.
=-- -- Noblesse oblige.= Roman. Volks-Ausg. 3 Bde. 16. 1 Thlr.
=-- -- Ein Schneider.= Roman. Volks-Ausgabe. 3 Bde. 16. 1 Thlr.
=-- -- Die Vagabunden.= Roman. Volks-Ausgabe. 3 Bde. 16. 1 Thlr.
_Illustrierte Ausgabe._ 3 Theile in einem Bande. 8. 1½ Thlr.
=-- -- Noch ein Jahr in Schlesien.= Anhang zu „Vierzig
Jahre.“ 2 Bde. 20 Sgr.
=Mügge, Theodor, Nordisches Bilderbuch.= Reisebilder.
3. Aufl. 8. 24 Sgr.
=-- -- Romane.= Dritte (letzte) Folge. 6 Bände. 8. 9 Thlr.
=-- -- Der Chevalier.= Roman. 2. Auflage. 3 Bde. 8. 1½ Thlr.
=-- -- Toussaint.= Roman. 2. Auflage. 5 Bde. 8. 2½ Thlr.
=-- -- Erich Randal.= Roman. 2. Aufl. 4 Bde. 8. 2 Thlr.
=-- -- Afraja.= Roman. 2. Aufl. 3 Bde. 8. 1½ Thlr.
=-- -- Tänzerin und Gräfin.= Roman. 2. Aufl. 3 Bde. 8. 1½ Thlr.
=-- -- Die Vendéerin.= Roman. 2. Aufl. 2 Bde. 8. 1 Thlr.
=-- -- Weihnachtsabend.= Roman. 2. Aufl. 8. 15 Sgr.
=Rosen, Ludwig, Vier Freunde.= Roman. 3 Bände. 8 5 Thlr.
=-- -- Damals.= Novellen aus den Befreiungskriegen. 8.
Eleg. brosch. 1½ Thlr.
=Salma, Bernhard von, Graf Mocenigo= Social-polit.
Rom. 3 Bde. 8. 4½ Thlr.
=See, Gustav vom, Erzählungen eines alten Herrn.= 8. 1½ Thlr.
=-- -- Erzählungen eines alten Herrn.= Neue Folge. 8. 1½ Thlr.
=-- -- Zwei gnädige Frauen.= Roman. 3 Bände. 8. 3½ Thlr.
=-- -- Herz und Welt.= Roman. 3 Bände. 8. 4½ Thlr.
=-- -- Wogen des Lebens.= Roman. 3 Bände. 8. 4 Thlr.
=Wehl, Feodor, Allerweltsgeschichten.= Ein
Novellenbuch. 8. 1½ Thlr.


Briefe
an
Ludwig Tieck.
Ausgewählt und herausgegeben
von
Karl von Holtei.
Erster Band.
Breslau, Verlag von Eduard Trewendt.
1864


Der
durchlauchtigen Frau Wilhelmine
Fürstin Auersperg
geb. Fürstin Colloredo-Mannsfeldt
widmet voll Verehrung für Geist, Seele, Anmuth und Schönheit diese
Bücher
der

Herausgeber.


Vorwort.

~Dr~. Rudolph Köpke sagt im Vorworte zu seinem Buche: =Ludwig
Tieck. Erinnerungen aus dem Leben des Dichters etc. etc. = (Leipzig,
F. A. Brockhaus 1855.):
„Lange beschäftigte ihn der Gedanke, eine Auswahl des reichhaltigen
Briefwechsels herauszugeben, in dem er während eines langen
litterarischen Lebens mit den verschiedensten Männern gestanden hatte.
Diese Sammlung, so weit sie ihn persönlich betrifft, beginnt mit dem
Jahre 1792 und enthält der großen Mehrzahl nach Briefe die an ihn
gerichtet sind. In chronologischer Reihenfolge theilte er mir die
einzelnen Bände mit zur Durchsicht und vorläufigen Bezeichnung des etwa
Auszuwählenden. An jeden wichtigen Brief knüpften sich Erläuterungen
und häufig neue Erzählungen &c. &c. &c. So ist es zu verstehen, wenn
ich dieses Buch „„Erinnerungen a. d. L. d. Dichters nach dessen
mündlichen und _schriftlichen_ Mittheilungen““ genannt habe.“
Daß unsere jetzt gedruckte Briefsammlung eigentlich als Anhang,
Nachtrag zu Köpke’s vortrefflicher Lebensbeschreibung betrachtet werden
will, unterliegt keiner Frage.
Desto drohender tritt die andere Frage hervor: Wie ist die Auswahl
gerathen? in wie fern erfüllt ihre Zusammenstellung des Verstorbenen
Absicht? in wie fern wird sie den Anforderungen genügen, welche
unterrichtete Leser daran machen wollen?
Darauf muss ich erwiedern: _Nur_ Herr Professor Köpke, und gerade
Er wäre im Stande gewesen, diese Aufgabe, des Gegenstandes würdig,
im Sinne Tiecks zu lösen, wie ja schon aus der hier zum Eingange
abgedruckten Stelle seines Vorwortes sich zeigt. Deshalb habe ich,
bevor ich mich anschickte, dem _mir_ gegönnten Vertrauen durch
die That zu entsprechen, _ihn_ dringend schriftlich ersucht:
sämmtliche Papiere ihm zusenden, und die schwierige Redaktion ihm
überlassen zu dürfen? Er hat darauf bestimmt und wiederholentlich
erklärt: „_seine Zeit sey jetzt durch andere Arbeiten zu sehr
in Anspruch genommen, und er könne zu dieser Verpflichtung
gegenwärtig nicht mehr zurückkehren_!“ -- Erst darauf habe ich
mich entschlossen, wirklich zu beginnen; doch hab’ ich mir’s keinen
Augenblick während eines halben Jahres verhehlt, daß es mir an gar
vielem dazu gebricht; daß mein langjähriges Verhältniß zu Tieck, mag
es immer ein vertrauliches, mag ich in seinem Hause heimisch gewesen
sein, doch kaum Ersatz gewährt für mancherlei sonstige mir fehlende
Kenntnisse wie Eigenschaften; daß ich’s, mit einem Worte, beim besten
Willen vielleicht Wenigen zu Danke machen werde; hab’ aber dennoch
die Arbeit auf mich geladen, weil schwerlich ein Anderer da war, der
sie williger übernommen, der sie besser gemacht hätte; weil ich es für
Schuldigkeit halte, einer guten Sache ohne Eitelkeit zu dienen.
Welche Massen von Papieren müßten sich im Laufe so langen Lebens,
und bei Tiecks Stellung in der Welt aufgesammelt haben, wäre nicht
doch Vieles verloren gegangen! Ordnung zu halten wurde ihm schwer.
Dessen selbst bewußt, hat er, was früher glücklich gerettet war,
späterhin vor künftiger Verzettelung sichern wollen; hat es in
dicke Quartanten zusammen _binden_ lassen, -- für’s Gefühl des
Handschriftensammlers ein unseeliger Gedanke! Wie es damit bestellt
gewesen, das kann nur wissen, wer sich genöthiget sah, wiederum zu
trennen und auseinander zu fasern, was des Buchbinders Kleister,
ohne Achtung für morsches Papier und halbverwitterte Schrift dick
verklebt hatte. Da ist manch’ ein Riß in’s Lebendige geschehen;
da war beim „Beschneiden“ (!) des Convolutes manche Nach- manche
Namensunter-Schrift glatt weggesäbelt worden; da hatten sich Bogen,
deren Format nicht willig paßte, unerbittlicher Gewalt fügen, und
biegen oder brechen müssen, daß sie in Fetzen hingen. Und da sind
Lücken entstanden, welche weder des Kopisten[1] Umsicht, noch des
Redakteurs Konjekturen auszufüllen vermochten.
Bald zeigte sich, daß eine chronologische Eintheilung mißlich,
-- nach meinem Dafürhalten unmöglich sey. Ich gerathe dadurch in
Widerspruch mit dem von mir so hochverehrten Biographen, der (siehe
Oben) von einer solchen Reihenfolge spricht. Wahrscheinlich, daß
Tieck in der _Anlage_ so etwas beabsichtigt hat. Durchgeführt
ward es keinesweges. Ich fand (mit Ausnahme der Schlegel’schen und
Wackenroder’schen Briefe, welche zwei selbstständige Bände bildeten)
die meisten übrigen in _alphabetischer_ Folge -- außer wo der
Buchbinder Konfusion gemacht hatte. Diese Folge habe ich denn auch
beibehalten, wo sie mangelhaft war, gründlich hergestellt, so daß
sich bald gesammter Vorrath nominell übersehen ließ; wobei jedoch
immer noch Noth und Sorge blieben, wegen der Zeitfolge in den Briefen
der einzelnen Korrespondenten, denen häufig die Daten fehlten, und
bisweilen nicht aus dem Inhalt errathen werden konnten. Eben so blieben
Abbreviaturen, Citate, Eigen- und Orts-Namen u. dergl. bei fast
unlesbarer Handschrift nicht selten räthselhaft.
Nachdem denn endlich der _Vorrath_ gut oder übel in’s Reine
gebracht vor Augen lag, begann erst die strengere _Auswahl_.
Ausgeschlossen mussten werden
Erstens -- sollte nicht der Umfang des Buches über alle Berechnung sich
ausdehnen, und es ungebührlich vertheuern -- diejenigen Briefe, die
_nicht an Tieck_ gerichtet, durch dritte Hand in seinen Besitz
gelangt sind.
Zweitens _sämmtliche_ Familienbriefe, aus denen ~Dr~. Köpke
unschätzbare Aufschlüsse für seine psychologische Entwickelung des
reichen Dichterlebens schöpfen, die ich aber, ausdrücklich ertheilter
Anweisung gemäß, nicht abdrucken lassen durfte.
Drittens wurde, meinen Ansichten getreu, im Ganzen unterdrückt, oder
wo möglich theilweise herausgestrichen, was Anstoß erregen -- was noch
Lebende persönlich verletzen -- was sie um ihrer lieben Todten willen
kränken -- was endlich den Schreibern Verdrießlichkeiten, und sind
sie begraben, üble Nachrede zuziehen könnte. Ich gestehe aufrichtig,
daß mir diese Censur einigemale recht schwer wurde; daß ich bei
pikanten Stellen die Feder oft in der Schwebe hielt, noch zögernd,
ob ich streichen sollte? Doch unser Verleger war mit mir und mit der
Erbin dieses Nachlasses einverstanden: ein auf litterarischen Skandal
berechneter Effekt sei unstatthaft, und Ludwig Tiecks Angedenken dürfe
durch Spekulationskniffe nicht entweiht werden.
Zählen wir noch dazu den Ausfall vertraulicher Zuschriften von Freunden
und Gönnerinnen, welche vor oder nach Seinem Tode zurückverlangt, oder
welche, wie Friedr. von Raumer’s und Solger’s, bereits anderweitig
veröffentlicht sind, so wurde eine befriedigende _Vollständigkeit_
der Sammlung unerreichbar. Wir mußten uns begnügen an dem Gedanken
festzuhalten und ihn lebendig zu machen:
All’ diese, mitunter völlig vereinzelten, auch die an sich scheinbar
unbedeutenden Blätter, bilden trotzdem _ein Ganzes_, stehen
in innerem Zusammenhange, weil sie, jedes auf seine Weise, der
_Nachwelt_ darthun, in welchem Lichte Ludwig Tieck, seit Beginn
eines poetischen Jugendlebens bis zum Abschluß hohen Alters, als
Dichter -- als Gelehrter -- als Kritiker -- als Vorleser -- als
Dramaturg -- als Mensch, Freund, Rather, Förderer, Wohlthäter....
nicht minder als saumseeliger Briefschreiber, bei _drei_ sich
folgenden Generationen seiner _Mitwelt_ gestanden hat.
Wir leugnen’s nicht: es sind hier und da recht schwache Vertreter
besagter Mitwelt zugelassen worden.
Nicht ohne reifliche Ueberlegung.
Zu einem umfangreichen historischen Bilde gehören außer den
Hauptpersonen viele, vielerlei Nebenfiguren. Auch die geringsten
sind zulässig, wofern ihre charakteristische Eigenthümlichkeit in
die Hauptidee der Konception gehört. Wie die Sammlung mit einem
Franzosen beginnt; wie sie, durch Engländer, Amerikaner, Schweden,
Dänen, Deutsche fortgesetzt, dem Leser Weise, Thoren, Staatsmänner,
Dichter, Krieger, Naturforscher, Aerzte, Politiker, Frauen, Mädchen und
verlorene Söhne vorführt; wie sie mit einem Schauspieler schließt, der
des historischen Feldherrn Urenkelneffe war.... so umfaßt sie Tieck’s
Dasein.
_Er ist es selbst_ in unwillkürlichen Zeugnissen von zweihundert
Menschen, die untereinander getrennt in ihm einen Vereinigungspunkt
gewinnen.
Unsere kurzen, leider oft sehr unvollständigen[2] Einleitungen hegen
nicht etwa die eitle Absicht, urtheilen zu wollen. Sie sollen nur dem
weniger mit der Litteratur Vertrauten bescheidene Andeutungen geben.
Und solcher Leser wünschen wir der Sammlung eine recht umfassende
Anzahl. Sie sind nicht selten die theilnehmendsten -- vielleicht weil
sie die unbefangensten sind.
Allen aber, Laien wie Kennern, legen wir die Bitte an’s Herz, diese
Bücher nicht zu durchblättern, bevor sie nicht _Rudolph Köpke’s_
oben genanntes Werk aufmerksam gelesen haben. Es ist kaum eine zweite
Lebensbeschreibung vorhanden, in welcher sich, so offenbar wie in
dieser, Pietät, begeisterte Verehrung, gänzliche Hingebung an den
Gegenstand mit unparteiischer Wahrheitsliebe verbinden. Wer Tieck noch
nicht aus seinen Dichtungen kannte, der mag ihn an Köpke’s Führerhand
kennen, mag Beide lieben lernen!
Und nun genug!
_Unsere_ Arbeit unterscheidet sich von den meisten Erzeugnissen
anstrengenden geistigen Fleißes dadurch, daß diese die Resultate
desselben der Lesewelt vorlegen dürfen, während wir die meiste Bemühung
auf dasjenige zu verwenden hatten, was _wegbleiben_ sollte. Darum,
wie wir keinerlei Anspruch auf irdischen Lohn und Erwerb dabei machten,
hoffen wir auch keinesweges auf Dank und Lob; sind jedes Tadels in
Demuth gewärtig. Auch der bitterste wäre nicht im Stande, Werth und
Bedeutung Büchern zu rauben, aus denen hervorragende Geister zu Geist
und Herz reden; er könnte immer nur den Herausgeber treffen; und dieser
fühlt sich im Voraus beruhiget durch das Bewußtsein strengerfüllter
Pflicht, die er geübt so weit seine Kräfte reichen. Darüber hinaus
kann kein Sterblicher.
Noch einen zweiten Trost bietet die Zuversicht, daß es an edlen
Menschen nicht fehlt, die sich gern eine Stunde stiller Weihe gönnen,
um sich aus dem Lärm und Streit der Gegenwart in entschwundene Zeiten
zu versenken; um sich in litterarische Zustände und Verbindungen,
wie sie uns heut zu Tage fremd erscheinen, hinüber zu träumen. Diese
werden billigen, daß ich nicht unterschlagen habe, was streng genommen
wegfallen konnte. Und ihre Befriedigung mag mich trösten über Vorwürfe,
welche von entgegengesetzter Seite nicht ausbleiben dürften.
Der Verleger denkt bei diesem seinen Unternehmen nicht an Gewinn....
doch ja! Die Erinnerung an den Dichter des Phantasus ehrenvoll
aufzufrischen gilt ihm dafür!
_Breslau_ im Mai 1864.
=Holtei.=


Inhalt des ersten Bandes
Seite
Ampère, Jean Jacques Antoine 1
Andersen, Hanns Christian 4
Armansperg, Joseph Ludwig, Graf 7
Arnim, Ludwig Achim von 9
Arnim, Bettina von, geb. Brentano 16
Atterbom, Peter Daniel Amadeus 20
Aubin, St. 22
Auguste. ? 27
Bacherer, ~Dr~. G. 29
Baudissin, Wolf Heinr. Friedr. Karl, Graf 30
Baudissin, Karl, Graf 34
Bauer, Caroline 35
Bauernfeld, Eduard von 37
Beskow, Bernh. von 41
Böttiger, Karl August 68
Boisserée, Sulpice 69
Bothe, Friedrich Heinrich 85
Braniß, Christlieb Julius 89
Brentano, Clemens 94
Brockhaus, Friedrich Arnold 107
Brühl, Karl Friedrich Moriz Paul, Graf 109
Bürger, Elisa 114
Büsching, Johann Gustav Gottlieb 115
C. 119
Carové, Friedr. Wilh. 120
Carus, Karl Gustav 122
Chezy, Wilhelmine Christine von, geb. von Klencke 129
Collier, John Payne 138
Collin, Matthäus von 142
Creuzer, Georg Friedrich 157
David, Pierre Jean 159
Deinhardstein, Johann Ludwig 161
Devrient, Eduard 163
Devrient, Karl 190
Eschenburg, Joh. Joachim 193
Förster, Karl 195
Förster, Luise, geb. Förster 196
Förster, Friedr. 205
Follen, August 207
Freytag, Gustav 214
Genast, Eduard 219
Gerle, W. A. 222
Gerstenbergk, Friedrich von 228
Gmelin, Leopold 231
Görres, Jacob Joseph von 236
Goethe 239
Grabbe, Christian Dietrich 242
Gries, Johann Dietrich 253
Haering, Wilhelm (Willibald Alexis) 262
Hagen, Friedrich Heinrich von der 265
Hagen, Ernst August 282
Hagn, Charlotte von 284
Halling, Karl 287
Hallwachs 300
Hardenberg, Friedrich Freiherr von (Novalis) 304
Hardenberg, Karl 312
Hauch, Johann Carsten von 326
Hauff, Wilhelm 329
Hebbel, Friedrich 332
Hegner, Ulrich 334
Heiberg, Johann Ludwig 339
Hensel, Wilhelm 342
Hermann, F. R. 344
Heumann, Georg 352
Heydrich, Moritz 359
Hirzel, S. 365
Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus 366
Holtei, Karl Eduard von 368


Ampère, Jean Jacques Antoine,

Sohn des berühmten Mathematikers und Naturforschers A. M. Ampère,
geboren zu Lyon den 12. August 1800, gestorben am 27. März 1864 zu
Pau. Er bereiste Italien, Deutschland, Skandinavien, den Orient.
Lehrer am ~collège de France~ in Paris. Unfehlbar gehörte er
zu den wenigen, seltne Ausnahmen bildenden Franzosen, die doch
einigermaßen, mindestens so weit es französischem Wesen irgend
möglich, in den inneren Geist deutscher Poesie eingedrungen
sind. Deren tiefere Bedeutung, hauptsächlich im Verhältnisse zu
jenen Ansprüchen, welche seine Landsleute an schöne Litteratur
machen, unbefangen zu erfassen, scheint allerdings auch diesem
ernsten und männlichen Streben nicht gelungen zu sein; sonst
könnten er und sein Freund F. unmöglich an die Spitze der (im
ersten Briefe erwähnten) projektirten Uebertragung Tieck’scher
Dichtungen jenen von schon veralteten, kaum noch _deutscher_ jetzt
lebender Generation verständlichen Anspielungen strotzenden,
polemisch-parodischen Scherz „der gestiefelte Kater“ zu stellen
beabsichtiget haben. Nichts war minder geeignet Tieck’s Muse
in Paris einzubürgern. Vielleicht hat Ampère auf seinen allzu
umfassenden Wegen durch die _Welt_ den ursprünglich klaren Blick
für _deutsche_ Zustände verloren, der ihm eigen war, als er
sich (1827) bei Göthe in Weimar aufhielt, und der ihn befähigt
hatte, sich sogar an Hebel’s alemanischen Gedichten wahrhaft zu
entzücken. Wie weit sein Forscherdrang ihn trieb, zeigen schon
folgende Büchertitel an: ~La Grèce, Rome et Dante~ (Paris 1850.)
-- ~Litterature et voyages~ (2 ~vol. Paris~ 1834.) -- ~De la
litterature française dans ses rapports avec les litteratures
étrangères au moyen age (Paris~ 1833.) -- Vieler anderer nicht zu
gedenken.
Eines seiner gediegensten Werke dürfte jedenfalls die drei Bände
starke Schilderung einer Reise durch Amerika sein, welche reich
ist an lehrreichen Wahrnehmungen und Aussprüchen. In diesem Buche
sagt er einmal: „Die Regierung der Vereinigten Staaten gleicht
einer Lokomotive auf der Schienenbahn. Sie begann ihren Lauf mit
weiser Besonnenheit; bald fing man die Maschine zu überheizen an;
die Schnelligkeit der Bewegung hat sehr zugenommen; es geht mit
vollem Dampfe, und große Strecken werden rasch zurückgelegt. Doch
in diesem Lande geschieht es oft, daß der Kessel platzt und die
Lokomotive in die Luft fliegt. -- ~Avis aux Américains~!“ --
Ampère’s bedeutender Verdiensten unbeschadet soll nicht
verschwiegen bleiben, daß er eine kaum zu entziffernde von
Nachlässigskeitsfehlern wimmelnde Handschrift führte, und daß für
nachstehende Briefe nichts geschehen konnte, als sie buchstäblich
zu kopieren,... so weit dies menschenmöglich war.

I.
~Paris, le decembre 1823.~
~_Monsieur_,~
~Un de mes plus vifs desirs, en quittant l’allemagne, était de faire
profiter mon pays de mon voyage, en contribuant à lui faire connaître
les productions des Vôtres. L’attrait particulier qu’ont en vos
ouvrages pour mon imagination, depuis le premier moment ou je les ai
connus, m’inspirait surtout l’envie d’en voir passer quelque chose~
dans notre langue. -- À essayer de le faire moi même était un espoir
dont je me berçais, c’était un plaisir que je me reservais après des
travaux longs et pénibles dans les quels je suis plongé maintenant,
mais je n’ai plus besoin de l’attendre le plaisir; et heureusement pour
mon impatience et pour Vos ouvrages, Monsieur, j’ai été devancé par un
de mes amis, qu’une plume élégante et déjà exercée rend moins indigne
de Vous traduire. Comme notre public a beaucoup à faire encore, malgré
sa bonne volonté et nos efforts pour saisir tout l’agrément de la
poésie etrangère et pour goûter un genre de composition aussi original
et aussi nouveau pour lui que le sont les Votres, nous commencerons
par un choix, qui nous Vous soumettons. Notre pensée était de débuter
par le _chat botté_ et quelques nouvelles; mon ami M. E. Fresnel
(?), frère d’un de nos plus illustres academiciens enlevé récemment aux
(illigible), a déjà traduit le _chat botté_ et „Liebeszauber;“
il va commencer le _blond Egbert_, il Vous envoye quelques
questions aux quelles il (?) Vous prie de répondre, dans l’intérêt de
la traduction. En effet il faut bien mettre notre public au courant et
nous ne pouvons nous mêmes y être mis que par Vous.~
~Si ce n’était pas trop abuser de Votre complaisance qui m’est connue,
je Vous demanderais de nous envoyer une liste de tout ce que Vous avez
publié -- si Vous trouviez un moyen de nous faire parvenir quelqu’une
de ces nouvelles de Vous qui se trouvent dans des almanachs poétiques
et qui sont difficiles à trouver, ce serait pour nous un bonne fortune,
entre autres, le Pietro Aponi que je Vous ai entendu lire, avec tant de
plaisir.~
~Veuillez me pardonner, Monsieur, cette importunité, et s’il se peut,
accorder à mon ami sa demande, nous vous en remercierons pour nous et
pour les lecteurs.~
~M. Eckermann de Weimar m’a donné de Vos nouvelles. Il a eu le plaisir
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